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World War League

Die Macht von Außen
von

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Ein eigensinniger Traum

DAS BUCH EIS

 

Ort: Norden Valorans
 

Er schreckte aus dem Schlaf auf. Sein Atem war schwer und er brauchte einige wenige Sekunden um zu realisieren wo er war, obwohl er sich in dem Zelt befand, welches er sein zu Hause nannte. Er schlug die dicke Felldecke von seinem Körper und setzte sich auf. Es fühlte sich an als hätte er die Nacht kein Auge schließen können, obwohl er ungewöhnlich früh zu Bett gegangen war. Schon am Abend zuvor hatte er unbeschreibliche Kopfschmerzen verspürt, weil er in der Schlacht einen Schlag auf den Kopf erhalten hatte. Zunächst dachte er, er habe sich eine Gehirnerschütterung zugezogen, doch nun schien der Schmerz verflogen zu sein und auch das Schwindelgefühl war fort. Dennoch fühlte er sich schwach und ermattet. Anscheinend hatte der Traum eine Menge Kraft gekostet. Der Schweiß lief ihm vom Gesicht und er griff nach dem Tuch, welches sich, über einen Holzeimer gehangen, neben seinem Bett befand. Der Eimer war zu Hälfte mit Wasser gefüllt. Noch am Vorabend hatter er ihn in weiser Voraussicht aufgefüllt. Auf der Oberfläche hatten sich schon kleine Eiskristalle gebildet. Er wusch sich die Gliedmaßen und das Gesicht und schüttelte die Müdigkeit ab, obwohl ihn dieser Traum nicht losließ. Er legte das Handtuch auf seinen Schoß, bevor er den Blick durch sein zu Hause gleiten ließ. Die blauen Runen, welche auf die Außenseite seines Zeltes gemalt waren, schlugen durch als die Morgensonne das Zelt traf und alles erhellte. Das Zelt war groß genug, dass man aufrecht darin stehen konnte. Es bot Platz für ein Bett und eine Feuerstelle. Auf sein Dringen hin, wurde ihm genehmigt, dass er einen kleinen Stuhl und Tisch bekam, auf dem er die Nachrichten aus der Geisterwelt notieren konnte, welche ihn von Zeit zu Zeit erreichten. Sie waren Orakelsprüche, deren Deutung von Zeit zu Zeit durchaus schwierig und bipolar sein konnte. Darauf waren einige Pergamente verteilt, welche von seinen letzten Träumen zeugten, die dem der vergangenen Nacht allerdings in der Intensität um Einiges nachstanden. Er beschloss diesen Traum nicht, wie üblich, sofort niederzuschreiben. Er überlegte, ob er ihn direkt vortragen sollte.

Auf dem Boden lag ein Teller mit Essensresten des Vortages. Darunter ein Tierfell, welches gegen die Kälte des Bodens schützte. Bestimmt war die Pampe vor wenigen Tagen noch ein Fisch gewesen. Es sah alles Andere als appetitlich aus, aber er war nicht zimperlich und schaufelte die letzten Brocken des Fraßes in seinen Mund. Danach warf er den Holzteller geräuschvoll wieder auf den Boden. Er konnte sich einfach keinen Reim darauf machen: Dieser Traum – er kam nicht von den Geistern, die ihn sonst kontaktierten. Diese Geister waren Geister des Waldes, der Tiere und der Natur. Doch dieser Traum – er kam nicht von dieser Welt, dachte er. Es fühlte sich eher an als hätte ihm jemand eine Botschaft hinterlassen und das war es, was ihn beunruhigte.

Er warf das feuchte Handtuch unter großem Platschen wieder auf den ihm vorgesehen Platz, sodass etwas Eiswasser auf den Boden schwappte. Er konnte es nicht aufwischen, da sein einziges Handtuch durchnässt war und er es gerade im Holzeimer versenkt hatte. Hier draußen besaß man nun einmal nicht viel. Die Hauptsache war, man hatte genug warme Kleidung und Verpflegung, denn in einer Eiswüste kann man sich nur auf die Basis des Daseins beschränken. So etwas härtet ab.

Er drehte sich zur Seite und ließ seine Füße auf den Boden gleiten, doch blieb noch am Bettrand sitzen. Das kärglich zusammengehämmerte Bettgestell ächzte qualvoll, doch hielt stand.

"Dieser Traum... Er fühlt sich unnatürlich an.", murmelte er zu sich selbst. Er strich sich nachdenklich durch den bart und überlegte ob er der Stammesanführerin wirklich darüber berichten sollte oder ob es womöglich doch nur ein unwichtiger bizarrer Traum war. Er kannte ihre Kälte und Berechnung, aber wusste auch, dass sein Wort eine große Bedeutung für sie hatte. Wenn er zu schwarzmalerisch und aufgewühlt berichten würde, könnte er einen Krieg lostreten, denn die Stammesführerin nahm Omen und Orakelsprüche niemals auf die leichte Schulter. Er scheute keinen Kampf und wenn es sein musste, wusste er sich zu verteidigen. Doch erst am gestrigen Tag hatte der Stamm eine entscheidende Schlacht verloren und der Zeitpunkt für unüberlegte Angriffe, für die die Stammensführerin bekannt war, war schlecht. Bei dem Gedanken daran, wurde er nervös.

