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Bin ich wertlos in deinen Augen ...?

von

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Schmerzen. Das war das Erste, das ich wahrnahm, sobald ich aufgewacht war. Mein Kopf und meine verletzte Hand schmerzten höllisch und mir war speiübel. Als ich versuchte, die Augen zu öffnen, wurde ich von der untergehenden Abendsonne geblendet. Es dauerte eine Weile, bis sich meine Augen daran gewöhnt hatten.
 

Mühsam richtete ich mich auf. Nachdem mir wieder eingefallen war, warum zur Hölle ich auf einer Liege in Laws Behandlungszimmer lag, sah ich auf die Uhr. Es war 21:07 Uhr. Ich hatte demnach ganze 4 Stunden geschlafen. Benommen blickte ich mich um und entdeckte Bepo, der mit dem Rücken an die Tür gelehnt auf dem Boden saß und schlief. »Stimmt, der sollte mich ja überwachen..« Diese Erkenntnis ließ meine Stimmung, die ohnehin schon im Keller war, noch mieser werden. Mein lieber Vater hatte mich mal wieder eingesperrt und unter Bewachung gestellt.
 

Ich stellte beide Füße auf den Boden und versuchte aufzustehen, indem ich mich an der Liege abstützte. Noch wacklig auf den Beinen näherte ich mich dem schlafenden Bepo. Gebannt betrachtete ich seinen entspannten Gesichtsausdruck und seine regelmäßigen, tiefen Atemzüge. Ich verblieb eine ganze Weile so und beobachtete Bepo beim Schlafen.

Ich seufzte. Mein Vater hatte mir ja vorhin angedroht, noch vorbeizukommen um mit mir über mein "Fehlverhalten" im Trainingsraum zu sprechen. Ich fühlte mich schon mies genug, ich wollte nicht erneut von ihm gesagt bekommen, wie unfähig ich war.
 

Schämte er sich, eine Tochter wie mich zu haben? Hatte sich Law einen kampfstarken Jungen gewünscht, der in die Fußstapfen seines Vaters trat? Hatte sich Law überhaupt ein Kind gewünscht, oder war ich ihm angehängt worden...? Wenn ich so eine Enttäuschung darstellte, wieso warf er mich dann nicht aus der Crew? Gegen meinen Willen traten Tränen in meine Augen. Ich musste dringend hier raus.
 

Ich überlegte, wie ich am Besten hier raus kam, ohne dass Bepo aufwachte. Würde ich ihn einfach zur Seite schieben, würde er aufwachen. "Was muss der auch direkt vor der Tür liegen!", knurrte ich.

Mein Blick schweifte durch den Raum, und blieb an der Spritze hängen, die Law mir vorhin verabreicht hatte. Sie lag auf dem Medizinschrank. Ich näherte mich dieser, und sah, dass in der dazugehörigen Ampulle noch die Hälfte drin war. Es schien sich um ein starkes Schlafmittel zu handeln. Ob ich Bepo damit...? Da er sowieso schlief, würde er es nicht bemerken und ich könnte aus meinem Gefängnis entfliehen..
 

Meine anfängliche Begeisterung für diesen Plan wich jedoch kurz darauf Zweifeln und Gewissensbissen. Aber was sollte schon schief gehen? Keiner würde es bemerken, da war ich mir sicher. Außerdem hatte Law mich damit vorhin doch sogar mehrmals ruhiggestellt.. Ich wollte Bepo ja nicht schaden, sondern nur seinen schlafenden Zustand verlängern und intensivieren.
 

Ich nahm mir eine saubere Spritze aus dem Schrank und zog diese mit dem Mittel auf. Dann trat ich vorsichtig auf Bepo zu. In Zeitlupentempo setze ich die Spritze an seiner Ellenbogeninnenseite an und injizierte ihm das Medikament. Zu meinem Pech schlug dieser gleichzeitig die Augen auf. Der anfänglichen Müdigkeit in seinen Augen wich sehr schnell Panik und Entsetzen, als dieser mich und mein Handeln bemerkte.
 

