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Der Saphir der Halbblüter

von

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Ich will gerade auf ihren rührenden Worte antworten, höre ich unerwarteterweise die Türklingel läuten. Kurz schaue ich Meldoy irritiert an, vielleicht erwartet sie ja Besuch. Doch mit einem kurzen Schulterzucken und ebenfalls überraschendem Blick gibt sie mir zu verstehen, dass sie ebenfalls niemanden erwartet. Gerade will ich aufstehen um zur Tür zu gehen, doch mit einer einfach Handbewegung, gibt Melody zu verstehen, dass sie schon nachsehen wird. Ich weiß nicht warum, vielleicht, weil sie denkt, so mein Geheimnis besser wahren zu können. Der Gedanke ist zwar sinnlos, doch bin ich ihr trotzdem dankbar, dass ich mich mit niemanden sonst abgeben muss. Es ist immer noch nicht meine stärke, empathie- und verständnisvoll mit anderen umgehen zu können.
 

Ich kann mich nicht daran erinnern, wann überhaupt die Klingel jemals geläutet hat, abgesehen von diesem einem Mal, als Mel hier aufgetaucht ist. Gerade wegen dem Unfall und der Tatsache, dass ich ein Halbblüter bin, ein Mitglied eines geheime Dorfes, bin ich von der Außenwelt abgeschoben, habe keinerlei soziale Kontakte. Keinen Job oder sonst irgendetwas. Die Post und Briefe werden in ein Postfach gelegt, welches am anderen Ende der Stadt ist und ich nur einmal alle paar Wochen abholen gehe. Und selbst dann, ist dieses Fach eher leer, als dass ich irgendwelche Umschläge vorfinden würde. Über das Internet bestellen oder allgemein Information im Internet über mich bekannt zu geben, tu ich schon gleich gar nicht. Man sieht also, wir tun alles, um unerkannt zu bleiben. Zumindest tu ich das.
 

Durch einen schrillen Schrei und ein lautes Knallen der Tür, werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Sofort stehe ich auf und eile zu Melody, die sich bereits mehrere Schritte von der Tür entfernt hat und sich mit dem Rücken fest gegen das Treppengeländer stützt. Die Angst ist ihr ins Gesicht geschrieben. Egal was sich vor der Tür befindet, ich kann es nicht leiden, wenn dieses Etwas, so einen Einfluss auf Melody hat.

„Melody... beruhige dich. Was ist passiert?“, versuche ich sie erst zu beruhigen und nehme sie in den Arm. Mir ist egal, was vor der Tür ist, denn Mel hat für mich höchste Priorität.

Sanft drücke ich sie an mich, doch ihr Körper bebt beinahe mehr, als ein Erdbeben und immer wieder vernehme ich einzelne Bruchstücke von Wörtern, die für mich keinen Sinn ergeben.

Erneut versuche ich sie zu fragen, was passiert ist. Was genau sie vor der Tür gesehen hat und wovor sie solche Angst hat. Doch sie ist vollkommen durch den Wind und stammelt nur Worte wie „da...“, „Tür...“ und „Er...“ hervor.

Währenddessen klingelt es immer und immer wieder. Bei jedem Ton verkrampft sich ihr Körper erneut, dass sie sich verzweifelt die Ohren zuhält. Das geht eindeutig zu weit.
 

Ich atme tief durch, nehme meine Kampfstellung ein und richte mir die Worte, welche mich in einen Wolf verwandeln lassen, in meinem Kopf zurecht.

Mit einem Schwung reiße ich die Tür auf, um endlich zu sehen, was sich davor verbirgt. Doch kaum habe ich die Tür geöffnet, kann ich meine Faust nicht zurückhalten und schlage diesem jemand mit voller Wucht ins Gesicht. Ich meine sogar zu hören, wie dessen Nase unnatürlich geknackt hat. Ein schmerzvolles Aufstöhnen seinerseits und er taumelt ein paar Schritte zurück.

Ich setze zum zweiten Schlag an, doch gerade noch rechtzeitig kann Melody mich zurückhalten, bevor meine Faust nur sein rechtes Auge erwischt hätte.

„Alles klar.. ich schätze, die habe ich verdient...“, sagt er in einem unterdrückten Ton, um nicht zu zeigen, dass der Schlag doch ziemlich heftig war.

Langsam steht er wieder relativ sicher auf den Beinen und richtet sich auf. Es ist nun das zweite Mal, dass ich in diese gottverdammten smaragdgrünen Augen schaue, die der Unbekannte hat. Und jedes Mal, wenn ich diese sehe, würde ich am liebsten wieder zuschlagen.
 

