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Warum ich es hasse ein Zwerg zu sein

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Diese Geschichte ist auch auf Fanfiktion.de unter dem Namen Rebecca Brown. Komplett anzeigen

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Ein Hobbit und ein Zwerg

4. Ein Hobbit und ein Zwerg.
 

Ich lief soweit mich meine Beine trugen und verfluchte, dass es hier keine Busse oder Straßenbahnen gibt. Es wurde langsam dunkel und ich ging an den Rand des Weges und fror. Natürlich hätte ich, wie die Elben gestern, ein Feuer entfachen können, aber ich wusste nicht, wie so etwas gemacht wurde. Trotz der Decke war mir noch etwas kalt. Am liebsten würde ich lieber in meinem Zimmer sitzen und ein gutes Buch lesen oder an meiner Zeichnung weiter arbeiten als hier draußen im Freien allein zu übernachten. Ich schlief nach einiger Überwindung ein und wachte am nächsten Morgen auf. Nachdem ich mich hinterm Busch erleichtert hatte, reiste ich weiter.

Hier in dieser Welt bemerkte ich, war die Natur sehr unberührt von den Menschen. An einem Schild erkannte ich, das ich einen Ort namens Hobbingen erreicht hatte. Auch wenn es hier außer Pferdefuhrwerken scheinbar keine anderen Transportmittel gab, waren die Straßenschilder für die Reisenden gut zu lesen. Dieser Ort war mir nur ungenau bekannt, aber ich war mir sicher, darüber gelesen zu haben. Leider waren die Bewohner für mich alles Fremde, welche sicher keine Lust hatten sich mit einer Wanderin abzugeben. Es könnte ja die Gefahr bestehen, das ich ihre Ruhe und Ordnung durcheinander bringen würde. Bis ich meine Gedanken und Sorgen durchdacht hatte verging eine gute Weile.

Ein breites Grinsen zierte plötzlich meine Lippen, als mir eine geniale Idee in den Sinn kam. Eine Idee welche all meine Probleme lösen würde.
 

Ich fragte da einen kleinen Mann nach einen Ort namens Beutelsend. Er trug eine einfache Bauerntracht und wie für jeden Hobbit üblich keine Schuhe. In Beutelsend, so wusste ich, würde ich einen der Helden dieser Geschichte antreffen. Ob es Frodo oder Bilbo Beutlin war, war mir im Grunde genommen gleich. Soweit ich wusste, waren beide freundlich und hilfsbereit. Endlich stand ich vor der richtigen Tür. Auch wenn ich eine Ewigkeit gebraucht hatte um dieses Haus zu finden war es mir gelungen, worauf ich richtig stolz war, da ich mich sonst immer verlief. Heute war scheinbar mein Glückstag. Die Gegend wirkte sehr friedlich. Also ein idealer Ort um ein Weilchen hier zu bleiben. Mein Herz schlug mir bis zum Halse. Ich war extrem nervös. Was sollte ich sagen? Erst jetzt fiel mir auf, das ich mir noch keine richtige Geschichte ausgedacht hatte. Ich dachte nach. Was für einen Grund gäbe es für einen Zwergen nach Hobbingen zu gehen? Das ich ein Zwerg bin stand außer Frage. Ich dachte kurz an die Geschichte des Hobbits, als sich dreizehn Zwerge hier einquartiert hatten, um danach mit dem Hausbewohner ein Abenteuer zu erleben. Nach einem kleinen Abenteuer war mir zwar auch zu Mute, aber erst einmal wollte ich ein Dach über den Kopf. Die letzte Nacht hatte mir erst einmal genügt. Endlich wagte ich es anzuklopfen.
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich die runde Tür vor der ich stand.

„Ja... Hier Bilbo Beutlin... em kann ich etwas für sie tun?“, erklang die etwas verblüffte Stimme vom Hobbit. Jetzt war klar, dass ich nicht in dem Buch „Herr der Ringe“ gelandet war. Bilbo Beutlin sah einfach zu jung aus dafür. Er trug einfache braune Hosen, sowie ein weißes Hemd und eine schwarze Weste. Darüber trug er ein rotes Jackett.

„Das können sie wirklich“, begann ich und stockte, ehe ich mit fester Stimme fort fuhr: „Ich habe gehört, dass Ihr eine Haushaltshilfe braucht und biete Euch meine Dienste an.“

„Wer hat das behauptet?“, fragte er und sah mich misstrauisch an.

„Ein Hobbit würde ich meinen“, antwortete ich ihm belustigt.

