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Von Asen & Devas

von

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Lahntöchter & Gangessöhne

Die Tür öffnete sich und es guckte eine junge Frau mit kurzen roten Zöpfen und einer sehr großen Brille raus. Die hatte ein üppiges Dienstmädchen-Kleid mit passender Haube an.

„Äh… wen darf ich melden?“, fragte sie unsicher.

„Wir…“, antwortete ich.

„Wigburg Antonia Inge Herman…“

„… und Elisabeth Felicia Renate Herman. Der Earl erwartet uns.“, fügte Lieschen zu. Das Hausmädchen lächelte auf einmal erfreut.

„Ach so… die Hausmädchen aus Deutschland!! Ja, der junge Herr erwartet euch! Kommt rein…“

Wir traten ein und stellten erleichtert unser Gepäck ab und zogen unsere dicken Mäntel aus.

„Herzlich Willkommen in England und in unserem Haus. Ich bin Maylene, das Hausmädchen.“

„Angenehm.“

„Nice to meet you. “

An der Treppe der Eingangshalle standen je ein Mann und ein Junge, beide blond. Der Mann war in weißer Kleidung und hatte eine brennende Zigarette im Mund. Der Junge hatte ein beiges Shirt, Handschuhe, Stiefel und Strohhut an, dazu trug er Karo-Hosen. Er hatte Reisig im Arm und Haarspangen im Haar.

„Das sind Bardoy, unser Koch und Finnian, unser Gärtner“ Die beiden erwähnten sahen uns neugierig aber freundlich an.

„Hi…“, sagte der kleine Gärtner. „Ich bin Finny.“

„Hallo Finny.“

„Tach… Bard.“, antwortete der Koch grinsend. Seine Aussprache klang gröber und lässiger als die von Maylene und Finny. Auf unseren fragenden Blick, antwortete Maylene leise: „Bard ist aus Amerika, verzeiht seine Manieren.“

„Ach so.“ Deswegen sprach er anders als die Engländer.

„Yōkoso…“, ertönte es und wir beide erblickten einen alten Mann mit schmalen Augen. Er war offenbar aus Asien, einen Mensch asiatischer Herkunft sahen Elisabeth und ich zum ersten Mal.

„Herzlich Willkommen im Hause Phantomhive.“, sagte der Alte mit einer tiefen Verbeugung. Sein Akzent klang etwas rau, aber sehr würdevoll.

An die anderen Angestellten gewandt sprach er weiter: „Der junge Herr ist grade beschäftigt, ich soll unseren neuen Angestellten das Haus zeigen. Bringt schon mal ihr Gepäck auf ihre Zimmer.“

Maylene, Bard und Finny nickten und schnappten sich unsere Koffer und Mäntel.

Wir folgten dem alten würdevollen Mann, der uns später sagte er wäre aus Japan und bevorzuge es „Tanaka-san“ genannt zu werden. Er zeigte uns Haus und Hof, und erklärte mir und Lisabeth was wir für Pflichten hätten und wer noch auf dem Anwesen lebte.

„Äh, der junge Herr… ist das der Earl?“, fragte ich unsicher Tanaka-san.

„Hai, seit dem frühen und tragischen Tod seiner Eltern ist der junge Herr das Oberhaupt der Familie Phantomhive.“

„Oh… wie traurig…“

„Und warum kann der junge Herr uns nicht persönlich empfangen?“, fragte Elisabeth, als wir grade an einem Zimmer vorbei gingen, wo ein gellender und wütender Schrei eines Jungen ertönte, der wohl sich genervt fühlte.

„Der junge Herr geht seinen Studien nach, außerdem haben wir Gäste.“

„Gäste?“, fragte ich verdutzt. „Davon hat der Earl nichts in seinem Brief erwähnt.“

Der Alte gluckste amüsiert: „Sie sind gestern eher spontan zu uns gekommen. Es handelt sich dabei um einen Prinzen und seinen Diener. Sie stammen aus Indien.“

„EIN PRINZ????!!!!“, quiekten Lieschen und ich aufgeregt. Das war eine unerwartete Überraschung, jemanden aus so hohen Adel im Haus zu haben und noch dazu aus einem fernen, exotischen Land, von dem wir vielleicht über Händler, Kaffeekränzchen und Bücher erfahren haben. Tanaka-san lächelte nur und schüttelte leicht den Kopf.

