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BlauMann

von

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Kapitel 1 - Sommergewitter

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 1 - Sommergewitter (Ohne Adult)

Halli halloooooo! Ich bin wieder daha!

Ich habe es ja kaum für möglich gehalten, aber vor ein paar Tagen saß ich plötzlich da und war ganz erstaunt. Ich habe mal wieder was fertig bekommen!

Die Freude ist groß, die Spannung ebenfalls, denn was ihr gleich zu lesen bekommt, gehört zu meinem bisher größten Projekt.

In diesem kleinen Twoshot kommen nämlich vier Protagonisten vor, die ihr bald in einer anderen Story wiederfinden könnt. Die habe ich auch fast fertig, habe mich da allerdings gerade etwas festgefahren, weshalb ich mir dachte, beende doch erstmal die Kurzgeschichte, um den Kopf frei zu bekommen. Aber dass die Kurzgeschichte tatsächlich fertig geworden ist, das hätte ich echt nicht gedacht.
 

Na gut. Dann will ich euch nicht länger mit meinen Schreibproblemen nerven und wünsche euch viel Spaß bei der kleinen Story hier.

Und wie gesagt: Merkt euch die Jungs hier. Die werden noch öfter auftauchen. Wo verrate ich euch noch nicht ;-) Erst, wenn es soweit ist. Das gibt es dann aber alles auf meinem Blog zu lesen.
 

Leider notwendig zu erwähnen: Alle Rechte meiner Texte liegen allein bei mir. Meine Texte, mein Eigentum. Unerlaubte Veröffentlichungen, auch nur auszugsweise, auf anderen Plattformen oder Onlineshops sind verboten, und das mache ich Text-Dieben auch rechtlich begreiflich, falls es sein muss.

Also? Klauen is nicht. Und wie ich kürzlich erfahren habe, haben meine lieben Leser ihre Augen überall und berichten mir jeden dreisten Text-Diebstahl.

Auch ich werde in Zukunft besser aufpassen und genauer hinsehen, was einem auf digitalem Wege angeboten wird.
 

In diesem Sinne wünsche ich euch trotzdem viel Spaß beim Lesen.

Eure Fara
 


 

BlauMann
 


 

Kapitel 1 - Sommergewitter (Ohne Adult)
 

"Shit! Shit, Shit, Shit! Bitte komm schon! Babe! Tu mir das nicht an!" Ich versuche es noch einmal, aber nichts. Mein Babe tut es mir tatsächlich an!

Ich schaue nach oben und seufze laut aus. "So ein Mist!" Wieder auf das Elend zwischen meinen Beinen blickend, streiche ich über die glatte Fläche. Noch nicht mal lauwarm. Kein Wunder. Mein Babe ist ja auch noch nicht lange unterwegs.

Ich ziehe den Helm ab und zücke mein Handy. Es klingelt nicht lange, da nimmt auch schon jemand ab. "Franky? Hey, ich bin's. Mein Bike ist liegen geblieben."

/Oh, Shit!/ Finde ich auch.

"Keine Ahnung, ob ich es bis zur Rallye packe." Frustriert kratze ich mir über die Stirn.

/Wo genau bist du?/

Ich überlege kurz. "Warte … Ich schicke dir meine Koordinaten." Außerdem nenne ich ihm den Namen der Straße, an der ich liegen geblieben bin. Ich bin in irgend so einem lahmen Vorort gestrandet. Schlimmer geht es echt nicht.

Es dauert etwas, bis Franky eine Lösung gefunden hat. /Du hast Glück!/, ruft er in den Hörer, sodass mir fast mein Ohr wegfliegt. /Keine zwei Querstraßen von dir entfernt, ist eine kleine Werkstatt. Ich sims dir eine Adresse./ Und aufgelegt hat er. Immer das Selbe!

Sauer starre ich auf mein Hand. Er weiß, dass ich nicht jeden Schrauber an mein Babe lasse. Deshalb hoffe ich wirklich, dass er weiß was er tut und den Kerl kennt, zu dem er mich schicken will.

Mein Handy piepst und ich lese mir die Adresse durch. Zur Sicherheit gebe ich sie in mein Navi ein. Ich Trottel verlaufe mich bestimmt sonst noch!
 

Genervt komme ich bei der von Franky genannten Adresse an. Zweifelnd betrachte ich das, was vor mir ist.

Ein kleiner Hof führt zu einem Häuschen mit einer großen Garage und einer Art Schuppen dazwischen. Sehr vertrauenerweckend. Über der Holztür des angebauten Schuppens steht: Reparaturen und Ersatzteile. Sieht eher so aus, als wäre hier ein Hobbyschrauber am Werk. Sehr erbaulich! Aber mal abwarten. Ich bin verzweifelt und brauche wirklich Hilfe mit meinem Bike. Und zur Not rufe ich den Pannenservice an. Wozu bin ich da sonst Mitglied?

Ich schiebe mein Bike über den Hof und bocke es auf, ehe ich skeptisch auf den Schuppen zugehe. "Hallo?" Ich klopfe an die Tür, die halb offen steht. Lautes Geklapper ertönt dahinter. "Jemand zu Hause?", rufe ich nochmal. Keine Antwort.

Genervt trete ich einfach ein. Der Geruch von Eisen und Motoröl steigt mir in die Nase. Der Schuppen ist innen viel größer als außen, was daran liegt, das sich zwischen ihm und der Garage ein großer Durchgang befindet.

Bikes, Autoteile, Regale voll Ersatzteile und Werkzeug. Metallschilder, alte Ölkannen. Hobbyschrauber in oder her, der Laden hat was.

Ich schaue mich weiter um und endlich erkenne ich jemanden, der ganz hinten in einer Ecke der anliegenden Garage herumwerkelt. Dieser Jemand steht mit dem Rücken zu mir und schraubt an etwas herum. Er trägt einen Blaumann, den er aber nur bis zu den Hüften träg. Der Rest hängt herunter und zeigt seinen nackten, feucht glänzenden Rücken. Eine Baseballkappe, die verkehrt herum auf dessen Kopf sitzt und blondes Haar, das darunter hervorlugt, runden das Bild des vermeidlichen Werkstattbesitzers ab.

"Hallo?!" Dritter Versuch, der diesmal auch endlich klappt.

Der Schrauber zuckt zusammen und dreht sich zu mir. Grüne Augen funkeln mich an, die man kaum erkennt, wegen des schwarzen Öls überall auf seinem Gesicht, genau wie auf seinem, ich muss schlucken, seinem mehr als gut gebauten Oberkörper. Er ist genau mein Typ! Mist!
 

"Oh. Hallo. Hab Sie gar nicht gehört." Kein Wunder bei dem Lärm den du veranstaltet hast, Herzchen. "Kann ich was für Sie tun?" Er legt sein Werkzeug aus der Hand, wischt sie sich an seinem Blaumann notdürftig ab und kommt auf mich zu. Einladend streckt er mir seine Rechte entgegen. Ich ergreife sie. Sein Händedruck ist fest und warm. Was er damit alles noch so festhalten könnte ...

"Ich hoffe doch", räuspere ich mich und komme auf das Wesentliche zurück: Mein armes, liegengebliebenes Bike. "Mein Bike springt nicht mehr an. Ist während dem Fahren einfach ausgegangen. Könnten Sie mal einen Blick drauf werfen?"

"Okay. Ich kann's mir gleich mal ansehen. Ich bin Ed."

"Ingo."

Ich mustere Ed misstrauisch beim Rausgehen. Er sieht noch recht jung aus. Hat er genug Erfahrung, um mein altes Bike wieder fahrtauglich zu machen? Und vor allem, es dabei nicht zu beschädigen? Aber er hat auf jeden Fall einen echt geilen Knackarsch!

Draußen angekommen, pfeift er anerkennend. "Wow. Geiles Teil!"

"Ja, und sehr empfindlich", merke ich an. "Eigentlich wollte ich bei einer Motorradrallye starten, aber das kann ich jetzt vergessen." Ich seufze. Wäre auch zu schön gewesen.

Er streicht mit einer Hand über den Tank. "Dann wollen wir doch mal schauen, was dem Schätzchen fehlt." Ed lächelt mich aufmunternd an. Irre ich mich, oder liege ich richtig bei dem aufkommenden Gefühl in mir, dass er das nicht oft tut? Wie auch immer, es steht ihm. Sehr sogar ...
 

***
 

Ich habe null Peilung, wie lange wir zu zweit an meinem Babe herumgeschraubt haben. Ich habe dabei total die Zeit vergessen und merke erst jetzt, dass es schon anfängt zu dämmern. Wir haben viel miteinander gequatscht, das ein oder andere Bier gekippt und währenddessen gefachsimpelt. Das Problem haben wir dabei eingekreist, doch da gibt es ein weiteres kleines Problem. "Der Schlauch ist auch hinüber. Scheint was dran geknabbert zu haben. Da muss ich erst ein passendes Ersatzteil liefern lassen. Ich klingle mal bei einem Kollegen durch. Vielleicht hat er was da. Wenn nicht, probiere ich es auf dem Schrott." Ed verschwindet in seinem Wohnhaus.

Ich setze mich auf einen der Plastikgartenstühle, die hier herumstehen und schnappe mir noch ein Bier. Ed ist echt nett und scheint entgegen meiner anfänglichen Angst eine Menge Ahnung von Fahrzeugen zu haben, was mich echt erleichtert hat. Mein Babe ist bei ihm in guten Händen.