„Wer genau? Ein Vetter oder einer meiner Tanten, Onkels, oder ein anderer Verwandter?“

„Ich habe den Namen vergessen. Bin nicht so gut mit Namen“, erklärte ich ihm ausweichend und nahm einen entschuldigenden Ton an.

„Wie sah dieser aus?“, bohrte er nach.

„Wie ein Hobbit eben. Ist das wirklich wichtig?“, wisch ich ihm aus.

„Kommt doch erst einmal herein“, bot er mir an. Wir gingen ins Wohnzimmer. Es sah alles so gemütlich und sauber aus. Das Haus war recht niedrig und wenn ich noch ein Mensch gewesen, hätte ich mir schon mehrmals den Kopf angestoßen. So war ich deutlich geschrumpft und konnte mich unbesorgt durch seine Wohnung bewegen. „Sie wollen also bei mir aufräumen?“

„Das stimmt, ich suche eine Arbeit. Ich kann Kehren, Wischen, Geschirr putzen, Staub wischen, Kochen, Backen und einiges mehr“, zählte ich ihm so selbstbewusst wie möglich einige Sachen auf. Er musste mich einfach nehmen denn es stank schon fast vor lauter Eigenlob. Der Hobbit wurde sichtlich nervös.

„Stimmt etwas nicht?“, erkundigte ich mich und blickte ihn durchbohrend an.

„Em... nichts“, stotterte er.

„Wegen der Bezahlung müssen sie sich keine Sorgen machen denn ich verlange nicht viel. Ein Zimmer sowie drei Mahlzeiten am Tag reichen mir vollkommen aus. Das heißt, einmal Frühstück, Mittagessen und zuletzt ein Abendbrot. Die Höhe der Bezahlung will ich Ihnen überlassen. Das können Sie nach ihrer Zufriedenheit mit mir gestalten. Ich weiß ja nicht, wie hier bezahlt wird.“ Er wirkte verblüfft.

„Von mir aus“, stimmte er mir zögerlich zu.

„Wie heißt Ihr?“

„Ich heiße Hannah Grünwald.“

„Ist das nicht ein Fr...“ Ich bemerkte wie der Halbling verstummte und nervös wirkte. „Ein was?“, knurrte ich leicht verärgert, da ich Böses ahnte.

„Ein fantastischer Name“, stammelte er und wisch meinem Blick aus. Er zeigte mir sein Haus und ich bekam einen kleines Zimmer zugewiesen, wo ich meine wenigen Sachen in einen leeren Schrank ablegen durfte, was ich gleich tat. Wie im restlichen Haus wirkte alles sauber und sehr gepflegt.

„Ich werde Morgen mit meiner Arbeit anfangen. Die Reise war echt anstrengend“, unterrichtete ich ihn.

„Natürlich... natürlich“, erwiderte er hastig. Ich legte das restliche Brot von meiner Reise auf den Tisch, sowie das Geld. Die Decke warf ich über den Stuhl. Das Bett sah sehr gemütlich aus. Endlich würde ich wieder in einem schlafen. Langsam setzte ich mich auf die Schlafstätte und konnte es immer noch nicht fassen, hier zu sein, in dieser Welt. Es war alles noch so überwältigend für mich. Die vielen neuen Eindrücke hatten mich fast überwältigt und mich für einen Moment ganz verunsichert. Aber bald wurden diese Gefühle durch eine gewaltige Neugier und Abenteuerlust verdrängt.

Während die Zeit verging sammelte ich meine Gedanken und sortierte meine neuen Eindrücke bis ich ruhiger und klarer denken konnte.
 

Danach suchte ich den Hausbewohner auf, welchen ich in seinem Zimmer vorfand. „Verzeiht, dass ich noch so spät störe. Habt Ihr vielleicht ein Nachthemd für mich. Ich werde mir später natürlich ein eigenes kaufen, aber ich bin wirklich müde von der Reise und habe noch kein eigenes Hemd“, erklärte ich ihm entschuldigend und errötete leicht.

„Von mir aus Hannah“, entgegnete er mir zögerlich. Noch ehe ich fragen konnte, was nicht stimmte fragte er:

„Darf ich Euch Hann nennen?“ Ich schaute ihn überrascht an.

„Wenn ich Euch Bilbo nennen darf habe ich kein Problem damit wenn Sie mich mit diesen Spitznamen ansprechen“, kam ich ihm entgegen. Eigentlich hasste ich Spitznamen aber bei ihm konnte ich eine Ausnahme machen. Er wirkte sehr erleichtert.

