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fünfundzwanzig

less of earth in them than heaven
von

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#1 - Liebe (Hawke & The Kirkwall Crew)

Hawke wusste, dass sie nicht allzu lange überleben würde. Sie hatte tiefe Wunden und mehrere Rippenbrüche davon getragen, als sie sich ungefragt auf den riesigen Dämon gestürzt hatte, um Alistair und Adaar die Flucht zu ermöglichen. Sie konnte es nicht so recht fassen, dass sie körperlich in der Fade war. Und hier auch sterben würde.
 

Es war nicht so schlimm, wie sie gedacht hatte. Zugegebenermaßen, sie wäre lieber in einem epischen Kampf gegen einen Drachen draufgegangen, den möglichst viele Leute beobachteten und am Ende davon sprachen, wie Hawke mit ihrem letzten Atemzug das Biest erlegt hatte, bevor sie selbst gestorben war.
 

Nicht, dass dies nicht eine ganz ähnliche Situation wäre. Sie war siegreich aus einem Kampf gegen ein Ungeheuer hervorgegangen, aber es war niemand hier, der es beobachtet hatte. Nicht einmal Varric, der hinterher einen aufregenden Roman daraus hätte basteln können. Hawke hätte beinahe gelacht, während sie ausblutend und mit schmerzenden Gliedern hinter irgendeiner Felsformation Zuflucht gesucht hatte.
 

Varric würde ohne sie zurechtkommen. All ihre liebsten Menschen – und Zwerge und Elfen – würden ohne sie zurechtkommen. Sogar Merrill, die sich nicht einmal mehr verirrte, wenn sie durch Kirkwall wanderte und… Hawke seufzte.
 

Es war nicht so übel. Einfach hier an dieser Stelle an ihre Liebsten zu denken und die Augen zu schließen. Wenn sie wirklich ausblutete und nicht irgendein widerliches Fade-Monster sie erwischte, dann würde sie vermutlich einfach einschlafen und kaum merken, dass sie starb. Was wohl passierte, wenn man körperlich in der Fade starb?
 

Sie stellte sich vor, wie ihr Geist oder ihre Seele oder wie auch immer die Kirche es nennen mochte hier herumspukte und die Träume ihrer Freunde heimsuchte. Dumpf wurde ihr bewusst, dass Varric niemals träumte, weil er ein Zwerg war und dass sie ihn selbst als Geist nie wieder sehen würde.
 

Hawke spürte, wie ihr warm wurde. Sie rief sie sich alle vor Augen. Isabela, laut und rüde und voller Gelächter, mit Abenteuerlust in den Augen und immer einem schlechten Witz parat. Merrill mit ihren großen Augen, die manchmal durch die physische Welt hindurch blickten, Merrill, die überall mit nackten Füßen hin spazierte, die selbst Insekten nicht tötete, die Sarkasmus nicht verstand und immer ein wenig nach Kiefernadeln und Embrium roch.
 

Varric, ihr treuer, sarkastischer, bester Freund Varric mit den unglaublichen Geschichten, mit der riesigen Armbrust über der Schulter und immer einem frechen Spruch auf den Lippen. Varric, dem sie so viel zu verdanken hatte. Varric, der all die Jahre an ihrer Seite geblieben war, auch wenn er so oft vom Weggehen gesprochen hatte.
 

Aveline mit ihren breiten Schultern und den empörenden Muskeln, der festen Stimme und dem flammend roten Haar. Aveline mit ihrem Lächeln, das sie sich verkneifen wollte und es doch nie schaffte, Aveline mit ihrem unerschütterlichen Sinn für Gerechtigkeit und Ordnung. Mit der schweren Rüstung und dem Schild, hinter dem sie all ihre Freunde verbergen würde, wenn sie es könnte.
 

Fenris mit dem grimmigen Gesichtsausdruck und den Tattoos am ganzen Körper, dem hellen Haar und dem Schwert, das in etwa genauso groß war wie er selbst. Fenris mit dem misstrauischen Blick und der tiefen Stimme und dem kaum merklichen Lächeln, das Hawke mittlerweile zu erkennen gelernt hatte. Und natürlich Bethany. Ihre kleine Schwester, das einzige Mitglied ihrer Familie, das sie nicht verloren hatte. Bethany mit ihrem leicht gehetzten Blick, mit dem riesigen Freiheitsdrang in jedem Knochen ihres Körpers. Bethany mit ihrer sanften Stimme und so viel Hilfsbereitschaft, das es beinahe schon für die Heiligsprechung durch die Kirche reichen mochte…
 

Hawke liebte sie alle so sehr. Sie presste die Lippen aufeinander und unterdrückte ein Schluchzen, weil sie sie alle noch ein letztes Mal hatte sehen wollen. Ein letztes Mal Wicked Grace spielen, ein letztes Mal ihr Lachen hören…
 

»Hawke!«
 

Noch einmal ihre Stimmen hören. Wenn sie sich genug konzentrierte, konnte sie sie zwischen all dem Schwindel tatsächlich hören. Sie spürte heiße Tränen ihre Wangen hinunter laufen und fragte sich, ob Isabela aus lauter Protest über Hawkes Tod auf ihr Grab pinkeln würde. Ein Grab, das sie nicht einmal hatte.
 

»HAWKE!«
 

Hawke öffnete die Augen. Schemenhafte Umrisse bewegten sich auf sie zu. Wenn sie nicht so vernebelt vor Schmerz und Blutverlust gewesen wäre, hätte sie vielleicht gelacht, weil ihr ihr Gehirn zu dieser Stunde noch einen solchen Streich spielte. Magische Lichter, die ihr verräterisches Gehirn als die von Merrill und Bethany ausmachte, schwebten auf sie zu.
 

»Aveline, kannst du sie tragen?«
 

»Heilige Scheiße, Hawke! Wenn wir hier draußen sind, bring ich dich um!«
 

Hawke starrte hoch in ihre Gesichter. Ein ihr sehr bekannter, sommersprossiger Jemand beugte sich zu ihr herunter und packte sie erstaunlich sanft, um sie vom Boden aufzuheben. Hawke hatte immer gewusst, dass Aveline stark war. Aber so stark… Wahrscheinlich hatte sie wegen des Blutverlusts massiv an Gewicht verloren.
 

»Halt sie still, Aveline, ich versuche die Blutung zu stillen!«
 

»Wenn deine Blutmagie ihr irgendwas tut, Hexe…!«
 

»Fenris! Nicht jetzt!«
 

»Wow, es geht doch schneller bergab mit mir, als ich dachte«, murmelte Hawke schwach. Da machte sich ein Desire-Dämon einen herrlichen Spaß mit ihr. Aber was machte das schon. Wenn sie schon im Begriff war zu sterben, dann könnte sie wenigsten…
 

»Du stirbst nicht, Hawke. Nicht, solange ich noch atme«, sagte Aveline. Oder der Dämon, der Aveline verkörperte. Hawke erinnerte sich daran, wie Aveline diese Worte damals gerufen hatte, während sie sich schützend vor ihren Ehemann gestellt hatte.
 

»Wisst ihr, Leute… ich liebe euch.«
 

»Ok, wird Zeit, dass wir sie hier rauskriegen. Sie ist schon ganz matschig im Kopf«, hörte sie Varrics Stimme sagen.
 

»Wir lieben dich auch, Schwesterchen. Halt noch ein bisschen durch, ja? Wir sind gekommen, um dich zu retten.«
 

Hawke wollte etwas Gescheites und Witziges erwidern, aber ihr Körper beschloss in diesem Moment, dass er nicht mehr konnte und alles wurde schwarz.



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