Ed hat die kleine Werkstatt von seinem Onkel übernommen, der damals so eine Art privater Dorf-Schrauber war. Er ist seit geraumer Zeit verstorben, und hat Ed alles vermacht. Von ihm hat Ed auch alles nötige gelernt, was das Reparieren von Autos und Motorrädern angeht.

Ed schraubt an Fahrzeugen, seit er denken kann, sagte er. Neben seinem Job restauriert er sich zur Zeit ein altes Mercedes Carbiro, das aber noch sehr viele Stunden in Anspruch nehmen wird. Für sowas bin ich viel zu ungeschickt. Schrauben ist nichts für mich, auch wenn ich einiges selbst machen kann. Aber an Bremsen und dergleichen traue ich mich nicht ran. Franky, mein kompetenter Berater in Sachen Reparaturen, hat es mir sogar verboten. Weshalb er dieses Verbot ausgesprochen hat, verrate ich aber nicht.

"Er kann einen Schlauch bis morgen Mittag besorgen." Ed setzt sich neben mich.

"Shit!"

"Wolltest heute noch weiter, oder?"

"Ja, und ich habe keinen Plan, wo ich übernachten soll." Das habe ich mir ja wieder schön eingebrockt. Kurz überlege ich, Ed zu fragen, ob ich einfach hier im Freien pennen darf. Doch der gerade einsetzende Regen verdirbt mir die Idee.

"Du kannst auf meiner Couch pennen. Falls du magst." Da sage ich nicht nein!

Ed öffnet das Rolltor der Garage, damit ich mein Bike in die Werkstatt schieben kann. Hinter mir wird abgeschlossen. Durch einen niedrigen Kellergang im Schuppen, gelangen wir in sein Haus. Ich fange an zu grinsen. Überall stehen Ersatzteile herum, sogar hier wo Ed isst, schläft und Fernsehen schaut. Trotzdem wirkt nichts unordentlich oder vollgestopft. Ganz im Gegenteil. Jedes Teil hat seinen Platz und Eds Wohnung ist modern eingerichtet mit großen, hellen Fenstern. Von außen sah es gar nicht danach aus.

"Nett hier", kommentiere ich das Ganze.

"Danke." Hat er mir eben zugezwinkert? "Willst du noch ein Bier?"

"Ähm... Ja." Irre ich mich, oder ist der Gute schon leicht angetrunken?

Ed verschwindet anscheinend in der Küche, denn kurz darauf höre ich eine Kühlschranktür zuschlagen.

Ich hau mich auf die Couch und warte ab. Dieses verdammte Augenzwinkern geht mir nicht aus dem Kopf! Was sollte das? Ist er wirklich angetrunken? Von dem bisschen Bier, oder will er was von mir?

Ein leichtes Ziehen macht sich in meinem Schoß bemerkbar. Ich hätte nichts dagegen, soviel steht fest.
 

Als er zu mir zurückkommt, setzt er sich neben mich und reicht mir die kühle Flasche. Draußen beginnt es sintflutartig zu regnen, Blitz und Donner wechseln sich ab. Ein waschechtes Sommergewitter, das aus dem Nichts aufgetaucht zu sein scheint.

"Mensch, haut das runter! Da hatten wir ja richtig Glück gehabt." Mit großen Augen schaut Ed aus dem Fenster.

"Ich mag Gewitter", sage ich und trinke einen Schluck.

"Echt? Ich nicht." Da hat wohl jemand Angst? Ich setze zu einer Antwort an, da donnert und blitzt es plötzlich gleichzeitig, und es macht Klick. Sämtliche Lichter sind aus.

"Ups", sage ich und werde fast augenblicklich angesprungen. Von Ed!

"Shit!", zischt er ängstlich und klammert sich an meine Seite.

"Nur keine Panik. Sind bestimmt nur die Sicherungen herausgesprungenen."

"Meinst du?" Seine Stimme klingt dünn und noch jünger als sowieso schon.

"Ganz sicher. Schauen wir mal nach?"

"… Okay ..." Zögerlich steht er mit mir zusammen auf, lässt mich allerdings nicht los. Seine Hand hat sich in meine geschoben und klammert sich ängstlich fest. Irgendwie lustig. Und wirklich angenehm!

Ed führt mich zu seinem Sicherungskasten und leuchtet mit einem Feuerzeug hinein. Ich betätige alle Schalter, doch es tut sich nichts. "An deinen Sicherungen kann es nicht liegen. Dann müssen wir abwarten, bis sich das Problem von selbst löst." Ein kurzer Blick nach draußen verrät, dass wir nicht die Einzigen sind, die im Dunkeln sitzen. Selbst die Straßenlaternen sind aus.
 

Ich fühle, wie Ed neben mir beginnt zu zittern. Er steht so nah bei mir, dass ich seine unterschiedlichen Düfte riechen kann. Öl, Metall, einen Hauch von Schweiß vermischt mit Duschgel und seinen ganz eigenen Geruch. Richtig verführerisch ...

Bevor ich mir genau darüber im klaren bin, was ich hier tue, habe ich auch schon meine Arme um ihn gelegt. Ed schmiegt sich sofort an mich heran und atmet hektisch ein und aus. Hat er tatsächlich so eine Angst vor einem kleinen Gewitter? Ja gut, der Strom ist weg, aber das passiert hin und wieder mal bei einem Blitzeinschlag. Solange das Haus nicht direkt getroffen wird, ist doch alles halb so schlimm.

"Ganz ruhig. Es passiert schon nichts", versuche ich ihn zu beruhigen. "Sicher hat es in einem Spannwerk eingeschlagen. Die bekommen das ganz schnell wieder hin."

Mit seiner überschwänglichen Reaktion auf meine Tröstversuche habe ich nicht gerechnet. Ich werde gegen den Sicherungskasten gedrückt und ehe ich mich versehe, legen sich weiche Lippen auf meine. Viel zu überrumpelt um mich zu wehren (als ob ich das wollen würde!), lasse ich es geschehen. Der Kuss fühlt sich echt verdammt gut an!

Ich erwidere den Kuss seufzend, doch plötzlich fährt er zusammen als es erneut blitzt. Ich fange an zu kichern. So mutig, einfach einen wildfremden Typen zu küssen, aber vor einem Blitz den Schwanz einziehen. Apropos ...

"Soll ich dich in den Schlaf wiegen?", frage ich ihn süßlich. Sein heißer Atem haucht über meinen Hals.

"Ich ... entschuldige!" Abrupt dreht er sich um und verschwindet. Ich kann nur erahnen wohin genau und folge ihm unsicher. Der Kuss muss ihn mehr verwirrt haben, als mich. Dabei war ich doch das 'unschuldige Opfer'!

"Ed?" Wo ist der Kleine nur hin? In diesem Moment geht das Licht wieder an. Und dort steht er! Nur einen Meter von mir entfernt und sieht mich mit großen, erschrockenen Augen an. "Da steckst du!" Ich lächle ihn an, versuche ihm so zu zeigen, dass alles in Ordnung ist.

"Tut mir leid! So bin ich eigentlich gar nicht", presst er hervor und will schon wieder abhauen. Diesmal kommt er mir nicht so leicht davon! Ich packe seinen Arm und ziehe ihn zu mir, als schon wieder das Licht aus geht. Das gibt's doch nicht! Na ja. Aber wenigstens konnte ich Ed vorher noch einfangen, bevor er wieder in der Dunkelheit verschwindet.
 

Altes Spiel, neue Konstellation. Diesmal bin ich derjenige, der ihm einen Kuss aufdrückt. Doch nicht so unschuldig wie er mir vorhin! Ich stürme seinen Mund, den er mir nach einem überraschten Keuchen bereitwillig öffnet und sich sofort wieder gegen mich schmeißt. Wir liefern uns ein heißes Duell, reiben unsere Hüften gegeneinander und bei Gott! ER steht wie eine eins!

"Ins Bett", keuche ich und werde auch gleich in entsprechende Richtung gedrängelt. Doch wie ich bemerke, ist das nicht das Schlafzimmer. Ed zündet eine Kerze an. Wo er die auf einmal her hat, frage ich mich nur am Rande.

"Ich muss vorher noch duschen", ist seine Ausrede, warum wir uns in einem Badezimmer befinden.

"Kalt?" Sein verwirrter Blick lässt mich schmunzeln. "Bei Stromausfall gibt es kein heißes Wasser, oder?" Ich zeige auf den Heißwasserboiler.

"Ach so..."

Ich trete zu ihm. "Wir können uns das Wasser auch einfach heiß denken ... Darf ich mit drunter?"

Ed blinzelt mich frech an, was mich wieder total überrascht. "Ich bitte drum."

Keine Minute später stehen wir unter dem kalten Wasserstrahl, küssen und streicheln uns, und waschen uns das Öl und den Schweiß von unseren Körpern. Dass das Wasser kalt ist, bemerken wir wirklich kaum.

Sein Körper ist die pure Versuchung, wie ich ja schon während der Arbeit an meinem Babe bewundern durfte. Das leicht angedeutete Sixpack und der kleine blonde Haarstreifen vom Bauchnabel hinab in tiefere Regionen lässt mir das Wasser im Mund zusammen laufen.

Genau dorthin wage ich mich schließlich mit meiner Hand und umfasse Eds steifes Glied. Er stöhnt ungehalten und beißt mir leicht in den Hals. "Lass uns das im Bett machen", flüstert er mir ins Ohr, das ich trotz des Wasserrauschens verstehen kann.

Ich drehe den Wasserhahn zu und trete zusammen mit Ed im Arm aus der Duschkabine, greife mir die Kerze und werde von ihm ins Schlafzimmer geführt.
 

Nass wie wir sind, landen wir in den weichen Daunen. 'Hoffentlich hält der Stromausfall noch etwas an', denke ich. Sex im Kerzenschein hat eindeutig was für sich, muss ich zugeben, obwohl ich sonst gar nicht so der romantisch veranlagte Typ bin. Doch heute passt es irgendwie.

Mit all meinem Körpergewicht drücke ich Ed nieder in die Matratze. Er seufzt und schaut mit halb geschlossenen Lidern zu mir auf, ein leichtes Lächeln liegt auf seinen leicht geschwollenen Lippen. Sexy.

Ich küsse ihn erneut. Erst seinen Mund, dann probiere ich andere Stellen aus. Einen hauchzarten Kuss nach dem anderen lasse ich folgen, rutsche dabei immer tiefer an seinem Körper hinab, necke die aufgerichteten Knospen, lecke drumherum, koste die seidenweiche Haut seiner Seiten, bis ich schließlich an seinen Bauchnabel angekommen bin.

Dort verweile ich, tauche mit meiner Zunge ein, was Ed zum Erschaudern bringt. Er stöhnt dunkel auf, windet sich regelrecht unter mir, greift in mein Haar und drückt mich runter. Seine anfängliche Scheu hat er anscheinend erstmal abgelegt. Ich steh drauf, wenn Männer im Bett wissen was sie wollen.

Ich erbarme mich und gebe seinem stummen Wunsch nach.

Ed schreit kehlig auf. Viel zu spät merke ich, dass er schon soweit ist. Da hatte wohl jemand mächtig Druck, was? "Das ... wollte ich ... nicht", entschuldigt er sich schwer atmend.

"Schon okay", flüstere ich und lege mich neben ihn. "Hast du Kondome da?" Er nickt schüchtern.

Aus einer Schublade holt er eine unberührte Packung hervor und ein Fläschchen Gleitgel. "Die hatte ich für mich und meinen Freund geholt", gesteht er mir leise.

"Du hast einen Freund?" Shit! Ich Idiot!

"Nein, wir haben vor einer Woche Schluss gemacht, noch bevor wir richtig zusammen waren." Traurig setzt er sich wieder neben mich.

"Oh."

"Er war ein Arsch und hat einen anderen zum Vögeln gefunden." Ed versucht ein Grinsen, was ihm allerdings völlig misslingt. "Wir kamen gar nicht dazu … Wenn du verstehst?" Und wie ich verstehe. Bedeutet das etwa das, was ich glaube, das es bedeutet?
 

Seine Beute landet auf der Bettdecke. Soll ich hier abbrechen? Bin ich ein Arschloch, wenn ich es nicht tue? Aber er hat das Zeug geholt, oder nicht?

"Zeig mir, wie es geht." Grüne Augen leuchten mich an. Also doch. Ed ist wirklich noch unerfahren. Mir kommen noch mehr Zweifel, ob ich hier weitermachen soll.

Zwar will es es eindeutig, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht gut darin bin, jemanden etwas beizubringen. Erst recht nicht DAS.

"Sicher?", frage ich, in der Hoffnung, er überlegt es sich nochmal. Klar bin ich scharf auf seinen niedlichen Knackarsch, aber nicht um jeden Preis.

"Ja." Er greift die Packung und reißt sie auf. "Was er kann, kann ich schon lange!" Selbstsicher reißt er eins der kleinen Tütchen vom Streifen ab. Dass seine Selbstsicherheit bloß seine Unsicherheit überspielen soll, ist nur allzu deutlich.

"Bist du sicher, dass du das so willst?", frage ich ein weiteres Mal nach. Es ist was anderes, eine geile Nacht mit einem halb Fremden zu verbringen, als sein erstes Mal mit ihm zu erleben.

Doch Ed scheint sich wirklich sicher zu sein, denn er beugt sich zu mir hinunter, um … na ihr wisst schon. Damit beseitigt er all meine Bedenken mit einem Schlag. Oder sollte ich besser sagen: mit einem Lecken?
 

Er reicht mir das kleine rechteckige Tütchen und drückt mir die Gleitgelflasche in die Hand. "Sag mir, was ich tun soll." Abwartend schaut er mich an. Ich kann einfach nicht mehr widerstehen. Er will es, also warum noch zögern? Dann werde ich eben dafür sorgen, dass sein erstes Mal etwas wird, das er nie wieder vergessen wird.

"Leg dich auf den Bauch", fordere ich ihn auf.

Ed gehorcht mir aufs Wort und legt sich bequem der Länge nach hin. Den Kopf bettet er auf seine Unterarme. Seine Nervosität ist förmlich greifbar, weshalb ich mich dazu entschließe, ihn erst einmal dazu zu bringen, sich zu entspannen. Vorsichtig massiere ich seinen Rücken. Eine schnelle Nummer kann ich mir definitiv abschminken, aber wir haben ja alle Zeit der Welt, nicht?
 

Ich sehe, wie er sich nach ein paar Minuten wirklich entspannt und genießend seine Augen schließt. Hin und wieder seufzt er wohlig. So ist es gut!

Mit langsamen Bewegungen aber dennoch mit viel Druck massiere ich ihn weiter, knete seine Muskeln und löse nebenbei noch ein paar unschöne Verspannungen. "Bist du schon länger so verspannt, oder hat dich mein Bike so sehr geschafft?", frage ich ihn schmunzelnd.

"Weiß nicht", schnurrt Ed leise. Er genießt meine Massage offensichtlich immer mehr. Dann kann ich ja einen Schritt weitergehen.

Ich beuge mir vor, küsse seinen Nacken und sauge an der weichen Haut dort. Meine Nase taucht in das noch feuchte Haar, was kitzelt und die Haare an meinen Armen aufrecht stehen lässt.

Ich lasse mir Zeit damit, streichle weiter über seinen Rücken, während ich mich an seinem Rückgrat hinabküsse. Ed atmet immer geräuschvoller und still liegen bleiben ist auch schon lange nicht mehr. Wahnsinn, wie empfindsam er ist! Meine Gänsehaut ist nichts im Vergleich zu seiner. Sogar an seinem Hintern fühle ich die kleinen Erhebungen.

Sein Seufzen wird mit jeder verstreichenden Minute lauter und auch seine vormals Entspannte Haltung wird immer gespannter.

Als ich an seinem Steißbein angekommen bin, wird er noch unruhiger. Ich flüstere ihm ein leises "Schht", zu, was jedoch nicht wirklich hilft. Soll er eben zappeln. Ich werde ihn trotzdem lecken, schließlich hat er mich doch gebeten, ihm alles beizubringen, oder?
 

*
 

Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter. Mein Herz rast immer noch, doch Ed geht es noch schlimmer. Er schnauft wie eine Dampflok und hat seine Augen geschlossen. Ein kleines Lächeln umspielt seine Lippen.

Wir haben uns noch keinen Millimeter bewegt. Noch immer liege ich hinter ihm, sein Bein hochgesteckt und mein langsam abschwellendes Glied in ihm. Wird Zeit dies zu ändern. Vorsichtig löse ich mich von Ed, drehe ihn zu mir herum und nehme ihn in den Arm.

"Oh Gott!", lacht er und küsst mich. "Das müssen wir ... wiederholen!"

"Gerne", lache ich zurück und küsse ihn ebenfalls.

"Morgen?", fragt er und sieht mich etwas unsicher an.

"Schauen wir erst einmal, wie es morgen deinem Hintern geht", antworte ich grinsend. Er lacht leise, beschert mir damit eine Gänsehaut.

Draußen blitzt es, ein lauter Donner folgt, doch Ed liegt zufrieden und gelöst in meinen Armen. Sex als Angstbewältigung. Ob da schon mal jemand drauf gekommen ist?

Ich beuge mich zur Kerze und puste sie aus. Wieder an Ed geschmiegt, drücke ich ihm einen Kuss auf die Stirn und schließe die Augen. Auf der Couch werde ich heute nicht schlafen, wie es aussieht. Wer hätte das gedacht? Wie gut, dass mein Bike gerade hier seinen Geist aufgegeben hat! Und wenn ich noch mehr Glück habe, kommt das passende Ersatzteil erst morgen Abend. Oder vielleicht auch erst übermorgen ...
 

******

Kapitel 2 - Heimatgefühle

Kapitel 2 - Heimatgefühle
 

Es wird still, als ich den Motor meiner Maschine abstelle. Morgenidylle, statt lautes Motorengeheul.

Sonntag Morgen. So gut wie kein Auto ist unterwegs. Erst recht nicht hier, in diesem kleinen verschlafenen Vorort, wo alle noch in ihren Federn zu liegen scheinen. Man kann sogar die Vögel zwitschern hören, ohne störende Nebengeräusche. Richtig erholsam, nach der langen Fahrt und dem anhaltenden Rumoren meines Bikes.

Ich setze den Helm ab und hänge ihn an den Lenker, ehe ich absteige, und meine Maschine aufbocke. Nervös schaue ich mich auf dem Hof um.

