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World War League

Die Macht von Außen
von

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Königin des Eises

"Du musst doch die Geschichte kennen!?", polterte es ungläubig über den Tisch. Nunu schüttelte naiv den Kopf und griff nach einem großen Krug mit Kakao.
 

"Potzblitz!", schlug Braum seine Faust krachend neben Nunus Krug, sodass etwas des braunen süßen Gebräus aus dem Behälter auf den Tisch tanzte. Durch den Aufschlag rutschte Nunus Parka nach vorne und nahm ihm die Sicht. Blind tastete er sich an sein Getränk heran, während hinter ihm und Braum das Siegesfest tobte. Der Glatzkopf grinste durch seinen Schnurrbart, richtete Nunus Kapuze und schob ihm den Krug zu.
 

"Jetzt hörr mirr gut zu, mein kleinerr Frreund.", rollten die Sätze aus Braums freundlichem Blick. "Die Geschichte unserrerr Königin Ashe ist nicht nurr inspirrirrend, sonderrn auch sagenumwoben! Grreif dirr deine heiße Schokolade und spitze deine Ohrren."
 

Der kleine Junge im blauen Parka grabschte nach dem Krug, der in seinen Händen überdimensioniert aussah und nahm einen gewaltigen Schluck daraus. Während er trank wippte er bedächtig auf und ab, da er auf dem Bauch seines schlafenden Yetis saß, den die Müdigkeit des letzten Kampfes scheinbar übermannt hatte.
 

"Ashe warr nicht schon immerr unserre Königin. Ihrre Mutter war davor unserre Herrrrscherrin und davorr ihrre Mutterr und so weiter. Sie sind unserre Königsfamilie und die wahrren Bewahrrerr dieserr Winterrlandschaft, die unserr liebes zu Hause ist.", erzählte Braum wie ein Großvater seinen Enkeln erzählen würde und Nunu hört gebannt zu – immerhin war er noch ein Kind, also quasi ein Enkel.
 

"Ashes Mutterr warr eine fantastische Königin.", fuhr der Bärtige fort. "Vielleicht sogarr besserr als Ashe selbst, vermuten Einige. Es warr eine sehrr frriedliche Zeit damals. Es gab noch keine Barrbarrenüberrfälle, keine Trrollkrriege, keinen Hass und den Bewohnerrn ging es gut, denn sie hatten Alles, was sie fürr ein schlichtes aberr glückliches Leben benötigten. Man könnte meinen, dass es weitaus besserre Zeiten warren als die heutige Zeit eine ist. Allerrdings änderrte sich eines Nachts Alles schlagarrtig. Als unserre jetzige Anführrerrin Ashe gerrade einmal 14 Jahrre alt warr, grriffen die Barrbarren das erste Mal an. Überrwältigt vom plötzlichen Krrieg, merrkte die Königin, dass sie von Krrieg keine Ahnung hatte und sich schlecht vorrberreitet hatte. Nurr mit Mühe konnte der errste Angrriff abgewehrrt werden. Ihrrerr Tochter Ashe warr es zu verrdanken, dass die Stadt nicht fiel, denn sie strreckte mit ihrrem Bogen die Hälfte allerr Angrreifer nieder. In Anbetrracht der neuen Gefahrr, rruhte sich Ashe nicht aus und bat die Königin Befestigungsanlagen bauen zu dürrfen. Innerrhalb von 2 Tagen wurrden die drei Palisadenringe errrichtet, die uns umgeben. Sogarr den Berrgfrried in derr Mitte der Orrtschaft, ist auf dem Mist unserrerr jetzigen Königin gewachsen."
 

"Von dem sie immer runterschießt, wenn wir angegriffen werden?", unterbrach Nunu mit kindlichem Leichtsinn.
 

"Genau derr.", lächelte Braum warm und stupste Nunus Nase mit dem Zeigefinger, worauf der Junge so laut kicherte, dass der Yeti ein kurzes Grunzen von sich gab, um direkt darauf erneut in Tiefschlaf zu fallen. "Es schien Alles perrfekt und wiederr sicherr, doch es kam anderrs." Nunu schlürfte vom Kakao und starrte gebannt auf Braum, dessen Geschichte den kleinen Jungen scheinbar gepackt hatte.
 

"Die Königin fühlte sich in ihrrem neuen Berrgfrried sicherr, den ihrr ihrre Tochterr Ashe gebaut hatte. Es dauerrte auch nurr wenige Tage und die Barrbarren grriffen erneut an, allerdings warr derr Angrriff nicht so starrk wie beim errsten Mal. Scheinbarr hatten zu viele von Ihnen währrend des errsten Gefechts ihrr Leben gelassen. Es dauerrte nicht lange und die Barrbarren flüchteten in den Wald hinaus. Derr Angrriff warr kaum errnst zu nehmen und die im Kampf unerrfahrrene Königin befahl ihrren Strreitkrräften die Angrreifer zu jagen und endgültig den Frrieden wiederrherrzustellen. Also folgten Ashe und ihrre Strreitkrräfte und einige Kommandanten den Barrbarren in den Wald. Du weißt, wie es dorrt aussieht. Tausende Schlupfwinkel, Millionen Bäume und ein Dickicht, dichter als mein Schnurrrrbarrt, HAHA!", lachte der Glatzkopf urplötzlich auf, nur um geschwind fortzufahren. "Es dauerrte ein wenig, um die Angrreifer im Wald zu finden, aberr wirr haben sie errwischt und ausgemerrzt. Doch genau in dem Moment als wirr sie zurr Strrecke gebrracht hatten, fiel es Ashe wie Schuppen von den Augen. Es warr eine Falle gewesen. Alles Krrieger unserres Lagerrs waren im Wald. Niemand warr zurrückgeblieben, um die Königin und das Volk zu schützen. Getrrieben von derr Rrealisierrung einen fatalen Befehl befolgt zu haben, rrasten wirr zurrück zum Lagerr. Wirr errreichten es wenige Minuten späterr und fanden es in Flammen vorr. Der Barrbarrenkönig hatte das Dorrf angegrriffen. Err hinterrließ ein Feld derr Verrwüstung! Ich kann nicht sagen wie viele Unschuldige damals das Leben lassen mussten, aberr es warren sehrr viele gewesen. Kinder, Frrauen aberr auch wehrrlose Männerr, die noch nie etwas mit dem Krrieg zu tun gehabt hatten. Als wirr ankamen wollte err sich gerrade mit seinen Truppen zurrückziehen, um den übrriggebliebenen Krriegerrn nicht überr den Weg zu laufen. Scheinbarr hatten sie mit ihnen nicht so frrüh gerrechnet. Ashe konnte nicht sicherr sein, aberr ahnte, dass ihre Mutterr tot warr - das machte sie zurr Königin. Sie wusste, dass sie nun handeln musste. Vollerr Furrcht vorr dem Zorrn Ashes flüchteten die feigen Bastarrde in alle Himmelsrrichtungen. Es gelang nicht Allen. Ungefährr ein Vierrtel derr Angrreifer konnte gestellt und festgenommen werrden. Das ganze Dorf sinnte nach Rrache und wollte sie tot sehen, doch Ashe warr errstaunlich kühl. Sie sagte, dass es nie zu einem langen Krrieg kommen dürrfe und dass man anderre Wege finden müsse. Sie ließ den Barrbarrenkönig einsperrren, um ihn zu einem Frrieden zu zwingen. Er weigerrte sich. 8 lange Jahrre lang, bis err im Kerrkerr an einerr Krrankheit starrb."
 

"Und was wurde aus den anderen Barbaren?", fragte Nunu.
 

"Sie forrmierrten sich neu und sind bis Heute die Bande, die uns attackierrt und mit derr Ashe verrsucht einen Frrieden zu errzwingen.", antwortete Braum.
 

"Und wer führt sie an?"
 

"Nun ja... Kurrz nachdem derr König starrb, wurrde seine Tochterr Anführrerrin. Das ist sehrr errstaunlich, denn sie warr noch jüngerr als Ashe damals. Sie müsste ungefährr elf Jahrre alt gewesen sein, oderr so ähnlich.", überlegte Braum. "Ein wirrklich bedauerrnswerrtes Ding. Mit so einem Schicksal grroß zu werrden, sollte keinem Mädchen passierren."
 

"Wenn wir ehrlich sind, ist es auch kein tolles Schicksal für einen kleinen Jungen von seinen Leuten verstoßen zu werden, nur weil er einem Yeti seine Treue geschworen hat.", sagte eine ruhige Stimme hinter Nunu. Tryndamere stand dort, trotz eisiger Temperaturen ohne Oberkörperbekleidung und schleifte sein Schwert hinter sich her, als er sich der Sitzbank langsam näherte.
 

"Setz dich doch, Trryndamerre! Je mehrr, desto lustigerr, hat Mama immerr gesagt.", lachte Braum vergnügt und Tryndamere nickte ihm zu. Auch wenn er Braums positives Gemüt oftmals verstörend nervig fand, hatte er großen Respekt vorm Beschützer. Das Tor, welches Braum als Schild nutzte, konnte er nicht einmal hochheben. Er hatte es versucht und dass Braum es mühelos mit sich herumschleppen konnte, sagte ihm, dass er sich besser mit ihm nicht anlegen sollte.
 

"Du siehst so angespannt aus, Onkel Tryndamere. Warum?", fragte Nunu in seiner kindlichen Art.
 

"Ich habe dir gesagt, dass du mich nicht so nennen sollst.", sagte der Schwertkämpfer kühl. "Wir sind nicht einmal im Entferntesten verwandt."
 

"Na, na, na! Werr wirrd denn einem Jungen einen Wunsch abschlagen, nicht wahrr, Nunu?", zwinkerte Braum dem Kleinen zu.
 

"Ich finde es nicht gut, dass wir die äußeren Ringe ohne Kommandanten unbewacht lassen, nur um den letzten Sieg zu feiern. Ich finde das unvorsichtig.", sagte Tryndamere in ruhiger Tonlage. Er war der letzte seines Stammes. Es war schon einige Jahre her als er mit seinem Stamm in etwas nördlicheren Teilen des Landes leben konnte. Ein Überfall hatte seine Leute überrascht, während er selbst auf Jagd war. Er kam nur zurück, um das Ergebnis eines Blutbades zu sehen. Bis heute wusste er nicht, wer seine Familie und Freunde damals umgebracht hat, doch er hatte hier in den Reihen von Ashes Kommandanten eine neue Heimat gefunden und diese wollte er nicht erneut durch Unvorsichtigkeit verlieren.
 

"Ach, komm schon, Onkel Tryndamere! Du bist immer so unlustig. Trink einen Kakao und freu dich, dass der letzte Kampf so gut gelaufen ist.", versuchte Nunu Tryndamere aufzumuntern. Der Yeti hingegen kratzte sich im Halbschlaf mit seinen scharfen Krallen das Gesäß und schmatze genüsslich, bevor er wieder in seinen Schlaf entglitt. Tryndamere schwieg und ließ seinen Blick durchs Lager schweifen.
 

"Komm schon! Derr kleine Rrabauke hat Rrecht. Wirr sollten uns einmal entspannen, hm? Ich werrde uns etwas zu Trrinken orrganisieren.", schlug Braum vor.
 

"Nein, ich möchte bei klarem Verstand bleiben.", erwiderte Tryndamere.
 

"Keine Widerrrede! Mama sagte immerr, wenn man krrank ist, hilft nurr Alkohol! Und Sorrgen sind ja auch eine Arrt Krrankheit, nicht wahrr? Haha!"
 

Braum wollte sich gerade erheben, um neue Getränke zu beschaffen als eine riesige Pranke auf seiner Schulter landete und ihn wieder auf die Bank drückte.
 

"Hab ich etwa Trinken gehört?!", röhrte es durchs Lager. "Da bin ich dabei!"
 

Gragas zog den Stopfen aus seinem Fass und goss Wein in die leerstehenden Krüge. Als er auch in Nunu's Kakaotrog etwas eingießen wollte, konnte Tryndamere diesen noch schnell genug in Sicherheit bringen.
 

"Er ist ein Kind, Gragas.", ermahnte er den Dicken.
 

"Ich will das rote Zeug auch mal probieren! Manno!", quengelte Nunu.
 

"Nein.", verbot Tryndamere.
 

"Oaaaaaaaaaah!!! BITTEEEEHEEEE!"
 

"Ich sagte: Nein.", wiederholte er mit Nachdruck.
 

"BOAH! NIX DARF MAN HIER!", drehte sich der kleine Junge schmollend um und begann das Lagerfeuer und die tanzenden Soldaten und Bürger zu beobachten. Gragas zuckte nur mit den Schultern und setzte sich neben Braum. Er brauchte keinen Krug, da er direkt aus dem Fass trank. Er setzte an uns nahm mehrere riesenhafte Schlücke des roten Gebräus, wobei er so gierig war, dass mindestens die Hälfte des Weins an seinem Körper herunterlief. Als Gragas das Fass wieder absetzte, ließ er einen gewaltigen Rülpser ertönen und wandte sich dann wieder Braum zu.
 

"Wie lief die Schlacht so bei dir? Kamen sie überhaupt in die Nähe von Ashe und Anivia?", lallte er leicht.
 

"Ja, leiderr konnte ich nicht beide beschützen. Anivia ist zurr Zeit bei Ashe im Turrm. Die Königin warrtet bis Anivia wieder schlüpft."
 

"Wer hat sie erwischt?", fragte Tryndamere überrascht. "Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass sie erwischt wurde."
 

"Es warr dieserr verrrückte Blonde mit den beiden Äxten. Err kennt kein Errbarrmen. Seine Männerr fielen um ihn herrum wie die Fliegen, weil Ashe Einen nach dem Anderen ausschaltet, doch err – err hat nicht einmal mit derr Wimperr gezuckt. Err hat eine seinerr Äxte auf Anivia geworrfen und ich bin dazwischen gesprrungen. Währrend ich die Axt abfing, ist dieserr Verrrückte über mich drüberr gesprrungen. Err hat mein Schild als Leiterr benutzt und beim Überrspringen hat err mirr in den Rrücken getrreten, also bin ich gefallen. Danach hat err Anivia angefallen."
 

"Wieso hat sie denn nicht eine ihrer Eiswände erschaffen, um sich zu schützen?"
 

"Hat sie, aberr dieserr blonde Krriegerr wurde auf einmal extrrem schnell und ist einfach drrum herrum gerrannt. Sie hatte keine Chance.", erklärte Braum.
 

"Das ist wirklich beängstigend.", sagte Tryndamere. "Und wie seid ihr da wieder herausgekommen?"
 

"Es errtönte ja dieses Horrn kurz bevorr sich Alle zurückzogen. Hätte err Ashe attackierrt, hätten wirr jetzt keine Königin, aberr irrgendwie hatte es den Anschein als wolle err sie nicht töten."
 

"Das ist sonderbar.", murmelte Tryndamere.
 

"Das ist dämlich. HAR HAR! So viele Männer zu verlieren und kurz vor dem Ziel einfach umzukehren.", prollte Gragas. "Nächstes Mal müssen wir einfach schneller sein und bei Problempunkten aushelfen. Wenn irgendwo ein Wall bricht, müssen wir dort die Männer verstärken. Es war einfach Pech, dass in diesem Bereich kein Kommandant war."
 

"Dieses Pech darf uns nicht mehr passieren. Wir hätten beinahe die Königin verloren. Das sollte keiner von uns auf die leichte Schulter nehmen.", ermahnte Tryndamere und nahm endlich einen Zug aus dem Weinkrug.
 


 

Der Bergfried ragte hoch über das Lager der Eiskönigin. Sie saß in ihrem hölzernen Thron, der mit einem riesigen Tierfell ausgelegt war und verschwendete keinen Gedanken daran, an den Feierlichkeiten auf dem Dorfplatz teilzunehmen. Ihr langes weißes Haar und ihre blauen Augen offenbarten eine makellose Schönheit, die ihr bedächtiges Wesen unterstrich. Flackernde Feuertöpfe erhellten den Thronsaal und spendeten Wärme. Anders als sonst, war sie vollkommen alleine. Sie hatte die gesamten Streitkräfte und Arbeiter zur Feier geschickt. Sie hatten es sich nach der letzten Schlacht redlich verdient. Sie musste die Einzige sein, die derzeitig nicht betrunken oder auf dem Weg war, betrunken zu werden.
 

Sie konnte einfach nicht, denn Ashe beschäftigte der Konflikt mit den Barbaren viel zu sehr.. Es schien fast so als würde sich Alles zuspitzen. Die Kommandanten waren der Meinung, dass die Barbaren Sejuanis zu geschwächt seien, um dem Dorf nochmal gefährlich werden zu können, doch irgendwas lag in der Luft, dass Ashe verunsicherte. Die Angriffe der Barbaren wurden wütender und stürmischer. Sejuani musste langsam blind vor Gier und Zorn sein. Sie wollte Ashes Thron um jeden Preis, dabei hatte Ashe sich Freljord ganz anders vorgestellt. Als Republik mit autonomen Ländereien. Sie würde Sejuani ihren Bereich bereitwillig überlassen, so wie sie es nun ohnehin schon tat. Frieden: Das war es, was sie wollte. Freljord vereinen und diese sinnlose Barbarei beenden, doch man konnte mit Sejuani nicht sprechen. Sie war so unglaublich stur und stolz, dass sie sich niemals auf eine Abmachung mit den Besiegern ihres Vaters einlassen würde. Wahrscheinlich war sie sogar davon überzeugt, dass Ashe ihn ermordet hatte. Wer konnte es ihr übel nehmen? Ihr Vater war schließlich ein Kriegsgefangener und hätte Sejuani einen ihrer Kommandanten festgenommen, hätte dieser bestimmt sein Leben gelassen.
 

Ein blau waberndes Ei lag neben Ashe und zuckte bei Zeiten. Bald würde sie wieder schlüpfen. Ashe wusste, dass Anivias zwischenzeitlicher Tod ihren eigenen verhindert hatte. Dieser blutverschmierte Wikinger – er hatte diese Entschlossenheit in den Augen. Und so wie er kämpfte – als hätte er keine Angst vor dem Tod, nein, noch viel mehr. Es schien als würde er den Tod suchen. Als wäre dieser ein alter verlorener Freund. Das war sehr beunruhigend. Weshalb er Anivia attackiert hatte und nicht sie – die Königin, konnte sie nicht erklären. Es beschäftigte sie ungemein, denn als Königin war es ihre Aufgabe ihr Volk zu schützen und auch die Kommandanten so zu führen, dass ihnen nichts zustoßen konnte. Dies war einfacher, wenn man selbst die Zielscheibe war. Das war auch der Grund, weshalb Braum als ihr persönlicher Leibwächter eingeteilt war. Sie war es gewohnt das Ziel zu sein und von Allen, die nicht zu ihr gehörten, gehasst zu werden. Sie erhob sich und blickte aus ihrer Schießscharte auf den großen Platz des Dorfes. Sie sah die tanzenden Schatten der Soldaten, die ums Feuer torkelten und die Bauersmädchen bezirzten. Gegönnt sei es ihnen. An einem der großen Tische sah sie ihre Kommandanten, die sich lebhaft unterhielten. Lediglich der kleine Nunu wirkte etwas angesäuert und beobachtete das Feuer. Sie war froh dem Jungen ein zu Hause geben zu können. Der Yeti hatte ihn eines Nachts zum Lager getragen. Der Junge war total entkräftet und schien hohes Fieber zu haben. Die Dorfbewohner wollten das Ungetüm erschießen, weil sie dachten es hätte den Jungen entführt, aber Ashe hatte die Verzweiflung in den Augen des Yeti gesehen und verstanden. Sie übernahm die Aufsicht des Heilungsprozesses des Jungen höchstpersönlich und während der weiteren Wochen wich das Monster nicht von der Seite des Jungen. Es weigerte sich zu essen und schreckte jedes Mal aus dem Schlaf auf, wenn Nunu ein Geräusch aus seinen Fieberträumen entwich. Das hatte Ashe zutiefst beeindruckt und berührt. Heute sind die Beiden aus dem Dorf nicht mehr wegzudenken. Sie konnte sich ein warmherziges Lächeln nicht verkneifen. Sie war froh ihre Kommandanten zu haben, die alle irgendwie zufällig ihren Weg kreuzten. Tryndamere verlor seinen Stamm und Ashe gab ihm eine neue Heimat, als er sie darum bat. Gragas kam eigentlich aus dem Süden des Landes, doch blieb – während seiner Suche nach dem perfekten Weinrezept – irgendwie hier kleben, aber da war noch Braum. Er war der Einzige der hier im Dorf aufgewachsen war und auch seit jeher als Kommandant kämpfte. Irgendwann wurde die Lage für Ashe so brenzlig, dass sie ihn bat ihr Leibwächter zu werden. Damals hatte Braum nur durch seinen Schnurrbart gelächelt und entschlossen genickt. Sie war froh, dass sie jeden Einzelnen von ihnen hatte.
 

Sie wandte sich erneut zum Ei und atmete tief durch. Es lag immer noch hypnotisch pulsierend, auf ein Kissen gebettet, neben dem Thron. Anivia war hingegen anders als sie Alle, dachte Ashe. Sie war fest mit Freljords Wesen und Natur verbunden und konnte das Eis tanzen lassen. Sie war kein Mensch, aber auch kein Tier. Sie war weder irdisch, noch göttlich. So wie Ashe es verstanden hatte, war Anivia die Seele Freljords und sie wusste, dass es Anivia war, der es zu danken galt, dass man ihr Dorf noch nicht eingenommen hatte.
 


 

„Kommandant Tryndamere! Melde gehorsamst: Eine Gruppe von zwölf Vermummten steht vor den Toren und bittet um Einlass.“, salutierte ein aufgeregter Rekrut vor dem Biertisch der Kommandanten.
 

„Sagten sie wer sie sind und sind sie bewaffnet?“, fragte Tryndamere skeptisch.
 

„Nein, Kommandant! Sie tragen weite Roben. Man kann nicht erkennen, ob sich etwas unter ihren Gewändern verbirgt, allerdings sind sie ungewöhnlich groß. Ich vermute nicht, dass es Menschen sind, Kommandant!“
 

„Yordle sind es demnach bestimmt auch nicht! Har Har!“, gröhlte Gragas dazwischen.
 

„Ich werde zum Tor gehen und mir die Gruppe genauer ansehen. Ihr unterrichtet die Königin, Soldat.“, befahl Tryndamere seinem Untergebenen.
 

„Jawohl!“ Gerade als der Soldat losrennen wollte, stellte sich ihm Braum in den Weg.
 

„Ich bin derr Leibwächterr derr Königin. Ich werrde gehen.“
 

Tryndamere nickt dem Glatzkopf zu und deutete seinem Soldaten an ihm zu folgen und ging schnellen Schrittes zum Haupttor des Dorfes, während Braum die Königin holte. Nunu und Gragas blieben zurück, die sich etwas verdutzt ansahen.
 

„Sollten wir nicht mit, Onkel Gragas?“, fragte der kleine Junge.
 

„Näää! Ist ja kein Alarm oder so. Meinen Wein lasse ich jetzt nicht im Stich.“, röhrte es zurück, woraufhin Nunu vergnügt kichernd einen großen Schluck aus seinem Kakaobecher nahm.
 

Tryndamere erkannte schon viele Meter vor dem Tor, dass sich eine kleine Traube Soldaten am oberen Ausguck gesammelt hatte und in tumultartiges Gemurmel verfallen war. Er ging schnellen Schrittes auf sie zu und rief „Beiseite, Männer!“, woraufhin sich die Traube auflöste und ihrem Kommandanten Platz schuf. Tryndamere stieg auf die höchste Stufe des Tores und blickte auf die Gestalten herab, die große Kapuzenmäntel trugen. Sie verschleierten sie in Gänze und es war ebenso wie der Soldat beschrieben hatte – das waren definitiv keine Menschen: Dafür waren sie zu groß. Tryndamere ahnte nichts Gutes.
 

„Wer seid ihr?“, schallte es vom Tor auf die Fremdlinge herab und kam in einem langen Echo aus dem umliegenden Wald zurückgeprallt.
 

„Wir wollen mit dem Dorfoberhaupt sprechen.“, sprach die Gestalt, die an der Spitze des Trupps stand.
 

„Ihr sprecht mit dem Dorfoberhaupt, sobald ich es entscheide. Ich bin Kommandant der hiesigen Einheiten dieses Dorfes. Ohne meine Erlaubnis, werdet ihr nicht einmal mit dem Schankwirt sprechen.“, erwiderte Tryndamere mit festem Ton. „Also wiederhole ich meine Frage: Wer seid ihr?“
 

„Wir haben Informationen, die für Ashe von Interesse sein werden.“, fuhr der Vermummte fort. „Ihr werdet ihr erklären müssen, weshalb sie diese Informationen nicht erhielt, nachdem es passiert ist.“
 

„Was passiert ist?“, stutzte Tryndamere.
 

„Wir wollen mit dem Dorfoberhaupt sprechen.“, wiederholte die Gestalt. Tryndamere knirschte mit den Zähnen. Er empfand das Verhalten der Fremden als Beleidigung, schließlich wollten diese sich über sein Urteil hinwegsetzen und direkt mit Ashe reden. Als wäre er irgendein dahergelaufener Bote, dessen Meinung nicht zählte. Nein, noch viel schlimmer. Man setzte sich als Fremder über niemandes Kopf hinweg, wenn man vor dessen Stube stand.
 

„Woher soll ich wissen, dass ihr wirklich etwas zu sagen habt und nichts Böses im Schilde führt?“, fragte er um Ruhe bemüht.
 

„Gar nicht. Nehmt die Information oder lasst es. Wir können ebenso gut wieder gehen, allerdings haben auch wir ein Interesse daran, dass euer Dorf verteidigungsfähig bleibt.“
 

Tryndamere wusste, dass er keine detaillierten Antworten bekommen würde, also entschied er sich auf Braum und Ashe zu warten.
 

„Ihr werdet warten.“, diktierte er den Fremden. „Meine Männer behalten euch im Auge.“
 

„Sehr wohl.“, antwortete die vermummte Gestalt.
 

Tryndamere wandte sich wieder zu seinen Soldaten um: „Behaltet sie im Auge und haltet euch schussbereit. Sollten sie angreifen oder fliehen – schießt ihr.“
 

„Jawohl!“, gehorchte ein Chor.
 

Tryndamere stieg roten Kopfes vom Tor und ging wieder in Richtung Dorfplatz, da er seiner Königin schnellstmöglich Bericht erstatten wollte, also ging er ihr entgegen. Doch kaum war er vom Tor gestiegen, kamen ihm Braum, der da Ei Anivias hielt und Ashe entgegen. Auf der Brust des Bärtigen war in einer Ledervorrichtung Anivias Ei eingespannt. Ashe ließ Anivia nie aus den Augen, wenn sie sich im Regenerierungsmodus befand.
 

„Tryndamere, was geht vor?“, fragte die Königin.
 

„Ungefähr 20 Gestalten vor dem Tor. Sind bedeutend größer als Menschen, sind aber definitiv keine Oger. Dafür wirken sie zu intelligent.“
 

Braum und Ashe tauschten besorgte Blicke.
 

„Haben sie gesagt, was sie wollen?“, fragte sie weiter.
 

„Mit euch sprechen, Königin.“
 

„Dann wollen wir sie nicht warten lassen.“
 

Ashe bestieg das Haupttor des Dorfes und blickte auf die Vermummten herunter.
 

„Ihr wolltet mich sprechen?“, fragte sie.
 

Die Gestalt, welche die Truppe anzuführen schien, blickte hoch und nickt langsam. Er zog seine Kapuze vom Kopf, ließ daraufhin die Robe fallen und wurde von den Fackeln, welche am äußeren Wall befestigt waren in ein warmes Licht gehüllt. Ashe riss vor Erstaunen die Augen auf.
 

„Aber… aber… ihr seid doch…“, stammelte sie.
 

„Königin! Was ist los?“, fragte Tryndamere besorgt, der Ashe noch nie so geschockt erlebt hatte. Er blickt auf die Gestalt herunter, die ihr Gesicht gezeigt hatte. Die Gestalt sah aus wie ein großer Bärtiger Mann mit Hörnern, allerdings machte es den Anschein, als würde er aus Eis bestehen. Der helle glitzernde Körper des Fremden warf das Licht zurück und blendete im Fackelfeuer. Er musste ungefähr drei Meter groß sein.
 

„Wir wollen mit euch sprechen, Königin Ashe. Wir haben eine Warnung.“, sagte der Frostwächter. Ashe nickte eifrig und lief zum Tor, um es zu öffnen.
 

„Königin!“, stellte sich Tryndamere ihr in den Weg. „Was ist los? Ihr benehmt euch wie eine Hörige. Was sind das für Gestalten?“
 

„Es sind Frrostwächterr.“, sagte Braum, während er oben auf dem Tor stand und hinunterblickte.
 

„Ich dachte das wäre reine Freljord-Mythologie?“, erwiderte Tryndamere.
 

„Nein, sie sind die Beschützer Freljords. Wir werden sie anhören.“, sagte Ashe.
 

„Aber, Königin, es könnte eine…“
 

„Wir werden sie anhören, Tryndamere. Sie sind tausende von Jahren alt. Willst du dir etwa anmaßen klüger zu sein als sie es sind?“
 

Er schwieg. Nach wenigen Sekunden des Wartens wandte sich Ashe in Richtung des Tormechanismus. Sie begann das große Rad zu drehen und hatte sichtliche Probleme.
 

„Lasst mich helfen.“, lächelte Braum und übernahm das Rad, woraufhin das gewaltige Tor in schwungvollen Zügen nach oben bugsiert wurde.
 

„Seid willkommen, Frostwächter.“



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