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Die Kräfte in dir

von

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Sichtwechsel zu Yuraki

Ich träumte, dass Yuri, während wir versuchten Yuya zu retten, verletzt worden war. Schließlich wachte ich, von einem unangenehmen Zucken begleitet auf. Es war alles nur ein Traum gewesen. Was für ein Glück. Ich blinzelte mir den Schlaf aus den Augen und schaute mich um, in der Hoffnung irgendwo Yuri zu sehen. Alles was ich fand, war ein ziemliches langweiliges weißes gestaltetes Zimmer. Allem Anschein nach war es mittlerweile schon dunkel geworden. „Wo bin ich? Und wo ist Yuri?“, fragte ich mich selbst. In dem Moment klopfte es leise an der Tür und eine Krankenschwester kam herein. Plötzlich erinnerte ich mich an alles. Die Duellsoldaten, Yuris Blut und Yuyas Schreie. Kurz war ich wie versteinert. Ich griff die Krankenschwester bei den Schultern. „Sagen Sie mir, wo er ist! Wie geht es ihm?“ Sie war etwas überrumpelt von mir, aber antwortete mir rasch. „Seit Sie hier angekommen sind, sind fünf Stunden vergangen. Bedauerlicherweise ist Ihr Freund noch immer im OP. Das einzige, was ich Ihnen sagen kann ist, dass es anscheinend irgendwelche Probleme gab. Angeblich soll die Narkose nicht gewirkt haben. Auch die Schmerzmittel haben nichts gebracht. Wieso ist ein Rätsel.“ Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Natürlich. Bei Yuri konnte so etwas gar nicht funktionieren. Als erfolgreiches Experiment ist er gegen solche Dinge immun. Nicht mal das stärkste Schmerzmittel könnte ihm helfen. Zu solchen Fällen sollte es bei ihm gar nicht erst kommen, immerhin konnte sich Yuri selbst heilen. „Ich muss zu ihm.“ „Ich kann Sie zum OP bringen, aber Sie müssen wie jeder andere auch draußen warten.“ Ich nickte und folgte ihr. Wir näherten uns dem OP. Zu meinem Schrecken kamen uns Schreie entgegen und das allein ließ mir einen Schauder über den Rücken fahren. Mit plötzlich wackeligen Beinen setzte ich mich auf einen der Stühle. „Wenn er noch so viel Kraft zum Schreien hat, ist er ja noch sehr lebendig.“, meinte die Krankenschwester. Ich wusste, dass sie es nur gut mit meinte, doch es trieb mir die Tränen in die Augen. „Sie lieben ihn nicht wahr?“ Ich schaute sie an und bevor ich wusste, was ich genau tat, nickte ich einfach. Im Nachhinein war das gar nicht so unklug gewesen. „Machen Sie sich keine Sorgen. Er wird es bestimmt schaffen. Ich sage Ihnen Bescheid, wenn es Neuigkeiten gibt.“, sagte sie aufmunternd und lächelte. Ich zwang mir ebenfalls ein Lächeln auf. Dann verschwand die Krankenschwester. Nein, Yuris „Freundin“ war ich nicht. Trotzdem bedeutete er mir sehr viel. Vorerst gab ich mich dafür aus, was meine ganzen Sorgen realistisch erscheinen ließ. Nun saß ich dort und wartete. Nach einiger Zeit nahm ich die Schreie nicht mal mehr wirklich wahr. Ich starrte vor mich hin. Ich konnte mir nicht mal annähernd vorstellen, was er gerade durchmachen musste. Eine ganze Stunde verging ohne Ereignisse. Nach einer weiteren Stunde wurde es plötzlich ruhig vor dem OP. Gespannt hielt ich den Atem an, aber es passierte nichts. Trotz der angespannten Situation wurde ich langsam schläfrig. Tatsächlich schlief ich ein paar Minuten später ein. Ich wurde durch ein sanftes Rütteln geweckt. Vor mir stand die Krankenschwester von vorher. „Sie sind einfach eingeschlafen. Ich wollte Sie wissen lassen, dass ihr Freund jetzt aus dem OP ist.“ Mein Herz tat einen Sprung. „Kann ich zu ihm?“ „Ich habe dem verantwortlichen Arzt bereits alles erklärt und er hat Ihnen die Erlaubnis gegeben. Jedoch ist er im Moment auf der Intensivstation. Die Ärzte sagen, dass er noch nicht über den Berg ist.“ Obwohl das keine gute Nachricht war, freute ich mich, dass Yuri bis jetzt überhaupt überlebt hatte. Erneut folgte ich der Krankenschwester. Unser Weg schlängelte sich gefühlt durch das gesamte Krankenhaus. Dann fand ich mich vor Yuris Zimmer wieder. Wir betraten das Zimmer und ich konnte nicht glauben, was ich sah. Ja, Yuris Zustand war und ist ernst, aber das übertraf meine Erwartungen um mehr als das Doppelte. Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter und ich drehte mich um. Die Krankenschwester schaute mich mitfühlend an. „Er hat viele und vor allem tiefe Einschnitte, gestauchte Rippen und Einstiche von Dolchen. Außerdem wurden seine Augen auch in Mitleidenschaft gezogen. Die Schnitte sind besorgniserregend. Man weiß noch nicht, ob er je wieder normal sehen kann. Aber er ist ein junger und kräftiger Mann ihr Freund. Er wird es bestimmt überstehen.“ Ich nickte. „Ich lasse Sie jetzt allein. Falls es Probleme geben sollte, drücken Sie bitte den roten Knopf dort.“ Sie lächelte freundlich und ging dann. Kurz starrte ich auf die geschlossene Tür. Eigentlich wollte ich mich nicht umdrehen. Obwohl ich es vorhin nur für einen winzigen Augenblick gesehen hatte, wusste ich, dass es für mich ein schrecklicher Anblick war. Schon die Geräusche von den ganzen Maschinen hinter mir, machten mir auf irgendeine Art Angst. Ich versuchte mich zu sammeln. Mein Herz raste. Langsam drehte ich mich um. Unbewusst trat ich einen Schritt zurück. Ich fühlte mich, als hätte man mich überfahren. Überall waren Schläuche, die zu Yuri führten und ihn mit irgendwelchen Medikamenten versorgten. Meine Beine fühlten sich plötzlich wie Pudding an und ich setzte mich deswegen auf einen Stuhl. Das EKG piepte leise vor sich hin. In meinem Kopf war ein riesiges Durcheinander, begleitet von den Geräuschen der Maschinen. Davon bekam ich Kopfschmerzen und ich schloss kurz die Augen, um meine Gedanken etwas zu ordnen. Glücklicherweise klappte das und die Kopfschmerzen verschwanden gleich wieder. Plötzlich störten mich die Maschinen nicht mehr. Es war, als hätte ich mich von jetzt auf dann daran gewöhnt. Mitsamt dem Stuhl, rückte ich ein Stück näher an das Bett. Die Atemmaske bedeckte die untere Hälfte von Yuris Gesicht. Wenn man genau hinhörte, konnte man zwischen den ganzen anderen Geräuschen sein schwaches und gequältes Atmen hören. Wie schon vorher, schienen Schmerzmittel nicht zu wirken. Auch wenn er im Moment recht ruhig aussah, so litt er im Inneren umso mehr. Es hatte mich überrascht, dass er in der Duellakademie so leicht die Fassung verloren hatte. Sonst war Yuri doch immer der ruhige von uns beiden, der überall den kühlen Kopf bewahrte. Der Anblick von seinem Bruder hat bei ihm alle Sicherungen durchbrennen lassen. Und ich stand einfach nur da. Ich war so nutzlos! Ich hätte ihm helfen und nicht nur in der Gegend herumstehen sollen. Yuri hatte doch extra mit seiner Rettungsaktion gewartet, nur weil ich ihn gebeten hatte mir das Kämpfen beizubringen. Es hatte sich auf einmal alles überschlagen. Während wir hier bis auf weiteres in Sicherheit waren, ging es Yuya in der Fusion-Dimension bestimmt mit jeder Minute schlechter. Das Problem war, dass Yuri sicherlich nicht so schnell wieder auf die Beine kommen würde. Ein Luftzug hob die weißen Vorhänge des großen Fensters an. Wir hatten nicht viel Zeit, wir mussten so schnell wie möglich wieder zurück. Ich schaute wider zu Yuri. Sein Körper zuckte unnatürlich und zu meiner Verwunderung passierte das genau alle paar Minuten. Erst dachte ich, dass es wohl wegen den Schmerzen war und ignorierte es. Ich muss ihm doch irgendwie helfen können, dachte ich mir. Yuri zu heilen war unmöglich, da ich ersten nicht so viel Kraft hatte und zweitens die Ärzte die rasante Heilung bemerken würden. Zwei ganze Stunden starrte ich Löcher in die Luft, immer wieder von Yuris plötzlichen Bewegungen aufgeschreckt. Ich verbrachte den nächsten Tag damit an seiner Seite zu wachen und da zu sein, falls er aufwachen würde. Währenddessen gingen Krankenschwestern ein und aus. Sie kontrollierten Yuris Werte, füllten Medikamente nach, wenn es nötig war und rieten mir immer wieder mich auch mal auszuruhen.

Es war kurz nachdem eine der Krankenschwestern noch ein letztes Mal hereinkam, bevor es Nacht wurde. Trotz ihrer freundlichen Ratschläge zu schlafen, blieb ich wach. Mein Kopf kam mir durch die Ermüdung schwer vor, weshalb ich ihn zusammen mit meinen Armen auf der Bettkante ablegte. Über den Tag hatte sich der Zustand des lilahaarigen nicht geändert und er lag noch immer genauso leblos wie zuvor da. Ich gähnte und versuchte mir die Müdigkeit aus den Augen zu blinzeln, doch ich schlief später dann doch ein. Es war kein tiefer Schlaf, aber es reichte um meine Energiereserven wenigstens etwas zu füllen. Ich wachte durch eine leise Stimme auf. Verschlafen schaute ich mich. Es war noch Nacht, daher dachte ich erst, dass es eine Krankenschwester wäre, die mir freundlicherweise ein Bett anbieten wollte, da ich hier eingeschlafen. Aber im Raum waren niemand außer Yuri und ich. Dann hörte ich es erneut und es war eindeutig Yuris Stimme. Auch wenn sie durch die Schmerzen extrem leise und etwas verzerrt klang, war er das eindeutig. Ich streckte mich kurz, wegen der unbequemen Haltung, die ich in den letzten Stunden gehabt hatte und rückte dann näher, um verstehen zu können, was Yuri sagte. Durch das Piepen des EKGs wurden Yuris Wörter fast vollständig verschluckt, weshalb ich etwas länger brauchte, um zu entziffern, was er da vor sich hinsagte. „Yuya.“ Ich war etwas überrascht. Obwohl es ihm gerade wirklich nicht gut ging, dachte er trotzdem an seinen Bruder. Hoffentlich träumt er gerade etwas Schönes. Einen Alptraum konnte Yuri jetzt nicht gebrauchen. Ich las seine Reaktionen von seinem Gesicht ab. Jedes Mal kurz bevor er wieder den Namen seines Bruders sagte, kniff er die Augen zusammen und holte schrecklich tief Luft. Das machte mir irgendwie Sorgen. Als Yuri dann auch noch anfing zu zucken, wusste ich, dass etwas nicht stimmen konnte. Ich suchte einen Weg, um Yuri zu beruhigen. Dann fiel mir wieder die Verbindung von Yuri und seinen Brüdern ein. Da ich vorher Yuris Karte entziffert hatte, verstand ich auch die Kräfte, die sie in sich trug. Die Verbindung war brüchig, wahrscheinlich durch Yuris Zustand und die Entfernung zu seinen Brüdern, aber es reichte aus, damit ich Yuri erreichen konnte. Ich versuchte einen Teil seiner Schmerzen auf mich zu übertragen und ihm beruhigende Worte zu sagen, was auch vorerst zu funktionieren schien. Doch dann nach einer Stunde riss die Verbindung ab. Mir war schwindelig von dem plötzlichen Abriss und ich brauchte einen Moment, um mich wieder zu sammeln. Ich wusste nicht, wieso es nicht mehr funktionierte. Yuri wurde sofort wieder unruhig. Dieses Mal schien es sogar noch schlimmer zu sein als vorher. Ich wollte den roten Knopf drücken, um eine Schwester zu rufen, aber ich kam nicht dazu. Ein Windstoß schien durch das gesamte Zimmer zu fegen und ich drehte mich zu Yuri. Er saß aufrecht da und es sah so aus, als würde er durch seine Verbände über seinen Augen auf seine Hände schauen. Ich beobachtete still, was geschah. Ob Yuri schon zu hundert Prozent wach war, wusste ich nicht, daher wartete ich ab. Nach einem Moment legte er sich dann eine Hand auf seine Augen. Als ich merkte, dass er den Verband wegreißen wollte, versuchte ich ihn aufzuhalten. Obwohl Yuri durch seine ganzen Verletzungen extrem geschwächt war, reichte seine Kraft aus, um mich mit der anderen Hand von sich weg zu schubsen. Während ich meinen Halt wiederfand, vernahm ich etwas, das klang wie das Reißen von Stoff. Tatsächlich wurde gerade der Verband unter Yuris Hand in Fetzen gerissen und zum Vorschein kamen amethystfarbene, aber glanzlose Augen. Das Piepen des EKGs wurde schneller. Die Stille herrschte nur für einen kurzen Moment. Bevor ich irgendwie reagieren konnte, schrie Yuri. Laut dröhnte es in meinen Ohren und ich bedeckte diese mit meinen Händen. Etwas aus der Rolle, drückte ich den Knopf, um Hilfe zu rufen, was anscheinend nicht mehr nötig gewesen war, denn schon kurz darauf wurde die Tür geöffnet und drei Ärzte kamen herein. Wahrscheinlich hatten sie den Lärm draußen auf den Gängen gehört und waren hergekommen, um nachzusehen. Ich wurde zu Seite gedrückt und sie machten sich sofort an die Arbeit. Ich stand in einer Ecke und rührte mich nicht. Was hätte ich in diesem Moment auch machen sollen? Dennoch wusste ich, dass was auch immer die Ärzte gerade taten, nichts bringen würde. Kein Beruhigungs- oder Schmerzmittel würde dem lilahaarigen jetzt helfen. Ich musste irgendwas tun. Ich quetschte mich durch zwei Kittelträger und umarmte kurzerhand Yuri. Ich wusste, dass die Ärzte versuchten mir irgendwas zu sagen, aber ich musste sie ignorieren. Mit einem Laut, der sich fast anhörte wie ein Fauchen, drängte ich sie zurück. In meinen Armen zappelte Yuri und er war so laut, dass es schon fast weh tat, aber ich blieb standhaft. „Es wird alles gut Yuri.“, sagte ich durch das Geschrei. Das Dröhnen in meinen Ohren nahm etwas ab. Dachte er gerade irgendwie darüber nach, was ich gerade gesagt hatte? „Es wird alles gut.“, wiederholte ich mich. Dann kehrte wieder Ruhe ein. Yuri schaute mich mit noch immer leeren Augen an. Trotz dieser Lehre schienen sie voller Emotionen. Trauer, Wut, Hass. Ich konnte mir vorstellen, dass er von seinem Bruder in der Akademie geträumt hatte. Erleichtert lächelte ich. Die Ärzte hinter mir waren erstaunt. Für einen Moment standen wir alle regungslos da. Dann ergriff einer der Ärzte die Initiative, da irgendwie gerade keiner Worte fand. Er nahm mir Yuri ab, welcher in genau diesem Moment wieder in sich zusammensackte und wieder so war wie vorher. Ein anderer zog mich aus dem Raum, um seinen Kollegen etwas mehr Raum zu geben. „Ich weiß nicht, wie Sie das gemacht haben.“ Ich lächelte. „Nun ich weiß es auch nicht. Was passiert nun mit meinem Freund?“ „Er wird noch einmal gründlich durchgecheckt, nachdem das jetzt passiert ist.“ Ich nickte knapp und wartete geduldig bis die anderen Ärzte das Zimmer verließen. Man sagte mir, dass es Yuri genau so ginge wie vorher. Sein Puls war noch etwas zu schnell, aber das würde auch bald wieder normal sein. „Du musst schnell wieder aufwachen hörst du?“, sagte ich zu Yuri und blickte hinaus in die Ferne. „Ich will gar nicht wissen, was sie mit deinem Bruder machen, während wir uns hier ausruhen.“



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