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Bin ich wertlos in deinen Augen ...?

von

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"Alles in Ordnung?"
 

Ich war sehr verwundert darüber, Sorge aus Shachis Stimme herauszuhören. Entgegen meinem wirklichen derzeitigen Befinden nickte ich. Warum kümmerte sich Shachi überhaupt um meine Wunden? Er schien sich dadurch irgendeinen Vorteil zu erhoffen, da war ich mir sicher.
 

Ich sah, wie er sich als nächstes vorbeugte, um meinen verletzten Arm in Augenschein zu nehmen.
 

Zischend und laut vernehmbar atmete er ein, als er die lange Schnittwunde betrachtete. Ich hingegen fühlte keinen Schmerz, da ich seit dem Giftangriff den kompletten Arm nicht mehr spürte. Aber die Wunde sah schlimm aus. Saburo hatte ganze Arbeit geleistet. Shachi drückte eine sterile Kompresse auf diese, welche er behelfsmäßig mit einem Verband fixierte.

"Das muss sich der Captain auf jeden Fall bald ansehen, sonst könnte das zu Komplikationen führen. Ich befürchte, dass muss genäht werden."
 

Ich nickte bloß. Der Ausblick darauf, dass Law sich die Wunden auch noch ansehen würde, bereitete mir Unbehagen Großes Unbehagen.
 

Entgegen meiner Erwartung, dass Shachi nun schnellst möglichst zur Mannschaftsversammlung gehen würde, kniete er sich vor mich hin und sah mir fest in die Augen. Es schien mir, als suche er nach den richtigen Worten, denn er wirkte unruhig.
 

"Ich muss dich noch etwas fragen, Mina."
 

Sein Tonfall war anders als zuvor. Weniger besorgt als vielmehr ernst und nachdenklich.

"Penguin hatte ja vor wenigen Tagen hier auf dich aufgepasst. Der Captain hatte ihn angewiesen, wenn möglich etwas über den Marinespion aus dir herauszubekommen", setzte Shachi zum Sprechen an.
 

Wieso erzählte er mir das? Ich war mir sicher, dass Law nicht begeistert davon wäre, dass ich von seinen Instruktionen der Crew gegenüber bezüglich mir erfuhr. Skeptisch betrachtete ich Shachi. Das bedeutete, dass Law tatsächlich andere Crewmitglieder dazu benutzte, mich auszufragen. Ich musste vorsichtig sein und durfte niemandem mehr vertrauen. Es schien mir, als ob hier jeder außer mir Law loyal ergeben zu sein schien.
 

"Weißt du, ich habe vorhin ja bereits erwähnt, das Penguin mir gegenüber angedeutet hat, dass du die Crew im Stich gelassen hättest. Er sagte mir, dass du bereits wusstest, wer der Spion der Marine sei, du es aber nicht sagen wolltest. Stimmt das, Mina?"
 

Doch ich antwortete ihm nicht. Krampfhaft presste ich meine Lippen aufeinander. Dann, ganz langsam, nickte ich.
 

Im ersten Moment schien er verblüfft darüber zu sein, dass ich das Ganze so direkt zugab. Dann nahm sein Gesicht einen harten, angespannten Ausdruck an.
 

"Ich... bin ich wirklich sehr enttäuscht von dir, Mina. Du hast nicht nur dich und unsere Crew gefährdet, sondern du bist wahrscheinlich für den Tod eines Nakamas mitverantwortlich."
 

Mir hätte diese Aussage eigentlich egal sein müssen. So wie mir im Moment beinahe alles egal war. Doch sie war es nicht. Gegen meinen Willen trieb sie mir die Tränen in die Augen, und ich verstand nicht einmal, wieso. Ich konnte einfach nicht damit umgehen, wenn ich Leute, die mir einmal etwas bedeutet hatten, enttäuschte.
 

"Sag mir nur noch eins. Warum? Die Crew müsste doch für dich nach all den Jahren für dich wie eine Familie geworden sein..."
 

"Warum?" Meine Stimme war heiser, da ich so lange schon nicht mehr geredet hatte.
 

"Du fragst ernsthaft, warum? Ich werde nicht nur eingesperrt, sondern auch noch ignoriert, die ganze Zeit über überwacht, geschlagen, und zum Sündenbock für alles gemacht! Ich bin kein Teil dieser Crew, und ich werde es wahrscheinlich auch nie sein. Bemerkst du nicht die Blicke, die mir die Crew in der letzten Zeit zuwirft? Für sie trage ich doch die Schuld an all diesen Entwicklungen der letzten Zeit... Aber verdammt, ich hatte das mit Kōri doch nicht geplant, ich wusste doch nicht, was der Spion vorhatte, und als ich es gemerkt habe, war es eh zu spät..."
 

Ohne, dass ich etwas dagegen tun konnte, liefen mir die Tränen in Strömen über mein Gesicht. Ich konnte mir nicht erklären, wieso ich auf einmal einen solchen Gefühlsausbruch hatte oder woher diese Gedanken plötzlich kamen. Vielleicht hatte ich das Ganze zu lange in mich hineingefressen. Oder es lag daran, dass ich mich so unglaublich müde fühlte und keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Dabei wollte ich Shachi all das gar nicht erzählen. Wahrscheinlich würde ich es schon sehr bald bereuen.
 

"Und mein Vater, für ihn bin ich doch auch nur eine einzige Enttäuschung... Dabei hat er doch mein Leben zerstört, indem er damals... damals..."
 

Ich wischte mir stark zitternd die Tränen aus meinem Gesicht, was sich als sinnloses Unterfangen herausstellte, da immer mehr von diesen nachfolgten. Aber ich konnte nicht weiterreden. Nicht mit Shachi, nicht über dieses Thema. Ich begann mich jetzt schon dafür zu hassen, dass ich diese Worte überhaupt zugelassen hatte. Meine Gedanken und Gefühle gingen niemanden etwas an. Diese Einstellung war das wahrscheinlich Einzige, was ich mit Law gemeinsam hatte.
 

Ich fühlte einen Kloß im Hals. Ich hatte das Gefühl, als ob ich nicht mehr weiteratmen könnte. Mein Brustkorb schien sich zu verengen. Panisch atmete ich immer tiefer ein und aus, bekam trotzdem nicht genug Luft.
 

Shachi stand vollkommen überfordert vor mir, allem Anschein nach hatte er nicht mit einer solchen Reaktion meinerseits gerechnet.
 

"Mina, beruhige dich doch!"
 

Ich hörte diese Worte nur wie durch einen Schleier, ihren Inhalt verstand ich nicht. Mein Schwindel und meine Kopfschmerzen steigerten sich ins Unermessliche.
 

"Mina, du hyperventilierst, du musst damit aufhören, sonst- Hey, was machst du da?"
 

Ich reagierte nicht auf seine Worte, ich wusste nicht, was er meinte. Ich sah nur, wie er zügig auf mich zueilte, sich erneut hinkniete und langsam nach meiner rechten, unverwundeten Hand griff und diese langsam zu sich zog. Sie war verkrampft und voller Blut. Scheinbar hatte ich mit diese in meine Wunde am linken Arm gekrallt, ohne es zu merken. Doch es war mir im Moment egal. Immernoch hatte ich das Gefühl , als ob ich jeden Moment ersticken würde.
 

„Ich werde den Captain holen gehen.“
 

Er war schon fast an der Tür, als er innehielt. Irgendetwas schien ihn von seinem Vorhaben abzuhalten. Wahrscheinlich wurde er sich dessen bewusst, wie Law reagieren würde, wenn er ihn jetzt störte.
 

Stattdessen begann Shachi, beruhigend auf mich einzureden.
 

„Mina bitte, versuche langsam und gleichmäßig zu atmen. Dir passiert hier nichts.“
 

Doch ich hörte nicht auf seine leeren Worte. Panisch schnappte ich weiter nach Luft.
 

"Das bringt so alles nichts, ich werde dir ein Beruhigungsmittel spritzen müssen."
 

Hastig eilte Shachi zum Medizinschrank, über mein heftiges Kopfschütteln hinwegsehend.

Ich wollte nicht immer ruhig gestellt werden. Ich hasste es. Ich versuchte aufstehen, aber ich hatte keine Kontrolle über meinen Körper. Ich war zu schwach, alleine beim Versuch verschwamm meine Sicht.
 

Ich hörte Shachi im Schrank nach dem Medikament suchen. Der Gedanke an die Spritze ließ meine Atmung nicht besser werden, ganz im Gegenteil, es gab nichts schlimmeres als Beruhigungsmittel. Alleine dieses Gefühl, sich nicht mehr bewegen zu können, hilflos ausgeliefert zu sein...
 

"Ah, hier ist es, Diazepam! Mal sehen, 30 mg sollten genug sein..."
 

Instinktiv wich ich zurück, als mein Brustkorb heftig zu schmerzen begann. Das Pieken der Spritze bemerkte ich im Vergleich dazu überhaupt gar nicht. Das Medikament begann schnell zu wirken. Kurz nachdem Shachi es mir verabreicht hatte, kämpfte ich schon dagegen an, dass meine Augen zufielen.
 

Ich bekam noch mit, wie er mich behutsam hochhob und wieder auf meinem Bett verfrachtete. Einen Moment lang sah er zu, wie sich meine Atmung wieder halbwegs normalisierte.
 

"Besser, du schläfst und erholst dich jetzt erst einmal. Der Captain wird sicherlich später vorbeikommen, da wirst du deine Kräfte noch brauchen."
 

Seine Stimme klang so anders als sonst, so monoton. Und seine Anmerkung bezüglich Law beunruhigte mich sehr.
 

Langsam wurde mein Verstand immer benebelter, und ich war dabei, gegen meinen Willen einzuschlafen. Der Gedanke daran, zu schlafen und diese Situation für einen Moment lang zu vergessen, war einfach zu verlockend. Doch ich wusste, dass wenn ich wieder aufwachen würde, die ganze Scheiße erst richtig beginnen würde.



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