„Das ist sehr gut. Warte ich bin gleich wieder da Hann“, versicherte er mir und erschien mit einem weißen Nachthemd. Dabei fiel mir auf, das ich nur ein kleines bisschen größer bin als Bilbo. „Vielen Dank für alles Bilbo und gute Nacht“, wünschte ich ihm.

„Auch Ihnen eine gute Nacht Hann“, sagte er und ich begab mich nun in mein Zimmer. Dort zog ich mich um und legte mich in dieses wunderbare Bett. So gut hatte ich nicht einmal in meinem eigenem, alten Bett geschlafen. Es war herrlich weich, bequem und im Zimmer duftete es nach frischen Kräutern.
 

Am folgenden Tag war mein erster Arbeitstag. Zusammen mit ihm machten wir das Frühstück. Dann zeigte er mir Hobbingen. Es war toll. Wir kauften für mich einige Wechselsachen ein. Das erste waren zwei Nachthemden und dann Wechselsachen für den Alltag.

„Sind sie sich sicher, das es zu mir passt?“, erkundigte ich mich wiederholt und betrachtete mein rotes gelocktes Haar zu der Dunkelgrünen Hose und dem braunen Hemd das leicht auf meiner Haut kratzte. Schon jetzt vermisste ich die Kleidung meiner Welt. Diese war um einiges weicher.

„Das passt doch hervorragend Hann oder ist es doch zu klein?“ Verlegen erwiderte ich: „Das nicht aber...“ Am liebsten wäre ich eine Elbin gewesen mit diesen wunderschönen langen Kleidern, welche ich seit langem bewunderte. Natürlich wäre ich keine Düsterwald Elbin. Sie waren mir alle zu kalt und ihre Kleidung gefiel mir auch nicht sonderlich, aber vielleicht eine Elbin aus Bruchtal oder gar aus Lothlórien. Das wäre schön. Ich seufzte frustriert auf. Warum musste diese Welt nur so grausam sein zu mir?

„Und?“, hakte mein Arbeitgeber nach und brachte mich wieder in die Realität.

„Es passt. Lass mich umziehen, damit wir bezahlen können.“ Als ich mich wieder umgezogen hatte bezahlte ich. Als wir zurück waren bot mir Bilbo an, meine Sachen zu waschen, da sie doch sehr stark rochen. Ich nahm sein Angebot dankbar an und versicherte ihm, dass ich sie beim nächsten mal selber waschen würde, wenn er mir gezeigt hatte, wie das hier gemacht wurde.
 

Ich lebte mich hier ein. Zwar wurde ich von den Nachbarn seltsam angesehen. Aber eigentlich war das Leben doch recht angenehm. Die ersten Tage arbeitete ich mit Bilbo zusammen, der mir zeigte wie er alles reinigte und was ich alles zu beachten habe.

„Und passe besonders auf das gute Westminster Geschirr meiner Großtante auf, sollten wir es mal verwenden“, warnte er mich immer wieder. Als die erste Woche vergangen war kannte ich die meisten Arbeiten in seinem Haus und besonders in seiner Küche. Bilbo war ein geduldiger Lehrer. Er meinte ja einen dummen und starrköpfigen Zwerg vor sich zu haben. So viel Arbeit in der Küche war für mich absolut neu und absolut nervend, denn Bilbo schien den ganzen Tag zu essen. Das war für mich echt ätzend. In meiner Welt gab es Vieles, dem ich früher kaum Beachtung geschenkt hatte. Das ist mir erst hier bewusst geworden wie einfach wir gelebt hatten. Bei den Hobbits schien sich Zeit und Raum verlagert zu haben und ich fühlte mich wie im Mittelalter der Erde. Hier gab es keinen Kühlschrank, keinen Elektroherd und keinen Geschirrspüler. Sogar das Feuerzeug oder zumindest die Streichhölzer für das Herdfeuer schienen hier unbekannt zu sein.
 

Hier musste ich schon am Morgen das neue Holz mit der Glut aus der Asche anzünden um zu backen oder kochen zu können. Ich verwendete Bilbos Kochbücher dafür denn viele der Zutaten waren mir unbekannt. Es war spannend, was hier gekocht wurde und erinnerte mich oft an die Erzählungen meiner Oma. Diese hatte mir oft von “Früher“ erzählt und davon was sie von ihrer Oma erfahren hatte.
 

