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Erlenholz

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Erlenholz

Es klapperte in seinem Arbeitszimmer, gerade als er über die Schwelle der Badezimmertür zurück in den Flur trat. Normalerweise hätte Orion sich dabei nicht viel gedacht, es war schließlich sein Arbeitszimmer und es verging selten ein Tag, an dem nicht irgendeines seiner Forschungsobjekte ein ungewohntes Geräusch von sich gab. Doch als er ein leises „Sirius“ aus dem Raum vernahm, war seine Neugierde geweckt.

Konnte es sein?

Brachen gerade wirklich seine zwei minderjährigen Söhne in sein Arbeitszimmer ein?

Leise schlich er sich an die Tür heran und lauschte.

Was sie wohl dort drinnen wollten?

 

„Sirius, bitte, wir sollten gehen“, hörte er seinen Jüngsten betteln. Es gab ein komisches Geräusch, fast so als hätte einer von ihnen die Schubladen seines Schreibtischs aufgezogen.

„Ich will es aber wieder haben“, maulte Sirius. Erneut kratzte Holz auf Holz. Das war sein Aktenschrank.

 

„Du weißt doch gar nicht ob es wirklich hier ist“, redete Regulus weiter auf seinen Bruder ein.

Der schnaubte nur. „Mutter hat gesagt, sie schließt es in sein Zimmer ein.“

„Vielleicht hat sie sein Schlafzimmer gemeint. Bitte, lass uns gehen. Das bringt doch nichts.“

 

Einen Moment lang war es still und Orion erwischte sich dabei, wie er sein Ohr an die Tür presste, um ja nichts von der Unterhaltung zu verpassen.

 

„Wahrscheinlich hast du recht.“ Sirius klang enttäuscht. „Ich muss das Buch aber trotzdem wieder kriegen.“

„Wirst du“, wiegelte Regulus ab, „Wenn du ein paar Tage keinen Ärger machst, kann ich Mutter darum bitten.“

„Ja, weil sie dir immer alles gibt!“

 

Erneut wurde es still und erneut presste sich Orion stärker gegen die Tür.

 

„He, sorry“, murmelte sein Sohn und erlaubte es sich zumindest ein bisschen zerknirscht zu klingen. „Bitte Regulus, du wirst doch jetzt nicht heulen.“

Es schniefte unterdrückt. „N-Nein“

Selbst Orion wusste, dass Regulus log. Sein Jüngster war sensibel und für einen Black recht nah am Wasser gebaut, Sirius Äußerung musste ihn getroffen haben.

„Komm schon, Regi“, versuchte der ihn zum aufhören zu bringen. „Wenn du weiter heulst, fallen deine Tränen am Ende noch in Vaters Zaubertrank und das willst du doch nicht, oder?“

Orion konnte Regulus vor seinem inneren Auge den Kopf schütteln sehen. Natürlich wollte er das nicht. Regulus wollte niemals etwas Böses.

„Was glaubst du, was das für ein Trank ist?“, wollte sein Kleiner schniefend wissen.

 

Einen Moment lang war es still. „Weiß doch jeder“, tönte Sirius dann, „Das ist ein Kopfschmerztrank.“

Orion zuckte hinter seiner Tür zusammen.

„Ganz in Gold?“, sprach Regulus genau das aus, was ihm gerade durch den Kopf geschossen war. Wenigstens einer seiner Söhne hatte scheinbar die Chance Zaubertränke zu bestehen.

„Klar“, log Sirius, „Das heißt, er ist besonders stark.“

„Wirklich?“

Gut, vielleicht würden sie beide durchfallen. Sirius, weil er offensichtlich keine Ahnung hatte und Regulus, weil er dumm genug war, Sirius jeden Scheiß zu glauben.

 

„Weißt du auch was das hier ist?“, fragte Regulus interessiert weiter. Orion konnte förmlich riechen, wie Sirius stolz die Brust rausstreckte.

„Natürlich“, verkündete er, „Das ist eine – Vorsicht!“

 

Es platschte und für einen Moment schien die Welt stillzustehen.

Dann polterte es, gefolgt von einem Gurgeln.

 

Orion griff nach der Türklinke und stürzte in den Raum, gerade noch rechtzeitig um zu sehen, wie sein Kessel die Farbe wechselte. Gold, Weiß, Lila und Blau wechselten sich immer schneller und schneller ab. Es rauchte. Es rauchte heftig.

Irgendwo wimmerte Regulus.

„Bleib unten!“, hörte er Sirius befehlen. Dann erklang ein reißendes Geräusch und der Rauch wurde noch eine Nuance dicker. Er hustete. Seine Söhne husteten und plötzlich hustete noch Jemand.

 

„Mein Gott, Tina. Wollen Sie uns alle umbringen?“, beschwerte sich ein Fremder und auf einmal begann der Rauch sich aufzulösen. „Wie oft habe ich Ihnen schon gesagt, dass Sie keine unbekannten, britischen Substan- Wer bist du denn?“

Der Fremde starrte Sirius an und Sirius starrte zurück. Keiner rührte sich. Erst als der Unbekannte die Hand nach seinem Sohn ausstreckte, schien wieder Leben in ihn zu kommen. Trotzig machte einen Schritt zurück.

„Sag ich nicht.“

Hinter ihm griff Regulus nach seinem Zauberstab. „Gehen Sie weg.... bitte“, flüsterte er, als wäre ein Drittklässler mit einem Zauberstab nicht schon peinlich genug. Dieses Bitte... Er musste seinem Jungen unbedingt ein paar Duellstunden geben. Vor allem eine zu dem Thema: „Warum man potentielle Gegner nicht um etwas bittet“.

Orion griff nach seinem Stab.

