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My love bite on your neck

von

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Love bite 40 - Kulturproleten und andere Urlaubsfreuden (Ohne Adult)

Zuerst: Achtung! Heute gabs wieder zwei Kapitel. Wer also das vorige noch nicht gelesen hat, einmal zurück bitte ^^
 


 

Love bite 40 - Kulturproleten und andere Urlaubsfreuden (Ohne Adult)
 

Anne hat sich gestern nicht mehr bei uns gemeldet. Demnach wird sie einen Platz zum Übernachten gefunden haben. Jedenfalls haben Meilo und ich den Rest des gestrigen Tages zu zweit im Hotelzimmer genossen, haben schön im Warmen gelegen und unser Abendessen im Bett gefuttert. Was für ein Leben! Und jetzt, am nächsten Morgen, liege ich neben meinem Liebling im kuscheligen Bett, und schaue draußen den Schneeflocken beim Fallen zu. Heute bekommt mich niemand da raus! Wieso nur habe ich das Gefühl, dass das nicht klappen wird?
 

Des Betrachten des Schnees allmählich überdrüssig, wende ich mich meinem schlafenden Meilo zu. Er liegt auf der Seite, ein Arm unter dem Kissen, der zweite angewinkelt unter seinem Kopf. Ich liege noch immer so, wie ich aufgewacht bin. In Bauchlage mit einer mehr als amtlichen Morgenlatte, die mir in eben jenen Bauch drückt.

Ich habe von Meilo geträumt. Das kommt ziemlich selten vor, erst recht, wenn wir zusammen sind. Meist träume ich nur irgendeinen Unsinn, und erinnere mich kurz nach dem Aufwachen nicht mehr dran, doch an meinen heutigen Traum, an den erinnere ich mich noch haargenau. Aus diesem Grund weiß ich auch, dass meine Erektion rein gar nichts damit zu tun hat, dass meine Blase gefüllt ist. Ist sie nämlich nicht. Nein. Mein Ständer rührt voll und ganz vom Traum her, den ich kurz vor dem Aufwachen hatte.

Es ist schon erstaunlich, nicht der Traum an sich, das war ein ganz normaler feuchter Traum, sondern die Tatsache, dass ich einfach nicht genug von Meilo bekomme. Ich bin ihm mit Haut und Haar verfallen, und es macht mich immer noch ganz sprachlos, dass solche intensiven Gefühle überhaupt möglich sind.

Ich liebe diesen Mann, meinen Mann, mehr als alles andere auf der Welt. Ich will mit ihm zusammenleben, mit ihm alt und glücklich werden. Bis ans Ende meiner Tage. Und er ist der erste Mann, mit dem ich mir das auch wahrhaftig vorstellen kann.

Mit Kilian, oder den anderen Männern, mit denen ich vorher zusammen gewesen bin, dachte ich gar nicht wirklich darüber nach. Klar, irgendwie glaubte ich schon, dass wir zusammenbleiben werden, aber die ganze Tragweite dessen war mir nie wirklich bewusst gewesen. Noch nie hatte ich diese Zukunft so klar vor Augen, wie mit Meilo. Ich liebe ihn so sehr …
 

*
 

"Spinner", grinse ich.

"Hm? Nicht kuscheln?"

"Doch", erwidere ich und blicke ihn müde an. Sanft streichle ich mit dem Daumen über seinen Oberarm. "Ich hätte nicht gedacht, dass du einen so ausgeprägten Spieltrieb hast", kläre ich ihm auf und kicke das Ei aus dem Bett. Das Ding lag höchst ungünstig zwischen meinen Beinen.

"Dir hat es doch gefallen", sagt Meilo und sieht dabei aus, wie ein kleiner Lausbub, der etwas ausgefressen hat, was ihm aber ganz und gar nicht leid tut.

"Schon", antworte ich gedehnt. "Es war nicht schlecht."

"Was? Es war nur, nicht schlecht?" Meilo setzt sich auf und guckt mit ernster Miene zu mir hinab.

Ich fange an zu lachen. Er sieht echt zu putzig aus, wie er da vor mir hockt und mich mit seinem verstrubbelten Haaren, die ihm in alle Richtungen abstehen, versucht grimmig anzuschauen. Verspielt tripple ich mit meinen Fingerspitzen über seine Brust hinweg. "Es war der Wahnsinn", beruhige ich ihn. "Wirklich."

"Hn ... Gut." Scheinbar immer noch beleidigt legt er sich wieder zu mir. Meine Finger müssen sich einen anderen Platz zum Trippeln suchen. Sein Arm, den er mir soeben über die Brust schiebt, kommt ihnen da gerade gelegen.

"Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen?", möchte ich von ihm wissen.

"Nur so", gähnt Meilo.

"Sag schon. Hattest du das geplant?" Er schüttelt den Kopf. "Wirklich? Nicht, dass du findest, dass unser Sexleben langsam einschläft ..." Natürlich tut es das nicht. Nicht von meiner Warte aus, aber ich will Meilolein ein wenig aus der Reserve locken und die Wahrheit hören.

"Was ist mit unserem Sexleben?", fragt er auch sogleich und richtet sich wieder auf. "Stimmt irgendwas nicht damit?"

"Alles bestens", grinse ich, weil ich augenscheinlich Erfolg habe. "Ich frage ja nur." Meilo mustert mich, findet wohl nichts, was ihm Grund dazu geben könnte, an meiner Antwort zu zweifeln, denn er legt sich gleich darauf wieder hin. "Sagst du es mir jetzt?"

"Was?"

Ich verdrehe die Augen. Manchmal ist er nach dem Sex ein bisschen schwer von Begriff. "Wie du auf die Idee dazu gekommen bist."

Meilo seufzt leise, rückt sich in eine bequemere Lage. "Die kam ganz spontan", meint er, als er wieder ruhig daliegt. "Ich wollte nur das Gleitmittel holen, fand dann aber dieses Wärmegel. Daneben langen diese Seidentücher und so kam eins zum anderen."

Ah ja. "Und wie kommt man von Gel und Tüchern zu kleinen vibrierenden Spielzeugen?"

"Du willst es jetzt aber wissen, hm?"

"Unbedingt!", lache ich. "Du weißt doch, dass ich neugierig bin."

"Und wie ich das weiß", kichert Meilo. "Na schön. Diese Vibrationseier lagen an der Kasse und aus einer Laune heraus habe ich zugegriffen. Ich dachte, das könnte ganz spaßig werden."

Mit einem Grinsen im Gesicht drehe ich mich auf die Seite, schnappte mir Meilos Kopf und küsse ihn. "Das nächste Mal nimmst du mich aber mit, wenn du Shoppen gehst. Verstanden?"

"Alles was du willst. Aber nur, wenn du wieder die Tüten trägst", murmelt er grinsend an meine Lippen, ehe wir uns wiederholt in einem tiefen, innigen Kuss wiederfinden.

Ich sag's doch. Er ist und bleibt ein kleiner Spinner. Mein Spinner ...
 

***
 

Mir schwirrt der Schädel. Ich komme mir vor, als wäre ich wieder in der Grundschule und würde von meinem Lehrer, Herr Gundermann, mit lauter lahmen Fakten gequält. Allerdings glaube ich, nicht mal er hat uns armen Schülern jemals so viele Infos auf einmal in den Denk-Apparat gehämmert. "War das nicht toll? Wie gut, dass wir doch noch hier her gekommen sind", frohlockt Herr Gunderma... äh Meilo, der sie wie Bolle freut. Ich nicke einfach mal. Nicht jeder ist so begeistert von den Römern wie mein Meilo. Ich bin einer davon. Er hingegen war vollends begeistert von dem Museum, das wir nun endlich, zum Glück!, wieder verlassen.

Insgeheim frage ich mich, ob das jetzt immer so ablaufen wird. Ich meine, wenn wir irgendwann einmal zusammen in den Urlaub fahren, schleift mich Meilo dann auch in die hiesigen Museen und will was weiß ich noch alles für kulturelle Schätze mit mir besichtigen? Ist das seine Vorstellung von 'Urlaub'? Falls ja, dann haben wir ein gewaltiges Problem, den Urlaub bedeutet für mich: Sonne, Faulenzen, gutes Essen und nochmal Faulenzen. Vorzugsweise nach gutem Sex.

Es darf ja auch mal die ein oder andere Besichtigung darunter sein, ich meine, wenn man zum Beispiel nach Paris fährt, geht man ja auch mal zum Eiffelturm, aber man rennt doch nicht gleich danach zum Louvre und von da aus ins nächste Museum! Also ich jedenfalls nicht. Ich möchte mich danach in ein kleines französisches Café setzen, einen leckeren Café trinken und ein Baguette vernaschen. Das ist Urlaub! Ich glaube, ich muss mit Meilo mal darüber reden, nicht, dass unser erster richtiger Urlaub zur Katastrophe wird, weil mir die Füße abfallen und der Kopf vor lauter Wissen explodiert. Das könnte dann womöglich in einem unschönen Ehekrach enden.