Nach dieser anstrengenden Woche, nahm ich mir Frei und kaufte mir beim Krämer ein Hobbit Kleid. Es war unten braun und oben rot. Mir gefiel es sehr.

„Ist es für ihre Freundin?“, fragte der Verkäufer neugierig.

„Das geht sie nichts an“, brummte ich verärgert. Es machte mich einfach wütend, dass ich nicht als Frau erkannt wurde.

„Wie viel kostet es?“, erkundigte ich mich und bezahlte es. Als ich zurück kam lieh ich mir einen Spiegel von Bilbo und stellte ihn in mein Zimmer. Dort zog ich das neue Kleid an. Von der Größe her passte es, aber mich ärgerten diese Haare im Gesicht. Ich dachte an meinen großen Bruder und stellte mir vor das er das Kleid angezogen hätte. Es sah genauso fehl am Platz aus, wie das hier bei mir.

„Sag mal, wo hast du nur den Spiegel hinge...“ Bilbo war rein geplatzt und starrte mich schockiert an.

„Hast du niemals was von Anklopfen gehört?“ Meine Worte wurden immer lauter. Ich war einfach nur Wütend. Es hätte ja sein können, dass er mich unbekleidet erwischt hätte. Nur ein paar Minuten eher. Allein der Gedanke war mir sowas von peinlich. Ich bemerkte, dass es auch Bilbo ziemlich peinlich war.

„Es... es tu... tut mir leid Hann“, stotterte er und eilte raus. Ich zog mich um und trug danach wieder meine Hose und mein Hemd. Das Kleid legte ich ordentlich in meinen Schrank ab. Stampfend ging ich zum Hobbit.

„Wie konnten sie es wagen, einfach so reinzugehen? Also wirklich. Ich geh ja auch nicht bei ihnen rein Herr Bilbo Beutlin“, wetterte ich los.

„Es tut mir schrecklich leid. Es wird nicht wieder vorkommen“, beteuerte er mir. Als ich ihn so sah konnte ich ihm nicht mehr Böse sein.

„Schon gut. Klopf einfach nur beim nächsten mal an“, forderte ich ihn auf und verließ sein Zimmer. Ich ging wieder in mein Zimmer und betrachtete mich im Spiegel und ich beschloss, mir einen Rasierer zu kaufen. So verließ ich wieder das Haus und fand nach einigem Herumstöbern ein passendes Rasiermesser. Lieber wäre mir einer dieser Elektrischen Rasierer gewesen oder einer dieser Einwegrasierer mit drei oder bis zu fünf Klingen. Diese gibt es leider nicht in dieser Welt. Ich kaufte mir auch ein Stück Seife um Rasierschaum herzustellen. Dazu kaufte ich mir einen Pinsel zum Auftragen. Soweit ich mich erinnerte benötigte man das alles um sich den Bart zu entfernen. Der Händler wunderte sich sicher über die vielen Fragen und die Unwissenheit meinerseits. Mit großer Geduld erklärte er mir die Rasiergewohnheiten der ansässigen Männer. Zuletzt empfahl er mir, doch lieber zu dem örtlichen Barbier zu gehen, wie fast alle anderen auch. Bei dieser Gelegenheit würde ich auch gleich alle Neuigkeiten vom Dorf erfahren. Es schien ein verlockendes Angebot zu sein, aber ich wollte mir beweisen, das ich es selber machen kann.
 

Als ich wieder zurück kam schloss ich mich im Bad ein. Als Erstes begann ich an einer ungefährlichen Stelle, die man nicht so sehen würde zu üben. Ich zog mein Hosenbein hoch und sah mein sehr behaartes Bein an. Mit den Pinsel strich ich über die Seife, welche dann aufschäumte. Den Schaum kleckste ich aufs Bein und setzte mit dem Messer an. Der erste Zentimeter klappte, aber dann fluchte ich lautstark. Ich nahm ein Handtuch und wischte darüber. Zum Glück war es nur ein ganz kleiner Schnitt geworden. Es blutete nur tropfenweise. Ich versuchte es noch mal. Scheiße! Warum schnitt ich mich andauernd?

„Stimmt etwas nicht?“, erkundigte sich mein Mitbewohner vorsichtig an der Tür.

„Es ist nichts. Machen sie sich keine Sorgen.“ Ich gab meine Versuche auf und zog mein Hosenbein wieder runter. In meinem Zimmer verarztete ich mich mit einem Verband und beschloss einen Barbier aufzusuchen, welcher zumindest meinen Bart schneiden sollte.
 

