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My love bite on your neck

von

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Love bite 11 - Unheimlich fotogen

Love bite 11 - Unheimlich fotogen
 

Mir fallen beinahe die Augen zu, aber ich habe es geschafft. Ich bin in Bremen!

Ich parke in der Nähe des Hotels, in dem Meilo untergebracht ist, und stelle den Motor aus. Endlich!

Ich reibe mir über die geschlossenen Augen, die brennen wie Sau, und erhole mich einen Moment lang von dem stressigen Tag und der anstrengenden Fahrt. Das Bewerbungsgespräch heute Nachmittag verlief ganz gut. Ich bekomme Bescheid, wenn sie mich für den Job wollen, habe sie gesagt. Das kann aber noch eine Weile dauern. Von mir aus. Ich habe mich jedenfalls gut geschlagen und keine ganz so peinliche Figur abgegeben, obwohl meine Gedanken ganz wo anders waren, natürlich, oh Wunder, bei meinem Meilo.

Jetzt bin ich endlich hier, und kann es gar nicht mehr erwarten, neben ihm ins Bett zu fallen, und mich erschöpft an ihn zu kuscheln. Der wird Augen machen!

Ich fange an zu grinsen und steige aus, hole meinen Koffer aus dem Kofferraum und latsche auf das Hotel zu. Wieder gastiert Superstar Kandyce in einer der vornehmsten Buden der Stadt. Diesmal steht allerdings kein Portiert davor, was mich aufatmen lässt. Wie genau ich es jedoch anstelle, dass mich die Hotelangestellten zu Meilo lassen, weiß ich noch nicht. Bevor ich eintrete, atme ich noch einmal tief ein und versuche so selbstverständlich und gelassen wie nur irgend möglich durch die Lobby zu flanieren. Gar nicht so leicht, wenn einem dabei die Augenlider vorkommen, als wögen sie hunderte von Tonnen. "Hallo. Kann ich Ihnen helfen?" Ich wurde entdeckt.

"Ja. Guten Abend." Ich lächle den schmalen Typen hinter der Rezeption freudig an. Immer freundlich bleiben, auch wenn man sich am liebsten auf den nächsten freien Platz einrollen möchte, wie eine vollgefressene, müde Katze. "Herr Sotterbach zu Großfels erwartet mich", lüge ich und bete inständig, dass Meilo sich wieder unter diesem dämlichen Namen hat einchecken lassen.

"Ich schaue mal im Computer."

"Danke." Das klingt doch schon mal gut.

"Hm ..." Der junge Typ beißt auf seiner Unterlippe herum. Oh oh. "Ich finde leider keinen Herrn Sotterbach zu Großfels", meint er auch schon und sieht mich mitleidig an. Shit!

Ich denke fieberhaft nach, was in meinem tranigen Zustand heißt, der Esel in meinem Hirn fegt sich halbtot eine Mücke vom Hintern. "Ich rufe ihn schnell an", beschließe ich und rolle zu der kleinen Sitzgruppe neben dem Ausgang. Dort falle ich auf einen der Ledersessel und schnaufe tief durch. Ob die mich hier pennen lassen, falls ich Meilo so spät nicht mehr erreichen kann? Mir purzelt beinahe das Handy aus der Hand, als ich es umständlich aus meiner Hosentasche fummle, und Meilos Nummer wähle. Ich bin echt kurz vorm Einpennen.

Nach mehrmaligen Klingeln meldet Meilo sich zum Glück. /Nic?/ Er hört sich mindestens so verschlafen an wie ich.

"Hey Schatz", krächze ich müde. "Schläfst du schon in deinem gemütlichen Hotelbett?" Wie gern ich auch darin liegen würde! Hoffentlich kann ich das gleich.

/Fast/, antwortet er mir. /Bin aber noch wach./

"Wie ist das Hotel?" Irgendwie muss ich mich ja herantasten.

/Ganz nett./ Ich höre Meilo an, dass er misstrauisch wird.

"Schön. ... Und hast du wieder unter einem Pseudonym eingecheckt?" Sehr einfallsreich, was?

/Ähm ... ja. Aber das fragst du mich jetzt? Mitten in der Nacht?/ Wann denn sonst? Morgen früh, nachdem ich mich in der Lobby häuslich eingerichtet habe?

"Bin nur neugierig", brumme ich mit geschlossenen Augen. "Wie lautet er denn diesmal, oder hast du immer den Selben?"

/Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht genau/, sagt er. /Mein Manager wählt immer zwischen verschiedenen Namen./ So eine Scheiße!

"Und wie lauten die?"

/Nic? Was soll das? Warum klingelst du mich mitten in der Nacht halb aus dem Schlaf und fragst mich Dinge, die total belanglos sind?/ Jetzt habe ich endgültig Meilos Misstrauen geweckt. Args! Was sage ich denn jetzt?

"Ich wollte dir was schicken", lüge ich nach ganz kurzem Überlegen, worauf ich sehr stolz bin.

/Jetzt?/

"Ja. Online. Ich brauche deinen Namen oder deine Zimmernummer." Wow! Mein Hirn bekommt ein Fleißsternchen für außergewöhnliche Sonderleistungen.

/Ach so. Na wenn das so ist, ich habe die Zimmernummer 420./

"Und der Name? ... Nur zur Sicherheit. Das es auch ankommt."

/Das kann nur Henry Lerchenbach oder Sebastian van der Heide sein./

Lachend versuche ich mir die Namen zu merken. "Wer denkt sich die nur aus?", frage ich eher mich selbst als ihn.

/Mein Manager/, antwortet Meilo mir, wobei ich ihn ebenfalls lachen höre. Ein sehr, sehr müdes Lachen.

"Gut. Danke. Dann schicke ich die Bestellung auf den Weg. Schlaf gut."

/Du auch. Bin schon gespannt, was das ist./ Das darfst du auch, mein Schatz. /Gute Nacht./

"Dir auch." Ich lege auf.

Da ich jetzt weiß, in welchem Zimmer er ist, versuche ich mich ungesehen zu den Fahrstühlen zu schleichen, doch wie das Leben so spielt, werde ich erwischt. "Moment mal!", ruft mir der Hotelier zu. "Sie können da nicht einfach rauf!"

"Schon okay. Ich weiß die Zimmernummer." Ob das klappt? Tut es nicht.

Der Typ erweist sich als ziemlich zackig. Er schlängelt sich hinter der Rezeption hervor und kommt bei mir an, noch bevor der Fahrstuhl unten ist. "Ich kann Sie nicht zu den Hotelgästen lassen! Ich muss Sie vorher anmelden", hechelt er. Nicht besonders in Form, der Gute. Trotz seiner guten Slalomlauftechnik.

"Ich habe eben mit ihm geredet. Das geht in Ordnung."

"Das kann ja jeder sagen." Langsam wird er mir unsympathisch. "Kommen Sie mit mir nach von. ... Bitte." Seine Hand, die sich auf meinen Oberarm gelegt hat, wird fester. Außerdem sehe ich aus den Augenwinkeln, wie plötzlich zwei Sicherheitsmänner auftauchen.

"Bitte lassen Sie mich doch einfach hoch", versuche ich es noch einmal mit ruhiger Stimme. "Mein Besuch soll eine Überraschung sein."

"Das mag ja schön und gut sein, aber Regeln sind Regeln." Ich verdrehe die Augen und lasse mich wieder zur Rezeption schleifen. Ich will Meilo ja keinen Ärger machen. Dann platzt meine Überraschung eben jetzt schon. Es sei denn ... "Unter welchem Namen hat sich Ihr Freund denn nun eingecheckt", fragt mich der Hotelier zickig.

"Entweder unter Henry Lerchenbach oder Sebastian van der Heide. Zimmernummer 420." Unnötig zu erwähnen, dass der Typ weiß, dass es sich um Pseudonymnamen handelt. Demnach ist es wohl auch besser, dass sie mich nicht so mir nichts dir nichts hoch lassen. Er tippt auf der Tastatur herum, nickt, und greift zum Hörer. "Moment!" Uh, kann der hübsch genervt gucken. Sexy. "Sagen Sie ihm, hier ist ein Typ mit einer Abschleppstange, der ihm die Blumen von Herrn André Sotterbach zu Großfels bringen möchte." Sein Blick wechselt von genervt auf ratlos. Nicht lachen, Nic! Sonst schmeißt er dich womöglich doch noch raus.

Zu meiner Erleichterung nickt er und wählt sich auf Meilos Zimmer ein. Diesmal geht mein Schatz schneller ran. "Entschuldigen Sie die späte Störung Herr van der Heide, aber hier ist jemand für Sie, der zu Ihnen möchte ... hm ... ja natürlich, aber er meinte, ich solle Ihnen von ihm ausrichten, er sei 'der Typ mit der Abschleppstange, der Ihnen die Blumen von André Sotterbach von Großfels überbringen möchte.'" Ich muss wirklich aufpassen, dass ich nicht loslache, so schön, wie er meinen Text zitiert hat. Dafür werde ich allerdings plötzlich genaustens von ihm beäugt. "Groß, dunkle Haare und ziemlich gutaussehend." Äh ... Meint der mich? Sieht so aus, denn der Kerl grinst mich auf einmal sehr eindeutig an. Oh Gott! Geh, und mach einem anderen Kerl schöne Augen, aber nicht mir. Ich bin glücklich liiert. "Sehr wohl. Einen schönen Abend Ihnen noch." Er legt auf. "Sie können hoch gehen."

"Danke", fiepse ich und sehe zu, dass ich Land gewinne. Der Typ wird mir unheimlich.
 

Oben steige ich aus dem Fahrstuhl und suche die Zimmernummer 420. Sie befindet sich ganz hinten im Gang, und als ich davor stehe und klopfe, bin ich so müde, dass ich mich noch nicht mal mehr auf Meilos überraschtes Gesicht freuen kann. Wahrscheinlich weiß er eh schon, wer ihn da besuchen möchte.

"Moment!", ruft er mir zu. Etwas rumpelt. Ist er gestolpert? Die Verriegelung der Tür piepst, dann wird sie einen Spalt breit aufgezogen. Meilos Gesicht bleibt im Verborgenen. "Ja?"

"Lässt du mich endlich rein? Ich bin total KO."

"Nic?!" Die Tür wird aufgerissen und ein Meilo mit kugelrunden Augen starrt mich an. "Du?!" Meine Überraschung ist wohl doch nicht geplatzt!

"Überraschung", rufe ich leise und schnappe mir meinen verdatterten Meilo. Stürmisch verpasse ich ihm einen groben Kuss und grinse ihn an. "Ich dachte, ich überbringe dir dein Geschenk persönlich."

"Guter Gedanke", gluckst er und zieht mich ins Hotelzimmer. "Ein Koffer? Du bleibst länger?"

"Das hatte ich vor." Meilo jauchzt auf und springt mich geradezu an. Müdigkeit ade, kann ich da nur sagen.

"Oh wie schön!", japst er und knutscht mir das Gesicht ab. "Besser als jedes Geschenkt!"

"Freut mich zu hören, denn das Geschenk war nur eine Finte."

"Habe ich mir fast gedacht." Er gleitet aus meinen Armen, ergreift aber meine Hand und zieht mich ins Schlafzimmer. "Du siehst müde aus." Das ihm das aufgefallen ist.

"Frag nicht."

"Das Bewerbungsgespräch?"

"Das auch, aber die Fahrt hat mir den Rest gegeben."

"Du Armer." Er nimmt mir den Koffer ab und stellt ihn neben das Bett. "Dann nichts wie ins Bett mit dir." Wie habe ich mich darauf gefreut!
 

Meilo hilft mir, mich aus den Klamotten zu schälen, und zieht sich ebenfalls wieder aus. Nach dem Anruf des Hoteliers hatte er sich hektisch angezogen, weil er dachte, ihm würde tatsächlich jemand Blumen liefern. "Das du den Hinweis mit der Abschleppstange nicht verstanden hast, kränkt mich jetzt aber", murmle ich gegen seinen Hals, als wir aneinander gekuschelt im Bett liegen.

"Tut mir leid. Zu meiner Verteidigung, das Konzert ist ziemlich anstrengend gewesen."

"Was war denn?"

"Mir ging es nicht so gut."

Ich setzte mich auf und schaue auf Meilo nieder. Da noch das Licht hinter dem Kopfteil des Bettes angeschaltet ist, kann ich ihn genauer mustern. "Du bist ganz blass. Bist du krank?"

"Geht schon", meint er. "Ich habe Medikamente bekommen. Morgen geht es mir bestimmt besser. Allein, dass du bei mir bist, ist besser, als jedes Medikament." Sanft streichle ich über seine Stirn. Sie fühlt sich leicht heiß an.

"Wenigstens kannst du dich die nächsten Tage auskurieren."

"Hmhm ..." Meilos Augen fallen zu und ich lösche das Licht. Gut, dass ich hergekommen bin. Bestimmt hätte er mir am Telefon niemals gesagt, dass es ihm nicht gut geht.

"Ich werde dich wieder gesund pflegen", wispere ich gegen seinen Hals und dämmre ebenfalls langsam in den Schlaf.
 

***
 

Am nächsten Morgen werde ich noch vor Meilo wach. Seine Stirn fühlt sich noch immer wärmer an, als normal, aber seine Gesichtsfarbe sieht ganz gut aus. Es scheint nichts Schlimmeres zu sein. Was für ein Glück, aber um auf Nummer sicher zu gehen, lasse ich, zusätzlich zum Frühstück, viel frisches Obst aufs Zimmer bringen, und ordere eine große Kanne Fencheltee. Bei mir wirkt der immer wahre Wunder.

Als es an der Tür klopft, springe ich schnell auf, damit Meilo nicht geweckt wird. Der pennt wie ein Stein weiter. Gut so. Schlaf ist das beste bei einer Erkältung. Ich lasse alles auf dem gläsernen Tisch der geräumigen Suite aufbauen und drücke dem jungen Kerl ein kleines Trinkgeld in die Hand. Sicher hat er mit mehr gerechnet, aber so dicke habe ich es nicht. Ist ja nicht meine Suite, sondern die eines kranken Popsternchens. Apropos ... Mal schauen, ob er inzwischen wach ist.

Mit einer Tasse dampfenden Tees bewaffnet, schleiche ich mich ins separate Schlafzimmer und setzte mich neben Meilo auf die Bettkante. Er schlummert noch immer, scheint aber langsam wach zu werden. Seine Nase kräuselt sich und kurz darauf flattern seine Augenlider. "Nic?" Mein Schatz hat eine ganz belegte Stimme. Oh je. Er räuspert sich und setzt sich schleppend auf.

"Wie geht es dir?", frage ich ihn und stell die Tasse auf das kleine Nachttischchen.

"Mein Kopf brummt und meine Zunge ist ganz belegt."

"Hört sich nicht gut an. Wo sind deine Medikamente?"

"Im Badezimmer." Dann werde ich die mal holen. "Ist der Tee für mich?"

"Ja." Meilo grinst mich an und fischt sich die Tasse herbei, während ich auf die Suche nach seinen Medis gehe. Lange muss ich das nicht tun, denn sie liegen auf der Ablage über dem Waschbecken. Schmerztabletten, ein Grippemittel und etwas für seine Abwehrkräfte. Hm. Das reicht hoffentlich, um ihn wieder fit zu bekommen. Ich bringe Meilo all die Schächtelchen und Fläschchen. Brav schluckt er auch gleich etwas davon.

"Hast du Appetit? Ich habe uns Frühstück hochbringen lassen."

"Weiß nicht", krächzt Meilo und schlürft am Tee. "Was essen müsste ich ja."

"Finde ich auch. Viel frisches Obst, das wirkt wahre Wunder."

"Trägst du mich?" Was? "War nur ein Scherz", lacht er und stellt die Tasse ab. "So schlecht geht es mir nicht." Er wirft die Decke beiseite und rutscht aus dem Bett, bevor er jedoch aufstehen kann, habe ich ihn mir schon geschnappt und in meine Arme gehoben. "Hey!", lacht er vergnügt. "Lass mich wieder runter!"

"Der Herr wollte getragen werden, also wird er getragen", erwidere ich mit nasaler Stimme und schleppe ihn rüber zum Frühstückstisch. Meilo ist schwerer, als er aussieht. Ich versuche mir nichts von der Anstrengung anmerken zu lassen und schaffe es bis vor den gedeckten Tisch. "Willst du am Fenster sitzen?" Meilo nickt. "Dann abwärts mit dir."

"Nö." Seine Arme legen sich fester um meinen Nacken.

"Nö? Soll ich dich so halten, während du futterst?"

Er brummt mir ins Ohr und tupft mir einen Kuss drauf. "Ich hab dich so sehr vermisst." Eine Gänsehaut prickelt über mich hinweg. "Ich freue mich so, dass du mich besuchen kommst."

"Ich habs auch nicht mehr ohne dich ausgehalten", gestehe ich. "Als du mir erzählt hast, dass du bis zum Wochenende in Bremen bleibst, musste ich einfach hinter dir herreisen."

Meilo legt seine Stirn gegen meine. Seine Temperatur ist immer noch leicht erhöht. "Fütterst du mich?", fragt er mich mit einem zuckersüßen, rauen Tonfall.

"Auch noch Sonderwünsche?"

"Ja. Ich bin krank."

"Na wenn das so ist", grinse ich und setzte mich mit ihm im Arm vorsichtig auf einen der Stühle. Meilo lacht leise und schmiegt seine Wange in meine Halsbeuge. "Was zuerst?"

"Mir egal."

"Egal habe ich nicht."

"Hnn ... Dann eins der Käsebrötchen."

"Ein Käsebrötchen der Herr. Wie Ihr wünscht." Ich halte ihm eins der schon fertigen Brötchen vor den Mund, woraufhin er ein Stück abbeißt. "Gut?"

"Hervorragend", schmatzt er. "Jetzt das mit Honig."

Ich hebe eine Augenbraue empor, sage jedoch nichts. Dafür beiße ich selbst was vom Käsebrötchen ab und klaube mir danach das mit Honig. So geht es weiter, bis der werte Herr alles probiert hat, inklusive das Extra-Obst, das jetzt mit lauter kleinen Bisswunden in der Obstschale liegt. "Und jetzt?", frage ich ihn. "Darf ich jetzt deine Reste essen?"

"Ja", antwortet er prompt.

"Und wenn ich mich bei dir anstecke?"

"Das hättest du dir früher überlegen müssen." Also so was! "Dann pflege ich dich gesund. Wie wäre das?"

"Auch, falls du gerade dann einen Auftritt hast?"

"Auch dann." Verlockend ... "Ich nehme dich dann einfach mit, verfrachte dich ins warme Hotelbett und nach dem Auftritt kümmere ich mich wieder um dich." Ich packe Meilo und schiebe ihm die Zunge in den Hals. Ich will sofort krank werden!
 

Nach dem Frühstück, ich habe meinen Süßen noch eine komplette Orange rein gezwungen, die er gar nicht mag, aber Ausreden gelten nicht, brachte ich ihn zurück ins Bett und dort liegt er jetzt schon den ganzen Vormittag lang. Ich habe noch mehr Tee beordert und noch eine weitere Ladung Obst, damit er schnell wieder auf die Beine kommt. In der Zwischenzeit vertreiben wir uns die Zeit mit Fernsehgucken und Schmusen, was definitiv etwas für sich hat. "Mit dir macht sogar eine Erkältung Spaß", schmunzelt Meilo, als ich gerade wieder seine Stirn befühle. Kein Fieber. Wunderbar.

"So etwas Ähnliches dachte ich auch eben." Ich wische ihm eine Haarsträhne von der Stirn. Meilos Augen glänzen richtig, was vielleicht am Grippemittel liegen mag, aber dieses ganz bestimmte Glitzern darin, kann nur von einem kommen. Ich beuge mich zu ihm rüber und verschließe ihm den Mund. Er schiebt sich mir gleich seufzend entgegen und schickt eine Hand auf meinem Oberkörper auf Reisen. "Fit genug?", frage ich ihn zwischen unseren Küssen.

"Sehr fit", schnurrt Meilo und taucht mit der Hand unter mein Shirt. Nun hält mich nichts mehr. Ich lasse mich auf ihn fallen und schlüpfe mit meiner Zunge in seinen Mund.

Wie ausgehungert machen wir uns übereinander her, als wären wir zuvor seit Ewigkeiten voneinander getrennt gewesen. Plötzlich sind wir nicht mehr zu halten. Meilo zerrt an meinem Oberteil und ich mache mich über seinen Hals her. Die dunklen Flecken sind immer noch gut zu erkennen, aber die müssen dringend erneuert werden, finde ich.

"Meins!", knurre ich gegen die feuchte Haut. Meilo lacht leise und streckt seinen Hals durch. Hmm ... Lecker!

Ich sauge und lecke über seinen Hals weiter nach unten, tobe mich an seinem Schlüsselbein aus, als es leise klopft. Erst denke ich noch, das ist im Fernseher, aber als Meilo sich versteift und aufschaut, wird mir bewusst, dass das Klopfen von der Zimmertür herkommt. "Hast du noch was bestellt?", frage ich meinen Schatz.

"Nein."

"Dann lassen wir es klopfen." Und weiter geht's.

"Warte." Unbarmherzig werde ich zur Seite geschoben. "Schau doch bitte nach, wer das ist." Ich schaue Meilo fassungslos an. Alles an meinem Blick fragt: Ernsthaft? Jetzt? Während wir gerade dabei sind, uns gegenseitig aufzufressen? "Bitte." Meilos Hundeblick bekommt mich weich.

"Also gut", brumme ich und klettere aus dem riesigen Hotelbett.

"Du bist ein Schatz, Sweety!" Grins.

Im Gehen richte ich grob meine Haare und meine verrutschte Kleidung, bevor ich mit einem grimmigen Blick die Tür öffne. "Ja?", frage ich den Störenfried vor der Tür.

"Äh ... Ich glaube, ich habe mich vertan", fiepst der Jungspund vor mir. Er schaut auf die Zimmernummer, runzelt die Stirn und sieht mich wieder ratlos an, ehe sich seine Augenbrauen zusammen ziehen, und mir ebenso grimmig zurück starren, wie ich ihn begutachte. "Wo ist Meilo?", fragt er mich keifend.

"Der ist krank." Stimmt doch auch.

"Ich weiß. Und wer sind Sie? Ein Krankenpfleger?"

Ein hinterhältiges Grinsen legt sich um meine Mundwinkel. "Der bin ich. Meilos privater Krankenpfleger." Der Knilch wechselt wieder zurück in den Ratlos-Modus, strafft sich jedoch auf einmal und rempelt mich einfach beiseite. "Hey!" Bevor ich ihn zu fassen bekomme, rast er auch schon ins Schlafzimmer. "Geht's noch?!", rufe ich ihm nach. "Raus hier!" Was bildet der sich eigentlich ein?

"Was hat das zu bedeuten?", fragt er meinen Meilo und deutet auf mich. "Wer ist das, und was sucht der bei dir im Hotelzimmer?" Ich spüre, wie mir die Farbe aus dem Gesicht weicht. Ist das einer von Meilos Management? Er ist zwar noch jung, aber wer weiß?

"Nicht so laut", wimmert mein Herzblatt und sieht plötzlich ganz kränklich aus. Im Simulieren ist er einsame Spitze, stelle ich fest. "Mein Kopf platzt." Seine Darbietung eines Todkranken Mannes zieht. Der Knilch glotzt entschuldigend drein und hockt sich auf die Bettkante. Eifersucht brodelt in mir hoch. Runter da! Ich versuche mir nichts anmerken zu lassen und wundere mich lieber darüber, dass ich immer noch solche Besitzansprüche Meilo gegenüber empfinde. Daran werde ich mich nie gewöhnen.

"Immer noch so schlimm? Soll ich den Arzt vorbeischicken?"

"Nicht nötig. Ich habe noch Medikamente und zur Not rufe ich ihn selbst an." Oder ich besorge es ihm ... Die Medikamente meine ich.

"Ist gut", segnet der Typ Meilos Entscheidung ab. "Und wer ist das hier?" Feindselige Blicke malträtieren mich. Und auf einmal erhellt sich mein Geist. Ich bin nicht der Einzige, der eifersüchtig ist! Ha! Das Gör ist auf meinen Meilo scharf!

"Das ist ein Freund", antwortet Meilo und schielt mich entschuldigend an.

'Kein Ding', denke ich und zwinkere ihm zu. "Du weißt doch noch, der Mann, der mir mit meinem kaputten Auto geholfen hat?"

"Das ist der Typ?!" Wie nett. Jetzt zeigt der Knilch auch noch mit dem Daumen auf mich!

"Ja, das ist er. Niclas? Das ist ... Niklas." Meilo grinst, während mir und meinem Namensvetter sämtliche Gesichtszüge unters Bett kullern.

"Was für ein Zufall", krächze ich.

"Ja", sagt mein Schatz und deutet auf Knilch-Niklas. "Allerdings wird er mit k geschrieben." Als ob mich das jucken würde. "Er geht den Tontechnikern zur Hand."

"Ah so. Ein Roadie also?"

"Genau." Wenigstens ist er nicht vom Management.

"Warte mal", schnaubt Knilch-Niklas mit k und glotzt wie ein entsetztes Nasenäffchen. "Er weiß, wer du bist?" Das hättste jetzt nicht gedacht, wa?

"Ich habe es ihm erzählt, ja." Man sieht förmlich, wie sehr dies meinen Namensdoppelgänger durch den Strich geht. Er sieht Meilo fassungslos-besorgt an und schickt mir zwischendurch hässliche kleine Blitze zu. Pha! Lächerlich. Wen will er denn damit beeindrucken? Das kann ja meine Schwester sogar besser.

"Na gut", nuschelt er in seinen nicht vorhandenen Bart. "Du musst wissen, ob du ihm vertrauen kannst." Na warte, du Kleiner ...!

"Das kann ich", durchdringt Meilos süße Stimme meine Gedankenseifenblase, in der ich über Meilo drüber hechte, und diesem Knilch meine Hände in bester Homer Simpson Manier um den Hals lege.

"Fein ... Weshalb ich hier bin ..." Er kramt in einer Tüte herum, die mir eben erst auffällt. "Ich habe die Presseberichte über das Konzert gestern hier. Sind alle positiv. Wenn du sie durchlesen willst, lasse ich sie hier. Super Feedback für die nächste Tour. Im Netz steht auch eine Menge, aber das habe ich noch nicht gesichtet. Wollen wir zwei das zusammen machen?" Moment mal! Wir zwei?! Meilo und dieser Knilch?! Etwa allein?! Und was war das mit von wegen nächster Tour?!!!

Mein Blick fliegt zu Meilo, der mich wahrscheinlich genauso perplex anstarrt, wie ich ihn. Dann allerdings, wechselt er zu einem nur für mich sichtbaren Hundeblick, der sagt: Dafür gibt es eine Erklärung. Mach dir keine Sorgen.

Okay, ich halte die Klappe, vertraue Meilo, atme tief ein und aus und bewahre Fassung. Dankbar sendet mein Schatz mir ein kleines Lächeln und wendet sich wieder dem Knilch zu. "Ein anderes Mal wieder, Niklas. Mir geht es echt nicht gut und ich würde jetzt gern schlafen." Meilo zieht sich die Bettdecke bis zum Hals. Ich staune immer wieder, wie gut er krank spielen kann.

Knilch-Niklas kauft es ihm ab und nickt verständnisvoll. "Gut, dann gehe ich." Musik in meinen Ohren! "Und ihn nehme ich mit ja? Damit du dich ganz in Ruhe auskurieren kannst." Wie bitte?! Fass mich an, und es wird dir leid tun!

Meilo schreitet zum Glück ein, ehe das Gör handeln kann. "Nein, Nic bleibt hier. Wir haben noch was miteinander zu besprechen." Höhö. Ja, nimm das, du elendiger Knilch! Er hat ganz schön dran zu knabbern, wie es aussieht, denn seine Fingerknöchel treten weiß hervor, so fest hält er die Tüte in seinen Klauen. "Wie du meinst. Hoffentlich bereust du es nicht", spricht er und rauscht davon, nachdem er die Tüte mit den Zeitungen auf dem Hotelbett hat liegen lassen.
 

Ich schlucke meine Wut über diesen Möchtegern-Tonteckniker-Knilch runter. Was für ein Arschloch! Der soll sich ja nicht mehr in unserer Nähe blicken lassen. "Tut mir leid", flüstert Meilo und drückt meinen Arm.

"Was tut dir leid?" Er hat doch nichts falsches gemacht.

"Das ich dich nur als einen Freund vorgestellt habe." Kleine Fragezeichen ploppen über meinem Kopf auf. "Ich hätte ihm so gern gesagt, dass du nicht EIN Freund bist, sondern MEIN Freund."

Ein Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht und ich lege mich wieder an Meilos Seite. "Ich weiß doch, dass das nicht geht", antworte ich ihm und küsse seine Wange. Weich wie ein Pfirsich.

"Noch nicht." Hört sich arg nach einem Versprechen an. Aber auch nach etwas anderem. Etwas, das ich am liebsten für ewig aufschieben würde. Das 'Outing' vor meiner Schwester. Doch noch ist es zum Glück nicht so weit, und es wird auch nicht so bald geschehen, nicht, solange ich es verhindern kann. Vorerst jedoch, gilt es andere Dinge zu klären.

"Und was war das eben, von wegen 'nächste Tour'?"

Mein Süßer wischt sich über die Augen, ehe er antwortet. "Das ich aufhöre, weiß bis jetzt nur mein Management und die Plattenfirma."

"Wegen den Fans?"

"Hauptsächlich, ja." Ich rolle mich stöhnend auf die Seite. Dieses ganze Business ist doch nur Lug und Betrug! Menschenmanipulierrerei! Zum Glück ist Meilo da bald raus. "Niklas war schon auf der letzten Tour mit dabei und war da schon Feuer und Flamme auf die nächste Tour. Ständig überlegt er, was man besser machen könnte." Meilo schmunzelt. "Das ist eben sein Ding." Sein Ding ist gut. Ich glaube eher, sein Ding will was von Meilos Ding. Nur über meine Leiche!

"Hängst du öfter mit diesem Niklas herum", frage ich Meilo daher 'ganz beiläufig'.

"Wir sind Freunde. Oft gehen wir uns tagsüber die Städte ansehen, in denen wir gerade sind." Das gefällt mir ganz und gar nicht. Dieser Knilch und Meilo zusammen auf Erkundungstour ... Meilos tiefgrüne Augen mustern mich. "Sag mal", fragt er leise "kann es sein, dass du Eifersüchtig bist?"

Ich weiche seinem Blick aus und angle mir die Tüte mit den Zeitschriften. "Und wenn schon?", murre ich, weil leugnen zwecklos ist.

Meilo lacht auf und zwingt mich ihn wieder anzusehen. "Das musst du aber nicht."

"Ich weiß!" Ich verdrehe die Augen. "Das nervt mich ja selbst, aber ich kann nichts dagegen tun."

Seine Hände umfassen mein Gesicht und ziehen mich dicht vor seins. "Du hast keinen Grund, um eifersüchtig zu sein. Du bist der einzige Niclas, den ich will. Ob mit k oder c geschrieben."

"Daran zweifle ich auch gar nicht", wispere ich und halte die Luft an. So nahe, wie wir uns in diesem Moment sind, ist es schwer, einen vernünftigen Gedanken zu fassen. "Aber vielleicht könntest du es mir beweisen."

"Jetzt?"

"Jetzt", bestätige ich und bekomme auf der Stelle den Mund versiegelt.

Diesmal lassen wir uns garantiert von niemanden mehr stören.
 

***
 

Meilo ist tief und fest eingeschlafen, dabei ist es noch nicht mal Abend. Mein armer Schatz. Vielleicht waren die vergangenen Stunden doch zu viel für ihn. Mein Überraschungsbesuch, Knilch-Niklas' Auftritt und dann haben wir uns auch noch ganz schön im Bett verausgabt. Hoffentlich hat es Meilos Gesundheit nicht geschadet, obwohl es ihm sichtlich, und vor allem spürbar, gefallen hat. Jedenfalls hat er kein Fieber mehr und seine Stimme klang vorhin wieder ganz normal. Oder stöhnt man anders, wenn man krank ist?

Ich tupfe meinem schlafenden Schatz einen Kuss auf die Stirn und rolle mich auf den Rücken. Der Fernseher läuft immer noch, was extrem nervt, wie ich feststelle. Aus damit. Da ich aber weder müde bin, noch aus dem Bett aufstehen möchte, greife ich zu den Zeitschriften. Nett vom Niklas-Knilch, mir Aprésex-Lesestoff mitzubringen, findet ihr nicht auch?

Vier Tageszeitungen befinden sich in ihr und alle sind schon auf der richtigen Seite aufgeschlagen. Die erste enthält nur einen kleinen Text, nicht der Rede wert, aber die Nächste hat einen riesigen Artikel gebracht, inklusive Foto vom Konzert. Das wäre doch was für Nicole. Ob ich ihr den Kram schicken soll, um bei ihr gut Wetter zu machen? Unweigerlich muss ich an diese Story denken, die ich in dem Ordner in ihrem Zimmer gefunden habe. Mich überläuft es eiskalt. Bloß nicht darüber nachdenken!

Um mich abzulenken, überfliege ich die Zeilen. Die kreischenden Fans werden nur kurz erwähnt. Das Hauptaugenmerk liegt natürlich auf Mr. Keith Kandyce und seinem extravaganten Auftreten. Sehr nett ausgedrückt, Herr Journalist. Ansonsten lässt er sich noch über das kaum bekannte Privatleben meines Schatzes aus. 'Pech gehabt', denke ich bei mir. 'Ihr müsst nicht alles wissen.' Immer dieses Herumgeschnüffle im Leben anderer Leute. Das konnte ich noch nie leiden und bei Promitratsch im TV, schalte ich immer gleich weg. Ich will gar nicht wissen, wer mit wem, oder wer gerade Urlaub auf den Bahamas macht.

Mein Wissensdurst ist fürs erste gestillt. Die Zeitschriften wandern auf den Boden vors Bett und ich kuschle mich wieder in die flauschigen Daunen.

Meilo ratzt noch immer. Er liegt auf der Seite, mir zugewandt, und atmet ruhig. Was für ein schöner Anblick! Ich genieße ihn in vollen Zügen und ... Stopp mal! Mein Handy! Wo ist es? Das muss festgehalten werden!

Ich setzte mich auf und scanne das Zimmer nach meiner Hose ab, und finde sie auch sofort. Sie hängt halb auf dem schmalen Sideboard, auf dem der Fernseher steht.

So vorsichtig wie nur möglich krabble ich bis an die hinterste Bettkante, strecke mich und bekomme sie zu fassen. Das ergatterte Handy in der Hand, rutsche ich wieder zurück und lege mich hin. Meilo hat von all dem nichts mitbekommen. Super!

Ich stelle das Bild scharf und KLICK! Oh Shit! Der dämliche Auslöseton ist an, und das verdammt laut. Meilo rührt sich und bevor ich das Handy unter der Decke verstecken kann, klickt es nochmal, weil ich Dämlack auf das Display gekommen bin. Aber als wäre das noch nicht schlimm genug, blitzt die Automatik auch noch.

"Nic?" Meilo schlägt die Augen auf. "Was tust du da?"

"Ich ähm ... Ich hab nur ein Foto von dir gemacht." Lügen zwecklos.

"Ein Foto?" Ich nicke und lächle verschämt. Gleich beim ersten heimlichen Foto meines Lovers erwischt zu werden, ist nicht schön. "Darf ich mal sehen?"

"Wenn du magst ..." Eigentlich ist es ja nichts Schlimmes, was ich getan habe. Peinlich ist es dennoch. Irgendwie.

Ich gebe ihm trotzdem das Handy und mustere sein Gesicht, während er es sich anschaut. Ehrlich gesagt, mit seinem derzeitigen Gesichtsausdruck kann ich nicht viel anfangen. Skepsis, Unglauben, Verwirrung. Ja was nun? Hat er sich noch nie auf einem Foto gesehen? Unwahrscheinlich, auch wenn er auf den meisten Bildern geschminkt sein dürfte. "Was soll das?", fragt er mich schließlich, offensichtlich verwirrt. "Warum machst du das?" Muss ich ihm das ehrlich erklären?

"Du sahst so sexy aus. Das wollte ich für einsame Stunden festhalten."

"Hm ..." Er zieht die Augenbrauen nach oben. "Wenn das so ist ... Aber zeig es niemanden." Irre ich mich, oder hörte sich das eben wenig begeistert an? Das Handy wandert wieder in meine Hände.

"Okay." Jetzt bin ich verwirrt. "Aber man erkennt dich darauf ja gar nicht." Damit meine ich nicht ihn sondern Keith. Aber das wird er sich ja wohl denken können.

"Trotzdem", murmelt er ins Kissen. "Muss ja nicht jeder sehen." Hä?

"Schön." Eigentlich schade. Ich wollte vor Ed und Ingo mit ihm angeben, doch wenn er nicht will, dass ich es wenigstens meinen Freunden zeige, dann ... "Was ist denn das?!", brülle ich und starre auf mein Handy.

"Schrei doch nicht so", nuschelt Meilo und zieht sich die Decke halb über den Kopf.

"Sorry", japse ich. "Aber ... aber ..."

"Was aber?"

"Das Bild!"

"Was ist damit?"

"Das habe ich nicht gemacht!"

Meilos Kopf taucht wieder unter der Decke hervor. "Wer denn sonst?", fragt er mich mürrisch und rappelt sich auf.

"Ja, aber wie ..." Und da weiß ich es. "Der Blitz!" Meilo versteht bloß Bahnhof, im Gegensatz zu mir, denn ich habe gerade den völligen Durchblick. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn auf meinem Handydisplay sehe ich verdammt viel. Sehr viel. Also sehr, sehr viel. Meilos ganze Nacktheit, um genau zu sein. "Kein Wunder, dass ich das niemanden zeigen soll!" Ich will es zwar nicht, aber ich fange an zu lachen.

"Ich verstehe nicht." Mein süßer, ratloser Meilo. Weil ich ihm vor lauter Lachen nicht antworten kann, zeige ich ihm das Bild, dass ich von ihm gemacht habe. Ganz bewusst gemacht habe.

"Das andere war ein Versehen", erkläre ich und kichere immer noch. "Ich lösche es wieder." Zwei Klicks, und weg ist es.

"Oh Mann! Und ich hab mich gewundert. Ich dachte schon, ich hätte dich total falsch eingeschätzt!" Jetzt muss auch Meilo lachen.

"Nein, nein. Solcherlei Perversionen gestehe ich meinen Partnern erst nach ein paar Monaten Beziehung."

"Ah, okay. Dann weiß ich ja, auf was ich mich gefasst machen muss." Wir grinsen uns an. "Aber ich nehme dich auch mit all deinen Perversionen."

"Beruhigend zu wissen." Und ich bin mir völlig sicher, dass ich auch seine 'Perversionen' mit Freude mit ihm teile. Bis auf das Schminken, doch darüber werde ich mir keine Gedanken machen müssen, weil Meilo davon selbst die Schnauze voll hat.
 

"Hast du noch irgendwelche heimlichen Leidenschaften?", fragt er mich und schiebt einen Arm auf meine Brust. Seinen Kopf bettet er auf meine Schulter und sieht mich mit seinem besten Schlafzimmerblick an. Er ist immer noch KO.

Ich überlege kurz. "Das ich ein Computernerd bin, weißt du bereits und von meiner Leidenschaft für Aktfotos auch, also ... nein. Du weißt alles." Meilo stürzt die Lippen. "Was denn?"

"Ich finde, wenn du schon Fotos von mir im Bett machst, will ich auch welche von dir haben. Vielleicht nicht gerade Aktfotos, aber der Gedanke gefällt mir, dich immer bei mir zu haben, auch wenn ich unterwegs bin."

"Die hast du doch. Oder hast du unseren Ausflug nach Kassel vergessen?"

"Habe ich natürlich nicht", empört er sich. "Ich meine damit Pärchenfotos mit dir zusammen im Bett." Uh! Da bin ich doch sofort dabei!

"Gut, dann nehmen wir das doch gleich in Angriff." Ich lasse das Handy über uns schweben, stelle die Frontkamera ein und knipse drauf los. Ich bin voll in meinem Element: Pärchenfotos knipsen. Wir albern herum, strecken der Kamera die Zungen raus, bevor wir sie uns gegenseitig in den Hals schieben.

Als wir unserer Meinung nach genug Fotos geschossen haben, schauen wir sie uns nacheinander an. "Das ist unmöglich! Lösch das!", lacht Meilo, als wir uns ein Bild betrachten, in dem ich ihm heimlich zwei Hasenohren über den Kopf gezaubert habe.

"Quatsch! Das ist süß! Guck doch mal, wie schön frech du da in die Linse grinst."

"Und? Ich hab Häschenohren!"

"Kann man retuschieren", lüge ich. Als ob ich das machen würde! Das ist doch gerade das Schöne daran. Hi hi.

Meilo brummt und ich klicke ein Bild weiter. Darauf sehen wir uns an und lachen aus vollem Halse. Ich weiß auch noch warum. Meilo hatte zuvor unter der Decke was ziemlich Unanständiges mit seiner Hand veranstaltet und mich dabei so unschuldig wie ein Kleinkind angeschaut. "Das ist schön", sagt er und kuschelt sich an mich.

"Stimmt."

"Obwohl ich da ein leichtes Doppelkinn habe."

"Red nicht!" Der Spinnt doch! "Immer hast du was auszusetzen." Hat er tatsächlich. Bei jedem Foto sagt er, das ist nicht gut, oder jenes ist aus dem falschen Winkel aufgenommen. Liegt wahrscheinlich an seinem Beruf. Immer muss er gut aussehen, dabei ist es doch ganz logisch, dass man nicht wie gephotoshopt aussieht, wenn man im Bett liegt und eben erst aufgewacht ist. Obwohl Meilo in meinen Augen jedes Mal einfach nur perfekt aussieht. "Du bist total fotogen. Guck mich dagegen an. Da schiele ich sogar!" Echt jetzt.

"Hihi. Dein kleiner Silberblick."

"Silberblick?!" Ich dachte, das würde nicht mehr auffallen. Als Kind musste ich eine Brille tragen, wobei eins der Gläser abgeklebt war. Gebracht hat es nur bedingt was, und anscheinend kommt das noch heute raus. Manchmal. Nicht oft, aber immer öfter.

"Ich finde das unheimlich putzig", gackert Meilo und küsst meine Nasenspitze.

"Tzäh!" Ich hasse es, es zuzugeben, aber meine Wangen werden warm. Meilo findet mich putzig.

Innerlich schüttle ich über mich selbst den Kopf, doch was will ich machen? So ist das eben, wenn man verliebt ist, und das bin ich. Ich bin verliebt und glücklich! Der pure Wahnsinn!
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  chaos-kao
2016-08-17T17:47:22+00:00 17.08.2016 19:47
Okay, ich hatte mehr Drama erwartet :D Und echte Paparazzi bei dem Titel. Aber schönes Kapitel. Niedlich. So friedlich :)
Antwort von:  Fara_ThoRn
18.08.2016 12:39
Drama ist erstmal noch nicht in Sicht ;-)
Obwohl ich glaube, dass ihr viel mehr Drama erwartet, als es bei den beiden geben wird xD


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