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Krone der Finsternis

das Erwachen der dunklen Horden (Es ist soweit! Großes FINALE mit Kapitel 33 und Epilog!!!)
von

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Der Berg ruft

Sorry, dass ich mich ne Weile nicht mehr gemeldet habe, aber hier kommt endlich ein neues Kapitel. Stecke immer noch irgendwie in einer ziemlichen Schreibkrise und hab inzwischen nur mit Mühe und Not ein 27. Kapitel hervorgebracht. Irgendwie nehmen mich Schule und Tennis schon ganz schön ein...

Wie auch immer, ich hoffe natürlich auf eure tatkräftige Unterstützung...zum Beispiel als Kommis? *ganz-lieb-guck*
 

Hier kommt Kapitel XVIII !!!
 

@Nocturn:

Vielen Dank für deine aufbauende Meinung. Ich finds gut, dass du die Sache mit dem "Klauen" so siehst. Liest du eigentlich Kenshin? Dein Kommi klang irgendwie so. Naja wie auch immer...Was Melissa (?) angeht, wir werden sehen...
 

@SylverMortal:

Wow ein wirklich cooler Spruch in einem coolen Kommi. Bei soviel Lob weiß ich gar nicht, was ich sagen soll. Hoffentlich werden dich auch die folgenden Kapitel so mitreißen können, wie das letzte.
 

@mitsuki11:

Ja ja, herbe Schicksalsschläge für den armen Dafem^^. Und jetzt auch noch möglicherwiese Melissa (?) ? Wir werden sehen, was geschieht. Lies einfach und genieße. Wie immer ein herzliches Dankeschön für dein Kommi.
 

Kapitel XVIII - Der Berg ruft
 

Es war tiefe Nacht. Das Gras der Steppen Lutansiars raschelte leise vor sich hin und die Sterne am Himmel funkelten hell wie Diamant. Fibathen und die Überlebenden aus dem Kampf um Sagandor trotteten müde, hungrig und von dem langen Marsch erschöpft durch die Landschaft.

Schließlich sah Fibathen ein, dass es heute sinnlos war weiterzugehen, und gab den Befehl zum Aufschlagen des Lagers.

Nach kurzer Zeit saßen sie alle um ein kleines Lagerfeuer. Fibathen zählte etwa zwei Dutzend seiner Leute. Das war der letzte Überrest seines Volkes... Gedankenverloren rieb sich der König die Stelle, an der einst sein linker Arm angesetzt hatte. Anfänglich hatte er Probleme beim Gehen gehabt. Es war ein merkwürdiges Gefühl kein Gleichgewicht zu haben, da an der linken Seite kein Gegengewicht mehr war. Zwei Tage waren sie schon auf der Flucht, doch er hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, seinen Arm verloren zu haben.

"Herr? Geht es euch gut?", erkundigte sich der Soldat Zi, der bei Sagandor an Fibathens Seite gekämpft hatte. Der König nickte geistesabwesend, bevor er sich in seine Decke einrollte. Für Zelte war keine Zeit.

"Zi, wir brechen morgen früh auf.", informierte Fibathen mit leiser Stimme. "Wir müssen so schnell es geht nach Mightran. Ich weiß, ich verlange viel, doch wir dürfen keine einzige Sekunde verschwenden."

Es wäre soviel einfacher nach Zestarin, Sintath oder Mid'tha zu reisen, doch wir können keine Umwege gehen. Wir müssen Mightran davon in Kenntnis setzen, was wir bei der Schlacht erfahren haben. Sonst wird das Menschenreich in kürzester Zeit fallen...
 

"Und damit überreiche ich dir feierlich meinen Freundschaftsring!", verkündete Xab voller Stolz, während er Estilor das Schmuckstück unter die Nase hielt. Der grauhaarige Priester lächelte sanft, nahm ihm den Ring aus der kleinen Hand und steckte ihn in eine versteckte Innentasche seiner weißen Roben. "Ich fühle mich geehrt, kleiner Mann." Xab grinste von Ohr zu Ohr.

Die Gefährten hatten sich im Kreis um einen Haufen Feuerholz niedergelassen, den Leafenisty mit einer flüchtigen Handbewegung zum Brennen gebracht hatte. Die Elfe saß inzwischen im kühlen Gras, Xabs Buch ,Die Chroniken Lutansiars, Band 3 - Der Krieg aller Kriege' über ihre Beine gelegt. Melana blätterte in ihrem Zauberbuch, Aurora erzählte Estilor von ihren bisherigen Erlebnissen und Dafem und Rigo polierten ihre Schwerter.

