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Vom Mann zum Vater

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Stand 8.März 2020:
Ich habe diesen OS einmal ein wenig überarbeitet, weil (neben ein paar Rechtschreibfehlern) mir einiges nicht mehr ganz so gefiel. Sollte sich das hier also jemand nochmal durchlesen und sich wundern, weshalb es ein bisschen anders ist, als er/sie/es sich erinnert: Es wurde etwas geschraubt und poliert ;) Komplett anzeigen

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Aufgeregt, völlig außer Atem und mit Sae auf dem Arm kam Kyo in das Krankenhaus gerannt.

Hinter ihm Die, der ein wenig fürchtete den Freund aus den Augen zu verlieren. Kaum, dass sein Wagen gestanden hatte, war Kyo raus und hatte sich die Kleine geschnappt. Nun hatte sie ihre Arme um den Hals ihres neuen Papas geschlungen, damit sie nicht herunter fiel, während jener immer noch wie ein Irrer Richtung Eingang rannte. Ihr Schulranzen hüpfte eifrig auf ihrem Rücken herum.

Beinahe wäre Kyo noch in den Tresen der Rezeption gerannt, weil er sein Tempo nicht rechtzeitig reduziert hatte. So kam er reichlich abrupt zum Stehen, presste Sae noch einmal fester gegen seinen eigenen Körper, damit sie ihm nicht abhanden kam. Hinter dem Tresen stand ein junger Mann, der ihn mit großen, überraschten Augen ansah.

„Was kann ich für Sie tun?“

Reichlich außer Puste, stellte Kyo sich vor und fragte nach seiner Freundin, die vor etwa zwanzig Minuten eingeliefert worden war.

„Und Sie sind?“

„Ihr Lebensgefährte. Und die Kleine hier ist ihre Tochter.“

„Dann sind Sie-?“

„Ja, bin ich.“

„Einen Moment, Sir.“ Der Rezeptionist, auf dessen Namensschild Yukimura stand, tippte auf seiner Tastatur herum. „Ah.“ Ein paar Zeilen überflog er noch, um sicher zu gehen, dass er die Richtige Frau gefunden hatte. „Sie liegt im ersten Stock. Zimmer einhundertzwanzig.“

„Vielen Dank.“ Kyo wandte sich von dem Tresen ab und bedeutete Die, der mit respektvollem Abstand hinter ihm wartete, mit einem Nicken, ihm zu folgen. Vor den Fahrstühlen ließ er Sae zu Boden, die auch gleich begeistert den Knopf drückte und sich dann wieder an der Hand des Sängers fest hielt.

„Ob es Mama gut geht?“ Besorgt schaute sie zu dem Kyo hoch. Auch sie wusste, dass man nur dann ins Krankenhaus gebracht wurde, wenn etwas nicht in Ordnung war.

„Darum sind wir ja hier. Um nachzugucken.“

Keine beruhigende Antwort für eine Kind ihres Alters, aber wenn er überlegte, weshalb seine Tomoko hier war und derzeit vermutlich durchleiden musste, dann war 'gut' nicht unbedingt der passende Begriff. Kurz darauf öffneten sich die Metalltüren des Fahrstuhls und sie traten ein, ließen sich das kleine Stück nach oben bringen.

Allerdings war dem Sänger, als würden seine Eingeweide nicht mitkommen und lieber im Erdgeschoss auf sie warten wollen. Er war so furchtbar nervös. Schlimmer, als vor jedem Auftritt.

Schweigend, dafür aber mit einem aufmunternden und zuversichtlichen Lächeln legte Daisuke ihm eine Hand auf die Schulter. Nur zu gut wusste er, wie sich sein Freund gerade fühlte. Ihm war es damals, als seine Freundin aus dem selben Grund hier lag, nicht anders ergangen.

Der Fahrstuhl hielt und es ging weiter zu eigentlichen Station. Angespannt las Kyo die Zimmernummern, bis sie das Gesuchte erreichten. Statt seiner Eingeweide hatte er nun Steine im Bauch.

„Ich warte hier“, versprach der Größere sanft. Hinter dieser Tür hatte er nichts zu suchen.