Sekunden später wirkte jedoch bereits das Mittel, und Bepos Augen fielen wieder zu. Auch wenn man ihm ansah, dass er gegen die Müdigkeit ankämpfte.
 

»Scheiße!« Panik breitete sich in mir aus. Dass Bepo aufwachte und mich sah, war nicht eingeplant gewesen. Ich schob ihn zur Seite und öffnete die Tür. Ich brauchte dringend frische Luft um nachzudenken. So lief ich in Richtung Deck. Auf der Hälfte des Weges verschwamm plötzlich meine Sicht und ich musste mich seitlich an die Wand lehnen. Ich schloss meine Augen und atmete tief durch. Als ich sie wieder aufschlug, war mir immer noch schwindlig. Langsam, aber beständig, setzte ich meinen Weg fort.
 

Fast hatte ich es bis zum Deck geschafft. Nur noch wenige Meter trennten mich von der Tür. Als diese sich abrupt öffnete und kein anderer als mein Vater eintrat.»Mist, Einen unpassenderen Moment hätte der sich nicht aussuchen können«! fluchte ich innerlich.

Law bemerkte mich nicht direkt, da er sich grade mit Penguin und Shachi unterhielt, die ihn über die Ereignisse während ihrer Wachschicht informierten. Erst, als die drei schon ein paar Meter gegangen waren, fiel Laws Blick auf mich und er sah mich erst mit Verwirrung an, dann wurde sein Ausdruck düster.
 

"Mina. Was machst du hier?", ertönte seine kühle Stimme, die laut in den Gängen widerhallte. Law kam mit schnellen Schritten auf mich zu. "Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt, dass du Bettruhe brauchst. Ich sagte doch, du sollst das Behandlungszimmer nicht verlassen. Du hast schon wieder meine Befehle missachtet. Hat Bepo etwa wieder nicht aufgepasst?"
 

Unbewusst drückte ich mich immer stärker gegen die Wand. Ich versuchte Laws Blick, der mich förmlich zu röntgen schien, auszuweichen, indem ich auf den Boden blickte.

Mein Schweigen auf diese Frage hin muss Law wohl seltsam vorgekommen sein, denn seine Augen verengten sich und er runzelte seine Stirn. "Mina, was verschweigst du mir?"
 

Da ich ihm nicht antwortete, packte er meinen Arm und zog mich mit sich in Richtung Behandlungszimmer. Wie ein Schraubstock legte sich sein Griff um meine Hand. Je näher wir dem Raum kamen, desto vehementer versuchte ich, mich aus seinem Griff zu lösen und stehenzubleiben. Law hingegen steigerte, je mehr ich mich wehrte, sein Tempo. Es schien ihm seltsam vorzukommen, dass ich nicht mit der Sprache rausrückte und abhauen wollte.
 

Am Raum angekommen, stieß er langsam die Tür auf und sah sich um. Sofort entdeckte er Bepo, der immer noch direkt neben der Tür lag und schlief. Law tat an diesen heran."Bepo?", flüsterte dieser. "Bepo?" Laws Stimme war lauter geworden.
 

Ich wusste, dass Law Bepo schon lange kannte und ihm diese Situation suspekt vorkommen musste. Das Bepo viel schlief, war kein Geheimnis. Normalerweise jedoch nicht so tief. Ich sah, wie sich Law zu Bepo herunterbeugte und Bepos Puls maß. Seine Stirn runzelte sich. Dann fiel sein Blick auf die Spritze, die ich fahrlässig neben Bepo auf dem Boden hatte liegen lassen. Ich sah, dass er eins und eins zusammenzählte und sich ein düsterer, fast schon geschockter Ausdruck auf seinem Gesicht abzeichnete.
 