„Ich geh wieder aus“, informierte ich den Hobbit und verließ das Haus. Beim Rausgehen sah ich, wie er Kaffee trank. Stimmt es war nun für Kaffeetrinken die Zeit. Gemütlich schlenderte ich zum Barbier. Dort setzte ich mich auf einen dieser Stühle. Da gerade kein anderer da war, kam ich gleich dran.

„Sind sie sicher, dass sie ihren schönen Bart weg rasieren wollen?“, fragte er mich wiederholt.

„Ich bin mir ganz sicher“, brummte ich genervt und spürte wie er mit seiner Arbeit begann. Als er fertig war strich ich mir übers Gesicht und war rundum glücklich mit dieser Arbeit. Als er aber den Preis nannte bemerkte ich, dass ich es mir nicht so oft leisten konnte. Wieder zurück half ich Bilbo den Tisch zu decken.

„Sie haben sich ja rasiert“, bemerkte er. Er klang sehr überrascht darüber.

„Ja das habe ich getan und es war nicht gerade billig“, erwiderte ich und lächelte leicht und stellte das Brot hin. Wir aßen schweigend.

„Herr Bilbo?“, begann ich vorsichtig.

„Was ist Hann?“

„Sind sie eigentlich mit meiner Arbeit zufrieden, die ich bei ihnen mache?“ Angst kam auf, dass er mich weg schicken würde.

„Oh im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden“, antwortete er, was mich glücklich stimmte. Das hieße das ich bleiben durfte. Es verging ein Monat bis ich wieder einen Bart trug. Mit dem Rasieren klappte es ja nicht ganz, so ließ ich ihn einfach wachsen.
 

Wegen des Winters sollte ich auch mal Holz hacken. Dabei stellte ich fest, dass mein neuer Körper richtig kräftig ist. Das Holzspalten stellte sich also als nicht so schwierig heraus, wie gedacht. Ich stapelte es so, damit es nicht nass wurde. Als meine Arbeit vollbracht war, setzte ich mich mit einem Buch an den prasselnden Kamin hin und ruhte mich aus. Nur merkte Bilbo an, der dazu stieß, dass ich mich waschen sollte, da ich doch stark geschwitzt hatte, während meiner Arbeit und deshalb stank. Dieser Hinweis machte mich verlegen und im Nu war ich gewaschen und mit sauberer Wäsche wieder am Kamin. Das sollte mir nicht so schnell wieder passieren. Meinem Arbeitsherrn schien das Problem bei einem Zwerg nicht zu sehr zu verwundern. Er hatte mir nur einen Rat geben wollen. Seine Höflichkeit hatte es ihm verwehrt, unfreundlich zu sein.
 

Bilbos Familie fand mich etwas befremdlich. Sie kamen gelegentlich zu Besuch und redeten ab und zu über mich. Das hörte ich immer, da ich sie mit Kuchen oder Kaffee bediente. Mit der Zeit redete man aber immer weniger über mich und gewöhnte sich mit meiner Anwesenheit. Der Winter verging. Es war das erste Weihnachten ohne meine Familie. Dabei fiel mir auf, dass es hier fast keine der mir bekannten Feiertage gab. Es gibt hier kein Weihnachten, kein Ostern oder sonst bekannte Feiertage. Das Erste, was ich kennenlernen konnte, ist dieses Ernte Dankfest, wo ich dabei sein durfte. Die beiden Sommerwenden im Sommer und dann noch einmal im Winter wurden auch begangen. Dabei wurde an einem großen Feuer riesige Mengen gegessen und getrunken. Die darauf folgenden Tänze waren immer laut und lustig. Mit steigenden Alkoholpegel kam es immer wieder zu großen Schlägereien. In anderen Gegenden soll es viel wilder zugehen, meinten die Feiernden. Bei diesem Erntedankfest trug auch Bilbo etwas dazu bei, indem er große, verschiedene Kuchen backte. Ich erfuhr dort, dass er am 22. September Geburtstag hat, den ich mit ihm und seiner Familie gefeiert hatte. Er wurde 50 Jahre alt was mich etwas erstaunte, da er doch nicht so alt aussah. Meinen Geburtstag feierte ich im Winter. Bilbo hatte dafür extra einen kleinen Kuchen für mich gebacken.
 

Als der Frühling anbrach machte ich etwas Gartenarbeit und im Sommer badete ich ab und zu im See. Bilbo hatte eher weniger Interesse daran, sodass ich alleine Baden ging. Etwas worüber ich nicht traurig war. Das wäre mir doch zu unangenehm.



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