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vânător uman

Jäger der Nacht
von

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Prolog

Ein einziger gemachter Fehler, er kann ein Leben für immer verändern. Meines hatte er verändert. Dabei finde ich nicht, dass es ein Fehler war, den ich beging. Ich war Hungrig – Ich hatte leckeres Essen vor meiner Nase sitzen – Also nahm ich es mir. Doch genau das hätte ich nicht tun dürfen.
 

Es ist lediglich meine Aufgabe zu jagen.
 

Es ist lediglich meine Aufgabe Befehle zu befolgen.
 

Und das bedeutet… Ich darf nicht frei heraus entscheiden. Und ich darf erst recht nicht das Essen, das für die Royal Brüder vorbestimmt ist, anfassen. Denn ich bin nichts weiter als ein vânător uman – ein Menschenjäger.
 

Der Tag, auf den ein jeder von uns wartet, ist wohl jetzt für mich gekommen. Mein letzter Tag auf Erden. Dabei hätte ich die dreihunderter Marke schon noch gerne geknackt. Aber man kann nun mal nicht alles haben und darüber hinaus, kann ich mich auch eigentlich nicht beschweren, da die wenigsten von uns überhaupt so alt werden, wie ich es geworden bin. Die meisten von uns sterben, noch bevor sie überhaupt die 100 Jahre geschafft haben. Man kann also schon behaupten, dass ich ein recht erfülltes Leben hatte.
 

~*~*~*~
 

Meine Seite schmerzt höllisch. Ich versuche mit meiner rechten Hand die Wunde so abzudecken, dass ich nicht noch mehr Blut verliere. Doch das ist gar nicht so einfach, da ich einfach schon zu viel von meinem Lebenssaft verloren habe. Wie konnte das nur passieren…
 

„Ich hätte nicht gedacht, dass sie ausgerechnet dich schicken würde, alter Freund“, spreche ich Shou, einen noch recht jungen Vampir an. Er ist vor drei Tagen 95 Jahre alt geworden – ich war sogar bei seiner Geburtstagsfeier und jetzt … jetzt ist er hier, um mich zu töten. Das ist doch echt fies.
 

„Du hättest dich einfach zurückhalten sollen, Saga! Du wusstest, dass deine Fracht für die Royal Brüder war. Wieso also hast du es getan? Sag es mir!“
 

Ich zucke mit der Schulter, auch wenn ich es sofort bereue. Der Schmerz wandert bis nach oben – breitet sich in meinem ganzen Körper aus. Ich breche zusammen und hocke genau vor Shou, der mir so, mit nur einem einzigen gezielten Schlag, den Kopf von den Schultern trennen kann. Doch er tut es nicht. Stattdessen geht er zu mir in die Hocke.
 

„Du weißt wie sie sind“, sagt er traurig. „Sie werden nicht eher ruhen, bis sie deinen Kopf haben.“ Ich sehe irritiert zu Shou hoch, verstehe nicht was er mir sagen will. „Darum laufe, Saga… laufe so weit weg wie du nur kannst und komme nie wieder zurück.“ Mit diesen Worten erhebt sich Shou wieder, dreht sich dann um und verschwindet in den Schatten der Nacht.
 

Blutüberströmt liege ich am Boden und versuche krampfhaft nicht das Bewusstsein zu verlieren. Ich muss hier unbedingt wegkommen, das ist erst einmal wichtiger, als mir Gedanken darüber zu machen, wieso mich Shou am Leben lies. Obwohl… wenn ich es nicht schaffe hier rechtzeitig die Biege zu machen, dann sterbe ich eh, da die Sonne in gut einer Stunde aufgeht.
 

Ich drücke mich mit letzter Kraft nach oben und krieche dann mehr, als das ich laufe. Nur noch ein kleines bisschen, immer weiter, bis… Ich breche erneut zusammen und stöhne laut auf, als sich ein spitzer Stein in meine blutende Wunde drückt. Dieser verdammt Shou, denke ich dabei. Wenn er nicht vor hatte mich zu töten, dann hätte er mich auch nicht so sehr verletzen müssen.
 

Ich kann mich nicht daran erinnern, einmal so dermaßen schwach gewesen zu sein. Normalerweise bin ich immer derjenige, der oben steht und die am Boden kriechenden Kreaturen begutachtet. Doch diesmal ist es andersherum. Diesmal liege ich am Boden und… Das Licht des Mondes, welches mich bis eben noch hell beschien, verschwindet. Irgendjemand steht über mir.
 

„Shou“, krächze ich. Ob er zurückgekommen ist, um seine Aufgabe doch noch zu beenden? Vielleicht besann er sich ja und stellte fest, dass er selber bald der Gejagte sein kann, wenn er sich nicht an die Befehle der Royal Brüder richtet.
 

Ich hebe meinen schweren Kopf ein wenig an. Viel kann ich nicht erkennen, nur eine schwache Silhouette, die mich zu mustern scheint – dann wird alles schwarz und ich verliere endgültig mein Bewusstsein.

~*~*~ Mein unbekannter Retter ~*~*~


 

Die letzte Nacht muss echt atemberaubend gewesen sein, so wie ich mich fühle. Könnte ich mich doch nur daran erinnern, was ich gemacht habe. Meine Erinnerungen tendieren dahingegen nämlich gen Null.
 

Ich setze mich aufrecht hin und fasse mir an den schmerzenden Kopf. Das hätte ich lieber sein lassen sollen, denn dabei schießt ein stechender Schmerz, von meiner linken Seite, bis nach ganz oben. Stöhnend lasse ich mich wieder in das weiche Kissen fallen.
 

Ich liege auf einer alten Matratze, in einer alten Hütte – und habe absolut keine Ahnung, wie ich dort hingekommen bin.
 

Was ist nur passiert?
 

„Solange du nicht wieder bei Kräften bist, solltest du solche hastigen Bewegungen lieber vermeiden“, höre ich schräg hinter mir jemanden sagen. Sofort schnelle ich wieder nach oben und wende mich dem Fremden zu.
 

Auf einem alten staubigen Stuhl, der seine besten Tage definitiv schon hinter sich hat, sitzt ein junger Mann, bei dem es sich hundertprozentig um einen Vampir handelt. Er ist von recht schlanker Statur, doch wenn ich mir seine Oberarme so ansehe, dann täuscht seine zierliche Gestalt mit Sicherheit, vor seiner wahren Körperkraft. Ich sollte also vorsichtig sein, falls es sich bei dem Kleinen, um einen Schergen der Royal Brüder handelt. Auch wenn ich nicht daran glaube das er einer ist, denn wenn er einer wäre, würde ich wahrscheinlich jetzt im Dreck vor den beiden liegen und nicht hier, in dieser Hütte. Apropos Hütte...
 

„Warum hast du mir geholfen?“, will ich von dem Fremden wissen. Der steht auf, nimmt einen Gegenstand vom Tisch weg, der neben ihm steht und kommt zu mir. „Und wer bist du überhaupt?“
 

„Wer ich bin kann dir egal sein“, bekomme ich als Antwort. Dann reicht er mir eine Blutkonserve und entfernt sich wieder von mir. Er setzt sich zurück auf seinen Stuhl.
 

Ich drehe die Konserve in meinen Händen hin und her. Was ist wenn…
 

„Ich habe kein Gift in die Konserve getan, falls es das ist, was dich zweifeln lässt. Also trink ruhig!“
 

Ich beäuge sie noch eine Weile, doch dann öffne ich schnell den Verschluss und kippe den Inhalt des Beutels in einem Zug in meinen Rachen. Doch kaum das ich das Blut geschmeckt habe, spucke ich es auch wieder aus. Entsetzt sehe ich den braunhaarigen jungen Vampir an – ich schätze zumindest dass er noch jung ist, bei dem Fraß den er mir vorsetzt.
 

„Sag mal willst du mich umbringen? Igitt! Das ist doch kein Blut für einen Vampir. Was bist du… ein Hippie!“
 

„Hab dich nicht so“, bekomme ich als Antwort. „Ich wollte dir ja nur helfen.“
 

„Das lass mal lieber bleiben“, fauche ich und wische mit meiner rechten Hand das ekelhafte Blut aus meinem Mund.
 

„Wäre es dem Herrn lieber gewesen, ich hätte ihn dort liegen gelassen, wo ich ihn gefunden habe?“
 

Genervt verdrehe ich meine Augen.
 

Ich bin dem Typen ja dankbar, dass er mich vor dem sicheren Tod bewahrt hat, aber Konserven, werde ich von dem auf gar keinen Fall mehr annehmen.
 

„Was war das überhaupt?“, verlange ich zu erfahren, auch wenn ich eigentlich nicht in der Position sein sollte, in der ich was verlangen kann. „Das schmeckte echt scheußlich!“
 

„Ratte!“
 

Igitt!
 

Alles in mir sträubt sich. Ratte! Das ist das ungenießbarste, unter den ungenießbaren. An Ratten vergreifen sich normalerweise nur Vampire, die im Suff leben und keinen Meister mehr haben, oder kurz vor dem Tod stehen.
 

Ich bin schon einmal einem solchen Vampir begegnet. Er hatte mit seinem Leben bereits abgeschlossen gehabt und ernährte sich nur noch von Ratten, um keinen grausamen, sondern einen humanen Tod zu sterben. Das ist wie bei Menschen, wenn sie ruhig im Schlaf sterben. Ich blieb sogar so lange bei besagtem Vampir – natürlich des rein wissenschaftlichen Eifers wegen, da ich wissen wollte wie so ein Tod abläuft – und prägte mir alles bis ins kleinste Detail ein. Und so wie der mir unbekannte Vampir gestorben ist, will ich nicht sterben. Auch wenn er ohne Schmerzen gestorben ist.
 

„Ich brauche richtiges Blut! Warmes Blut!“, sage ich und kämpfe mich, unter Schmerzen, nach oben. Schwankend stehe ich auf und stolpere einige Schritte nach vorne, und drohe sofort zu Boden zu gehen. Der Fall aber bleibt aus, da sich zwei kräftige Arme unter die meinen legen, und mich so festhalten.
 

„Ich habe doch gesagt, dass du noch vorsichtig sein musst“, bekomme ich eine Standpauke zu hören. Dann bugsiert mich mein Retter zu dem Stuhl, auf dem er die ganze Zeit saß und lässt mich dort nieder. Seufzend lehne ich mich an der Lehne an und schließe erschöpft meine Augen.
 

Ich brauche unbedingt Blut.
 

Nach einer kurzen Ruhepause öffne ich meine Augen wieder und schaue in die dunklen Iriden meines Gegenübers. Er hat schöne Augen – ich könne glatt in ihnen versinken.
 

„Was ist deine Fähigkeit?“, will ich von ihm wissen. Ich würde ja fast auf Manipulation tippen, bei diesen Augen. Das wäre perfekt, denn mit diesen Augen – da bin ich mir sicher – würde er, wenn Manipulation seine Stärke ist, nie Probleme damit haben, an frisches Blut zu kommen. Was das angeht, bin ich nämlich ein Experte. Eine echte Koryphäe.
 

Mir kommt ein Gedanke.
 

Ich sollte an dem Jungen festhalten. Ihn für mich und meinen unstillbaren Hunger nutzen. Er würde mein Leben so viel einfacher machen, auch wenn ich selber, selten Probleme damit habe, irgendwelche Opfer zu finden. Dennoch – ich mag diese Augen und will sie für mich haben.
 

„Wieso willst du das wissen?“, fragt er mich und wendet hastig seinen Blick von mir. Wieso tut er das jetzt? Das will ich nicht. Er soll mich wieder ansehen.
 

Blitzschnell greife ich mit meiner rechten Hand nach dem Handgelenk meines Gegenübers und ziehe ihn wieder zu mir. Dann umgreife ich mit meiner linken sein Kinn und drehe sein Gesicht wieder zu mir. So ist es besser – viel besser.
 

„Deine Augen!“, antworte ich ihm sanft. „Sie sind…“, atemberaubend schön, hätte ich beinahe gesagt, doch ich entscheide mich um. „Nun ja, ungewöhnlich.“
 

„Meine Augen haben mit meiner Fähigkeit nichts zu tun. Absolut gar nichts. Und jetzt lass mich bitte wieder los.“
 

„Ich kann nicht“, sage ich und ziehe ihn noch weiter zu mir.
 

Es erstaunt mich wie leicht das geht. Denn trotz dass er sich wehrt, schafft er es dennoch nicht, sich meinem Griff zu entziehen. Und das, wo ich doch verletzt bin und kaum Kraft habe. Das kann also nur eines bedeuten… Er ernährt sich nicht von Menschen.
 

„Also bist du doch ein Hippie“, säusle ich lächelnd in sein Ohr und nutze die Gunst der Stunde.
 

Als ihm klar wird was ich vorhabe, verstärkt er seinen Versuch, sich von mir zu lösen, doch auch dieses letzte Aufgebehren von ihm, nützt nichts. Was für ein Glück für mich, dass er ein sogenannter Pflanzenfresser ist. Mit solchen Vampiren, hat sogar ein Blutjunger Anfänger leichtes Spiel – doch dazu zähle ich nun wirklich nicht, also ist es bei mir... Ich höre auf weiter hierüber nachzudenken und tue das, was ich tun will, was ich tun muss, um endlich wieder meine volle Stärke zu erhalten.
 

Es ist nicht das erste Mal, dass ich sowas mache – doch bei all den malen zuvor, war es mir nie so wichtig wie hier… bei ihm… meinem unbekannten Retter.
 

Sanft lecke ich mit meiner Zunge über seinen Hals, liebkose ihn und drücke besänftigend einen sanften Kuss auf seinen Puls, als ich spüre wie der Körper in meinen Armen leicht zusammenzuckt. Ich schlinge meine Arme um ihn, damit er einerseits Halt hat und andererseits, mir nicht doch noch irgendwie entwichen kann. Meine Lippen streicheln hauchdünn über den weichen Hals und dann versenke ich meine Zähne in eben diesen, und beginne zu saugen.
 

Langsam und vorsichtig – was ich von mir so gar nicht kenne – nehme ich Zug um Zug, dieses warmes und verdammt köstliches Blut in mir auf. Es rinnt meinen trockenen Rachen hinab und lässt in mir nur einen Gedanken zu. Köstlich!
 

Dieses Blut tut mir gut – es schmeckt… süßlich und… Ich kann den Geschmack nicht wirklich einordnen, denn dieses Blut ist anders als jedes Vampirblut, welches ich, in meinen knapp 300 Jahren, je zu mir genommen habe.
 

Wer bist du nur?
 

Diese Frage hebe ich mir für später auf. Ich sollte mich jetzt erst einmal darauf konzentrieren, dass ich mich nicht in diesem atemberaubenden Geschmack verliere und womöglich noch meinen Retter töte. Denn das will ich auf gar keinen Fall. So nehme ich also einen letzten, sehr kräftigen Zug – auch wenn ich liebend gerne, noch minutenlang hätte weiter trinken wollen, doch das wäre einfach zu gefährlich. Leicht seufzend entferne ich also meine Zähne aus dem Hals und lecke noch ein letztes Mal über ihn. Sofort schließen sich die zwei kleinen Einstiche und so gibt es keine zeugen mehr, von meiner eben begangen Tat.
 

Gesättigt lasse ich meinen Kopf in den Nacken fallen und lecke mir über die Lippen. Sie schmecken nach ihm.
 

„So köstlich habe ich noch nie getrunken“, murmle ich und blicke auf den zusammengesackten Körper in meinen Armen. „Ich danke dir!“
 

Die Kraft ist zu mir zurückgekommen und so ist es für mich ein leichtes, den Körper meines Retters auf meine Arme zu heben und ihn rüber zur Matratze zu bringen. Sanft lege ich ihn auf diese ab und setze mich neben ihn. Und wie ich so neben ihm sitze, legt sich meine linke Hand, wie von selbst, auf den Kopf des liegenden und streichelt durch die braunen Haaren.
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

„Hast du ihn finden können?“

„Nein! Es war nur ein falsch gestreutes Gerücht, um uns nach draußen zu locken.“

„War ER es?“

„Ja! Zumindest hat dies sein kleiner Handlanger gesagt, bevor ich ihm das Herz aus der Brust gerissen habe. Ich habe es übrigens mitgebracht, falls du Interesse daran hast… ich würde es mit dir teilen, Bruder.“

„Liebend gerne. Vielleicht erhalten wir so einen Hinweis auf SEINEN Aufenthaltsort. Er wird mir langsam lästig.“

„Wir sollten ein Problem nach dem anderen angehen, Bruder. Apropos Probleme, hat Shou seinen Auftrag bereits beenden können?“

„Er sagte, er hat ihn noch nicht finden können. Doch glaube ich eher, das er es sehr wohl tat, es aber nicht übers Herz brachte, seinen alten Freund zu töten.“

„Dann sollten wir ihn von diesem Störenfried vielleicht befreien. Das Ding stört ihn ja scheinbar nur.“

„Sei nicht immer so blutrünstig, Bruder. Ich weiß ja, wie sehr du es liebst Herzen zu zerquetschen, aber Shou könnte uns noch von Nutzen sein. Ich bin eher dafür, dass wir parallel zu ihm, noch einen anderen schicken… einen ohne… Gefühle.“

„Hm… Da wüsste ich sogar schon wen. Ja. Er wäre der perfekte Kandidat.“

„Gut! Dann schick ihn los. Ich will das zumindest dieses Problem, bald keines mehr ist.“

„Mit dem allergrößten Vergnügen.“

~*~*~ Warten bis die Abenddämmerung anbricht ~*~*~

„Bist du immer noch sauer auf mich“, frage ich den braunhaarigen jungen Vampir, der schweigend, an der mir gegenüberliegende Wand lehnt. Nachdem er wieder aufgewacht war, straft er mich mit schweigen. Und sowas kann ich eigentlich gar nicht leiden.
 

Jeder der mich kennt weiß, dass ich gerne und vor allem viel rede. Die meisten kommen damit gut klar, doch leider zählt er, wie mir scheint, wohl nicht dazu. Ist eigentlich schade, da ich gerne mehr von ihm und erst recht über ihn, erfahren will. Denn Neugierde ist, neben dem vielen Reden, eine weitere Schwäche von mir. Und das wären sie dann eigentlich auch schon, zumindest wenn es nach mir geht.
 

Ich stoße mich von meiner Wand ab und steuere das einzige Fenster, welches die kleine Hütte, die derzeit unsere Zuflucht darstellt, bietet. Miesepetrig werfe ich einen Blick nach draußen und sofort huscht ein Lächeln über mein Gesicht.
 

Die Sonne weicht langsam dem Mond was bedeutet, dass wir aus unserem kleinen Gefängnis bald raus können. Zwar weiß ich noch nicht wo genau es mich hintreibt, aber das ich hier auf keinen Fall bleiben kann, ist gewiss. Diese Hütte bietet einfach nicht den Komfort den ich gewohnt bin. Und dann kommt auch noch hinzu, dass die Hunde der Royal Brüder immer noch hinter mir her sind. Shou hat ja versagt – ich hoffe sie lassen ihn am Leben.
 

Den Blick wieder auf meinen jungen Freund werfen, stecke ich meine Hände in meine Hosentaschen und schlendere nun zu diesem hinüber. Kaum das er meine Anwesenheit bemerkt, zuckt sein Kopf nach oben und seine einst wunderschönen Augen, blicken mir bedrohlich entgegen.
 

„Immer mit der Ruhe, Brauner“, entfährt es mir lachend und ich halte meine Hände beschwichtigend vor mir. „Ich komme in Frieden!“
 

„Als ob“, bekomme ich als Antwort. Er ruckt ein Stück von mir weg, als ich mich grinsend neben ihn an die Wand lehne.
 

„Würdest du mir glauben wenn ich sage, dass es mir Leid tut?“
 

Vorsichtig dreht mein Nebenmann seinen Kopf in meine Richtung und sieht mich mit erhobener Augenbraue an. Ich schätze das heißt, dass er es nicht tut. Also lege ich eine Hand auf die Stelle meiner Brust, unter der früher mal mein Herz schlug.
 

„Ich bin zu tiefst getroffen“, sage ich dann ironisch und lasse mich an der Wand heruntergleiten. „Nun ja, du hast ja Recht. Es tut mir wirklich nicht leid, aber – und das ist das einzige was du je von mir bekommen wirst – ich will dir wenigstens sagen wieso ich das tat. Auch wenn du es dir sicherlich längst denken kannst.“ Ich mache eine kleine Pause, um ihm Gelegenheit zu geben mir zu antworten, doch als ich nichts von ihm höre, fahre ich fort. „Ich brauchte nun einmal Blut und…“
 

„Ich gab euch welches, doch das wolltet ihr nicht“, unterbricht er mich. Ich lache laut auf, was mir wohl erneut einen Minuspunkt bei ihm einbringt.
 

„Was? Das Zeug das du mir andrehen wolltest, kann man nun wirklich nicht als geeignet bezeichnen, um einen verletzten Vampir wieder auf Vordermann zu bringen“, füge ich meinem Ausruf hinzu und schiele zu ihm hoch. Unsere beiden Blicke treffen sich, und verweilen eine kurze Zeit lang, bis er sich wieder abwendet und den Kontakt damit unterbricht.
 

„Es hätte zumindest etwas geholfen“, höre ich ihn murmeln.
 

„Na sieh mal einer an“, schnaube ich und erhebe mich wieder. Der Boden ist einfach viel zu ungemütlich und darüber hinaus hasse ich es, wenn ich zu jemanden aufsehen muss. Das war schon immer so. „Das ausgerechnet von Mr. Pflanzenfresser zu vernehmen. Bist du dir sicher, dass du nicht doch jemand bist, der dieses Leben einfach nur leid ist und es auf eine friedliche Art und Weise beenden will? Oder verabscheust du es einfach nur, wenn man von dir trinkt? Also ich finde das jedes Mal…“ Nicht erregend aber, „schön.“
 

Es herrscht wieder schweigen zwischen uns, was mich diesmal aber nicht so sehr stört. So kann ich mir wenigstens in aller Ruhe überlegen wie es weiter gehen soll. Ich meine das ich von hier verschwinde, ist so sicher wie das Amen in der Kirche, aber die Frage ist: Wo kann ich hingehen? Und wer steht nicht auf der Seite der Royal Brüder, und würde mich umgehend ausliefern. Da gibt es wahrlich nicht viele. Genaugenommen, kenne ich nur einen.
 

Ich klatsche in die Hände, was meinen jungen Freund aufschrecken lässt. Belustigt drehe ich mich zu ihm um.
 

„Wir werden einen alten Freund von mir aufsuchen. Er hasst die Brüder genauso sehr wie ich und wird uns fürs erste, bestimmt Gastfreundlich aufnehmen.“
 

„Viel Glück!“
 

Ich stelle mich genau vor ihn, und kessle ihn sacht mit meinem Körper ein. Hinter ihm ist ja glücklicherweise noch immer die Wand. Er kann mir also nicht entkommen, selbst wenn er wollte.
 

„Dein Gehör scheint schon sehr beeinträchtigt zu sein, von deinem Lebensstil, deswegen wird dir wohl entgangen sein, dass ich sagte, dass wir beide gehen werden. Ich kann dich unmöglich hier alleine zurücklassen.“
 

Mein Gegenüber legt seine Hände auf meine Brust und versucht mich von sich zu stoßen, doch das gelingt ihm selbstverständlich nicht.
 

„Ich werde dich nicht begleiten. Warum sollte ich auch, ich kenne dich ja nicht mal.“
 

„Was man ändern kann.“
 

„Was ich aber nicht will.“
 

„Ich bitte dich“, hauche ich in sein Ohr. Sofort versteift sich sein Körper. „Du solltest doch seit meinem kleinen Überfall auf dich wissen, dass es hier nicht darum geht was du willst, sondern was ich will. Außerdem kann ich es mir nicht leisten, dass die Royal Brüder dich in die Finger kriegen. Du könntest ihnen womöglich noch etwas von mir erzählen.“
 

„Als wenn sie nicht schon alles über dich wissen würden“, haucht er angespannt. „Du hast für sie gearbeitet, also wissen sie alles über dich. Du gehörst praktisch ihnen.“ Hm…
 

Also jetzt hat er mich.
 

Und wieder herrscht Schweigen zwischen uns – unangenehmes Schweigen, weil ich zum ersten Mal, seit langem, nicht weiß was ich sagen soll.
 

Ich lasse von meinem Gegenüber ab, was er sofort nutzt, um sich von meiner Bedrängnis zu befreien und mich nun seinerseits Bedrängt.
 

„Du bist ihnen vollkommen ausgeliefert. Und egal wie weit du wegläufst, sie werden dich doch wieder finden. Denn deine Gedanken, dein Körper, ja sogar dein unsterbliches Leben, gehören ganz und gar ihnen. Dein ganzes Sein gehört ihnen, deinen Meistern, deinem Schöpfer.“
 

Ganz dicht drängt er nun meinen Körper gegen die Wand. Und ich… ich bin starr vor… Ja vor was eigentlich. Angst? Ja, ich glaube das ist es.
 

Ich wusste immer dass ich ihnen gehöre. Und bei Gott, das haben sie mir, das haben sie jedem von uns, auch oft genug gesagt, aber es jetzt von einem Fremden gesagt zu bekommen, gibt dem doch irgendwie eine ganz andere Note. Und genau die macht mir Angst.
 

Angst ist etwas Gutes! Sie treibt dich voran.
 

Und das tat sie schon immer.
 

Endlich kommt wieder Leben in mich. Und so schnelle ich blitzschnell herum und fasse den Jungen bei den Schultern. Dann drücke Ich ihn, gefährlich knurrend, gegen die kalte Steinwand. Mit einer Hand halte ich ihn an Ort und Stelle, denn meine zweite brauche ich gleich selber.
 

„Ja ich gehöre ihnen“, zische ich ihm, innerlich froh wieder die Oberhand gewonnen zu haben, ins Ohr. Dann reiße ich mir mit den Zähnen das linke Handgelenk auf, „und du gehörst ab jetzt mir!“
 

Mit diesen Worten drücke ich mein blutiges Handgelenk gegen seinen Mund. Und egal wie sehr er sich auch anfangs noch zu wehren versucht, sein inneres Tier ist stärker. Es dauert nicht lange und er trinkt gierig mein Blut.
 

Ich spüre wie es meinen Körper verlässt und in dem des Jungen übergeht.
 

Nach einer Weile entziehe ich ihm jedoch wieder mein Handgelenk, weil ich nicht vorhabe ihn stärker als mich werden zu lassen und ernte dafür ein tiefes Knurren. Ich wusste dass es ihm guttun wird. Er ist also noch nicht gänzlich ein Pflanzenfresser – Gut so. Das bedeutet, dass ich mit ihm was anfangen kann.
 

~*~*~*~
 

Freiwillig und doch irgendwie auch unfreiwillig, folgt mir der junge Vampir jetzt schon seit einigen Stunden. Nachdem der Abend angebrochen war, hatten wir uns zusammen auf den Weg gemacht, einen alten Kumpel von mir zu besuchen. Und ich muss zugeben, ich freue mich darauf, den kleinen Giftzwerg wieder zu sehen. Fand ich seinen Weggang aus der Truppe, immerhin alles andere als berauschend, gelinde gesagt.
 

Er war damals der Anführer unserer vier Mann Truppe. Er, Shou, Nao und meine Wenigkeit. Wir waren ein eingespieltes Team und das beste noch dazu. Egal wohin sie uns schickten, wir haben immer das leckerste Essen mitgebracht. Bei uns galt es nicht Qualität vor Quantität, sondern andersherum. Wir waren immer der Meinung, dass nicht das Aussehen einer Beute ausschlaggebend ist, sondern die Menge. Und damit lagen wir immer richtig. Natürlich isst das Auge mit und darauf haben wir auch stets geachtet, doch nicht so sehr wie andere Teams.
 

Doch dann ging er, nachdem eine Tragödie ihn dazu veranlasst hatte. Er bezahlte seine Schuld bei den Royal Brüdern und verschwand dann auf Nimmerwiedersehen. Das war vor mehr als knapp 20 Jahren. So lange habe ich ihn schon nicht mehr gesehen. Und gerade deshalb hoffe ich, dass er sich genauso darüber freut mich zu sehen, wie ich mich darauf freue ihn zu sehen.
 

„Wir haben erst einmal genug Abstand zwischen uns und meine Verfolger gebracht. Und da ich den letzten Tag schon in dieser dreckigen alten Hütte ausharren musste, wird es Zeit für ein wenig Luxus“, sage ich und bleibe vor einem wunderschönen Hotel stehen. „Na was sagst du?“
 

Ich drehe meinen Kopf in Mutter Theresas Richtung, das ist der Name, den ich meinem jungen Begleiter fürs erste gegeben habe – weil ich finde dass er wunderbar zu ihm passt, auch wenn er ein Kerl ist. Aber er hat mir nun mal ohne was von mir zu verlangen geholfen. Das war echt ein feiner Zug von ihm. Ich lächle ihn, fröhlich vor mich hin kichernd an und warte auf eine Antwort seinerseits. Und die kommt auch prompt.
 

„Das ist eine gänzlich schlechte Idee“, sagt er Zähneknirschend.
 

„Ach was“, winke ich ab. „Das ist eine großartige Idee.“ Ich greife nach seinem Ärmel und ziehe ihn mit mir, ins warme Innere, dieses 5 Sterne Hotels.
 

Als erstes organisiere ich uns ein schönes Zimmer und dann… dann gehe ich auf Sauftour. Egal ob mit, oder ohne ihn.
 

„Muss das wirklich sein“, jammert MT. Mutter Theresa würde mir auf Dauer zu lang werden, auch wenn ich den Namen, in Verbindung mit ihm, für eine sehr schöne Idee von mir halte. Doch will ich meine Zeit nicht mit Nichtigkeiten verschwenden. Es gibt gerade wichtigeres, auf das ich mich konzentrieren sollte. „Hier drin sind so viele Menschen“, führt MT seine Jammertriade fort. Ängstlich sieht er sich um.
 

In der Lobby sitzt ein junges Paar an einer Fensterfront und blättert wohl in einem der Prospekte herum. Ein anderes, etwas älteres, Pärchen, ist gerade beim Einchecken. Und diese 4, plus das 2 Kopf-Personal, nennt er wirklich viele?
 

„Was ist wenn ich…“, MT stoppt sich selber, was mich aufhorchen lässt. Ich bleibe augenblicklich stehen, sodass er in meinen Rücken kracht. Ich drehe mich zu ihm um.
 

„Jetzt verstehe ich…“ Meine Neugierde ist geweckt. „Dennoch, das musst du mir etwas genauer erzählen. Und am besten bei einem schönen Schlummertrunk. Nun sag, was mundet dir lieber… ein Roter, oder vielleicht etwas Exotischeres… - Hallo meine Damen!“

~*~*~ blutiges Mitternachtsmahl ~*~*~

„Und ihr beiden Hübschen habt wirklich noch keinen Freund“, säusle ich den beiden bezaubernden Damen ins Ohr. Es ist wirklich faszinierend, wie spielend einfach es ist solch junge Dinger um den Finger zu wickeln. Ein paar nette Worte, eine Einladung zu einem Drink, und schon hängen sie einem an den Lippen.
 

Oh wie sehr ich es doch liebe ein Vampir zu sein.
 

Es hat einfach so viele Vorzüge. Ich werfe einen flüchtigen Blick über meine rechte Schulter. MT sitzt wie auf Kohlen, oder wie jemand der vor etwas flüchtet, auf dem Barhocken, auf den er sich vor gut einer dreiviertel Stunde gesetzt hat und blickt ängstlich in die Gegend. Er scheint sich wohl wirklich nicht allzu wohl zu fühlen.
 

Wieso gehst du nicht schon hoch in unser Zimmer, MT, erlaube ich ihm sich zu entfernen. Überrascht blickt er zu mir und nickt dann dankend. Daraufhin erhebt er sich zügig und verlässt dann die Bar.
 

„Was ist denn mit deinem Freund los?“, fragt mich die schwarzhaarige, ich glaube ihr Name war Veronika.
 

Ich wende meinen Blick von den jungen Mann ab, der MT schon die ganze Zeit beobachtet hatte und drehe mich wieder den Damen zu. Dabei lege ich meine linke Hand um Zoras Hüfte und meine rechte um Veronika.
 

„Er fühlt sich nicht so wohl unter so vielen Menschen. Apropos viele… was haltet ihr davon, wenn wir uns etwas zurückziehen? Eure Freundin dahinten, darf sich uns auch gerne anschließen“, flüstere ich und nicke in Richtung der kleinen und rundlicheren jungen Dame, die es sich an einem der hinteren Fensterplätze gemütlich gemacht hatte. „Sie gehört doch zu euch, oder? Die Blicke die sie euch schon die ganze Zeit über zuwarf, deuten jedenfalls darauf hin.“ Meinem Blick entgeht schließlich gar nichts.
 

„Oh ja… Das ist Bianca. Sie ist… ähm…“
 

„Das hier sollte eigentlich ihr Junggesellinnenabend sein. Irgendwie haben wir das verdrängt.“
 

„Oh. Na dann sollten wir sie schleunigst von ihrem einsamen Sitzplatz holen. Die letzte Nacht in Freiheit… die sollte sie wirklich nicht alleine verbringen.“ Ich drehe mich Veronika zu und lächle sie an. „Wieso fragst du sie nicht?“
 

„Mache ich… aber nur, wenn du deinen süßen Freund auch dazu holst.“
 

„Ja! Je mehr wir sind, desto schöner wird der Abend“, pflichtet Zora ihrer Freundin bei. Ich zucke daraufhin nur mit dem Schultern. Also mir soll es recht sein. Auch wenn ich nicht glaube, dass MT sehr glücklich hierüber sein wird.
 

„Also gut.“ Ich erhebe mich von meinem Platz und winke dann den Barkeeper zu mir. Er beugt sich zu mir rüber und händigt mir dann, keine Sekunde später, ihren teuersten Schampus aus. Dann wende ich mich wieder den beiden Damen zu. „Ich gehe rauf zu meinem Freund und ihr rüber zu eurer Freundin. Wir treffen uns dann oben auf der Dachterrasse. Zu dieser späten Stunde“, es ist mittlerweile weit nach Mitternacht, „wird dort oben keiner weiter sein. Wir sind also unter uns“, lächle ich mein schönstes Lächeln und drücke Zora die Flasche in die Hand. Kichernd wendet sie sich ihrer Freundin zu, hakt sich bei ihr unter und steuert dann den Tisch der dritten im Bunde an.
 

Ich schaue ihnen noch kurz hinterher, und verlasse dann die Bar, um mich auf den Weg zu MT zu machen. Hoffentlich schläft er noch nicht. Zuzutrauen wäre es ihm, so unvampirisch wie der sich verhält.
 

~*~*~*~
 

Ich betrete MT und mein gemeinsames Zimmer, doch von meinem neuen Weggefährten fehlt jede Spur. Hm… Er wird doch wohl nicht abgehauen sein?
 

Gefrustet, weil ich eigentlich der Meinung war das meine Manipulation bei ihm, eigentlich noch bis morgen Abend hätte andauern müssen, will ich sofort wieder aus dem Zimmer stürmen, als ich ein leises Geräusch aus dem angrenzenden Badezimmer vernehme. Ich lausche zwei Sekunden lang und hebe dann meine linke Augenbraue… weint er?
 

Ich drücke die Badezimmertür nach innen und tatsächlich… MT sitzt im Duschbecken und weint.
 

Ein Vampir der weint… Also sowas sieht man auch nicht alle Tage.
 

„Du überrascht mich wirklich immer wieder“, raune ich und hocke mich dann vor ihn hin. Mit meiner rechten Hand hebe ich sein Kinn an und mustere das tränenreiche, aber dennoch hübsche, Gesicht. Stumm beobachte ich ihn ein paar Minuten lang. Doch nach fünf Minuten des Schweigens, wird es mir dann zu viel. „Sagst du mir freiwillig was mit dir los ist“, will ich von ihm wissen. Wobei ich nicht glaube, dass er es mir freiwillig erzählen wird. Doch will ich es überhaupt wissen? Irgendwie ja schon, aber…
 

„Bitte zwing mich nicht dazu“, haucht MT so leise, dass sogar ich mit meinem supergehör, es beinahe nicht gehört hätte. „Bitte!“
 

Wieder mustere ich ihn mehrere Minuten lang. Dann seufze ich.
 

„Unter einer Bedingung“, meine ich zu ihm. MT blickt mir direkt ins Gesicht – darauf wartend das ich ihm meine Bedingung mitteile. „Du wirst dich jetzt frisch machen und in spätestens einer halben Stunde oben auf dem Dach erscheinen. Diese beiden reizenden jungen Damen von unten und ihre Freundin, warten dort nämlich auf uns zwei hübschen.“ MT will protestieren, doch ich halte ihm, schneller als er gucken kann, mit der linken Hand den Mund zu. Und mit dem rechten Zeigefinger tippe ich auf meine Lippen.
 

„Ich tue dir einen Gefallen – Und du tust mir einen Gefallen“, wispere ich in sein Ohr. „Also, keine Widerworte.“
 

Ohne auf eine weitere Reaktion von ihm zu warten, erhebe ich mich wieder und verlasse dann das Badezimmer. Ich habe keine Lust, das er mich noch mit seiner Laune anstecken tut, wenn ich länger bei ihm bleibe. Immerhin habe ich für heute Nacht noch so einiges geplant.
 

~*~*~*~
 

Oben auf der Dachterrasse angekommen, sehe ich mich erst einmal kurz um. Außer uns vieren, ist wirklich kein weiterer hier – Gut so! Das wird das ganze vereinfachen. Ich stolziere auf die drei zu und freue mich schon riesig, auf die Dinge die gleich kommen. Die drei Damen stehen mit dem Rücken zu mir und unterhalten sich. Naja, die beiden Damen von der Bar unten unterhalten sich, die dritte im Bunde, scheint nicht den Eindruck zu machen das sie gerne hier ist.
 

„Haben die Damen lange auf mich warten müssen“, frage ich mit engelsgleicher Stimme. Veronika und Zora drehen sich zu mir um und kichern dabei. Mein Blick fällt auf die halbleere Champagnerflasche, die Veronika an ihre Lippen setzt. „Na, da schien aber wer schon ohne mich Spaß zu haben. Habt ihr beiden die Flasche in der kurzen Zeit, etwa fast alleine ausgetrunken?“
 

„Ja! Nur wir beide…“, lallt Zora und reißt ihrer Freundin die Flasche aus der Hand, nur um sie sich eine Sekunde später selber an die Lippen zu führen. Doch statt einen Zig zu nehmen, setzt sie die Flasche wieder ab und hält sie mir hin. „Du hast… lange auf dich… warten lassen. Willst du?“
 

Immer noch lächelnd setze ich einen Fuß vor den anderen und verkürze den Abstand zwischen mir und den beiden angetrunkenen Frauen. Gespannt darauf was ich vorhabe, beobachten sie jede meiner Bewegungen.
 

Ich stehe nun direkt vor ihnen, als sich ihre Freundin das erste Mal zu Wort meldet.
 

„Ich werde schon einmal in unser Zimmer gehen und mich schlafen legen“, sagt sie und stößt sich vom Geländer ab. Sie geht an mir vorbei und wirft dabei ihren beiden Freundinnen einen traurigen Blick zu. Ihren Junggesellinnenabend hat sie sich wohl vollkommen anders vorgestellt. Verständlich. Bevor sie allerdings außer meiner Reichweite ist, fasse ich nach ihrem rechten Arm und halte sie so davon ab zu verschwinden.
 

„Ich möchte nicht dass du gehst“, flöte ich. „Keine von euch wird gehen.“ Und mit diesem kleinen Satz, ändert sich meine Stimmlage, und das bekommen auch Veronika und Zora mit. Waren sie bis eben noch so benebelt vom Alkohol, so scheinen sie jetzt wieder klarer im Kopf zu sein, zumindest ist Blick, schaut nun etwas klarer aus.
 

„Ähm… wie meinst…“, stottert Zora, schafft es aber nicht, einen vollständigen Satz zu formen. Hilfesuchend wendet sie sich an Veronika.
 

„Wir sollten vielleicht… Bianca begleiten und“, sagt diese sogleich, doch würge ich ihren Satz augenblicklich ab, indem ich von Bianca ablasse und stattdessen nach Veronikas Arm greife. Ruppig ziehe ich die schwarzhaarige zu mir und versenke keine Sekunde später, meine Zähne in ihren Hals. Zora und Bianca fangen daraufhin an zu kreischen.
 

Ich nehme von Veronikas Blut zwei, drei Schlucke und lasse sie dann achtlos zu Boden fallen. Sie ist zwar noch nicht tot – dafür habe ich zu wenig von ihrem Blut getrunken – aber zumindest kann sie mir nicht mehr weglaufen.
 

Bianca und Zora haben fast schon das Treppenhaus erreicht, als ich auch schon vor ihnen stehe und ihnen so den Fluchtweg versperre.
 

„Es ist aber nicht nett von euch, dass ihr eure verletzte Freundin hier alleine lassen wollt“, sage ich verspielt und lecke mir einen süßen Tropfen von Veronikas But von Lippen. Beide weichen sie von mir zurück.
 

Immer weiter dränge ich die beiden Damen wieder in Richtung ihrer Freundin. Diese liegt schwerverletzt in ihrem eigenen Blut und röchelt ängstlich vor sich hin. Mit meinen Augen beobachte ich ihren süßen Lebenssaft und wie er aus der blutenden Wunde an ihrem Hals rinnt. Ich kann Veronikas Blut noch immer auf meiner Zunge schmecken, und so schließe ich genießend meine Augen. Ich habe bei ihr aber auch einen echt guten Fang gemacht.
 

Meine nicht vorhandene Unachtsamkeit ausnutzend, rennt diesmal Zora an mir vorbei, doch wie vorhin schon Bianca, kommt auch sie nicht weit. Kaum das ich Zoras Arm mit festen Griff festhalte, entblöße ich meine Zähne und koste auch von ihrem Blut.
 

Die ersten Tropfen rutschen meine Kehle hinunter und sofort wird mir klar, dass ihr Blut, nicht mit dem von Veronika mithalten kann. Also beschließe ich, es bei ihr schnell zu machen. Ich entferne also meine Zähne aus ihrem Hals und breche ihr dann, mit nur einem Handgriff, das Genick. Dann lasse ich ihren toten Körper los und stürze mich auf mein drittes Opfer. Zoras Körper hat noch nicht mal den Boden berührt, da haben sich meine Zähne auch schon in Biancas Hals gebohrt und so ihren Körper paralysiert. Doch bevor ich von ihrem Blut kosten kann, trifft mich ein harter Schlag und ich fliege zweieinhalb Meter weit, gegen die harte Steinwand des Hotels. Knurrend rapple ich mich wieder auf und staune nicht schlecht, als ich meinen Angreifer erkenne.
 

MT legt den bewusstlosen Körper von Bianca auf den Boden ab und funkelt mich dann aus gefährlichen Augen an.
 

„Spinnst du“, zischt er und stellt sich angriffsbereit hin. Beide funkeln wir uns an. „Sag mal willst du unbedingt dass man dich erwischt“, will er von mir wissen. Ein wenig bin ich irritiert, doch dann wird mir klar wen er meint. Meine royalen Verfolger.
 

Ich zucke nur mit beiden Schultern und komme dann geschmeidig auf MT und Bianca drauf zu.
 

„Nicht schlecht, wirklich! Ich hätte nicht gedacht, dass du doch noch so viel Kraft besitzen würdest, MT, jedenfalls nicht bei deinem Lebensstil. Respekt! Dennoch, du hast eben einen verdammt schweren Fehler begangen. Einmal ok… das lasse ich mir noch gefallen – zwar nicht bei jedem, aber zumindest du hattest den ersten frei – doch ein zweites Mal… nun, diesen Angriff auf mich wirst du bezahlen müssen, mein Kleiner.“ Und mit diesen Worten, stürze ich mich auf ihn.
 

Blitzschnell schnelle ich nach vorne, schnappe mir seinen linken Arm und verdrehe ihn den schmerzhaft nach hinten. Dann ein Ruck und schon ist er gebrochen. Das gleiche will ich gerade mit seinem anderen Arm machen, als MT sich aus meiner Umklammerung windet und wieder etwas auf Abstand zu mir geht.
 

Es ist wirklich erstaunlich wie schnell er ist, denn dadurch dass er monatelang kein menschliches Blut mehr zu sich genommen hat, hätte er eigentlich nicht so schnell sein dürfen. Doch im Grunde spielt das keine Rolle. Denn im Gegensatz zu ihn, habe ich eben menschliches Blut zu mir genommen – zwar nicht sehr viel, aber es war definitiv ausreichend – und so ist es für mich ein leichtes, MT wieder unter Kontrolle zu bekommen.
 

Ich drücke ihn mit den Rücken gegen das Geländer, an dem vorhin noch die drei Damen standen und komme seinem Gesicht dabei verdammt nahe.
 

„Für manche Fehler“, flüstere ich MT dann ins Ohr, „muss man teuer bezahlen, mein Kleiner.“ Und schon schlage ich meine Zähne in seinen Hals und nehme einen Schluck nach dem anderen.
 

Ich spüre wie sein Körper immer schwächer und schwächer wird. Dann, kurz bevor er die Schwelle zum endgültigen Tod betritt, entferne ich wieder meine Zähne und nehme MT auf meine Arme.
 

Ja er hat mich mit eben, jetzt schon das zweite Mal angegriffen. Und ja, das überlebt sonst eigentlich keiner, aber dieser Junge hier, der hat einfach etwas, was es mir unmöglich macht ihn zu töten.
 

Kopfschüttelnd mache ich mich mit ihm auf den Armen, auf den Weg. Ich komme erst an Zora, dann an Veronika – mittlerweile ist sie verblutet – und schlussendlich an Bianca vorbei. Die kleine blondhaarige liegt nun auf dem Bauch und versucht unter großer Anstrengung davonzurobben. Ich bleibe neben ihr stehen und blicke auf sie herab.
 

„Was mache ich nur mit dir, hm?“, flüstere ich. „Leben lassen kann ich dich nicht – dafür hast du einfach viel zu viel gesehen – und nun ja, Hunger habe ich jetzt auch nicht mehr wirklich. Und da ich nicht zu den Vampiren gehöre, die auch ohne Hunger zu haben, Blut zu sich nehmen…“, bleibt eigentlich nur eines übrig.
 

„Bit…bitte!“ Bianca sieht ängstlich zu mir hoch, doch als ihr klar wird, dass es auch für sie kein Happy End geben wird, wendet sie ihren Blick ab und versucht wieder davonzurobben. Als wenn ihr das gelingen würde.
 

Ich rucke MT etwas auf meinen Armen zurecht, steige dann über Bianca drüber und breche ihr dabei das Rückgrat. Dann verlasse ich mit MT die Dachterrasse.



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