„Was willst du hier?“, greife ich den schwarzen Wolf an, der aber in seiner Menschengestalt vor mir steht. Sein pechschwarzes Haar ist zerzaust und hängt ihm ins Gesicht. Blut strömt ihm aus der Nase, über die Lippen, bis zum Kinn. Zum Glück – die Nase ist gebrochen.

„Daemon, bleib ruhig... sieh doch... “, höre ich es Melody leise, beinahe schon schüchtern hinter mir sagen.

Ruhig bleiben? Bei ihm? Nachdem er solch einen Einfluss auf sie hinterlassen hat? Wie kann sie dabei so bedacht bleiben und nicht vollkommen austicken?

Ich schaue sie an, direkt ins Gesicht. Ihre Augen lösen in mir tatsächlich etwas aus, was mich hinunterfahren lässt. Ich atme einmal tief durch und wende meinen Blick dann wieder an ihn.

Er hält sich inzwischen seinen Ärmel unter die Nase, um das Blut zu stoppen. Ich hoffe doch vergebens.
 

Doch erst jetzt bemerke ich den Rest. Seine Haare sind zerzaust, aber nicht, weil sie so gestylet wurden, sondern aufgrund eines Kampfes. Mehrere kleine Schrammen zieren bereits sein Gesicht, welche schon vorhanden waren, bevor ich ihm die Nase gebrochen hatte. Die Kleidung ist zerfetzt und unter den Rissen, des schwarzen Pullovers und der schwarzen Jeans, dringen mehrere Blutspuren hervor.

Während ich auf der einen Seite Mitleid habe, fluche ich auf der anderen innerlich, dass diese Spuren leider nicht meinetwegen vorhanden sind.
 

„Kann.. ich kurz mit euch reden..?“, fragt der schwarze Wolf, oder Mensch, ein wenig verunsichert. Gerade will ich dagegen protestieren, als Melody mich unterbricht und ihn herzlich hinein bittet. Ich schaue sie verständnislos an und versuche ihr zu verstehen zu geben, ob sie überhaupt weiß, was sie gerade tut.

Kurz schaut sie mich an. Ihr Blick ist klar und ihr Verstand scheint wohl voll funktionsfähig zu sein, auch wenn ich davon nicht gerade überzeugt bin. Sie stützt ihn beim Hineingehen und ich sehe, wie sie ihn ins Wohnzimmer führt. Noch immer stehen ich vollkommen perplex in der Tür.

Nach wenigen Sekunden komme ich wieder zu mir und folge ihr. Mit einem etwas ernsteren Blick und einem Augendrehen deute ich ihr, dass sie mir in die Küche folgen soll. Ich gebe ihr nicht mal Zeit zum antworten, da gehe ich bereits in die Küche.
 

„Was soll das? Hast du vergessen, was der dir angetan hat?“, frage ich vorwurfsvoll und schau sie wütend an.

„Natürlich nicht! Aber hast du ihn dir mal angesehen?“, fragt sie ebenfalls etwas lauter, lässt sich aber nicht von mir unterkriegen, was sie sofort wieder interessant und attraktiv werden lässt.

„Das ist doch nur eine Masche! Der Typ schreckt vor nichts zurück!“.

„Das glaube ich nicht! Er hat nicht mal versucht uns etwas anzutun. Er hat sich nicht gewehrt, als du ihn geschlagen hast. Er hat uns lediglich gefragt, ob er mit uns reden kann!“, kontert sie und schaut mich wütend an.

„Gib ihm wenigstens die Chance, sich zu erklären, warum er hier ist!“, fügt sie hinzu und sieht mich flehend an.

Ich seufze hörbar und schließe für einen Moment die Augen. Ich bin nicht begeistert ihn anzuhören, geschweige denn, ihn in unser Wohnzimmer zu lassen. Noch immer habe ich die Bilder vor Augen, wie er Mel festgekettet und wie sie ausgesehen hat, als er sie in diesem leerstehendem Haus festhielt. Nicht zu vergessen, hat er versucht mich am See verbluten zu lassen. Die drei Narben auf meiner Brust sind immer noch deutlich sichtbar und erinnern mich jeden Tag daran, welchen Hass ich doch auf ihn habe. Ich kann einfach nicht verstehen, warum Mel ihm helfen will.
 

Ich spüre, ihre Hand an meinem Arm, und wie sie einen Schritt auf mich zukommt. Augenblicklich hab ich das Gefühl weniger Luft zum atmen zu haben und wie meine komplette Aufmerksamkeit nur noch auf sie gerichtet ist. Wie schafft sie das immer nur?

„Daemon... wenn du ihn nicht anhörst oder ihn verurteilst, bist du kein Stück besser, als er. Natürlich hat er Fehler gemacht und ja ich weiß, was er dir und mir angetan hat. Wir haben lange genug darüber gesprochen. Aber gib ihm wenigstens die Chance zu reden. Vielleicht... entschuldigt er sich ja“

„Das glaubst du doch wohl selbst nicht!“, bricht es aus mir heraus und funkle sie wütend an. Der schwarze Wolf und sich entschuldigen? Das sind zwei Wörter, die niemals in einem Satz vorkommen sollten.

„Daemon bitte... gib ihm nur die eine Chance. Danach kannst du ihm immer noch ein blaues Auge verpassen“, sagt sie ruhig und schenkt mir ein kleines Lächeln.

Wie ich ihren Humor doch liebe. Ich sehe ihr in die Augen, erkenne, dass sie tatsächlich glaubt, er sei hier um sich zu entschuldigen. Ich seufze und nicke schließlich widerwillig.
 

Zurück im Wohnzimmer, bleibe ich jedoch auf der Hut und beobachte ganz genau, wie Melody sich um die Nase meines Gegenübers kümmert. Ich spüre einen Drang von Eifersucht, was mir ganz und gar nicht gefällt. Müssen Meldys Lippen so nah an seinen sein? Muss sie ihre Hände an seinen Nacken legen, nur um mit der anderen Hand die Nase zu versorgen? Muss sie sich überhaupt um ihn kümmern? Zum Glück wagt er es kaum sie auch nur anzusehen, sondern erwidert meinen Blick nur ganz kurz und starrt die meiste Zeit nur auf den Boden.

„Also nochmal. Warum bist du hier?“, fordere ich schließlich, nachdem ich diese Nähe meiner Meinung nach schon zu lange zugelassen habe. Melody warnt mich mit einem vielsagendem Blick, doch diesen ignoriere ich ausnahmsweise.

Für einen kurzen Moment hält der Wolf meinem Blick stand, senkt seinen Kopf aber dann seufzend.

„Hör zu, das alles.. tut mir wirklich leid“.

Mir entweicht ein unnatürliches Lachen, wodurch ich ihn unterbreche.

„Ich meine es ernst! Dass ich dich beschuldigt habe, das Dorf verraten zu haben, die Sache am See und mit... ihr..“. Kurz streift sein Blick zu Melody, dann schaut er wieder mich an. Ich muss jedoch aufpassen, keinen Lachanfall zu bekommen. Ich glaube ihm kein Wort.
 

„Ach ja? Von wo kommt auf einmal der Sinneswandel?“, frage ich belustigt und verschränke die Arme vor der Brust. Ich gebe ehrlich zu, auf diese Antwort bin ich mehr als gespannt.

„Wegen Andrew...“, antwortet er leise, aber bestimmt. Er verzieht keine Miene, sondern starrt mich einfach nur an. Mir hingegen vergeht augenblicklich das Lachen und das Blut in meinen Adern gefriert.

„Andrew? Was hat er damit zu tun? Hat er irgendwas gesagt? Wenn ja, will ich es nicht hören!“, schreie ich beinahe durch das ganze Haus und gehe aufgeregt hin und her.

Wieder höre ich Melody verzweifelt meinen Namen sagen, doch ich gehe nicht darauf ein. Ich will einfach nichts mehr von ihm wissen, egal wie sehr Mel mich doch darum bittet, ihn anzuhören.
 

„Andrew hat nichts gesagt. Im Gegenteil, Daemon. Er hat geschwiegen, die ganze Zeit. Er war es!“. Der Wolf erhebt sich und stellt sich direkt vor mich. Ich verstehe kein Wort, von dem, was er sagt.

„Daemon... als ich dachte, du warst es, der uns verraten hat, hab ich mich getäuscht. Andrew war es. Er hat uns an den Staat verraten. Und er war es, der das Militär direkt zu uns geführt hat!“, fährt er fort. Ich starre ihn ungläubig an. Andrew hat das Dorf verraten? Aber sie sind seine Familie. Sie haben ihm vertraut, so wie ich ihm vertraut habe. Alles, was mein Bruder je getan oder gesagt hat, war eine einzige Lüge.

