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Geisterlande - A Warcraft Tale

von

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Es war eine düstere Nacht. Der Ort wurde nur durch magische Lichter und ein paar Feuerstellen beleuchtet. Die Bewohner von Tristessa waren die stetige Dunkelheit gewohnt. Die andauernden Angriffe durch die Untoten. Aber diese Nacht war sogar für die Bewohner Tristessas unheimlich. Langsam und leichtfüßig schritt eine verhüllte Gestalt die Straße entlang an vielen Häusern vorbei. Wobei die Häuser eher als Ruinen bezeichnen musste. Die Gestalt gab nur ein leichtes Seufzen von sich, denn Tristessa war einst eine wunderschöne kleine Stadt am Rande des Elfenreichs. Hier trieben die Elfen Handel mit den Völkern der Allianz, den Menschen, Zwergen und Gnomen. Doch diese Zeit war längst vorbei. An dem Tag, als die untote Geißel die Heimat der Elfen, Quel'thalas, angriff und es verwüstete. Aus dem einst grünen und wunderschönen Land wurde ein düsteres Ebenbild. Die Elfen kehrten daraufhin der Allianz den Rücken und schlossen sich der Horde an. Mit dem Versprechen, den Blutelfen zu helfen, ihre einst wunderschöne geliebte Heimat zurück zu erobern. Die Horde wies die Verlassenen an zu helfen, da beide Völker fast Nachbarn sind. Die Verlassenen sind Untote. Einst waren sie Bestandteil der Geißel, doch als die Macht des Lich Königs schwand, der die Untoten durch seine Gedanken kontrollierte, konnten sich diese Untoten dem Griff entziehen und ihr altes Leben wieder in Besitz nehmen. Sie schlossen sich der Horde an. Somit halfen viele untote Blutelfen den verbleibenden Lebenden ihre Heimat wieder in Beschlag zu nehmen.

Tief in Gedanken über die damalige Katastrophe versunken, merkte die verhüllte Gestalt nicht, dass sie vor der Taverne von Tristessa stand. Eine Ruine, wie die meisten Gebäude. Irgendwo hier traf die verhüllte Gestalt ihren Auftraggeber. Die Hand wanderte an die Seite und zog einen zusammengefalteten Zettel aus der Seitentasche.

Um Mitternacht im Gasthaus.

Die Hand wanderte nach Hinten, dort wo ein roter Dolch hing. Vorsicht ist besser als Nachsicht. Als sich die Füße in Bewegung setzen wollten, wurde der Weg versperrt.

„Seid ihr Alathan Schattenklinge?“, ertönte die Frage des Untoten, der sich der Gestalt in den Weg stellte.

„Richtig! Und wer seid ihr?“, fragte Alathan vorsichtig. Unbekannte Personen, die kryptische Nachrichten hinterließen, musste man mit Vorsicht behandeln. Solche Personen sind oft mächtig und gefährlich, ein schneller und sicherer Weg das zeitliche zu segnen.

„Das spielt keine Rolle. Ich wurde hergeschickt um Euch anzuwerben. Eure Fähigkeit, Personen aufzuspüren ist legendär. Die Bezahlung ist des Weiteren ziemlich hoch! Doch bevor ich jede Einzelheit erläutere, muss ich wissen, ob ich Euer Schweigen und Eure Fähigkeiten kaufen kann?“, fragte der Untote.

Alathan überlegte, dabei wog er ab, wie viele Schwierigkeiten ihm dieser Auftrag bringen würde. Eine unbekannte Person, die sich nicht vorstellen und sich sein Schweigen auch noch erkaufen wollte, das war kein gutes Zeichen. Aber wer knapp bei Kasse war, durfte nicht wählerisch sein.

„Na gut! Wir machen es folgendermaßen. Ihr bezahlt mich erst einmal für mein Schweigen. Im Anschluss überlege ich mir, ob ich den Auftrag annehme! Klingt für uns beide nach einem guten Deal.“, sagte Alathan und strecke seine Hand aus.

„Mein Auftraggeber dachte sich schon so etwas. Einverstanden, Ihr bekommt nur ein Teil der Information, worum es geht. Danach alle Einzelheiten. Jedoch benötige ich Eure Antwort nach meiner groben Erläuterung.“, sagte der Untote. Bevor aber der Blutelf antworten konnte, fing er an zu erzählen.

„Ihr sollt eine Person suchen und sie nach Hause bringen. Lebendig und kaum beschädigt, versteht sich.“, sagte der Untote und gab dem Blutelfen ein paar Silberstücke.