„Sie haben meine Jungs gehört“, grollte er, „Finger weg.“

 

Der Mann machte gehorsam einen Schritt zurück. Ein Verhalten, das Sirius mit einer herausgestreckten Zunge und Regulus mit einem leisen „Vater“, quittierte.

Ja, er hatte sie erwischt, aber zur Zeit gab es wichtigeres als zwei herumschleichende Lausbuben, zum Beispiel den Kerl in seinem Arbeitszimmer.

 

Misstrauisch musterte Orion den Eindringling.

Er war gut gekleidet. Elegant, dunkel, teuer. Normalerweise hätte er auf Reinblut getippt, aber jemand wie er, wäre ihm auf jeden Fall schon einmal aufgefallen. Ihm fielen alle Leute auf, die sich besser kleideten als er und das waren nicht sehr viele.

 

Sein Gegner musterte ihn.

„Wer sind Sie?“, verlangte er zu erfahren.

Orion schnaubte. „Wer sind Sie?“, echote er. Soweit kam es noch, dass er sich in seinem eigenen Haus von einem Fremden verhören ließ. Auch wenn er ziemlich gut aussah.

 

„Soll ich Mutter wecken?“, bot Sirius hilfsbereit aus seiner Ecke an, doch Orion schüttelte den Kopf. „Wenn er etwas nicht brauchte, dann war es Walburga, die müde und ungehalten in sein Arbeitszimmer rauschte und alle Beteiligten anschrie.

„Percival Graves, Director of Magical Security und Magical Law Enforcement.“

 

Orion legte den Kopf zur Seite. Der Mann war Direktor von was? Das konnte nicht stimmen. Sein bester Freund arbeitete als Auror. Wäre dieser Mann sein Vorgesetzter, er würde ihn kennen. So oft wie er im Aurorenbüro ein- und ausging, er hätte ihn sicherlich schon einmal getroffen. Dort oder auf einer der langweiligen Etatbesprechungen des Ministers, bei der die Leiter aller Abteilungen anwesend sein mussten und die er in der Regel mit der Prämisse: „Ich brauche Gold. Wofür darf ich nicht sagen“, zu besuchen pflegte.

 

 

„Orion Black, Department of Mysteries“, zischte er ihm entgegen. Vielleicht wirkte sein Name ja Wunder und der Andere hörte auf zu lügen.

 

„Nie gehört.“

 

Vielleicht auch nicht.

 

Regulus stieß ein unglückliches Wimmern aus.

„Es tut mir leid, Vater“, jammerte er, „mir ist dein Dingsda in den Trank gefallen.“

„Welches Dingsda?“ wollte er wissen, doch noch bevor sein Sohn anfangen konnte, es ihm zu beschreiben, fuhr ein seltsamer Ruck durch seine Hand. Sein Zauberstab glitt aus seinen Fingern und flog im hohen Bogen durch die Luft.

„Es ist übrigens strafbar Mitglieder des MACUSA zu bedrohen“, erklärte Mr. Graves während er seinen Zauberstab aus der Luft fischte, als wäre es das Normalste auf der Welt. Einen Moment lang musterte er das Holz. „Die Farbe ist wirklich schön“, lobte er, „Was ist das, Buche?“

„Schwarzerle“, verbesserte Orion, „Geben Sie ihn zurück.“

 

Dunkle Augen fuhren erst über seinen Stab und dann über ihn hinweg. „Er ist mächtig.“

 

Orion schnaubte. Das wusste er, schließlich sprach der Mann von seinem Zauberstab. Trotzdem sagte er nichts, als der Andere ihn in seiner Hand drehte und wendete, als wäre er ein besonders interessantes Forschungsobjekt.

Lange Finger strichen über das Holz, wogen ihn, schätzten ihn und hielten ihn schließlich mit dem Griff voran in seine Richtung.

Orion verstand die Geste. Vielleicht ein bisschen zu schnell marschierte er durch den Raum um endlich wieder die Finger um seinen Zauberstab schließen zu können.

Es war erleichternd den altbekannten Griff zu spüren, selbst wenn der Andere die Spitze nach wie vor in seinen Fingern hielt.

„Sie wissen, was man über Erlen sagt?“, raunte Graves ihm zu und Orion wurde heiß und kalt zugleich. Natürlich wusste er es. Er wusste alles, was es über Erlen zu wissen gab. Über ihre Eignung für nonverbale Magie, ihre Präzision in Sachen Schutzzauber und über – Er spürte, wie ihm die Röte in die Wangen schoss.

„Ich bin keine typische Erle“, versicherte er eilig. Eine Aussage, die die Mundwinkel seines Gegenübers zucken ließ.

„Nein, das sind Sie offensichtlich nicht.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo,

ich hoffe euch hat der OS gefallen. Abschließend möchte ich euch an dieser Stelle auf die folgenden Verbände und Organisationen aufmerksam machen:

- Der LSVD ist die wohl namhafteste NGO für nicht-heterosexuelle Menschen in Deutschland. Auf seiner Homepage bietet der LSVD aktuell viele hilfreiche Links zu Unterstützungsmöglichkeiten. (Auch Bezüglich Nothilfe für die Ukraine)

- Die Schwulenberatung Berlin ist eine der wichtigsten NGOs für die Hilfe und Selbsthilfe von LGBT in Berlin. Ihr Unterstützungsprogramm „Queer Refugees“ bietet Hilfe für queere Geflüchtete, die in Berlin ankommen.

- Die EPOA ist ein Zusammenschluss von CSD-Organisator:innen aus Europa, die auch den Euro Pride ausrichten.

Sie alle freuen sich, wenn ihr mal auf ihren Websites vorbeischaut. Und natürlich auch über Unterstützung und/oder Spenden. Komplett anzeigen

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