Zum Inhalt der Seite

Alola is for lovers

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Es war Frühling in Kanto geworden. Die letzten Schneereste waren unter den ersten Strahlen der neu erwachten Sonne dahin geschmolzen, und hatten so Platz für die noch kaum zu sehenden ersten Beerensträuchersprösslinge gemacht. Man konnte wilde Rattfratz nun wieder dabei beobachten, wie sie geschäftig an den Wegesrändern nach Nahrung suchten, die Wälder der Region waren wieder erfüllt von allerlei Geräuschen, die nach dem Winter beinah wie Lärm klangen, falls man das erste Mal wieder einen Ausflug in besagte Gegenden machte. Der Silberberg hatte seinen unteren schneebedeckten Teil einbüßen müssen, der Schnee hatte ebenfalls dem neu erwachenden Leben Platz gemacht.
 

Der Flusslauf, der nach Jotho führte, war nicht mehr meterdick zugefroren und man war nun nicht mehr auf seine Schlittschuhe angewiesen, die Red mit mehr als nur guten Gewissens in die hinterste Ecke der Abstellkammer verbannte, in der Hoffnung, dass sie noch lange Zeit dort stehen bleiben würden. Ganz im Gegensatz zu den jüngeren (und auch manchen älteren) Bewohnern der Region, die nur schweren Herzens die kleinen Teiche in Vertania, Fuchsania und besonders den See in Azuria City der Natur überlassen hatten.
 

Die Azuria-Höhle war ebenfalls weitestgehend enteist, was Green im Rahmen seiner Forschungen natürlich sehr begrüßte. Er konnte nun wieder Stunden in den Tiefen der Höhle verbringen, ohne dass er dort zu erfrieren drohte. Red hatte schon einmal mit seinem Glurak eine Rettungsaktion starten müssen, als Green sich ein Jahr zuvor im tiefsten Winter zu weit in die Höhle gewagt hatte und dort schließlich den Überblick verloren hatte. Auch wenn er es nicht gern zugab, er hatte sich wirklich verlaufen, und war so mehr als nur froh gewesen, als Red ihn gerettet hatte. Die heiße Schokolade, die der amtierende Arenaleiter für sein Leben gern trank, hatte danach noch besser geschmeckt, als sie es sonst tat. Und vielleicht auch, weil Red sie für ihn gemacht hatte, aber das musste er ihm ja nicht unter die Nase reiben.
 

Die Aufräumarbeiten auf der Zinnoberinsel, die unter dem Kommando von Pyro standen, wurden auch wieder aufgenommen, und wurden eifrig von Blue unterstützt, die mit ihrem Despotar die Hänge ebnete, die durch den katastrophalen Vulkanausbruch entstanden waren.
 


 

Aber nicht nur die Natur war im Umgestaltungsrausch, auch Blue hatte eines Tages beschlossen, dass es Zeit für die neue Jahresgarderobe wurde. Natürlich mit speziellen Hinblick auf die Hochzeit von Pearl und Dawn, die gar nicht mehr so weit weg lag, schließlich war es schon Mai.
 

Und so begab es sich schließlich, dass Red in der wohl teuersten Boutique Kalos saß und sich wie der Trottel vom Dienst fühlte, während er der Mitarbeiterin der Boutique bei ihren Ausführungen über die neuesten Stoffe aus Ariados-Seide zuhörte. Zumindest versuchte er das. Green hingegen schien keinerlei Probleme damit zu haben, das gesamte Gerede zu verstehen, er schien sogar Spaß dabei zu haben, die verschiedensten Anzüge, Schuhe, Krawatten, Fliegen, Schuhe und weiß Arceus noch was anzuprobieren. Ähnlich wie Blue, die wie verzaubert zwischen den ganzen Kleidern und Hosenanzügen hin und her lief und ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter machte, weil sie genau wusste, dass sie sich höchstens ein Kleid leisten konnte.
 

Und dabei hatte doch alles so friedlich angefangen.
 

Kalos war die Moderegion schlecht hin und daher war es für die drei eine leichte Entscheidung gewesen, wo sie denn nun ihr Geld verprassen gehen würden. Die Flüge nach Kalos waren ebenfalls schnell gebucht, und hatten sie erstaunlich wenig Geld gekostet, sodass es sie wider Erwarten nicht in den Ruin gestürzt hatte. Green munterte das zwar in Anbetracht der Tatsache, dass sie nach Illumina City wollten, wenig auf, aber das verschwieg er gekonnt.

Die Boutique in der größten Metropole Kalos nahm eins der größten Gebäude auf der Frühlingsallee ein und Green hatte zu seiner Studienzeit die ein oder andere freie Stunde in den Cafés verbracht, welche die alte Kopfsteinpflasterstraße wie Perlen an einer Kette säumten.
 