„Versteh doch endlich! Seinetwegen öffnen sich die Tore für die Feinde! Seinetwegen wurden Opfer gebracht! Seinetwegen, werden genau in diesem Moment, unseresgleichen abgeschlachtet! Jetzt gerade sterben sie! Wir befinden uns im Krieg, Daemon!“.

Die Stimme des Wolfes hallt in meinem Kopf, als wäre sie hunderte Kilometer von mir entfernt. Ich habe das Gefühl, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen werden und ich falle in ein nicht enden wollendes schwarzes Loch. Die letzten drei Jahre meines Lebens waren nichts weiter als eine Lüge. Alles was ich dachte, war sinnlos. Der damalige Angriff, war Andrews Schuld. Seinetwegen ist die Mutter der Welpen ermordet worden und er nimmt sie auf, als wären sie seine eigenen Kinder. Vermutlich war es nichts weiter, als sein Schuldgefühl, was ihn dazu veranlasst hat, sich um Tick, Trick und Track zu kümmern und sie auszubilden.

Die ganze Zeit hatte ich Angst, ich dürfte mich Melody nicht nähern, weil wenn sie zu viel wüsste, das Militär sie schnappen könnte, nur um an Informationen zu kommen. Dabei hatten sie bereits alles, was sie wissen mussten. Alle Informationen, bekam sie von Andrew, aus erster Hand.

Ich kann einfach nicht glauben, dass Andrew der Dorn im Auge ist, der uns verraten hat. Der Dorn, von dem alle dachten, er hätte ein reines Herz, wäre vertrauenswürdig und selbstlos. Doch er ist nur dieser eine Dorn, der uns alle ins Verderben bringen wird.

Doch stellt sich mir eine Frage: Warum?
 

„Daemon...?“, höre ich Melodys sanfte Stimme leise hallen. Als ich wieder zu mir finde, steht sie direkt neben mir und schaut mich besorgt an, hat ihre Hand an meiner Schulter gelegt. Dann schaue ich wieder zu dem Wolf.

„Egal. Es ist mir egal. Ich will nichts mehr mit Andrew zu tun haben!“, funkle ich ihn wütend an.

„Das kannst du nicht tun! Du gehörst zum Rudel, Daemon! Es ist deine Pflicht!“.

„Erzähl du mir nicht, was meine Pflichten sind! Seit dem Unfall ist das Dorf nicht mehr meine Heimat!“, kontere ich, fest von meinem Argument überzeugt. Ich habe einfach das Gefühl, je mehr Abstand ich von den übrigen Halbblütern und Andrew habe, desto besser wird es mir gehen. Die letzten Jahre haben sie mir auch nicht gut getan.

„Daemon bitte! Vielleicht hört Andrew ja auf dich!“, versucht er mich weiter zu überreden, doch ich kann mir ein ironischen Lachen nicht verkneifen.

„Auf mich hören? Du hast keine Ahnung! Selbst wenn ich euch helfen würde, ein weiterer Wolf würde kein Unterschied machen! Wenn er das Militär in das Dorf geführt hat und wir im Krieg stehen, können wir nichts ausrichten! Ihre Waffen sind viel wirkungsvoller und gefährlicher!“.

„Wir haben bereits Hilfeboten zu den benachbarten Rudel geschickt, aber sie sind bisher noch nicht eingetroffen. Bitte... du lässt damit nicht nur dich oder deinen Bruder im Stich. Sondern das gesamte Dorf und es werden unschuldige Halbblüter sterben. Jeder wird sterben!“
 

Diese drei letzten Worten bringen mich zum schweigen. Ich sollte bei „jeder“ eigentlich an die Ältesten denken, ohne die der Spahir nicht beschützt und wir unsere Kräfte nicht kontrollieren können. Aber witzigerweise denke ich nicht an die drei grauen Wölfe, die sich für etwas besseres halten. Nein, ich denke an die anderen drei. Die drei, obwohl ich es mir eigentlich nicht eingestehen wollte, die mir wirklich ans Herz gewachsen sind. Die drei Welpen... Tick, Trick und Track.

So betrachtet, wäre ich vermutlich doch ziemlich betroffen, vielleicht auch einen Hauch verzweifelt, wenn einem von ihnen etwas zustoßen würde. Sie sind irgendwie doch eine ganz kleine Familie für mich, auch wenn sich Andrew mehr um sie gekümmert hat.

„Na schön... lass uns gehen...“, antworte ich fest entschlossen, nachdem ich mit einem letzten Seufzen meine letzten Zweifel besiegt habe und mache mich auf dem Weg zur Tür.

