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Schwarzer Komet

Drachengesang und Sternentanz - Teil 1
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Dieses Kapitel hier ist mal wieder etwas kürzer, aber ich wollte keine der nachfolgenden Szenen hier mit rein ziehen und hätte ich dieses Kapitel ins vorherige mit rein gestopft, wäre es auch zu lang geworden - zumal die beiden Szenen aus dem Kapitel zu zweit besser da gestanden haben, finde ich. Von daher... ist halt so? Das nächste Kapitel wird schon wieder länger werden.

Ansonsten kann ich nicht viel hierzu sagen. Es ist eigentlich nur ein Überleitungskapitel - und zwar bei beiden Szenen. An die zweite Szene werde ich im nächsten Kapitel auch gleich anknüpfen, versprochen!

An dieser Stelle möchte ich auch mal Werbung für eine andere - ausgezeichnete - Fairy Tail FF machen: The Dragon Blade von Arianrhod-. Ebenfalls Fantasy, ebenfalls sehr lang, aber super spannend und auch mit süßen Pairing-Momenten, vielen schönen Broship-Momenten, kleinen Witzeleien, packenden Kämpfen, anschaulichen Beschreibungen... kurz und gut: Rundum perfekt! Diese FF ist letztendlich mein Anreiz gewesen, selbst eine große FT-Fantasy-Story zu schreiben. Lest sie, lasst einen Kommentar oder einen Stern da. Darüber würde ich mich riesig freuen!

Viel Spaß beim Lesen dieses Kapitels - und der anderen Fic - und vielen Dank im voraus für jeden Kommentar!
LG
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Der Weg, auf dem sie sich einer neuen Herausforderung stellen mussten

Frustriert stapfte Romeo hinter Gajeel her durch den weichen Wüstensand und starrte den Sack an, den Gajeel sich über die Schulter gelegt hatte und der lediglich vier große Wurzelknollen enthielt. Vier Knollen und das, obwohl sie einen halben Tag lang gesucht hatten!

Es war im Grunde nicht weiter überraschend. Laut der Karte war das nächste Wasserloch zwei Tagesreisen von hier entfernt – und es war nun, während der Dürrezeit, auch so gut wie ausgetrocknet, wenn die Hinweise auf der Karte noch aktuell waren. Sie befanden sich hier in einem vollkommen trockenen Wüstengebiet, das nur von Basilisken und hoch spezialisierten Wüstentieren bewohnt wurde – und früher auch von den Golems. Nicht einmal die Wüstennomaden hatten hier jemals lange Fuß fassen können, nachdem es ihnen gelungen war, die Golems zu vernichten.

Mit gemischten Gefühlen beobachtete Romeo, wie die Felswände der Golemschlucht näher rückten. Noch immer war er fasziniert von diesem Labyrinth, aber unter den gegebenen Umständen wünschte er sich, mit den Anderen ganz woanders zu sein.

Unter Wendys Pflege besserte sich Yukinos Zustand langsam, aber sowohl Wendy als auch Yukino brauchten für diesen komplizierten Heilungsprozess viel Wasser. Gleichzeitig brauchten aber auch Gajeel und Romeo Wasser, um bei Kräften zu bleiben, denn sie konnten im Gegensatz zu Aki nicht auf das Blut der erbeuteten Geier zurückgreifen.

Deshalb waren sie heute bei Morgengrauen, als es noch nicht so brütend heiß gewesen war, aufgebrochen, um die Wasser speichernden Wurzelknollen zu finden. Doch selbst mit Gajeels schärferen Drachenreitersinnen hatten sie nur so eine geringe Ausbeute erzielt und jetzt in der Mittagshitze wäre es unvernünftig, ihre Suche fortzusetzen.