Doch allen trüben Gedanken zum Trotz, wenigstens habe ich auch endlich mal einen Grund zur Freude: Mit Abschluss der Besichtigung des Römermuseums, ist der heutige Kulturtag vorbei. Jippie! "Meilo? Können wir uns da vorn kurz hinsetzen? Meine Füße bringen mich um."

"Ist gut." Oh danke!

Erschöpft lasse ich mich auf die kleine Bank fallen. Mir ist sogar egal, dass dort etwas Schnee drauf liegt. Einfach nur sitzen und Füße ausstrecken. "So viel wie heute bin ich schon ewig nicht mehr gelaufen", jammere ich und bewege meine Fußzehen in den dicken Schuhen. Autsch!

Meilo, der sich neben mich gesetzt hat, lächelt mich vergnügt an. "Und das, obwohl ich dir heute morgen die Füße massiert habe." Die Erinnerung an den heutigen Morgen zaubert mir doch gleich ein Lächeln auf die Lippen.

"Das kannst du nachher gleich noch einmal machen, denn nach diesem Tag haben sie es bitter nötig."

"Du warst ja so tapfer!" Meilo spendiert mir einen Kuss auf die Schläfe.

"Läuft das jetzt immer so, wenn wir Urlaub machen? Du schleifst mich zu einem Kulturhighlight zum nächsten?", will ich nun endlich von ihm wissen.

"Wieso nicht?"

"Das halte ich nicht aus!", stöhne ich und kippe gegen Meilos Schulter. "Das kannst du mir nicht antun. Wo bleibt denn da der Urlaub im Urlaub?" Danach muss ich mir noch einmal Urlaub nehmen. Urlaub vom Urlaub nämlich.

"Mein armer Spatz", lacht Meilo. "Wir müssen ja nicht die ganze Zeit über durch Museen tingeln."

"Nicht?"

"Nein."

"Und warum tun wir das hier?"

"Weil hier im Winter tote Hose ist", sagt er, womit er recht hat.

Ich richte mich wieder auf und schaue ihn triumphierend an. "Ha! Dann gibst du zu, dass es im Sommer viel schöner wäre!"

"Äh ... So habe ich das nicht gesagt", stammelt Meilo.

"Hast du wohl!"

"Na gut. Vielleicht mach Urlaub im Sommer mehr Spaß", grummelt er. "Das ändert aber nichts daran, dass wir jetzt in dieser Stadt sind. Alleine und ohne Zeitdruck. Nur wir zwei ..."

"Nur noch heute", ergänze ich. "Morgen müssen wir wieder losfahren." Meilo legt den Kopf schief. "Ist doch so."

"Dann lass uns die Zeit nutzen." Sein Blick taucht in meinen.

"Oh ja. Lass sie uns nutzen …" Die Kälte um mich herum ist vergessen. Mir wird urplötzlich ganz wunderbar warm und in meiner Leistengegend zieht es prickelnd.

"Super!" Meilo springt auf. Ich ebenfalls, denn die Aussicht, auf Mußestunden, statt Museumsstunden, erfüllt mich mit neuer Energie. "Auf zum Touristendampfer!" Äh … Was?!
 

***
 

"Jetzt guck doch nicht so."

"Ich gucke, wie ich will."

"Das macht Spaß! Wirst schon sehen."

"Hm. Davon merke ich noch nichts. Und mal ganz nebenbei bemerkt, meine Füße werden taub." Erst schmerzen sie, jetzt erfrieren sie vor Kälte. Heute Abend fallen sie sicher abgestorben und verschrumpelt von meinen Knöcheln.

"Das Schiff legt gleich an. Noch fünf Minuten."

Ich überkreuze die Arme vor der Brust. Schifffahren! Meilo will mit mir im Winter Schifffahren! Und nun habe ich das Glück, am Anleger in einer sehr übersichtlichen Schlange an Touristen zu stehen, und mir bei der Kälte alle Glieder abzufrieren. Ich sage euch, wenn Meilo das heute Abend nicht wieder gut macht, dann ist der Teufel los!

"Bist du jetzt sauer auf mich?" Meilo-Hundewelpen-Augen tauchen vor mir auf.

"Ja", grunze ich. Diesmal wirkt sein Hündchenblick nicht.

"Wie? Wirklich?" Ach je! Jetzt guckt er so bedröbbelt-treudoof, dass ich doch nicht mehr böse auf ihn sein kann.

"Nein, bin ich nicht", gebe ich nach. "Mir ist nur kalt." Und meine Füße tun weh.

Meilo legt seinen Arm um mich und drückt mich an sich. "Das Schiff hat einen beheizten Innenbereich."

"Woher weißt du das?"

"Stand in der Broschüre." In meinem Geiste knalle ich mit meinem Kopf gegen eine der Laternenmasten. Wieso habe ich auch gefragt?

"Meilo? Darf ich dich was fragen."

"Alles, was du willst."

"Wie verbringst du deine Urlaube? Wohin fährst du? Und was tust du da?" Ich muss es wissen, denn wenn unsere Ausflüge immer so aussehen, dann Prost Mahlzeit!

"Früher waren wir oft in Italien."

"Du und deine Familie?"

"Ja." Das hört sich schon mal gut an. "Wir waren in Rom, haben uns die Stadt angesehen, das Kolosseum durchstreift, waren am Trevi-Brunnen. So was eben." Schluck. Hört sich arg nach Bildungsreise an.

"Und wenn du alleine unterwegs bist? Mir Freunden?"

"Na ja. Keith kam, und dann ..." er zuckt mit den Schultern. "Ich trat in Bars und Clubs auf. Meine Freizeit bestand darin, Jobs zu suchen. Bis ich auf Niko, Lars und die anderen traf. Mit ihnen verbrachte ich viel Zeit am See."

"Ach ja?" Das hört sich doch schon mal entspannender an.

"Ja. Zelten, grillen, schwimmen. Doch als ich den Vertrag meiner Plattenfirma unterzeichnet hatte, gab's nur noch Arbeit und eben hin und wieder Städte besichtigen." Kein Wunder. "Wie ist das bei dir?"

"Mein letzter Urlaub war die Abschlussfahrt meiner Abiklasse nach Malle", erzähle ich ihm. "In der Sonne braten, trinken und Party."

"Mehr nicht?"

"Nope." Ich schaue Meilo grinsend an. "Hört sich prollig an, was?"

"Total!" Wir brechen in schallendes Gelächter aus. Uns doch egal, dass die anderen Touris sich daran stören. "Unsere Urlaube planen wir besser im Voraus", gillert Meilo.

"Sicher ist sicher", kichere ich. "Proll-Urlaub gegen Kultur-Ausflug!"

"Ob das im Reisebüro angeboten wird?"

"Fragen wir nach! Guten Tag, einmal eine Kulturprollreise bitte." Wir haben wirklich Glück, dass endlich das Schiff einfährt, denn die anderen, die mit uns darauf warten, über den Fluss zu schippern, schielen uns immer mürrischer an.

Meilo und ich kichern immer noch, als wir bezahlt haben, und auf das schwankende Ding geklettert sind.
 

Wie versprochen ist es drinnen angenehm warm. Es gibt Bänke, allesamt Viersitzer. In der Mitte ein kleiner, rechteckiger Tisch. Wir suchen uns einen Platz ganz hinten und setzen uns ans Fenster. "Auf welchem Fluss sind wir jetzt?"

"Donau. Und dann geht's in den Inn." Wieder legt er seinen Arm um mich. Seufzend schmiege ich mich an seine Brust. "Und? Ist das nicht romantisch?", fragt er mich, als wir schon eine Weile über den Fluss geschippert sind.

"Ja, ganz okay", gebe ich zu. "Alleine wäre es aber todlangweilig."

"Ohne dich ist für mich alles langweilig geworden", sagt Meilo. Kleine Blitze schlagen in meinen Bauch ein. Ich sage nichts, sondern lehne mich dichter an meinen Süßholz raspelnden Schatz und halte seine Hand.

Ruhig schippern wir dahin. Nur vereinzelt hört man die anderen Fahrgäste miteinander reden und die Motoren brummen leise, aber sonst ist es relativ still. Der perfekte Abschluss eines vollgepackten Vormittages. Apropos Vormittag, oder vielmehr Mittag: "Gehen wir nach der Schiffsfahrt irgendwo essen? Mein Magen knurrt."

"Nö", sagt Meilo, was mich dazu bringt, ihn schief anzuschauen.

"Wie, nö?"

"Schau mal." Er zeigt vor uns. "Hier kann man sich was bestellen." Wie praktisch!

Viel Auswahl gib es nicht, doch wir werden beide fündig. Als man uns zwei Kaffee und zwei dick belegte Sandwichs serviert, kann ich es gar nicht erwarten, in selbiges zu beißen. "Gar nicht mal so übel für ein Schiffssandwich", schmatze ich.

"Nicht wahr?" Meilo strahlt mich an. Er freut sich ganz offensichtlich, dass ich nun doch Gefallen an dem Schiffsgefahre finde. Ich stupse ihn grinsend an und beiße in mein Sandwitch. Ich glaube, so furchtbar weit gehen unsere Urlaubsvorstellungen dann doch nicht auseinander. Solange wir zusammen sind, ist alles andere egal. Ich muss nur auf Pausen bestehen, denn meinen Füßen wird es sicher egal sein, ob Meilo neben mir herläuft, während sie überbeansprucht werden. Vielleicht kann Meilo sie ja mit weiteren Massagen bestechen. Ein Versuch ist es wert, finde ich.
 

Die Fahrt dauert eine ganze Weile. Wieder knipse ich Fotos, werde dabei aber immer wieder von Meilo abgelenkt, der versucht, mit auf die Bilder zu kommen. Da ich am Fenster sitze, könnt ihr euch eventuell vorstellen, wie er sich dafür verrenken, und mich dabei gegen den Sitz drücken muss. Am Ende habe ich mehr verwackelte Fotos, als scharfe. Viele mit einem halben, verwackelten Gesicht geschmückt.

"Die kann ich meiner Mutter jetzt gar nicht zeigen", schmolle ich, als wir wieder am Anleger sind, und über die Rampe aufs Festland übersiedeln.

"Wieso nicht? Sind doch hübsch geworden", feixt Meilo.

"Hübsch?!" Ich halte ihm mein Handy vor die Nase. "Das sieht aus, wie eine Geistererscheinung!" Auf dem Bild ist nur Meilos Wange, sowie die halbe Mundpartie und ein halbes Auge zu sehen. Total verwischt und durch den Blitz, den er mir frecherweise angeschaltet hat, strahlend weiß.

"Stell es ins Internet oder verschicke es an einen Nachrichtensender. Damit lässt sich vielleicht Geld machen."

"Ja, wenn ich drunter schreibe, wer da zu sehen ist." Frech grinse ich ihn an.

"Das glaubt dir keiner."

"Aber eine Geisterstory schon?"

"Menschen stehen auf das Übernatürliche." Ich verdrehe die Augen. "Was?"

"Nichts", lache ich, stecke das Handy weg und schnappe mir statdessen Meilos Hand. "Lass uns am Fluss entlang zurück zum Hotel gehen. Einverstanden?" Natürlich ist er damit einverstanden.

Gemächlich schlendern wir den breiten Weg entlang und bewundern die Stadt. Im Sommer muss es hier wirklich wunderschön sein. Kein Wunder, dass Meilo meinte, sich hier niederzulassen, was für mich aus verschiedenen Gründen zwar nicht in Frage kommt, aber ich verstehe ihn.

Doch wo wir schon beim Thema Wohnung sind. "Hat sich eigentlich die Maklerin nochmal gemeldet?", möchte ich von Meilo wissen.

"Bis jetzt noch nicht." Na super.

"Für was haben wir die überhaupt, wenn die uns nichts passendes zeigt?"

Meilo lacht. "Sie hat uns doch schon einige Wohnung angeboten. Du wolltest sie ja alle nicht, oder warst dir nicht sicher."

Ich kaue mir auf der Unterlippe herum. "Das ist nur, weil du nie bei den Besichtigungen dabei sein kannst." Mit Clem ist es zwar ganz lustig, sich Wohnungen anzuschauen, aber eben nicht wirklich aufschlussreich. Ich will keine lustige Wohnungsbesichtigung, sondern eine, die auch zu einer passenden Wohnung für Meilo und mich führt.

Mein Schatz bleibt stehen und dreht mich zu sich. "Das nächste Mal versuche ich es. Versprochen."

"Das kannst du doch gar nicht", antworte ich. Das ist nicht böse gemeint, und das weiß er auch, aber nervig ist es schon. Ich bin mir bei jeder Wohnung unsicher, gefällt es Meilo, oder nicht? Und während ich mich das frage, vergesse ich dabei die eigentliche Frage: Gefällt es mir auch? Deshalb kann ich hinterher nie entscheiden, ob diese oder jene Wohnung in die engere Wahl fallen könnte.

"Ich werde zusehen, dass ich vor der silbernen Hochzeit meiner Eltern ein, zwei Besichtigungstermine organisiere. Das dürfte zu schaffen sein, und dann machen wir die Wohnungen gemeinsam unsicher."

"Echt? Das wäre ja klasse!" Ich freue mich so sehr über seinen Vorschlag, dass ich ihm um den Hals falle und meine Lippen auf seine lege. Er ahnt wahrscheinlich gar nicht, was es für mich bedeutet, dass er endlich mit zu einer Besichtigung geht. "Darauf freue ich mich jetzt schon", wispere ich gegen seinen Mund.

"Ich merke es", kichert Meilo. "Ich sollte mir doch überlegen, dich öfter mit einer Besichtigung zu überraschen, wenn du so reagierst."

"Überrasche mich aber besser, wenn wir unter uns sind", grinse ich und nicke zu einem älteren Ehepaar, das auf einer Bank sitzt, und uns entsetzt anstarrt.

"Man könnte glatt meinen, dass es hier nur so von homophoben Rentnern wimmelt", sagt Meilo. "Lass uns lieber weitergehen, bevor sie sich gegen uns zusammenrotten."

"Ja", antworte ich gedehnt und laufe mit Meilo im Arm weiter. "Nicht, dass sie mit ihren Rollatoren und Krückstöcken zum Angriff blasen."

Wir laufen an dem Pärchen vorbei und grüßen freundlich. Sie sagen nichts, schauen bloß weg und ignorieren uns. Ich weiß nicht wieso, aber ich muss an meine Großeltern denken. Dabei waren, oder vielmehr sind, sie gar nicht solche unfreundlichen Stinkstiefel wie diese beiden da. Zwar sind die Eltern meines Vaters schon früh gestorben, so früh, dass ich ihre Gesichter nur noch von Fotos kenne, aber laut meinem Vater waren die zwei ganz tolle Menschen. Und ich glaube ihm, denn mein Großonkel, also der Bruder meines Opas, hat mich nie für das verachtet, der ich bin. Eigentlich so gut wie niemand aus meiner Familie. Außer meine Tante, doch auch sie hat mich nie direkt angegriffen, würde sie auch nie, denn dazu mag sie mich zu sehr. Wer kann mir auch schon widerstehen, hm? ;-)

Jedenfalls, um zu meiner Familie zurückzukommen, mein Großvater, also der Vater meines Vaters, ist mit dem Auto verunglückt, da war mein Vater auch noch sehr jung gewesen. Meine Großmutter starb an einem Herzinfarkt. Ich kann mich kaum noch an sie erinnern, weil ich damals erst drei Jahre alt gewesen war. Wie gesagt, ich kenne die beiden eigentlich nur noch von Fotos.

Meine Großeltern mütterlicherseits kenne ich schon besser. Mein Opa lebt zwar auch nicht mehr, aber meine Oma. Opa hatte Krebs. Lungenkrebs um genau zu sein. Es war furchtbar gewesen, und ich will auch gar nicht viel darüber sagen. Nur, dass es eine schlimme Zeit gewesen ist, mit sehr, sehr schlechten Tagen, guten Tagen, dann kamen allerdings wieder die Schlechten, bis diese überwogen und mein Opa nicht mehr konnte.

Meine Oma hat das alles ziemlich mitgenommen. Ist ja auch verständlich. Inzwischen geht es ihr wieder ganz gut, von ein paar Wehwehchen mal abgesehen. Sie ist mit ihren 78 noch fit genug, um ihren kleinen Haushalt größtenteils selbst zu schmeißen, und sie hilft sogar noch ehrenamtlich in ihrer Kirche mit. Sie ist nicht unterzukriegen. Als sie erfahren hat, dass ich schwul bin, musste sie das erst einmal verdauen, aber dann hat sie mit den Schultern gezuckt und gesagt, wenn ich so fühlen würde, dann sei es eben so. Dafür bewundere ich sie wirklich.
 

"Kannst du mir mal verraten, über was du gerade grübelst?", holt mich Meilo ins hier und jetzt zurück.

"Ach", winke ich ab. "Ich dachte nur an meine Oma."

"Wegen den beiden da hinten?" Meilo nickt hinter sich.

"Ja."

"Hm."

"Was hm?"

"Na ja. Ich frage mich, wie du darauf jetzt kommst. Deine Oma ist tausendmal netter als diese zwei grimmigen Gesellen."

"Das stimmt", schmunzle ich. "Ich dachte auch nur, wie souverän sie reagiert hat, als meine Mutter ihr erzählte, dass ich auf Kerle stehe."

"Sie ist eine klasse Frau."

"Das ist sie", grinse ich. "Und wie war das bei dir? Von deinen Großeltern hast du mir nie was erzählt."

"Das ist auch kein Wunder. Ich habe schon lange keine Großeltern mehr." Oh Shit! Bin ich in ein Fettnäpfchen getreten?

"Das tut mir leid", flüstere ich und streichle mit dem Daumen über seinen Handrücken.

"Das muss es nicht. Ich kannte sie gar nicht. Bis auf den Vater meiner Mutter, aber vor dem hatte ich als Junge immer Angst." Ich mache große Augen. Wie kann man von seinem Opa Angst haben? Na gut, wenn ich recht überlege, kann man das schon, aber ich kann es mir schlecht vorstellen. "Bevor du fragst, er lebte in einem riesigen Anwesen und ich dachte, er so ein komischer, finsterer Burgherr."

"Was?!" Ich kann es nicht verhindern, dass ich anfange zu lachen. "Wirklich? Ein Burgherr?"

"Das war er auch irgendwie." Ich lach mich schlapp! Allein die Vorstellung, klein Meilo in einer riesigen, finsteren Burg, und sein Opa hockt in einem alten Holzthron gebieterisch vor ihm.

"Oh Mann! Sag schon! Los, erzähl!" Ich will alles wissen!

"Da gibt es nicht viel zu erzählen. Er lebte allein in der unteren Etage. Wir drei, also meine Mutter, mein Vater und ich, lebten nebenan. Ich sah ihn nicht oft, weil ich mich fürchtete dort rüber zu gehen. Ich war erst sechs Jahre alt, als er starb."

"Okay. Das reicht als Ausrede", kichere ich. "Da kann man schon mal Angst vor einem alten Mann haben." Ich kassiere einen Schulterstupser, der mich nur noch mehr zum Grinsen bringt. "Und seine Frau? Was ist mir ihr?"

"Sie kenne ich gar nicht. Sie ist ihm wohl weggelaufen. Irgendwohin ins Ausland. Da waren meine Eltern noch nicht zusammen."

"Wow. Hört sich wie eine Seifenoper an."

Meilo muss nun auch lachen. "Stimmt irgendwie. Darüber könnte jedenfalls ein tolles Drehbuch schreiben." Verrückt!

"Ist die Geschichte von deinen anderen Großeltern auch so spannend?", frage ich wissbegierig.

"Beinahe. Mein Vater kennt seine richtigen Eltern selbst nicht."

"Seine richtigen Eltern?" Das kann ja nur eins bedeuten.

"Er wurde adoptiert", bestätigt Meilo meine Vermutung.

"Oh. Das muss hart sein."

"Nicht wirklich", meint Meilo. "Nun ja, jedenfalls habe ich sie nie kennengelernt, weil sie beide bei einem Unfall verstorben sind."

"Wie furchtbar. Und die Adoptiveltern deines Vaters? Was ist mit ihnen?"

"Mit ihnen hat er keinen Kontakt mehr. Ihre Beziehung muss sehr schwierig gewesen sein. Seit er Volljährig ist, hat er sie kein einziges Mal mehr gesehen." Das ist ja … Unfassbar!

Ich bleibe stehen. Meilo stoppt kurz nach mir, dreht sich zu mir und sieht mich fragend an. "Du denkst dir das jetzt aber nicht aus, oder?"

Mein Schatz runzelt die Stirn. "Nein. Warum sollte ich?"

"Weil das krasser als jede Seifenoper ist."

Wieder ein Schulterzucken. "Thats life. Unfälle passieren, Kinder werden adoptiert und Großväter in alten Herrenhäusern werden von ihren Frauen verlassen." Mir bleibt nur, einen verwunderten Gesichtsausdruck aufzulegen, als er mich weiterzieht.

"Und wen gibt es noch in deiner Familie? Irgendwelche zickigen Großtanten? Hinterlistige Neffen, die dich töten wollen, um an dein Erbe zu kommen?"

"So schlimm ist meine Familie nun auch wieder nicht", lacht er. "Eigentlich ist meine Familie ganz normal."

"Hab's gemerkt", sage ich skeptisch.

Meilo ignoriert es, quittiert meinen Kommentar nur mit einem müden Lächeln. "Mein Vater hat noch eine Halbschwester. Sie ist meine Lieblingstante. Meine Mutter hat einen jüngeren Bruder und eine ältere Schwester. Papas Schwester ist verheiratet, hat 5 Kinder, 3 Jungs und 2 Mädchen. Mamas Bruder ist ebenfalls verheiratet, und ihre ältere Schwester ist schon drei mal geschieden, im Moment Single und ohne Kinder. Der Sohn meines Großonkels, also von dem Bruder meines furchteinflössenden Opas, den ich allerdings auch nie kennengelernt habe, plus seiner neuen Frau und dem Sohn aus erster Ehe, der nicht verheiratet ist, aber mit einem Mann zusammenlebt. Er musste mir schon immer alles nachmachen", lacht Meilo. Mir dagegen schwirrt der Kopf. Wer soll denn da mitkommen?

"Und die werden alle auf der silbernen Hochzeit sein?", frage ich panisch nach.

"Natürlich. Dazu kommen dann noch Freunde meiner Eltern, Nachbarn, frühere Kollegen und Angestellte, deren Partner und Kinder ... Es wird ein riesiges Fest!" Zum wiederholten Male bleibe ich stehen.

"Ich kann da nicht hin", hauche ich mit wild klopfenden Herzen.

Meilos Augen mustern mich teils belustigt, teils mitfühlend. "Klar kannst du das", sagt er mit einem beruhigenden Tonfall und nimmt mich in den Arm. "Sie freuen sich schon auf dich. Besonders meine Mutter, wie du weißt."

"Das macht es nur noch schlimmer!", japse ich. "Die erwarten doch bestimmt sonst was von mir!" Der Partner von Keith Kandyce muss doch ganz klar ein Superschuss sein. Natürlich weiß ich noch, dass so gut wie niemand von Meilos Verwandtschaft weiß, dass er Keith Kandyce ist, aber trotzdem könnten sie mich für nicht gut genug für ihn halten. Als wäre ich ein Nebendarsteller bei GZSZ und er der begehrteste Hauptdarsteller in Reich und Schön.

"Was die von dir erwarten ist doch vollkommen egal. Hauptsache, du erfüllst meine Erwartungen, und das tust du. Ganz und gar ..." Meilo schmust mit seiner Nase über meine, ehe er mich sanft küsst. Ich lasse mich ganz in den Kuss fallen und versuche das ungute Gefühl in mir zu verdrängen, dass die bevorstehende Feier in mir hervorruft. Es funktioniert.

Als wir uns von einander lösen und uns in die Augen blicken, erkenne ich sofort seine unkeuschen Gedanken dahinter. "Lass uns schnell zum Hotel gehen", schlage ich vor. Er widerspricht mir nicht, sondern zieht mich mit sich.
 

Noch nicht mal eine halbe Stunde später biegen wir in die Straße ein, in der unser Hotel steht. Es hat schon wieder begonnen zu schneien, und zwar so heftig, dass wir kaum etwas sehen können. Erst unter dem Vordach des Eingangs wird die Sicht klarer. "Was für ein Schneesturm!", japst Meilo. "Haben wir ein Glück, dass wir nicht noch unten am Schiffsanleger sind." Da stimme ich ihm uneingeschränkt zu. "Nichts wie rein!"

Wir klopfen unsere Kleidung notdürftig ab, und wollen gerade reingehen, als "Meilo? Nic?" Im dichten Schneegestöber sehen wir eine Person auf uns zukommen.

"Anne?", frage ich den Schemen. "Bist du das?"

"Ja! Ich bins!" Ächzend tritt sie zu uns unter das Vordach. "Mann! Was für ein Sauwetter!", schimpft sie und wischt sich über die schneebedeckten Arme. "Und kalt ist es!"

Verwundert beobachten wir sie, wie sie sich eine selbstgestrickte Mütze absetzt und ausschüttelt. "Wo kommst du denn auf einmal her?", möchte Meilo wissen.

Bevor sie antworten kann, nehme ich sie kurz in die Arme. Soviel Zeit muss sein. Dann ist Meilo an der Reihe, und danach antwortet sie ihm. "Hab auf euch in dem Café da drüben gewartet", erklärt sie und zeigt schräg hinter sich. Ich sehe weder ein Café, oder etwas, das wie eins aussieht. Ich sehe nur Schnee. Mir wird gleich noch eine Spur kälter, als mir sowieso schon ist. "Gilt euer Angebot noch? Hättet ihr ein Plätzchen für diese Nacht für mich?"

"Natürlich", sagt mein Schatz.

"Oh danke! Ihr rette mich", schnieft sie. Oh, oh. "Ich glaube, ich bekomme eine Erkältung." Als hätte ich es geahnt.

"Dann mal nichts wie rein mit dir ins Warme, Fräulein", brumme ich sie an und dirigiere sie vor uns durch die Tür.

"Ich will eich keine Umstände machen, aber ich weiß sonst niemanden, zu dem ich kann", fiepst sie heißer.

"Du machst uns keine Umstände", sagt Meilo und grüßt den Hotelangstelten an der Rezeption, der uns verlegen angrinst und dann schnell wieder wegschaut. Will ich wissen, was der denkt? Nope!

"Mit krank sein im Hotel kennen wir beide uns prima aus, nicht wahr Meilo?", plärre ich laut und lächle breit.

"Oh ja. Und wie!" Anne guckt verwirrt, doch wir schieben sie in den Aufzug. Wäre doch gelacht, wenn wir sie nicht wieder fit bekommen.
 

******
 

Nanü? Anne ist krank? Kein Wunder bei dem Wetter. Mich wundert es eher, dass Nic noch kerngesund ist, so, wie er ständig über die Kälte jammert. Müssen die Glückshormone sein. Die stärken das Immunsystem. ^^



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