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Despair

von

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Broken Souls

Du bist jetzt fort
 

Doch ich möchte
 

Dass du weißt
 

Ich habe dich immer geliebt
 


 

Als der erste Schnee fiel
 

Hielt ich dich fest in meinem Arm
 

Wir sind nicht einsam
 

Solange wir uns haben
 


 

Der Winter kam und ging
 

Und nahm dich mit
 

Jetzt scheint die Sonne
 

Auch wenn ich es nicht sehen will
 


 

Du hast gesagt
 

Du wirst bis zum Ende
 

Bei mir sein
 

Dies ist das Ende
 

Ich bin allein
 

Es fällt mir immer noch schwer zu begreifen, wie du dich je in mich verlieben konntest und doch liegst du hier, neben mir, eng eingekuschelt an meiner Seite und ich versuche zu verstehen, wieso du nicht gehst. Mit einem leisen Aufseufzen lasse ich die Finger vorsichtig durch dein blondes Haar gleiten und hauche dir einen beruhigenden Kuss auf die Stirn, als du dich leicht zu regen beginnst - schlaf, du musst dich ausruhen. Oh Sui, wusstest du überhaupt, worauf du dich mit mir eingelassen hattest? Vermutlich nicht, ich kann immer noch dein erschrockenes Gesicht sehen, als wir uns zum ersten Mal trafen - ich zusammengeschlagen in einer Seitengasse und du hattest nach dem Klavierunterricht nur eine Abkürzung nach hause nehmen wollen. Jedoch anstatt weiter zu gehen, warst du stehen geblieben, als Einziger, hast dich nicht mal von meiner harschen Art davon abhalten lassen, mir zu helfen auf die Beine zu kommen. Allerdings wären mir fast die Augen herausgefallen, als ich gesehen hatte, wohin du mich brachtest. Das Haus schien so riesig zu sein, dass ich mir gar nicht hatte vorstellen wollen, wie viele Leute man darin wohl hätte unterbringen können. Du musstest wahnsinnig einsam sein, dass du einen Straßenjungen wie mich mit zu dir nachhause nahmst, ohne Angst zu haben, beklaut zu werden, aber du hattest mich nur angelächelt und gemeint, dass ich mir keine Sorgen machen sollte, weil niemand etwas mitbekommen würde. Und anstatt mich direkt wieder auf die Straße zu setzen hattest du direkt darauf bestanden, dass ich mit dir essen und mich ausruhen würde und ich weiß immer noch nicht, wieso ich dem schließlich auch nachkam - vielleicht war es deine offene, ehrliche Art, welche es mir erlaubte, nach all den Jahren wieder Vertrauen zu fassen oder die Tatsache, dass du mich nicht hattest liegen lassen, wie einen dreckigen Straßenköter. Danach hatte es Wochen gedauert, bis wir uns wieder sehen konnten - es war eher Zufall, der uns erneut zusammen brachte, als Absicht. Ich war dabei, ahnungslosen Passanten das Geld aus der Tasche zu ziehen, als du plötzlich vor mir standest und ehe ich darüber hatte nachdenken können, hattest du mich in ein Café entführt und wenig später saßen wir uns mit Kaffee schweigend gegenüber. Meine kleine Prinzessin. Wusstest du überhaupt, wie gefährlich ich bin? Vermutlich nicht, sonst hättest du dich nie auf mich eingelassen.
 

Dass wir uns danach wieder sahen, war nicht geplant gewesen, aber ich merkte bereits, dass es mich freute, dich zu sehen, deine Stimme zu hören. Dich in den Armen halten zu können. Du warst der erste Mensch seit langer Zeit, der mich damals in den Arm genommen hatte und es war so unglaublich schön gewesen. Vielleicht war damals meine Schutzmauer bereits am Einstürzen gewesen, vielleicht war es auch erst bei unserem nächsten Treffen passiert - ich könnte nicht mal alles aufzählen, wenn ich es wollen würde - es ist zu viel passiert seit damals, viel zu viel. Wir sind beide durch die Hölle gegangen und haben überlebt und mittlerweile kann ich mir ein Leben ohne dich einfach nicht mehr vorstellen auch wenn es mir wahnsinnig Leid tut, dass du alles verlieren musstest. Zuerst deine Eltern, dann dein Zuhause und anschließend dein Geld. Wer hätte auch gedacht, dass dein Vater so bescheuert gewesen war, sich mit den Yakuza anzulegen? Es war nur logisch, dass diese hatten handeln müssen auch wenn ich mir immer noch Vorwürfe mache, dass ich es dir nicht hatte ersparen können. Die Arbeit für die Yakuza hatte dich verändert mit den Jahren, dich jeden Monat ein bisschen kälter werden lassen. Als wir uns wieder getroffen hatten, warst du ein eiskalter Killer - komplett emotionslos in einer Starre gefangen aus der ich dich nur mit sehr viel Mühe befreien konnte.
 

Es wäre falsch zu behaupten, dass wir auf der Flucht sind, denn es gibt nichts mehr, vor dem wir uns fürchten müssten. Der Yakuzaclan wurde komplett ausgelöscht, es gab keine Überlebenden - niemanden, der erzählen könnte, dass du doch viel lebendiger bist, als du wirken möchtest. Natürlich hat die Zeit ihre Spuren hinterlassen, die Narben in deinem Gesicht werden nie wieder verschwinden, genau so wenig wie diese, welche schwer auf deiner Seele lasten. Aber ich habe dich wieder und das ist alles was zählt. Vielleicht war es damals falsch, dich zu küssen - es war die einzige, logische Reaktion, welche mir eingefallen war, anstatt mich erschießen zu lassen. Seufzend werfe ich einen Blick auf den Riss in der Mauer schräg gegenüber der alten Matratze, welche uns mittlerweile als Lager dient. Es ist fast Zeit dich zu wecken und mit einem müden Lächeln drehe ich den Kopf, um dir einen Kuss auf die Lippen zu hauchen und leise deinen Namen zu wispern. Du hast mir so sehr gefehlt, Sui. Ist es verrückt, dass du mir so viel bedeutest? Sicherlich, wir kannten uns eigentlich kaum, aber seit ich dich aus den Fängen der Yakuza befreien konnte, kleben wir aneinander und ich werde den Teufel tun und dich wieder gehen lassen. Dafür liebe ich dich viel zu sehr - oder ist es Abhängigkeit? Was treibt mich immer wieder zu dir zurück? Ich weiß es nicht, nur dass ich ohne dich nicht mehr leben kann oder will. Meine wunderschöne Prinzessin.
 

Lachend beobachte ich dich, es ist absolut faszinierend, was alles deine Aufmerksamkeit fesseln kann - im Moment sind es ein paar Mäuse, welche nur wenige Meter entfernt an einem Stück Brot nagen, welches du doch erst dort platziert hattest - der Grund, wieso du auf dem Boden liegst und nicht auf dem Bett neben mir. „Von da unten kannst du die Sonne doch gar nicht sehen.“ Nur kurz siehst du zu mir auf um mir ein Lächeln zu schenken und dann mit den Schultern zu zucken. „Ich weiß.“ Das einzige Fenster hier drin ist weit oben in der Mauer eingelassen, aber vom Bett aus kann man hinaus sehen und erkennen, dass es ein wunderschöner Tag ist - blauer Himmel, strahlender Sonnenschein. Zum Kotzen. „Warum änderst du es nicht?“ Ich seufze leise auf, klopfe einladend auf das Bett neben mir und schmolle, als du mich eiskalt ignorierst, um den Mäusen wieder deine Aufmerksamkeit zu widmen. „Weil ich nicht will.“ Seufzend werfe ich noch einen Blick aus dem Fenster, dann wieder zu dir - du scheinst so in Gedanken versunken zu sein, dass ich mir absolut nicht sicher bin, ob meine Worte überhaupt bei dir ankommen können. „Aber ich dachte, du liebst die Sonne.“, bringe ich schließlich trotzdem leise über die Lippen, verschränke die Arme vor der Brust - ob ich heute noch Aufmerksamkeit von dir bekomme? Jedoch keuche ich im nächsten Moment erschrocken auf, als du dich mehr oder weniger vom Boden aus direkt auf mich stürzt und nur zu gerne erwidere ich den hungrigen Kuss in welchen du mich zu verwickeln suchst - habe ich je erwähnt, wie sehr ich deine weichen Lippen liebe? Sie scheinen sich mir perfekt anzupassen, dass ich jedes Mal erneut dahin schmelzen könnte - wieso wirkt es, als ob dein ganzes Sein nur auf mich ausgerichtet ist, Sui? Wir kennen uns doch überhaupt nicht. Und trotzdem liegen wir hier, küssen uns als gäbe es kein Morgen mehr. „Ich liebe dich auch, Hazuki.“ Deine Worte lassen mein Herz nur noch etwas höher schlagen und blitzschnell habe ich mich mit dir gedreht um dich auf die Matratze zu pinnen, lasse die Finger bereits unter dein zerrissenes Shirt schlüpfen. „Dann solltest du mir wohl zeigen, wie sehr.“ Deine Antwort besteht aus einem Lachen, bei welchem ich direkt schmelzen könnte und während du seufzend den Kopf in den Nacken sinken lässt um mir deine ungeschützte Kehle zu präsentieren, lecke ich mir langsam die Lippen - ob du eine Ahnung hast, was du damit in mir auslöst? Es ist nie besonders klug ein Raubtier zu reizen und doch scheinst du jederzeit nur zu gerne erneut mit dem Feuer zu spielen. Kurz noch zögere ich, bevor ich zubeiße, meine Zähne in der weichen Haut vergrabe um dir ein mehr als nur deutliches Mal zu verpassen. Du gehörst mir, an meine Seite. Für immer.
 

Wenn es nur so hätte bleiben können. Mit einem traurigen Lächeln erhebe ich mich von der Matratze, schließe für einen Moment die Augen um den Schwindel zu vertreiben, der mich zu überfallen droht. Vielleicht sollte ich weniger trinken, aber seit ich dich verloren habe, erscheint mir das ganze Leben so schrecklich sinnlos. Denn anstatt dich retten zu können, habe ich damals zusehen müssen, wie du in meinen Armen verblutet bist und es war nicht ich, der dir diese verdammte Kugel verpasst gehabt hatte. Es war nur eine Auseinandersetzung zwischen Kleinkriminellen gewesen, du zur falschen Zeit am falschen Ort und ich mit den falschen Leuten unterwegs. Wie ich seitdem überlebt habe, weiß ich nicht mehr - jeder Tag scheint mir sinnlos und verschwommen, als würde ich ihn wie durch einen Nebel hindurch betrachten. Ich hatte dich doch gerade erst wiedergefunden. Es war so schwer gewesen für mich, mir meine Gefühle einzugestehen und als ich es getan hatte, wurdest du mir bereits wieder entrissen - ich erinnere mich an dein erstauntes Gesicht - unseren letzten Kuss. Sicherlich hatten wir davor bereits viele Küsse geteilt und waren uns auch anderweitig näher gekommen, hattest du mir doch deine Unschuld geschenkt aber rückblickend scheint nichts davon genug gewesen zu sein. Schniefend wische ich mir über die Augen, wann habe ich angefangen zu weinen? Ein kurzer Blick zurück aufs Bett - natürlich, ich bin allein, wie immer. Dass ich dich gerettet habe, spielt sich nur in meinem Kopf ab, die Wunschvorstellung, dass du deinen Wunden nicht erlegen wärst, sondern ich dich schwer verletzt in Sicherheit bringen konnte, ebenfalls. Es ist so viele Jahre her und trotzdem schmerzt es immer noch wie am ersten Tag. Wie in dem Moment in dem ich dich verloren hatte, gezwungen war, zuzusehen, wie das Licht deine Augen verließ. Meine kleine Prinzessin. Wir hätten noch so viele Jahre vor uns haben können, wir hätten zusammen glücklich werden und das Land verlassen können. Aber das Schicksal meinte es wohl anders. Ob es nicht ganz so grauenvoll schmerzen würde, wenn wir uns nie nahe gekommen wären? Aber diese Gedanken sind blanker Unsinn - hätte ich dich nie getroffen, würde mir ein wichtiger Teil meines Lebens fehlen - wäre ich wohl nicht mehr am Leben. Müde schließe ich die Augen - zehn Jahre sind mehr als genug. Zehn Jahre ohne dich an meiner Seite, niemand konnte es schaffen, die Lücke in meinem Herzen zu füllen, noch dass ich je irgendwem die Chance dazu gab. Mit deinem Tod hattest du meine Seele mit dir genommen und ein schwarzes Loch dort hinterlassen, wo mein Herz hätte sein sollen.
 

Kopfschüttelnd vergrabe ich das Gesicht in den Händen - es ist genug. Bisher hatte es nie jemanden gekümmert, dass ich am Leben war, wieso sollte es jetzt jemanden kümmern, dass ich es beenden möchte? Nur kurz werfe ich einen Blick auf dein Bild, welches auf meinem improvisierten Nachttisch steht - eine Obstkiste, die ich irgendwann mal hatte mitgehen lassen - du wirkst so fröhlich darauf und dein Lächeln scheint mich magisch anzuziehen. Du warst so wunderschön. Und trotzdem bist du von mir gegangen, dabei warst du der Einzige, dem ich glaubte, dass er mich nie im Stich lassen, dass er auf ewig an meiner Seite bleiben würde. Kopfschüttelnd lasse ich mich zurück auf die Matratze sinken, nachdem ich die kleine Kiste vom Fußende geholt habe, atme tief durch. Wieso war das Schicksal so grausam zu uns? Ich hatte ja versucht, dich stolz zu machen - mir einen ordentlichen Job besorgt, aber nach einem Jahr begann ich dich überall zu sehen, es war mir unmöglich einen Fuß vor die Tür zu setzen, ohne wahnsinnig zu werden und zu weinen und irgendwann warst du einfach nur noch überall. Also hatte ich gekündigt, mein Geld genommen und war abgehauen, zurück in die Stadt, in welcher wir uns zum Allerersten Mal gesehen hatten, zurück in die Gosse. Es war nicht mal ungewohnt, wieder nach Essen zu betteln und zu stehlen, es war als hätte mir dieser Teil meines Wesens nie vollständig gefehlt. Aber es verging kein Tag an dem ich nicht an dich gedacht hatte. Wie gerne ich dir doch ein Grab ausgehoben gehabt hätte - aber die Sanitäter, welche mich mit Gewalt von deinem kalten Körper hatten reißen müssen, hatten sich uneinsichtig gezeigt - du hattest keine lebendige Verwandtschaft mehr, wir waren nicht dazu berechtigt, wie ein verheiratetes Paar behandelt zu werden und niemand hatte mir glauben wollen, dass wir zusammen gehörten. Sie hatten dich weg gebracht und mich allein zurück gelassen, nur dem Schock war es zu verdanken, dass ich nicht auf die Sanitäter losgegangen war, hatten sie mir doch das kostbarste im Leben genommen. Dich. Mit einem leise Summen öffne ich schließlich die Schachtel, lasse die Finger kurz über den kalten Stahl gleiten - es ist nicht die gleiche Waffe, welche dich traf, aber mit dieser Waffe habe ich bereits so viele Menschen getötet. Jeden, der dafür verantwortlich war, dass du mir genommen wurdest - überlebt habe ich es jedes Mal, dabei war es mir völlig gleichgültig, ob ich dabei drauf gehe oder nicht. Mit einem leisen, verzweifelten Lachen nehme ich ein letztes Mal dein Bild in die Hand, um dich zu küssen, bevor ich es neben mir aufs Bett lege. „Ich liebe dich, Sui.“ Die Welt verschwimmt vor meinen Augen, als ich den Abzug betätigte - vielleicht wenn das Schicksal uns gnädig ist werden wir zusammen wiedergeboren? Hoffentlich in einem besseren Leben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2016-09-15T17:59:40+00:00 15.09.2016 19:59
Q______________________Q
-schluchz-
Du bist scheiße xD
-schnief-
Die Beiden hätten doch gemeinsam so glücklich werden können ;______________;
Antwort von:  Last_Tear
15.09.2016 20:08
Hätten xD Sollten sie aber nicht weil ich gemein bin xD
Von:  Koichi_Bambi
2016-09-15T10:50:09+00:00 15.09.2016 12:50
Du findest es geil mich zum weinen zu bringen, oder? XD

Richtig schön geschrieben und omg Hazuki tut mir einfach so leid q.q""
Antwort von:  Last_Tear
15.09.2016 13:10
Wenn du so fragst - ja xDD *knuddel* *Taschentücher geb* <3

Freut mich - mir tat er auch etwas Leid beim Schreiben, aber was sein muss, muss sein x.x"
Antwort von:  Koichi_Bambi
15.09.2016 13:12
Merk schon xD *reknuddel* *schnäuz* Danke uwu <3

Jaaaa T_____T trotzdem sehr tolle Story >ω>


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