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Blutsband 1

von

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Kapitel 3 Jurij

Der größte Teil der Nacht war bereits vorüber während mein Bruder und Ich auf dem Balkon saßen und den Sternenhimmel beobachteten. Die letzten Stunden waren sehr ereignisreich. Katy Clarke hatte meine Gedanken für sich eingenommen. Sie war die reinste Sünde. Ihr schien es nicht einmal bewusst zu sein, was für eine Ausstrahlung sie besaß. Ihr feines Gesicht das sich dank mir mit einer leichten Röte füllte und ihr mehr als attraktiver Körper mit diesen sinnlichen Kurven würden jeden Mann wahnsinnig machen. Ich kämpfte um meine Beherrschung, wenn ich ihren süßen Duft einatmete oder sie ihre Haare zurückstrich und mir so einen Blick auf ihren eleganten Hals ermöglichte. Die Wucht ihres Seins traf mich während sie hilflos mit ihrer blonden Freundin vor einer großen Tafel stand. Es war nicht schwer zu erraten, dass sie nicht aus Moskau kam. Ihr süßes Aussehen in Kombination mit ihrem frechen Mundwerk hatte mich beeindruckt und dazu geführt das ich noch mehr Zeit mit ihr verbringen wollte.

„Das Mädchen hat es dir wirklich angetan, Bruder.“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.

„Sie hat etwas an sich, das ich noch bei keiner bisherigen Frau gespürt habe.“

„Jurij, du sprichst von Gefühlen?“ Er lachte laut. „Wie viele Jahrhunderte ist es her das du dich von einer Frau so angezogen gefühlt hast?“ Ich schwenkte das Weinglas in meiner Hand, gefüllt mit Blut aus einer der vielen Konserven der Kühlkammer. Die Jahrhunderte in denen wir beide nun am „Leben“ waren, vergingen schnell und unzählbar viele Frauen hatten unsere Betten geteilt. Viele davon hatten unser Haus nicht lebend verlassen, sie waren ein abwechslungsreicher „Snack“ neben den Blutkonserven. Katy konnte ich mir nicht als eine von ihnen vorstellen.

„Sag den anderen, dass sie unter meinem persönlichen Schutz steht.“

„Sie scheint wirklich etwas Besonderes zu sein.“ Seine Zunge fuhr über seine Mundwinkel an denen noch ein letzter Tropfen Blut klebte.

„Das ist sie. Und bis ich nicht herausgefunden habe, was es ist, rührt sie keiner an.“ Mein Bruder erhob sich und ließ mich alleine in der dunklen Nacht zurück. Ich konnte mich auf ihn verlassen, er würde die anderen Vampire darüber informieren das niemand von ihnen auch nur daran denken sollte Hand an Katy zu legen. Würde es einer von ihnen auch nur versuchen, hätte er damit sein Todesurteil unterschrieben. Sie gehörte mir.

Ihr Blut roch köstlicher, als alles, was ich bisher gerochen hatte, ich würde sie nicht einfach aussaugen wie ein billiges Flittchen. Sie berührte etwas in mir das ich schon lange verloren geglaubt hatte: meine Menschlichkeit. Ich befand mich nun seit mehr als 600 Jahren in diesem untoten Zustand. Mein Bruder Kirill und ich gehörten zu den mächtigsten Vampiren unter ihnen. Wir regierten ganz Russland und große Teile der sowjetischen Region. Die Verbindungen zu den anderen machtvollen Vampiren war mehr als sehr gut. Wenn ich gewollt hätte, könnte ich die ganze Vampirwelt regieren. Nichts und niemand kann mir etwas anhaben und nun ist mein seit Jahren verloren geglaubtes Herz durch eine kleine, zierliche Menschenfrau wieder zum Leben erwacht.

In ein paar Stunden würde ich sie bereits wiedersehen und den ganzen Tag mit ihr verbringen. Nur mit ihr alleine ohne meinen Bruder und seine neue Flamme. Es war kein großes Problem für uns tagsüber unterwegs zu sein, es schmerzte, aber nach all den Jahren hatten wir gelernt diesen zu akzeptieren und zu ignorieren. Zusätzlich schützte uns ein Ring der alten Alchemisten vor dem sicheren Tod. Solange die Sonne nicht gnadenlos auf uns herunter prallte, konnten wir uns mühelos darunter bewegen. Morgen würde ein perfekter Tag werden, da der Himmel sich jetzt schon zuzog. Katy würde jeden Schmerz für mich erträglich machen, um ihr Lächeln zu sehen, würde ich alles in Kauf nehmen. Ich trank einen weiteren Schluck des Blutes und versuchte mich an jedes kleine Detail von ihr zu erinnern. Jede Sommersprosse und jede kleine Falte die sich an ihren Wangen bildete, sobald sie zu lachen anfing, die kurzen Flüchtigen Berührungen und der Klang ihrer Stimme. Alles an ihr verzauberte mich.

Mein Bruder kam mit einem neuen Glas gefüllt mit Blut zurück und setzte sich wieder zu mir.

„Was genau hast du mit ihr vor, Bruder?“

„Wir sehen uns den Kreml von innen an.“ Mein Bruder lachte.

„Das meine ich nicht. Was planst du mit IHR zu tun?“ Ich wusste, worauf mein Bruder hinaus wollte.

„Früher oder später wird sie wieder aus Moskau verschwinden.“ Ich warf ihm einen bösen Blick entgegen, aber er hatte Recht. Katy würde nicht für immer hier sein. Abgesehen von ihrer Sterblichkeit. Sie war nur für einen kurzen Urlaub in meiner Stadt und hatte vor in wenigen Tagen wieder abzureisen.

„Ich weiß es nicht.“ Antwortete ich ehrlich.

„Du wirst sie einfach so gehen lassen?“

„Das werde ich wohl müssen. Was ist mit dir und dieser Blonden?“ Ich kannte diesen finsteren Gesichtsausdruck auf seinem Gesicht. „Töte sie nicht.“ Ich drohte meinem geliebten Bruder nicht oft, aber dieses Mal musste es ein, es würde Katy zerstören, wenn sie ohne ihre Freundin zurückkehren müsste. Diese viel zu herzliche und nette Seite an mir, erschreckte mich und ließ mich selbst vergessen, wer ich eigentlich war.

„Gegen ein paar Spielchen wirst du ja nichts einzuwenden haben.“ Ich seufzte. „Sie hat dich jetzt schon in ihrer Hand. Pass auf.“ Er machte sich ernsthaft Sorgen um mich.

Schweigend sahen wir der Sonne beim Aufgehen zu, der Himmel erstrahlte in hellen Orange und Rot-Tönen. All diese Jahrhunderte wurde es zu unserem Ritual den Sonnenaufgang zu beobachten und jeder einzelne von ihnen war verschieden. Keiner glich dem anderen.

Es waren so viele Jahrhunderte vergangen, dass ich mich kaum mehr an mein menschliches Ich erinnern konnte. Eine der wenigen Erinnerungen, die mir geblieben waren, stammten von der Zeit kurz vor meiner Verwandlung in ein Wesen der Nacht. Wir gehörten einer armen Bauersfamilie an, unser Vater war gerade verstorben und unsere Mutter schwer krank. Mein Bruder und ich kümmerten uns um den Hof und sein Gut. Wir beackerten die Felder und fütterten die Tiere. Unsere Mutter wurde zusehends schwächer, sie brauchte so schnell wie möglich Medizin sonst würde auch sie an der Schwindsucht sterben. Ich war drei Jahre älter als mein Bruder Kirill und machte mich auf den Weg in die Stadt, ich überließ ihm die Verantwortung und wies ihn an sich gut um unsere Mutter zu kümmern während ich Weg war. Dann begann ich meine Reise von der ich nicht als ich selbst zurückkommen sollte. All diese Bilder in meinem Kopf waren eine halbe Ewigkeit her und verfolgten mich jeden Tag aufs Neue. Ich leerte mein Glas mit einem letzten Schluck und begab mich in unser üppiges Badezimmer. Wir besaßen eine dieser neuen hochmodernen Wohnungen, auch wenn ich mich in unserem alten Schloss wohler fühlte. Dieses bewohnten wir jedoch nur über die heißen Sommertage. Kirill liebte die Großstadt und das große Treiben, während ich den ganzen Tag in der Natur verbringen könnte. Er hatte sich schon immer schneller an die neuen Lebensbedingungen angepasst und folgte sofort jedem Trend. Ich blieb ein Mann der alten Schule und trainierte zusätzlich viel. Da die Gefahr irgendwann aufzufliegen stets gegeben war und die Jäger uns auf den Fersen waren.

Die Jäger oder auch Knights of the Night waren ein gut ausgebildetes System aus kampfbereiten Menschen, die eine geliebte Person an uns dunkle Geschöpfe verloren hatten. Ihren Anführer Gregor Darabont hatte ich vor wenigen Monaten getötet, nachdem er versucht hatte eine Gruppe junger Vampire auszulöschen. Trotz seines hohen Alters durfte man ihn nie unterschätzen, er war der stärkste Jäger, den die Welt je gesehen hatte. Seither wurde es ruhiger um sie, doch ich zweifelte nicht daran das sie uns beobachteten. Irgendwann würde ein erneuter Angriff kommen. Kirill besaß einen eher auffälligen Lebensstil, es blieb nie lange bei derselben Frau. Er beherrschte die Gedankenmanipulation mindestens genauso gut wie ich. Wir konnten die Menschen alles Glauben und vergessen lassen.
 

Es war nun bereits Morgen und der Tag hatte begonnen, mein Bruder und ich waren auf dem Weg zu dem Hotel der Mädchen. Ich klopfte an ihre Tür und sah in das Gesicht des schönsten Wesens, was ich in meinen ganzen Jahren gesehen hatte. Ihre braunen Reh Augen die interessiert in die meinen blickten. Sie war bereits fertig angezogen um mit mir die Schönheiten Moskaus zu bewundern. Ihre langen Haare trug sie offen über ihre Schultern fallend. Die enge Jeanshose, die sie bereits gestern Abend getragen hatte, passte sich vorteilhaft an jede ihrer Kurven an. Ich schluckte und konnte sie nur ansehen. Sofort färbten sich ihre Wangen in ein zartes Rosa. Sie war wunderschön.

Ich musste mich räuspern, bevor ich wieder sprechen konnte.

„Bist du bereit?“ Sie nickte zaghaft und umarmte ihre Freundin. Ich warf meinem Bruder zum Abschied einen warnenden Blick zu, den er mit einem Lachen kommentierte.

Katy stand schweigend neben mir, während wir auf einen der vielen Aufzüge warteten.

„Hast du gut geschlafen?“ Begann ich unsere Konversation.

„Fremde Betten sind immer etwas ungewohnt für mich, aber ich bin dennoch fit genug für unser Abenteuer.“ Ihr Lachen war herzlich und reichte bis zu ihren strahlenden Augen. Die Türen des kleinen Aufzugs öffneten sich. Sie war mir so nah das ich ihr Herz schlagen hören konnte. Ihr süßer Duft erfüllte den ganzen Raum, meine Fangzähne traten ungewollt heraus und ließ das Wasser in meinem Mund zusammen laufen. Um mir die Qual noch zu vergrößern entblößte sie mir ihren Hals. Es wäre ein Leichtes gewesen den Aufzug zu stoppen und jeden Tropfen aus ihrem sexy Körper zu saugen. Ich sprang aus den noch nicht ganz geöffneten Türen an ihr vorbei und rannte an die frische Luft. Ich war völlig außer Atem und hatte jedes Fünkchen meiner Kraft dafür benötigt sie nicht zu beißen, das der gedämpfte Schmerz der Sonnenstrahlen eine reinste Wohltat waren. Verwirrt und fragend sah sie mich an, sagte jedoch nichts. Wie dankbar ich ihr dafür war. Sie folgte mir, ohne groß zu fragen. Vor meinem schwarzen Mercedes, einer Luxus Limousinenklasse, blieben wir stehen. Ich hielt ihr die Tür zur Beifahrerseite auf und ließ sie einsteigen.

„Wir laufen nicht?“ Irritiert blickte ich in ihr fragendes Gesicht.

„Ich dachte, es würde dich vielleicht freuen vorher etwas durch Moskau zu fahren.“ Sie lächelte und erwärmte mein Herz.

„Du machst dir ja ziemlich viele Gedanken um unser treffen.“ Frech grinste ich ihr entgegen, wohl wissend, was dieses Lächeln mit ihren Wangen anstellen würde.

„Hast du deinen Mut wiedergefunden?“

„Ich hatte ihn nie ganz verloren.“ Sie ließ sich auf dem Sitz nieder und nachdem ich neben ihr auf der Fahrerseite Platz genommen hatte, sah sie sich in meinem Auto um.

„Getönte Scheiben?“ Ich zwinkerte ihr zu und fuhr los.

„Es soll doch nicht jeder direkt sehen mit was für einer Schönheit ich unterwegs bin.“

„Du hältst mich wirklich für schön?“ Ihre Frage kam so direkt und mit einer gewissen Traurigkeit das ich erst einmal zu überrascht war um zu antworten. Ihre braunen Augen hielten voll Interesse an mir fest. Wie konnte sie mich wirklich fragen, ob ich sie schön fand, sie war das Entzückendste, was ich jemals zu Augen bekommen hatte.