Wie lange ist das letzte Mal jetzt her? Eigentlich ist die Frage total unnötig, denn ich weiß ganz genau, wie lange es her ist. Es ist noch nicht mal ein Monat vergangen. Beinahe genau zwei Wochen, um genau zu sein.

Normalerweise zähle keine Tage, lebe sie viel lieber, als mir ständig darüber Gedanken zu machen, welchen Tag wir denn heute nun haben. Einzig das Wetter interessiert mich. Kann ich mit der Maschine raus, oder muss ich meine Schöne stehen lassen? Alles andere zählt nicht.

Nun ja, bis vor vier Monaten war das zumindest so, denn ab da habe ich mit dem Tagezählen begonnen, wenngleich ich es mir zuerst gar nicht eingestehen wollte.

Tja, und seit zwei Wochen tue ich das mit jedem weiteren verstrichenen Tag ein Stück ungeduldiger, muss ich zugeben. Scheiße! Ich habe sogar richtiges Herzklopfen, jetzt, wo ich endlich wieder hier bin! 'Wo soll das noch hinführen?', frage ich mich, kenne die Antwort allerdings schon längst.
 

Mein Blick bleibt an der mir nur allzu gut bekannten Holztür hängen. Ich steuere geradewegs darauf zu. Ob er da ist? Wahrscheinlich ist es noch zu früh, und er schläft noch, doch wenn ich Glück habe, ist er schon am Arbeiten. Finden wir es heraus.

Ich trete vor die Tür und klopfe an. Nichts tut sich. Nur das Schild mit der Aufschrift 'Wenn niemand in der Werkstatt ist, bitte bei Drexler klingeln' begrüßt mich. Ich wage einen letzten Versuch und drücke die Türklinge runter. Verschlossen.

Laut puste ich die Luft aus meinen Lugen. Gut, dann klingle ich eben bei Drexler. Scharf bin ich nicht drauf. Ich bin nicht der Klingeltyp. Ich platze gern unangemeldet irgendwo rein, aber klingeln? An Haustüren? Gott bewahre! Aber für ihn breche ich meine alten Gewohnheiten. Wieso auch nicht? Für ihn zähle ich ja sogar schon die verstrichenen Tage ohne ihn.

Lässig mache ich auf dem Absatz kehrt und laufe auf das Wohnhaus nebenan zu. Da werden Erinnerungen wach.
 

Zwei ganze Tage bin ich damals, nach unserem ersten Treffen, bei ihm geblieben. Etwas, was ich sonst sehr selten tue. Ich bleibe nicht lange an einem Ort. Noch nicht mal in meinem eigentlichen Zuhause bleibe ich lange. So ist mein Leben, und es gefällt mir. Ich bin frei, habe keine Verpflichtungen. Brauche ich mal dringend Kohle, finde ich schon irgendwo jemanden, der für mich einen gut bezahlten Job hat. Den erledige ich dann, kassiere ab, und schon hocke ich wieder auf meinem Babe. Auf zum nächsten Ort, zur nächsten Rallye oder zu einem Bekannten, der mich bei sich pennen lässt. Noch niemals hatte ich das Bedürfnis, an einen bestimmten Ort zurückkehren zu müssen. Niemals. Doch seit vier Monaten ist dieses Bedürfnis da. Treibt mich, zerrt an meinen Eingeweiden, bis ich ihm nachgebe. So wie heute. Ich konnte nicht mehr warten. Wie gesagt. Zwei Wochen seit meinem letzten Besuch. Die Abstände werden kürzer. Allerdings macht mir das überraschender Weise gar nichts aus. Ich bin gern hier. Bei ihm ...

"Will die Maschine nicht mehr?" Wie?

Aus meinen Überlegungen gerissen, bleibe ich stehen und schaue irritiert auf. Ein Kerl steht keine fünf Meter von mir entfernt auf dem Hof. Braune Haare, etwa meine Größe sowie mein Alter, würde ich schätzen. Trotzdem ist er ein durch und durch normaler Kerl. Der typische Heini von Nebenan. Was hat der hier zu suchen?

"Die will immer", knurre ich und versuche möglichst unfreundlich auszusehen. Ich hasse es, hinterrücks von fremden Typen angesprochen zu werden. Besonders morgens, wenn das Einzige, dass ich intus habe, ein verdammt mieser Tankstellenkaffee ist, und ich zuvor die halbe Nacht durchgefahren bin, um hier her zu kommen. Aber das wäre komischer weise heute noch nicht mal schlimm, wäre dieser Typ nicht aufgetaucht. Meine anfangs relativ gute Laune schwindet.

"Ach so", lächelt er debil. "Ich dachte, du wolltest deswegen zu Ed." Er kennt also Ed. Eigentlich kein Wunder, schließlich steht er auf seinem Hof.

"Deswegen wollte ich nicht zu ihm", pampe ich ihn an.

"Oh", macht dieser komische Milchbubi, runzelt die Stirn und drückt die zwei Bäckertüten, die er im Arm hält, fester an sich. "Dann bist du ein Freund von Ed?"

"Was geht es dich an?"

Mit großer Genugtuung schaue ich dabei zu, wie ihm das Lächeln abhandenkommt. "Ich frage ja nur, sorry", keift er los. "Ich konnte ja nicht ahnen, dass dein Hiersein geheim ist." Er verdreht die Augen, lässt mich einfach stehen und latscht auf das Wohnhaus zu. Eben jenes Wohnhaus, das auch mein Ziel ist. Also will der Kerl tatsächlich zu Ed.

Ich folge ihm skeptisch aber trotzdem leicht beeindruckt von seinem Spruch gerade, bleibe allerdings vor den Stufen, die zur Haustür führen, abwartend stehen. Mit verschränken Armen beobachte ich ihn und versuche dahinter zu kommen, was er mit Ed zu schaffen hat. Er klingelt. Dann muss ich das wenigstens nicht tun.

Während er wartet, dreht er sich nochmal prüfend zu mir um, sieht, dass ich ihm gefolgt bin, und zeigt mir abermals sein schönstes Stirnrunzeln. Sagen tut er nichts mehr. So ist es brav. Auf Kerle wie dich kann ich verzichten. Mich interessiert nur einer: Der Mechaniker. Und als hätte ich es heraufbeschworen, geht auch schon die Haustür auf.
 

Meine schlechte Laune wegen dem Typen mit den Bäckertüten verfliegt, als ich Ed sehe.

Mit einer karierten Boxer und einem einfachen weißen Feinripp Unterhemd steht er da, die blonden Haare noch vom Schlaf zerzaust, guckt er desorientiert nach, wer vor seiner Haustür steht. Er sieht zum Anbeten aus und bei seinem Anblick werden noch mehr Erinnerungen in mir wach. Heiße Erinnerungen. Erinnerungen, die mich schlussendlich heute wieder zu ihm geführt haben.

"Moin! Ich hab Brötchen mitgebracht!", poltert der Typ mit den Bäckertüten los. Bäckertütenboy. So nenne ich ihn ab jetzt. Innerlich schüttle ich über ihn den Kopf. Würde Bäckertütenboy so bei mir auftauchen, könnte er froh sein, wenn ihm bloß die Tür wieder vor der Nase zugeschlagen würde.

"Moin Niclas", murmelt Ed und kratzt sich am Kopf. Niclas heißt der Typ also. Ein lahmer Name für einen lahmen Typen. "Ist es schon halb neun?"

"Ist es", nickt Bäckertütenboy.

"Hn ... Ach so. Komm rein."

Ich lege den Kopf schief und versuche erst gar nicht, mir einen Reim aus dem Theater vor mir zu machen. Stattdessen räuspere ich mich lautstark, damit man mir auch endlich mal Aufmerksamkeit schenkt. Mein Plan geht auf, und das nicht zu knapp.

Als Ed mich daraufhin entdeckt, werden seine verschlafenen Augen so groß wie Untertassen. "Ingo?", wispert er überrascht.

Ich grinse breit und deute mit meiner rechten Hand ein Winken an. Bäckertütenboy dreht sich halb um und sieht mich ebenfalls mit Kulleraugen an. "Ingo? Du bist Ingo?" Ja, der bin ich, doch was interessiert dich das?

"Was dagegen?", fauche ich. Das Grinsen auf meinem Gesicht ist längst wieder verschwunden. Der Kerl nervt!

"Ich bin ... ich geh mal schnell ..." Ed wirkt plötzlich, als hätte er einen Schlaganfall. Er deutet mit dem Daumen hinter sich, sein Kopf irrt zwischen mir und dem Bäckertütenboy hin und her, und seine Gesichtsfarbe wechselt von kreidebleich zu Sonnenuntergangsrot, dann ist er auf einmal wieder im Haus verschwunden. Was sollte das denn jetzt?!
 

Perplex starre ich auf die Stelle, an der Ed eben noch gestanden hat. Warum rennt er vor mir weg? Etwa wegen dem Kerl da? Ich hasse es, es zuzugeben, aber ich fühle mich plötzlich ziemlich unwohl in meiner Haut. Ich weiß nicht wieso, aber ich habe das ungute Gefühl, dass Ed sich wegen mir vor diesem Bäckertütenheini schämt! Bin ich ihm etwa ... peinlich?

Mir wird kotzübel. "Ey Ingo! Kommst du mit rein, oder willst du vor der Tür Algen ansetzen?" Dieser Niclas grinst mich frech an und schlüpft dann ebenfalls ins Innere des Hauses.