Green hatte ihnen sein Lieblingscafé gezeigt, das am Place Verte gelegene Café Twister, dessen Hauptgesprächsthema Kunst und Kultur der verschiedenen Pokemon-Regionen war. Der Café war vorzüglich, und der Student hatte seiner Zeit dort viele interessante Leute getroffen, mit denen er bis heute in Kontakt geblieben war.
 

Die Stunden, die sie dort nach der morgendlichen Landung verbracht hatten, waren wie im Flug vergangen und Blue war vollkommen entsetzt gewesen, als sie zwischendurch auf die Uhr gesehen hatte. Es war schon drei Uhr gewesen, als sie die Boutique betraten, was der jungen Frau wohl ordentlich zusetzte. Jedenfalls waren die kleinen Schweißperlen, die auf ihrer Stirn glänzten für Red und Green ein eindeutiges Indiz.
 

Red, der sich immer noch von der Angestellten zuquatschen ließ, hätte fast vor Freude gejauchzt, als er die Stimme seines festen Freundes hörte. "Red, ich hab was für dich gefunden", verkündete Green, als Red bei ihm angelangt war. Er bekam einen sauber gefalteten Anzug in die Hand gedrückt, samt passenden Schuhwerk und wurde von seinem Lebensgefährten mit den Worten "Anziehen gehen" Richtung Umkleide geschoben.
 

Manchmal fragte sich Red, ob Green eines Tages auch anfangen würde, ihm die Schnürsenkel zu binden, so wie er den amtierenden Champ immerzu bemutterte. Eigentlich gefiel es Red, so umsorgt zu werden, diesen Luxus hatte er schon seit Jahren nicht mehr erleben dürfen, aber er dachte nicht mal im Traum daran, es Green auf die Nase zu binden. Soweit käme es noch.
 

Bevor er den goldfarbenen Vorhang der Umkleidekabine gänzlich zugezogen hatte, konnte er noch einen Blick auf seinen Partner erhaschen, der nun auch die Umkleide betrat. Ebenso wie Blue, die jedoch einiges mehr zum Anprobieren dabei zu haben schien als die beiden Männer zusammen.
 

Als Red den das seidenweiche Hemd auseinander faltete und es genauer betrachtete, wurde ihm wieder bewusst, was für ein gutes Auge Green doch besaß, wenn es um Mode ging. Kalos schien auf ihn abgefärbt zu haben, er hatte seit seiner Rückkehr fast jeden Monat neue Anziehsachen gekauft und diese wie wild miteinander kombiniert. Aber es gelang ihm dabei stets gut auszusehen und wenn Red ehrlich war, dann beneidete er ihn auch wirklich darum.
 

Der fein gearbeitete Stoff war kein Vergleich zu dem Shirt, dass der Trainer sonst immer trug. Es war etwas komplett anderes, die Art, wie es seine Arme umschmeichelte, sich an seine Seiten schmiegte, ohne auch nur den Hauch von Gewicht oder Belastung darzustellen, war etwas vollkommen Neues für ihn. Er gefiel sich unglaublich gut in dem Hemd, und er drehte sich einige Male, um sich von allen Seiten in dem mannshohen Spiegel betrachten zu können, der die kompletten Wände der Kabine für sich beanspruchte.
 

Red hörte, wie ein Vorhang in der Umkleide beiseite geschoben wurde, was ihn aus seiner Trance riss und ihn dazu veranlasste, schnell seine Hose und seine Schuhe loszuwerden. Schließlich schien Green schon fertig zu sein, und Red wollte sich kein unnötiges Gemecker aufhalsen, weil er mal wieder zu langsam war.
 

Er schaffte es in Rekordzeit, sich umzuziehen, was ihn ein kleines bisschen stolz machte. Red war nämlich nicht unbedingt der schnellste, wenn es nicht gerade um Pokemon-Kämpfe ging. Er überlegte zu viel, oder wie Green zu sagen pflegte: Er hatte den Kopf zu oft in den Wolken. Aber dennoch nahm er sich kurz Zeit, um sich im Spiegel zu betrachten. Red fand, dass er sehr gut aussah, und in Gedanken lobte er den Arenaleiter, der ihm erneut bewiesen hatte, was für einen tollen Geschmack er doch besaß.
 

Der Anzug war so schwarz wie die Streifen eines Elezebras und die zwei mitternachtsschwarzen Stoffknöpfe, die das Jackett zusammenhielten, waren so fein gearbeitet, dass sie einem Voltulanetz wahrlich Konkurrenz machten. Red rückte die karminrote Krawatte, die sich perfekt um den Stoff des schwarzen Hemdes legte noch etwas zurecht, bis er sie für ordentlich genug befand und die Kabine verließ.
 

