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Freundschaft als Beilage

Tribute to Axel Brodie
von

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Kennenlernen

2. Kapitel: Kennenlernen
 

Tief atmete Axel aus, als er den hundertfünfzigsten Sit-Up vollendete und beschloss das Training für heute zunächst einmal zu beenden. Genüsslich stützte er sich auf seinen Armen ab und beobachtete die weißen Schaumkronen, die auf dem Blau des Ozeanes tanzten. Eine sanfte Briese wehte ihm entgegen und zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht, während er die Augen schloss. Ja, alles war wieder gut und es war ein wundervoller Tag. Kein Lauern auf neue Gefahren, keine Sorgen, keine Schatten. Heute konnte man ohne schlechtes Gewissen auch einmal entspannen.
 

Mit diesen Gedanken ließ sich Axel in das satte Gras fallen und tat etwas, was er schon seit Ewigkeiten nicht mehr getan hatte: Er beobachtete einfach mal die Wolken. Nie hatte er verstanden, was viele Menschen daran entspannen fanden, doch so langsam bekam er ein Gespür dafür. Es tat gut einfach mal nichts Anderes zu tun, als einfach nur dazuliegen und die Natur in einer anderen Weise wahrzunehmen, als er es während des Trainings mit seinem Vater getan hatte.
 

Wieder drang vergnügtes Gelächter an seine Ohren und er wandte den Kopf um. Alexis hatte sich mit ein paar anderen Mädchen aus Obelisk Blue in Moiras Café niedergelassen und genoss einen Becher Eiscreme. Diese Art von Zeitverschwendung war für Axel lange unverständlich gewesen, doch Jaden schaffte es auch weiterzukommen ohne irgendetwas zu tun. Eine Pause konnte also nicht so schlecht sein. Wieso eigentlich nicht? Sein Tagespensum hatte er ohnehin schon erfüllt. Da konnte er den Rest des Tages frei nehmen, oder nicht? Als dann auch noch ein Magen knurrte, war die Sache schnell entschieden.
 

Das Café machte von außen einen schlichten Eindruck. Sie war eine einfache Holzhütte mit einem Bambusdach, die er sogar in seiner Heimat kannte. Sie hatten ab und an bei ihren Wanderungen in solchen Hütten Halt gemacht. Er lächelte. Das waren keine schlechten Tage gewesen.
 

Kurz grüßte er Alexis, welche ihm zunickte und ging dann in die Hütte. Passend zu dem äußeren Erscheinungsbild, fand er sich in einem runden Raum wieder. In hinterem Teil hatte sie sich eine kleine Küche eingerichtet. Axel hörte das Brutzeln und Zischen von heißem Öl, das Surren des Kühlschranks und roch gebratenes Gemüse. Eine Bar trennte die Küche von dem Gastbereich ab, der mit Flechtkorbmöbeln und weißen Kissen ausgestattet war. Durch die Fenster drang das warme Licht der Sonne und weite Flügeltüren eröffneten auch von Innen den Blick auf den Ozean. Hier war es durchaus gemütlich. Er konnte verstehen, warum die Schüler der Akademie sich hierher zurückzogen um ihre freie Zeit zu genießen.
 

Moira hingegen wuselte durch die Küche. Sie schwenkte Pfannen, rührte in Töpfen und mixte irgendetwas in einer Küchenmaschine. Sie schien völlig in ihrem Element zu sein und obwohl es für Außenstehende hektisch zu sein schien, strahlte sie Ruhe aus. Offensichtlich wusste sie genau was sie tat und noch tun musste. Ein weiteres Indiz dafür war, dass sie fröhlich ein Liedchen pfiff, während sie eine Suppe abschmeckte. Trotz all den verschiedenen Aufgaben, die sie gerade zu bewältigen hatte, hatte sie ihr Café stets im Blick. Sobald sie die Schritte von Axel in dem Gastraum hörte, hielt sie inne und drehte sich um.

„Axel, hi.“, lächelte sie erfreut. „Genug trainiert?“
 

„Fürs Erste.“, antwortete er. „Hättest du was zu Essen für mich?“
 

„Aber sicher. Such dir einen Platz. Ich bring dir erstmal was zu trinken, während du überlegst, was du essen möchtest.“

Es zischte, als sie ihm eine Apfelschorle einschenkte. Sie gilt als das perfekte Getränk für nach dem Sport, da sie dem Körper genügend Energie, Zucker, Mineralien und Salze versorgte um die Verluste durch den Schweiß auszugleichen.

„Danke.“, sagte Axel mit einem Lächeln, als sie ihm das Getränk hinstellte.
 

„Gerne.“ Sie nickte ihm vergnügt zu. „Also, was kann ich für die bringen?“
 

„Was hast du denn im Angebot?“
 

„Alles, was du dir wünschst. Wir sind hier sehr flexibel. Hmm…mal sehen.“ Sie wog den Kopf hin und her. „Wie wäre es mit etwas Einheimischen für dich? Du kommst aus Südamerika, richtig? Brasilien?“
 

„Argentinien.“
 

„Oh, cool.“ Sie pfiff anerkennend. „Dann wäre ein Steak naheliegend, nicht wahr? Ich könnte Bohnen und Kartoffeln dazu machen.“
 

„Klingt super.“ Er nickte ihr zu und sofort kehrte Moira in die Küche zurück. Axel musste zugeben, dass sein ursprüngliches Misstrauen unangebracht war. Um ehrlich zu sein, war ihm die junge Frau durchaus sympathisch. Sie hatte eine warme, freundliche Aura. Allerdings fragte er sich noch immer, welche Dunkelheit bei so einem hellen Licht in ihrer Seele lag. Vermutlich würde sie es ihm sogar sagen, wenn er sie fragen würde. Allerdings wunderte er sich noch immer, ob er das Recht dazu hatte. Schließlich kannten sie sich erst zwei Tage und die Wahrheit war vermutlich sehr persönlich.
 

„Hey. Worüber grübelst du nach?“ Er zuckte zusammen und blickte auf. Moira stand vor seinem Tisch und blickte ihn besorgt an. Ihre Brauen waren hinabgezogen und Verwunderung blitzte in ihren Augen. Erst jetzt bemerkte Axel, dass sein Essen bereits vor ihm stand. Wie lange war er Gedanken versunken gewesen? Moira ließ sich währenddessen auf dem Stuhl ihm gegenüber fallen und umfasste das Glas mit ihrer eigenen Apfelschorle, welche sie gerade mitgebracht hatte. „Ist alles in Ordnung?“
 

„Ja, alles gut. Entschuldige, ich war nur mit den Gedanken woanders.“, versicherte er ihr schnell, denn sie schien eine Frau zu sein, die sich stets mehr um andere kümmerte als um sich selbst. Allein, dass sie daran gedacht hatte, dass er etwas zu Essen gebrauchen könnte, obwohl sie ihn noch nicht einmal gekannt hatte, zeigte das. Es war eine gute Eigenschaft, die es nur noch selten gab, aber sie war auch gefährlich und konnte schnell in das Verderben des Innehabenden führen.
 

Er lächelte ihr zu und begann zu essen. Wie zu erwarten war, war auch dieses Essen geschmacklich wirklich gut. Zwar war es kein ganz Typisches aus seiner Heimat, doch er wusste den Versuch wirklich zu schätzen. Vielleicht würde er ihr einmal eines zeigen. Zwar war er nicht der begabteste Koch, aber die Basis konnte er durchaus und den Eintopf wie seine Mutter ihn machte, beherrschte er im Schlaf.
 

„Das ist wirklich gut. Danke, Moira.“
 

„Kein Grund zu danken. Ist schließlich mein Job und so habe ich einen Kunden mehr.“, lachte sie und nahm einen Schluck von ihrem Saft. „Außerdem macht es mir Spaß Leute zu bekochen. Es ist schön zu sehen wie sie das genießen, was du zubereitet hast.“
 

„Kann ich mir vorstellen, allerdings würde sich über mein Essen keiner freuen.“ Beinahe prustete Moira bei dem Kommentar ihren Saft aus und funkelte ihn vorwurfsvoll an. Sie wusste noch nicht einmal, warum sie dieser Kommentar so überrascht. Vermutlich weil keiner ihrer Freunde ihr verraten hatte, was für einen trockenen Humor Axel haben konnte und das damit völlig unerwartet kam.
 

„Dafür will mich keiner beim Duellieren sehen. Ich denke damit sind wir quitt.“, erklärte sie und lächelte.
 

„Du duellierst dich auch?“ Axel blinzelte.
 

„Essen nicht vergessen, sonst wird es kalt.“, sagte sie neckisch und stützte ihren Kopf in die Hände. Axel sah sie an und zog eine Augenbraue hoch, doch sie grinste ihn nur an, deutete auf sein Steak und streckte ihm sogar kurz die Zunge raus. Axel lachte und schüttelte den Kopf. In diesem Moment blitzte durch, dass sie altermäßig nicht so weit auseinanderlagen wie es ursprünglich schien. Moira wirkte erwachsener, als sie eigentlich war. Sie war vielleicht Anfang Zwanzig. „Aber um deine Frage zu beantworten. Ja, auch ich duelliere mich. Es macht mir wirklich viel Spaß, allerdings nicht so sehr wie kochen und darin bin ich auch eindeutig besser.“
 

„Nun mach dich nicht so klein. So übel bist du nicht.“ Axel und Moira wandten sich zur Tür. Im Eingang des Cafés stand Chazz Princeton. Der schwarze Umhang bauschte sich in bester Kaiba und Yugi Manier hinter ihm auf. Moira strahlte über das ganze Gesicht.
 

„Chazzy!“, rief sie erfreut aus und stand auf. „Vielen Dank, zu viel der Ehre.“
 

„Nenn mich nicht immer so.“, fuhr er sie an und seine Augen funkelten wütend. Moira hingegen grinste nur gelassen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
 

„Okay, das ist besser, vertrauter. Ein netter Chazzy ist echt unheimlich.“ Amüsiert beobachtete Axel das Treiben und hier merkte man, dass sie sich schon lange kannten und eigentlich Freunde waren.
 

„Bleib du lieber bei freundlich, das kannst du besser.“, erwiderte Chazz, doch er grinste. „Hi, Axel.“
 

„Hi!“ Er hob die Hand, doch eigentlich beachtete sie keiner der beiden wirklich.
 

„Also, was kann ich für dich tun, Chazz?“
 

„Siehst du, dass ist der Ton der angebracht ist.“
 

„Ja, ja, ja.“ Sie winkte ab und rollte mit den Augen. „Und jetzt komm mir nicht, dass du nur mal vorbeischauen wolltest. Glaub ich dir nicht. Ich weiß, dass du wegen Alexis hier bist.“
 

„So ein Blödsinn.“, widersprach Chazz, doch er errötete leicht. Moira drehte sich kurz zu Axel um und zog eine Augenbraue hoch. Ihren Na Klar Blick erwiderte er mit einem Schmunzeln.
 

„Aber sicher doch. Ganz wie der Herr meint.“
 

„Jetzt wird nicht frech. Immerhin bist du hier angestellt.“
 

„Richtig und das hier ist mein Café, hier bestimme ich dich Regeln.“ Sie stemmte ihre Hände in die Hüfte und sah ihn mahnend an, doch es war deutlich zu spüren, dass keiner von ihnen wirklich verärgert war. Es schien eher eine übliche Tradition zwischen ihnen zu sein. „Also benimm dich oder es gibt kein Essen für dich.“
 

„Was? Das kannst du nicht machen! Immerhin bezahlt meine Familie…“
 

„Oh, jetzt spiel nicht die Princeton Karte, Chazzy.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Du hast dich von deinen Brüdern losgesagt, erinnerst du dich? Du kannst dir nicht aussuchen, welcher Status dir gerade am Besten in den Kram passt. Ambivalenz gibt es dabei nicht.“
 

„Aber...“
 

„Kein Aber junger Mann.“
 

„Du warst eindeutig zu lange bei Dorothy.“, stieß er erschöpft aus. „Du bist grad mal vier Jahre älter als ich.“
 

„Und somit bist du jünger.“, sagte sie streng und wirkte nun wieder viel älter, als sie war. „Also noch einmal für dich: Was willst du?“
 

„Oh, Boss…dürfen wir auch was haben? Oh, bitte, bitte, bitte.“, erklang plötzlich eine hohe Stimme in dem Café. Der gelbe Ojama erschien über Chazz‘ Schulter und wrang mit seinen Händen zwischen den Knien. Chazz stöhnte genervt auf.

„Oh ja, bitte!“, riefen seine beiden Brüder in Chor.
 

„Ihr könnt das doch überhaupt nicht essen!“, keifte Chazz sie an und blickte über seine Schulter. Axel runzelte verwundert die Stirn.
 

„Aber in der anderen Dimension konnten wir es.“, sagte der schwarze Ojama.
 

„Und seitdem haben wir Hunger.“, fügte der Grüne hinzu.
 

„Sowas. Ich habe ja schon von Phantom Armen oder Beinen gehört, aber Phantom Hunger. Das ist ja mal was Neues.“, sagte Moira verwundert. „Wie wäre es damit? Ich koche Chazz was, und ihr könnt es ja dann zumindest riechen.“
 

„Ja!“, riefen die Ojamas erfreut aus.
 

„Fein, aber ihr müsst was finden, was ihr alle wollt. Das wird sicher schwierig.“, lachte sie und sofort begann Chazz mit seinen Duellgeistern zu diskutieren. Moira seufzte und setzte sich wieder zu Axel. „Das kann dauern bis die sich geeinigt haben.“
 

„Ich nehme an, ihr habt gerade mit den Ojamas gesprochen?“, fragte Axel. Sie nickte. „Dann kannst du Duellgeister sehen?“
 

„Ja, kann ich. Ich habe sogar einen. Parshath, den Luftritter. Na ja, er ist jetzt nicht so wie Kuriboh oder Rubin, aber er spricht mit mir, wenn ich mich duelliere. Also eher wie Jadens Neoweltraumbewohner.“
 

Genervt wandte sie sich zu Chazz und seinen Ojamas um, die nun immer lauter stritten.
 

„Jetzt ist aber Schluss hier. Ich bestimme jetzt, dass ihr ein Stück Kuchen bekommt, in Ordnung?“, grummelte sie. Zu ihrem Glück waren alle Parteien einverstanden und Moira konnte ihnen ein Stück Apfelkuchen einpacken. Gerade, als Chazz sich zum Gehen wenden wollte, blieb er stehen und drehte sich zu ihr um.
 

„Aber mal ehrlich, Moira, du solltest mehr Selbstvertrauen haben. Du bist besser, als du dich darstellst.“
 

„Danke, Chazz.“ Sie lächelte ihn sanft an und Axel bemerkte wie stark ihre Freundschaft eigentlich war. Sie bedeutete Chazz etwas und so zeigte er den weichen Kern hinter seiner vermeintlich abweisenden Schale. „Ich duelliere mich ja auch gerne, so ist das nicht, aber ich könnte mir nicht vorstellen es Hautberuflich zu machen. Das wäre mir zu viel Stress und dann dauernd in diese Sache hineingezogen zu werden wie die Schattenreiter damals oder die Gesellschaft des Lichts oder andere Dimensionen.“

Sie schüttelte den Kopf.
 

„Nein, danke. Da sitze ich lieber in der ersten Reihe und feuere euch an oder versorge euch, wenn ihr hungrig zurückkehrt. Ihr könnt das alle ohnehin viel besser als ich.“
 

„Auf den Teil in der Jobbeschreibung ist Niemand scharf außer Jaden vielleicht.“ Chazz zuckte mit den Schultern. „Also dann, ich mach nen Abflug. Man sieht sich.“
 

„Mach‘s gut, Chazz.“ Sie hob die Hand und lächelte, als der Spross der Princeton Familie das Café verließ.
 

„Ihr versteht euch echt gut.“, stellte Axel fest und legte sein Besteck wieder beiseite. Moira lächelte und setzte sich wieder zu ihm an den Tisch.
 

„Findest du?“, fragte sie und neigte den Kopf. Er nickte. Das bemerkte jeder, der die beiden beobachtete. „Als er neu war, hat Chazzy immer wieder Ausreden erfunden um meine Sandwiches abzustauben.“
 

Axel sagte erst einmal nichts dazu. Dass er sich das nicht vorstellen konnte, musste er nicht zum Ausdruck bringen. Chazz musste immer nach außen hin cool und unnahbar erscheinen, aber in Wahrheit war er in Ordnung. Aber Axel konnte und wollte das nicht bewerten. Aber er war froh zu sehen, dass Moira offenbar wirklich Freunde unter den Studenten hatte. Es war nicht bloß die freundliche Distanziertheit, die es normalerweise gab.
 

„Darf ich dich was fragen?“, rang er sich dann schließlich durch und blickte sie ruhig an. Moira runzelte hingegen verwundert die Stirn.
 

„Ja…sicher.“ Sie blinzelte kurz. „Sollte ich mir Sorgen machen?“
 

„Nein, nein.“ Er schüttelte den Kopf um sie zu beunruhigen. „Es gibt nur etwas, was ich mich frage seitdem ich dich kenne, aber nicht wusste, ob ich das Recht dazu habe.“
 

„Also prinzipiell kann mich Jeder fragen, was er möchte. Ich behalte mir nur vor die Antwort zu verweigern.“ Ihre Augen blickten ihn neugierig an. „Was möchtest du wissen?“
 

„Wieso hattest du Sonderurlaub?“ Er bemerkte sofort wie sie merklich zusammenzuckte und anschließend erstarrte. Ihre Augen und Pupillen weiteten sich leicht, was auf einen Anstieg des Adrenalinpegels in ihrem Körper hinwies. Anschließend entspannte sie bewusst ihre Haltung wieder und setzte ihre Maske auf. Ein Lachen entkam ihren Mund, doch es wirkte gekünstelt.

„Und ich habe jetzt mit wer-weiß-was gerechnet.“, erklärte sie. „Aber der Grund ist jetzt nicht so spektakulär wie du vielleicht vermutest, Axel.“
 

„Mir geht es nicht um spektakulär.“, sagte er ernst und zog die Augenbrauen runter. Verwundert sah sie ihn an. „Gewisse Neugierde spielt da sicherlich mit, aber mir geht es darum, dass ich dich gerne besser kennenlernen würde.“

Irritiert zog sie eine Augenbraue hoch und sah ihn ungläubig an.
 

„Das klingt jetzt merkwürdiger als die Frage an sich. Ist dir das bewusst?“, fragte sie langsam und sah ihn lange an. Axel hingegen zuckte mit den Schultern.
 

„Es ist die Wahrheit, aber du musst es mir nicht sagen, wenn es dir unangenehm ist.“
 

„Ach was…wie gesagt, es ist nichts Spektakuläres.“ Sie winkte ab, doch dann erschien wieder der dunkle Schatten über ihren Augen. Vielleicht war es für jeden anderen nicht spektakulär, aber für sie und sie war in dieser Beziehung diejenige, die zählte. „Mein Bruder war kurz vor Beginn des Schuljahres gestorben. Da er mein einziger noch lebender Verwandter war, musste ich aufs Festland um alles Organisatorische zu regeln.“
 

Axel erstarrte nun. Er sah wie die Frau ihm gegenüber merklich schluckte und sich Tränen in ihren Augen sammelten. In diesem Moment könnte er sich selbst ohrfeigen. Er hatte doch bloß versuchen wollen etwas Smalltalk zu betreiben und er vermasselte es gehörig. Um ehrlich zu hatte er auf ein erfreuliches Ereignis wie zum Beispiel eine Hochzeit gehofft. Das hatte er wirklich großartig hinbekommen.
 

„Moira, es tut mir leid.“, flüsterte er und legte vorsichtig seine Hand auf die ihre. Um ehrlich zu sein, wusste er nicht wie er sich verhalten sollte. Sollte er sie trösten? Durfte er das überhaupt?
 

Sie blickte auf und setzte ein flackerndes Lächeln auf, bevor sie seine Hand pattete.
 

„Danke, Axel, aber es ist schon in Ordnung. Der Tod gehört zum Leben und irgendwann kommt er zu jedem von uns. Meinen Bruder hat es leider nur jetzt schon ereilt. Meiner Ansicht nach zu früh, aber jeder hat nun einmal seine Zeit.“, erklärte sie mit gefasster Stimme, doch Axel vernahm das leichte Zittern, welches sich in deren Tiefe verbarg.
 

„Für diejenigen, die zurückbleiben, ist es immer am Schwersten. Es tut mir leid.“ Er schloss die Augen. Erinnerungen an seine eigene Vergangenheit kamen hoch, doch er schüttelte sie schnell beiseite. „Ich wollte keine unschönen Erinnerungen wecken.“
 

„Keine Sorge, ich bin dir nicht böse. Du konntest es ja nicht wissen.“
 

„Ich…“
 

Eigentlich suchte er Worte für eine Entschuldigung um seinen Fauxpas wieder gut zu machen, doch er wurde jäh unterbrochen, als sie das Knurren eines wohlbekannten Krokodils hörten. Sie blickten auf und sahen Jim Crocodile Cook. Der braungebrannte Australier schob galant die Krempe seines Huts aus dem Gesicht. Ein gelassenes Lächeln lag auf seinem Gesicht.

„Howdy zusammen.“
 

„Jim, Shirly, schön euch zu sehen. Ist es wieder Zeit fürs Mittagessen?“
 

„Wenn es dir nichts ausmacht.“
 

„Ach was, nie.“, lachte sie. Erst jetzt bemerkte Jim, dass Axel bei ihr saß.
 

„Axel, hey. Hast du auch endlich herausgefunden wie gut Moiras Essen ist?“
 

„Sieht danach aus.“, erwiderte Axel in ruhiger Tonlage, doch schmunzelte.
 

„Du wolltest ja nicht auf mich…“, setzte Jim an, doch dann nahm er erst die Situation wahr. Axel und Moira saßen sich am Tisch gegenüber, die Arme entspannt aufgestützt und ursprünglich die Köpfe wahrscheinlich einander zugewandt. Nun jedoch hatten sie sich ihm zugewandt. „Oh, ich habe euch unterbrochen, nicht wahr? Entschuldigt.“
 

„Ach was, ist schon in Ordnung.“ Sie schenkte ihn ein ermunterndes Lächeln und der Argentinier nickte.
 

„Mir fällt ein, ich muss sowieso los. Jesse wollte testen, ob sein angepasstes Deck gegen ein Lebenspunkte reduzierendes besteht.“ Mit diesen Worten stand Axel auf und strich seine Kleidung wieder glatt. „Ich sollte besser hingehen, bevor er mich holen kommt. Vielen Dank für das Essen, Moira.“
 

„Jederzeit wieder. Du weißt ja, wo du mich findest.“ Sie winkte ihm zum Abschied und auf den Platz an dem Axel bis eben gesessen hatte, ließ sich nun Jim nieder.
 

„Wäre übrig gebliebenes Suppenfleisch okay für Shirly?“, fragte sie, als sie ebenfalls aufstand und zur Küche lief.

„Hervorragend, da wird sie sich freuen.“
 

„Sehr schön!“ Ihre Stimme klang vergnügt und anschließend nahm sie aus einen mittlerweile geleerten Topf das übrig gebliebene Fleisch und tat es in eine Schüssel. Anschließend füllte sie die daraus gekochte Suppe in eine andere. Anschließend briet sie ein Stück Toast in der übriggebliebenen Butter von Axels Steak und steckte es schließlich an den Rand der Schüssel. Anschließend ging sie zunächst zu Shirly und fütterte das Krokodil vollkommen ruhig mit dem Fleisch. Beinah schien es, als würde die Gefährtin von Jim dankbar lächeln und knurrte zufrieden.
 

„Dass du keine Angst vor Shirly hast.“
 

„Warum denn? Sie ist doch ein gutes Krokodil und außerdem liebe ich alle Tiere.“, sagte sie ruhig während sie sich nun Jim gegenübersetzte und ihm die Schüssel mit der Suppe hinschob.
 

„Oh, vielen Dank.“ Er roch daran und vernahm Dill, rote Beete, Tomaten, Kartoffeln, Lorbeerblätter und Zwiebeln. „Das riecht wunderbar, was ist das?

„Ein russisches Gericht. Nennt sich Broschtsch. Besteht aus einer Brühe gekocht aus dem Fleisch, was ich Shirly gegeben habe, dann Kartoffeln, Möhren, rote Beete, Tomaten, Weißkohl und saurer Sahne. Ich wollte mal einen Kraftspender ausprobieren und was Anderes außer der typischen Fleischsuppe kochen.“
 

„Es riecht jedenfalls wundervoll.“, sagte Jim noch einmal und wedelte sich den Duft mit der Hand zu. Er nahm einen Löffel und begann zu essen. „Wirklich gut.“
 

„Vielen Dank.“, lächelte sie vergnügt. Sie begann immer zu strahlen, wenn Jemanden ihr essen schmeckte. Es machte sie glücklich. Sie liebte es Menschen zu helfen und Kochen war ihre beste Art es zu tun. „Sag mal!“
 

„Hmm?“
 

„Was wollte Axel eigentlich von dir?“, fragte Jim. Moira runzelte irritiert die Stirn, beschloss aber nicht nachzufragen, warum Jim es so formulierte.
 

„Er kam nach dem Training zum Essen vorbei und fragte mich anschließend, warum ich Sonderurlaub hatte.“ Jim hielt beim Essen inne und sah sie an.
 

„Hast du ihm von Jeffrey erzählt?“
 

„Sicher.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich meine, nachdem was ihr mir erzählt habt über diese verrückte Zeit, ist er vertrauenswürdig. Außerdem ist es ja keine große Sache.“
 

„Für dich ist es eine und du musst entscheiden, wem du es erzählst.“, sagte er in seiner weisen Tonlage in der er klang, als wäre er so alt wie die Fossilien in seinem Deck. Trotz seines Alters hatte Jim ein ausgesprochenes Gespür für die Welt und eine große Weisheit. Vielleicht lag es an dem Auge von Oricalkum. Sie wusste es nicht, aber im Endeffekt interessierte sie nicht. Allerdings genoss sie die tiefsinnigen Gespräche, die sie häufig mit Jim führte. Mit ihm fühlte sie sich am Verbundesten. Er war derjenige, der am Meisten über sie wusste, obwohl sie ihm mit an kürzesten kannte. „Aber du hast Recht, Axel ist vertrauenswürdig und er scheint dich zu mögen.“
 

„Ja, scheint so.“, stieß sie langsam aus und lächelte. „Auch wenn er sozial etwas ungeschickt ist.“
 

„Aber dafür ist er der Ehrlichste und Loyalste, den man sich vorstellen kann.“
 

„Ich frage mich nur, was ihn bedrückt.“, sagte Moira nachdenklich. „Dass er viel trainiert habt ihr mir ja schon gesagt, aber in letzter Zeit scheint er wie besessen, als versuche er dadurch etwas zu vergessen. Jedoch habe ich keine Ahnung was.“

„Er hatte Angst und nun fürchtet er diese Erinnerungen.“, erklärte Jim ruhig.
 

„Angst?“, wiederholte Moira verwundert und runzelte die Stirn. „Soweit ich die Geschichte kenne, war er doch der große Held. Jay sagte, er war derjenige, der ihm vom Einfluss des Supreme King befreit hatte. Ohne ihn hätte er Jesse nicht von Yubel befreien können.“
 

„Nun, das ist schon richtig.“ Noch immer bewegte sich kein Tonfall, doch sein blaues Auge beobachtete sie. Moira hingegen schwieg und wartete darauf, dass fortfuhr. „Allerdings gibt es einen Teil der Geschichte, den nur wir beide kennen.“



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