Unschlüssig schaue ich ihm hinterher. Was nun? ... "Ach verdammt!" Nichts wie hinterher! Ich muss wissen, wer dieser Kerl ist, und was er mit meinem Mechaniker zu tun hat! Aber vor allem: Warum Ed abgehauen ist, anstatt mir, wie sonst auch immer, stürmisch um den Hals zu fallen.
 

Im Haus kenne ich mich inzwischen ganz gut aus und finde die Küche auch ohne Bäckertütenboys Hilfe. "Du isst doch bestimmt mit, oder?", fragt er mich und kramt in den Schränken herum. Mein Mund bleibt verschlossen. Mit dem rede ich nicht. Nicht, bevor ich Antworten auf meine Fragen habe, und Ed wieder hier ist. "Wenn du lieber Tee magst, mach ich dir welchen. Ansonsten gibt es Kaffee, okay?" Schranktüren knallen. Drei Tassen wandern auf den Tisch zu den Brötchentüten und dem bereits verteilten Tellern. Der kennt sich ja gut hier aus. Das wurmt mich ungemein!

Anschließend will sich der Kerl an der Kaffeemaschine zu schaffen machen. Kaffee hört sich verführerisch an. So verführerisch, dass ich ihn aufhalte. "Pfoten weg! Wenn hier jemand Kaffee kocht, dann ich. Verstanden?" Hinterher kocht dieser Heini auch nur wieder so eine lahme Plörre wie die Tussi in der Tanke. Bei mir lautet der erste Grundsatz: Schlechter Kaffee = schlechter Tag. Und bis jetzt scheint dieser Grundsatz auch voll hinzuhauen.

"Von mir aus", blökt Bäckertütenboy, hebt entwaffnend die Hände und tritt ein paar Schritte zurück. So ist es brav. "Bist du eigentlich immer so ein miesgelaunter Stinkstiefel, oder giftest du mich nur an, weil du dich fragst, ob ich was mit Ed am Laufen habe?" Wie bitte? Mir fällt der Portionierlöffel für den Kaffee auf den Boden. Scheiße! "Uh. Da habe ich also ins Schwarze getroffen, wie?" Überheblich grinsend beißt dieser arrogante Arsch in ein Puddingstückchen. "Auch eins?"

"Ich hasse Pudding", knurre ich und kümmere mich wieder um den Kaffee. Eigentlich liebe ich Pudding, aber diese Genugtuung gönne ich ihm nicht auch noch. Es hat schon gereicht, dass ich mich eben so verdammt dusselig verraten habe.

"Och man! Du bist mir ja echt ein Sonnenscheinchen. Dabei hat Ed die ganze Zeit über so sehr von dir geschwärmt."

"Hat er das?", frage ich hektisch, verziehe aber anschließend das Gesicht. Shit! Schon wieder verraten!

Natürlich kommt das, was kommen muss: Er lacht! "Hat er", kichert das Brötchen. "Und falls es dich beruhigt, Ed und ich sind nur Freunde." Ich knirsche mit den Zähnen. Und wie mich das beruhigt, doch das muss der nicht wissen, obwohl ich glaube, dass er es schon längst weiß. "Hast dir ja ganz schön Zeit damit gelassen, hier wieder aufzutauchen."

"Was soll das heißen?" Ich schalte die Kaffeemaschine an und drehe mich um, sodass ich mit verschränkten Armen an der Küchenzeile lehne, und den Bäckertütenboy giftig anstarren kann.

"Zwei Wochen sind eine lange Zeit. Besonders für frisch Verliebte." Die Welt um mich herum beginnt sich zu drehen. Verliebt?! "Jetzt sag nichts Falsches, mein Freund. Ed hat mir alles erzählt." Wut sammelt sich in meiner Magengegend. Dieser Mistkerl wagt es von Liebe zu sprechen?! Nicht Ed, sondern dieser Brötchenfetischist. Das geht ihn doch nichts an!

"Was habe ich erzählt?" Ed steht plötzlich in der Tür. Stilecht in einen seiner Blaumänner gekleidet.

"Na das von dir und ... dem da." Bäckertütenboy deutet mit dem Kinn auf mich.

"Der da hat auch ein Name!", brülle ich verdammt sauer.

"Ist ja schon gut. Mach doch nicht gleich immer so eine Welle! Du meine Güte." Oh ich könnte ihm auf der Stelle den Hals umdrehen! Warum ist er hier? Wegen ihm läuft einfach alles schief! "Nun setzt euch endlich. Alleine essen ist doof." Das kannst du dir mal schön abschminken.

Ich stoße mich von der Küchenzeile ab, werfe diesem Bäckertütenboy einen vernichteten Blick zu und marschiere ins Wohnzimmer.

Hinter mir höre ich das Bäckertütchen Ed fragen, ob ich immer so schlecht gelaunt drauf bin, aber er antwortet ihm zum Glück nicht, sondern folgt mir.
 

"Ingo?" Unter einem leisen Ächzen lasse ich mich auf die Couch fallen. Ich starre ihn mürrisch an, was Ed dazu bringt, die Augenbrauen zusammenzuziehen. "Hallo. Schön, dass du da bist", sagt er mit einem sarkastischen Unterton. Ja, genau das habe ich noch gebraucht.

"Ich komme doch hoffentlich nicht ungelegen?", frage ich ihn beißend.

"Quatsch! Wie kommst du darauf?"

"Och ich weiß nicht", trällere ich. "Vielleicht wegen dem Typen in deiner Küche und weil du einfach abgehauen bist, als du mich gesehen hast." Ich muss das jetzt klären, sonst platze ich!

"Ich bin nicht abgehauen!", verteidigt Ed sich.

"Bist du wohl!"

"Bin ich nicht!"

"Und wieso hast du mich dann nicht anständig begrüßt, sondern hast dich im Schlafzimmer versteckt?"

"Weil ich ... weil ...", stottert er und fängt schon wieder an rot zu werden.

"Verstehe", krächze ich. "Ich bin dir peinlich vor deinem Freund." Das Wort Freund spucke ich förmlich aus.

"Was?!"

"Tu nicht so! Das war ja wohl offensichtlich." Warum auch sonst ist er stiften gegangen?

"Du bist mir nicht peinlich", meint Ed und stellt sich vor mich. Beinahe anklagend sieht er auf mich herab. "Du bist ... du ... du ..."

"Tsse!", lache ich freudlos auf und schüttle den Kopf. "Danke. Mehr will ich nicht hören." Ich stehe auf und quetsche mich schweren Herzens an Ed vorbei.

"Ingo!"

"Lass stecken."

"Nein! Ingo!" Ed hört sich beinahe panisch an, aber ich widerstehe dem Drang, mich zu ihm umzudrehen. Ich will hier weg! "Ingo ich ... ich ...!" Mit ausholenden Schritten laufe ich den Flur entlang, an der Küche vorbei, der ich keinen Blick würdige, bis zur Haustür. "Ingo!" Meine Hand liegt schon am Türgriff, will ihn herunterdrücken, als "Ingo! Ich … Ich liebe dich!" Klack. Der Türgriff ist unten, aber ich kann die Tür nicht öffnen. Ich bin zur Salzsäule erstarrt.

Mein Kopf dreht sich langsam Richtung Wohnzimmer. Dorthin, wo Ed noch immer steht und mich mit einem erschrockenen Ausdruck im Gesicht anstarrt. "Was?", krächze ich leise. "Was hast du eben gesagt?" Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie Bäckertütenboy seinen Kopf aus der Küche streckt, allerdings ist mir das gerade piep-egal.

Ed bewegt sich nicht, und sagen tut er auch nichts mehr. Er steht bloß da, starrt zurück und atmet schwer.

Ich lasse die Türklinke los. Meine Beine setzen sich in Bewegung. Die schweren Lederboots, die ich trage, stampfen laut, und die Schnallen an meiner Jacke klimpern, aber das ist nichts im Vergleich zu meinem Herzschlag, der unaufhörlich in meinen Ohren dröhnt. Und je näher ich Ed komme, desto lauter wird er. Erst, als ich vor ihm stehe, herrscht plötzlich wieder Ruhe. Bin ich taub?

"Ingo ..." Nein, bin ich nicht. Sonst hätte ich meinen geflüsterten Namen nicht aus Eds Mund verstehen können.

Ich schaue in seine grüne Augen. Die Pupillen sind geweitet und zucken unstet hin und her, lassen mich aber trotzdem nicht eine Sekunde aus den Augen. "Sag das nochmal", bitte ich ihn leise. "Ed. ... Bitte." Ich muss es noch einmal hören!

"Ich liebe dich", wispert er schließlich und errötet dabei noch mehr als sowieso schon.
 

Ich kann gar nicht beschreiben, was ich in diesem Moment fühle. Ich kann auch nichts sagen, weiß gar nicht mehr wie mein Mund funktioniert, obwohl der doch das Einzige an mir ist, das immer und überall funktioniert, doch darüber mache ich mir nicht die geringsten Sorgen. Auch wenn er niemals wieder funktioniert, was solls? Ed hat es gesagt!

Ich fühle, wie sich meine Mundwinkel nach oben ziehen, und wie meine Arme sich um Eds Taille legen. Er kommt mir sofort entgegen, streckt sich und stürmt meinen Mund. Ich umarme ihn fester und drängle ihn in Richtung Couch. Das muss gefeiert werden!
 

***
 

Seufzend schmiegt sich Ed auf der engen Couch an mich. Ich drücke ihn noch ein wenig fester an mich und vergrabe meine Nase in seinem weichen Haar. "Ich kann es gar nicht glauben, dass ich es wirklich gesagt habe", murmelt er erschöpft.

"Ich bin froh, dass du es endlich gesagt hast", seufze ich.

Ed regt sich und sieht mich an. "Endlich?"

"Hmhm", nicke ich. "Ich habe nur darauf gewartet."

"Hast du?"

"Hmhm." Ich wusste es bis heute Morgen noch nicht, aber so war es. Ich habe gewartet, bis Ed den ersten Schritt gemacht hat.

"Und warum hast du es mir dann nicht als erstes gesagt?"

"Ich war mir nicht sicher", winde ich mich. "Ich dachte, vielleicht verjage ich dich damit. Du bist, wie soll ich es sagen, sensibel?" Eds Mund öffnet sich, schließt sich dann jedoch wieder. Seine Wagen werden dunkel. "Genau das meine ich", fange ich an zu lachen.

"Hör auf zu lachen", brummt mein süßer Mechaniker und dreht seinen Kopf wieder weg.

"T'schuldige. Komm her. Lass dich küssen." Das brauche ich ihm kein zweites Mal zu sagen. Ed schiebt sich auf mich und kommt meinen Lippen entgegen. "Ich bin so froh", hauche ich zwischen unseren Küssen "dass dieser Kerl uns nicht komplett den Morgen versaut hat."

"Welcher Kerl?"

"Na dieser", wie heißt er doch gleich wieder? "Dieser Niclas." So lautete doch sein Name, oder?

"Niclas?" Die Küsse hören auf. Ich öffne die Augen und blicke in Eds schockiertes Gesicht. "Scheiße!", japst er. "Niclas!"

"Was ist mir ihm?" Der sollte uns doch gerade jetzt mal so gar nicht interessieren.

"Er ist in der Küche!"

"In der ... Scheiße!" An den haben wir ja gar nicht mehr gedacht!

Unsere Köpfe rucken zur Wohnzimmertür, von wo aus man in den Flur schauen kann. Sie ist offen! Genau wie die Küchentür!

"Oh nein", flüstert Ed und wird kirschrot. "Er hat uns ... er hat ... was wenn …?"

Die Wut kehrt zurück. "Wenn der uns heimlich beobachtet hat, dann setzt es was", knurre ich. Dem verpasse ich eins mitten in sein dummes Gesicht!

Wild entschlossen schiebe ich Ed von mir runter, steige in meine schwere Bikerhose und stampfe geradewegs auf die Küche zu. "Ingo! Was hast du vor?"

"Klare Verhältnisse schaffen!", grolle ich und biege in die Küche ein. Leer. Keiner da. Doch das hat noch nichts zu heißen.

Ich schaue mich um und entdecke einen Zettel neben der Brötchentüte. Rabiat greife ich nach ihm und lese ihn durch. "Das gibt's nicht." Ich muss zurück ins Wohnzimmer. "Hier. Lies." Mit regungsloser Miene reiche überreiche ich Ed den Wisch.

Laut liest er vor. "Lieber Ed. Unser Frühstück verschieben wir, gern auch zu dritt. Lasst es euch schmecken. P.S.: Dein Boyfriend hat ja einen knackigen Hintern! Nur leider kocht er einen wirklich scheußlichen Kaffee. Hab euch neuen gemacht. Zwinker-Smiley." Eds Augen werden kugelrund.

"DER HAT MEINEN ARSCH BEGAFFT!" Doch was noch schlimmer ist: "UND MEINEN KAFFEE WEG GESCHÜTTET!" Mein Mechaniker sieht vom Zettel auf, mir direkt in die Augen. Keine Ahnung, was er grade denkt. Dann, plötzlich, zucken seine Mundwinkel. "Wehe", warne ich ihn. "Tu das nicht." Zu spät. Ed beginnt aus vollem Halse zu lachen. "Ed!"

"Sorry!", hickst er. "Sorry, aber ..."

"Was ist daran so lustig? He?"

"Gar nichts!"

"Warum lachst du dann?"

"Na weil ... weil ... Pff...haahaa!" Na ganz toll! Der lacht mich aus!
 

Logisch, dass ich nicht lange sauer auf Ed geblieben bin. Auch nicht auf den Bäckertütenboy. Die Brötchen waren ganz lecker, und die Puddingstückchen erst! Nachdem ich wieder neuen Kaffee gekocht habe, versteht sich.

Außerdem muss ich ihm zu Güte halten, dass er nicht geblieben ist, sondern sich vom Acker gemacht hat, als wir miteinander beschäftigt gewesen sind. Und nachdem Ed sich überwunden, und diesen Bäckertütenbo... äh Niclas angerufen hat, waren wir noch beruhigter. Niclas hat nicht gespannt, jedenfalls nicht länger als einen Augenblick lang, um die Lage zu erfassen. Glauben wir ihm das mal.

Er und Ed haben anschließend ausgemacht, dass wir heute Abend gemeinsam grillen. Ed, ich, Niclas und sein Partner ... Karl, Konstantin oder war's Kilian? Egal! Irgendein dummer Name eben. Jedenfalls fanden Ed und Niclas diese Idee total klasse. Ich könnte gern drauf verzichten. Viel lieber würde ich mit Ed allein am Grillfeuer sitzen, aber man kann nicht alles haben. Dann sind eben Eds Freunde dabei beim Grillen dabei. Und wer grillen will, muss zuvor einkaufen.

"Würsten oder Steaks?" Ed guckt mich fragend an.

"Beides." Warum oder?

"Das meine ich nicht. Willst du lieber Würstchen oder Steaks."

"Beides." Nochmal: Warum oder? Ed grinst mich an, ehe er sich wieder der drallen rotbäckigen Metzgerin zuwendet.

Sie beäugt uns beide schon seit betreten der Metzgerei komisch. Meine Visage scheint ihr nicht zu passen. Oder aber, sie stört mein Bikeroutfit. Es könnte aber auch sein, dass Ed mit seinem Blaumann und der ölverschmierten Basekap ihr die Laune verhagelt. Das denke ich zwar eher nicht, denn Ed und sie duzen sich, doch woher soll ich wissen, was beleibte Metzgerweiber zum Schnäuben bringt?

"Darf es sonst noch etwas sein?", fragt die Metzgersfrau gespielt überfreundlich.

Ich strecke den Hals und schaue nochmal die Auslage an. "Ja. Acht Bauchspieße."

Sofort dreht sich Ed zu mir um. "Acht? Wer soll die alle essen?"

"Ich", feixe ich.

"Du?"

"Ja, ich." Ich habe Hunger. Immer und überall. Und vor allem viel. Zudem kann ich es mir leisten. Ich nehme so gut wie niemals zu. Guter Stoffwechsel eben.

"Na schön. Dann noch acht von denen Bauchdingern."

"Sehr wohl."

Denkt aber jetzt ja nicht, die seien wirklich alle nur für mich. Aber die Teile sind so lecker, da wollen die Anderen sicher auch welche, wenn sie erst einmal probiert haben.

Voll bepackt mit zwei dicken Metzgertüten voll Grillgut, latschen wir zurück zu Eds Wohnhaus. Warum wir nicht meine Maschine genommen haben, das habe ich ihn schon auf dem Hinweg gefragt. Laut Eds Aussage, lohne sich das nicht für die paar Meter. Aus den paar Metern wurden noch ein paar mehr, aber das lasse ich vor Ed unerwähnt.
 

Endlich bei Ed angekommen, verfrachte ich alles in den Kühlschrank und gehe dann wieder raus, um Ed beim Aufbauen des Grills zu helfen. "Wo steht der Grill?", frage ich ihn.

"Hab keinen." Er zuckt mit den Schultern und latscht gemächlich an seiner Werkstatt vorbei.

Ich eile ihm nach. "Und wie wollen wir grillen ohne Grill? Oder bringt Niclas einen mit?"

"Nö", meint Ed schlicht und bückt sich, um einen grauen, rechteckigen Betonstein aufzuheben. "Hier", ächzt er und drückt ihn mir in die Arme. "Das wird unser Grill. Bring ihn vor auf den Hof."

"Ach so." Ein DIY-Grill.

Es folgen drei weitere Steine. Je zwei aufeinandergestapelt, stellen wir sie in geringem Abstand gegenüber auf. Oben kommt ein Ofenrost drauf und unten drunter eine Feuerschale. Fertig ist der improvisierte Grill. "So hat mein Opa immer gegrillt", erklärt mein süßer Mechaniker. "Funktioniert einwandfrei."

"Na dann auf an die Holzkohle", grinse ich.

Ed holt den Sack und ich häufe das schwarze Zeug ordentlich um zwei Grillanzünder. Zu meinem Erstaunen dauert es nicht lange, bis wir ein zufriedenstellendes Ergebnis haben.

Hinter uns hupt es. "Ey! Habt ihr schon ohne uns angefangen?" Niclas kommt in den Hof gefahren. Er stellt den Motor aus und steigt aus. Auch auf der Beifahrerseite geht die Tür auf. Das muss Niclas Partner sein. Ein komischer Kautz. Irgendwie kommt er mir gar nicht sympathisch rüber. Aber ich will mal nicht so sein und bleibe vorerst neutral ihm gegenüber. Vielleicht ist er ja ganz nett. Der erste Eindruck zählt nicht immer.