Auch wenn Romeo wohl, ohne zu lügen, behaupten konnte, dass er sich weitgehend an das Wüstenklima gewöhnt hatte und nun wusste, wie er damit umgehen konnte und musste, er war doch erleichtert, als sie in den Schatten der Golemschlucht eintraten. Er musste an seine Heimat denken. In den Bergen von Cait Shelter hielt jetzt auch der Sommer Einzug. In dieser Zeit war es selbst so hoch im Norden mitunter brütend heiß, aber dort wehte wenigstens fast immer ein Lüftchen und selbst für Romeos normale Menschennase war die Bergluft erfüllt von lebendigen Gerüchen nach Pflanzen und Tieren. Hier jedoch tat sich so gut wie gar nichts. Zumindest nichts, was auch tatsächlich Linderung versprochen hätte. Mehr noch als die kühlende Luft vermisste Romeo das satte Grün der Wälder und Almen, das Grau der Hohen Gipfel, akzentuiert mit den ganzjährigen Schneekuppen, die schillernden Farben der Ziegel in Romeos Heimatstadt…

Der junge Krieger schüttelte den Kopf, um seine Gedanken zu klären und sich wieder auf seine Umgebung zu konzentrieren. Er hatte keine Zeit für Heimweh. Auch wenn es hier vollkommen ruhig war, befand er sich immer noch in einem Kriegsgebiet!

Der Gedanke an den Krieg verdüsterte Romeos Stimmung gleich noch mehr. Seine Freunde waren irgendwo nördlich der Golemschlucht, einige bei Jadestadt, einige in Sabertooth und einige hoffentlich bald bei Zirkonis’ Höhle. Romeo hoffte inständig, dass es ihnen allen gut ging, aber die Tatsache, dass er eben darüber keine Gewissheit hatte, wurmte ihn. Beinahe bereute er, dass er sich für die Suche nach Yukino gemeldet hatte. Ein Gedanke, für den er sich im nächsten Moment selbst schalt.

„Verfluchte Golems“, knurrte Gajeel und blieb an einer Kreuzung stehen.

„Wir müssen da lang.“ Ohne zu zögern, ging Romeo an dem Bosco vorbei und schräg nach rechts.

Zwar könnte er nicht behaupten, dass er die Golemschlucht in- und auswendig kannte, aber er hatte ein gutes Gefühl für sie entwickelt. Akis Bereitwilligkeit gestern Abend, ihn hier herum zu führen, während Wendy sich um Yukino kümmerte, hatte ihm sehr geholfen.

Im Gegensatz zu Gajeel, der den Wolfsdämonen mit seiner typisch sturen Gleichgültigkeit entgegen trat, verstand Romeo sich blendend mit dem Jüngeren. Aki war vorlaut und dreist, schien ständig in Bewegung sein zu wollen, aber er war auch gesellig und redselig. Im Großen und Ganzen wirkte er wie ein ganz normaler Junge auf der Schwelle zum Erwachsenwerden. Würde er nicht so unbekümmert mit seinem wahren Naturell umgehen, könnte man ihn für einen gewöhnlichen Menschen halten.

Dabei konnte Romeo sich nicht vorstellen, dass Aki bei den Wüstennomaden immer herzlich aufgenommen worden war. Gewiss, es musste dort Leute geben, die den damals noch völlig schutz- und wehrlosen Welpen gerettet und für ihn gesorgt hatten, aber nach allem, was Romeo wusste, hatten die Wüstennomaden Generationen lang Kriege geben Dämonen geführt. Vorrangig zwar gegen die Golems, aber soweit Romeo sich an seinen Unterricht bei Meister Roubaul erinnerte, hatten die Wolfshetzen in ganz Fiore stattgefunden. Er glaubte nicht, dass die Wüstennomaden da eine Ausnahme darstellten. Beim Freien Volk musste Aki auf viel Ablehnung und Misstrauen gestoßen sein, aber offensichtlich nicht bei Sting und Rogue, sonst hätte er nicht so positiv auf ihre Namen reagiert.

Dasselbe galt auch für Toraan. Ihr war auch bei weitem deutlicher als Aki anzumerken, dass sie keine leichte Kindheit bei den Wüstennomaden gehabt hatte. Sie war ruhiger, beinahe reserviert, initiierte selten von sich aus ein Gespräch mit den drei Menschen, die seit gestern in der Golemschlucht waren. Allerdings verwandte sie schon seit Tagen einen wohl nicht unerheblichen Anteil ihrer Kräfte darauf, dafür zu sorgen, dass kein Dämon Yukino riechen konnte, und sie hatte gestern auch einige besorgte Fragen nach Minerva, Sting und Rogue gestellt. Inmitten aller Feindseligkeiten hatte auch sie Freunde bei den Wüstennomaden gefunden, die ihr wichtig genug waren, um sich in einen Vernichtungskrieg einzumischen.

Als sie in die Höhle eintraten, die Aki und Toraan als Versteck für Yukino auserkoren hatten, blieb Romeo wieder stehen, um seinen Augen die Gelegenheit zu geben, sich an die dämmrigen Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Sobald er endlich wieder normal sehen konnte, erkannte er, dass sich nichts geändert hatte, seit er heute früh mit Gajeel aufgebrochen war.

Yukino war immer noch bewusstlos und Toraan wirkte immer noch – oder schon wieder – ihre Sandmagie. Aki döste in einer der Nischen, eine Hand auf seinem Bauch. Vielleicht war seine Jagd nach Geiern erfolgreicher gewesen als Gajeels und Romeos Suche nach Wasserknollen. Wendy saß neben Yukino und flößte dieser gerade einen Sud ein. Allem scheinbaren Frieden zum Trotz entging Romeo nicht, dass Toraan die Flasche in Wendys Hand mit Misstrauen beäugte.

Dass Golems anfällig für Wasser waren, war weithin bekannt. Kamen sie mit Wasser in Kontakt, hatte es denselben Effekt, als wenn ein normaler Mensch sich mit Feuer verbrannte. Und so wie ein Mensch an Verbrennungen zugrunde gehen konnte, konnten Golems durch Wasser verenden. Es hatte damit zu tun, dass sie als Dämonen mehr aus Sand und Stein als aus Fleisch und Blut bestanden. Im Grunde war es schon ein Wunder, dass Toraan als Halbdämonin existierte und so alt geworden war. Die meisten Halbgolems, über die man Bescheid wusste, waren aufgrund ihrer inneren Widersprüchlichkeit schon im Säuglingsalter gestorben.

Diese eine große Schwäche war es schließlich auch gewesen, die den Wüstennomaden langsam aber sicher zum Sieg verholfen hatte. Es hatte viele Zyklen gedauert und viele Opfer gebraucht, aber die zahlenmäßig ohnehin nie stark vertretenen Golems waren nach und nach weiter von ihren Feinden dezimiert worden.

Ob es heute noch irgendwo Golems außer Toraan gab, war fraglich. Romeos Einschätzung nach könnten sie sich höchstens noch weiter im Süden aufhalten, aber da erstreckte sich nur noch das Weite Land, ein unendliches Areal, das einzig und allein aus Sand bestand. Niemand wusste, wie weit es sich in den Süden erstreckte. Jene, die versucht hatten, es zu ergründen, waren entweder nach mehreren Monden entmutigt zurückgekehrt oder gar nicht.

Behutsam ließ Wendy Yukinos Kopf wieder sinken und blickte dann zu Gajeel und Romeo auf. „Wart ihr erfolgreich?“

„Leider nicht wirklich“, seufzte Romeo und deutete auf den Sack, welchen Gajeel nun zu Boden fallen ließ. „Damit halten wir nicht lange durch.“

„Wir müssen weiter ziehen“, knurrte Gajeel und ließ sich in einiger Entfernung zu Toraan nieder, um damit zu beginnen, eine der Knollen zu zerkleinern und die Fruchtstücken über einer Schale auszupressen. „Kann Yukino transportiert werden?“

„Gebt mir noch einen oder zwei Tage, bis ich ihre Wunden verschlossen habe“, bat Wendy. Die magere Ausbeute schien für sie überzeugend genug zu sein, um Gajeel nicht widersprechen zu wollen, obwohl Romeo sich sicher war, dass sie Yukino normalerweise lieber erst dann bewegt hätte, wenn diese wieder bei Bewusstsein war.