Xab grummelte, da er begriff, dass wohl keiner Lust auf eine Partie Würfeln hatte, und hockte sich deshalb neugierig neben Leafenisty. "Miss Druidin? Könnt ihr nicht noch etwas vorlesen?", schlug der Gnom mit großen Kinderaugen vor. Erwartend stützte er das Kinn auf die Hände. Die Elfe lächelte bei seinem Anblick und nickte. Gleich nachdem sie sich ihr langes schwarzes Haar hinter das Ohr gestrichen und das Buch ins Licht des Feuers gehalten hatte, fing sie an zu lesen:
 

Auszug aus dem Tagebuch Udeasin Kintas, kurz vor der Entscheidungsschlacht auf den Weißen Ebenen:
 

Heute ist also der Entscheidungstag und dies wohlmöglich mein letzter Eintrag, bevor die göttlichen Artefakte aufeinander treffen. Die Götterartefakte... vielen sahen in ihnen Geschenke des Himmels. Doch ich bin in der Zeit des Krieges aller Kriege aufgewachsen, einer Zeit voller Trauer und Qual.

Und während ich jetzt zwischen den Trümmern des einst schönen Lutansiars stehe und das Weinen der Opfer höre, betrachte ich voller Verzweiflung den Himmel, der gestern Blut geweint hat. Mein einziger Hoffnungsschimmer ist, dass die Götterartefakte einfach verschwinden, damit unsere Welt endlich wieder Frieden findet...

Obwohl das bei Lutansiar wohl nie geschehen wird...
 

Wie Udeasin Kinta prophezeite, sollte dies sein letzter Eintrag gewesen sein. Noch am gleichen Tag standen sich die Armeen von Rizzur, dem Dunkelelfen mit der Krone der Finsternis, und die des mutigen Elfenkriegers, dem Träger vom Amulett des Mutes und der Rüstung der Macht, gegenüber. Augenzeugen berichteten von einer gewaltigen Schlacht auf den Weißen Ebenen.

Der Schnee war getränkt von Blut...

Man sagt, Rizzur und Kinta wären gleich zu Beginn der Schlacht aufeinander zu gestürmt. Allein dieser Zweikampf soll eine Schlacht epischen Ausmaßes gewesen sein, bei der die Kräfte der Götterartefakte mit aller Macht gegeneinander kämpften.

Sie beide trugen mächtige Magieschwerter, die so stark waren, dass sie selbst den Götterartefakten die Stirn bieten konnten. Rizzur trug ,Schwarzdonner', Kinta trug ,Silberklaue'. Als diese heiligen Waffen aufeinander trafen, entluden sie mit einem Schlag die gesamte Energie, die ihnen innewohnte.

Ein Wirbel aus schwarzem und weißem Licht soll das Schlachtfeld überflutet haben. Nachdem es verschwand, lagen Rizzur und Udeasin Kinta im Schnee. Sie waren tödlich verletzt.

Kintas Artefakte und die zwei Schwerter waren zersplittert, die Krone der Finsternis verschollen. Udeasin Kintas Geliebte soll den ganzen Tag bei seinem Leichnam gewesen sein. Man behauptete oft, dass sie ein Stück des Stabs des Lebens besaß, doch selbst wenn, Kinta blieb verstorben und ging als Held in die Geschichte ein...
 

"Wie traurig...", murmelte Melana berührt. Sie und die anderen hatten sich neugierig um Leafenisty gesammelt, während sie vorgelesen hatte. Jetzt schwiegen sie bedächtig, bis auf Xab, der applaudierte und pfiff. "Toll! Wirklich schön! Hach, vielleicht sollte ich doch anfangen lesen zu lernen", quietschte er fröhlich.

"Ein wahrer Held", meinte Estilor in seiner ruhigen Art. Xab drückte seine Zustimmung mit einem heftigen Kopfnicken aus. Der feurige Glanz der Begeisterung glänzte wieder mal in den braunen Augen des Gnomen. "Vielleicht werden auch wir irgendwann mal als Helden gefeiert. Ich sehe es schon direkt vor mir: ,Xab der Tollkühne, furchtlos im Kampf, beliebt bei Jung und alt, ein Ass mit der Schleuder!'"