"Ed? Hilfst du mir mit den Salaten?" Niclas zeigt auf den Kofferraum.

"Jepp."

"Gut. Dann suchen wir mal die Bierzeltgarnitur raus", sage ich zu ... äh ... "Ich bin übrigens Ingo." Ich halte Niclas Partner die Hand hin.

"Kilian", stellt dieser sich knapp vor. Ich lächle ihn schmal an und drücke ihm die Hand. Nein, ich mag ihn immer noch nicht.
 

Zu zweit tragen wir die drei Teile der Bierzeltgarnitur ins Freie. Eine große Hilfe ist mir dieser Kilian dabei weniger. Er achtet mehr darauf, ja nicht an irgendein ölverschmiertes Ersatzteil in Eds Werkstatt zu kommen, als darauf, mit mir den schweren Holztisch zu tragen. Die beiden Bänke schleppe ich daher lieber allein, während der Schnösel mir dabei zuguckt.

Selbst beim Aufbauen stellt er sich total dämlich an, wischt mit den Fingern die Spinnweben weg, als seien sie mit Malaria infiziert, und fummelt ewig an den Schnappscharnieren herum, bis ich die Schnautze voll habe, und es wieder selbst mache. Nein wirklich. Ich kann diesen Typen nicht ab! Wie kann man mit so einem zusammen sein wollen? Zum Glück ist das nicht mein Problem und ich beschließe Ed zuliebe, diesen Kerl ab jetzt einfach höflich zu übergehen.

"Wir dürfen das Knoblauchbrot nicht im Ofen vergessen, sonst können wir es das nächste Mal als Holzkohleersatz verwenden", höre ich Niclas quasseln. Er kommt zusammen mit Ed auf uns zugelaufen. Beide schleppen Geschirr mit sich, sowie einen Korb voll Getränke.

Ich nehme den Korb entgegen und stelle ihn auf den Tisch. Anschließend fische ich mir eine Bierflasche daraus, dann gucke ich nach der Glut. "Sieht gut aus", finde ich und nippe an der Flasche. Knapp über dem Gitterrost herrscht eine gute Hitze. "Ich würde sagen, das Fleisch kann drauf."

"Ich hol es schnell." Ed zischt davon.

"Ich gehe ihm lieber helfen. Ist ein Haufen Zeug", sage ich zu den beiden und sehe zu, dass ich Land gewinne. Ich habe keine Lust auf Smaltalk. Besonders nicht mit dem Schnösel, der Angst vor Motorenfett und Spinnweben hat.
 

"Sag mal, was ist dieser Kilian denn für einer?", frage ich Ed in der Küche.

"Wieso?" Ed drückt mir eine der Tüten in die Hand.

"Er ist mir unsympathisch", gebe ich zu. "Der hatte solche Angst sich schmutzig zu machen, dass ich die ganze Garnitur allein schleppen durfte." Ed sieht mich mit zusammengekniffen Lippen an. "Du kannst ihn auch nicht leiden!", schließe ich daraus. Mein süßer Mechaniker schüttelt leicht den Kopf.

"Es ist nicht so, dass er unfreundlich wäre, aber ..."

"Er is'n dummer Schnösel."

"Das auch", nickt Ed. "Hab eben keinen richtigen Draht zu ihm."

"Und was will Niclas dann von dem Kerl?"

"Sie lieben sich", meint Ed achselzuckend. "Wenn die beiden glücklich sind, ist doch alles in Ordnung. Außerdem sehe ich Kilian sowieso sehr selten."

"Na dann ..." Wäre ja noch schöner. Wenn der Kerl hier ständig herumhängen würde. Dann doch lieber Niclas. Der scheint mir, trotz meines ersten Eindrucks, ein ganz netter Typ zu sein. "Bringen wir den Kram mal raus", wechsele ich das Thema und halte die Tüte hoch. "Hab schon einen mächtigen Kohldampf."

Ich will schon losmarschieren, werde jedoch von Ed am Ärmel gepackt. "Warte noch kurz", grinst er und stellt sich vor mich. "Muss dir noch was sagen."

"Und was?", will ich wissen, ahne allerdings schon, was genau er mir 'sagen' will.

"Das hier", wispert er und schon sind seine Lippen auf meinen. Darüber könnte ich mich tagelang mit ihm unterhalten ...
 

***
 

Ich halte mir den Bauch vor lachen. "Pssst! Nich so laut", kichert Niclas neben mir. "Hier schlafen sicher schon alle."

"Mir doch egal", sage ich ausgelassen und genehmige mir noch einen Schluck aus der Bierflasche. "Dann erzähl mir nicht so einen Scheiß."

"Das war kein Scheiß! Das ist mir wirklich passiert!", lacht Niclas. Auch Ed grinst vor sich hin. Nur Kilian ist ... Na ja. Er ist Kilian. Mir egal, was er ist. Ich ignoriere ihn einfach.

Mit Niclas dagegen verstehe ich mich immer besser. Er ist ein richtig witziger Typ. Schlagfertig, gescheit und nett. Das hätte ich ihm heute Morgen noch alles gar nicht zugetraut. Und ich hätte ebenfalls niemals gedacht, dass ich mich so hervorragend mit ihm verstehen würde. Aber ich tue es.

Jetzt sitzen wir hier, inzwischen auf Eds ollen Gartenstühlen, rund um die noch wärmende Glut, und quatschen über alles mögliche. Es dürfte schon ein Uhr durch sein, aber wen juckt das? Kilian anscheinend.

Er steht plötzlich auf und verkündet, er müsse los. "Schon?", fragt ihn Niclas enttäuscht.

"Ich muss morgen früh raus", ist Kilians Antwort.

Seufzend steht Niclas ebenfalls auf und greift sich in die Hosentasche. "Hier. Nimm mein Auto. Ich will noch bleiben. Ich übernachte dann drüben bei meinen Eltern." Widerstrebend nimmt Kilian den Autoschlüssel, sagt dazu jedoch nichts.

"Dann gute Nacht. Viel Spaß euch noch." Wir verabschieden uns von ihm, was alles ziemlich verhalten ausfällt.

"Dein Freund ist ja 'ne ganz schöne Spaßkanone, eh?", richte ich mich an Niclas, als sein Schnöselfreund endlich abgedampft ist. Mir tut es gar nicht leid, dass er schon abgedampft ist.

"Er ist bloß müde. Er arbeitet viel."

"Ahso", brumme ich. Lügt sich da einer gerade selbst in die Tasche?

Ich leere meine Bierflasche. Die Stimmung ist dahin. "Ich hole uns nochmal Nachschub", verkündet Ed und läuft Richtung Keller.

"Du kannst Kilian nicht leiden, stimmt's?" Niclas starrt in die schimmernde Glut. Dabei leuchtet sein Gesicht in einem warmen Orangeton. Bei näherer Betrachtung sieht er doch ganz attraktiv aus.

"Es ist ... nun ja ... schwierig für mich, ihn zu mögen", gebe ich zu.

Zu meiner Erleichterung grinst Nic. Sieht nicht so aus, als nähme er mir meine Meinung über seinen Partner übel. "Man mag ihn meist erst auf den zweiten Blick. Ging mir auch so."

"Aha", grinse ich zurück. "Er hat versteckte Qualitäten."

"So könnte man es sagen." Darauf gehe ich jetzt mal lieber nicht weiter ein. Dazu kenne ich Nic noch nicht wirklich gut genug. "Wo wir gerade von Beziehungen sprechen", meint Nic und schaut kurz zum Keller rüber, wodurch mir klar wird, um was sich das Gespräch nun drehen wird. "Wirst du bleiben?"

"Wo?", stelle ich mich dumm.

"Na hier." Niclas sieht mich an, als wüsste er, dass ich ganz genau weiß, was er gemeint hat. "Oder willst du morgen wieder auf deinem Bike verschwinden, und dich erst nach ein paar Wochen wieder bei Ed blicken lassen?"

Ich zupfe am Etikett meiner leeren Bierflasche herum. "Wenn Ed mich nicht rauswirft, werde ich vorerst hier bleiben", erzähle ich ihm.

"Und für wie lange?"

Ich zucke mit den Schultern. Darüber habe ich auch schon nachgedacht. "Ich mag Ed. Mehr als das! Aber das dürftest du ja schon wissen." Ich grinse ihn schief an.

"Oh ja", lacht er, wird dann allerdings wieder ernst und sieht mich eindringlich an. "Ed liebt dich wirklich sehr."

"Ich weiß." Ich ihn auch.

"Tu ihm nicht weh, indem du einfach wieder abhaust und dich nicht bei ihm meldest."

"Werde ich nicht", verspreche ich, weil ich ja selbst nicht will, dass er verletzt wird. Und ich will, ehrlich gesagt, gar nicht von hier abhauen. Ich fühle mich das erste Mal in meinem Leben wohl an einem Ort. Fast heimisch.

"Dann ist ja gut", lächelt Nic.

"Nachschub!" Ed kommt aus dem Keller. Das nennt sich Timing!
 

***
 

Gähnend schlurfe ich aus dem Schlafzimmer. Null Plan, wie spät es ist. Auf jeden Fall spät, denn wir sind erst um kurz nach vier ins Haus gewankt.

Niclas, dessen Eltern praktischerweise genau auf der gegenüberliegenden Straßenseite leben, hatte sich ungefähr um diese Uhrzeit verabschiedet, sodass auch wir uns in die Koje begeben haben.