Ruckartig stand mein Vater auf und rief Penguin und Shachi zu sich. Als er mich anblickte, war in seinen Augen nur Kälte und Wut, und auch Entsetzen. Panik machte sich in mir breit. Ich drehte mich um und lief. Doch ich kam nicht weit. Bereits nach wenigen Metern hörte ich Law "Room" rufen und es bildete sich eine blaue Kuppel um mich herum. Sekunden später befand ich mich wieder vor meinem Vater. Dieser packte mich am Kragen und drückte mich gegen die Wand. In diesem Moment hatte ich das erste Mal richtige Angst vor meinem Vater. "Mina, du hast deinen Nakama betäubt?! Was ist in dich gefahren?!, brüllte mich dieser an. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. Ich konnte mich nicht erinnern, dass er je so ausgerastet war. Dabei hatte ich mich doch nur nicht weiter einsperren lassen wollen. Hatte ich einen Fehler begangen?...
 

»Nein«, dachte ich, mein Vater behandelte mich doch auch nicht besser. Entschlossen hob ich meine beiden Hände und versuchte Laws Griff zu lockern, woraufhin dieser mich noch fester festhielt.

"Penguin, Shachi!", befahl er, "bringt sie in eine Arrestzelle, ich kümmere mich später um sie." Die beiden angesprochenen sahen ihren Captain überrascht an, gehorchten ihm aber und hielten mich fest. Scheinbar hatten sie die Situation nicht verstanden. Als ich von ihnen weggeführt wurde, sah ich, wie sich Law über Bepo beugte und erneut seinen Puls maß.

Der Weg zu den Arrestzellen zog sich ewig hin. Immer wieder warfen mir meine beiden Bewacher irritierte Blicke zu, ich hingegen sah stur geradeaus. Die Zellen wurden eigentlich nie benutzt, Law machte normalerweise keine Gefangenen und sie dienten höchstens manchmal als Ausnüchterungszellen, falls irgendein Crewmitglied mal viel zu tief ins Glas geschaut haben sollte und auf andere losging.
 

Bei den Zellen angekommen, blieben wir stehen. Shachi öffnete eine von diesen und Penguin führte mich hinein. Sie sahen mich fragend an, und Shachi sprach aus, was wohl beide grade dachten: "Mina, was ist passiert? Wieso lag Bepo am Boden, und warum lässt der Captain dich hier einsperren?" Die Verwirrung war deutlich aus seiner Stimme herauszuhören. Ich ignorierte ihn.
 

Nach ein paar Minuten des Wartens auf eine Antwort gaben die beiden auf, seufzten und schlossen die Zellentür ab, ehe sie den Gang verließen. Ich setze mich auf den Boden, zog meine Knie an und guckte ins Leere. Mit der Zeit fing ich an zu zittern, es war nicht gerade warm hier drin. Das war noch untertrieben, es war sogar arschkalt. Ich hätte mir jetzt Sorgen um Bepo machen, Gewissensbisse verspüren oder den Drang haben können, mich zu entschuldigen. Jedoch verspürte ich nichts davon. Ich fühlte sich einfach nur leer, einsam und ungeliebt. Ich dachte in dieser Nacht noch sehr viel nach. Mein Vater schien mich zu hassen, ich wurde von ihm benachteiligt und eingesperrt, und ich war schwach. Und wenn ich das richtig einschätzte, würde sich die Beziehung zwischen mir und meinem Vater in der Zukunft auch eher nur noch verschlechtern. Auch wenn mir das Leben als Pirat immer gefallen hatte, schien ich Laws Ansicht nach nicht hier hin zu gehören.
 

So fasste ich noch tief in der Nacht, während mir das sanfte Mondlicht durch ein Gangfenster ins Gesicht leuchtete und meine Zelle in ein gespenstisches Weiß tauchte, den Entschluss, dass ich schon bald dieses Schiff, und mit Law den letzten und einzigen Menschen, der mir früher mal etwas bedeutet hatte, verlassen würde.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Über Reviews würde ich mich sehr freuen ^-^ Komplett anzeigen

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