Seine Augen schweiften umher, auf der Suche nach seinen Freunden, bis seine Augen auf Green fielen, der sich rechts von ihm im deckenhohen Spiegel musterte. Er schien seinen festen Freund nicht zu bemerken, was Red schamlos ausnutze, um ihn anzugaffen. Der Arenaleiter sah gut aus, wesentlich besser als er selbst, aber das wunderte ihn nicht.
 

Das himmelblaue Jackett, das aus weitaus gröberen Stoff gemacht war, als das Reds, passte perfekt zu dem weiß-blau karierten Hemd, welches beinah zu sehr seine schmale Taille hervorhob und es so Red wesentlich schwieriger machte, seine Finger von ihm zu lassen. Ein rotes Einstecktuch, das aus der rechts liegenden Brusttasche lugte, rundete das edle Erscheinungsbild Greens wunderbar ab. Die Perlen des Armbands, das er an seinem linken Handgelenk trug, hatten beinah die selbe Farbe wie die gerade geschnittene Hose, die seine langen Beine ummantelte und den Boden nur durch die Absätze der dunkelbraunen Lederschuhe nicht berührte.
 

Red musste jedoch etwas grinsen, als er sah, wie Green das Jackett an die Seite schlug und am sowieso schon stramm sitzenden Gürtel (der natürlich auch einwandfrei zur gesamten Kleidungswahl passte, in der Mitte lag ein roter Streifen, der von zwei blauen umrahmt wurde), herumnestelte und einen unzufriedenen Laut von sich gab. Der Arenaleiter hatte einen sehr femininen Körperbau und so kam es häufig zu gewissen Problemen. Keine Hose hielt sich auf den schmalen Hüften des Trainers und es war ein Wunder, wenn sie es doch taten. Nicht umsonst hatte Green eine beträchtliche Gürtelsammlung, die ihm zwar etwas peinlich war, aber er versuchte, das Beste daraus zu machen. Und das hieß in dem Fall, die knalligsten und wildesten gemusterten Gürtel zu kaufen, die es gab.
 

Red war so in seine Überlegungen versunken, dass er nicht mitbekam, wie Green ihn bemerkte und zu ihm kam. Bis er direkt vor ihm stand und sich räusperte. Red blinzelte zwei Mal, bevor er wirklich verstand, was eigentlich los war. Er war etwas überrascht, als er seinen festen Freund vor sich stehen sah, und in dessen hellbraune Augen sah. Sie erinnerten den Champ immerzu an flüssiges Karamell, das sein Lapras so liebte. Oder an die Farbe des Milchkaffees, den seine Mutter immer zu trinken pflegte. Oder-
 

"Du siehst gut aus", unterbrach Green seine Überlegungen und strich die aufgeschlagenen Ränder seiner Anzugjacke gerade. Seine Augen hatten einen weichen, sanften Ausdruck, denn Red sehr selten sah. Jedenfalls wenn sie in der Öffentlichkeit waren. Es war der Blick für Red, nur für Red. Es war, als würde er ihn in einer Truhe aufbewahren und ihn extra ihn herausholen.
 

Als Green das intensive Starren seines Freundes bemerkte, formten seine Lippen sein berühmtes halbes Lächeln, das Red so unfassbar liebte. Es war nur das Hochziehen eines rechten Mundwinkels, aber es bedeutete an manchen Tagen die Welt für Red. Wenn er zum Beispiel schlecht geschlafen hatte, einen Kampf verloren hatte, oder sich den Kopf gestoßen hatte. Dann lächelte Green ihn auf diese Weise an, liebevoll und doch belustigt. Und es machte Red froh zu sehen, dass der Arenaleiter ihn nicht langweilig zu finden schien. Es war sogar erleichternd.
 


 

"Seid ihr fertig, ihr Turtelgurre?"
 

Beide hätten sich um ein Haar die Stirn aneinander angehauen, als sie Blues amüsierte Stimme hörten. Sie stand ihm Eingang der Umkleide, und trug eine große Tüte bei sich. Green spielte seine Verlegenheit mit einem bissigen Kommentar herunter, während Red die Tasche mit großen Interesse musterte. Blue schien die wissbegierigen Blicke jedoch zu bemerken, und umschloss die Tüte mit ihren beiden Armen, um sie an ihre Brust zu drücken. Ein fieses Grinsen machte sie auf ihrem Gesicht breit.
 

"Das bleibt ein Geheimnis!"



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück