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Im Kreuzverhör

von

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“Also?”

Mit ihren großen, braunen Rehaugen blickte die kleine Lily Luna Potter aufgeregt zu ihnen auf. Mehl klebte an ihrer Nasenspitze und sie hielt mit beiden Händen fest einen Holzlöffel umklammert, von dem langsam Teig auf das Laminat tropfte.

“Wir freuen uns auch dich zu sehen, kleine Lily!”, begrüßte der junge Ted Lupin sie und betrat das Haus der Potters. Ihm folgte eine junge Frau, die dem kleinen Mädchen freundlich zunickte, ehe Ted ihr dann aus der Jacke half.

“Seid ihr jetzt zusammen oder nicht?”, fragte sie schließlich drauf los. “Jamie hat erzählt, ihr hättet euch geküsst im September.

Mama!”, rief sie auf einmal und rannte lachend in die Küche. “Teddy und Vicky sind hier!”

Lachend blickte Ted der Kleinen hinterher und warf einen Blick zu Victoire, die genervt die Augen verdrehte.

“Komm schon, sie ist eben neugierig”, versuchte er ihre Laune anzuheben. Victoire hatte Lily noch nie wirklich leiden können. Möglicherweise lag es daran, dass Lily ihr viel mehr ähnelte als sie es zugeben wollte. Denn beide Hexen kriegten meistens immer, was sie wollten, auch wenn sie es auf unterschiedliche Arten bekamen. Victoire setzte meist ihren Veela-Charme ein, Lily benutzte ihren geübten Schmollmund und Dackelblick, der mit ihren großen Rehaugen noch viel intensiver wirkte.

“Teddy. Victoire. Wie schön euch zu sehen!” Ginny Potter begrüßte die beiden lächelnd. “Ihr seid ja wirklich früh dran. Waren James und Albus nicht bei euch?”

“James ist noch Geschenke kaufen, er meinte, er kommt später!”, antwortete Victoire mit ihrem typischen französischen Akzent, dann schnupperte sie kurz. “Ohhh, rieche ich da etwa Zimtsterne? Tante Ginny, du weißt genau, womit du mich glücklich machen kannst. Soll ich euch beiden helfen?”

Ginny schüttelte jedoch den Kopf.

“Danke dir, aber wir waren sowieso gleich fertig. Nehmt doch im Wohnzimmer schon einmal Platz. Lily, sei so lieb und mach dich frisch”, bat sie ihre jüngste Tochter, die artig aus der Küche verschwand und nur wenige Minuten zurückkam. Sie hatte ihr Gesicht gewaschen und trug die roten Haare nun offen. Als sie sah, dass ihre Mutter und ihre Cousine in ein Gespräch vertieft waren, schlich sie sich leise an ihnen vorbei und ging ins Wohnzimmer. Ted saß auf dem dunkelgrünen Sofa, die Augen geschlossen, so als würde er schlafen. 

Als Lily das Zimmer betrat öffnete er die Augen und sah lächelnd zu ihr.

“Wie geht es meiner liebsten Hexe?”, fragte er und sie setzte sich neben ihm auf die Couch. Ted und Lily waren zwar keine Geschwister, doch da Ted seit seinem zwölften Lebensjahr bei den Potters lebte und er auch vorher schon oft Zeit mit ihnen verbracht hatte, war er schon immer ein Teil der Familie gewesen. Schließlich hatte er niemanden mehr.

“Freust du dich, in nicht einmal mehr zwei Jahren geht es für dich auch endlich nach Hogwarts. Oder?”

Lily nickte aufgeregt.

“Oh, ich kann es gar nicht erwarten, wenn Al und Jamie wieder nach Hause kommen. Ich kann nicht glauben, dass sich Al ausgerechnet mit Scorpius angefreundet hat”, erzählte sie aufgeregt. “Als James mir das geschrieben hat, klang er so wütend.”

Sie kicherte leicht.

“Schon allein, dass Albus nicht auch nach Gryffindor gekommen ist. Onkel Ronnie war übrigens auch entsetzt”, fügte sie hinzu. “Ich glaube, ich werde die beiden dieses Jahr meiden. Du kannst dir nicht vorstellen, wie nervig es ist, wenn man ständig ‚Aber unsere kleine Lily ist artig und wird ihren Bruder und ihren Onkel sicher stolz machen und eine Gryffindor werden‘ zu hören bekommt.”

Ted schmunzelte bei den Erzählungen der kleinen Potter.

“Hast du dir denn schon ein Haus ausgesucht?”, fragte er nach. Das kleine Mädchen legte nachdenklich den Kopf zur Seite.

“Gryffindor ist langweilig”, erklärte sie entschieden. “Jeder meiner Familie ist in Gryffindor gewesen, außerdem will ich nicht, dass James ständig ein Auge auf mich hat. Gleiches gilt für Hufflepuff. Und mit Albus in einem Haus wäre es noch schlimmer, er ist manchmal so eine Spaßbremse”, beschwerte

sie sich.

“Also bleiben noch Ravenclaw und Slytherin”, meinte Ted.

“Ravenclaw ist doof. Ich will was Anderes tun als ständig über dem Buch zu hocken”, beschwerte sich Lily.

“Also Slytherin? Wenn Onkel Ron das hört, wird er einen Herzinfarkt kriegen”, meinte Ted scherzend.

“Aber bei Victoire hat er es auch verkraftet”, erinnerte sich Lily genau an die Reaktion ihres Onkels, als die Nachricht über Victoires Häuserzuteilung die Familie erreicht hatte. Ron hatte für die kleine Victoire schon immer eine Schwäche gehabt und sie heimlich bevorzugt. Auch wenn er es niemals zugeben würde.

“Aaaabeeer ….”, rief sie aus und zog die Vokale dabei so lang wie nur möglich. “Das ist alles total uninteressant. Erzähl mir lieber, was mit dir und Victoire nun läuft. Seid ihr jetzt zusammen? Also, so wirklich? Und, wollt ihr auch heiraten? Wohnt ihr zusammen, wenn Victoire fertig ist mit der Schule? Wenn ihr heiratet, darf ich dann euer Blumenmädchen sein?”

Unaufhaltsam plapperte sie drauf los, stellte Fragen über Fragen, bis Ted beschwichtigend die

Hände hob.

“Ruhig, ruhig”, unterbrach er sie. “So weit sind wir noch gar nicht. An Hochzeit denken wir nicht einmal, dafür sind wir zu jung.”

“Was mein lieber Ted damit sagen will, ist bloß, dass er noch nicht weiß, wie er seinen Heiratsantrag so perfekt wie nur möglich gestalten will.”

Victoire und Ginny hatten das Wohnzimmer betreten, vor ihnen schwebten drei Tassen warmen Glühwein und eine Tasse warmer Milch mit Honig. Die Gläser wurden auf dem runden, kleinen Tisch vor dem Sofa abgestellt und während Victoire sich neben Lily auf die Couch setzte, nahm Ginny ihnen gegenüber Platz.

“Ich mag es, wie Daddy um Mamas Hand angehalten hat”, erzählte Lily ihnen. Der berühmte Harry Potter hatte damals das Quidditch-Finale der Hausmeisterschaften genutzt. Ginny hatte als Kapitän der Gryffindor-Mannschaft das Spiel gegen die Ravenclaws gewonnen. Sie war es, die das entscheidende Tor geworfen hatte, kurz bevor der neue Sucher der Gryffindors den Schnatz gefangen hatte. Harry hatte sie dann auf dem Feld erwartet und war vor allen Augen auf die Knie gegangen und hatte ihr einen Antrag gestellt, den Ginny überrascht, aber dennoch glücklich angenommen hatte.

“Ohh, niemals würde ich so einen Antrag annehmen!”, erklärte Victoire und schüttelte sich. “Nach Schweiß stinkend und verdreckt, außerdem in dieser hässlichen Sportkleidung?

Nein, niemals. Ted, wenn du das wagen solltest, werde ich sofort ablehnen, egal wie sehr ich dich auch liebe!”, erklärte sie ihrem Freund.

“Wie soll er denn sonst nach deiner Hand anhalten?”, fragte Lily neugierig.

“Wenn ich dir das verrate, dann wäre es kein Geheimnis mehr. Ein Mann muss von selbst herausfinden, wie er um die Hand seiner Liebsten anhält”, erwiderte Victoire und zerzauste mit ihrer Hand das blaue Haar des jungen Zauberers.

“Och, menno!” Schmollend rutschte Lily nach unten, ihre Füße berührten leicht den Tischrand, was ihr einen mahnenden Blick ihrer Mutter einhandelte.

“Aber, erzählt doch mal, wollt ihr denn wenigstens Kinder haben?”

“Bloß nicht.”

“Im Moment nicht, aber wenn, dann mindestens 3 Stück.”

Überrascht blickte Lily zwischen Ted und Victoire hin und her, die sich beide nun fragend ansahen.

“Soll ich meine Karriere als Model etwa aufgeben? Niemand sucht ein Model mit Babybauch!”, beschwerte sich Victoire. Obwohl sie noch Schülerin Hogwarts war, gab es schon einige Fotos von ihr in der Hexenwoche zu sehen. Ihre Mutter hatte sie vermittelt, Victoire war schon immer ihre kleine Modepuppe gewesen.

“Ich verlange doch nicht, dass du es sofort tust!”, warf Ted ein. “Aber, irgendwann…”

“Ted, wie läuft es eigentlich in der Arbeit?” Ginny unterbrach die beiden entschieden und der Klang ihrer Stimme ließ deutlich werden, dass sie es nicht dulden würde, wenn das Thema Kinderkriegen noch weiter im Raum stand.

“Eigentlich ja ganz gut”, erklärte Ted. Der junge Zauberer machte nun schon seit zwei Jahren eine Ausbildung zum Auror. Bald würden die Abschlussprüfungen anstehen.

“Wobei es schwer ist. Du musst Harry unbedingt mitteilen, dass er aufhören soll mich zu bevorziehen!”, bat er seine Ziehmutter.

Ginny nickte einfach, ohne etwas zu sagen. Es war Victoire, die etwas hinzufügte.

“Wieso hast du dir denn auch einen Job gesucht, bei dem du Harry als deinen Vorgesetzten hast, ma Cher?”, fragte sie nach. “Ich könnte niemals Fluchbrecherin werden, weil meine Mère und mein Père in dem gleichen Beruf arbeiten.”

“Du meinst wohl, dass du keine Lust hast, dir deine Nägel dreckig zu machen!”, korrigierte Ted sie grinsend.

“Nun, das auch!”, räumte sie ein. “Wie läuft es bei den Holyhead Harpies?”, fragte sie ihre Tante. Ginny war Jägerin der bekannten Quidditch-Mannschaft, die bekannt dafür war, dass sie nur Hexen aufnahmen. Erst neulich waren die Wahlen zur Kapitänin gewesen, welche Ginny knapp verloren hatte. Derzeit herrschte Spielpause. Erst im Frühjahr würde die Saison wiederbeginnen.

Neugierig hörten die drei nun der jungen Jägerin zu, die ihnen von der letzten Spielsaison erzählte. Vieles war geschehen. Sie hatten Siege gefeiert und manches Spiel verloren. Leider zu viele, denn im Halbfinale verloren sie haushoch gegen die Eintracht Pfützensee.

“Auch wenn Victoire es niemals zugeben würde, aber sie hat mir einen ellenlangen Brief geschrieben, indem sie mir mitteilte, wie sehr sie es bedauerte, dass die Harpyien es nicht ins Finale geschafft haben”, erzählte Ted grinsend, woraufhin Victoire errötete.

“Teddy!”, zischte sie ihm flüsternd zu. “Musste das denn sein?”

Dabei hatte sie doch so gut geheim halten können, dass sie heimlicher Fan der Holyhead Harpyies war. Einem Streit zwischen ihr und ihrer jüngeren, quidditch-verrückten Schwester Dominique war dies zu verdanken. Victoire hatte laut verkündet, sie interessiere sich kein bisschen für den beliebten Zauberersport. Wenn jetzt also herauskommen würde, dass sie die Mannschaft ihrer Tante Ginny mochte, dann würde Dominique sie damit noch Jahre später aufziehen.

“Keine Angst, ich bin sicher, dass niemand etwas verraten wird”, meinte der junge Auror grinsend. Ginny nickte kurz, während Lily jedoch mit vorgeschobener Lippe zu der jungen Slytherin aufsah. Ihr Blick sagte mehr als genug.

“Wie kam es eigentlich, dass ihr euch verliebt hat?”, fragte sie neugierig. Ted und Victoire warfen sich wissende Blicke zu, ehe die Halbfranzösin antwortete.

“Nun, weil Teddy der einzige Junge war, der keinerlei Interesse für mich gezeigt hatte”, erklärte sie lächelnd und griff nach seiner Hand. “Mein Veela-Charme schien kein bisschen auf ihn Einfluss zu haben.”

“Dabei bin ich ihr ständig aus dem Weg gegangen, weil ich Angst hatte, ihr Veela-Charme würde mich dazu bringen, meine Gefühle für sie zu gestehen”, fügte Ted hinzu und lächelte sie glücklich an. “Sie wusste genau, was sie wollte. Vickys lebensfrohe Art und wie sie immer genau das sagt, was sie denkt, waren einer der Gründe, weshalb ich sie liebe. Victoire ist zwar manchmal eine richtige Diva, aber sie hat ihr Herz am rechten Fleck”, lobte er sie.

“Und, wie wusstet ihr dann, dass ihr euch liebt?”, fragte Lily aufgeregt.

“Ohhh, das haben wir unseren Freunden zu verdanken.” Ted schmunzelte amüsiert. “Amy und Logan haben sich zusammengesetzt und jeweils einen Liebesbrief an einen von uns verfasst, der uns in den Raum der Wünsche lockte. Und dort hatten wir dann endlich Gelegenheit zu reden.”

Zufrieden seufzte Lily laut, als die Flammen des Kamins mehrmals grün aufloderten. Die vier blickten auf den Kamin, denn in den Flammen erschien das Gesicht ihrer Tante Hermine.

“Wir wollen gleich vorbeikommen”, erklärte die Ministeriumsangestellte ihnen. “Ginny, öffnest du deinen Kamin?”

Das Gesicht verblasste. Seit einiger Zeit war es üblich, die Kamine magisch zu schließen, sodass Reisen per Flohpulver nicht möglich war, solange derjenige, der besucht werden sollte, nicht die Erlaubnis dazu gab. Die Flammen übertrugen nur eine Botschaft des Reisenden, der um Eintritt bat.

Ginny hob nun den Zauberstab und murmelte einige Worte in Richtung Kamin. Erneut leuchteten die Flammen grün auf.

“Also dann, auf eine frohe Familienfeier”, meinte Victoire und strich Teds Haare glatt, während sie vom Sofa aufstanden.

“Sehe ich so gut aus?”, fragte sie besorgt.

Ted lächelte sie stolz an. “Du bist wunderschön!”



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