"Man sollte das Wort ,Held' niemals leichtfertig gebrauchen", bemerkte Dafem. Er hatte seitdem sie Mid'tha hinter sich gelassen hatten, nicht mehr viel gesagt. "Wieso?", fiepte Xab ahnungslos.

"Was haben wir denn bis jetzt getan? Udeasin Kinta kämpfte bis zum Tod, um Lutansiar vor dem Untergang zu bewahren. Es sind solche wie er, die den Titel Held verdienen. Solche, die bis zum Ende für ihre Liebsten, ihre Welt und ihre Überzeugungen kämpfen, bis sie ihr Ziel durch großartige Taten erreichen. Man kann uns keinesfalls mit ihnen vergleichen."

"Ich denke, du bist ein wenig zu hart mit euch. Ohne euch würde Chemir immer noch die Elfen bekriegen und keine Ahnung von der Bedrohung Valnitars haben."

"Das war der Priester Dertil. Er hat Chemir überzeugt", brummte Dafem. Estilor nickte wissend. "Die Prinzessin hat mir bereits von ihm erzählt, auch wenn ich nie von einem Priester mit diesem Namen gehört habe... Doch was ist mit Sagandor? Ohne Rigos Befehle wäre es damals gefallen."

"Es ist doch gefallen!", schrie Dafem und sprang auf. "Was nützt es, dass wir es gerettet haben, wenn es ein paar Tage später doch vernichtet wird?! Ich habe geschworen alles gegen Valnitar und seine Krone der Finsternis zu tun, doch inzwischen habe ich langsam das Gefühl, dass das alles keinen Sinn mehr macht! All unsere Unternehmen laufen ins Leere! Wir werden verfolgt und wissen nicht einmal genau warum!"

"Aber", begann Estilor, doch Dafem war richtig in Rage. "Wo sind denn deine Götter, Estilor? Was tun sie um uns zu helfen? Sagandor ist zerstört, Dörfer und Städte werden niedergemäht, nördlich des Flusses Nes wurden alle Elfen ausgerottet! Warum schauen die Götter nur zu? Warum tun sie nichts? Warum lassen sie zu, dass all das passiert?! Schließlich haben SIE diese verdammten Artefakte erschaffen!!!"

Voller Zorn wirbelte Dafem herum und sprintete davon. "Dafem!", riefen Rigo und Melana gleichzeitig. Beide sprangen auf, doch Estilor hielt sie mit einem Kopfschütteln zurück. "Er ist nur verwirrt. Auch wenn er stark tut, in seinem Inneren ist er auch nicht mehr als ein junger Mann, der einfach nur ein normales Leben in Frieden und ohne Kämpfe will. Der Abschied von seiner Familie ist ihm schwer gefallen. Er muss sein Gemüt nur etwas beruhigen."

Der Priester lächelte und sah dem Abenteurer hinterher, der sich bereits ein ganzes Stück entfernt hatte und von der Dunkelheit der Nacht verschluckt wurde. "Dafem! Du musst den Göttern vertrauen! Auch wenn ihre Wege unergründlich sind, du musst ihnen vertrauen! Solange sie eine schützende Hand über uns halten, haben selbst wir die Macht die Zeiten zu ändern!"
 

Ein weiteres Mal kniete Jodean unruhig vor dem schwarzen Thron tief in den Katakomben unter den Ruinen der Alten Welt. Der Dunkelelf musste jedes Mal Todesängste durchstehen. Er wusste, Valnitar könnte ihn mit einem einzigen Zauber Schmerzen bereiten, die schrecklicher waren als jeder Tod. "Meister? Ihr verlangtet nach mir?"

Valnitar nickte bedächtig. Die blutroten Edelsteine der Krone der Finsternis schimmerten im Schein der wenigen Fackeln an der Wand wie die unheimlich glühenden Augen Dimitavs. "Jawohl Jodean. Nachdem du Sagandor erfolgreich eingenommen hast, habe ich eine neue Aufgabe für dich: Zestarin. Chemir und sein Gefolge wendet sich zu meinem Bedauern nicht mehr gegen die Elfen, also ist sein Zweck erfüllt. Nimm deine Männer und vernichte ihn!"

"Wie ihr wünscht", bestätigte Jodean erleichtert und löste sich nach einigen Worten der Magie in Luft auf. Im gleichen Augenblick trat Dimitav ein. "Meister, meine Wunden sind vollständig genesen", verkündete der Schattenalp prompt. Ein triumphierendes Lächeln erschien auf Valnitars blassen Lippen. "Gut. Teleportier dich sofort zu dem Abenteurerpack, bringe mir die Halbelfe mit ihrem Stab und töte die anderen!"

"Das geht nicht. Es liegt immer noch ein Bannkreis über der Gruppe. Ich kann mich weder zu ihnen teleportieren, noch kann ich sie durch meine magische Glaskugel beobachten", erläuterte Dimitav und ballte die behandschuhte Hand zu einer Faust. "Doch sobald der Bannkreis erlischt, vernichte ich sie!"

Und dich am besten gleich mit! Ich lasse nicht zu, dass ein verhasster Dunkelelf den Schlüssel zur völligen Herrschaft über Lutansiar erhält!!! Mir würde die Krone der Finsternis sicher auch gut stehen...
 

Melana erwachte schweißgebadet und zitternd. Wie sooft hatte sie die schrecklichen Träume von Valnitars dunklem Thronsaal. Diesmal war sie sich sicher, dass das keine einfachen Träume waren, sondern Visionen. Sie spürte das.

"Seid ihr in Ordnung, mein Kind?" Sie zuckte zusammen. Mit einer hastigen Bewegung wandte sie sich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Zu ihrer Erleichterung war es nur Estilor, der am Feuer saß und Wache hielt, den langen kristallenen Stab auf den Knien gebettet.

"Geht es euch gut?", fragte der Priester. Der Blick seiner grauen Augen ruhte nachdenklich auf der Halbelfe. "Euer Schlaf war sehr unruhig. Ihr habt etwas Unverständliches gemurmelt." Melana errötete verlegen, doch schnell machte sich wieder die Angst in ihr breit. "Estilor... ich habe ihn gesehen... Dimitav... er ist wieder bei Kräften... er will uns alle töten..."

"Es stand von Anfang an fest, dass der untote Schattenalp zurückkehrt. Kein Sterblicher kann solche Wesen vernichten. Sie können sich nur gegenseitig besiegen. Doch sag, woher wisst ihr das?"

"Ich habe seit einiger Zeit... Träume. Jedenfalls glaube ich, dass es Träume sind. Doch irgendwie sind sie so real als wäre ich wirklich dabei... und ich sehe... Valnitar... und seine Untergebenen...", stotterte Melana zusammen. Estilor nickte mit ernstem Gesicht. "Ich spürte bereits, dass das Böse an euch haftet."

"Was?", stieß die rothaarige Halbelfe hervor, bevor sie die Hände vor den Mund schlug, um den Ruf zu ersticken. Xab, Aurora, Rigo und Leafenisty schliefen jedoch ungestört weiter. Estilor lächelte auf eine merkwürdig beruhigende Weise.

"Verzeih, dass ich mich unklar ausgedrückt habe. Das Böse scheint viel mehr von eurem Stab auszugehen." Melana schauderte. Das hatte Leafenisty auch festgestellt.

"Der Einsame Berg ist etwa noch zwei Tagesmärsche entfernt", redete Estilor weiter. "Vielleicht erhalten wir dort ein paar Antworten. Jetzt solltest du schlafen."

Melana nickte zustimmend, machte jedoch keine Anstalten sich zurück in ihre Decke einzuwickeln. Sie zitterte. Es machte ihr Angst befürchten zu müssen, dass sie wieder diese merkwürdigen Träume hatte. Estilor schien ihr Unbehagen zu erahnen, denn er erhob sich von seinem Platz und kniete sich neben sie.

"Wenn ihr möchtet kann ich euch in einen traumlosen Schlaf versetzen", erklärte der Priester ruhig. Melana nickte langsam, ein schmales Lächeln auf den Lippen. Als sie merkte, wie Estilor langsam eine Hand auf ihren Kopf legte, schloss sie die Augen und wartete ab.

"Gepriesene Ampara, Göttin des Lichts und Mutter der Sonne, gewähre dieser zarten Seele einen erholsamen Schlaf ohne Gedanken an Kampf, Trauer oder Tod. Bewache und schütze sie in dieser Nacht." Ein sanftes weißes Glühen strahlte unter Estilors Handfläche hervor.

Melana hatte gerade noch genug Zeit ein ,Danke' zu murmeln, bevor sich auch schon ihre Augenlieder schlossen und sie einschlief. Behutsam wie bei einem Kind fing der Priester Amparas ihren zierlichen Körper auf und legte sie sanft auf ihren Schlafplatz. Mit einem Lächeln deckte er sie zu und strich ihr das rote Haar aus dem Gesicht. "Schlaf in Frieden, mein Kind.", murmelte er. Dann schaute er in den Himmel. "Herrin Ampara, eure Güte sei bedankt..."
 

Irgendwann in der Nacht, als Aurora gerade ihre Wacheschicht abhielt, tauchte auch Dafem wieder auf. Mit einem kurzen Lächeln und einem Handwink begrüßte er die Prinzessin und setzte sich unaufgefordert neben sie. "Ich hoffe, ich habe euch keine Sorge bereitet."

Aurora schüttelte langsam den Kopf. "Nein, nein. Wir konnten dich verstehen. Es muss schwer sein, nicht bei seiner Familie sein zu können und ein Abenteurerleben zu führen."

"Ich wollte die Götter nicht beleidigen. Ich hoffe Estilor nimmt es mir nicht übel", sagte Dafem reuig. Abermals schüttelte Aurora den Kopf. "Aber nein. Er ist ein weiser und verständnisvoller Mensch. Du kannst ihm blind vertrauen. Er versteht, wie du dich fühlst. Wahrscheinlich sogar von uns allen am besten. Er weiß dass nur die letzten Ereignisse dich so haben reagieren lassen." Dafem seufzte erleichtert.

Nachdem die beiden einige Zeit lang nur stumm ins Feuer gestarrt hatten, entledigte sich Dafem seiner ledernen Elfenweste und kramte in seinem Rucksack nach Flick- und Nähzeug. Summend begann er an seiner Rüstung herumzuwerkeln. Aurora beobachtete ihn überrascht. "Du kannst nähen?", fragte sie schließlich ein wenig ungläubig.

"Ja. Ich könnte es mir gar nicht leisten, nach jedem Treffer eine neue Rüstung zu kaufen. Außerdem ist dieser Lederwams wirklich hervorragend. Meine Rückenverletzung verheilt schon wieder. Die Weste hat die meiste Wucht des Schlages abgedämpft." Aus den Augenwinkeln bemerkte der Abenteurer, dass Aurora jede seiner Bewegung aufmerksam begutachtete. "Könnt ihr nicht flicken oder nähen?"

"Nein...", gab die Prinzessin zu. Ihre Wangen färbten sie vor Verlegenheit ein wenig rötlich. "Ich bin wirklich eine merkwürdige Prinzessin. Ich kann kämpfen und jagen, aber beherrsche keine Frauenarbeit."

"Frauenarbeit?", wiederholte Dafem erstaunt. Seine Augenbrauen hoben sich fragend. "Ich denke nicht, dass man so etwas unterscheiden kann. Außerdem seid ihr gut so wie ihr seid. Wahrscheinlich seid ihr in diesen Zeiten mehr wert als zehn andere Prinzessinnen zusammen."

"Vielen Dank." Nachdenklich beobachtete Aurora jede einzelne Bewegung von Dafems geschickten Händen, bis er fertig war und sie sich danach müde auf ihrem Schlafplatz zusammenrollte.

"Gute Nacht", meinte Dafem noch.

"Nacht", gab sie gähnend zurück.
 

In den zwei darauf folgenden Tagen veränderte sich die Landschaft um sie herum kaum. Sie reisten durch endlose Grassteppen, hier und dort zeigte sich abseits ihres Weges ein Wald oder See. Schon lange waren ihre Vorräte verbraucht, so dass sie in den Wäldern auf Jagd nach Wild gingen. Besonders Auroras Talent mit Leafenistys Bogen zahlte sich aus. Ihre Wasserflaschen füllten sie regelmäßig in kleinen Gewässern.

Schließlich war es soweit. Am zweiten Tag hatte sich Nebel über das Land gelegt und sie kamen nur langsam voran, bis der Fuß des Einsamen Berges plötzlich direkt vor ihnen aus dem trüben Schleier aufzutauchen schien. "Hey! Wir haben es geschafft!", verkündete Xab überflüssigerweise. Doch Rigo schüttelte den Kopf. "Unser alter Freund, der Historiker und Zwerg Stomp Steinfaust lebt in einem Haus etwas weiter höher. Wir müssen den Berg ein Stück erklimmen."

"Ohhh! Worauf waren wir denn dann noch? Auf einen Halboger, der uns dort hochjagt?"

"Nein, nein", unterbrach Rigo, bevor der Gnom mal wieder mit seiner Standartgeschichte anfangen konnte. "Aber schaffst du das, Gnom?"

"Meine Beine mögen kurz sein, doch ich bin damit mehrmals schnell vorangekommen. Bei meiner Flucht vor dem Halboger beispielsweise. Wisst ihr, ich bin nämlich mal vor einem davongerannt und habe ihm einen Feuertrank entgegen geworfen und..."

"Schon gut...", brummte Rigo genervt.

"Was ist mit euch, Estilor?", erkundigte sich Dafem. Der Priester lachte gelassen. "Ich mag ein wenig älter sein als ihr, doch einen kleinen Bergaufstieg werde ich schon noch schaffen. Wozu habe ich meinen Stab, wenn nicht als Wanderstock?"

"Wie alt seid ihr?", fragte Xab ohne Umschweife. Wieder lachte Estilor kurz. "Dieses Jahr zähle ich meinen siebenundsechzigsten Winter." Dafem schaute den Priester überrascht an. Auf wenn dieser graues Haar und graue Augen hatte, er hätte ihn niemals so alt geschätzt.

Der Weg, der sich angenehm flach den Hang hinauf schlängelte, war bedeckt mit Sand, Asche und kleineren Steinen. Ihre Schritte knirschten unnatürlich laut. Der Nebel wurde immer dichter und setzte sich in feinen Wassertropfen auf ihrer Kleidung ab, so dass sie schon bald durchnässt und frierend weitermarschierten. Am schwersten hatte es Rigo, dessen weißbraunes Federkleid fürchterlich an ihm klebte.

"So ein Mist, jedes Mal das Gleiche", grummelte der Avior verstimmt. "Warum kann Stomp nicht wie jeder normale Zwerg in einer Höhle leben? Warum hat gerade er das Bedürfnis, sein Haus auf einem Berg und nicht unter einem zu bauen?"

"Du weißt doch, dass er ein komischer Kauz ist", versuchte Dafem ihn zu beschwichtigen. Rigo brummte nur etwas Unverständliches, bevor er ein Stückchen vorlief. Er rief noch: "Ich würde lieber ein paar Goblinschädel spalten!", dann war er im Nebel zu einer unbestimmten Schemengestalt zusammengeschmolzen.

"Sag mal Melana", begann Dafem irgendwann, ohne den Blick vom Rücken des Aviors zu nehmen. "Was ist eigentlich mit deinen Eltern?" Die Halbelfe sah ihn einen Moment verdutzt an, ihre grünen Augen leuchteten durch den Nebel wie zwei helle Smaragde. "Wieso fragst du?"

"Einfach so", meinte der Abenteurer und deutete dabei ein Achselzucken an. "Mir ist nur aufgefallen, dass bereits ein ganzer Monat vergangen ist seit wir uns kennen, und ich fast gar nichts von dir weiß."

"Ein Monat?", wiederholte Melana ungläubig. "Es ist so viel geschehen, da hat man gar nicht bemerkt wie die Zeit verflog."

"Was ist nun mit deinen Eltern?", fragte Dafem nach einiger Zeit des Schweigens. Melana setzte ein schwaches Lächeln auf und wiegte den Rubinstecken gedankenverloren in ihrer Hand. Das rote Kristall schimmerte durch den milchigen Nebel.

"Nun, ursprünglich stamme ich aus dem Tisowald, weit im Südwesten Lutansiars. Meine Mutter war eine angesehene Elfe. Sie lebte im Einklang mit der Natur und liebte es, im Wald und den umliegenden Steppen, den Weißen Ebenen, spazieren zu gehen. Eines Tages traf sie schließlich meinen Vater, ein Ritter, der an den Feldzügen gegen den ,Dämonenbeschwörer' unter Fibathens und Chemirs Führung teilnahm."

"Das sind die Feldzüge, von denen ich euch damals erzählt habe", unterbreitete Aurora, die sich interessiert zu ihnen gesellt hatte. Melana nickte. "Mein Vater und meine Mutter verliebten sich sofort ineinander. Nachdem Vater nach der Vertreibung des Dämonenbeschwörers in den Tisowald zurückkehrte, lebte er von da an mit meiner Mutter zusammen. Bald darauf heirateten sie und ich wurde geboren."

"Es ist selten, dass eine Beziehung zwischen Elf und Mensch anhält und anerkannt wird. Dafür leben Elfen zu lange. Du hattest scheinbar sehr gute Eltern", bemerkte Dafem erstaunt. Melana lächelte und nickte. "Ihre Ehe verlief harmonisch, bis..." Ihr schönes Gesicht wurde düster. "...Tozen getötet wurde und der Hass zwischen Elfen und Menschen entfacht wurde. Mutter und Vater liebten sich natürlich immer noch, doch die anderen Elfen des Tisowaldes vertrieben meinen Vater. Wenig später auch mich. Mutter vertraute mir ihren Rubinstecken an und sagte mir, ich solle mir vertrauenswürdige Freunde suchen."

"Da vorn ist das Haus! Hey! Seht ihr das? Da ist das Haus! Das Haus!", rief Xab begeistert. Eifrig hüpfte der Gnom auf und ab und winkte ihnen, da er vorgerannt war, zu, dass sie sich beeilen sollten. Die restlichen Gefährten trudelten nach und nach vor der Eingangstür des kleinen Blockhauses, aus dessen Schornstein grauer Rauch kräuselte, ein.

"Es ist soweit, Melana. Jetzt werden wir hoffentlich endlich das Geheimnis deines Stabes erfahren", meinte Dafem mit einem schmalen Lächeln. Die Halbelfe nickte und wandte sich ihren Freunden zu. "Vielen Dank für alles, was ihr schon für mich getan habt. Ohne euch wäre ich sicher nicht soweit gekommen."

"Das war doch selbstverständlich", meinte Leafenisty freundlich.

"Mögen die Götter dich segnen, mein Kind", sinnte Estilor der Priester.

Xab grinste bis über beide Ohren, Aurora streckte ihr den Daumen entgegen und Rigo zeigte sein groteskes Schnabelgrinsen.

"Jetzt klopf schon an", lächelte Dafem.

Melana nickte und schlug mit der zierlichen Faust leicht gegen die Tür.

Ich habe Mutters Ratschlag befolgt. Wahrscheinlich gibt es keine vertrauenswürdigeren und besseren Freunde, die ich mir hätte aussuchen können.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Wizi
2004-01-21T12:15:01+00:00 21.01.2004 13:15
so, fertich, war mal langsamer XD
ich mal bald aurora zu ende ^^ und mach immer schön weiter... *ansporn* *g*
Von: abgemeldet
2004-01-19T12:49:54+00:00 19.01.2004 13:49
Sei gegrüßt,Gesandter des Fanficschreibens!
Stimme gleich zu Anfang mitsuki zu-will auch wissen was es mit dem Stab auf sich hat!?*bettel*
Wieder n klasse Kap,weida!(<<obligatorisch) XD
*g*...n Zwerg der inner Hütte wohnt...LOL!
Sag mal kommen da noch n paar Pics in die Anfangsgallerie oda belässt du es bei den 3en?
Cu,Sylver
Von:  mitsuki11
2004-01-18T14:31:42+00:00 18.01.2004 15:31
Wieder mal ein Klasse Kapitel!

Eine traurige Geschichte die Melana hinter sich hat! Ich hoffe sie wird bessere Zeiten erleben!
Bin auch schon gespannt was das Geheimnis des Stabes ist!
Hoffe das wir nicht all zu lang darauf warten müssen! ^_^

Mata ne
Mitsuki
Von: abgemeldet
2004-01-18T08:15:51+00:00 18.01.2004 09:15
Und weiter geht's !!! *freu*
Bin schon gespannt, was jetzt nun genau das Geheimnis des Stabs ist !!!

Ich denke übrigens, dass die Meinung, die ich zum "Klauen" hab' (wie sich das anhört... *lol*) relativ verbreitet ist.

Ich lese übrigens tatsächlich Kenshin ^-^ Aber jetzt ist es ja vorbei *schnüffz* - Aber deine Story geht ja weiter ^-^


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