Zum Inhalt der Seite

Die Kräfte in dir

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Sichtwechsel zu Yuraki

Es tat mir weh Yuri so zu sehen. Endlich hatte er seinen Bruder wieder und dann das. Ich wollte gar nicht wissen, was gerade in ihm vorging. Ich wollte gerade meine Hand auf seine Schulter legen, um ihm etwas Trost zu spenden, doch vorher sagte Yuri leise: „Yuraki könnte ich vielleicht kurz mit Yuya allein sein?“ In Yuris Stimme lag eindeutig Trauer, auch wenn der lilahaarige versuchte es nicht zu zeigen. Sofort nahm ich meine Hand zurück. Ich dachte nicht daran mit ihm zu diskutieren, also nickte ich nur stumm und verließ den Raum. Ich schloss die Tür hinter mir und lehnte mich für einen Moment an. Gab es denn gar nichts, was wir tun konnten? Nach ein paar Minuten nahm ich auf einem Stuhl auf dem Gang Platz. Am liebsten wäre ich gegangen. Diese traurige Stimmung, die hier herrschte, wirkte sich irgendwie auch auf mein Gemüt aus. Fieberhaft suchte ich nach einer Lösung. Ich sank etwas tiefer in den Stuhl. Schließlich war ich so in mich versunken gewesen, dass ich nicht bemerkte, wie einer der Ärzte an mir vorbeikam und mich schließlich ansprach. Es war nur ein kurzes Gespräch und ich war auch froh darüber. Der Arzt war gerade aus Yuyas Zimmer gekommen und hatte nochmal nach ihm geschaut. Yuri würde noch immer regungslos dort sitzen und nichts tun. Der Arzt erzählte mir sogar, dass er mittlerweile schon zu vierten Mal an mir vorbeikam. „Sie schienen in Gedanken versunken zu sein.“, hatte er gesagt. Darauf hatte ich ihm einfach zugestimmt. Neugierig schaute ich auf eine Uhr und bekam dann einen Schreck. Ich saß schon fast drei ganze Stunden hier und dachte nach. Dann stand ich auf. Ich konnte Yuri so nicht allein lassen. Als ich wieder vor der Tür stand zögerte ich. Ich wollte hinein, aber auch gleichzeitig nicht. Ich schüttelte mich kurz und drückte dann entschlossen die Klinke herunter. Vorsichtig spähte ich hinein. Es war noch alles wie vorher. Ohne ein Wort zu sagen, nahm ich meinen vorherigen Platz ein. Eine Weile schaute ich Yuya an. Sein Gesichtsausdruck war friedlich, es machte eher den Anschein, dass er nur schlief. Ich hatte beschlossen selber zu schauen, ob es etwas gab, was ich vielleicht heilen könnte. Langsam rückte ich samt Stuhl noch weiter zu Yuri. Schließlich saß ich dicht an dem lilahaarigen. Ich hatte erwartet, dass er darauf reagieren würde, doch zu meine Überraschung passierte nichts. Auch nach einer Minute tat sich nichts. Ohne etwas zu sagen, legte ich meine Hände auf Yuris, welche immer noch die von Yuya hielten. Yuri zuckte nicht einmal. Dachte er gerade nach? So wie ich vorher? Vielleicht bekam er deswegen nichts mit. Ich ließ meine Energie durch Yuri in Yuya fließen. Von außen würde niemand merken, dass ich gerade selbst Yuya unter die Lupe nahm. Nein, es würde eher aussehen, als würde ich versuchen Yuri beizustehen. Von daher hatte ich keine Sorgen, dass mich jemand unterbrechen würde. Sorgfältig suchte ich seinen ganzen Körper ab. Ich suchte erneut jeden Winkel durch. Und dann noch einmal und noch einmal. Meine Energie rauschte mit einer extremen Geschwindigkeit durch Yuya, doch ich merkte das nicht. Ich weiß nicht, wie viele Male ich erneut mit suchen angefangen hatte, als ich spürte, dass meinem Energiestrom etwas folgte. Vorerst ignorierte ich es, doch es ließ nicht von mir ab. Schließlich holte es mich ein. Es hielt mich fest und verlangsamte mich. Dann zog es an meiner Energie, wie als wollte es verhindern, dass ich weitersuche. Ich wollte mich befreien, doch es ließ nicht los. Also wehrte ich mich noch mehr. Kurz war mir, als hätte ich ein genervtes Schnauben gehört. Dann erkannte ich, dass es ein