Er stand auf und ging langsam im Zelt auf und ab. Andererseits könnte die Stammanführerin den Ernst der Lage verkennen, wenn er seinen Traum zu sehr herunterspielen würde. Es dauerte nicht lange und die Eiseskälte der Winterlandschaft im Norden Avalons war duch die Zeltwände gebrochen und Udyr legte sein Bärenfell und Stiefel an, um sich vor der Kälte zu schützen. Im Stammeslager befanden sich vorwiegend Krieger und diejenigen, die keine Krieger waren, waren hauptsächlich Frauen, die allerdings ohnehin heillos in der Unterzahl waren. Viele liefen irgendwann über Nacht davon, weil sie die brutale Atmosphäre des Lagers nicht ertragen konnte. Die meisten flohen nach Freljord, dem Haus Avarosa, dem Erzfeind der Stammesanführerin. Sie befand das für gut, denn ihre Krieger würden noch wilder kämpfen, wenn sie wissen, dass ihre Frauen dorthin geflohen waren. Wer würde nicht am Liebsten den Ungehorsam seines Weibes eigenhändig bestrafen? Dass die Meisten der Frauen auf der Flucht dorthin von der Kälte der Eiseswüste dahingerafft worden sein mussten, verschwieg sie und die meisten Kämpfer waren zu dumm um es selbst zu begreifen.

Er beschloss seinen Traum so neutral wie möglich zu berichten, dass die Stammesführerin eine objektive Entscheidung treffen konnte. Als er den Beschluss gefasst hatte, verließ Udyr umgehend das Zelt. Als er nach draußen trat, schien ihm die Sonne entgegen und er bemerkte, dass es in der Nacht geschneit hatte. Dies war seine Heimat und Udyr die Kälte von Klein auf gewohnt. All diejenigen des Stammes, die sein Alter erreicht hatten und noch lebten, würde die Kälte höchstwahrscheinlich nicht mehr umbringen, denn man hat mit ihr leben gelernt. Eine andere Sache war es beim Hunger. Weit im Norden gab es reichlich wenig, was man an Nahrung finden konnte, geschweige denn anbauen. Ab und An erlegte man vielleicht einen Poro, jedoch war an den pelzigen Biestern auch nicht viel dran außer Haut und Fell. Aber die Knochen waren verdammt gute Zahnstocher, wenn man wusste wie man sie behandeln musste. So ernährte sich der Stamm vorwiegend von der Eis-Fischerei, Poro-Knochenmark und der Brandschatzung umliegender Dörfer. Das wollte Udyr nicht gutheißen, aber er wusste, dass es in dieser Eishölle zu überleben galt und wenn er sich entscheiden musste, ob er starb oder ein Anderer, fiel ihm die Wahl leicht. Die Nachtwachhe hatte gute Arbeit geleistet und die Pfade des Lagers vom Neuschnee freigeschaufelt, so dass sein Weg nicht so anstrengend werden würde, wie er zunächst angenommen hatte.

Es war eine unwirtliche Gegend, vor der man sich schützen musste, deshalb musste jeder Mann im Stamm Kämpfen lernen. Den Frauen stand es frei. Ab und An stießen Fremde aufs Lager, die sich als Soldaten anschließen wollten. Alles war im Rahmen des Möglichen, allerdings bestand die Anführerin auf regelmäßige Kämpfe untereinander sowie bedingungslosen Gehorsam und Treue den Stammesritualen gegenüber. Udyr hatte nur einmal miterlebt wie ein Fußsoldat es gewagt hatte die Traditionen des Stammes zu hinterfragen, indem er die regelmäßige Kämpfe als Schwächung der eigenen Reihen ansah. Daraufhin hatte sie den armen Bastard erschlagen. Während einer Stammesversammlung. Vor allen Beteiligten. Viele dachten, dass sie überreagiert hätte und verrückt sei, aber Udyr wusste es besser. Er wusste, dass der kleinste Samen des Zweifels und das kürzeste Zögern in dieser Eiswüste das Ende bedeuten könnte. Da braucht man nicht nur Männer, die kämpfen können, sondern Männer, die für ihre Brüder und Schwestern im Stamm sterben würden. Das geht nur über eine total Identifikation mit den Regeln. Egoismus war für die Anführerin Schwäche – und Schwäche kann man sich nicht leisten. Udyr hatte das verstanden.

Er durchstreifte das Lager und war schon fast am Zelt der Anführerin angekommen als er eine dunkle, kratzige Stimme hinter sich vernahm, die ihn aus seinen Gedanken riss.

"Du weißt doch, dass ich dieses Bärenfell nicht mag.", polterte sie.

Udyr blieb stehen und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

"Ich respektiere dich, weil du so eng mit der Natur verbunden bist und ich weiß, dass du das Fell nur gefunden hast, aber mal ehrlich. Ich trage doch auch keine Menschenhaut auf meinem Rücken.", fuhr sie fort.

Udyr dreht sich um und erwiderte: "Aber du musst zugeben, dass ein Bärenfell auf einem Menschen in einer Eiswüste mehr Sinn ergibt, als eine Menschenhaut auf einem Ursaren, Volibear. Dein Fell schützt dich genug. Ich musste meines erst einmal finden."

Volibear stand nur wenige Meter von Udyr entfertn. Bei seiner riesenhaften Gestalt war es unglaublich wie geschickt er sich anschleichen konnte. Seine breite Statur versperrte den Hauptpfad des Lagers und einige Fußsoldaten warteten brav hinter ihm, bis er sich von selbst bewegte, um zu passieren. Volibear war zwar kein unangenehmer oder prahlerischer Krieger, anders als viele Andere in dem Lager, aber sein Aussehen allein genügte, um sich nötigen Respekt zu verschaffen. Wen würde ein über zwei einhalb Meter großer sprechener Bärenmensch nicht nervös machen? Sein weißes Fell waberte im eisigen Wind. An der Brust und um die Schnauze gab es Stellen, die von der letzten Schlacht noch rot gefärbt waren. Volibear hatte tapfer und gut gekämpft, aber der Stamm war in der Unterzahl und man musste sich nach einigen Verlusten wieder zurückziehen, um nicht die gesamte Streitmacht zu verlieren. Die Kämpfer des Stammes waren in drei Trupps eingeteilt, die alle ihre eigenen Befehlshaber hatten. Diese wiederum unterlagen dem Kommando der Stammesführerin, die lediglich eine Spezialeinheit unter ihrem Kommando hatte. Die Trupps hatten verschiedenfarbige Bänder erhalten, welche sie am Oberam zum Knoten gebunden hatten, damit die Befehlshaber im Kampf ihre Männer schnell erkennen und lenken konnten. Udyr war der Befehlshaber des grünen Trupps. Volibear der des Blauen. Die Spezialeinheiten der Anführerin trugen hingegen schwarze Bänder. Udyr und Volibear waren als Befehlshaber auf derselben hierarchischen Stufe im Lager und jeder respektierte sie. Fast jeder. Volibears Trupp war der Einzige, der nicht nur Menschen unter sich hatte, sondern auch einige Ursaren, was seine Männer zu den gefährlichsten der drei Trupps machte.

"Da hast du Recht, mein Freund. Deine Männer haben sich gut geschlagen, Udyr. Hattet ihr schwere Verluste?", fragte der Ursar.

"Bei mir war es bei Weitem nicht so verheerend wie bei Olaf. Als ich merkte, dass es keinen Sinn gemacht hat, hab ich mich in die Defensive begeben und gerettet was es noch zu retten gab, aber Olaf...", Udyr macht eine kleine Pause und schüttelte ernst den Kopf, während ihm ein Seufzer entwich. "Er hat, glaube ich, die schwersten Verluste hinnehmen müssen."

"Ohne eine Wertung über Olaf abgeben zu wollen, ist seine Kriegsführung immer so aufgebaut, dass es viele Verluste geben könnte, wenn etwas schief läuft. Er hat nie einen Rückzugsplan im Kopf. Dadurch verlieren wir viele Männer."

"Er besitzt nun einmal diese Alles-oder-Nichts-Mentalität. So sind Berserker. Sie sind für bedingungslosen Kampf geboren."

"Ich weiß nicht so Recht. Jeder hat seine Beweggründe, aber warum er unbedingt im Kampf fallen will... Ich stelle mir das nicht so angenehm vor. Vor Allem nicht für die bedauernswerten Soldaten unter seinem Kommando, die keine Berserker sind, aber dennoch seine Befehle ausführen."

"Nun ja... Er ist nun mal anders als wir, Volibear. Du bist ein Kämpfer der Bestimmung. Ich bin ein Kämpfer der Erleuchtung, doch beide haben wir unseren Weg erst finden müssen. Olaf wurde als Krieger geboren. Da verstehe ich es, dass er auch als Krieger sterben möchte."

"Mir scheint, du könntest Recht haben, Udyr. Wie dem auch sei. Hast du Lust ein wenig zu trainieren? So eine Niederlage wie die letzte hat gezeigt, dass wir uns noch mehr stählen müssen."

"So gerne ich mich von dir auch verprügeln lassen würde, mein treuer Freund, muss ich abwinken. Ich muss zur Stammesführerin wegen eines wichtigen Anliegens. Frag doch deine Ursaren. Ihr kämpft wenigstens in derselben Gewichtsklasse."

Volibear stutzt:"Wichtiges Anliegen? Worum geht es?"

Er war ziemlich direkt und hielt von Privatsphäre nicht sehr viel.

"Tut mir Leid, alter Freund. Das muss ich erst einmal mit ihr besprechen, denn ich möchte nicht, dass uns jemand hört und Gerüchte entstehen. Du weißt doch, die Zeltwände hier haben Ohren. Außerdem weiß ich noch nicht einmal ob es wirklich wichtig ist. Das muss sie entscheiden."

"Für Entscheidungen ist sie da. Das stimmt.", fuhr Volibear fort und nickte zuistimmend. "Aber sobald du Informationen hast, die wichtig für das Lager sind, lass es mich umgehend wissen. Du findest mich entweder auf dem Trainingsplatz oder in der Waffenkammer."

"Ich finde dich doch sonst immer in der Essensausgabe.", scherzte Udyr.

"Ich habe gestern 14 Männern den Kopf abgebissen. Das sollte für den Tag vorhalten, meinst du nicht auch?", sagte Volibear trocken. Udyr wusste, dass es kein Scherz war.

Der Ursar hob seine Pranke zum Abschied und drehte sich zum Gehen um. Einer der Fußsoldaten, die immer noch hinter ihm standen, versuchte rücklings auszuweichen, doch stolperte über seine eigenen Beine. Als Volibear nach ihm griff, um ihn wieder auf die Beine zu stellen, wurde dieser kreidebleich wie der Schnee, der ihn umgab.

"Du bist wohl neu hier.", sagte Volibear und stellte den jungen Burschen, der am ganzen Körper zitterte, auf. "Du brauchst keine Angst zu haben. Pass nur auf, dass du nicht wieder umfällst. Dumme Verletzungen können wir nicht gebrauchen." Er gab dem Soldaten im Vorbeigehen einen aufmunternden Klaps auf die Schulter, worauf dieser unter der Last von Volibears Pranke leicht in die Knie ging.

Für kurze Zeit hatte Udyr es geschafft sich von seiner Unterredung ablenken zu lassen, doch der Ernst der Lage war nicht zu verkennen. Er wusste, dass das womöglich die große Möglichkeit war den Stamm in eine bessere Zeit zu führen, aber womöglich auch das Ende bedeuten würde. Es war ein Alles oder Nichts Szenario, welches kommen würde, wenn sein Traum tatsächlich eine Vision oder Nachricht war. Es war nicht mehr weit bis zum Ziel, doch je näher er dem Zelt der Anführerin kam, desto mehr Soldaten begegneten ihm. Einige standen scheinbar ohne Beschäftigung in der Gegend umher, allerdings wirkten sie angespannt. Andere hingegen versuchten zumindest beschäftigt auszusehen und polierten konzentriert ihre Waffen, aber keiner von ihnen sprach. Außerdem trugen sie alle rote Bänder um die Oberarme, so dass sie weder zu Udyrs oder Volibears Trupp angehörten. Ebenfalls waren es keine Spezialeinheiten. Nur wenige Augenblicke später wusste Udyr, weshalb die Soldaten so unter Strom standen. Die Aufmerksamkeit, die sie aufbrachten galt nicht der Waffenpflege, sondern viel mehr einem anderen Schauspiel, bei dem sie kein Wort und keine Nuance verpassen wollten, denn das war der Stoff aus dem Geschichten und Gerüchte im Lager gemacht waren.

Allem Anschein nach war Olaf, der Anführer des roten Trupps, gerade in einer Unterredung mit der Anführerin, was selbst 30 Meter rum ums Zelt herum, trotz pfeifenden Windes, niemandem entgangen war, denn Olaf schrie aus voller Kehler seinen Zorn heraus. Seine Soldaten standen um das Zelt herum und hörten ihrem Befehlshaber zu.

"DU WUSSTEST, DASS ICH DAS NICHT WOLLTE! EIN RÜCKZUG IST UNEHRENHAFT!"

Die Worte der Anführerin konnte man nicht verstehen. Sie behielt die Fassung. Eigentlich hatte Udyr sie noch nie schreien hören. Ihre kühle und schneidende Art war furchteinflößend genug. Inzwischen stand er vor dem Zelt, in dem sich Olaf und das Stammesoberhaupt befanden.

"DAS IST REINSTER MÜLL, DEN DU VON DIR GIBST! DU HAST MIR DEN EHRENVOLLEN TOD VERSPROCHEN! STEH ZU DEINEM WORT UND PFEIF MICH NIE WIEDER ZURÜCK ALS WÄRE ICH EIN KÖTER! WENN DU MICH EINMAL IN DEN KRIEG GESCHICKT HAST, DANN LEBE DAMIT, DASS ICH IHN ZU ENDE BRINGE!!"

Kurz nachdem Olaf diese Worte gebrüllt hatte, kam er auch schon aus dem Zelt gestapft. Sein blondes Haar war verfilzt und seine Haut von dem Blut seiner Gegner des Vortages verkrustet. Anscheinend war er noch nicht dazu gekommen den Unrat des Krieges von seinem Körper zu waschen. Seine Äxte thronten gekreuzt über seinem Rücken und ihre Griffe ragten weit über Olafs Kopf in den kalten Himmel. Er hatte wieder diesen starren, geisteskranken Blick, den er immer hatte, wen sein Blut zu kochen begann. In diesen Momenten konnte er nur selten die Ruhe bewahren. Er schritt an Udyr vorbei ohne ihn zu beachten und normalerweise hätte Udyr ihn auch passieren lassen, aber nicht, wenn Olaf sich der Stammesanführerin gegenüber so respektlos verhielt. Er packte den Berserker am Arm und zwang ihn so anzuhalten. Die langen Fingernägel bohrten sich in den Oberarm, doch Olaf ließ sich nichts anmerken und blieb wie vereist stehen. Die Wut kochte in ihm kochte.

"Glaubst du allen Ernstes, dass du so mit ihr reden kannst?", fragte Udyr einschneidend.

"Lass mich sofort los oder ich schlage dir eine Schneise in dein Gesicht, so dass dich nicht einmal deine verdammten Geister wiedererkennen.", zischte Olaf mit hochrotem Kopf, ohne Udyr auch nur eines Blickes zu würdigen. Er starrte blind nach vorne und Udyr wusste, dass eine offene Konfrontation mit ihm unangenehm werden würde. Olaf wurde noch nie im Kampf besiegt und war stetig auf der Suche nach einem ehrenvollen Kontrahenten, der ihn töten konnte. Wenn man nichts zu verlieren hat, ist man wohl am gefährlichsten. Falls Udyr auf die Drohung eingehen sollte, würde es nach Stammestradition einen Kampf Mann gegen Mann geben. Bis der Erste kapitulierte oder starb und Udyr wusste, dass weder er noch Olaf kapitulieren würden.

Die Soldaten starrten und schwiegen. Einige legten die Tücher zum Putzen ihrer Waffe beiseite und grinsten diabolisch. Olafs Männer galten als die Loyalsten, wenn es um ihren Befehlshaber ging. Sie waren auch der Meinung, dass sie die besten Soldaten des Lagers waren und würden zu gerne ihren Kommandanten bei einem Sieg über einen anderen Befehlshaber sehen. Es war totenstill im Lager, lediglich das wütende Schnauben Olafs, der pfeifende Wind und die bohrenden Blicke der hyänenhaften Soldaten bohrten sich in Udyrs Kopf. Niemand wusste, wie Udyr reagieren würde. Wenn ein Berserker solche Drohungen aussprach, dann meinte er sie auch so wie er sie formulierte. Man hatte die bedingungslose Brutalität Olafs jedes Mal auf dem Schlachftfeld beobachten können, doch Udyr hingegen war ein Taktiker. Es gab viele Gerüchte im Lager, die besagten, dass Udyr sich im Kampf immer dem Gegner anpassen würde, um übermäßige Brutaltitä zu vermeiden. Er würde sich nun ganz exakt überlegen, was er als nächste machen würde. Noch bevor die Lage misslicher werden konnte, lockerte Udyr den Griff und Olaf verschwand schnellen Schrittes hinter dem nächsten Zelt, ohne sich auch nur einmal umzudrehen. Die Fußsoldaten allerdings hatten ihr schäbiges Grinsen immer noch nicht von Udyr abgewandt. Er beachtete Olafs Männer nicht weiter und betrat das Zelt der Stammesanführerin. Als er hineinkam, saß sie auf der Kante ihres Bettgestells, so wie Udyr es vor wenigen Minuten in seinem Zelt selbst getan hatte. Sie stütze ihren Oberkörper auf den Knien ab und starrte mit ihren eisblauen leeren Augen einige Meter von sich entfernt auf den Boden. Keine Gesichtsregung und auch keine Bewegung würde ihm verraten was sie gerade dachte, geschweige denn was sie gerade fühlte, sofern sie überhaupt dazu in der Lage war etwas zu empfinden. Udyr blieb im Eingang stehen, um nicht unhöflich zu wirken. Ihre blonden Haare waren zu einem einfachen Zopf geflochten und fielen über ihre linke Schulter nach vorne. Die Haut erinnerte an die Reinheit des frischen Schnees und obwohl sie die Stammesanführerin war, wirkte sie in diesem Moment weich und verloren. Wenn man sie so sah, dachte Udyr, wurde man Zeuge wie sehr das Schicksal einen Menschen verändern konnte. Wäre sie nicht hier geboren worden, sondern in Demacia, hätte sie ebenso gut eine adelige Schönheit sein können. Doch mit ihrem Schicksal und Orakelspruch war sie das, was sie war. Eine Kriegerin, an der sich nur ganz wenige Männer im Kampf nicht die Zähne ausbeißen würden. Ihre Narben zeugten davon. Sie besaß fast an jeder Körperstelle Spuren des Kampfes und Udyr wusste das, weil er sie im Kampf gesehen hatte und auch ihre unzählichen Verletzungen. Unter ihren Tiermänteln, Rüstungen und Helm musste sie fast bis zu Unkenntlichkeit vernarbt sein.

Ihr Zelt war ebenso ausgestattet wie das seine, nur ohne Tisch und Stuhl. Sie legte großen Wert darauf, dass die Zelte nur mit dem Nötigsten für jeden Kämpfer ausgestattet waren, obwohl sie Jedem, passend zu seinen Aufgaben, einen Wunsch fürs Zelt gewährte. Sie hasste Neid unter Geschwistern und so gab sie ihren Stammesbrüdern und -schwestern keinen Anlass dazu. Ebenso wie Udyr seinen Tisch bekommen hatte, hatte auch sie eine Besonderheit in ihrer Unterkunft. Statt des Mobiliars besaß sie einen Hintereingang, um direkten Zugang zum Gehege ihres Reittieres zu haben – ein riesiger Freljord-Eber, der auch ohne eine solche Kriegerin auf dem Rücken alleine Schlachten entscheiden würde. Udyr hatte nur dieses eine gezähmte Exemplar gesehen. In der freien Wildbahn waren diese Tiere unberechenbar. Sie nannte ihn Rasgard. Im Lager nannte man das Schwein, hinter ihrem Rücken, allerdings auch Drecksvieh, da es des Nachts so zu schnarchen vermochte, dass die Meisten nicht schlafen konnten. Rechts neben dem Eingang war eine Vorrichtung, die ihren großen Morgenstern griffbereit hielt, sodass sie nur einen Griff und zwei Schritte brauchte um kampfbereit auf ihrem Kriegseber zu sitzen. Sejuani schien gar nicht bemerkt zu haben, dass Udyr hereingekommen war, denn sie regte sich kein Stück.

"Stammesanführerin? Ich habe ein Anliegen, welches ich mit Ihnen besprechen muss.", sagte Udyr.

"Komm rein, Udyr.", befahl sie. "Was gibt es?"

Ihr Klang war das Gegenteil ihres Aussehens. Während sie ihre Schönheit nicht verbergen konnte, sprühte ihre Stimme geradezu vor Kälte und Berechnung. Diese Tonlage beschrieb Sejuani am Besten, denn sie suggerierte, dass sie Nichts an sich heranlassen würde, was ihr schaden könnte.

"Macht Olaf Probleme?"

"Das ist ein Thema, dass dich nicht zu interessieren hat."

"Mit Verlaub – ich finde es unmöglich wie er mit euch spricht, Stammesführerin."

"Höflichkeit gewinnt keine Schlacht."

"Aber Höflichkeit ist eine Form des Respekts und Respekt ist wiederum die Basis von Treue."

"Seine Loyalität steht nicht zur Diskussion, Udyr. Ich werde auch nicht zulassen, dass Zwietracht unter meinen Männern herrscht. Ihr seid hierarchisch auf einer Ebene und solltet gemeinsam arbeiten, damit ihr mich am besten unterstützen könnt. Jeder, der das nicht versteht, ist hier Fehl am Platz. Ist das klar?", verdeutlichte Sejuani in einem kalten und ruhigen Ton. Es dauerte einige Sekunden bis Udyr diesen Satz sacken lassen konnte. Nur vor wenigen Augenblicken hatte Olaf ihn bedroht, doch er zog es vor die Sache für sich zu behalten. Der Stamm hatte zur Zeit genügend Probleme, befand er und erwiderte die Forderung nur mit einem gehorsamen, aber ehrlich gemeintem Nicken.

"Nun denn... Dein Anliegen wird nicht Olafs Auftreten sein, also sprich.", fuhr Sejuani fort.

Udyr atmete tief durch und fuhr dann mit langsamer, aber ernster Stimme fort: "Ich hatte einen Traum. Eher eine Art Vision."

Sejuani nahm das erste Mal den Blick nach oben und sah ihn direkt an. Ein Gefühl der Kälte jagte ihm durch die Glieder, als ihre starren Augen ihn durchdrangen. Sie wirkte fast wie eine Puppe. Hübsch, aber irgendwie leblos.

"Erzähl mir von deiner Vision.", sagte sie und deutete auf das Tierfell vor ihr auf dem Boden, was bedeutete, dass Udyr sich setzen durfte. Er ließ sich im Schneidersitz vor dem Lagerfeuer, welches im Zelt brannte, nieder. Durch eine Öffnung im Dach konnte der Qualm nach Außen dringen. Wie Sejuani bei der Öffnung nicht erfror, war Udyr ein Rätsel.

"Ich werde euch den Traum nachzeichnen.", sagte er und griff in den kleinen Beutel, der an seinem Gürtel befestigt war. Seine Hand kam ruckartig aus dem Beutel geschossen und hielt über dem Feuer inne, daraufhin öffnete sie sich langsam und ließ ein rostfarbenes Pulver in die Flammen rieseln. Das Pulver entzündete sich, worauf ein grünlich-dunkler Rauch emporstieg und auf Sejuanis Augenhöhe stehen blieb. Er verformte sich zu einer kleinen Miniaturform Udyrs. Auch wenn diese Form der Darstellung etwas aufgebauscht wirken mochte, wusste Udyr, dass es das Beste war, wenn die Stammesanführerin den Traum so erleben würde wie er ihn erlebt hatte. Nur so konnte er sicher stellen, dass er nichts verdreht oder falsch darstellte. Womöglich würde Sejuani zum Schluss alles anders sehen als er.

"Ich war im Traum in einem Gespräch mit den Geistern gefangen.", fuhr er mit sonorer Stimme fort, währen neben dem qualmenden Miniatur-Udyr vier Tiergeister auftauchten, die ihn umringten. Diese kleine Qualmgemeinschaft sah aus wie eine Meditationsgruppe, welche sich blind vertraute.

"Sie resümierten unsere verlorene Schlacht und sprachen mir Mut zu, dass der meinige Weg der Richtige sei und dass der Verlust einiger meiner Soldaten mich nicht entmutigen dürfe, doch plötzlich wurde ich meinem Traum entrissen."

Udyr warf erneute eine eine kleine Prise des Pulvers ins Feuer. Eine riesige Pranke aus Rauch griff nach seiner Miniaturform und verwibelte die Geister. Sie schnellte nach oben bis an die Zeltdecke und warf den kleinen Udyr wieder in Richtung Feier. Dieser verbrannte mit schmerzverzerrtem Gesicht, nur um kurz darauf erneut emporzusteigen und sich hektisch nach allen Seiten umzusehen.

"Ich war verwirrt.", sagte Udyr und beobachtete dabei sein kleines Ich, welches über dem Feuer ratlos umhertapste und zu verstehen versuchte, was soeben geschehen war. "Ich kannte diesen Ort nicht, an dem ich war. Weder aus Lebzeiten, noch aus meinen sonstigen Träumen. Dieser neue Ort wirkte unnatürlich, fremd und inszeniert. Noch bevor ich wirklich verstehen konnte, was passiert war, tauchte es auf."

Nun warf Udyr eine geballte Ladung des Pulvers in das Feuer und ein überdimensionaler Drache tauchte vor seinem kleinen qualmenden Ich auf. Diese neue Qualmfigurwar so groß, dass die Krone, die sie trug, durch die Öffnung des Zeltes nach oben herausragte. Die Szenerie war so bedrohlich, dass Sejuani sich aus ihrer lockeren Haltung aufrichtete. Sie war deutlich angespannt und von der Erzählung gefesselt.

"Sterbensangst durchfloss meinen Körper und mein Hirn war nicht bereit einen anderen Gedanken zu fassen als Flucht, doch die Beine boykottierten den Rückzug und rührten sich nicht. Zunächst dachte ich, dass es womöglich ein Bildnis über den übermächtigen Gegner der letzten Schlacht war und ein Zeichen, dass ich nicht hätte fliehen sollen, doch dann begann das Ungetüm zu sprechen."

Der qualmende Riesendrache schwebte ganz dicht vor den kleinen Udyr und begann seinen Mund zu bewegen als würde er sprechen. Udyr selbst synchronisierte ihn und verlieh dem Schauspiel durch seine klare und deutliche Stimme eine besondere Atmosphäre.

"Du darfst dich geehrt fühlen, Sterblicher. Kaum Jemand deiner Art vermag solch ein Glück zu besitzen und einen Blick meines Anmutes zu erhaschen. Und du, mein lieber Udyr, hast sogar doppeltes Glück. Du darfst Sejuani eine Nachricht überbringen und demnach sogar meiner Stimme lauschen. Wahrscheinlich fragst du dich, woher ich deinen Namen kenne und auch Sejuani und warum du eine Nachricht überbringen sollst. Nun ja...", der Drache lachte künstlich. "Weil ihr und eure Welt mir gehört. Mir allein! Ich habe euren Stamm beobachtet, Udyr. Ich weiß Alles. Ihr steht unter Druck und habt keine Möglichkeit Freljord zu besiegen. Glaubt mir. Wirklich keine. Ihr werdet auf Ewig in dieser verdammten Eiswüste leben müssen, wenn kein Wunder geschieht. Ich biete euch ein Wunder an und du weißt, dass dieses Angebot echt ist und ihr ein Wunder braucht. Du spürst doch, dass das kein gewöhnlicher Traum ist, oder nicht? Deshalb habe ich dich ausgesucht, Udyr. Du hältst deine Kaffeekränzchen mit den schwachen Geistern, die meinen sie wären weise und die Vorboten dieser Welt, doch dabei vergessen, wer diese Welt erschaffen hat. Du kennst den Unterschied zwischen Traum, Traumdeutung und Vision. Also höre jetzt genau zu, denn ich werde nicht noch einmal auftauchen, um es dir zu sagen. Ich werde zu gegebener Zeit ein Artefakt erschaffen, das seinem Besitzer und seinen Anhängern göttliche Macht verleihen wird. Euer Stamm wird sich, nach Erhalt des Artefaktes, in eurer Welt Alles nehmen können, war er möchte, denn er wird über unendliche Kraft verfügen und unverwundbar sein. So können selbst kleine Soldatentrupps ganze Heere niedermähen! Völker beschützen! Unterjochen! Aber auch das, was für deine kleine Sejuani am Wichtigsten ist. Sie könnten Königreiche stürzen. Klingt verlockend, nicht wahr? Allerdings gibt es einen kleinen Haken, denn ich sage euch nicht wann und wo ich dieses Artefakt erschaffe. Noch nicht. Ich werde jedem Stammes-, Staats- oder Militärführer, ja sogar dem geistig verwirrtesten Massenmörder dieses Landes dieselbe Nachricht überbringen, nur um das perfekte Chaos zu erzeugen. Warum? Aus Spaß. Das heißt, mein lieber Udyr, es gibt mehr als nur eine handvoll Anwärter auf dieses Artefakt, mehr als einen Staat voll, es ist ein ganzes Land voll! Wenn ich du wäre, würde ich schnell zu Sejuani laufen und ihr diese Nachricht überbringen. Ach und sag ihr, dass es womöglich nicht unklug wäre einige der Anwärter auf das Artefakt im Vorfeld zu eliminieren. Falls es einen großen Krieg um die Macht geben sollte, seid ihr – gelinde gesprochen – nicht die größte Streitmacht."

Nachdem Udyr diesen Monolog beendet hatte, lösten sich die Qualmfiguren auf und entschwanden durch das Loch im Zeltdach nach draußen als wären sie nichts anderes als Rauch, der vom Lagerfeuer entstammte. Udyr schloss den Beutel wieder, der ihm dieses Schauspiel ermöglichte und schwieg. Er wartete auf eine Reaktion Sejuanis, die den Blick wieder von ihm abgewandt und aufs Feuer gerichtet hatte. Die Flammen warfen ein wärmendes Licht auf ihre nachdenklichen Gesichtszüge und sie wirkte zutiefst besorgt. Einige Minuten verstrichen, bis sie sich zu Wort meldete.

"Stimmt es, dass du es wirklich gespürt hast? Ich meine, der Drache hat behauptet du hättest gespürt, dass es eine Vision war und kein Traum. Stimmt das?", Sejuani verzog keine Miene.

"Ich hatte das Gefühl, dass die Unterbrechung meiner Unterredung mit den Geistern kein Zufallen gewesen sein kann. Mein erster Gedanke war tatsächlich, dass es eine Vision sein musste, aber kurz nach dem Aufwachen konnte ich nicht mehr mti Sicherheit sagen, ob es ein Hirngespinst war oder nicht, aber im Traum fühlte es sich real an.", führte Udyr aus.

"Falls es wahr sein sollte, wäre es nicht ungewöhnlich, dass ausgerechnet du diese Vision hattest. Du kommunzierst über deine Träume mit Geistern, die dich umgeben. Du kannst unterscheiden zwischen wahrhaftigem Omen und bloßen Träumen und dass du das nun nicht unterscheiden kannst, macht mir Sorgen. Ein gewöhnlicher Traum wird es nicht gewesen sein, sonst wärst du nicht so unsicher, Udyr.", mutmaßte Sejuani und biss ein Stück ihres Fingernagels ab und spuckte ihn laut ins Lagerfeuer.