„Wohin wollt ihr mit ihr?“, fragte Toraan mit einem Stirnrunzeln. „Bis nach Sabertooth ist es zu weit und wenn die Dämonen nicht auch noch das beeinflusst haben, befinden sich in diesem Gebiet immer noch viele Basilisken.

„Das Risiko werden wir eingehen müssen“, erwiderte Romeo mit einem Schulterzucken und gesellte sich zu Gajeel, um es ihm gleich zu tun und ebenfalls eine der Wasserknollen zu bearbeiten. „Wir können nicht hier bleiben. Wir brauchen alle Wasser.“

„Dann zieht zur Zuflucht“, mischte Aki sich ein, der auf einmal aufrecht in seiner Schlafnische saß. „Toraan und ich können euch hinbringen, damit sie euch rein lassen. Die Quelle dort führt auch in der Dürrezeit genug Wasser. Mit dem Sandschlitten sind das zwei bis drei Tage dorthin, anderthalb, wenn ihr die Nacht hindurch fahrt. Wir können euch ja führen.“

Aus dem Augenwinkel bemerkte Romeo, wie Gajeel das Gesicht verzog. Er konnte nur raten, aber er vermutete, dass der Eisenmagier lieber direkt nach Sabertooth zurückgefahren wäre. Ob er sich Sorgen um Juvia machte? Oder wollte er einfach den Wüstennomaden aus dem Weg gehen? Er schien sich allgemein lieber von Menschenansammlungen fernzuhalten. In Heartfilia war er auch immer in Sternheim geblieben und er hatte nicht unbedingt glücklich gewirkt, als sie Sabertooth erreicht hatten. Allerdings hatte er sich in Malba unter die Menge der Gläubigen gemischt, um Levy zu beschützen, und im Sandpalast hatte er Levy auch begleitet…

Für einen Moment zuckten Romeos Mundwinkel unkontrolliert, ehe er sich wieder im Griff hatte. Vielleicht lag es nicht nur an Juvia, dass Gajeel so schnell wie möglich wieder nach Sabertooth zurück wollte…?

„Aber wie transportieren wir Yukino?“, wandte Wendy leise ein.

Romeo rief sich selbst zur Ordnung und konzentrierte sich wieder auf das Hier und Jetzt. „Vielleicht kann ich zwei Sandschlitten irgendwie zusammenzimmern, sodass wir eine Ladefläche haben, auf der Yukino liegen kann… Gibt es hier irgendwo Baumaterial?“, fragte er Toraan.

Als die Dämonin den Kopf schüttelte, wollte er bereits das Gesicht verziehen, aber Akis lautes Klatschen ließ ihn aufblicken.

„Kein Problem, Leute! Ich werde Yukino tragen.“

DU?!“, schnaubte Gajeel abfällig. „Wie willst du dünnes Hemdchen das denn schaffen?“

Ein wölfisches Grinsen verzerrte Akis jugendliche Gesichtszüge und zu Romeos Überraschung zierte auch Toraans Gesicht ein amüsiertes Lächeln.

Und dann begriff Romeo es auch: Als Mensch mochte Aki schlaksig und klein aussehen, aber er war ja kein Mensch
 

„Die sind echt zäh.“ Seufzend hielt Sting seine Nase in die Luft und verzog sogleich das Gesicht. „Und dank ihres Gestanks kann ich Zirkonis nicht riechen.“

Neben ihm mühte Lucy sich damit ab, ihre langen Haare mit den Fingern zu durchkämmen. In den letzten Tagen seit dem Beginn der Verfolgung durch die Dämonen hatten sie immer nur kurze Pausen gemacht, die kaum für mehr Zeit ließen als für Schlafen und Essen. Körperpflege kam da deutlich zu kurz. So wie Sting es mittlerweile aber von ihr erwartete, beklagte Lucy sich nicht darüber. Sie hielt tapfer durch und Sting hatte sogar den Eindruck, dass sie kräftiger wurde. Anscheinend gewöhnte sie sich an die täglichen Gewaltmärsche und das Klettern und die viel zu kurzen Pausen. Sie schaffte es sogar, während der Pausen weiterhin mit Rogue ihr Bosco zu üben und ihre Ausrüstung zu überprüfen.

„Wie weit sind wir noch von der Höhle entfernt?“

„Einen Tagesmarsch, vielleicht zwei, wenn wir weiterhin Umwege laufen“, erklärte Rogue, der sich bereits den Tagelmust band. „Vielleicht sollte ich heute Nacht noch mal…“

„Nein!“, schnappte Lucy und bohrte Rogue den Finger in die Brust. „Beim letzten Mal haben sie dir aufgelauert!“

Rogues Augen funkelten trotzig und für einen Moment erwartete Sting, dass sein Partner sich tatsächlich auf eine Diskussion einlassen würde. Als er jedoch schicksalsergeben mit den Schultern zuckte, kicherte Sting. Beim Unsterblichen, Lucy war phänomenal! Sie mochte sich gerade wie eine Furie aufführen, aber in Wahrheit machte sie sich einfach Sorgen um Rogue, für den es beim letzten Mal tatsächlich knapp gewesen war. Sting hatte es selbst mit der Angst zu tun bekommen, als sein Partner gestern reichlich angeschlagen ins Lager zurück gekommen war.

„Wenn das so weiter geht, holen sie uns bei der Höhle ein“, gab Rogue zu bedenken und warf Sting einen säuerlichen Blick zu.

„Da wir dort sicher schon erwartet werden, kommt es darauf auch nicht mehr an“, erwiderte Lucy und flechtete ihre Haare schnell zu einem Zopf.

Als Rogue zustimmend nickte, blickte Sting verwirrt zwischen den Beiden hin und her. „Habe ich etwas verpasst?“

Mit dem gleichen Lehrergesicht, das auch Levy immer bei ihren Ausführungen aufgelegt hatte, hob Lucy zwei Finger. „An der Höhle erwarten uns entweder weitere Dämonen oder Zirkonis. Die Höhlengebundenen von Tartaros hatten genug Zeit, sich kundig zu machen. Sie haben ja auch versucht, euch aus dem Verkehr zu ziehen, also müssen sie darüber Bescheid wissen, dass ihr Drachenreiter seid. Unter Garantie wissen sie auch von Zirkonis, also werden sie ihn sicher angreifen, womöglich sogar einer der Höhlengebundenen persönlich. Wenn Zirkonis nicht in seiner Höhle ist, dann leben diese Dämonen wohl noch, wenn doch, sind sie gewiss schon tot.“

„Das ergibt Sinn“, murmelte Sting und rieb sich den Hinterkopf.

Lucys Mundwinkel zuckten kurz, aber dann wurde die Fürstin sofort wieder ernst. „Vielleicht ist es besser, wenn wir uns jetzt den Dämonen stellen, die uns verfolgen. Sonst fallen sie uns später in den Rücken, wenn wir gegen die Anderen kämpfen.“

„Hast du schon an einem Kampf auf Leben und Tod teilgenommen?“, fragte Rogue mit einem besorgten Stirnrunzeln.

„Einmal…“ Lucys Blick trübte sich. „Damals war ich allein und bereits von der Flucht erschöpft. Und Gemini und ich hatten zuvor unsere Waffen getauscht. Ich hatte keine Chance…“

Sting tauschte einen Blick mit Rogue. Anscheinend redete Lucy von der Gefangennahme durch die Söldner von Avatar.

„Du hast noch nie getötet?“, fragte Rogue behutsam nach.