„Genauer stammen sie aus dem Königreich Bengalen, aber die Herren werden sie erst morgen kennen lernen.“ Er war etwas belustigt über unsere Reaktion. Naja, so manches junge Mädchen träumt davon einen Prinzen kennen zu lernen und wir waren nah dran.

Während Tanaka-san uns die Hausregeln erklärte, tuschelten Lieschen und ich miteinander.

„Wahnsinn! Ein Prinz hier im Haus!!“

„Und noch dazu aus dem Orient! Bestimmt sieht er gut aus!“ Lieschen errötete. Ich kicherte.

„Ob er groß ist?“

„Bestimmt!“

Am Abend empfing uns doch noch der junge Herr, er stellte sich vor und machte mit uns den Vertrag, der uns verpflichtete solange in seinem Dienst zu bleiben bis die Schulden abgearbeitet sind. Natürlich würden wir Lohn bekommen, aber geringer als Maylene, da ein Teil davon auf die Schulden drauf geht. Danach gingen wir schlafen. Morgen müssten wir früh raus.
 

Der Morgen kam, Tanaka-san weckte uns und verteilte an uns Bedienstete die Aufgaben. Nach dem Frühstück würde ich Vorbereitungen für das Mittagessen machen und Lieschen solle den Tisch im Speisesaal decken.

Ich stand also in der Küche und schnippelte eine Gurke für Gurkensalat, der an poschierten Lachs mit feiner Minze serviert werden sollte.

Dabei achtete ich peinlich genau darauf, dass die Scheiben ungefähr die gleiche Dicke hatten, ich arbeitete ja jetzt für einen englischen Earl und in England achtet man auf Ordnung und Feinheiten. So bemerkte ich nicht, dass sich hinter mir die Tür öffnete und jemand eintrat.

„Oh… ich hoffe ich störe dich grade nicht.“ Es war die Stimme eines Mannes, mit schmeichelnden Klang. Ich wandte den Kopf und war sehr überrascht von der Erscheinung. Der junge Mann, der mich grade angesprochen hatte, trug einen eleganten, schwarzen Frack, weiße Handschuhe und blank polierte Schuhe. Sein Haar war ebenso schwarz und glänzte wie Seide, seine Haut war sehr blass und die Augen rot wie Blut. Er sah verboten gut aus, so einen attraktiven Mann bin ich bisher noch nicht über den Weg gelaufen und dennoch… irgendwie empfand ich neben meiner Begeisterung und Faszination auch leichtes Unbehagen. Er kam mir so leicht unheimlich vor, wie ein Raubtier. Knallrot starrte ich ihn an und schwieg.

„Wir sind uns noch nicht begegnet, wenn ich mich nicht irre. Mein Name ist Sebastian Michaelis. Der Butler des Earl Ciel Phantomhive. Und wie ist dein Name, Miss?“

„Ähhhh… Wi…Wigburg Herman… Ich bin seit gestern hier…“ Die Röte wich nicht und mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Dieser Sebastian kam mir näher zum Tisch und betrachtete das was ich grade machte.

„Hm… gut geschnitten… sehr lobenswert…“

„Ähmmm… Danke, ich gebe mir Mühe…“

„Wigburg…“, wiederholte Sebastian meinen Namen mit seiner Seiden-Schmeichler-Stimme.

„ >Kämpfende Beschützerin< oder so ähnlich bedeutet es, wenn ich mich nicht irre.“

„J…Jawohl… Großvater wollte dass ich diesen Namen kriege…“

„Anscheinend um seine Familie als besonders angesehen zu präsentieren, oder?“

„Schon, irgendwie… wenn es aber nach Opa Wolfgang gegangen wäre, hieße ich dann bestimmt Brünnhilde oder Gutrune. Mutter hatte da aber was dagegen…“

Ein leichtes Glucksen war von Sebastian auszumachen.

„Das scheint eine taffe Frau zu sein, deine Mutter.“

„Ja…“

Während wir sprachen, schnitt ich weiter an der Gurke rum. Ich achtete aber nicht auf meine Finger, so sehr lenkte mich der schwarzhaarige Butler ab. Ich hätte mir bestimmt einen Finger abgehackt hätte ich im Augenwinkel nicht auf einmal was Schwarzes blitzen sehen. Ich drehte den Kopf danach, sah aber nichts, sah aber dann, dass ich nicht mehr das Messer in der Hand hatte.

„Äh… was?“

„Du bist wohl etwas verträumt und lässt dich leicht ablenken, oder?“

Der Butler hatte lässig das Messer zwischen seinen Fingern und guckte mich tadelnd an.

„A…Aber wie?!“ Er gab mir einfach das Messer zurück und wandte sich zum Gehen.

Ich blieb einfach zurück und starrte vor mich hin. Unheimlich aber ein verdammt toller Hecht, dachte ich mir.
 

Lisabeth hatte einen Stapel Geschirr und suchte den Speisesaal. Nur leider hatte sie sich hoffnungslos verlaufen und war stattdessen im Wintergarten gelandet. Frustriert ging sie umher bis ihr ein junger Mann ganz in schwarz entgegen kam. Lieschen verdrehte den Kopf um ihm nach zu sehen und errötete. Der Mann blieb stehen.

„Das ist der falsche Weg zum Speisesaal.“, sagte er. Lieschen zuckte vor Überraschung zusammen.

„Woher wissen Sie…“

„Du musst Elisabeth Herman sein. Tanaka-san hat dich beordert die Teller in den Speisesaal zu bringen.“

„Ja, stimmt… ich hab mich verlaufen, Mister…“

„Sag einfach Sebastian zu mir.“, antwortete er und lächelte sie charmant an. „Ich geleite dich gerne zum Speisesaal, wenn du möchtest.“

„Gerne…“, antwortete Lisabeth verlegen und folgte dem Butler.

„Was für eine Aufgabe haben Sie denn?“

„Ich bin der Butler des jungen Herrn.“

„Ach so… Einen Butler sehe ich zum ersten Mal. Was macht der junge Herr grad?“

„Er erledigt geschäftliches und will nicht gestört werden. „Elisabeth“… „Gott ist mein Schwur“ wollte dein Großvater dass du so heißt??“

„Nö aber Oma wollte es so… meistens nennt man mich Lisabeth oder Lieschen…“

„Gut, dann bevorzuge ich Lisabeth, weil die Verlobte des Earl auch auf den Namen Elisabeth hört“ Lieschen musste kichern als sie das hörte.
 

Im Speisesaal angekommen sollte Lisabeth den Tisch decken und sie gab sich große Mühe. Sebastian betrachtet ihr Werk und schüttelt unzufrieden den Kopf.

„Ist irgendwas?“

„Unvollkommen… Das Besteck ist total falsch gelegt und die Gläser stehen nicht an ihren dafür bestimmten Platz. So kann der junge Herr und Prinz Soma nicht speisen.“

„Ja aber… so habe ich es gelernt und wo soll das alles sonst…!“ Sie wandte sich wieder dem Gedeck zu und staunte. Die Gläser und das Besteck waren ganz anders angeordnet als vorher.

„Was zum Teufel?!“, keucht sie verdattert.

„Als Butler der Phantomhives sollte ich dazu in der Lage sein derlei Kleinigkeiten perfekt zu beherrschen.“

Lieschen wandte den Kopf. Der Butler stand auch an einer ganz anderen Stelle als vorher.

„Aber wie???“

„Sollst du dich besser nicht um deine anderen Pflichten kümmern??? Wenn ich mich Recht entsinne solltest du mit Finnian den Schnee im Hof zur Seite schieben.“

„Jjjjj…ja, natürlich. Wird gemacht!!!!“

Lieschen rannte sofort in den Flur und zog sich warm an. Finny wartete schon draußen, aber Lieschen musste über die Geschehnisse nachdenken.
 

Etwas später am Tag, kam Sebastian wieder zu mir. Er beauftragte mich damit dem indischen Prinzen Soma Asman Kadar Tee zu servieren, den sein Butler zuvor gekocht hatte. Ich war total auf geregt, ich war die erste die den Prinzen zu Gesicht bekam. Er saß in der Bibliothek und soll lernen, aber den Tee soll er trotzdem bekommen. Kaum haben wir die Bibliothek betreten und ich meinen Blick von den Büchern gerissen hab, entdeckte ich beim Tisch jemanden der da saß und auf seinem Buch eingenickt ist. Ich konnte nur sehen dass er wellige lila Haare hatte und feine Kleidung an hatte die mit Gold und Edelsteinen besetzt war. Ein aufforderndes Räuspern Sebastians brachte mich dazu auf die Person zu zugehen. Ich stellte das Tablet mit dem Tee ab und räusperte mich etwas um den Prinzen zu wecken. Da er nicht reagierte, tippte ich ihn leicht an der Schulter an.

„Entschuldigung… ähm… wacht auf!“ Der Prinz erhob sich und rieb sich die Augen.

„Was…?“ Er starrte mich verdutzt an genauso wie ich ihn auch. Was sich mir bietet, enttäuschte mich etwas. Er war nicht hässlich das stimmt, zu seinen lila Haaren kamen goldene Augen und dunkle Haut dazu. Abgesehen vom Mohren beim Grenzgang, der in Wirklichkeit nur mit Ruß bemalt ist, hatte ich noch nie in meinem Leben eine Person mit dunkler Haut gesehen. Auch wenn es mir sehr ungewöhnlich vorkam, passte es zu ihm. Mich störte allerdings das er jünger war als ich, ich dachte er wäre 20 oder so, aber er war noch ein Jüngling, etwa 16 oder 17 Jahre alt.

„Wer bist denn du???“, fragte er mich. Sein English war klar zu verstehen auch wenn sein Akzent etwas rollend und babbelnd war.

„Oh, verzeiht meine Unhöflichkeit…“, plapperte ich und machte einen Knicks.

„Ich heiße Wigburg und ich bin ab heute das neue Hausmädchen.“

„Neues Hausmädchen???“ Der Prinz stand auf und betrachtete mich. Ich bemerkte dass er etwas kleiner war als ich, genauso groß wie Lieschen. Das hab ich auch noch nie erlebt, ich war schon immer in der Klasse körperlich die größte, aber dass mal ein Mann kleiner war als ich hätte ich nie gedacht.

„Du bist aber groß!“, meinte der Prinz und ging um mich herum, während er mich betrachtete.

„Ja… war ich schon immer…“

„Aber hübsch…“ Dabei blickte er mir direkt in die Augen. „Hara?“

„Was???“

„Deine Augen… die sind ja grün… Hara.“

„Ach so… ja…“ Ich merkte dass, mein English schlechter war als seins. Naja, bei seinem Rang und daraus resultierenden Reichtum, hatte er bestimmt bessere Bildung genossen. Was hatten die Geschäftsfreunde von Opa Wolfgang bei ihren gemeinsamen Abenden gespottet, wie ungebildet dunkelhäutige seien. Der Prinz war das lebende Beispiel das dem nicht so ist.

„Bist du Prinzessin???“, fragte jetzt der Prinz neugierig.

„Ähhhhhhh… Nein… ich bin von bürgerlicher Geburt.“ Sebastian sah seelenruhig zu.

„Ah so… Ich dachte bei deinem Aussehen dass, du von hoher Kaste seist.“

„Kaste??? Ähm… nein ich bin Bürgerin und eine Prinzessin würde wohl kaum als Dienerin arbeiten…“

„Auch wieder richtig. Sag mal…“ Auf einmal grinste er spitzbübisch. „Magst du später mit mir nach Indien kommen und in meinem Palast arbeiten?“

„Ich?!“ Das war eine unerwartete Bitte. „Ich… ich weiß nicht ob ich so weit weg von Zuhause… und ich wäre bestimmt total ungeeignet für Eure Dienste…“

„Hm… ganz bestimmt nicht!“, lachte der Prinz. „Der König, mein Vater, würde sich bestimmt über dich freuen!“ Dabei gab er mir einen lauten Klaps auf den Hintern der mich zusammenzucken ließ.

„HEY!!! SPINNST DU???!!!!“, brüllte ich ihn wütend und versehentlich auf Deutsch, an, während ich meinen Hintern rieb. Auch der Prinz zuckte zusammen.

„Was?!“

„What shall that mean!!??? Also das lasse ich mir nicht bieten!!!“

„Was denn??? Der Klaps? Alle Männer tun das…“

„ABER NICHT BEI MIR!!!! SO EINE FRAU BIN ICH NICHT, DU HOLZKOPF!!!“ Jetzt wurde er wütend, während Sebastian verständnislos den Kopf schüttelt.

„Wie hast du mich grade genannt???!!!“

„Holzkopf, genau das bist du!!“

„Unverschämtes Weibstück!!! Du weißt wohl nicht mit wem du es zu tun hast??!!!! So redet keiner mit dem 26. Prinzen des bengalischen Königreichs!!“

„Pah, selbst wenn du der Kaiser bist, sowas lasse ich mir nicht bieten!!!! SO GEHT NIEMAND; ABSOLUT NIEMAND MIT MIR UM!!!“ Daraufhin drehte ich mich um und stapfte raus. Dabei knallte ich die Tür zu dass ein Buch aus dem Regal fiel.

„Miststück…“, brummte Prinz Soma.

„Auch wenn ihr Ausbruch ziemlich übertrieben war, hatte sie Recht.“, antwortete Sebastian, während er das Buch aufhebt und es ins Regal zurück stellte. „In England und in ihrer Heimat ist so eine Gestik nicht gern gesehen. Und offenbar hat sie einen empfindlichen Stolz.“ Der Prinz brummelt immer noch.
 

Ansonsten verlief der Vormittag friedlich. Dann kam das Mittagessen, der Lunch. Elisabeth war mit dabei um die Speisen zu servieren. Immer wieder sah sie zum Prinzen, der mit den Fingern aß. Das wunderte sie sehr, war aber fasziniert von ihm. Als sie das Dessert, Crème brûlée mit Ingwer und Kardamom, servierte, fiel sie unvermeidbar dem Prinzen ins Auge. Sie lächelte ihn an.

„Wer bist du denn, Mädchen?“, fragte er sie neugierig.

„Elisabeth Herman… und ihr seid?“

„Bitte, belästige meine Gäste nicht, Lisabeth!!“, mahnte am anderen Ende des Tisches der junge Earl, etwas entnervt.

„Och, Ciel lass sie doch… Ich will nur mit ihr quatschen.“ Wieder an Lieschen gewandt: „Ich bin Prinz Soma Asman Kadar. Der 26. Prinz des Königreichs Bengalen.“ Von dem Titel blieb Lieschen unbeeindruckt und lächelte weiter.

„Ihr seid also der Prinz von dem Tanaka-san erzählt hat? Es freut mich euch kennen zu lernen.“

„Gleichfalls, und wo kommst du her?“

„Aus Deutschland, genauer dem Großherzogtum Hessen.“

„Wie groß ist dieses Reich??? Sehr groß?“

„Äh… das weiß ich nicht. Hab ich mich nie gefragt….“

„Gibt’s da auch einen heiligen Fluss wie bei uns daheim?“

„Heiliger Fluss?“, fragte Lieschen verwirrt.

„Bei uns in Bengalen fließt der Ganges, der heiligste Fluss im Hinduismus.“ Ganz offensichtlich wollte er Eindruck schinden.

„Oh ähm… naja, Flüsse gibt es bei uns reichlich…“, antwortet Lieschen. „Die Lahn zum Beispiel ist dicht bei mir Daheim, aber heilig ist sie nicht… Sie fließt in den Rhein, der ist groß und berühmt, aber heilig… ne…“ Der Prinz hatte mit der Reaktion nicht gerechnet und guckte verdutzt.

„Christen verehren allgemein keine Flüsse.“

„Ach so… stimmt… Ihr hellhäutige seid ja ganz anders.“

„Ja, aber das liegt bestimmt nicht daran.“, kichert Lieschen.

Die Tür ging auf, ich kam mit dem Servierwagen rein um das Geschirr abzuräumen. Ich sang dabei: „…Sah ein Knab ein Röslein steh‘n,

Röslein auf der Heide,

war so jung und morgenschön,

lief er schnell es nah zu sehn…“

Sebastians‘ Räuspern beendete mein munteres Singen.

„Nicht vor dem jungen Herrn!“, mahnte er leise.

„Entschuldigung…“, flüsterte ich während ich die Teller auf den Wagen lud.

„Mir hatte es gefallen, Miss.“, antwortete mir daraufhin eine tiefe, samtige Stimme die einen ähnlichen Akzent aufwies wie der Prinz. Die kam von einem jungen Mann, der genauso dunkle Haut wie der Prinz hatte. Er hatte aber kurze, schneeweiße Haare, wovon zwei dünne, lange Strähnen über seine Schulter hingen und mit silbernen Perlen verziert waren. Seine Augen waren gräulich-blau, wirkten kühl aber sein Blick war warm und freundlich, so dass ich unwillkürlich zurück lächeln musste. Auf dem Kopf trug er einen weißen Turban und ansonsten einen dunkelgrünen Mantel mit gelb-weißer Schärpe und weißer Hose.

„Ähm… danke Mister…“

„Sag einfach Agni zu mir, Miss. Ich bin der Butler des Prinzen.“

„Agni…“, wiederholte ich. „Ok, gerne, Sie können mich ruhig Wigburg nennen, auf den Namen bin ich getauft.“

„Sehr wohl.“, antwortete mir der indische Butler mit einer leichten Verbeugung, dabei legte er seine rechte Hand aufs Herz. Ich erschrak kurz, denn seine Rechte war bandagiert. Offensichtlich hatte er eine Verletzung an der Hand und dennoch dient er seinem Herrn immer noch?

Ich nahm schließlich den Teller von Prinz Soma, wobei wir uns giftige Blicke zuwarfen. Grummelnd, ohne ein falsches Wort zu verlieren, verließ ich den Speisesaal. Auch der Earl erhob sich und wurde von Sebastian raus geleitet.

Prinz Soma grummelt: „Diese arrogante, dumme…“

„Was ist?!“, fragte Lieschen. „Habt ihr was gegen meine Schwester?“

„Wie? Öh…?“ Der Prinz guckte überrascht abwechselnd zu Lisabeth und in die Richtung in die ich gegangen bin.

„DAS war deine Schwester?“

„Ja.“, antwortet Lieschen wie selbstverständlich. „Das war meine große Schwester Wigburg.“

„Ihr seid wirklich Schwestern?“, fragte jetzt der indische Butler, worauf Lieschen nickte.

„Wohl kaum aber von derselben Mutter.“, meinte Prinz Soma kleinlaut.

„Doch… Gleicher Vater, gleiche Mutter. Was habt Ihr denn gedacht?“

„Ähm… Nichts! Es ist nur… dass…“

„…Dass wir so unterschiedlich aussehen?“, setzte Lieschen den Satz des Prinzen fort.

„Auch. Naja, du bist nett und sie ist eine Mecker-Ziege!“

„Wie bitte?! Ne! Wiebchen ist die Freundlichkeit in Person. Sie zickt normalerweise selten.“

„Hat sie aber!!!“, protestiert der Prinz. „Sie hat mich beleidigt und einen Holzkopf genannt!“

„Oooookaaaay…? Da muss es ein Missverständnis gegeben haben, sowas sagt sie niemals ohne Grund.“

„HAT SIE ABER!!!“ Lieschen blieb unbeeindruckt.

„Ich rede mal mit ihr, weil ich kann es mir nicht vorstellen dass sie ohne Grund ausflippt.“ Und Lieschen geht.
 

Etwas später war ich in der Küche um das Geschirr abzuspülen. Lieschen kam dazu um abzutrocknen.

„Ganz schön viel los heute, nicht?“

„Oh, ja und noch dazu in so einem riesigen Haus… Da weiß man nicht wo vorn und hinten ist.“

„Aber der Butler des Earl ist toll!“

„Oh ja! Sehr…“, kicherte ich. „Aber der indische Butler ist auch nicht schlecht.“

„Na groß genug ist er ja!“, lachte Lieschen. „Den Prinzen finde ich süß!“

„Von mir aus…“, antwortete ich verstimmt.

„Sag mal was ist dir für eine Laus über die Leber gelaufen?“

„Die du grad süß genannt hast!“

„Was ist eigentlich los mit euch beiden?“

„Der Kerl ist ungezogen! Hat mich beglotzt und mir auf den Hintern geklapst!!!“

„Aaaaaach so… Na dann ist alles klar. Aber du weißt doch wie die hohen Herren sind.“

„Sowas lasse ich mir aber nicht gefallen!!!“

„Ich mir auch nicht aber du hättest nicht unbedingt so ausflippen müssen. Besonders nicht am ersten Tag.“

„Er hat es aber nicht anders verdient!!!“ Ich blieb hart.

„Ach komm, auf kurz oder lang müsst ihr euch vertragen. Am besten ihr beide entschuldigt euch.“

Fast hätte ich vor Wut einen Teller zerdeppert.

„Ich entschuldige mich erst, wenn dieser Schnösel sich zuerst entschuldigt!!!“

„Oh Mann… Du und dein Dickkopf…“,seufzte Lieschen entnervt. Ich würde mich wirklich nicht sofort entschuldigen…



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