„Eine Rettungsmission?“, fragte Alathan.

„Exakt! Und?“, fragte der Untote grinsend, „kann mein Auftraggeber sich auf Euch verlassen?“

„Einverstanden. Jetzt brauche ich Einzelheiten.“, forderte der Blutelf.

Der Untote kramte in seiner Umhängetasche und zog etwas Kleines heraus. Es war ein Bild von einer wunderschönen Blutelfe.

„Das ist Valessa. Die Tochter des Magistraten Morgenrot. Sie befand sich mit ein paar Soldaten auf einer geheimen Mission in den Morgensternturm. Gerüchte besagten, dass dort Aufzeichnungen sind, mit deren Hilfe wir die Geißel zurückdrängen können. Doch leider sind sie immer noch nicht zurück. Sie hätten längst zurück sein müssen. Immerhin sind sie vor sieben Tage aufgebrochen. Hier ein Bild von Valessa. Falls Ihr ihren Leichnam identifizieren müsst.“, sagte der Untote und gab Alathan das Bild.

Nun verstand Alathan, weshalb das Treffen noch am selben Tag wie die Zustellung der Botschaft erfolgte. Vor der raschen Abreise nach Tristessa, versorgte sich der Blutelf mit Vorräten. Ein Glück, denn der Untote schuppste ihn Richtung Stadtrand. Es gefiel Alathan nicht, wie man ihn behandelte, aber er konnte nicht leugnen, dass das Gebot der Eile angebracht war. Seine Schritte beschleunigten sich und er verschmolz mit der Dunkelheit.

Nach nur ein paar Stunden Fußmarsch kam er am Morgensternturm an. Der Weg war durch diese extrem düstere Nacht beschwerlich. Sogar ein so erfahrener Waldläufer wie er musste sich deshalb vorsichtig voran tasten. Seine Hand strich über den Boden. Normalerweise hätte er sich auf seine Augen verlassen, doch nun mussten seine anderen Sinne übernehmen. Er fand keinerlei verwertbare Spuren. Diese Dunkelheit ließ ihn vor Wut schnauben. Er schloss seine Augen, versuchte sich zu beruhigen und an sein Training zu denken. Nur nicht die Kontrolle verlieren. Egal, wie unmöglich dieser Auftrag im Moment erscheint, er durfte nicht einfach aufgeben. Jemand benötigte seine Hilfe. Besser gesagt, Valessa benötigte vielleicht seine Hilfe und sein Magen benötigte mal wieder eine anständige warme Mahlzeit. Er näherte sich langsam und behutsam dem Turm. Ein Glück war der Turm beleuchtet. Früher wohnten hier experimentierfreudige Magier und um nicht alle in Gefahr zu bringen, wurde dieser Turm errichtet. Das machte es dem Waldläufer einfacher die Gegend zu erkundigen. Als er schon überlegte, ob er ins Innere des Turmes sollte, bemerkte er etwas im Gras. Er schlich zu der Stelle und analysierte sie.

Es sah aus, als ob ein Körper dort im Gras lag, der weggekrochen ist. Alathans Hand tastete die Stelle ab und entdeckte etwas Klebriges. Seine Sinne schlugen Alarm, es war Blut. Um sich nicht den Gefahren im Turm auszusetzen, versuchte er sein Glück und folgte der Spur. Immer wieder stieß er auf größere Stellen, an denen die Person vermutlich Rast machte oder ohnmächtig vom Blutverlust wurde. Er schritt weiter voran und stoppte plötzlich. Ein Knurren ließ sein Blick wandern. Ein Knurren bedeutete Wölfe und das konnte er gerade überhaupt nicht gebrauchen. Seine rechte Hand wanderte nach hinten und er zog seinen Langdolch. Ein roter Dolch, der das Zeichen der Horde innehielt. Vermutlich reichte aber eine Waffe nicht, deshalb ging seine linke Hand ebenso nach hinten und zog den anderen roten Langdolch. Um besser agieren zu können, wanderten seine Arme an die Brust. Er spitzte seine Ohren, Elfen haben ein unheimlich gutes Gehör. Dies nutzte Alathan um seine Gegner auszumachen. Dabei erinnerte er sich an eine Übung, die er als Kind gehasst hatte. Seine Augen wurden verbunden und er musste sich auf sein Gehör verlassen. Dabei musste er gegen einen Gegner kämpfen, der ihn aber sehen konnte. Viele blaue Flecken und sogar ein gebrochener Arm waren die Folge. Dieses Mal ging es aber um sein Leben. Ein Rascheln verriet den Wolf, dieser griff ihn von rechts an. Alathan machte einen Schritt vorwärts und sein rechter Arm sauste wie der Blitz nach hinten. Der Wolf konnte die tödliche Klinge nicht abwehren und so landete die Klinge im Kopf des Wolfes. Da Wölfe im Rudel jagen, war die Gefahr noch nicht gebannt.

Nun griffen die Wölfe als Rudel an. Alathan ließ sich nicht von den Wölfen in Bedrängnis bringen und wirbelte herum. Seine Bewegungen waren flüssig und damit drehte er den Spieß um. Die Klingen sausten umher und trafen ständig einen neuen Wolf. Manche nur leicht verletzt, andere fielen tot auf den Boden. Seine Angriffsserie führte er fort. Die grazilen Bewegungen sahen wie Tanzbewegungen aus. Ein Klingentanz des Todes. Die Wölfe erkannten in ihm einen übermächtigen Gegner und liefen davon. Nicht ganz davon überzeugt, ob die Wölfe ihn in Ruhe lassen würden, steckte er nur den linken Dolch wieder in die Scheide.

Die Spur führte um den Turm herum zum Wasser. Dort verschwand sie jedoch, aber Alathan hatte eine Idee, wohin die verletzte Person geflüchtet ist. Auf dem See gab es eine kleine Insel mit einer Höhle. Ein früheres Versteck der Waldläufer. Es wurde als Nachschubkammer verwendet. Man lagerte Waffen, Nahrungsmittel, Wasser, Kleidung und was sonst noch benötigt wurde. Man wollte früher von dieser Höhle die Trollaktivitäten bekämpfen. Dieses Versteck wurde deshalb auch eingerichtet, um die übrige Bevölkerung nicht zu verunsichern. Denn viele Elfen dachten früher, dass sie in Sicherheit wären und die Trolle keine Gefahr wären. Ein Seufzen entglitt ihm wieder, die alte Zeit, Nostalgie brachte ihn nicht weiter. Er schüttelte den Kopf. Diese Ablenkung durfte er sich nicht erlauben, auch wenn ihm bewusst wurde, dass er vermutlich eine Leiche vorfinden würde. Nun lief er ein Stück Richtung Norden. Dort befand sich ein geheimer Übergang. Ein paar Steine, die mit Magie versetzt waren. Sie sollten als unsichtbarer Übergang dienen. Sie befanden sich nur ein wenig unter der Wasseroberfläche. Man riskierte zwar nasse Füße, musste aber nicht mit voller Ausrüstung über den See schwimmen.

Als er der Höhle näherkam, sah er ein Flackern vor sich. Also hatte die Person doch überlebt. Zumindest war das die Hoffnung des Blutelfen. Er schlich über den Boden und sein Training ließ ihn geräuschlos der Höhle näherkommen. Vorsichtig blickte er in den Eingang der Höhle und sah, wie eine Blutelfin auf dem Boden lag. Dieses wunderschöne Gesicht, kein Zweifel, es war Valessa. Aus einem Beutel zog er die Zeichnung von Valessa hervor und betrachtete beide genau. Ihre violette Robe war an einigen Stellen dunkel gefärbt. Also entkam sie verletzt dem Turm. Alathan näherte sich ihr und fühlte den Puls. Ein Seufzer der Erleichterung entglitt ihm. Valessa hatte noch einen Puls, zwar war dieser schwach, aber dennoch vorhanden. Die Zeit war nicht gerade ein Verbündeter. Valessa zu transportieren war zu gefährlich. Wütend schlug Alathan gegen die Felswand. Wenn sie starb, wer würde Ihn dann noch bezahlen? Er holte sein Verbandszeug hervor und machte sich ans Werk. Glücklicherweise hatte er ein Ass im Ärmel, einen Heiltrank. Richtig gute Heiltränke sind verdammt teuer, aber im Moment die einzige Hoffnung Valessa zu stabilisieren.

Die Nacht neigte sich dem Ende zu. Schweißtreibende Stunden, in denen Alathan Valessa am Leben hielt. Er seufzte schwer und zündete sich eine Pfeife an. Ein kräftiger Zug ließ ihn alle Schwierigkeiten für eine Sekunde vergessen. Hinter ihm erklang ein schmerzerfülltes Stöhnen. Also wachte sie langsam auf, dachte Alathan sich.

„Wasser!“, krächzte Valessa schwach. Alathan ging zu ihr, half ihr sich aufzurichten und reichte ihr den Trinkschlauch. Gierig trank sie ihn aus.

„Danke.“, sagte sie leise. Jede Faser ihres Körpers schmerzte. Als ob sie von einer Herde wilder Falkenschreiter überannt worden wäre. Nach einer Weile sah sie sich ihren Lebensretter einmal genauer an. Sie fragte sich, ob er sie nur zufällig gefunden oder ob man ihn geschickt hatte. Diese Frage konnte sie sich jedoch selbst beantworten, als sie eine Zeichnung von sich selbst auf dem Boden liegen sah. Sie versuchte aufzustehen und wollte ihren unbekannten Retter wegstoßen. Doch ihre Muskeln streikten.

„Ok, lass uns das klarstellen. Mein Name ist Alathan und ich wurde beauftragt dich zu finden und heil zu deiner Familie zu bringen. Eigentlich hasse ich solche langweiligen Aufträge, aber du musst deiner Familie einiges Wert sein, also hab‘ ich mich überzeugen lassen. Jetzt bist du ja zum Glück außer Lebensgefahr. Ich werde kurz nach Tristessa reisen und uns ein Transportmittel besorgen. Also lauf nicht weg und versuch nicht getötet zu werden, ok?“, sagte Alathan unsicher. Irgendetwas ließ ihm keine Ruhe. Und obwohl er Valessa am liebsten nach Silbermond getragen hätte, wollte er ihre momentane gesundheitliche Situation nicht verschlimmern. Der Heiltrank wirkte zwar, aber nur sehr langsam. Was aber nach solchen Verletzungen kein Wunder war.

„Ich werde nicht zurück nach Silbermond gehen. Nicht ohne meinen Auftrag ausgeführt zu haben.“, sagte Valessa entschlossen. Ihre Stimme verriet, dass sie sich nicht von ihrem Plan abbringen lassen würde. Sie versuchte aufzustehen und stürzte. Alathan hechtete vom Eingang der Höhle zu ihr hinüber, fing sie auf und blickte nachdenklich zu Boden.

„Und wie willst du das schaffen? Du kannst ja nicht mal stehen! Geschweige denn eine Klinge führen. Du wirst bei dem Versuch getötet. Sei nicht so dumm und wirf dein Leben weg. Du hast doch eine strahlende Zukunft vor dir, als kleines adliges Fräulein.“, sagte Alathan. Dabei fing er an zu lächeln. Er hatte es schon oft erlebt, viele Adlige wollten ihren Familien und sich selbst beweisen, wie unbesiegbar sie waren. Dabei gab es immer Verluste zu beklagen, meistens die armen Seelen, die so töricht waren ihnen zu Folgen. Alathan hatte nicht vor, sein Leben für das angeschlagene Ego einer Adligen aufs Spiel zu setzen.

„Pff....adliges Fräulein.“, sagte Valessa schnippisch, „Du hast ja keine Ahnung. Ich gehe! Außerdem hab‘ ich nie um Hilfe gebeten! Musst du nicht irgendeine leichtgläubige Blutelfin verführen? Mit deinen erfundenen Heldentaten!“. Ihr Gesicht wurde rot vor Wut. Sie hatte es satt von solch ignoranten Elfen wie ein verwöhntes Prinzesschen behandelt zu werden. Mit aller Kraft, die ihre Muskeln aufbringen konnten, schubste sie Alathan weg. Sie ging zu ihren Sachen, packte alles Verbliebene ein und sah sich um, ob sie auch alles dabei hatte. Die Schmerzen ließen immer noch nicht nach. Aber sie wollte auch nicht länger mit so einem Rüpel in einer Höhle verweilen. Egal, wie schlecht es ihr im Moment ging, keine Aufgabe war zu schwer. Diese Entschlossenheit gab ihr Kraft. Sie tat einen Schritt nach dem anderen. Obwohl es ihr schwer viel zu laufen, ließ sie die Höhle und den Blutelfen hinter sich. Vor sich erblickte sie den Turm. Nun musste sie hinein- und hinausgelangen, ohne Alarm auszulösen. Eine der Wachen näherte sich ihrer Position. Eine magische Kreatur aus Stein, zusammengehalten durch pure Magie. Diese Dinger waren magisch programmiert keinen in den Turm zu lassen. Nachdem die Elfen gegen die Untoten ziemlich einstecken mussten, übernahm ein Hexenmeister den Turm und somit auch die Kontrolle über die Verteidigung. Wenn die Wache weiter in ihre Richtung lief, konnte Valessa zur nächsten Position huschen. Ein Knacken jedoch ließ sie stoppen. Ihr Blick glitt zu Boden. Sie hatte einen Ast übersehen. Natürlich hatte sie das. Sie war eine Magierin, nicht geübt darin unbemerkt irgendwo einzudringen, aber dafür beherrschte sie etliche Zaubersprüche. Die Kreatur erfasste die Magierin. Doch gerade als die Wache zum Angriff übergehen wollte, stoppte sie. Valessa hörte, wie Glas zerbrach. Als sie die Ursache suchte, erblickte sie eine Klinge, die durch den Energiekristall des Wächters ging. Die Steine fielen auseinander. Als sich der Staub gelegt hatte, stand Alathan ihr gegenüber. Mit grimmigem Blick zog er das Schwert aus dem Kristall.

„Echt jetzt?“, fragte Valessa ihn, „du verfolgst mich?“.

„Bild dir ja nichts ein, Prinzesschen. Ich schütze nur mein Geld. Aber dafür muss ich dich lebend abliefern. Also da du beschlossen hast auf diese Selbstmordmission zu gehen, weil ja nichts unmöglich ist, muss ich dich ja verfolgen.“.

Anhand seiner Tonlage konnte Valessa erkennen, dass der Blutelf sich Sorgen machte. Er packte ihre Hand und half ihr auf. Beide standen nun ungeschützt in einem gefährlichen Gebiet, jederzeit konnte der Alarm losgehen und die Wachen würden nicht zögern die beiden Blutelfen anzugreifen.

„Was soll das? Wir sollten nicht so offen rumstehen. Nur weil ich sage, dass es nicht unmöglich ist, heißt das nicht, dass ich sterben möchte!“.

„Du wurdest schon vor einer Weile entdeckt. Diese Wachen sind nicht das Einzige, das diesen Ort beschützt. Hier lauern überall Assassinen. Verlassene um genau zu sein. Da du alleine bist und der Hexenmeister hier einen sadistischen Ruf hat, wollten die sehen, wie weit du kommst. Jetzt müssen wir schnell sein.“, sagte Alathan ruhig. Seine Ruhe war beängstigend. Überall lauerte der Tod und er zuckte nicht einmal mit den Wimpern.

Blitzschnell reagierte Alathan, als zwei Assassinen ihr Glück versuchten. Er zog beide Dolche, parierte die Klinge des ersten Assassinen, drehte sich auf den Zehenspitzen um und parierte die nächste. Seine Gegner waren schnell, doch Alathan war schneller. Ohne viel über seinen nächsten Zug nachzudenken drehte er sich um und griff den ersten Assassinen an. Durch das Zustechen der Klingen drängte er seinen Gegner in die Defensive. Eine Taktik, die genau das bewirkte, was der Blutelf geplant hatte. Der zweite Assassine ignorierte Valessa vollkommen und versuchte dem ersten zu helfen. Als der zweite Assassine sich an Alathan geheftet hatte, drehte sich dieser um und schlug seinem Gegner mit einer zweier Kombination die Schwerter aus der Hand. Der Verlassene war wegen dieser diese Wendung so überwältigt, dass er stehen blieb. Alathan sprang zur Seite und grinste. Ein Feuerball traf den Verlassenen in den Rücken. Durch die Wucht des Treffers flog der Assassine auf seinen Verbündeten zu und traf diesen. Beide lagen auf dem Boden und versuchten aufzustehen. Alathan steckte seine roten Dolche ein und zog das Schwert auf seinem Rücken. Mit einer überwältigen Geschwindigkeit rannte er zu den beiden am Boden liegenden Verlassenen. Alathan drehte sich während des Laufens, die Klinge hing über seinem Kopf. In der Drehung ließ er das Schwert herunterfahren und enthauptete beide Untoten. Eine der wenigen Möglichkeiten, einen Untoten endgültig zu stoppen.

Alathan blickte zu Valessa hinüber, dabei konnte er sich ein Grinsen nicht verbergen, als sich ihre Blicke trafen. Sein Magen begann zu kribbeln.

„Du bist echt schnell! Aber an deiner Schwerttechnik solltest du noch arbeiten.“, sagte Valessa scherzhaft. Dabei fuchtelte sie mit den Armen herum.