„Jurij?“ Ich hatte zu lange geschwiegen, sie war enttäuscht. Sie verschränkte ihre Hände, bis die Knöchel weiß hervortraten. Ich brauchte ihre Gedanken nicht lesen zu können, um zu wissen, dass sie von mir wegwollte.

„Entschuldige Katy, es ist nicht so leicht in Worte zu fassen.“

„Schon in Ordnung, ich habe das schon verstanden.“ Presste sie hervor. Ich wurde wütend.

„Nein ich glaube, du verstehst ganz und gar nicht. Du bist die erste Frau, das erste Mädchen, das mich nach sehr langer Zeit wieder berührt. Ich bin von dir fasziniert, seit ich dich das erste Mal gesehen habe, und habe seit gestern nur noch an dich denken können.“ Verdammt. Meine Wut hatte dazu geführt das ich ihr jetzt schon mein Herz vor die Füße warf.

„Jurij…“ Ich hielt an einem Seitenstreifen an und sah sie an. Sie lächelte. „Danke.“

Ich könnte mir die Haare ausreißen. Was war nur aus mir geworden?

Das Auto setzte sich wieder in Bewegung. Sie hatte es geschafft, nur durch einen traurigen Unterton in ihrer Stimme mich dazu zu bringen ihr meine „Gefühle“ zu offenbaren. Kirill hatte recht. Sie hatte mich bereits in der Hand.

Ich fuhr das letzte Stück schweigend und sah sie nicht einmal an, ich war wütend. Wütend auf mich selbst und wütend auf sie. Ich spürte ihren Blick auf mir, während wir über den kleinen Parkplatz zu der Ticketvergabe liefen. An der kleinen Warteschlange legte sie ihre Hand auf meinen Oberarm, der sich sofort anspannte.

„Was ist los, Jurij? Willst du mich jetzt den ganzen Tag anschweigen und wütend sein ohne mir zu sagen wieso?“ Was sollte ich ihr sagen? Ich konnte ihr ja schlecht hier in aller Öffentlichkeit die Wahrheit erzählen. Dass ich sauer auf sie war, dass sie, ein sterbliches Mädchen, mich den alten, mächtigen Vampirprinzen dazu gebracht hatte so weich zu werden. Ich wusste ja selbst das es nicht ihre Schuld war und das machte mich wütend auf mich selbst. Traurig nahm sie den Arm von meiner Schulter und wendete sich zum Gehen.

„Wo willst du hin?“ Zu viel Wut schwang in meiner Stimme.

„Weg.“ Sie drehte sich nicht einmal zu mir um.

„Bleib sofort stehen!“ Sie ignorierte mich und lief weiter. Ich eilte ihr hinter her und drehte sie zu mir herum. Tränen standen in ihren Augen. Meine Wut auf sie war verflogen. Ich wollte sie in meine Arme nehmen und nie wieder loslassen.

„Es tut mir leid, Katy.“ Meine Hand erhob sich um die einzelne Träne auf ihrer Wange wegzuwischen, ließ sie jedoch wieder sinken.

„Ich habe mich wirklich auf dieses Treffen gefreut, Jurij. Ich hatte sehr lange keine Verabredung mehr mit einem Mann. Schon gar nicht mit einem wie dir.“

„Einem Mann wie mir?“

„Ja, du siehst verboten gut aus. Bist charmant, zumindest meistens und hast mich behandelt wie eine begehrenswerte Frau.“

„Du bist eine begehrenswerte Frau.“ Ich nahm ihre Hand und drückte sie leicht. „Ich war ein Idiot, Katy. Bitte verbring diesen Tag mit mir.“ Das wunderschöne Lächeln trat auf ihre Lippen zurück. Noch immer hielt sie meine Hand und zog mich mit sich in die Warteschlange zurück.

„Weißt du Jurij…“ sie machte eine kleine Pause und sah mich an. „Ich mag dich wirklich schon viel zu sehr.“ Mehr brauchte ich nicht zu hören, um auch den letzten Funken leere in meinem Herzen zu füllen. Ich war ihr voll und ganz verfallen und sie mochte mich.
 

Das Leuchten ihrer Augen während sie durch die großen Flure und Hallen des alten Palastes lief, war unbezahlbar. Sie bewunderte die hohen Räume, die vergoldeten Wände und großen Kronleuchter. Minutenlang betrachtete sie die Gemälde auf den Säulen und schien von jedem weiteren Raum noch faszinierter. Ich versuchte sie mir in den Kleidern der damaligen Zeit vorzustellen, wie sie mit einem fest geschnürten Korsett und langem Rock durch die großen Hallen auf mich zu schritt. Wie sich ihr prall gefülltes Dekolleté bei jedem Atemzug hob und wieder senkte. Sie wäre in jeder Epoche eine Schönheit ihrer Zeit gewesen. Jetzt gerade lächelte sie mich an, ihr braunes Haar bekam durch die einfallende Sonne einen rötlichen Schimmer und ließ sie noch umwerfender aussehen.

„Es ist wunderschön hier.“ Sie strahlte über das ganze Gesicht.

„Das stimmt.“ Wir liefen nebeneinander her. „Der dazugehörige Park ist ebenfalls sehr sehenswert.“

„Ist das deine Art zu fragen, ob ich mit dir in den Park gehen möchte?“

„Das ist es wohl.“ Während wir die großen Treppen hinter uns ließen und in Richtung des grünen Gartens gingen, harkte sie sich bei mir unter.

„Darf ich dich etwas fragen, Jurij?“ Im vorbei gehen streifte sie mit ihren Fingern über die bereits blühenden Blumen.

„Natürlich, alles was du möchtest.“

„Ich möchte dich noch besser kennenlernen. Du hattest erzählt, dass du an sehr vielen Orten gelebt hast, wo überall war es denn?“ Ihre zierliche Hand lag auf meinem Arm und ich genoss jede einzelne ihrer Berührungen.

„Oh, da muss ich kurz überlegen. Lange Zeit habe ich in Paris gelebt und bin von dort aus weiter nach Bayern. Später habe ich eine gewisse Zeit in London und Rom verbracht. Die längste Zeit habe ich aber in St. Petersburg und Moskau verbracht.“ Ich verfiel in alte Erinnerungen und bemerkte erst später das sie mich lächelnd ansah.

„Vermisst du die Zeiten dort?“

„Ich reise oft nach St. Petersburg, mein Bruder und Ich haben dort gute Freunde.“

„Ich bin schon sehr gespannt auf St. Petersburg.“ Ich blieb stehen und sah sie überrascht an.

„Wie meinst du das?“

„Übermorgen geht unsere Reise dorthin weiter.“ Übermorgen verließ sie Moskau bereits?

„Oh.“ War alles, was ich dazu sagen konnte. Ich würde Vladimir informieren müssen, dass er auf sie Acht gab. Nur noch zwei Tage hatte ich mit dieser Schönheit.

„Lass uns bitte noch nicht an unseren Abschied denken, ich will diesen Tag mit dir genießen.“

Der Wind fuhr durch ihre braunen Locken, ich strich ihr eine verirrte Strähne zurück hinter ihr Ohr.

„Du hast die schönsten Augen, die ich jemals gesehen habe.“ Sie errötete und sah mir tief in meine Augen. Vorsichtig näherte ich mich ihr und zog sie sanft näher zu mir heran. Meine Hand verweilte an ihrem Nacken. Ich konnte den Herzschlag unter meinen Fingern spüren, es schlug schnell und kräftig. Nur eine kurze Distanz trennten ihre Lippen noch von meinen, ich wollte sie spüren, sie schmecken.

Ein grollender Donner dröhnte über uns und ließ die Welt um uns herum blitzschnell verdunkeln. Schlagartig begann es kräftig zu regnen. Katy griff nach meiner Hand und rannte quer durch den Garten auf einen Pavillon zu, unter dem wir Schutz vor dem Regen fanden. Wir waren vollkommen durchnässt. Die Tropfen rannen über ihr Gesicht und ich fragt mich, ob sie es schaffen könnte noch schöner auszusehen. Sie zitterte und rieb sich ihre Arme.

„Das was du gerade tun wolltest.“ Sie riss mich aus der Bewunderung für sie. „Tu es bitte nicht.“

„Wieso?“

„Ich habe Angst, das ich dich dann noch mehr vermissen werde.“

„Diese Worte bringen mich nur dazu, es noch mehr zu wollen.“ Sie lächelte und griff nach meiner Hand. Ich wollte sie an mich ziehen und gegen eine dieser Säulen pressen. Sie Küssen und meine Hände über ihren Körper gleiten lassen, während meine Finger in ihre Haare greifen…

„Lass uns gehen.“ Der Regen hatte etwas nachgelassen, vereinzelte Tropfen suchten sich noch ihren Weg durch die dichten Wolken. Unsere Finger fest ineinander verschränkt begaben wir uns auf den Rückweg zu meinem Auto. Die Wärme ihrer Hand übertrug sich auf mich und ich war mir sicher, ich würde überall mit ihr hingehen.



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