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Bin ich wertlos in deinen Augen ...?

von

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Vollkommen überhastet stürzte er aus dem Navigationsraum. Der durchdringende, gleichmäßige Alarmton raubte Penguin grade den letzten Nerv. Er versuchte, einen klaren Kopf zu bewahren.
 

Law hatte ihm vorhin durch Mītobōru ausrichten lassen, dass er ihm jede noch so kleine Auffälligkeit sofort zu melden hatte. Und dass Mina eventuell die Marine kontaktiert hatte und diese nun hier auftauchen könnte. Das war eine strikte Anweisung von seinem Captain gewesen, an die er sich halten musste.
 

Aber was, wenn das gar nicht die Marine war, die sie sich da näherte? Was, wenn es sich bei den drei auf dem Radar angezeigten Punkten um einfache Passagierschiffe handelte? Oder Handelsschiffe? Ja, es wäre ungewöhnlich, dass drei von diesen nebeneinander herfahren würden, aber es war nicht unmöglich. Und er wollte den Captain nicht wegen solchen Lappalien nerven, bei der Scheißlaune, die dieser derzeitig permanent innehatte.
 

Penguin musste nur schnell an Deck nachzusehen, und wenn sich bestätigte, dass keine Gefahr drohte, brauchte er dem Captain von dieser Sache nicht zu berichten. Dass er damit einen klaren Befehl missachtete, schob er für einen Moment zur Seite. Er musste sich jetzt sofort entscheiden, denn sollte es sich doch um einen Ernstfall handeln, würde er wertvolle Zeit verlieren.
 

Wie automatisch und entgegen jeglicher Vernunft, begab er sich zurück in den Navigationsraum, schaltete das nervige Piepen ab, nahm sich ein extra für solche Fälle vorgesehenes Fernglas aus der untersten Schublade des Wandschrankes und bewegte sich anschließend in Richtung des Decks.
 

Je näher er diesem kam, desto schneller wurde er. Er war kein schlechter Läufer, innerhalb von kurzer Zeit war er am Ziel. Glücklicherweise lief ihm unterwegs niemand über den Weg, auf Erklärungen hatte er grade weder Zeit noch Lust.
 

Augenblicklich zog er die Eisentür auf, welche ihn vom Deck trennte. Sofort schlug ihm heftiger Wind entgegen und erschwerte ihm das Vorwärtsbewegen. Das Meer war aufgewühlt und es regnete immer noch, jedoch nicht so stark wie vorhin, als ein richtiger Sturm getobt hatte. Glücklicherweise war die Sicht nicht durch Nebel oder sonstiges eingeschränkt.
 

Mühsam kämpfte er sich voran, bis er die Reling erreicht hatte. Einen kurzen Moment lang hielt er inne. Hier also hatte Mina eben gestanden und die Marine kontaktiert?
 

Kopfschüttelnd hob er das Fernglas an seine Augen und suchte den Horizont konzentriert nach einer Spur der auf dem Radar angezeigten Schiffe ab.
 

Nach nur wenigen Sekunden wurde er fündig. Die Schiffe waren noch weit entfernt und mit bloßem Auge wären sie wahrscheinlich, wenn überhaupt, nur als kleine Punkte in der Ferne ausmachbar gewesen. Durch das Fernglas jedoch konnte er sie genauer erkennen.
 

Als hätte es ihm einen Stromschlag verpasst, ließ er das Fernglas fallen. Die Größe der Schiffe, die Grün- und Blautöne, in denen die sie gemustert waren, aber vor allem die nicht zu übersehenden, weißen Segel, auf denen sich ein nur allzu bekanntes Symbol befand- es war tatsächlich die Marine, die da mit drei Schiffen auf sie zusteuerte. Und das bestimmt nicht mit friedlichen Absichten.
 

Langsam schritt er rückwärts, wandte dabei den Blick nicht von der näherkommenden Bedrohung ab. Er wusste, dass die Schiffe nicht einfach zufällig hier sein konnten. Nicht drei von denen auf einmal, die dann auch noch zielstrebig auf ihr vergleichsweise kleines U-Boot zufuhren. Nein, jemand musste ihnen Bescheid gegeben haben, wohlwissend, was das für Konsequenzen haben würde. Und Penguin wusste, wer es getan hatte. Auch wenn er es nicht wahrhaben wollte.
 

Aber er konnte sich absolut keinen Reim darauf machen, was Mina damit bezweckte. Wollte sie sie alle ans Messer liefern?
 

Endlich löste er sich aus seiner Starre, drehte sich um und begann sogleich zu rennen. Innerhalb von Sekunden war er an der Außendecktür, welche er aufriss und mit einem lauten Knallen wieder zuschlug.
 

Wie immer, wenn man es eilig hatte, kam ihm der Weg zu Laws Arbeitszimmer unendlich lang vor. Er hoffte, dass sich der Captain dort auch befand, denn grade zählte jede Sekunde, und da war es mehr als hinderlich, wenn er den Captain erst würde suchen müssen.
 

Vollkommen aus der Puste kam er schließlich vor dem Raum an, und trat auch sofort und ohne Anzuklopfen ein. Er wusste zwar, dass sein Captain das überhaupt nicht ausstehen konnte, aber für solche Höflichkeiten war grade einfach keine Zeit da.
 

Penguin konnte gar nicht in Worte fassen, wie erleichtert er war, als er beim Betreten des Raumes seinen Captain am Schreibtisch sitzend vorfand. Er schien bis grade in ein Gespräch mit dem ebenfalls anwesenden Bepo vertieft gewesen zu sein. Beide sahen mich nun an. Während Bepo einen betretenen, beinahe schon traurigen Ausdruck im Gesicht hatte, waren Laws Gesichtszüge selbst für seine Verhältnisse ungewöhnlich hart und gefühllos. Und scheinbar wusste Law genau, was es bedeutete, dass er in seinem Arbeitszimmer auftauchte.
 

„Wir werden angegriffen“, stellte dieser in einem derart nüchternen Tonfall fest, dass es ob der Situation, in der sie sich befanden, schon unheimlich war.
 

Alle Anwesenden wussten, dass dies die endgültige Bestätigung dafür war, dass Mina vorhin tatsächlich die Marine kontaktiert haben musste.
 

„Wie viele Schiffe sind es, und wie viel Zeit bleibt uns noch.“ Seine Miene war wie versteinert.
 

„Es sind drei Schiffe, und ich denke, dass es bei unserer derzeitigen Geschwindigkeit noch etwa fünfzehn Minuten dauern wird, bis sie sich in Schussweite befinden.“
 

Nun war es an Law zu entscheiden, ob sie kämpfen oder abhauen würden.
 

„Penguin, glaubst du, das U-Boot wird einem erneuten Tauchgang standhalten?“
 

Penguin war, da in der letzten Zeit so viele krank geworden waren, mit für die Instandhaltung des Schiffs verantwortlich gewesen. Dieses war mittlerweile an einigen Stellen sehr reparaturbedürftig geworden.
 

„Ich denke, dass wenn wir nicht zu tief tauchen, es eigentlich kein Problem darstellen sollte“, antwortete er ihm zögerlich.
 

„In Ordnung. Ich möchte im Moment einem Kampf aus dem Weg gehen, da die Crew krankheitsbedingt nicht voll einsatzfähig ist“, erklärte er seine Absichten.
 

„Und noch einmal den Kurs zu ändern geht nicht, da wir jetzt schon einen Versorgungsengpass haben, wir müssen so bald wie möglich zur nächsten Insel gelangen. Wir werden sofort abtauchen. Bepo, gib den anderen Bescheid.“
 

Als Law nun aufstand, taten es ihm Penguin und Bepo gleich. Letzterer war bereits an der Tür, als Penguin sich dazu durchrang, seinem Captain noch die Frage zu stellen, die ihn schon die ganze Zeit über beschäftigte.
 

„Aber was passiert nun mit Mina?“, wisperte er.
 

Beinahe greifbare Kälte verbreitete sich im Raum, ihm entging nicht, dass Bepo bei dieser Frage traurig seine Ohren hängen ließ, ehe dieser den Raum verließ,
 

„Sie hat die Grenzen des Duldbaren weit überschritten“, war alles, was er von Law dazu an Auskunft bekam. Seine Stimme war beängstigend abgestumpft und Penguin lief es kalt den Rücken runter.
 