Zu Stings großer Verwirrung zuckte Lucy mit den Schultern. „Ich kann mich immer noch nicht an alles erinnern, was damals im Moor passiert ist. Ich weiß noch, dass ich zwei verletzt habe, bevor ich entwaffnet wurde. Der Mann, der mich danach festgehalten hat, wollte mich töten. Er hat mich für einen Geist gehalten und dafür gehasst…“

Lucy rieb sich fröstelnd die Unterarme. Sting musste daran denken, wie er damals inmitten dieser Fanatiker gestanden hatte, die nach Lucys Tod gelechzt hatten. Auch heute noch wurde ihm bei der Erinnerung daran übel. Überrascht sah er auf, als Rogue eine Hand auf Lucys Schulter legte. Auch die Fürstin schien verblüfft, doch dann schlich sich ein warmes Lächeln auf ihre Lippen und sie legte ihre Hand auf Rogues.

„Dieses Mal wird es anders laufen“, erklärte sie energisch. „Dieses Mal habe ich meinen Rapier und ich bin fit.“

„Und du bist nicht allein“, fügte Sting stolz grinsend hinzu.

„Also wollen wir es wagen?“, fragte Rogue ernst. „Sie sind immer noch in der Überzahl.“

„Das macht nichts, wir sind stärker und klüger als diese Dämonen“, erwiderte Sting großspurig.

„Zumindest ein bisschen“, sagte Rogue trocken und seine Augen funkelten belustigt. Lucy neben ihm kicherte leise.

„Hey! Wenn du mich weiter ärgerst-“

In der Ferne erklang ganz leise ein vertrautes und doch fremdes Geheul. Sting unterbrach seinen schmollenden Protest und wirbelte herum, den Säbel in derselben Bewegung aus dem Gürtel ziehend, den Kopf zum angestrengten Lauschen schräg gelegt. Rogue hatte seine schlanke, dunkle Bosco-Klinge genauso schnell gezogen und nur ein Augenblinzeln später hielt auch Lucy ihren Rapier in der Hand.

„Von wo kommen sie?“, fragte sie angespannt und mit gedämpfter Stimme. „Das können doch nicht die Dämonen sein, die uns bisher verfolgt haben.“

„Sind sie auch nicht. Die kommen von der Höhle und sie riechen anders“, erklärte Rogue ruhig, aber Sting spürte, wie sein Partner näher an ihn heran rückte.

Stings Rechte schloss sich fester um den Griff seines Säbels, so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. In seinem Inneren schien sich etwas zu verknoten.

„Ich dachte, es gäbe nur noch einen in der Stillen Wüste“, murmelte er zähneknirschend.

„Was sind das für Dämonen?“, wollte Lucy beunruhigt wissen.

„Solche von der schnellen und starken Sorte“, antwortete Rogue und stellte sich so hin, dass sie ein Dreieck bildeten und einander Deckung gaben.

Vor Stings Augen tauchte ein jugendliches Gesicht auf, die Lippen zu einem breiten Grinsen verzogen, die Augen abenteuerlich funkelnd, die schwarzen Haare wild in alle Richtungen abstehend. Noch jemand, über dessen Verbleib Sting seit Ausbruch des Kriegs nichts wusste.

Als Rogues Ellenbogen seinen berührte, drehte Sting den Kopf. Die roten Augen waren ruhig und zuversichtlich und vertrauensvoll und die schmalen Lippen hoben sich zu einem beruhigenden Lächeln.

Sting musste unwillkürlich selbst lächeln. Er schüttelte die Schultern aus und veränderte seinen Stand, ehe er über seine Schulter zu Lucy blickte.

„Sie sind deutlich größer als jeder von uns, sie wirkten keine Magie, aber sie haben gewaltige Kräfte. Lass’ dich um keinen Preis von ihnen erwischen.“

„Haben sie Schwachstellen?“, fragte Lucy mit verengten Augen.

Sting rief sich in Erinnerung, was Meister Gran Doma ihm vor vielen Zyklen auf seine neugierigen Fragen hin erzählt hatte, und er verdrängte das Bild des schwarzhaarigen Jungen aus seinen Gedanken.

„Der Kopf“, murmelte er. „Ziel’ auf den Kopf der Wolfsdämonen.“



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