zweiter Energiestrom war. Er leuchtete in einem dunklen lila. Plötzlich kam mir meine eigene Energie wie taub vor. Ich wusste, dass sie noch da war, aber ich konnte sie nicht mehr lenken. Die lilane Energie zog mich weiter weg und schließlich aus Yuyas Körper. Ein Schauder lief mir den Rücken herunter, als ich mit meinen Gedanken wieder in Yuyas Zimmer war. Was war das denn gewesen? Die Antwort darauf sollte ich sofort erhalten. Yuris rechte Hand lag auf meinen, die linke war noch dort, wo sie auch vorher schon war, nämlich auf Yuyas. Wann hatte er das gemacht? Yuri übte mit den Fingerspitzen sanft Druck auf meinen Handrücken aus. „Lass das.“, kam es knapp von dem lilahaarigen. Ich erschrak, denn sein Ton war etwas ärgerlich. „Du wühlst ihn nur noch mehr auf.“ Erst verstand ich nicht, was Yuri meinte, doch das hektische Piepen des EKG sprach für sich. „Ich...es tut mir leid.“ „Das wird Yuya leider auch nicht helfen.“, erwiderte Yuri und war wieder so wie vorher. Ich zog bei Hände weg. Irgendwie kam mir der lilahaarige etwas fremd vor. Dass er so deprimiert war, entsprach eigentlich gar nicht seine Art. Ich stand auf und ging zur Tür. Als ich meine Hand auf die Klinke legte, drehte ich mich um und sagte: „Ich finde einen Weg.“ Jedoch würdigte mich Yuri keines Blickes. Schließlich verließ ich den Raum. Ich verstand, dass er wegen Yuya verzweifelt war. Trotzdem würde das von bloßen Sitzen und Händchen halten nicht besser werden. Ich musste etwas finden, was Yuya irgendwie helfen könnte. Wenn es sein musste auch ohne Yuri. Nachdem ich das Krankenhaus verlassen hatte, fühlte ich mich etwas leichter. Ich entschied mich dafür einen kleinen Spaziergang zu machen. Dabei lief ich stets abseits von irgendwelchen wegen, damit ich in Ruhe nachdenken konnte. Ich beobachtete ein paar Vögel und später ein Eichhörnchen. Dann ließ ich mich auf einem großen Stein nieder. Ich grübelte fast eine ganze Stunde, doch das bemerkte ich nicht. Die nächsten Tage lief diesen Weg immer wieder. Ich hoffte, dass ich bald eine Lösung finden würde. Und dann kam mir ganz plötzlich ein Geistesblitz. Ja, das könnte funktionieren, doch es war sehr riskant. Doch ich hatte keine Zeit länger darüber nachzudenken. Im selben Moment schoss ein scharfer Schmerz durch mich. Jedoch verschwand genauso schnell wie er gekommen war. Was war das?“, fragte ich mich laut. Es hatte sich angefühlt, als wäre der Schmerz durch die Verbindung gekommen. Aber das war unmöglich, denn ich trug die Karte von Yuri nicht bei mir. Andererseits spürte ich genau, dass es von Yuri kam. War irgendwas passiert? Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Rief Yuri vielleicht indirekt nach Hilfe? Das hieße ja dann...!? Ich rannte los. Es musste etwas passiert sein! Schnell war ich zurück im Krankenhaus. Ich spurtete durch die weißen Gänge. Die Leute schauten mich mit fragenden Blicken an. Ich riss die Tür auf. Yuri stand neben Yuyas Bett, die Hand des grünhaarige noch immer umklammert. Langsam schaute er mich an. Ich erschrak. Die Müdigkeit stand Yuri geradezu ins Gesicht geschrieben. Aus seinen Augen schien der Wahnsinn zu glitzern, weshalb ich ein Stück zurückwich. „Hilf ihm!“, schrie er mich wahrscheinlich unbeabsichtigt an. Mein Blick wanderte zu Yuya. Sein Zustand hatte sich verschlechtert, weshalb Yuri auch so außer sich war. In der Ferne vernahm ich Schritte. Yuris Schrei musste man gehört haben. „Yuri sie werden ihm sicherlich helfen.“, sagte ich und kam auf ihn zu. „Die könne doch auch nichts machen! Yuraki siehst du es denn nicht? Mit jedem Tag, der vergeht wird er schwächer! Er wird es nicht schaffen stimmt's?“ „Was redest du denn da?