„Aber darum werde ich mich später kümmern, jetzt müssen wir erst einmal die Marine loswerden.“
 

Mit diesen Worten wies er Penguin an, sich an die Arbeit zu machen, was dieser auch resigniert machte. Wenn sein Captain Mina nun infolgedessen, was sie getan hatte, fortan so wie Saburo behandeln würde, könnte er nichts dagegen ausrichten.
 


 

Nachdem die Death abgetaucht war, gelang es ihnen, die drei Schiffe durch Laws Taktik so grade abzuschütteln. Es kehrte Ruhe ein, zumindest in dieser Hinsicht. Denn es sprach sich innerhalb kürzester Zeit herum, was passiert war, und wer dafür verantwortlich gemacht wurde. In den nächsten drei Tagen heizte sich die Stimmung gegen Mina immer weiter auf, und den Captain hatte Penguin seitdem auch nicht mehr gesehen, nicht einmal zu den Mahlzeiten.
 

Heute Abend würden sie aller Voraussicht nach an der nächsten Insel anlegen, was auch langsam Zeit wurde.
 

Der gesamten Crew fiel im U-Boot so langsam sprichwörtlich die Decke auf den Kopf, und dadurch, dass sie so lange auf so engem Raum zusammen waren, verschlechterte sich die Stimmung, die durch die aktuellen Geschehnisse sowieso miserabel war, noch zusätzlich.
 

Obwohl bereits drei Tage vergangen waren, konnte Penguin noch immer nicht glauben, was Mina getan hatte. Wo kam nur dieser Hass her, den sie der Crew entgegenbrachte?
 

Bis jetzt hatte er versucht, sich aus der Sache einfach rauszuhalten. Und das bekam er die ersten drei Tage auch hin. Bis er am dritten Tag beim Mittagessen etwas mitbekam, was ihm nicht mehr aus dem Kopf ging.
 

Er saß wie immer mit Shachi zusammen an einem Vierertisch, Hunger hatte er keinen. Gedankenverloren betrachtete er den gegenüberliegenden Sitzplatz, der wie immer in den letzten Wochen unbesetzt blieb. Mina war schon seit Ewigkeiten nicht mehr beim Essen gewesen.
 

„Hey, hast du keinen Hunger?“, wurde er nun von seinem Sitznachbarn Shachi aus seinen Gedanken geholt.
 

„Ähm… Nein, mir ist schlecht“, redete sich Penguin raus. Er hatte grade absolut keine Lust, sich zu unterhalten.
 

„Achso. Wenn der Captain wieder besser drauf ist, kannst du ihm ja nach nem Medikament dagegen fragen.“
 

Nach ein paar Sekunden des Schweigens fügte dieser noch hinzu: „Wenn du nichts essen willst, kann ich dann deine Portion haben?“
 

Er nickte nur und war dabei, wieder wegzudösen, als ihn eine Stimme vom Nachbartisch aufhorchen ließ.
 

„… als ob ich der auch noch Essen bringen würde, nach dem, was sie gemacht hat! Wir haben eh kaum noch was an Bord, und ich bin mir sicher, dass der Captain sie an der nächsten Insel sowieso rauswirft!“
 

Unauffällig wandte er seinen Kopf in die Richtung der Stimme. Er war wenig überrascht, Mītobōru sprechen zu sehen. Als seine drei Tischnachbaren diesem auch noch zustimmten, stieg in ihm die Wut hoch. Ja, Mina hatte wirklich Scheiße gebaut, und auch er war wütend auf sie, aber das ging echt zu weit.
 

„Hey Penguin, hast du das gehört?“, flüsterte ihm nun Shachi von der Seite her zu.
 

„Ja, habe ich. Ich kümmere mich darum“, antwortete er ihm mit gedämpfter Stimme.
 

Er wusste, dass auch Shachi fassungslos und frustriert über das Geschehene war. Auch wenn er es nicht offen zugab, auch ihm war Mina wichtig gewesen, da war sich Penguin sicher. Sie beide hatten bis zuletzt gehofft, dass das Ganze nur ein großes Missverständnis war. Umso größer waren nun die Wut und die Enttäuschung darüber, was sie getan hatte.
 

Penguin wartete noch ab, bis die anderen fertig gegessen hatten und sich wortlos in alle Richtungen verteilten, ehe auch er aufstand und zügig die Kantine verließ. Er wollte nur kurz nachschauen, ob bei Mina alles in Ordnung war.



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