"Es muss einfach so sein.", fuhr sie fort. "Ich glaube, dass der Drache eine Vision war und dass er die Wahrheit sagt."

Sie sah ihn das erste Mal seit dem Ende seines Schauspiels wieder direkt an. Ihre Augen waren kalt wie eh und je und ließen erneut keinerlei Rückschlüsse auf ihre Gefühlswelt zu.

"Was macht euch da so sicher?", fragte Udyr.

"Es gibt mehrere Indizien. Der Bezug auf deine Geister, die Kenntnis über unsere Lage und vor Allem das Wissen, dass ich Königin Ashe und ihr verdammtes Freljord stürzen will und jede Hilfe benötige, die ich bekommen kann.", knurrte sie und ballte die rechts Hand zur Faust.

"Aber das weiß ich ebenso, Stammesführerin. Vielleicht war es doch nur ein Traum, der gespickt war mit eigenen Informationen. Vergesst nicht, dass ich eine Gehirnerschütterung davontrug und nicht klar bei Sinnen war.", widersprach er.

"Doch du sagtest, dass du es gespürt hast, oder nicht?"

"Was gespürt?"

"Dass es echt war."

"Im Traum – ja. Danach war ich mir, wie gesagt, nicht sicher."

"Wenn du dich nun festlegen müsstest. Würdest du sagen, dass es echt oder unecht war?"

Nun war Udyr in der Situation, in die er nicht geraten wollte. Er wusste, dass seine Antwort nun ausschlaggebend dafür sein würde, ob sein Stamm in den Krieg zöge oder nicht. Er konnte nicht abschätzen welche Ausmaße seine Antwort exakt nehmen würde, aber er wusste, dass er seine Stammesführerin nicht belügen konnte, denn wenn er lügen würde, um einen Krieg zu verhindern und sich herausstellte, dass es tatsächlich ein Artefakt gäbe, würde er sie Alle umgebracht haben, denn dann würde das Artefakt in die Hände Anderer fallen.

"Wenn ich mich festlegen müsste, Stammesführerin.", fasste er sich ein Herz. "dann würde ich sagen, dass es echt war."

Sejuani nickte, als würde sie zeigen wollen, dass sie nun verstanden hätte, worum es geht.

"Und was heißt es, dass alle Anführer unserer Welt unterrichten würden?", fragte sei unter dem lauten Knistern des Lagerfeuers.

"Es würde bedeuten, dass uns ein Weltkrieg bevorstünde. Irgendwann auf jeden Fall, wenn nicht sogar schon ab Heute. Falls der Drache wirklich jeden instruiert."

"Es würde noch Schlimmeres bedeuten. Wenn der Drache jeden informiert.", fuhr sie stoisch fort. "Dann wird er auch Freljord informieren. Königin Ashe und ihr Königreich wären mit diesem Artefakt alle ihre Probleme auf einen Schlag los. Sprich uns! Sie könnte ihr verweichlichtes Volk mit nur ein paar wenigen Kriegern beschützen. Ohne große Scharmützel ausfechten zu müssen. Außerdem wäre sie nicht mehr auf diesen dreckigen Vogel angewiesen, der uns das Leben zur Hölle macht."

"Ohne Anivia wäre Freljord unter Umständen schon gefallen.", beteuerte er. "Aber ihre Macht über das Eis und die Kälte stellen selbst mich vor unlösbare Aufgaben."

"Wir dürfen nicht zulassen, dass das Artefakt in die Hände Ashes fällt. Hörst du, Udyr? Sonst ist unser Stamm in Windeseile verloren."

"Ich weiß, dass das nicht im Rahmen des Möglichen liegt, aber wie wäre es wenn wir versuchen würden uns mit dem Haus Avarosa zu verbünden? Aus Schein zumindest.", tastete Udyr sich vorsichtig heran.

"Das kommt nicht in Frage. Lieber sterbe ich, bevor ich mit dieser Hure von Königig rede. Sie bestieg den Thron, der mir gehört. Wenn ich mich mit ihr verbünde, akzeptiere ich damit ihre Stellung. Das wird nicht passieren!"

"Dann müssen wir uns einen Hinterhalt ausdenken oder irgendwie anders einen Vorteil verschaffen. Eine offene Konfrontation mit Königin Ashe und ihren Streitkräften würde unser Ende bedeuten. Führt euch vor Augen wie der gestrige Kampf gegen sie endete."

Sejuani schwieg und dachte sichtlich nach. Ihr Stolz stand ihr im Weg. Das wusste sie, aber es war auch ihr Stolz gewesen, der sie zu dem machte, was sie war. Zur Anführerin dieses Stammes. Ohne diese innere letzte Bastion wäre sie schon vor Jahren gestorben, dachte sie. Nein, mit Ashe würde sie sich niemals verbünden. Auch nicht zum Schein. So gut könne man gar nicht schauspielern, befand sie. Doch eine Lösung musste her.

"Lasse Olaf und Volibear rufen. Wir müssen einen Plan ausarbeiten. Ich erwarte euch in einer Stunde im Kommandozelt.", befahl sie.

"Sehr wohl."

Obwohl es nur mit einem Traum begonnen hatte, wusste Udyr beim Verlassen des Zeltes, dass sie sich nun im Krieg befanden.



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