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Star Trek - Timeline - 01-02

Kadettenjahre - Teil-2
von

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Die Brücke der Kriegsgöttin


 

7.
 

Die Brücke der Kriegsgöttin
 

Zwei Stunden lang folgten Tar´Kyren Dheran und Christina Carey dem Gang in die Tiefe, bevor er zum ersten Mal in eine andere Richtung schwenkte. Mittlerweile hatte Eis den Felsen unter ihren Füßen abgelöst und es knackte und knirschte bei jedem ihrer Schritte. Dabei war die Qualität der Luft, in den letzten Minuten, langsam aber stetig immer schlechter geworden. Den Grund dafür entdeckten sie, als sie nach einer weiten Linkskurve, einen etwas größeren Höhlendom betraten und die Kadaver mehrerer Eisstiere entdeckten.

Sie machten einen Bogen um die vereisten Tierleichen und Dheran erklärte: „Andorianische Gelehrte haben immer vermutet, dass sich diese Tiere zum Sterben in die Tiefen Andorias zurückziehen, da man nie Leichen dieser Tiere an der Oberfläche entdeckt hat. Der Gestank wird von dem Blut erzeugt, das auch lange nach dem Tod der Tiere flüssig bleibt und sich dabei langsam zersetzt, wobei der Gestank abgesondert wird.“

„Sehr interessant“, keuchte die Wissenschaftlerin würgend. „Trotzdem hätte ich gut und gerne auf diese Erfahrung verzichten können.“

„Dabei steht dir die grüne Gesichtsfarbe wirklich gut“, stichelte der Andorianer. Danach wurde er schnell wieder ernst. „Ein Gutes hat dieser Fund für uns aber doch. Er beweist, dass es noch einen anderen Weg hier herunter geben muss. Denn diese Eisstiere müssen es ja schließlich irgendwie hierher geschafft haben, und als Kletterkünstler sind die bei uns nicht gerade bekannt.“

„Verdammt noch mal, du hast Recht“, rief Christina Carey aus. „Vermutlich liegt der Zugang, den diese Tiere genommen haben, noch tiefer in der Sperrzone.“

Dheran bemerkte ihre nun wieder aufkeimende Zuversicht, und auch spürte eine gewisse Erleichterung. Es gab einen Ausweg und sie mussten ihn nur finden.

Schnell durchschritten sie diesen Höhlendom und verließen ihn durch einen Gang auf der anderen Seite. Einige Male wand sich der Gang nun in engen Kurven, mal nach Linkes, mal nach Rechts und Tar´Kyren Dheran war froh darüber, dass er, dank der primären Funktion seiner Antennenorgane, nicht die Orientierung verlor.

In diese Überlegung hinein murrte Christina Carey missmutig: „Wir werden uns hoffnungslos hier unten verirren.“

„Das werden wir nicht“, erwiderte Dheran bestimmt. „Du vergisst wohl, dass du mit einem Andorianer hierher gekommen bist. Meine Antennenorgane auf dem Kopf besitzen primär die Aufgabe, den dreidimensionalen Raum um mich herum wahrzunehmen. Mit anderen Worten, Andorianer besitzen die Fähigkeit sich auch in komplexen Labyrinthen nicht zu verirren, da sie jederzeit ihre Position innerhalb geschlossener Gangsysteme kennen. Sei es nun in weitläufigen Gebäuden oder, so wie hier, in einem unterirdischen Gangsystem. Dabei können Andorianer bis auf wenige Meter Toleranz sagen, wie weit wir uns von einem bestimmten Punkt entfernt haben. Ich würde also zumindest jeden Ort, an dem wir bisher waren, inklusive des Absturzortes, wiederfinden. Kein Grund zur Panik also.“

Christina Carey gab einen leisen Laut der Überraschung von sich. Erst einige Herzschläge später erwiderte sie: „Das wusste ich bisher nicht. Was, zum Teufel, kannst du denn noch alles anstellen, mit diesen verdammten Antennen. Kannst du damit etwa auch noch Subraumnachrichten empfangen?“

„Nichts dergleichen“, gab der Andorianer erheitert zurück. „Jetzt kennst du alle ihre Funktionen, Christina.“

„Das beruhigt mich außerordentlich.“ Die Irin schlug kurz die Kapuze ihrer Jacke zurück, band sich ihren Schal um Mund und Nase und setzte die Kapuze wieder auf. Dumpf klang ihre Stimme auf: „Hier unten hat es bestimmt minus hundert Grad.“

„Eher um die minus dreißig bis minus vierzig“, versetzte Dheran schmunzelnd.

Sie kamen an eine Stelle, ab der sich dieser Gang wieder geradlinig vor ihnen erstreckte. Für eine Weile blieb es still zwischen ihnen und nur das Knirschen ihrer Stiefelsohlen auf dem eisigen Fels, und ihr leiser Widerhall war zu hören. Nach einer Weile glaubte Christina Carey noch etwas Anderes in der Stille zu vernehmen. Sie hielt an und packte ihren Begleiter am Unterarm.

„Bleib mal kurz stehen und verhalte dich ruhig“, bat sie ihren Begleiter. „Ich glaube, ich habe da gerade ein Geräusch gehört, dass sich von denen unterscheidet, die wir verursachen, Tar´Kyren.“

Sie blieben stehen und lauschten in die Finsternis. Zuerst hörte der Andorianer rein gar nichts, doch dann drang ein leises Rauschen und Plätschern an seine Ohren.

Dheran wandte das Gesicht zu Christina Carey und flüsterte heiser. „Ja, jetzt höre ich es auch. Ein unterirdischer Fluss, wie mir scheint. Hm, ich glaube fast...“

Er unterbrach sich, und nachdem er auch nach einigen Sekunden den Satz nicht zu Ende gebracht hatte, fragte die Wissenschaftlerin raunend: „Was glaubst du?“

„Ich bin mir nicht sicher, aber in der vagen Wegbeschreibung meiner Aufzeichnungen kommt auch ein unterirdischer Fluss vor, und eine Brücke, die ihn überspannen soll. Komm, lass uns nachsehen, ob es wirklich ein Fluss ist, oder ob wir uns das nur einbilden.“

Der Andorianer aktivierte jetzt seinen eigenen Doppel-Scheinwerfer, leuchtete voraus und zog die Wissenschaftlerin mit sich, indem er ihre rechte Hand in seine nahm. Ungezählte Male war er auf dieselbe Art und Weise mit seiner kleinen Schwester durch die Eiskanäle rund um Li Mi´She gestreift.

Christina Carey ging mit ihm, ohne Einwände zu erheben. Sie schritten schneller durch den Gang, der sich langsam verbreiterte. Dabei wurde das leise Rauschen und Gluckern lauter und sie waren sich sicher, keiner Täuschung zum Opfer gefallen zu sein.

Ohne Vorwarnung traten die Felswände auf beiden Seiten des Ganges zurück und vor ihnen lag eine gewaltige Felsenhalle. Erst hier zog die Wissenschaftlerin ihre Hand zurück und spöttisch fragte sie: „Bist du immer so vertraulich, in der Nähe weiblicher Offiziere?“

Tar´Kyren Dheran bemerkte seinen Fauxpas erst jetzt und sich leise räuspernd erwiderte er zögerlich: „Nein. Es tut mir leid, für einen Moment lang habe ich mich in die Zeit zurückversetzt gefühlt, in der ich mit meiner kleinen Schwester durch die Eiskanäle, rund um Li Mi´She gestreift bin.“

„Kein Problem“, entgegnete die Frau, deutlich amüsiert. „Aber merk dir für die Zukunft, dass ich nicht deine kleine Schwester bin.“

„Gut, dass du mich darauf hingewiesen hast“, antwortete Dheran ironisch. Erst dann bemerkte er den schwach bläulichen Schein auf dem Gesicht seiner Begleiterin. „Schnell, mach bitte den Scheinwerfer aus.“

Die Irin kam seiner Aufforderung nach und bemerkte, dass auch er den seinen deaktivierte. Im Normalfall hätte es nun stockfinster sein müssen, doch sie konnte den Andorianer vor sich in einem blassen Blauton erkennen. Irgendetwas hier unten sorgte für dieses Licht. Verwundert fragte sie: „Was ist denn das?“

Sie sahen nach vorne, wo sie nun ganz deutlich einige bläulich leuchtende Punkte entdeckten. Ahnungsvoll dachte die Wissenschaftlerin an das Armband, das ihr Tar´Kyren geschenkt hat und sie fragte leise: „Sind das etwa Kumaris Tränen?“

„Ich vermute es“, gab der Andorianer zurück. Damit aktivierte er wieder seinen Scheinwerfer und leuchtete über den Boden. Christina Carey tat es ihm nach.

Etwa zwanzig Meter vor ihnen verschwand der Boden abrupt, über die gesamte Breite des Felsendomes. Außer an einer Stelle. Sie leuchteten daran entlang und stellten fest, dass diese etwa fünf Meter breite Stelle den Beginn eines Brückenbogens bildete. Er wurde von Statuen und einer hohen Brüstung zu beiden Seiten des Bogens gesäumt, die aus purem Eis zu bestehen schienen. Dabei entdeckte Tar´Kyren Dheran nun, dass das bläuliche Glühen von den Augen der andorianischen Männer und Frauen ausging, welche die Statuen darstellten.

Christina Carey nahm ihren Rucksack vom Rücken. „Wir sorgen dann mal für etwas mehr Licht.“

Damit förderte sie zwei leichte, dünne Stative hervor, an deren Enden starke Lichtquellen installiert waren, die von einer Energiequelle im Stativ selbst gespeist wurden. Sie reichte Dheran eins davon. „Stell es am besten ein Stück außen, neben der Statue, auf.“

Nachdem sie die Stative aufgestellt hatten aktivierten sie die Lichtquellen, die sich stufenweise erhellten. Als sie die volle Leistung erreichten starrten die Wissenschaftlerin und der Kadett gleichermaßen sprachlos auf das, was sich vor ihren Augen erstreckte.

Sie sahen jetzt ganz deutlich, dass der eigentliche Brückenbogen aus gewachsenem Fels bestand. Die beiden Statuen zu beiden Seiten des Bogens besaßen eine Höhe von mindestens sieben Metern und stellten Andorianische Krieger dar, wie sie zu der Zeit der Clan-Kriege ausgesehen haben mochten. Durch das Einsetzen von Kumaris Tränen in die Augenhöhlen der Eisstatuen wirkten sie irgendwie lebendig und unheimlich auf die beiden Beobachter. Weitere Statuen, etwa halb so groß, standen entlang der Brüstungen. Das jenseitige Ende der Brücke lag mindestens fünfzig Meter von ihnen entfernt, auf der anderen Seite der Schlucht.

Es war der Andorianer, der zuerst die Sprache wiederfand und feststellend sagte: „Alles spricht dafür, dass dies die Brücke der Kriegsgöttin ist, die in meinen Aufzeichnungen den Beginn des Weges nach Kharon-Dhura markiert. Sie muss es sein, denn sie entspricht den vagen Beschreibungen, die ich davon zusammengetragen habe.“

Dheran kramte sein PADD aus dem Rucksack und machte ein paar Eingaben, bevor er es wieder im Rucksack verstaute.

Christina Carey deutete aufgeregt auf die Mitte der Brücke. „Es fehlt ein Teil des Brückenbogens. Mindestens auf einer Länge von zehn Metern. Da kommen wir nicht rüber.“

„Zumindest nicht ohne sportlichen Einsatz“, gab Dheran zu. „Bist du schwindelfrei?“

Christina Carey sah ihren Begleiter fragend an. „Was hast du vor?“

Der Andorianer ging zum Rand der Schlucht und blickte hinunter. Der Grund, von dem ein leises Gluckern und Rauschen zu ihm herauf drang, war nur zu erahnen. „Mindestens einhundert Meter, vielleicht noch mehr“, stellte er fest. Erst dann beantwortete er die Frage der Irin, indem er hinzufügte: „Wir werfen ein Seil um eine der Statuen, binden es auf dieser Seite, ebenfalls an einer der Statuen, fest und arbeiten uns dann hinüber auf die andere Seite.“

„Ja, klar. Was denn sonst.“

Es war der Wissenschaftlerin deutlich anzumerken, wie wenig sie der Gedanke begeisterte, ihr Leben einem, wenn auch sehr widerstandsfähigen, Kunststoffseil anzuvertrauen, und sich über diesen mörderischen Abgrund zu hangeln. Andererseits war sie nicht bereit, die Suche nach Kharon-Dhura aufzugeben. Gerade jetzt nicht, da sie einen ersten Hinweis auf die Existenz der Verlorenen Eisstadt entdeckt hatten.

Christina Carey nahm das fingerdicke Seil, das sie außen an den Rucksäcken befestigt hatte, von ihrem Gepäck und suchte im Innern ihres Rucksacks nach einem der Duranium-Haken. Behände verband sie ihn mit einem Ende des Seiles und legte es dann zur Seite. Zuerst wollte sie einen Blick über den Abgrund werfen.

Tar´Kyren Dheran war ihr ein Stück voraus. Offensichtlich hatte er dieselbe Idee gehabt, wie sie.

Als die Irin noch zwei Schritt von ihrem Begleiter entfernt war, drang ein unheilvolles Knacken an ihre Ohren. Im nächsten Moment krachte es und der Andorianer begann, in die Tiefe zu stürzen.

Ohne darüber nachzudenken hechtete die junge Wissenschaftlerin vorwärts und griff verzweifelt nach einem der Arme, die Dheran instinktiv nach oben ausgestreckt hatte. Sie bekam ihn am linken Handgelenk zu packen und hielt es mit geradezu übermenschlicher Anstrengung fest, während sie, am Rand des abgebrochenen Brückenbogens, zu Boden ging. Dabei stieß sie ächzend die angehaltene Luft aus. Sämtliche Muskeln ihres Körpers anspannend hielt sie den unter ihr, über dem Abgrund, baumelnden Andorianer fest und stöhnte angestrengt: „Bleib bloß bei mir. Wenn du mich hier unten allein lässt dann bringe ich dich nämlich eigenhändig um.“

Damit zerrte sie ihn mit aller Muskel- und Willenskraft ein Stück nach oben, und der Andorianer bekam mit seiner rechten Hand den Rand des Felsens zu greifen, an dessen Stelle ein Teil des Brückenbogens eben in die Tiefe gestürzt war.

Mit vereinten Kräften gelang es dem Andorianer schließlich, sich auf den Brückenbogen hinauf zu hangeln, und für eine Weile blieben sie, schwer atmend, nebeneinander auf dem Boden liegen.

Erst nach einer ganzen Weile blickte Dheran zu der Irin und sagte ernst: „Du hast mir das Leben gerettet, Christina. Ich stehe in deiner Schuld.“

Damit erhob sich der Andorianer und half Christina Carey ebenfalls vom Boden auf, die ihn ansah. Der eben erst überstandene Schrecken stand ihr noch ins Gesicht geschrieben, während sie ihr rechtes Handgelenk massierte und dabei grob zurückgab: „Ein Elefant wiegt die Hälfte.“

„Diese Einlage war nicht geplant“, entgegnete Tar´Kyren Dheran und sah hinüber zur anderen Seite des Brückenbogens. „Jetzt sollten wir aber endlich zusehen, dass wir ein Seil hinüber spannen. Am besten, wir werfen es um eine der Eisstatuen, auf der anderen Seite des Brückenbogens und verbinden es dann mit einer der Statuen auf dieser Seite.“

Christina Carey blickte den Andorianer zweifelnd an: „Glaubst du wirklich, dass die Eisstatuen unser Gewicht aushalten werden?“

„Das wird sich zeigen. Wenn du mich mit einem der beiden Seile aus meinem Gepäck zusätzlich sicherst dann kann nicht viel passieren.“

Christina Carey nickte zustimmend und griff sich das Seil. „Dann werde ich mich mal als Cowgirl versuchen.“

Die Irin ignorierte den fragenden Blick ihres Begleiters und trat vorsichtig zum Rand des Brückenbogens, wobei sie einen gewissen Sicherheitsabstand zum Abbruch hielt. Sie wirbelte das Ende des Seiles, an dem sie den dreizackigen Haken angebracht hatte, über ihrem Kopf und ließ es dann nach vorne schnellen.

Der Haken flog gute drei Meter außen an der anvisierten Statue vorbei, und mit einem enttäuschten Knurren zog die Irin das Seil wieder zu sich herauf.

Als sie es erneut, auf dieselbe Art und Weise, versuchen wollte, hielt Dheran sie davon ab und meinte: „Lass es mich mal probieren. Ich habe da gewisse Erfahrungen.“

Mit einem herausfordernden Blick überließ Christina Carey dem Andorianer das Seil und beobachtete ihn dabei, wie er, anders als sie, das Seil nicht über seinem Kopf wirbeln ließ, sondern vertikal, seitlich neben seinem Körper.

„Was für eine Technik ist das denn?“

Dheran visierte die linke Statue, auf der anderen Seite des Brückenbogens an. Dann ließ er das Seil los. Im hohen Bogen flog es schräg hinüber, flog dicht neben der Statue über die Brüstung und wickelte sich, außen wieder herauf wirbelnd einmal um die Statue. Dabei verhakte sich einer der drei Haken mit dem Seil, als Dheran es spannte.

„Eine Technik die funktioniert“, erwiderte der Andorianer trocken, während er das Seil auf Spannung hielt und um die Statue rechts von sich wickelte. Er verknotete es mehrfach und zog probehalber kräftig daran. „Das sollte halten.“

„Wollen wir es hoffen“, gab die Irin gespielt finster zurück.

Nachdem sich Tar´Kyren Dheran das Ende des zweiten Seiles um den Leib geschlungen, und sicher befestigt hatte, wartete er ab, bis Christina Carey ebenfalls soweit war. Falls er abstürzte konnte sie ihn notfalls halten und wieder nach oben ziehen, was hoffentlich nicht erforderlich sein würde.

Interessiert beobachtete Christina Carey den Andorianer dabei, wie er sich, am Rand des Abbruchs, auf das gespannte Seil legte. Dabei ließ er sein linkes Bein, auf der linken Seite des Seiles herunter hängen, um seinen Körper auf dem Seil auszubalancieren. Den Oberschenkel des anderen Beines ließ er, angewinkelt und den Fuß quer über das Seil legend, auf der rechten Seite hinunter. Nachdem er sich ausbalanciert hatte sah er seitlich zu Christina Carey und erklärte: „Diese Technik ist kraftsparender, als sich hängend am Seil hinüber zu hangeln. Außerdem ist sie sicherer.“

Damit zog er sich mit den Armen, immer übergreifend, an dem Seil entlang, wobei ihn der rechte Fuß, mit dem er sich dabei gleichzeitig ein Stück nach vorne schob, um ihn dann nachzuziehen, unterstützte.

Christina Carey gewann dadurch fast den Eindruck, dass sich eine große Raupe über das Seil schob, zumindest was die hintere Körperhälfte des Andorianers betraf.

Tar´Kyren Dheran hob den Kopf gerade so weit wie nötig, um nach vorne zu schauen, während er sich, auf dem schwankenden Seil Zentimeterweise vorwärts bewegte. Dabei gab er sich Mühe, das permanente Gefühl jeden Moment vom Seil zu fallen und abzustürzen, zu ignorieren und sich nur auf sein Ziel zu konzentrieren.

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte er endlich das andere Ende des Abbruchs und erleichtert stieg er vom Seil, wobei er die Festigkeit des Bodens prüfte, indem er vorsichtig sein Gewicht darauf verlagerte. Der Boden unter ihm hielt. Nachdem er sicher war einen festen Stand zu haben, rief der Andorianer zu Christina Carey hinüber: „Binde unser Gepäck an dein Ende des Seiles und werfe es über den Abgrund. Ich ziehe es dann zu mir herauf. Danach werfe ich dir das Seil zu und du sicherst dich wieder damit.“

„Einverstanden!“, rief die Irin zurück und band ihre Rucksäcke an das Seil.

Nachdem das Gepäck heil bei Tar´Kyren Dheran angekommen war, warf er das Seil wieder zu Christina Carey hinüber und sie sicherte sich gewissenhaft. Dann machte sie es dem Andorianer nach und zog sich in derselben Weise, wie er, über das Seil.

Dheran hörte sie dabei einige Male unterdrückt fluchen, doch endlich hatte sie den Abgrund überwunden. Der Andorianer half ihr beim letzten Stück, und als sie sicher vor ihm stand und sie sich von dem Seil löste, lag echte Anerkennung im Blick des Andorianers.

„Das hätte die Kriegsgöttin selbst nicht besser gemacht.“

Damit wandte sich Dheran ab um sich selbst von dem Seil zu lösen und es danach aufzuwickeln und wieder an seinem Rucksack zu befestigen.

Christina Carey war ganz froh darüber, denn so bemerkte ihr Begleiter nicht, dass sie bei seinem unverhofften Kompliment errötete. Gleichzeitig schalt sie sich eine Närrin, weil es dieser Teenager auf einfachste Weise geschafft hatte, so einfach eine derart intensive, emotionale Reaktion bei ihr auszulösen. Nicht zu fassen.

Froh darüber, sich wieder im Griff zu haben, als Dheran sich ihr wieder zuwandte, deutete sie auf einen Durchgang auf dieser Seite des Felsendoms, um den herum eine Figur aus dem Felsen geschlagen worden war. Erst jetzt erkannte sie, dass es sich dabei um eine kniende Andorianerin, mit beinahe perfekten, weiblichen Rundungen, handelte. Lediglich die Hüften der Statue empfand sie als etwas zu breit, aber dahingehend unterschied sich offensichtlich das andorianische Ideal einer Frau vom irdischen Ideal.

Die Irin hatte den Durchgang von der anderen Seite aus nicht erkannt, weil er sich direkt zwischen den gespreizten Oberschenkeln der Statue befand, und sie die Öffnung des Ganges für einen Schatten gehalten hatte.

Die Hände der erhobenen Arme dieses Abbildes der Kriegsgöttin, hielten den Griff eines Schwertes umklammert. Das leicht nach oben geneigte Gesicht der, in den Fels geschlagenen, Statue hatte etwas Erhabenes an sich. Ein eindrucksvoller Beleg für die hohe Kunst der damaligen andorianischen Steinmetze.

Tar´Kyren Dheran beleuchtete mit Hilfe seines Arm-Scheinwerfers eine Inschrift, hoch über dem Kopf der Statue. „Dies ist tatsächlich die Brücke der Kriegsgöttin. Diese Inschrift dort oben beweist es.“

Christina Carey legte den Kopf in den Nacken. „Was steht denn da?“

Meine Liebe ist kalt, wie erfrorener Stahl, mein Herz schlägt für den Kampf. Ich bin der Klingen Silberglanz – ich bin der Kriege Todestanz.“

Tar´Kyren Dheran sprach die Worte mit einer Andacht aus, die Christina Carey davon abhielt etwas darauf zu sagen.

Sie beobachtete lediglich die Haltung und das Gesicht ihres Begleiters, der ihr plötzlich härter, entschlossener und gleichfalls irgendwie männlicher vorkam. Als er sich ihr wieder zuwandte lag ein Feuer der Begeisterung und der Leidenschaft in seinen Augen, wie sie es bisher an noch keinem Wesen hatte beobachten können.

Mit heiserer Stimme sagte er bestimmt: „Wir sind auf dem richtigen Weg. Wir werden Kharon-Dhura sehen – als erste Lebewesen seit über viertausendfünfhundert Jahren.“

In einer ersten Reaktion wollte die Irin den überbordenden Enthusiasmus des Andorianers bremsen, doch seine Leidenschaft steckte sie an und sie hörte sich sagen: „Ja, das werden wir, Tar´Kyren.“



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