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Bin ich wertlos in deinen Augen ...?

von

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Ich nahm mir vor, es einmal mit Mimik zu versuchen. Eindringlich sah ich Penguin an und bewegte meinen Mund so, als ob ich sprechen wollen würde. Natürlich verstand er das falsch.
 

„Willst du was Anderes essen? Hier liegen auch noch ein paar belegte Brote, wenn du die lieber hast.“
 

Innerlich schlug ich mir die Hände vor den Kopf. Dieser Typ war manchmal echt schwer von Begriff. Ich schüttelte meinen Kopf und machte mit meiner noch funktionierenden Hand Bewegungen in die Luft, als wollte ich etwas schreiben. Nachdem mich mein Gegenüber einen Moment lang verdutzt angesehen hatte, zeichnete sich Erkenntnis in seinem Gesicht ab, ehe er mit einem Grinsen im Gesicht zum gegenüberliegenden Schrank lief und etwas aus eine der Schubladen herauskramte.
 

Als er mir den Stift und den kleinen Notizblock hinhielt, wusste ich, dass er mich verstanden hatte. Dann folgte nun also der schwierigere Teil. Es war alles andere als leicht, mit nur einer Hand im Liegen etwas zu schreiben. Nichtsdestotrotz nahm ich Penguin die beiden Sachen aus der Hand und setzte zum Schreiben an. Dabei hatte ich große Mühe, das Ganze halbwegs lesbar hinzubekommen. Immer wieder verrutschte der Stift und ließ meine Schrift so noch krakeliger wirken, als sie ohnehin schon war. Doch als ich fertig war und den Zettel an ihn zurück reichte, war an seiner Reaktion deutlich zu erkennen, dass er das dort von mir Niedergeschriebene ohne weitere Probleme entziffern konnte.
 

Was ist vorhin an Bord passiert? Warum ist Law hier nicht mehr aufgetaucht?
 

Entgeistert blickte er mich an. Allem Anschein nach war er davon ausgegangen, dass ich nicht wusste, dass an Bord irgendetwas vorgefallen war. Hielt der mich für komplett unterbelichtet?
 

„Mi-Mina, Ich weiß echt nicht, wovon du redest.“
 

Genervt schloss ich meine Augen. Musste er jetzt das Offensichtliche auch noch verleugnen? Damit zog er alles nur noch unnötig in die Länge. Und die Wahrscheinlichkeit, dass Law etwas von meiner Befragungsaktion mitbekam, wuchs mit zunehmender Zeit.
 

Erneut streckte ich meine Hand nach dem Zettel aus, um etwas darauf zu notieren. Da mir das immer noch schwerfiel, versuchte ich, mich so knapp und präzise wie möglich auszudrücken.
 

Lüg mich nicht an.
 

Nervös verlagerte er sein Gewicht vom einen Bein zum anderen. Man konnte merklich sehen, dass er angestrengt nachdachte. Ich konnte echt nicht glauben, dass er sich von so etwas so aus der Ruhe bringen ließ. Ich meine, jetzt mal ehrlich, er war ein Pirat und ließ sich von mir, einem 17-jährigen Mädchen, das ihm nur mal ein bisschen auf den Zahn fühlte, schon so nervös machen? Ich verstand echt nicht, nach welchen Kriterien Law seine Crewmitglieder auswählte- aber Intelligenz oder Durchsetzungsvermögen schienen keine davon zu sein.
 

„Mina, selbst wenn ich es dir sagen wollen würde…. Du weißt doch, was beim letzten Mal passiert ist, als ich dir vertrauliche Informationen weitergegeben habe…“
 

Ok, jetzt musste ich mir echt etwas einfallen lassen, sonst würde das hier nie etwas geben. So griff ich ein letztes Mal zu Stift und Papier und biss meine Zähne zusammen, um Penguin einen Vorschlag zu unterbreiten, von dem ich hoffen würde, dass er ihn annahm.
 

Wenn du es mir sagst, ess ich auch den kompletten Teller leer, Penguin.
 

Starr und unentwegt blickte ich ihm in die Augen. Seinen Namen hatte ich mit Absicht hineingeschrieben, da ich mal gelesen hatte, dass das Ansprechen mit dem Namen Vertrauen und ein Gefühl des „Wichtigseins“ vermittelte. Zwar vertraute ich ihm weder, noch war er mir wichtig, aber im Moment sollte er das ruhig denken.
 

Und dass er zumindest über mein Angebot nachdachte, sah ich daran, dass er auf seiner Lippe kaute. Als er seufze, wusste ich, dass er sich entschieden hatte. Natürlich hatte ich nicht vor, auch nur einen Bissen mehr vom Teller zu essen, aber das wusste er ja nicht.
 

„Okay, Mina. Aber das, was ich dir jetzt erzählen werde, hast du nicht von mir, verstehst du?“
 

Seine Stimme war zu einem Flüstern geworden und er blickte immer wieder zur Tür, wahrscheinlich, um sich zu versichern, dass dort niemand stand. Er räusperte sich, ehe er im gedämpften Tonfall fortfuhr:
 

„Also, du weißt ja, dass vor kurzem einer unserer Nakama verschwunden ist. Kōri, er ist noch nicht lange bei uns. Der Captain beauftragte uns damit, das Schiff nach ihm abzusuchen. Ich glaube, er verdächtigte ihn, etwas mit deinem vergifteten Essen zu tun zu haben, da er dich zu dem gewissen Zeitpunkt eigentlich beaufsichtigen sollte, aber nicht da war.
 

Jedenfalls haben wir die letzten Stunden die Kabinen und den Maschinenraum noch einmal unter die Lupe genommen. Zwischendurch ist auch noch die Marine auf unseren Radaren aufgetaucht, das hat die Sache nicht leichter gemacht…“ Penguin machte eine Pause und atmete hörbar tief ein, ehe er fortfuhr. „Schlussendlich haben wir in einem der ungenutzten Lagerräume dann eine Spur auf einen möglichen Verbleib gefunden, die alarmierend war- und dann haben wir den Captain konsultiert.“
 

Angespannt sah er mich an. Allem Anschein nach dachte er, dass er mir bereits genug erzählt hatte. Dabei hatte er doch das Wichtigste ausgelassen. Was hatten sie dort vorgefunden, das die Crew so aus der Bahn geworfen hatte? Fragend blickte ich Penguin an und versuchte ihm so zu vermitteln, dass er weitererzählen sollte.
 

Dieser schien alles andere als begeistert von der Idee zu sein, mir noch ausführlichere Informationen zuteil kommen zu lassen. Unruhig rückte er immer wieder seine Mütze zurecht.
 

„Der Captain wird mich umbringen, wenn er hiervon erfährt…“, murmelte er, ehe er sich mit einem Blick zur Tür erneut versicherte, dass dieses Mal kein ungebetener Zuhörer anwesend war.
 

„Also, als wir den Raum durchsuchten, haben wir Blutspuren entdeckt. Spuren ist noch untertrieben, da war eine riesige Blutlache und das Blut war einfach überall, sogar an-“
 

Penguin unterbrach seine Ausführungen. Er sah so aus, als ob ihm übel wäre. Seine Stimme war zum Ende hin so leise geworden, dass ich Probleme hatte, überhaupt etwas zu verstehen.
 

„Jedenfalls haben dann ein paar von uns den Captain geholt und ein paar sind dageblieben und haben weiter den Raum abgesucht. Außer dem Blut konnten wir aber nichts Verdächtiges feststellen. Du hättest mal Law erleben sollen, so habe außer sich habe ich ihn schon seit langem nicht mehr gesehen …“
 

Mit einem Mal drehte sich Penguin, der bis dahin ruhelos vor meinem Bett auf und ab gegangen war, zu mir um. Sein Gesicht zeigte plötzlich keine Spur mehr von der zuvor dagewesenen Nervosität. Nachdenklich, fast schon kritisch, betrachtete er mich.
 

Ich weiß nicht, mit welcher Reaktion mein Gegenüber auf das, was er mir grade berichtet hatte, gerechnet hatte, aber es war allem Anschein nach nicht die, die ich zeigte. Ich blickte ihn nur mit ausdruckslosem Gesicht entgegen. Wie sollte ich denn sonst regieren?
 

Es war ja keineswegs so, als ob ich nicht mit einer solchen Entwicklung der Dinge gerechnet hätte- vielmehr passte das, was geschehen war, genau zu meiner Theorie bezüglich des Spions und dem Verbleib von Kōri. Welche Reaktion erwartete er denn? Dass ich aus Angst um mein Leben zu zittern begann, weil ich das nächste Opfer sein könnte? Ich war weder traurig noch besorgt um Kōri, empfand aber auch keine Genugtuung ob der Tatsache, dass er verschwunden war. Es war mir schlicht und ergreifend egal. Es war, als ob die innere Leere, die ich schon seit einiger Zeit verspürte, keine Gefühle zuließ.
 

Irgendwie machte Penguin auf mich den Eindruck, als ob er es bereuen würde, mir davon erzählt zu haben.



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