„Ja du hast Recht, muss ziemlich stümperhaft ausgesehen haben.“, scherzte Alathan, „Wir sollten weiter. Je schneller wir im Turm sind, desto schneller sind wir wieder draußen.“.

Valessa nickte zustimmend. Beide Elfen liefen zur Mauer des Turms. Der Boden bebte bei jedem Schritt. Die arkanen Wächter waren ihnen also auf den Fersen. Leider war der Eingang keine gute Option für die beiden.

„Wir sollten klettern! Ja genau, lass uns hier hochklettern, du hast doch ein Seil dabei oder?“, fragte die Magierin neugierig.

Alathan kramte in seiner Tasche und zog ein Seil inklusive Enterhaken raus. Valessa blickte Alathan freudig an.

„Wir klettern?“, fragte der Schurke skeptisch. Diese Frage wiederholte der Schurke mehrere Male leise. Wohl weniger um von Valessa eine vernünftige Antwort zu bekommen, viel mehr um sich selbst zu überzeugen, beide unbeschadet hinauf zu bringen.

„Was machen wir, wenn die Wachen uns bemerken?“, fragte Valessa.

„Wir fallen runter und brechen uns jeden Knochen. Ach und dann trampeln uns die Arkanen Wächter zu Tode.“, sagte Alathan. Er warf den Enterhaken hoch, dieser verhakte sich in einem Fenster. Der Blutelf zog daran um sicher zu stellen, dass es auch hielt.

„Los, halt dich an mir fest!“, forderte Alathan Valessa auf. Sie schlang ihre Arme um Alathans Hals. Alathan kletterte langsam das Seil hinauf mit der Magierin im Schlepptau. Leider kamen sie nicht schnell genug vorwärts. Der Blutelf bezweifelte, dass sie es unbeschadet bis nach oben schaffen würden. Das Seil wurde für den Blutelf immer rutschiger, er dachte den Halt zu verlieren, als sich etwas komisch anfühlte. Es traf ihn wie ein Blitz, das Gewicht seiner Begleiterin war nicht mehr zu spüren. Erschrocken sah er nach unten, die Arme der Magierin hielten sich immer noch an ihm fest, wie zu Beginn.

„Leviathan. Ein Zauber, der es Magiern ermöglicht, den Fall abzubremsen. Dabei schweben wir grazil zu Boden. Dachte mir er erleichtert uns das Vorankommen.“, erklärte Valessa Alathan.

„Und das ist dir nicht früher eingefallen?“, fragte Alathan neckend.

Die Blutelfe piekte ihren Begleiter in die Wange. Das Hochklettern wurde nun viel angenehmer. Oben angekommen kletterten beide durch das Fenster. Sofort zog Alathan seine Dolche. Er erwartete jeden Moment auf Widerstand zu stoßen. Doch nichts passierte.

„Das Gefällt mir nicht, es ist zu ruhig.“, sagte der Blutelf nervös.

„Ach, die sind sicher mit der Suche nach uns beschäftigt. So kommen wir wenigstens schneller voran!“, bemerkte die Magierin.

Beide sahen sich um und entdeckten alle möglichen Bücher und Notizen. Wie wild durchsuchte Valessa den Raum. Obwohl der Blutelf Valessa als starke Persönlichkeit kennengelernt hatte, der keine Aufgabe zu schwer war, sogar verwundet, sah er ihren Zweifel. Sie wurde so blass wie die Wand, neben der sie stand. Ihr Gesicht vergrub sich in ihren Händen. Ihr Körper zitterte, dann hörte Alathan ein Schluchzen. Sie weinte! Der Schurke blickte beschämt zu Boden. Sie hatte wohl die Hoffnung verloren. Man konnte es ihr nicht verübeln. Die Soldaten, die sie beschützen sollten, scheiterten, sie wurde beinahe getötet und nun fand sie die wichtigen Dokumente nicht, die zum Sieg der Blutelfen hätten führen sollen. Alathan näherte sich vorsichtig, steckte seine Dolche zurück in die Scheide und nahm die verzweifelte Blutelfe in den Arm. Er strich ihr über den Kopf, ihr blondes langes Haar fühlte sich sanft an.

„Meine Mutter wusste immer, was sie sagen musste, wenn es mir schlecht ging. Damit hatte sie meistens Erfolg. Ich weiß noch, als ich bei einer Schwertkampfprüfung versagt habe, da kam sie auf mich zu, nahm mich auch in den Arm und sagte zu mir, dass hinfallen erlaubt sei, aber danach wieder aufzustehen sei unsere Pflicht. Ich weiß, es sind nur hohle Worte, aber wir sind so weit gekommen, wir geben doch jetzt nicht auf!“, sagte Alathan. Die Stimme des Schurken beruhigte die Magierin. Sie dachte kurz nach und nickte. Das Feuer war wieder entfacht. Die unbesiegbare Magierin war zurück. Ihre Lippen bewegten sich lautlos. Sie formte einen Zauberspruch, der ihr half das Dokument zu finden. Ein blaues Licht schoss aus ihrer Brust hervor und irrte umher. Zielsuchend traf das Licht eine Gestalt, als es die Treppe nach unten wollte.

„Ziemlich gute Ansprache! Wenn ich irgendetwas fühlen könnte, hätte ich sicher eine Gänsehaut.“, sagte die kratzende Stimme der Gestalt. Seine Hände gingen nach oben, um sich die Kapuze herunter zu ziehen. Sein Gesicht offenbarte ihn als Verlassenen. „Was suchen zwei turtelnde Vöglein in meinem heruntergekommenen bescheidenen Heim?“, fragte der Verlassene.

„Wir sind auf der Suche nach den Aufzeichnungen eines Magiers, eines ehemaligen Mitlgieds der Gemeinschaft der Kirin Tor. Wie es aussieht haben wir sie gefunden!“, sagte Valessa.

Ihr Körper spannte sich an. Sie machte sich kampfbereit. Griff in ihre hintere Tasche und zog ein Fläschchen hervor. Sie grinste und nickte Alathan zu. Mit derselben Geschwindigkeit wie schon gegen die Assassinen rannte er los, zog dabei sein Schwert und griff an. Der Verlassene erschuf eine magische Barriere um den Blutelf zu stoppen. Doch Alathan wurde nicht langsamer. Valessa warf das Fläschchen gegen die Barriere, die sich daraufhin auflöste. Freie Bahn für den Blutelf.

Als das Schwert herumfuhr, prallte es gegen einen Widerstand. Ein weiterer Verlassener stellte sich zwischen den Magier und den Schurken. Alathan sprang nach hinten, um ein wenig Abstand zu gewinnen. Er analysierte sein Gegenüber. Dieser Assassine schien besser ausgebildet zu sein. Er ahmte Alathans Bewegungen nach.

„Ich bin gleich wieder da!“, sagte Alathan und sprang aus einem der Fenster. Valessa stand total irritiert da, sollte sie nun gegen beide kämpfen? Doch der Assassine sprang dem Blutelfen hinterher. Vermutlich besser so, der Raum war für zwei Magier ziemlich eng.

Während des Sprungs aus dem Fenster steckte Alathan sein Schwert zurück in die Scheide und zog stattdessen seine Dolche. Er rammte diese in die Fassade des Turms um nicht unglücklich auf dem Boden aufzuschlagen. Unten angekommen lief der Blutelf zur Vordertür. Seine Hoffnung, der Assassine würde ihm folgen bestätigte sich. Der Verlassene ahmte den Schurken während des Falls nach. Das war die Lücke auf die Alathan gewartet hatte. Er sprintete dem Assassinen entgegen. Dieser rollte sich zusammen um den Angriff des Schurken zu parieren. Dies gelang ihm auch. Alathan ließ sich nicht beirren, er stieß nach vorn. Sein Ziel war es eine Lücke in der Verteidigung des Assassinen zu schaffen. Mit seinem linken Dolch schlug er dem Assassinen gegen dessen Dolch. Die gewünschte Wirkung ließ nicht auf sich warten. Der Arm des Assassinen wurde nach hinten geschleudert, als Gegenreaktion sauste die andere Klinge nach vorn. Er versuchte den Blutelfen zu treffen, doch Alathan hatte das bereits vorausgesehen. Sein rechter Dolch fuhr von oben herab um die Klinge des Assassinen zu stoppen. Durch den Schwung den Alathan daraus erhielt, schoss sein Knie nach oben und rammte den unglücklichen Untoten. Dieser stolperte nach hinten und kam dadurch aus dem Gleichgewicht. Der Blutelf nutzte diese Gelegenheit und warf seine Dolche. Beide trafen den wankenden Assassinen, der immer noch versuchte, sein Gleichgewicht wieder zu erlangen. Durch diesen Zug verschaffte sich der Blutelf wertvolle Sekunden um sein Schwert zu ziehen und sich in Position zu bringen. Er drehte sich mit aller Kraft und enthauptete den Untoten, der gerade wieder sein Gleichgewicht gefunden hatte.

„Ich hab‘ wohl zu viel von dir erwartet. Irgendwie enttäuschend.“, flüsterte der Blutelf.

Ein Krachen holte den Blutelf wieder aus seinen Gedanken hervor.

„Valessa!“, sagte er und riss die Augen auf. Seine Beine trugen ihn schneller als erwartet wieder hinein und die Treppe hinauf. Da sah er, wie die Magierin dem Verlassenen ziemlich zusetzte. Ein Zauber nach dem anderen schleuderte sie ihrem verfaulten Gegner entgegen. Seine Instinkte sagten ihm, er solle den Kampf der beiden beenden. Die Wand des Turms wies schon Löcher und Risse auf. Er rannte los und schlitterte unter einem entgegenkommenden Eiszauber hindurch. Alathan stemmte sich mit dem rechten Bein auf den Boden und stieß sich ab. Mit voller Wucht traf er mit seinem Schwert die Brust des Magiers. Die Wucht riss en Magier von seinen Füßen. Valessa erschien neben Alathan und stürzte ich auf den Magier. Ihre Hand berührte das Gesicht des Untoten. Eine Explosion riss dem Verlassenen den Kopf ab und brannte ein Loch in den Boden.

„Hätte ich auch ohne deine Hilfe geschafft. Weißt du was, du hast mir meinen Sieg gestohlen. Das ist sowas von beleidigend! Ich hoffe, du schämst dich!“, sagte die Magierin grinsend.

„Verzeiht, ehrwürdige Zaubersprücheklopferin! Soll ich es wieder gut machen? Ich kann dir einen Zaubertrick zeigen? Dazu brauche ich nur einen Hut und einen Hasen.“, antwortete Alathan lachend.

Sie durchsuchten den Magier und fanden einige Blätter mit Notizen. Valessa steckte sie ein. Beide verließen den Turm. Liefen Richtung Norden, um nach Silbermond zu gelangen. Dabei stießen beide auf keinerlei Bedrohungen mehr. Nach einem halben Tag Fußmarsch erreichten sie die Zuflucht der Weltenwanderer. Ein Außenposten der Blutelfen. Angekommen suchte Alathan einen Blutelfen.

„Na Cousin, wie läuft es so an der Front?“, fragte Alathan scherzend. Der Außenposten kümmerte sich nämlich nur um ein magisches Problem östlich an der Küste des Landes. Den Blutelfen, den er ansprach, sah ihn abfällig an, als ob man ihm Kot unter die Nase hielt.

„Ja ja lach nur, aber wir kümmern uns hier um die wirklich wichtigen Probleme. Das sind Dinge, die du eh nicht verstehen würdest, mit deinem kleinen Gehirn!“, sagte der Blutelf herablassend.

„Ich könnte den ganzen Tag mit dir debattieren, aber meine Zeit ist knapp. Ich brauche zwei Falkenschreiter, keine Sorge ich bringe sie wieder.“, sagte Alathan.

Der Blutelf dachte nach, er hatte nun die Oberhand, das wussten beide.

„Gut, du bekommst zwei. Aber unter einer Bedingung. Du erledigst einen Auftrag für mich, ohne Widerworte!“, antwortete der Blutelf.

„In Ordnung, ich bin in zwei Tagen wieder da. Dann werde ich dein kleines Problem beseitigen.“, sagte Alathan und schüttelte die Hand seines Cousins.

Valessa und Alathan ritten mit den zwei Falkenschreiter nach Silbermond. In Silbermond angekommen, befestigte Alathan die beiden Falkenschreiter an einem Pfahl in einer Stallung. Beide Blutelfen liefen den restlichen Weg zu Fuß stillschweigend nebeneinander. Vor dem Haus von Valessas Vater stoppten beide, doch bevor einer der beiden etwas sagen konnte, ging die Tür auf. Der Verlassene, der Alathan beauftragt hatte, kam heraus. Drückte ihm das restliche Gold in die Hand.

„Nun wie es scheint, habt Ihr euren Auftrag erledigt.“, sagte der Verlassene und musterte Valessa, „Nun Valessa, Ihr seht beinahe unverletzt aus, Euer Vater wird überglücklich sein euch wieder in seinem Haus zu wissen.“.

Alathan zog seine Kapuze über den Kopf. Steckte das Gold ein.

„Auf Wiedersehen, Prinzesschen.“.

Valessa schaute ihrem Retter noch eine kurze Zeit hinterher und lief langsam in das Haus hinein.



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