Kaffeeduft empfängt mich, kaum dass ich im Flur stehe. Mit halb geschlossenen Augen suche ich die Küche auf.

"Morgen." Ed hört sich aber schon verdammt wach an.

"Mor'n", krächze ich. Ich glaub, ich hatte gestern Abend ein Bier zu viel.

Schwer falle ich auf einen der Küchenstühle. Vor mir wird etwas auf den Tisch gestellt. Bei näherer Betrachtung stellt sich dieses etwas als mit Kaffee gefüllte Tasse heraus. Dankbar leere ich sie bis zur Hälfte und warte, bis der Kaffee seine Wirkung tut.

"Ich habe wegen dir extra ein paar Löffel Kaffee extra in den Filter getan", schmunzelt Ed.

"Danke." Mein Mechaniker weiß inzwischen, wie ich meinen Kaffee mag. Stark, schwarz und so zähflüssig wie Honig.

Ed schenkt sich ebenfalls eine Tasse ein, schüttet allerdings noch einen ordentlichen Schluck Milch dazu. Wäh! Still setzt er sich mir gegenüber. Erschrocken zucke ich zusammen, als seine Hand nach meiner greift, schließe dann jedoch ebenfalls meine Finger um seine. "Bin noch nicht ganz wach", erkläre ich.

"Ich merks." Ed grinst. "Mal was anderes", murmelt er schüchtern.

"Hm?"

"Ich wollte dich was fragen. Also nur, wenn der Kaffee schon gewirkt hat."

Jetzt muss ich lachen. "Frag."

"Ich wollte eigentlich bloß wissen, wo du als nächstes hin willst." Unsicher sieht er mich an.

"Weiß noch nicht." Ich zucke mit den Schultern.

Seine Hand in meiner wird immer feuchter. Ich muss mich arg zurückhalten, damit ich nicht wieder anfange zu lachen. Wie gut, dass ich verkatert bin. "Wie wäre es ... ähm ... also", stottert Ed um den heißen Brei herum "... wenn du, solange, bis du es weißt ... ähm ... bei mir bleibst?" Seine Wangen haben Feuer gefangen und er kann mir gar nicht mehr in die Augen sehen.

Wie kann ein Kerl wie er, der einen der männlichsten Jobs macht, die es gibt, nur so verdammt niedlich und schüchtern sein? Das ist es wahrscheinlich auch, was mich anfangs so sehr an ihm angezogen hat. Mittlerweile gibt es da natürlich noch viel mehr, was ich an Ed anziehend finde, aber diese Eigenschaft an ihm liebe ich am meisten. "Nur wenn du magst, natürlich!", setzt er hektisch nach, als er immer unruhiger wird, da ich ihm nicht sofort antworte.

In aller Ruhe stelle die Kaffeetasse ab, nehme Eds feuchte Hand, die immer noch in meiner Linken liegt, und hebe sie an meinen Mund. "Wenn du mich hier haben willst, bleibe ich gern noch eine Weile", antworte ich ihm schließlich und drücke meine Lippen auf seine Handfläche.

Eds Augen beginnen zu strahlen. "Klar will ich das!", freut er sich und steht auf.

Irritiert schaue ich ihm zu, wie er um den Tisch herum geht und mich mit sich zieht. "Wo willst du hin?", frage ich.

"Na wohin wohl? In die Dusche."

Amüsiert ziehen sich meine Mundwinkel nach oben. "Und ich soll mit?"

"Na wer denn sonst? Du bist doch der Einzige, der sich dort auch im Dunkeln auskennt."
 

Ende …?
 


 

Na? Neugierig geworden, ob Ingo bei seinem Mechaniker bleibt?

Die Frage wird euch früher oder später beantwortet, so viel sei schon mal verraten.

Haltet einfach die Augen nach Niclas auf, denn wo der ist, ist Ed schon mal nicht weit xD
 

Eure Fara



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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Von:  Momo26
2016-11-08T21:36:25+00:00 08.11.2016 22:36
Klasse!! :D
Ich muss die Story lesen! xD
Antwort von:  Fara_ThoRn
06.08.2017 19:12
Tu das, oder hast du schon? ;D
Von:  Momo26
2016-11-08T19:01:03+00:00 08.11.2016 20:01
Hey^^
Hört sich toll an mit den beiden bin gespannt auf die lange Story


Antwort von:  Fara_ThoRn
06.08.2017 19:11
^^ Danke
Von:  Usaria
2016-10-17T19:55:27+00:00 17.10.2016 21:55
Fara, du musst unbedingt diese Geschichte weiter Schreiben! ja ich habe die Sidestory gelesen und weiß es, trotzdem denn die beiden sind so niedlich wie Nic und Meilo.... Ups! habe ich da etwas verraten!
Antwort von:  Fara_ThoRn
06.08.2017 19:11
Spoiler, was? xD
Bis jetzt habe ich noch nichts in der Richtung begonnen. Mal schauen ;-)
Von:  Usaria
2016-10-17T19:32:03+00:00 17.10.2016 21:32
So sind Ed und Ingo zusammen gekommen, hm diese Stadt muss etwas an sich haben. Immer gehen da die Fahrzeuge kaputtt und dann....

Ich liebe einfach deine Geschichten!

Antwort von:  Fara_ThoRn
06.08.2017 19:09
*lach* Ja irgendwas muss da sein. Bodenwellen vielleicht xD
Von:  -Phenix-
2016-07-31T08:55:58+00:00 31.07.2016 10:55
Aaaaaaw

Eigentlich will ich gar nicht zum Paintball. Ich will lieber weiterlesen! Mist, immer diese Verpflichtungen! Argh!

Und schon wieder hast du mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Drück mir die Daumen dass ich heute einen Schnucki aufreißen kann :) Hast mich in die Richtige Aufreißstimmung gebracht - danke ;D
Antwort von:  Fara_ThoRn
06.08.2017 19:09
Paintball? Ich komm mit! Lesen kann man auch noch hinterher *lach*
xDD Ich hoffe, du hattest deinen Spaß? Mit oder ohne Farbbällchen. Dafür mit anderen Bällchen ...
Okay. Stop ab hier xDDDDD
Von:  furaushi
2016-07-29T18:33:33+00:00 29.07.2016 20:33
>>"DER HAT MEINEN ARSCH BEGAFFT!" Doch was noch schlimmer ist: "UND MEINEN KAFFEE WEG GESCHÜTTET!"<<
ich hab mich dabei so weggekugelt vor lachen!! Der Kaffee ist in dieser Situation natürlich the worst case xD
Frag mich wie du immer auf so tolle einfälle kommst, ehrlich.

Wie immer eine sehr schöne Geschichte mit einem einzigartigen charm!
Antwort von:  Fara_ThoRn
06.08.2017 19:06
Ja natürlich. Ein guter Kaffee ist Gold wert xD
Die Einfälle kommen meist beim schreiben, inspiriert von wahrhaftigen Ereignissen xD. Mein Onkel zum Beispiel. Der würde niemals Kaffee wegschütten *lach*
Von:  Yamasha
2016-06-09T19:00:43+00:00 09.06.2016 21:00
Ne echt süße Fanfic. Ich mag das Pärchen :) Und Ingo ist mir richtig, richtig sympathisch mit seinem Freiheitsdrang und der Art und Weise, wie er sein Motorrad behandelt :)
Antwort von:  Fara_ThoRn
10.07.2016 14:58
Ja, die zwei sind schon Zucker. Der schüchterne Ed und der draufgängerische Ingo auf seinem heißen Bock xD (Wäre es jetzt irgendwie komisch, wenn ich denke, dass Ingo jetzt einen heißen Bock mehr hat? *lachwech*)

LG
Steph
Von:  Ivonne00
2016-06-08T21:13:59+00:00 08.06.2016 23:13
Wirklich toll kurz,
Witzig und spritzig geschrieben 😉

Bin eh ein Fan deines schreib Stils 😍.

Liebe grüße unbekannter Weise ✌
Antwort von:  Fara_ThoRn
10.07.2016 14:56
Merci ^^
Die nächste Story von mir wird ein klein wenig länger. Versprochen ;-)

LG nun bekannter weise zurück xD
Von:  Jensha
2016-06-08T17:32:45+00:00 08.06.2016 19:32
uhh, auch wenn es kurz ist, ist es hervoragend.
Ich hab schon alles von dir gelesen und finde deine Gechichten einfach hammer
da warte ich auch mal länger um eine gute Story mit dem kleine biss erotik zu lesen, einfach toll.
Antwort von:  Fara_ThoRn
10.07.2016 14:54
Vielen lieben Dank ^^
Ein Biss Erotik ist ein gutes Stichwort xDDD Von Bissen gibts in meiner nächsten Geschichte einiges zu Lesen *höhöhö*
Von:  emina
2016-06-08T15:10:52+00:00 08.06.2016 17:10
meine Fara schreibt wieder <3<3<3<3<3<3<3<3<3

die beiden sind echt süß und ich kann es nicht abwarten mehr zu lesen <3<3<3
Antwort von:  Fara_ThoRn
10.07.2016 14:52
Ich schreibe doch immer. Nur leider sehr langsam ^^"
Aber nächste Woche wirds was Neues von mir geben. Bin guter Dinge, dass es klappt. ;-)
Antwort von:  emina
10.07.2016 22:08
Ich freue mich immer wenn ich etwas neues von dir lesen kann und ich bin froh dass du immer schreibst <3<3<3


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