Kyo nickte, klopfte an die Tür und trat auch gleich darauf ein. Gemeinsam mit Sae kam er in ein Zimmer, welches durch die blauen und grünen Wände zwar recht kalt, aber auch sehr beruhigend auf einen wirkte. In dem einzigen Bett lag seine Tomoko. An ihrem kugelrunden Bauch klebten ein paar Elektroden. Dafür leuchteten ihre Augen und ihre Mimik auf, sobald sie sie erkannte.

„Hey“, meinte er sanft und trat mit Sae an der Hand näher ans Bett, wo er seiner Liebsten auch gleich einen Kuss gab. Sie sah noch recht frisch aus, aber das würde sich innerhalb der nächsten Stunden ändern. Dessen war sich der Sänger sich. „Wie fühlst du dich?“

Sae kletterte auf das Bett und umarmte ihre Mutter. „Geht es dir gut, Okaa-san?“

„Ja, mein Schatz. Alles gut.“

„Und warum hat man dich dann ins Krankenhaus gebracht?“ Mit großen, traurigen Augen sah sie ihre Mutter an. Die Kleine war wirklich besorgt.

Tomoko strich ihr behutsam und liebevoll über den Kopf. „Weil dein Geschwisterchen beschlossen hat, raus zu kommen.“ Versonnen strich sie sich über den großen Bauch. „Die Ärzte sollen uns nur dabei helfen und aufpassen, dass keinem etwas passiert.“ Liebevoll lächelnd strich sie ihrer Tochter über den Kopf, nur um im nächsten Moment das Gesicht zu verziehen und ihre linke Hand fest um Kyos Handgelenk zu schließen. Jener gab sich die größte Mühe nichts anmerken zu lassen. Als sie wenige Augenblicke später wieder los ließ, atmete er ebenso erleichtert aus, wie seine Liebste. Nach einem verstohlenen Blick zu seinem Arm, konnte er richtig die Abdrücke ihrer Fingernägel erkennen. Seine Freunde hatten ihm zwar schon erzählt, dass es dazu kommen würde, aber wirklich darauf vorbereitet war er bis jetzt nicht gewesen.

„Okaa-san, tut dir was weh?“

„Keine Angst, mein Schatz. Ist schon wieder vorbei.“ Tief atmete die Frau durch, um auch den Rest des Schmerzes los zu werden.

„Vorbei?“

Tomoko zog ihren kleinen Spross an sich heran, kuschelte etwas mit ihr. Sie wollte ihr keine Angst machen, ihr aber auch ihre jetzige so gerne nehmen.

Kyo begab sich währenddessen auf die andere Seite des Bettes, wo er sich auf die Bettkante setzte. Während er die Hand seiner Liebsten ergriff und hielt, streichelte er mit der anderen beruhigend über den Rücken des Kindes.

„Weißt du, Sae“, begann sie, „Wenn ein Baby auf die Welt will, dann ist das für die Mama und das Baby sehr anstrengend und es tut auch etwas weh.“

Kyo verkniff sich einen Kommentar. Nach allem, was er wusste, tat es schon mehr als nur 'etwas' weh. Aber, wie vorgenommen, würde er ihr beistehen und ihr so gut er konnte da durch helfen.

„Bei mir damals auch?“

„Ja, bei dir auch.“ Sie entzog Kyo ihre rechte Hand und knuddelte ihr kleines Mädchen ordentlich durch. „Aber jede Mama vergisst den Schmerz, wenn sie ihr Baby das erste Mal sieht. Dann sind wir so happy und haben die einfach nur lieb.“ Viele Küsse landeten im Gesicht des Mädchens, welches begann sich kichernd zu winden. „Ich liebe dich, meine Süße.“

„Ich dich auch, Okaa-san.“ Die Kleine wischte sich die Lachtränchen aus dem Gesicht und gab ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange. Anschließend befreite sie sich etwas aus der mütterlichen Umarmung und wandte sie sich an den Mann, der zu einem Vater für sie geworden war. Verlangend streckte sie ihm ihre kleinen Hände entgegen. Wieder legte sie ihre Arme um seinen Hals und gab ihm ein Küsschen auf die Wange. „Dich hab ich auch lieb. Ganz doll.“

Kyo hob Sae über ihre Mutter hinweg und drückte sie an sich. Diese Worte machten ihn einfach unglaublich glücklich. Manchmal fühlte es sich immer noch wie ein Wunder für sich an, wenn er das hörte. Vor zwei Jahren noch hatte er es für unmöglich gehalten, dass jemand diese Worte mal zu ihm sagen würde. Sie auch noch ernst meinte. Liebevoll küsste er die Kleine auf den Scheitel.

„Danke, Sae-chan“, flüsterte er. „Ich habe dich auch sehr, sehr lieb.“ Er hielt sie nah bei sich, kuschelte noch ein wenig mit ihr, bis er merkte, wie seine Liebste gestikulierte und eine seltsame Grimasse zog. „Kleines? Schau doch mal nach Onkel Die. Der langweilt sich bestimmt so alleine auf dem Flur.“

„Okay.“

Kaum war sie von seinem Schoß gesprungen und um das Bett herum, krallte sich die Hand seiner Freundin in seinen Oberschenkel, bohrte ihm ihre Finger tief ins Fleisch. Tief holte er Luft, um nicht laut los zu schreien. Kurz hob er eine Hand und winkte, um das Mädchen zu verabschieden, lächelte sogar schief. Kaum aber, dass die Tür ins Schloss fiel, konnte er die Maskerade nicht mehr aufrecht halten. Verdammt tat das weh!

Sobald sie los gelassen und er wieder etwas zu Atem gekommen war, sah Kyo zu seiner Tomoko, welche mindestens ebenso schwer nach Luft rang.

„Die kommen ja schon reichlich häufig, die Wehen.“ Die letzte lag erst wenige Augenblicke zurück. Mitfühlend nahm er die Hand, die ihm eben noch weh getan hatte. Zärtlich strich er ihr eine verschwitzte Strähne aus dem Gesicht. Er konnte sich gar nicht vorstellen, was sie durchmachte.

„Das Baby hat es etwas eilig.“ Liebevoll strich sie sich über ihren Bauch. „Bist du auch so gespannt darauf, was es wird?“

„Du weißt doch, das mir beides Recht ist.“ Er begann ihre Geste zu imitieren, lehnte sich etwas weiter zu ihrem Bauch. „Hautsache ist doch, dass es gesund ist.“

Für ein paar Momente sah sie ihm dabei zu, wie er den Babybauch streichelte. Er sah so glücklich aus. Und wenn sie bedachte, wie großartig er mit ihrer kleinen Sae umging, würde dieses Kind einen fantastischen Vater haben. „Du hast also Andou-san mit gebracht?“

„Ja. Als der Anruf von der Schwester kam, sind wir sofort los. Weil der Schulschluss zur gleichen Zeit war, haben wir erst Sae abgeholt. Auf der Fahrt hierher meinte er dann, dass er auf sie aufpasst, bis das Kleine da ist. Dann kann ich bei dir bleiben.“ Er wandte sich ihr zu, küsste sie. „Ich werde jetzt nicht mehr von deiner Seite weichen. Wir stehen das gemeinsam durch.“ Keinesfalls würde er sie jetzt allein lassen. Sie hatte ihm so viel gegeben in der Zeit, in der sie sich nun schon kannten. Nun hatte sie diese schwere Aufgabe vor sich. Das hier war das Mindeste, was er für diese wunderbare Frau tun konnte.
 

Etwa zwei Wehen später kam eine Hebamme in das Zimmer und kontrollierte den Verlauf der Geburt. Eine zierliche Dame mit kurzem Haar, aber einer wahnsinnig warmen Ausstrahlung. Kurz verschwand sie unter der Decke.

„Der Muttermund ist schon fast vollständig geöffnet. Und die Wehen kommen etwa alle zwei Minuten?“

Tomoko nickte, erholte sich noch etwas von der letzten Schmerzwelle.

„Gut. In fünf Minuten komme ich noch mal. Wenn wir dann die zehn Zentimeter erreicht haben, können wir die Geburt in die Wege leiten.“ Mit einem freundlichen und zuversichtlichen Lächeln verließ sie den Raum.

„Du bist so tapfer, meine Schöne.“ Kyos Blick war eindeutig der eines Verliebten, während er ihr wieder über die Wange strich.

„Schön? Ich bin verschwitzt, schaue aus wie ein Wal und habe während der letzten Wehe gegrunzt wie ein Schwein“, widersprach sie schmollend.

Doch Kyo schüttelte lächelnd den Kopf. „Du bist eine schöne Kriegerin. Du schwitzt, weil du kämpfst. Dein Bauch“, hoffentlich bereute er gleich nicht, was er sagte, „ist ein Gefäß für einen kostbaren Schatz.“ Auf den er wieder verträumt eine Hand legte. „Den größten Schatz, den zwei Menschen, die sich lieben, haben können.“

„Aber grunzen tu ich wohl doch.“

Da war die Launenhaftigkeit einer Schwangeren.

„Das sind Kampfschreie.“ Einen Kuss für die tapfere Kämpferin. „Um die Schmerzen einzuschüchtern.“ Noch ein Kuss. „Bald sind wir zu viert. Ich kann es kaum erwarten.“

„Was genau kannst du nicht erwarten? Das nächtliche Aufstehen? Das Geschrei? Die vielen Windeln, die gewechselt werden wollen?“

„Das Lachen. Die vielen ersten Male. Die süßen, kleinen Fingerchen.“ Zumindest stellte er sich das toll vor. In den letzten Monaten hatten seine Freunde von genau diesen Sachen geschwärmt. „Es wird nicht alles rosig und toll. Auch nicht unbedingt einfach. Doch ich will das mit dir zusammen schaffen.“ Oftmals würde er nicht da sein können, ging es doch seit ihrem Comeback stetig bergauf und zurück zu ihrem alten Ruhm. Die Konzerte und Interviews wurden mehr. Einiges würde er bestimmt verpassen. Im Leben von Sae und dem Kleinen. Nichtsdestotrotz wollte er sehen, wie diese kleine Familie weiter wuchs. Mit niemand anderem als seiner Tomoko wollte er diese Erfahrungen machen. „Ich liebe dich.“

Gerührt sah sie ihn an, lächelte. Ihr Mund öffnete sich, um zu erwidern, aber die nächste Wehe kam.

So, wie seine Hand gequetscht wurde, war Kyo heilfroh, dass er kein Instrument spielte.

„Warum muss das nur so weh tun? Die sollen mir was geben. Ich will, dass es aufhört.“

„Bald ist es vorbei. Du hast die Hebamme doch eben gehört-“

„Es soll aber jetzt vorbei sein! Du kannst dir nicht ausmalen, was das für Schmerzen sind!“

Das war der Moment, wo man als Mann still sein sollte. Diesen Rat hatte er mehrfach von seinen Freunden erhalten. Sie hatten da Erfahrung drin. Und sie hatte ja Recht: Er konnte es sich wirklich nicht vorstellen, was das für Schmerzen waren.

In dem Moment kam die Hebamme wieder rein. „Gerade eine Wehe gehabt?“

„Ja“, antwortete Kyo anstelle seiner Freundin, die noch immer nach Luft rang.

„Die Frau Doktor kommt gleich. Ich kontrolliere nur noch ein letztes Mal, einverstanden?“

Tomoko nickte heftig. Sie wollte nicht mehr.

Erneut zog die Hebamme sich ein paar Handschuhe an und verschwand wieder unter der Decke und zwischen den gespreizten Beinen.

„Zehn Zentimeter!“

Erleichtert stöhnte die werdende Mutter auf. „Hoffentlich geht es auch so schnell weiter.“

„Machen sie sich keine Sorgen“, versuchte die Frau zu beruhigen. „Da möchte jemand endlich Mama und Papa sehen.“ Wieder lächelte sie zuversichtlich. „Ich werde dann mal alles vorbereiten, um ihren Spross zu empfangen.“
 

Derweil lenkte Die die kleine Sae im Aufenthaltsraum etwas ab, in dem er ihr mit den Hausaufgaben half. Durch seine Tochter war er noch relativ gut in den Themen.

„Ich mag mein Geschwisterchen nicht“, gab sie plötzlich von sich.

„Eh?“ Überrascht sah der Gitarrist das Mädchen an. „Warum?“

„Es tut Mama weh. Und mich wollen sie nicht dabei haben.“

Der Mann seufzte. Wie erklärte er ihr das jetzt? „So eine Geburt ist was Schönes. Wenn man das Baby dann das erste Mal sieht. Wenn man es in den Armen halten darf.“

Mit großen Augen sah die Kleine zu ihrem Aufpasser. „Aber warum darf ich dann nicht dabei sein?“

„Weil es nur für die Eltern schön ist“, erklärte er weiter. Bei seiner Nanami hatte er damals auch die rosa Brille aufgehabt, aber dennoch wusste er, wie sie ausgesehen hatte vor ihrem ersten kleinen Bad. „Und auch erst, wenn es vorbei ist. So eine Geburt ist allerdings auch ein bisschen... ekelig. Aber das ist etwas, was man dir besser erklärt, wenn du größer bist.“ Tröstend strich er der Kleinen über den Kopf. „Glaub mir, sie haben dich lieb. Und du darfst bestimmt zu ihnen, wenn das Baby da ist.“ Irgendwann würde sie es schon verstehen. „Nach der Aufgabe machen wir eine Pause. Du kannst ja ein bisschen malen und ich hole uns was zu trinken.“

Ein paar Minuten später war Sae fleißig mit ihren Buntstiften beschäftigt. So fand er sie hoffentlich wieder, wenn er gleich mit einem Saft für sie zurück kam. Auf dem Weg zum Getränkeautomaten rief er bei seiner Frau an und schilderte ihr kurz die Situation.

„Bist du mir böse?“

„Aber nicht doch. Es wäre zwar schön gewesen mit- Ach, weißt du was? Ich packe das Mittagessen ein und komme mit Nanami zu dir. Dann bekommt Sae-chan auch gleich was und anschließend können die Mädchen etwas zusammen spielen.“ Sie klang so begeistert, dass er es gerade nicht wagte ihr zu widersprechen. Dafür kochte sie auch zu lecker.

„Dann bis gleich, Süße.“

Er zog eben dem Saft für das Kind noch eine Flasche Wasser für sich und kehrte mit den Getränken zurück in den Aufenthaltsraum, wo er Sae munter malen sah.
 

„Sie machen das gut. Ich kann das Köpfchen schon sehen.“

„Es steckt fest!“, brüllte Tomoko und sah böse zu Kyo. „Den Dickschädel hat es von dir!“

Der Sänger nickte einfach nur, hielt weiter ihre Hand, welche seine schon arg quetschte. Mehr konnte er nicht tun. Das hatte er aus den Geburtsvorbereitungskursen gelernt, bei denen er hatte dabei sein können. Aber auch von den ganzen Vätern aus seinem Freundes- und Bekanntenkreis.

„Alles gut. Sie machen das großartig. Kommen Sie. Pressen!“

Tief holte sie Luft, gab ihr Bestes.

„Ja. Weiter!“

„Aaah!“

„Halt durch“, kam es sanft von dem werdenden Vater. „Der schwerste Teil ist gleich überstanden.“

„Du hast gut reden! Wer muss denn hier die ganze Arbeit machen?“

Erneut forderte sie der Arzt dazu auf zu pressen.

Tomoko holte tief Luft und kam laut schreiend der Aufforderung nach. Sie wollte einfach, dass es endlich vorbei war. Nachdem vorher alles noch so schnell gegangen war, zog sich der eigentliche Vorgang nun doch etwas in die Länge.

Wieder holte sie tief Luft, presste weiter. Sie gab noch einmal alles.

Einen Moment später atmete sie erleichtert aus und fiel erschöpft auf ihr Kissen, während das Schreien eines Neugeborenen den Raum erfüllte.

„Da haben wir dich ja.“ Die Ärztin hielt das Baby hoch, sodass die Eltern es sehen konnten. „Ich gratuliere. Ein gesunder, kleiner Junge.“ Behutsam legte sie den Kleinen in das Handtuch, welches die Hebamme bereit hielt, damit diese sich um ihn kümmern konnte.

Kyo konnte derweil kaum noch stehen vor Glück. Seine Beine wollten nachgeben, gleichzeitig könnte er platzen. Stattdessen entschied er sich dazu, seine Liebste innig zu küssen.

„Du hast es geschafft, meine tapfere Kriegerin.“ Mit leichten Tränen in den Augen küsste er sie erneut. Sie hatte ihm das beste Gefühl geschenkt, dass man als Mann empfinden konnte.

Auf der anderen Seite des Bettes trat die Hebamme heran. „Herzlichen Glückwunsch“, sagte sie lächelnd und legte der erschöpften Mutter ihr Baby auf die Brust.

Jetzt konnte auch Tomoko sich nicht mehr zusammenreißen. Sie begann zu schluchzen und die ersten Tränen rollten ihr schon bald über die Wangen. „Er ist so wunderschön.“ Zaghaft streichelte sie ihm über die kleine Pausbacke und die Stupsnase, während sich der kleine Mensch langsam beruhigte. Er schien den Herzschlag wiedererkannt zu haben. „Diese kleinen Fingerchen. Ich hab ganz vergessen wie niedlich das ist.“

„Er ist genau schön wie seine Mutter.“ Stolz legte Kyo einen Arm um seine kleine Familie, gab seiner Liebsten einen Kuss auf die Schläfe. Dieser ganze Moment erschien ihm wie ein Traum. Ein absurd schöner Traum.

„Er braucht noch einen Namen“, flüsterte Tomoko. Überlegend strich sie dem kleinen Jungen erneut über Wange und Stupsnase. „Hast du eine Idee?“ Fragend sah sie zu dem Mann an ihrer Seite.

„Eine Idee?“ Noch nicht, aber wenn er seinen Sohn so betrachtete... Seinen Sohn. Kyo konnte es immer noch nicht ganz begreifen. Gerade war er ein Vater geworden. Das hatte er sich so sehr gewünscht. Tief horchte er in sich hinein. Suchte nach einer Stimme, die nicht mit Jubelschreien beschäftigt war. „Taiki“, hauchte er einen Augenblick später. „Ich würde ihm den Namen Taiki geben. Sein Leuchten wird mir immer die Kraft geben, alles zu tun, was nötig ist, damit es euch gut geht.“

Gerührt sah Tomoko auf. „Taiki ist ein wunderschöner Name.“ Ihr Blick ging wieder zu dem kleinen Bündel auf ihr. „Niimura Taiki. So wird man dich ab heute nennen.“

„Niimura?“, fragte Kyo erstaunt, richtete sich etwas auf. Mit dieser Wendung hatte er nun nicht gerechnet.

„Ja. Ich möchte, dass er deinen Namen trägt. Damit er immer einen Teil von dir bei sich hat.“

Das war der Moment, in dem Kyo sich schwor, dass auch sie schon sehr bald diesen Namen tragen würde. Er wollte sich an sie binden und eine richtige Familie aus seinen Sternen machen.

Kurz darauf trat die Hebamme an die kleine Familie heran und ließ sich den Namen geben, damit sie ihn in die Unterlagen schreiben und ein Armbändchen für das Baby vorbereiten konnte, um versehentliche Verwechslungen zu verhindern.

„Fühlst du dich sehr erschöpft?“, erkundigte sich Kyo derweil, denn auch wenn seine Liebste strahlte vor Glück, konnte er doch die ersten Anzeichen der Erschöpfung sehen.

„Ja“, seufzte sie und schloss die Augen für einen Moment. „Du, Kyo, wegen... ich war vorhin ganz schön gemein.“

„Schon gut. Vergeben und vergessen.“ Sanft lächelnd strich er ihr durchs Haar. Er war ihr wirklich nicht böse deswegen. Wie hätte er auch, wo sie doch gerade ihren Sohn auf die Welt gebracht hatte?

„Soll ich Sae holen gehen?“

Seine Liebste nickte schwach. Sie war müde, aber die Endorphine hielten sie noch zu wach.

„Dann bis gleich“, flüsterte er und löste sich schweren Herzens von seiner Liebsten. Seine Schritte waren etwas wackelig, aber er erreichte die Tür, wo er sich ein letztes Mal umdrehte, um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung war. Auf dem Flur konnte er weder Daisuke, noch Sae entdecken. Also machte er sich auf die Suche nach ihnen. Keine zwei Minuten später fand er sie im Aufenthaltsraum beim Mittagessen mit Dais Familie.

„Papa Kyo!“, rief die Kleine freudig aus und rannte auf ihn zu. „Wie geht es Mama?“

Kyo hockte sich hin, nahm das Mädchen in den Arm. „Ihr geht es gut. Sie ist nur etwas müde.“

„Ihr tut nichts mehr weh?“

„Nein, mein Schätzchen.“ Ein wenig löste er sich von ihr, um ihr in die Augen schauen zu können.

„Und warum weinst du?“ Sie strich ihm besorgt über die Wange.

„Weil ich so glücklich bin.“ Kyo begann über das ganze Gesicht zu strahlen. Genau genommen könnte er platzen vor Glück und gleichzeitig die ganze Welt umarmen. Ein ungewohntes Gefühl für ihn. Aber ein Großartiges. „Das Baby ist da. Du hast einen kleinen Bruder.“

„Einen Bruder?“

„Ja. Er heißt Taiki. Möchtest du ihn und Mama besuchen?“

Eifrig nickte sie.

Kyo stand wieder auf, hielt eine Hand von dem Mädchen. Glücklich, aber entschuldigend sah er zu seinem Freund, welcher ihn mit einem breiten, verständnisvollen Grinsen und einer Handbewegung davon scheuchte. Die hatte vollstes Verständnis dafür, dass sein guter Freund nun erst einmal wieder zu seiner kleinen Familie wollte. Er selbst hatte damals auch am Liebsten jeden Moment bei seiner Frau und ihrer kleinen Nanami verbracht.

Zurück im Zimmer hatten die Hebamme und die Schwestern soweit wieder aufgeräumt und sauber gemacht und waren gerade dabei sich zurück zu ziehen. Sofort rannte Sae zu dem Bett, begrüßte ihre Mutter erneut, um sich dann mit großen Augen, den kleinen Menschen anzusehen.

„Hallo Taiki. Ich bin Sae. Deine große Schwester.“

Kyo verharrte an der Tür, wischte sich übers Gesicht und die Augen. Alle Drei zusammen zu sehen... Seine kleine Familie. Er konnte vor lauter Glück einfach nicht mehr aufhören zu weinen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich denke, wir sind uns alle einig, dass er das verdient hat, nach dem ganzen Mist aus den Hauptteilen.
Vielen Dank fürs Lesen und noch einen schönen Tag :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  MarryDeLioncourt
2020-03-25T23:19:03+00:00 26.03.2020 00:19
Ich bin so erfüllt von Glück, sehr schön. Ganz viele Herzchen <3<3<3
Antwort von:  Cookie-Hunter
26.03.2020 23:02
Das Kapitel war auch eine Herzensangelegenheit. Ich wollte ihm auch noch das ultimative Happy End bereiten, das er so verdient hat <3
(Und du hast gerade zur rechten Zeit gelesen. Hatte Anfang des Monats den Text nochmal etwas überarbeitet und etwas aufgehübscht.
Von:  myamemo
2016-10-11T17:42:49+00:00 11.10.2016 19:42
Oh ja, und wie er das verdient hat.
Das Kapitel ist voll süß *-*

LG mya
Antwort von:  Cookie-Hunter
23.10.2016 01:08
Es hat auch sehr viel Spaß gemacht es zu schreiben.
Das süß kommt vermutlich von den Keksen, die ich nebenher gegessen habe.

Liebe Grüße auch von mir
Von:  ScarsLikeVelvet
2016-10-11T13:22:37+00:00 11.10.2016 15:22
Einfach nur toll
Antwort von:  Cookie-Hunter
23.10.2016 01:06
Danke schön x3


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