„Ich komme mit euch“, höre ich es hinter meinem Rücken sagen und bleibe augenblicklich stehen, nur um mich zu Melody umzudrehen.

„Kommt nicht in Frage! Du bleibst hier in Sicherheit!“, schreie ich sie beinahe schon an, so dass ich mich kaum wiedererkenne.

„Bitte lass mich euch irgendwie helfen...“, fleht sie schon fast und schaut mich mit ihren mausgrauen Augen an.

„Nein... glaub mir, du hilfst mir mehr, wenn ich weiß, dass es dir gut geht. Ich... würde mir nur Sorgen machen. Ich komme wieder“, rede ich ruhig auf sie ein.

Ich hatte gar nicht bemerkt, wie ich einen Schritt auf sie zugegangen war und habe nun beide Hände an ihren Schultern abgestützt.
 

Allerdings, zweifelte ich selbst an meinen Worten. Wenn Andrew tatsächlich das Militär zum Dorf geführt hat, ist die Chance zu überleben, mehr als gering. Wir sind ihnen unterliegen. Während sie Maschinengewehre und weitere Militärwaffen haben, haben wir nichts, außer unsere Klauen und Zähne. Während sie aus meterweiter Entfernung abfeuern können, sind wir auf direktem Angriff angewiesen. Wie sollen wir das überleben?

Melodys Augen werden feuchter, ihre Pupillen weiten sich und ich höre, wie ihr Atem zittert, wenn sie einatmet.

„Du lügst...“, sagt sie verzweifelt und krallt sich hoffnungslos an meinem Shirt fest. Sie befürchtet wohl, das Selbe und weiß genau, wie unsere Chancen stehen.

Ich kann es kaum ertragen sie so zu sehen. So ausgeliefert. Sie wirkt so viel weicher, schwächer als sonst. Sie steht vor mir, als wäre sie ein kleines Mädchen, dass ihre Eltern anbettelt, den Teddybär wieder zubekommen. Die alles tun würde, um nur diesen einen Wunsch erfüllt zu bekommen.

Aber so gern ich sie bei mir haben würde, will ich ihr das nicht zumuten. Ich kann mich viel mehr auf Andrew und den Angriff konzentrieren, wenn ich weiß, dass es ihr gut geht. Vor allem, sollte ich wirklich fallen, will ich nicht, dass sie mich so sieht.

Und das ist wohl der Grund, warum ich das tue, was ich in meinen schönsten Träumen nie gewagt hätte.

Ich küsse sie. Einfach so. Es ist mir egal, was danach passiert. Denn es ist vermutlich die letzte Chance, die ich jemals haben werde. Ich stecke so viele Gefühle in diesen Kuss, vermutlich auch Gefühle, von denen ich nicht mal wusste, dass ich sie habe. Aber eines weiß ich inzwischen, auch, wenn ich es mir nie eingestehen wollte. Ich wollte immer eine gewisse Distanz wahren, immer eine Fassade haben, die mich schützt. Aber sie, Melody, bringt einfach meine Mauer zum fallen und weckt Gefühle, die ich seit drei Jahren nicht mehr gespürt habe.

Denn geliebt, habe ich seit her nicht mehr. Es ist nicht nur eine Phase des Verknalltseins. Ich habe das Gefühl bei Melody ich selbst sein zu können, egal ob Mensch oder Wolf. Und sie akzeptiert mich, mit meinen Macken und meiner schlechten Laune. Und ich liebe sie, wie sie ist. Und dafür muss sie sich nicht einmal verstellen.
 

Langsam löse ich den Kuss und sehe in ihre mausgrauen, überraschten Augen. Es ist deutlich zu sehen, dass sie damit nicht gerechnet hatte, aber das spielt keine Rolle mehr. Ich hoffe nur, dass wir später noch die Chance haben miteinander zu reden. Und egal, was dafür nötig ist, ich werde alles tun um dieses Gespräch zu ermöglichen.

„Ich komme wieder... versprochen...“.

Mit diesen Worten kehre ich ihr schweren Herzens den Rücken zu und verlasse mit dem Wolf das Haus.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sundy
2017-06-20T20:33:43+00:00 20.06.2017 22:33
Oh oh na das kann was werden. Ich bin gespannt wie das Dorf aussieht. Das wird garantiert nicht gut ausgehen wenn er auf seinen Bruder trifft. Mich würde es interessieren ob er die Welpen bei sich aufnimmt und vor allem auf das Gespräch mit Melody bin ich gespannt.


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