“ Ich war entsetzt, dass der lilahaarige so dachte. Den Schmerz hatte ich wahrscheinlich nicht wegen Yuya gespürt, sondern wegen Yuri. Sanft zog ich ihn in eine Umarmung. Er zitterte. Das musste ihm alles zu Kopf gestiegen sein. Die Schritte auf dem Gang wurden lauter. Ohne Vorwarnung knickten Yuris Beine ein und ich fiel mit ihm zu Boden. „Yuri!?“ Ein Arzt und zwei Krankenschwestern kamen herein. Sie warfen nur einen kurzen Blick auf uns und gingen dann direkt zu Yuya. Ich verstand nicht, was der Arzt einer der Schwestern sagte und wieso diese dann hastig den Raum verließ. Doch ich beachtete sie nicht weiter und schaute Yuri an. Man musste kein Arzt sein, um zu sehen, wie sehr in das alles belastet hatte. Ich legte ihn sanft auf den Boden. Die Spuren von unzähligen Tränen waren auf seinem Gesicht zu sehen. Ich wollte Yuri ja so gerne helfen, doch ließ mich nicht an sich heran. Mitfühlend legte ich meine Hand auf seinen Arm. Mein Versprechen galt nach wie vor. Ich würde eine Möglichkeit finden, um Yuya zu retten. Dann kam die Krankenschwester zurück. In der Hand hielt sie eine Spritze. Bevor ich wusste, was ich gerade tat, fragte ich auch schon wozu sie das brauchen würden. Die Krankenschwester reichte die Spritze dem Arzt und wand sich dann mir zu. „Es ist ein Beruhigungsmittel.“, meinte sie knapp. Nachdem sie Yuya das Mittel gespritzt hatten, beruhigte sich das EKG wieder etwas. Die Krankenschwester kam zu mir und hockte sich neben Yuri. „Wären Sie so freundlich mir zu erklären, was genau passiert ist?“ Ihre Stimme war ruhig und sanft. „Ich weiß nicht genau. Ich kam gerade zurück. Er schrie mich an, dass ich Yuya helfen soll. Ich habe versucht ihn zu beruhigen und dann ist er einfach zusammengebrochen.“ Während ich erklärte, prüfte sie den Puls des lilahaarigen. „Er hat die letzten Tage sicherlich kein Auge zugemacht.“, fügte ich hinzu. „Sein Herz schlägt etwas zu schnell. Durch die ganze Aufregung und den zusätzlichen Schlafmangel ist es kein Wunder, dass er ganz plötzlich diesen Zusammenbruch erlitten hat. Machen Sie sich aber keine Sorgen. Alles, was er braucht, ist eine ordentliche Dosis Schlaf.“ Diese Worte erleichterten mit das Herz etwas. Sie richtete Yuri auf und wollte ihn wegbringen, wahrscheinlich in ein anderes Zimmer. „Könnte er vielleicht hier bleiben? Ich glaube es ist besser, dass er hier ist, wenn er aufwacht.“ Ein unsicherer Blick traf mich. „Das dürfte kein Problem darstellen.“, sagte der Arzt, der sich gerade zu uns gesellt hatte. „Wie geht es Yuya?“, fragte ich nervös. „Wir konnten ihn etwas beruhigen, aber wir mussten ihm an das Beatmungsgerät anschließen.“ Ich versuchte seine Worte zu verkraften. Wie sollte ich das nur Yuri erklären, wenn er wieder wach war? „Wir werden alles tun, um ihn zu retten.“, versicherte mir der Arzt, „Es wird nun in kürzeren Abständen jemand kommen, um zu schauen, ob alles in Ordnung ist.“ Ich nickte ihnen zu, als sie zu dritt den Raum verließen. Vorher hatten sie noch einen weiteren Stuhl ins Zimmer gestellt. Man hatte Yuri auf zwei der Stühle gelegt und ich saß auf dem dritten mit Yuris Kopf auf meinem Schoß. Schließlich kehrte wieder Stille im Zimmer ein. Das EKG piepte leise und man hörte ganz klar Yuyas schweres Atmen. Das wurde jedoch von den tiefen Atemzügen des lilahaarigen übertönt. Ich strich mit den Fingern über das lilane Haar. Abwesend fuhr ich mit dieser Bewegung fort, bis ich ein leises Seufzen vernahm, welches eindeutig von Yuri kam. Tränen hatten sich in seinen Augenwinkeln gebildet und ich wischte mit meinem Ärmel weg. „Na na. Du wirst doch jetzt nicht sentimental oder? Yuri ich weiß, wie ich Yuya retten kann. Ich werde ihn auch retten, auch wenn das vielleicht heißt, dass ich verschwinden werde.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück