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Uns läuft die Zeit davon...

Tokyo Ghoul, One-Shot
von

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Tokyo Ghoul, OS

... Und nun liegst du hier, in meinen Armen. Ich höre das Feuer um uns herum knistern, und die Wärme die aus allen Ecken des Antikes strömt. Du wolltest es mir verschweigen, wolltest mich retten. Und trotzdem bist du tot. Es tut weh, dich so zu sehen...
 


 


 

Hide POV:
 

Ich goss langsam das heiße Wasser durch den Filter, wobei mir bereits bewusst war, dass das hier nichts werden würde.

Und trotzdem lächelte ich.

Das war eine, manchmal ziemlich schräge Angewohnheit von mir.

Dieses Lächeln, dass niemals zu der jetzigen Situation passte.

Dieses Lachen, dass eine Einzige Lüge war. Nur um dich glücklich zu sehen.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie du aufstandest.

Erleichterung durchströmte meinen Körper. Du warst nunmal unkaputtbar. Und genau das liebte ich so an dir.
 

Ich goss den Kaffee in zwei Porzellan-Tassen mit farbigen Mustern. Sie waren schon lange im Antik, und sogar Kaya hatte sich bemüht, sie nicht zerbrechen zu lassen.

"Hey, Ken!"

Ich bemühte mich, ein strahlendes Gesicht aufzusetzen, doch sowohl der Innere als auch Äußere Schmerz erdrückte mich.

Ich spürte die klaffende Wunde an meiner Seite.

Aber ich spürte auch den Druck auf meiner Brust, als ich daran dachte, was hier vorging. Du hattest es mir verschwiegen. Du hattest mir verschwiegen, dass du ein Ghul warst. Trautest du mir nicht? Dachtest du wirklich, ich würde dich ans CCG verraten?

"... Hide?"

Die Verwirrung stand dir ins Gesicht geschrieben.

Doch dein verwirrter Blick machte schon bald den Entsetzen Platz, als du bemerktest, dass deine Maske nicht an ihren gewohnten Platz war. Panisch hieltest du dir die Hand über die linke Gesichtshälfte, und ich konnte das Blut durch deine Finger rinnen sehen.

Dich zittern sehen...
 

Obwohl uns die Zeit davon lief...
 

Das Lächeln wich schlagartig aus meinen Gesicht. Dafür kehrte dieses Gefühl der Einsamkeit wieder zurück. Du hattest mir nicht vertraut.

Und meine Stimme war kaum mehr als ein Hauch, erstickt von all' der Trauer die ich verspürte:
 

"Ken... Ich weiß es doch. Die ganze Zeit schon..."
 

Ken POV:
 

Mein Herz setzte für einen Moment aus.

Panik. Entsetzen... Schuldbewusstsein.

Du wusstest es...

Du hattest die ganze Zeit über gewusst, dass ich ein Ghul war. Tausende Fragen wirbelten durch meinen Kopf. Tausende Fragen, aber keine Antworten.

Hasstest du mich nun?

Hasstest du mich, weil ich dich belogen hatte? Weil ich es dir verschwiegen hatte?

Ich wusste es nicht.

Ich wollte es nicht wissen.

Und so konnte ich nichts tun, als zu schweigen.

Zu warten, was als nächstes passieren würde...
 

Zu wissen, dass mir die Zeit davon lief...
 


 

Hide POV:
 

Tropf... Tropf...

Ich spürte den Schmerz an meiner Flanke.

Ich sah das Blut.

Ich wartete auf eine Antwort.
 

Denn ich wusste, die Zeit rannte mir davon.
 

Ken... Du warst still geworden, du zittertest nicht mehr.
 

Langsam beugte ich mich vor, um einen Schluck vom Kaffee zu machen und mich dabei unauffällig am Tisch zu stützen. Du solltest es nicht bemerken. Du solltest das Leid nicht ertragen, dass ich ertragen musste.

"Entschuldige, Ken. Meiner ist genauso schlecht..."

murmelte ich, als ich hustend die Tasse abstellte.

Ich wollte die Stimmung auflockern. Doch das Erste mal in meinen Leben scheiterte ich dabei kläglich.
 

Ich würde jetzt nicht aufgeben. Und so machte ich weiter. Ich erzählte dir von vergangenen Ereignissen, hoffte, du würdest wieder Lachen... Lachen...
 

Verdammt, mir lief die Zeit davon!
 


 


 

"Ach, da fällt mir ein, Ken:

Weißt du noch, als Nishiki mich windelweich geprügelt hat?"
 


 

...
 


 

"Man, da hatt' ich echt gedacht, mein letztes Stündchen hätte geschlagen. Hab' versucht mich tot zu stellen, damit er aufhört, aber der Kerl war unerbittlich!"
 

...
 


 

"Tja, was blieb ihn auch anderes übrig...?"
 


 

Ken POV:
 


 

Ja, das stimmte. Ich hatte dich gerettet, Hide. Nishiki hätte dich umgebracht. Doch all' das war nun nicht mehr von Bedeutung. Was wolltest du hiermit bezwecken?

Doch dann kam dieser eine Satz, der mich stocken ließ...
 

"... Danke, dass du damals mit aller Kraft für mich gekämpft hast."
 

»Hide... Was wäre ich für ein Freund, wenn ich mein Leben nicht für dich geben würde? Du warst die einzige Person, mit der man immer reden konnte... Warst immer für mich da... Hatte ich es überhaupt verdient, dein Freund zu sein?«
 

All' das hätte ich dir so gerne gesagt, doch meine Lippen waren trocken und meine Miene eisern, wenn auch gegen meinen Willen...

Aber ich vertraute dir, und das musste ich zeigen.

Auch, wenn mir die Zeit davonlief...
 


 

Hide POV:
 

Wieder traf ich nur auf diese kalte, ablehnende Stille.

Tropf... Tropf...

Und wieder bemerkte ich, wie sich der hölzerne Packetboden rot färbte.
 

Doch dann regte sich etwas.

Du hobst langsam die Hand von seinem Auge und wie durch ein Zeichen wurde der Raum kurz erhellt.

Ich sah das als meine Chance.
 

"Immer wenn ich euch vom Antik so gesehen habe, habe ich euch um eure Fröhlichkeit beneidet..."

Mir kam dieses eine Bild in den Sinn, Ken, umringt von Kaya, dem Chef, ... Touka.
 

"Dich unter ihnen zu sehen, hat mir das Gefühl gegeben, außen vor zu sein."
 

Diese Einsamkeit... Dieses Lachen, das kein ehrliches Lachen war. Und doch auch dieser Instinkt, der mir geraten hat, an deiner Seite zu bleiben- Egal was passiert. Ich hatte mir das geschworen, als wir uns das erste mal gesehen hatten.

Als ich dich gesehen hatte, mit dem Buch unterm Arm, alleine.
 

"Deshalb hab' ich beschlossen, wenigstens zu tun, was ich kann."
 

Und ich war zu der Erkenntnis gekommen, dass das nicht gereicht hatte.

Ich war nicht gut genug gewesen.
 

"Und trotzdem ist es so gekommen. Ich allein war wohl doch nicht gut genug..."
 

Ich konnte nichts aus deinen Gesicht ablesen. Und das passierte selten, nein, es war noch nie passiert. Du starrtest mich einfach aus ausdruckslosen Augen an.
 

"Ken, bürde dir bloß nicht wieder zu viel auf."
 

Ich sah dich leicht neckend an.
 

"Dazu hast du schon früher geneigt."
 

"Ja"

Ein Lächeln schlich sich auf deine Lippen, es war echt.
 

Es konnte meine inneren Schmerzen löschen, doch dadurch spürte ich nun wieder dieses Schwindelgefühl, dieses Dröhnen... Ich lehnte mich stärker an den Tisch und versuchte, meine Schmerzen mit einem Witz zu überspielen:
 

"Du bist 'ne ziemliche Berühmtheit geworden, Ken.

>Der Einäugige<, stimmt's?

Bist jetzt wohl was Besseres?"

Ich verdeckte schauspielerisch mein linkes Auge.
 

Und du lachtest... Ließt mich die Schmerzen für einen Augenblick vergessen.

Wir lachten gemeinsam.

Endlich.
 

Ken POV:
 

Ich lachte. Ja, ich war berühmt geworden. Nicht auf die Art die man sich nun vorstellte, aber es war nunmal so. Mir wurde endlich warm, ich konnte all' diese schlimmen Gedanken aus meinen Kopf verbannen, sie klären. Du hattest mir verziehen, und das war das schönste, dass mir passieren konnte... Wäre es nur nicht so gekommen...
 

Mein Gedankengang wurde unterbrochen, als du einen unsicheren Schritt zur Seite machtest... Und fielst...
 

Hide POV:
 

Meine Gedanken galten bis jetzt einzig und allein dir, doch die Realität holte mich viel zu schnell zurück.

Meine Sinne waren plötzlich benebelt, es drehte sich alles nur um eines:

Schmerz.
 

Ich sank auf die Knie, spürte sofort deine stützenden, starken Arme... Wann warst du so stark geworden?
 

Ich wollte mich aufrichten, aber es ging nicht.

Da hörte ich deine Stimme, sie schien von weit her zu kommen: "Hide...?"
 

Oh verdammt! Ich wollte nicht das es so endet!

Ich wollte...
 

Meine Kräfte gaben langsam auf, doch ich brachte ein schwaches Lächeln zustande:

"Da hab' ich mich wohl ein bisschen zu dumm angestellt..."
 

"Hide..."
 

Mein Körper wird schwerer, ich kippe nach vorne und du hältst mich, bevor ich in meinen eigenen Blut zusammensacke. Es gibt so viel das ich sagen möchte, doch ich weiß, mir läuft die Zeit davon.
 

"Ken. Gehen wir Heim."

...

"Gehen wir."
 


 

****
 


 

Und jetzt sitze ich hier im Feuer. Ich starre an die Tür, an die Plakate und Poster die komplett vom Feuer vernichtet werden. Ich weiß, ich muss hier raus.

Und so gehe ich.

Mit dir in den Armen, in einer Decke eingewickelt.
 

Ich weiß, ich muss hier raus.
 

Ich weiß es, denn mir läuft die Zeit davon.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Sorry? Ja, ich weiß... Es war traurig, aber ich musste das einfach aufschreiben... Ich hoffe, es hat euch trotzdem irgendwie gefallen. Kommentare wären lieb! <3 Komplett anzeigen

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