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vânător uman

Jäger der Nacht
von

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~*~*~ Warten bis die Abenddämmerung anbricht ~*~*~

„Bist du immer noch sauer auf mich“, frage ich den braunhaarigen jungen Vampir, der schweigend, an der mir gegenüberliegende Wand lehnt. Nachdem er wieder aufgewacht war, straft er mich mit schweigen. Und sowas kann ich eigentlich gar nicht leiden.
 

Jeder der mich kennt weiß, dass ich gerne und vor allem viel rede. Die meisten kommen damit gut klar, doch leider zählt er, wie mir scheint, wohl nicht dazu. Ist eigentlich schade, da ich gerne mehr von ihm und erst recht über ihn, erfahren will. Denn Neugierde ist, neben dem vielen Reden, eine weitere Schwäche von mir. Und das wären sie dann eigentlich auch schon, zumindest wenn es nach mir geht.
 

Ich stoße mich von meiner Wand ab und steuere das einzige Fenster, welches die kleine Hütte, die derzeit unsere Zuflucht darstellt, bietet. Miesepetrig werfe ich einen Blick nach draußen und sofort huscht ein Lächeln über mein Gesicht.
 

Die Sonne weicht langsam dem Mond was bedeutet, dass wir aus unserem kleinen Gefängnis bald raus können. Zwar weiß ich noch nicht wo genau es mich hintreibt, aber das ich hier auf keinen Fall bleiben kann, ist gewiss. Diese Hütte bietet einfach nicht den Komfort den ich gewohnt bin. Und dann kommt auch noch hinzu, dass die Hunde der Royal Brüder immer noch hinter mir her sind. Shou hat ja versagt – ich hoffe sie lassen ihn am Leben.
 

Den Blick wieder auf meinen jungen Freund werfen, stecke ich meine Hände in meine Hosentaschen und schlendere nun zu diesem hinüber. Kaum das er meine Anwesenheit bemerkt, zuckt sein Kopf nach oben und seine einst wunderschönen Augen, blicken mir bedrohlich entgegen.
 

„Immer mit der Ruhe, Brauner“, entfährt es mir lachend und ich halte meine Hände beschwichtigend vor mir. „Ich komme in Frieden!“
 

„Als ob“, bekomme ich als Antwort. Er ruckt ein Stück von mir weg, als ich mich grinsend neben ihn an die Wand lehne.
 

„Würdest du mir glauben wenn ich sage, dass es mir Leid tut?“
 

Vorsichtig dreht mein Nebenmann seinen Kopf in meine Richtung und sieht mich mit erhobener Augenbraue an. Ich schätze das heißt, dass er es nicht tut. Also lege ich eine Hand auf die Stelle meiner Brust, unter der früher mal mein Herz schlug.
 

„Ich bin zu tiefst getroffen“, sage ich dann ironisch und lasse mich an der Wand heruntergleiten. „Nun ja, du hast ja Recht. Es tut mir wirklich nicht leid, aber – und das ist das einzige was du je von mir bekommen wirst – ich will dir wenigstens sagen wieso ich das tat. Auch wenn du es dir sicherlich längst denken kannst.“ Ich mache eine kleine Pause, um ihm Gelegenheit zu geben mir zu antworten, doch als ich nichts von ihm höre, fahre ich fort. „Ich brauchte nun einmal Blut und…“
 

„Ich gab euch welches, doch das wolltet ihr nicht“, unterbricht er mich. Ich lache laut auf, was mir wohl erneut einen Minuspunkt bei ihm einbringt.
 

„Was? Das Zeug das du mir andrehen wolltest, kann man nun wirklich nicht als geeignet bezeichnen, um einen verletzten Vampir wieder auf Vordermann zu bringen“, füge ich meinem Ausruf hinzu und schiele zu ihm hoch. Unsere beiden Blicke treffen sich, und verweilen eine kurze Zeit lang, bis er sich wieder abwendet und den Kontakt damit unterbricht.
 

„Es hätte zumindest etwas geholfen“, höre ich ihn murmeln.
 

„Na sieh mal einer an“, schnaube ich und erhebe mich wieder. Der Boden ist einfach viel zu ungemütlich und darüber hinaus hasse ich es, wenn ich zu jemanden aufsehen muss. Das war schon immer so. „Das ausgerechnet von Mr. Pflanzenfresser zu vernehmen. Bist du dir sicher, dass du nicht doch jemand bist, der dieses Leben einfach nur leid ist und es auf eine friedliche Art und Weise beenden will? Oder verabscheust du es einfach nur, wenn man von dir trinkt? Also ich finde das jedes Mal…“ Nicht erregend aber, „schön.“
 

Es herrscht wieder schweigen zwischen uns, was mich diesmal aber nicht so sehr stört. So kann ich mir wenigstens in aller Ruhe überlegen wie es weiter gehen soll. Ich meine das ich von hier verschwinde, ist so sicher wie das Amen in der Kirche, aber die Frage ist: Wo kann ich hingehen? Und wer steht nicht auf der Seite der Royal Brüder, und würde mich umgehend ausliefern. Da gibt es wahrlich nicht viele. Genaugenommen, kenne ich nur einen.
 

Ich klatsche in die Hände, was meinen jungen Freund aufschrecken lässt. Belustigt drehe ich mich zu ihm um.
 

„Wir werden einen alten Freund von mir aufsuchen. Er hasst die Brüder genauso sehr wie ich und wird uns fürs erste, bestimmt Gastfreundlich aufnehmen.“
 

„Viel Glück!“
 

Ich stelle mich genau vor ihn, und kessle ihn sacht mit meinem Körper ein. Hinter ihm ist ja glücklicherweise noch immer die Wand. Er kann mir also nicht entkommen, selbst wenn er wollte.
 

„Dein Gehör scheint schon sehr beeinträchtigt zu sein, von deinem Lebensstil, deswegen wird dir wohl entgangen sein, dass ich sagte, dass wir beide gehen werden. Ich kann dich unmöglich hier alleine zurücklassen.“
 

Mein Gegenüber legt seine Hände auf meine Brust und versucht mich von sich zu stoßen, doch das gelingt ihm selbstverständlich nicht.
 

„Ich werde dich nicht begleiten. Warum sollte ich auch, ich kenne dich ja nicht mal.“
 

„Was man ändern kann.“
 

„Was ich aber nicht will.“
 

„Ich bitte dich“, hauche ich in sein Ohr. Sofort versteift sich sein Körper. „Du solltest doch seit meinem kleinen Überfall auf dich wissen, dass es hier nicht darum geht was du willst, sondern was ich will. Außerdem kann ich es mir nicht leisten, dass die Royal Brüder dich in die Finger kriegen. Du könntest ihnen womöglich noch etwas von mir erzählen.“
 

„Als wenn sie nicht schon alles über dich wissen würden“, haucht er angespannt. „Du hast für sie gearbeitet, also wissen sie alles über dich. Du gehörst praktisch ihnen.“ Hm…
 

Also jetzt hat er mich.
 

Und wieder herrscht Schweigen zwischen uns – unangenehmes Schweigen, weil ich zum ersten Mal, seit langem, nicht weiß was ich sagen soll.
 

Ich lasse von meinem Gegenüber ab, was er sofort nutzt, um sich von meiner Bedrängnis zu befreien und mich nun seinerseits Bedrängt.
 

„Du bist ihnen vollkommen ausgeliefert. Und egal wie weit du wegläufst, sie werden dich doch wieder finden. Denn deine Gedanken, dein Körper, ja sogar dein unsterbliches Leben, gehören ganz und gar ihnen. Dein ganzes Sein gehört ihnen, deinen Meistern, deinem Schöpfer.“
 

Ganz dicht drängt er nun meinen Körper gegen die Wand. Und ich… ich bin starr vor… Ja vor was eigentlich. Angst? Ja, ich glaube das ist es.
 

Ich wusste immer dass ich ihnen gehöre. Und bei Gott, das haben sie mir, das haben sie jedem von uns, auch oft genug gesagt, aber es jetzt von einem Fremden gesagt zu bekommen, gibt dem doch irgendwie eine ganz andere Note. Und genau die macht mir Angst.
 

Angst ist etwas Gutes! Sie treibt dich voran.
 

Und das tat sie schon immer.
 

Endlich kommt wieder Leben in mich. Und so schnelle ich blitzschnell herum und fasse den Jungen bei den Schultern. Dann drücke Ich ihn, gefährlich knurrend, gegen die kalte Steinwand. Mit einer Hand halte ich ihn an Ort und Stelle, denn meine zweite brauche ich gleich selber.
 

„Ja ich gehöre ihnen“, zische ich ihm, innerlich froh wieder die Oberhand gewonnen zu haben, ins Ohr. Dann reiße ich mir mit den Zähnen das linke Handgelenk auf, „und du gehörst ab jetzt mir!“
 

Mit diesen Worten drücke ich mein blutiges Handgelenk gegen seinen Mund. Und egal wie sehr er sich auch anfangs noch zu wehren versucht, sein inneres Tier ist stärker. Es dauert nicht lange und er trinkt gierig mein Blut.
 

Ich spüre wie es meinen Körper verlässt und in dem des Jungen übergeht.
 

Nach einer Weile entziehe ich ihm jedoch wieder mein Handgelenk, weil ich nicht vorhabe ihn stärker als mich werden zu lassen und ernte dafür ein tiefes Knurren. Ich wusste dass es ihm guttun wird. Er ist also noch nicht gänzlich ein Pflanzenfresser – Gut so. Das bedeutet, dass ich mit ihm was anfangen kann.
 

~*~*~*~
 

Freiwillig und doch irgendwie auch unfreiwillig, folgt mir der junge Vampir jetzt schon seit einigen Stunden. Nachdem der Abend angebrochen war, hatten wir uns zusammen auf den Weg gemacht, einen alten Kumpel von mir zu besuchen. Und ich muss zugeben, ich freue mich darauf, den kleinen Giftzwerg wieder zu sehen. Fand ich seinen Weggang aus der Truppe, immerhin alles andere als berauschend, gelinde gesagt.
 

Er war damals der Anführer unserer vier Mann Truppe. Er, Shou, Nao und meine Wenigkeit. Wir waren ein eingespieltes Team und das beste noch dazu. Egal wohin sie uns schickten, wir haben immer das leckerste Essen mitgebracht. Bei uns galt es nicht Qualität vor Quantität, sondern andersherum. Wir waren immer der Meinung, dass nicht das Aussehen einer Beute ausschlaggebend ist, sondern die Menge. Und damit lagen wir immer richtig. Natürlich isst das Auge mit und darauf haben wir auch stets geachtet, doch nicht so sehr wie andere Teams.
 

Doch dann ging er, nachdem eine Tragödie ihn dazu veranlasst hatte. Er bezahlte seine Schuld bei den Royal Brüdern und verschwand dann auf Nimmerwiedersehen. Das war vor mehr als knapp 20 Jahren. So lange habe ich ihn schon nicht mehr gesehen. Und gerade deshalb hoffe ich, dass er sich genauso darüber freut mich zu sehen, wie ich mich darauf freue ihn zu sehen.
 

„Wir haben erst einmal genug Abstand zwischen uns und meine Verfolger gebracht. Und da ich den letzten Tag schon in dieser dreckigen alten Hütte ausharren musste, wird es Zeit für ein wenig Luxus“, sage ich und bleibe vor einem wunderschönen Hotel stehen. „Na was sagst du?“
 

Ich drehe meinen Kopf in Mutter Theresas Richtung, das ist der Name, den ich meinem jungen Begleiter fürs erste gegeben habe – weil ich finde dass er wunderbar zu ihm passt, auch wenn er ein Kerl ist. Aber er hat mir nun mal ohne was von mir zu verlangen geholfen. Das war echt ein feiner Zug von ihm. Ich lächle ihn, fröhlich vor mich hin kichernd an und warte auf eine Antwort seinerseits. Und die kommt auch prompt.
 

„Das ist eine gänzlich schlechte Idee“, sagt er Zähneknirschend.
 

„Ach was“, winke ich ab. „Das ist eine großartige Idee.“ Ich greife nach seinem Ärmel und ziehe ihn mit mir, ins warme Innere, dieses 5 Sterne Hotels.
 

Als erstes organisiere ich uns ein schönes Zimmer und dann… dann gehe ich auf Sauftour. Egal ob mit, oder ohne ihn.
 

„Muss das wirklich sein“, jammert MT. Mutter Theresa würde mir auf Dauer zu lang werden, auch wenn ich den Namen, in Verbindung mit ihm, für eine sehr schöne Idee von mir halte. Doch will ich meine Zeit nicht mit Nichtigkeiten verschwenden. Es gibt gerade wichtigeres, auf das ich mich konzentrieren sollte. „Hier drin sind so viele Menschen“, führt MT seine Jammertriade fort. Ängstlich sieht er sich um.
 

In der Lobby sitzt ein junges Paar an einer Fensterfront und blättert wohl in einem der Prospekte herum. Ein anderes, etwas älteres, Pärchen, ist gerade beim Einchecken. Und diese 4, plus das 2 Kopf-Personal, nennt er wirklich viele?
 

„Was ist wenn ich…“, MT stoppt sich selber, was mich aufhorchen lässt. Ich bleibe augenblicklich stehen, sodass er in meinen Rücken kracht. Ich drehe mich zu ihm um.
 

„Jetzt verstehe ich…“ Meine Neugierde ist geweckt. „Dennoch, das musst du mir etwas genauer erzählen. Und am besten bei einem schönen Schlummertrunk. Nun sag, was mundet dir lieber… ein Roter, oder vielleicht etwas Exotischeres… - Hallo meine Damen!“



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