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Bis ans Ende der Welt

Inspector Gadget Fanfiction
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Willkommen bei meiner kleinen Fanfiction, es freut mich, dass du hier her gefunden hast. :)
Ich hatte schon einige Zeit lang vor eine Talenny Geschichte zu schreiben, aber mir fehlten die Ideen. Jetzt ist das Gegenteil der Fall. Es sprudelt vor Ideen, die ich super gerne umsetzen möchte :3
Ich hoffe dir gefällt was ich so fabriziere und ich freue mich immer über Rückmeldungen oder Ideen. (Was ich verbessern kann, wie du meinst, dass es weiter gehen könnte...)
Also lehne dich zurück und entspanne.
Ich wünsche viel Vergnügen! Komplett anzeigen

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Modeträume

„Hey, Onkel Kralle.“ Verschwitzt trat Titus aus dem Aufzug und versuchte seine Haare mit einer Hand halbwegs zu bändigen. „Ich habe deinen Auftrag beendet. Ich habe sämtliche Eisvorräte der Stadt vernichtet und Kühl-und Klimasysteme abgeschaltet..

Wozu auch immer das gut sein soll...

Willst du die Menschen einen Hitzetod sterben lassen um die Stadt der Toten dann selbst zu regieren?“ Fragte er sarkastisch in Richtung des großen Stuhls, auf dem er seinen Onkel vermutete.

Etwas leiser brachte er seine Bedenken zum Ausdruck. „ ...Nicht wirklich clever.“

„Titus!“ Erklang es scharf hinter der Stuhllehne. „Ich habe lange an meiner eigenen MAD Modelinie gearbeitet!

Und damit das Geschäft in Schwung kommt sollen die Leute schwitzen! Sie sollen so viel schwitzen, dass sie nichts mehr zum anziehen finden und bei MAD neu kaufen müssen!“ Zum Abschluss ließ er sein gut bekanntes böses Lachen ertönen und MAD-katze miaute zustimmend.

Also manche Pläne waren Titus wirklich zu blöd.

Es wunderte ihn ehrlich gesagt schon seit langem nicht mehr, dass Kralles Plan die Weltherrschaft zu übernehmen noch immer nicht funktioniert hatte. Die lange Zeit alleine in dem Eis hatte wohl einige Synapsen bei ihm absterben lassen. Und so sehr sich Titus auch anstrengte, selbst für Erfolge, so selten sie auch sein mochten, bekam er von Seiten seines Onkels keine oder nur kaum Anerkennung.

Er konnte sich die Füße wundlaufen, den Himmel zum Glühen , oder seinen Hintern auf Grundeis bringen: MAD-katze stand dennoch über ihm.

Vermutlich stand diese auch weit vor ihm in Kralles Testament, zusammen mit dessen Mutter. Mit großer Wahrscheinlichkeit war die Modelinie auch auf ihrem Mist gewachsen, wie so vieles bisher, denn sein Onkel hatte sich noch nie für Mode begeistert.

Titus konnte nur den Kopf schütteln und sie sich in einem MAD-kleid vorstellen.

Dass das keine gute Idee gewesen war, merkte er schnell. Das Bild würde er so schnell nicht mehr aus seinem Gedächtnis löschen können.

Verdammt!

„Was ziehst du für Grimassen! MAD-Katzes Katzenklo reinigt sich nicht von selber!“ schalt ihn sein Onkel. „Aber Onkel Kralle! Wieso muss ich jetzt das Stinkeklo sauber machen wenn doch alles geklappt hat?“ motzte der schwarzhaarige Junge zurück.

Das war einfach unfair.

Also wie immer.

„Irgendwer muss es tun und ich bin zu sehr in mein neues Projekt eingebunden!“

„Ja, klar, was musst du denn alles machen? Auf deinem Stuhl sitzen und schön aussehen?

Kannst du gleich vergessen.“ Und bevor er seinen Onkel zu sehr verärgerte winkte er nur ab, hielt sich die Nase zu und marschierte mit dem Katzenklo am ausgestreckten Arm aus dem Zimmer. „Ist ja gut, ich mache es.“

Das Gefühl, dass er hier das Hausmädchen für Alles ersetzte kam schließlich nicht von ungefähr. Was tat man nicht alles um endlich respektiert zu werden.

Und wenn Kralle ein Gesicht für sein Mode-imperium brauchte, sollte er lieber seines nehmen.

Die Frauen würden ihnen die Kleider massenweise abkaufen, wenn der gutaussehende Titus auf den Werbeplakaten vertreten wäre.

Ob Sophie wohl auch etwas kaufen würde? Schnell lenkte Titus seine Gedanken in eine andere Bahn. Dass diese hübsche Junioragentin mal wieder in seinem Kopf rumspukte konnte er jetzt überhaupt nicht gebrauchen.
 

„Hey Karla, was sagst du dazu?“ fragte die blonde Teenagerin und hielt ihren ersten selbst genähten Rock in die Höhe.

Die beiden besten Freundinnen hatten sich für einen Kurs des Hauptquartiers angemeldet, der ihnen die Grundlagen des Nähens näher bringen und ihre Fähigkeiten des Verkleidens optimieren sollte.

Mädchentraum und survival skill in einem, also wieso sollte man diese Gelegenheit nicht nutzen, wenn man danach in der Lage war die tollsten Klamotten selbst zu gestalten?

„Sieht super aus, Sophie! Wie wäre es wenn du ihn morgen zu dem Grillabend des Hauptquartiers anziehst? Der MUSS einfach ausgeführt werden! Mit meinem komme ich jedoch nicht so recht voran...“ Der Blick des dunkelhäutigen Mädchens wanderte von dem floralen, in Pastelltönen gehaltenen Rock ihrer Freundin zu den gelben Schnittstücken ihres Versuchs, die grob aneinander geheftet waren.

„Hmm, lass mich mal sehen.“ murmelte die Blondine und betrachtete die Stücke näher. „Das hier hast du falsch geheftet. Und hier kommt ein Abnäher hin, aber ansonsten sollte das so passen. Ich denke, der wird perfekt.“

„Danke, ich versuche mal mein Glück. Wenn ich nicht weiter komme gehe ich dir wieder auf die Nerven.“ scherzte Karla.

„Haha, alles klar, ich fange dann solange mit dem passenden T-shirt an, schließlich sitzt hier jemand, der es morgen angezogen sehen möchte.“

Und mit einem Zwinkern an ihre beste Freundin setzte auch sie sich an ihren Tisch und studierte das Schnittmuster.

Sophie hatte diesen Kurs vor einigen Wochen an der Pinnwand aushängen sehen und gleich getestet. Karla war zu dem Zeitpunkt leider noch im Urlaub gewesen und durfte den Stoff, den sie in den letzten drei Wochen gelernt hatten, so schnell wie möglich nachholen. Dazu gehörten verschiedene Nahten, das Verhalten von Stoff, welche Nadeln und welches Garn man benötigte, aber auch Farbkunde und Modehistorie, damit die Kostüme glaubwürdig wurden.

All das hatte die blonde Junioragentin ihrer Freundin voraus, weshalb es nicht verwunderlich war, dass sie den Rock so viel schneller und souveräner gefertigt hatte. Ihrer Schätzung nach war Karla sogar talentierter als sie, wenn sie daran zurückdachte wie sie sich in ihrer ersten Stunde angestellt hatte.

Grausig.
 

Keine halbe Stunde später war Sophie mit der Stoffwahl und dem Zuschneiden fertig, sah auf die Uhr und beschloss, dass genug Zeit bestand um Karla noch einmal über die Schulter zu gucken und etwas zu plaudern.

Diese war fast fertig mit ihrem Rock und mühte sich nur noch am Reißverschluss ab.

„Na, alles klar bei dir?“ durchbrach Sophie das monotone Rattern der Nähmaschine.

„Läuft soweit gut, nur der Reißverschluss will nicht... aber da gebe ich so schnell nicht nach! Alles eine Frage der Übung..“ gab sie mit zusammen gebissenen Zähnen von sich.

„Stress dich nicht, du hast noch Zeit! Du musst nicht den Lerninhalt aus drei Wochen an einem Tag absolvieren.“ versuchte das blonde Mädchen ihre Freundin zu beruhigen.

„Wie war denn eigentlich dein Urlaub, davon hast du mir noch kein einziges Wort erzählt!“

Ablenkung half normalerweise immer um Leute zu entspannen.

„Stimmt, dazu hatte ich bisher ja keine Gelegenheit. Training hier, Kurs dort, Koffer ausräumen und und und...Ja, der Urlaub war schön, auch wenn ich bereits jetzt das Gefühl habe, dass die Erholung nichts gebracht hat. „

„Ach komm, so anstrengend ist es im Moment auch nicht.“

„Du hast ja Recht.“ seufzte die Schwarzhaarige.

„Aber ich habe die letzte Nacht kaum Schlaf bekommen und das schlägt mir auf die Nerven.

In Italien haben sich die Katzen nicht getraut vor dem Fenster Paarungsrituale zu vollziehen...ich hätte fast meinen Hocker nach den beiden geschmissen.“

„Ohje du Arme.“ sprach Sophie ihr Mitgefühl aus und versuchte dabei nicht laut los zu lachen.

„Danke. Glaub mir, das möchtest du nicht erleben...“ grinste nun auch Karla, ihre Laune hatte sich sichtlich gebessert.

„Und was ist in den drei Wochen alles passiert, als ich nicht hier war?“ Drehte sie den Spieß nun um und löcherte Sophie. „Irgend etwas neues von Titus?“

Die Angesprochene schüttelte bloß den Kopf. „Nein, nichts. MAD hat sich seit vier Wochen nicht gerührt. Und das macht mir langsam gewaltig Sorgen. Die planen etwas Großes, ich hoffe nur, dass Onkel Gadget da hinter kommt..und zwar schnell.“

„Gib es zu, du vermisst deine Kämpfe mit Titus.“ Karla stupste ihrer Freundin vielsagend mit dem Ellenbogen in die Seite.

Zu Sophies Bedauern hatte sie Recht.

Sie sehnte sich nach Titus. Aber war es eigentlich nicht verwerflich wenn man seinen Erzfeind vermisste?

Der nachdenkliche Blick Sophies schien Karla Antwort genug zu sein, denn sie grinste nur stumm vor sich hin.

„Na dann zurück an die Arbeit, ich will dich nicht noch weiter foltern.“

Und so arbeiteten beide an ihrem Outfit weiter, während Sophie versuchte einen schwarzhaarigen jungen Mann aus ihren Gedanken zu verbannen.

Nein, sie musste sich konzentrieren! Da war kein Platz für Titus!

Frust und Überraschung

Als Sophie die letzten Reste zusammen räumte und ihre genähten Klamotten ein letztes mal bügelte, vernahm sie ein Rascheln aus dem Stoffschrank.

Schnellen Schrittes ging sie in dessen Richtung, doch als sie die Hand ausstreckte, hörte sie eine gut bekannte Stimme hinter sich.

„Sophie! Ich wollte dich abholen. Warst du fleißig am trainieren?“

„Onkel Gadget!“ freudig begrüßte sie ihren Onkel, dem der klappernde Schrank nun auch in den Blick fiel.

„Donnerlitchen! Ich habe schon von lebendigem Holz gehört, aber ich dachte das exestiere nur in Kanada!“ Stieß er aus, ehe er die Schranktüre mit einem Ruck öffnete und zu beider erstaunen ein Kopf zwischen den Stoffrollen zum Vorschein kam.

„Chef Gontier!“

„Guten Abend Gadget!“ hustete dieser. „Gottseidank , das wurde aber langsam auch stickig da drinnen. Wie auch immer. Ich habe eine Mission für sie!“

Gontier streckte seinen Arm aus dem Schrank und übergab ihnen eine Holo-kugel.

„Heute Vormittag sind in der ganzen Stadt sämtliche Kühleinrichtungen abgeschaltet und jegliches Eis gestohlen worden. Es wurde ein lila Schatten gesehen und wir gehen davon aus, dass MAD hinter der Angelegenheit steckt. Findet heraus, was sie mit dem Eis und ohne die Kühlung wollen. Es tut mir leid, dass wir erst heute Abend Mitteilung davon bekommen haben, aber die Sache ist von höchster Dringlichkeit! Die Überstunden werden ihnen natürlich berechnet. Viel Spaß bei der Nachtwanderung! Diese Nachricht wird sich selbst zerstören.“

„Na sowas aber auch. Eisdiebe! Will sich MAD ein Schlittschuhimperium aufbauen? Nein, ich habe es! Sie halten Eisbären! Los Sophie, wir müssen die Eisbären retten! Bis später Gontier.“

Mit einer knappen Handbewegung schmiss er die Kugel in den Schrank und schloss die Türe.

Nur das Stöhnen ließ Sophie ahnen, dass Gontier sein übliches Schicksal getroffen hatte.

Aber wichtiger war, sie hatte endlich wieder etwas zu tun. Und mit etwas Glück würde sie sogar auf Titus treffen. Sophie konnte nicht leugnen, dass sie sich insgeheim freute, denn vier Wochen waren eine lange Zeit.
 

Mit einem missmutigen Gesichtsausdruck und geballten Fäusten ließ sich Sophie bäuchlings in ihr Bett fallen und sah auf die Uhr. 3 Uhr früh. Da hatten sie aber wirklich lange ermittelt. Und das ohne zu einem Ergebnis zu gelangen. Kein MAD, kein Titus, keine Spuren.

Nicht einmal ansatzweise.

Ihr Kissen musste einige kräftige Schläge ihrerseits einstecken, bevor sie schließlich das Gesicht darin vergrub. Ihr war nach Schreien zumute.

Es kam selten vor, dass sie unverrichteter Dinge aufhören mussten, aber heute war einer dieser Tage gewesen.

Die ganze Stadt hatten sie auf den Kopf gestellt, jedes der über 100 betroffenen Geschäfte besucht und untersucht. Gadget hatte mal wieder seine Geräte nicht unter Kontrolle gehabt, aber das zerstörte Fenster war nicht ihr Hauptproblem.

Sophie machte sich vor allem Sorgen über die ungewohnte Gründlichkeit von MAD.

Natürlich war es MAD gewesen, daran bestand kein Zweifel, aber normalerweise waren sie genauso chaotisch wie ihr lieber Onkel und hinterließen zumindest ein Haar, oder eine Schleimspur am Tatort.

Nicht wie heute.

Das Mädchen drehte sich auf den Rücken, starrte die Decke an und seufzte.

Für heute musste sie sich wohl geschlagen geben und zu viel Grübeln verursachte am späten Abend nur Kopfschmerzen.

Sie würden natürlich noch weiter nach der Ursache forschen, aber das akute Problem war vorerst behoben, da die Kühlsysteme repariert werden konnten.

Also half nur verdrängen und erst morgen wieder daran denken.
 

Obwohl die Nacht sehr kurz gewesen war und sie zuerst nicht einschlafen konnte, weil die Sorgen sie doch mehr gequält hatten, als sie zugeben wollte, war sie am nächsten Morgen erstaunlicherweise halbwegs ausgeschlafen.

„Guten Morgen, Sophie!“ Ihr Onkel hielt ihr bei Betreten der Küche bereits einen Teller mit Rührei entgegen , während er weiter am Herd hantierte.

Gähnend bedankte sie sich bei ihm, nahm den Teller und setzte sich zu Fino an den Tisch, der schon die Zeitung las.

„Guten morgen Fino.“

Dieser sah kurz auf, nickte ihr zu und vertiefte sich erneut in seine Lektüre.

„Heute ist ein großer Tag!“ stellte ihr Onkel fest. „Das Grillen wird phänomenal! Die Leute brennen wirklich dafür!“

„Onkel Gadget, letztes Jahr hast du Chef Gontier in Flammen gesetzt!“ empörte sich Sophie.

„Pass dieses Jahr bitte ein bisschen besser auf. Aber ja, das wird bestimmt sehr schön. Karla und ich freuen uns auch schon.“

Sie musste daran denken, dass beide ihre selbst genähten Röcke anziehen wollten, nachdem auch Karla mit ihrem Endprodukt zufrieden war und zugestimmt hatte.

„Wann beginnt das Grillen denn überhaupt?“ Fragte die Blondine und Gadget hielt einen Moment inne um zu überlegen.

„Heute Nachmittag um 3, wenn ich mich nicht irre.“ gab er dann die Antwort.

„Gut.“ murmelte Sophie. „Dann haben Karla und ich ja noch etwas Zeit Schmuck und ein Oberteil für sie kaufen zu gehen.“

Sie hatte währenddessen weiter gegessen und wollte gerade aufstehen und den Teller zur Spülmaschine bringen, als es einen lauten Knall gab, eine Stichflamme auf dem Herd empor schoss und sich eine große Rauchwolke ausbreitete.

„Beim heiligen Gadget! Was ist denn jetzt passiert!?“ hörte man nur die irritierte Stimme Gadgets irgendwo aus dem Rauch, bevor sein rußgeschwärztes Gesicht aus dem Grau auftauchte.

„ Hast du etwa Wasser über den Bacon gekippt? Du weißt doch, dass sich Fett nicht mit Wasser verträgt!“ „Nein, meine liebe Nichte, das war Gemüsebrühe, kein Wasser...aber Fleisch und Grünzeug vertragen sich scheinbar auch nicht.“
 

Gegen zwei Uhr waren Karla und Sophie mit allem fertig und mussten sich nur noch umziehen.

Für Karlas gelben Rock hatten die beiden ein orange gemustertes Oberteil, einen ockerbraunen Gürtel und eine gelbgoldene Kette gekauft.

Sophie hatte sich zu ihrem geblümten Rock und dem schwarzen Shirt eine rosa Blumen-kette gekauft, deren Blütenblätter aussahen wie gewachsene Kristalle.

Dazu passend hatten sich beide Schuhe gekauft: Karla braune Sandaletten und Sophie schwarze Riemchensandalen mit ein wenig Absatz.

Zufrieden plaudernd zogen sie sich in Sophies Zimmer um und machten sich langsam auf den Weg zum Hauptquartier.

Schon aus einiger Entfernung roch man den Grill, der bereits vor Start der eigentlichen Veranstaltung auf Betriebstemperatur gebracht wurde.

„Das wird wieder so schön!“ strahlte Karla ihre Freundin an.

„Stimmt! Und bei den Temperaturen kann man auch lange draußen sitzen bleiben ohne zu frieren.“ fügte ihre Freundin mit einem nicht minder breiten Grinsen hinzu. Das Thermometer hatte 29 Grad Celsius angezeigt als sie gegangen waren und viel kälter würde es wohl nicht werden.

Pünktlich um drei Uhr erreichten sie den Vorplatz des Hauptquartiers auf dem schon Stühle , Tische und mehrere große Kohlegrills errichtet worden waren.

Neben dem Fleisch gab es natürlich auch Brot, verschiedenste Salate, Nachspeisen und was das Herz sonst noch begehrte.

Onkel Gadget war auch schon vor Ort und plauderte ausgelassen mit Professor Rotoskop und einer brünetten Frau, die Sophie nicht einordnen konnte.

Chef Gontier bediente sich mehr oder minder heimlich am Brotbuffet, bevor dieses eröffnet wurde, und insgesamt herrschte eine lockere Atmosphäre.

Als dann endlich der Glockenschlag ertönte, der den Anfang des Festmahls ankündigte, strömten die Massen zu Grill oder Buffet und schlugen zu, als ob sie den ganzen Tag nichts gegessen hatten und kurz vor dem Hungertod standen.

Vermutlich hatten viele wieder das ihr gut bekannte alljährliche Grillfasten gemacht: Den ganzen Tag nichts essen, damit man sich auch möglichst durch jegliches Buffet durch probieren konnte.

Karla und Sophie setzten sich vorerst an einen der freien Tische und warteten den ersten Ansturm ab.

„Wie ist denn deine Mission gestern gelaufen?“ Wollte Karla nun wissen.

„Frag bloß nicht.“ seufzte Sophie und ihre Mine verfinsterte sich. „Es war eine Katastrophe. Wir waren bis um 3 Uhr morgens auf den Beinen, aber haben keinen Hinweis gefunden... als wenn es nichts gegeben hätte. Und Titus habe ich natürlich auch nicht gesehen...der totale Reinfall.“

„Oh, das ist aber blöd.“ Stellte ihre beste Freundin bedauernd fest und streichelte ihr über die Schulter.

„Aber ihr werdet schon noch herausfinden was es damit auf sich hat, da bin ich mir hundert prozentig sicher!“

„Danke für deine Aufmunterung, ich hoffe es ja auch wirklich.“

Es würde zumindest mal wieder etwas Pfeffer in ihren Alltag bringen.

Zur Zeit hatte sie meist den gleichen Tagesablauf und so langsam wurde es langweilig.

Trainieren, nähen üben, weiter trainieren. Ab und zu mal einen ganzen Tag nähen...aber so ganz ohne Missionen war es nicht das Gleiche.

„Sieh mal, die Schlange ist kürzer geworden, ich glaube jetzt können wir es auch wagen uns etwas zu essen zu besorgen.“ freute sich Karla und machte sich mit Sophie im Schlepptau direkt auf den Weg.

Diese konnte ihre Freude nachvollziehen, denn das Loch in ihrem Magen wollte ebenfalls gestopft werden.
 

Gute 4 Stunden und etliche Portionen später saßen Sophie und Karla zufrieden am Tisch und plauderten über jegliches Thema. Über Missionen, Jungs, Mode, das Training, oder die Atmosphäre des Grillabends. Es hatte seinen Grund, wieso sie beide beste Freunde waren. In vielerlei Hinsicht waren sie sich sehr ähnlich, hatten gleiche Ansichten und fanden die selben Dinge toll.

Doch so schön das Plaudern doch war, Sophies Blase drückte langsam ziemlich, weshalb sie sich für einen kurzen Moment entschuldigte und in Richtung des Haupteingangs verschwand.

Als sie das Badezimmer wieder verließ sah sie im unbeleuchteten Flur einen Schatten um die Ecke huschen.

Neugierig , aber deutlich angespannter als zuvor folgte sie ihm bis zum Näh-Atelier, das dunkel und verschlossen vor ihr lag. Obwohl.. dunkel ja. Verschlossen allerdings nicht mehr.

Irgendjemand hatte die Türe geöffnet, aber das Licht ausgelassen.

Spätestens jetzt ging Sophie in Lauerstellung über, da kein Mitarbeiter des Hauptquartiers das Licht auslassen würde, wenn er einen Raum betrat.

So leise wie möglich huschte sie in den Raum und betätigte den Lichtschalter.

Die Lichter flackerten ein wenig ehe sie komplett ansprangen und einen jungen, in lila gekleideten Mann der Dunkelheit entrissen, der sich an den Nähmaschinen zu schaffen machte.

„Titus!“ Quietschte sie. Ihre Stimmlage war mindestens eine Oktave höher gerutscht und es hatte nicht viel gefehlt um ihr komplett die Sprache zu rauben.

Wenn man vom Teufel sprach.

Damit hatte sie ausnahmsweise nicht gerechnet.

Nicht heute, nicht hier.

Unerfüllte Wünsche

Er erkannte die Stimme sofort, als sie seinen Namen aussprach. Sophie! Seine Sophie.

Mit einem Lächeln auf den Lippen drehte er sich zu ihr um und seine Augen wurden immer größer, je genauer er sie betrachtete.

Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er sie so herausgeputzt und verdutzt in der Türe stehen sah.

So süß! Schoss es ihm durch den Kopf.

Sie sah so erwachsen und hübsch aus. Was Klamotten alles ausrichten konnten.

Und dieser Gesichtsausdruck war einfach zum dahin schmelzen.

Am liebsten hätte er sie jetzt ganz für sich, aber sein Onkel wartete auf die Nähmaschinen.

Dennoch schaffte er es nicht sofort den Blick von ihren hautengen Klamotten abzuwenden.

Verdammt, Titus, reiß dich zusammen!

Mühsam gelang es ihm sein Erröten zu kaschieren und den Blick zu heben.

Schließlich waren ihre Augen auch ein Traum. Himmlisch blau. Wortwörtlich.

„Hallo, Schnuckelchen! Hast du mich vermisst?“ fand er nun zu seiner gewohnten Selbstsicherheit zurück. „Hübscher Rock übrigens, steht dir ausgezeichnet! Ich glaube nur zum Kämpfen ist der ungeeignet.“

Sophie schnaubte.

„Nein, ich habe dich nicht vermisst, Nervensäge. Was hat Kralle mit den Maschinen vor?“ und in etwas sanfterem Ton „Aber danke, den Rock habe ich übrigens selbst gemacht!“

Titus pfiff anerkennend. „Nicht schlecht. Damit hast du mit Sicherheit mehr Begabung als mein Onkel. Der hat sich jetzt in den Kopf gesetzt eine Modelinie heraus zu bringen.“ Mit einem theatralischen Seufzer blickte er zu den Nähmaschinen. „Die Designs stehen zwar, aber leider fehlen ihm sowohl Equipment als auch Kenntnis... obwohl er wahrscheinlich, wie so oft, zweiteres abstreiten wird. Seine Schwächen zu erkennen ist eine seiner Schwächen...“

„In dieser Hinsicht seid ihr euch sehr ähnlich!“ wurde er nun von Sophie unterbrochen, die sich zum Kampf bereit gemacht hatte.

Doch Titus wollte heute nicht kämpfen. Ausnahmsweise mal.

Er stand unter Zeitdruck und konnte sich keine Verzögerungen mehr leisten, unter die ein Kampf wohl fallen würde.

Sonst hing er wieder über den Haifischen und das wollte er soweit möglich verhindern.

Ohne den Kopf zu drehen riskierte er einen kurzen Blick zum Fenster und zu den Nähmaschinen neben sich.

„Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen, aber heute wirst du mich nicht aufhalten! Schreib mir doch mal einen schönen Brief. Bis später Schnuckelchen!“

Ehe die junge Agentin reagieren konnte hatte sich Titus je eine Nähmaschine unter den Arm geklemmt, seine Raketenstiefel aktiviert und war, unter dem lauten Zersplittern des Glases, aus dem Fenster in den Abendhimmel verschwunden.

Sophie blieb mit offen stehendem Mund und hochgezogener Augenbraue zurück und stellte so manche Frage in den Raum.

„Was war das denn gerade?“ Mit einer Hand griff sie sich an den Kopf und versuchte zu verstehen, was sich hier ereignet hatte. „Weshalb kauft sich Kralle nicht einfach ein oder zwei Nähmaschinen? So teuer sind sie auch nicht. Und wenn er schon klauen muss, wieso hier? Der gefährlichste Ort für ihn ist und bleibt ein Ort voller Agenten. Ein Nähfachgeschäft wäre einfacher und sicherer auszurauben gewesen.“

Dass Titus den Ort von sich aus aufgesucht haben könnte kam ihr dabei allerdings nicht in den Sinn.

Er hatte gehofft sie dort anzutreffen, denn auch er hatte seine Sophie vermisst.

Vier Wochen waren eine lange Zeit.
 

Als er endlich wieder in Kralles Quartier ankam, saß dieser versunken über seinem Tablet-Pc und schien seine Ankunft nicht mit zu bekommen.

„Huhu, Onkelchen! Dein Lieblingsneffe ist wieder da und hat die gewünschten Geschenke dabei!“

„Psst, stör mich nicht!“ hörte er seine leise, aber eisige Stimme. „Ich bin beschäftigt!“

„Womit denn?“ fragte Titus vorsichtig nach. Er war neugierig, was seinen Onkel außer MAD-Katze so beruhigen und fesseln konnte.

„Ich chatte!“ War dessen kurze Antwort.

„Mit wem?“ „Mit einer Frau.“

Oooh, Onkel Kralle schrieb mit einer Frau? Das war ja mal etwas ganz neues. Jetzt wurde die Sache erst richtig interessant.

Titus hatte angenommen sein Onkel wüsste noch nicht einmal so recht von der Existenz des weiblichen Wesens. Das hätte sein Verhalten und sein nicht vorhandenes Liebesleben erklärt.

„Wo lernst du denn Frauen kennen? So kenne ich dich ja gar nicht , Onkel Kralle.“

„Das war so eine Seite im Internet...habe mich auf ein paar dieser neumodischen Websites angemeldet. Paarship, Tinder, MADconnect und wie die nicht alle heißen.

Und dadurch habe ich sie getroffen...nur will sie sich jetzt mit mir treffen.“

Kralle wirkte plötzlich nicht mehr so selbstsicher, sondern kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Er wirkte regelrecht unbeholfen. Das musste wirklich etwas ernstes sein, sonst würde sich sein Onkel nicht solch einen Kopf darum machen.

„Wo liegt das Problem?“ „Ich weiß nicht wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll!“

Wie amüsant, sonst hatte er nie Probleme damit anderen gegenüber zu treten und kuschte höchstens vor seiner Mutter. Es war schon äußerst merkwürdig seinen Onkel so zu sehen, man erkannte ihn nicht wieder.

„Sei einfach du selbst , Onkel, dann wird es schon klappen. Viel Glück!“ und mit stärker werdenden Rückenschmerzen fügte er hinzu: „Wo soll ich die blöden Dinger denn jetzt hinstellen, die sind verdammt schwer!“

Kralle wedelte nur kurz mit der Hand „Stell sie hier rüber, ich kümmer mich dann gleich darum. Und jetzt zieh Leine, ich will telefonieren!“
 

Nachdem sich Titus unbemerkt in sein Zimmer zurück gezogen hatte, lag er auf seinem Bett, starrte Löcher in die Luft und konnte kaum glauben was er heute mitbekommen hatte.

Sein Onkel plante ein Date. Sein böser Onkel!

Natürlich rechnete er damit, dass er die arme Frau verschrecken würde, sobald sie erfuhr mit wem sie sich da eingelassen hatte.

Er konnte schließlich nicht wissen, wie gut die zwei sich verstehen würden, er konnte nicht ahnen, welche Gefahren auf ihn und Sophie zukämen.

Es war definitiv besser so, denn so konnte er ungetrübt an das hübsche Abbild des Mädchens denken, das er heiß und innig liebte.

Je häufiger sie sich sahen, desto mehr lernte er über sie und desto mehr verliebte er sich in dieses bezaubernde Wesen mit den leuchtend blauen Augen.

Er dachte zurück an den heutigen Abend, wo er sie getroffen hatte.

Sie hatte hübscher ausgesehen, als er es zuvor je mitbekommen hatte.

Der Trainingsanzug war eben doch nicht damit zu vergleichen.

Titus ertappte sich dabei, wie er innig hoffte sie baldmöglichst wieder zu sehen und dabei den verwirrten, ungläubigen Gesichtsausdruck Sophies im Kopf hatte.

Wie sie ihn angesehen hatte mit dem leicht geöffneten Mund und dem zur Seite geneigten Kopf.

Ihre Haare hatten leicht in der Brise geweht, als er das Fenster durchschlagen und ein letztes Mal zu ihr zurück geblickt hatte.

Ach, wie schön wäre es, wenn sie jetzt an seiner Seite liegen würde, wenn ihr Kopf auf seiner Schulter ruhte und er ihren Atem am Hals spüren könnte. Wenn die Wärme von ihrem Körper in seinen strömte und er wüsste, dass sie nichts auf dieser Welt je trennen kann.

Doch das Laken neben ihm war kalt. Keine Sophie. Ihm blieb nur der Wunsch und die Sehnsucht seine Liebe endlich einmal nicht zu bekämpfen, sondern in den Armen halten zu können.

Mit dieser Erkenntnis schlief er ein und träumte von einem perfekten Leben, wo sich Sophie und er nicht als Erzfeinde begegneten, sondern als Freunde und als Liebespaar.

Ein Eisberg im Sommer

Anders als die Tage zuvor betrat heute eine fremde Frau das Näh-zimmer.

„Psst, Karla.“ versuchte Sophie die Aufmerksamkeit leise auf sich zu lenken. „Kennst du die Frau?“

Ihre Freundin schüttelte den Kopf. „Ich habe die noch nie zuvor gesehen, du?“

Sophie nickte und sah in Richtung der brünetten Frau, die noch am Pult ihre Sachen zu sortieren schien und nicht auf sie achtete. „Ja, sie stand am Grillabend mit Onkel Gadget und Professor Rotoskop zusammen! Aber ich weiß nicht, wer sie ist. Sie muss neu hier sein.“

Kaum hatte sie ihren Satz beendet, vernahm man ein lautes Räuspern und alle Köpfe drehten sich zu der Frau, die mit Militärhaltung vor ihrem Tisch stand und alle streng musterte.

„Guten Morgen. Wie sie sicherlich schon bemerkt haben, habe ich die Leitung für diesen Kurs übertragen bekommen.“ Allgemeines Stöhnen brach im Raum aus, wurde aber mit einer energischen Handbewegung der neuen Lehrerin zum Schweigen gebracht. „Ruhe!“

Wie alle anderen lächelte auch Sophie säuerlich. Diese Frau schien deutlich strenger zu sein als ihre alte Lehrerin. Hoffentlich war ihr nichts zugestoßen.

„Mein Name ist Allison Spiros.“, fuhr die Frau in eisigem Ton fort. „Ich vertrete Frau Zaviera Alegre, die aus beruflichen Gründen abspringen musste. Für sie alle bin ich CAPTAIN Spiros und mit MAM anzusprechen, verstanden?“ Stummes, einvernehmliches Nicken im ganzen Raum.

„Gut, dann machen sie jetzt mit dem weiter, was sie letztes Mal begonnen haben und ich gehe herum und versuche den allgemeinen Stand zu erfassen.“ Der letzte Satz war weniger militärisch und erst jetzt konnte Sophie heraushören, dass die Frau einen leichten Akzent hatte.

Sie schien, anders als Miss Alegre, nicht aus Spanien, aber aus einer sprachverwandten Gegend zu stammen.

„Argentinien.“ Hörte sie es nun hinter sich und zuckte gewaltig zusammen.

„Woher wussten sie, dass ich mich gefragt habe, wo sie herkommen, Mam?“

Die Angesprochene lächelte überlegen.

„Im Militär lernt man viel. Auch am Gesicht abzuleiten, was der Gegenüber denken könnte. Trifft natürlich nicht immer zu.“

Sie machte einen Schritt neben Sophies Stuhl, die vorsichtshalber ein wenig zur Seite rutschte, um Platzt zwischen sie beide zu bringen.

„Was machen sie gerade?“ Fragte die Frau interessiert und Sophie musste schlucken, bevor sie antworten konnte. „Ich mache ein Kleid, Mam!“ quetschte sie mühsam heraus. Bitte, bitte, sie wollte die liebe Zaviera zurück!

„Sehr gute Arbeit, ich bin gespannt auf das Ergebnis. Weiter so!“

Und mit den Worten bewegte sie sich weiter zu Karlas Tisch, während Sophie erst einmal merklich durchatmen musste.

Einfach weiter machen. Der Kurs ist bald vorbei. Mach einfach keine Fehler.

Keine Fehler.

Ihr inneres Mantra wiederholend nähte sie das Kleid vorsichtig weiter und hoffte, dass die Frau nicht noch einmal an ihren Tisch kommen würde.
 

Sophie hatte Glück gehabt und musste nicht noch ein weiteres Mal mit Allison Spiros sprechen.

Karla hatte mehr Pech gehabt und saß nun leichenblass mit ihr in der Kantine.

„Die Frau ist gruselig“, stellte sie fest.

Sophie konnte dem nicht widersprechen. „Oh ja. Wenn sie neben einem steht, bekommt man Gänsehaut.“ Und beide fröstelten bei dem Gedanken an die letzte Nähstunde.

„Sie ist ein wandelnder Eisberg! Oh, Pardon! Captain Eisberg!“ imitierte Karla den Militärton und entlockte Sophie ein Kichern.

„Vermutlich ein Eisberg, der so kalt ist, dass er auch jetzt im Hochsommer Bestand hat.“

„Oh, er würde die Sonne löschen, wenn man ihn hineinschießt.“

„Oder hinter einem auftauchen, wenn man es nicht erwartet!“, flüsterte Sophie nun ganz leise, sodass nur ihre beste Freundin es hören konnte, die schnell das Thema wechselte und vorsichtig hinter sich spinkste, wo Allison Spiros mit einem Tablett in der Hand vorüberging.

„Ach ja, so ein schönes Eis wäre bei den Temperaturen wirklich mal wieder schön. Nur gibt es wohl Nachschubschwierigkeiten, seitdem alles Eis von MAD vernichtet wurde. Ihr habt nicht zufällig etwas Neues herausgefunden?“

„Nein, leider nicht“, murmelte das blonde Mädchen und stocherte lustlos in ihrem Essen.

Keine neuen Spuren, kein neuer Auftrag und nun auch noch eine unsympathische Nählehrerin.

Die Woche konnte nur besser werden.
 

„Hast du eine Idee weshalb Zaviera den Kurs abgegeben haben könnte? Berufliche Gründe können schließlich vieles sein. Eine Mission, Versetzung oder verletzungsbedingter Ausfall.“

Karla und Sophie hatten den freien Nachmittag genutzt, um dem lokalen Badesee einen Besuch abzustatten, lagen nun nebeneinander in der Sonne und blickten auf spielende Kinder und schwimmende Erwachsene.

„Nein, leider nicht.“ Karla setzte sich auf und sah sich um.

„Sophie, sieh mal, dort vorne ist dein Onkel.“

„Nanu.“ Verwundert folgte das Mädchen dem Blick ihrer Freundin. „Du hast recht, was macht er hier?“

Karla zuckte nur mit den Schultern. „Geh hin und finde es raus. Ich wollte eh mal zu dem Eiswagen gehen und etwas plaudern.“ Sie zwinkerte Sophie zu und diese verstand sofort.

„Ah, der hübsche Kerl da drüben hat es dir angetan, oder?“ grinste sie. „Na dann. Viel Glück! Ich möchte später jedes Detail hören!“

Und mit einem Satz sprang sie auf, schnappte sich ihr Handtuch und schlenderte auf Gadget zu.

„Hey Onkel. Was führt dich her?“

„Ooh, Sophie! Ich genieße das Wetter! Hast du Lust eine Sandburg zu bauen? Du hast es früher geliebt!“

Ja, früher. Vor 8 Jahren in etwa. Aber ihrem lieben Onkel konnte sie natürlich nichts abschlagen.

Mit ihm war bestimmt sogar Sandburgen bauen spannend und interessant.

„Gerne“, lächelte sie und setzte sich an Ort und Stelle.

Gadget setzte sich ebenfalls und beide begannen, unter dem wachsamen Blick Finos, einen groben Hügel für die Sandburg zu formen.
 

Letztendlich nahm die fertige Sandburg ungeahnte Ausmaße an und glich einem Wettbewerbsbeitrag. Sie hatte einen Durchmesser von sage und schreibe 3 Metern und war in etwa 2 Meter hoch.

Eine Meisterleistung. Und Onkel Gadget hatte es noch nicht zerstört.

Als letztes Detail setzte Sophies Onkel noch einen kleinen Cocktailschirm auf den höchsten Turm und trat dann einen Schritt zurück, um sein Werk zu bewundern.

„Ist das nicht ein toller Anblick, Sophie?“ prahlte er mit stolzgeschwellter Brust. „Wusstest du, dass ich als Jugendlicher Weltmeister im Sandburgbauen war? Stabilität ist alles!“

Sophie lächelte. Nein, das hatte sie, wie so vieles, noch nicht gewusst und konnte auch dies nicht wirklich recht glauben.

Doch ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, tauchte mal wieder ein bekanntes Gesicht aus einem der Burgfenster auf.

„Chef Gontier!“

„Hallo Sophie, Gadget.“ begrüßte er sie und kam dann zu seinem beruflichen Teil. „Ich habe erneut beunruhigende Nachrichten erhalten.“ Mit diesen Worten überreichte er ihnen wie so oft die kleine Informationskugel. „MAD hat sich auf die Suche nach der Titanik gemacht. Wir haben aus sicherer Quelle bestätigt, dass sie das vergoldete und diamantbesetzte Grammophon wollen, das im Speisesaal der ersten Klasse stand und noch stehen sollte. Ihr Auftrag ist es MAD aufzuhalten und das Grammophon an die zuständige Museumsleitung zu übergeben. Ich wünsche ihnen viel Glück.

Diese Nachricht zerstört sich von selbst.“

„Oh, das muss wahrlich ein magisches Grammophon sein.“ schwärmte Gadget und steckte die Kugel beiläufig in das Fenster neben Gontier, bevor er schnellen Schrittes den Strand verließ und Sophie und Fino hinter sich her zog.

„Sophie , Fino, wir müssen uns vorbereiten! Die Titanik liegt tief, da kann man nicht eben mal so hin tauchen.“

Versunken im Meer

„Wieso noch mal soll ich dir das Grammophon aus der Titanic fischen?“, fragte Titus genervt nach, nachdem sein Onkel bei der Hälfte seiner Ausführungen abgebrochen hatte, um seiner Flamme zu antworten, die ihm geschrieben hatte.

„Ich will sie damit beeindrucken!

Musik klingt um ein Vielfaches besser, wenn man den richtigen Spieler hat. Und außerdem wollte ich den schon immer haben... dann kann ich auch Musik hören, wenn ich nähe.“

Titus verkniff sich den Kommentar, dass es heutzutage ganz andere Möglichkeiten gab Musik zu hören und begann seine Tauchausrüstung zusammenzusammeln.

Sie war schon ganz ein gestaubt, so lange war es her, dass er sie das letzte Mal benutzt hatte.

Luftblase, eingepackt. Flossen waren auch vorhanden und die ein oder andere nützliche Waffe ebenfalls.

„Alles klar. Die Musikbeschallung kommt sofort.“

„Das hoffe ich doch!“, grummelte Kralle und MAD Katze tanzte schon auf die noch nicht vorhandene Musik.

Es war beinahe traurig, mit anzusehen, dass die Katze intelligenter zu sein schien als sein böser Onkel.

„Hast du ungefähre Koordinaten, wo sie sich befindet, Onkel?“ Titus hatte keine Lust stundenlang am falschen Ende der Welt zu suchen, weil Kralle Informationen unterschlagen hatte. Das war schon mehr als einmal vorgekommen.

Vielleicht fand er es aber einfach nur witzig ihn sinnlos durch die Weltgeschichte hetzen zu sehen.

Er war sich da noch nicht ganz sicher.

„Im Nordatlantik vor der Küste New Yorks. Die ungefähren Koordinaten sollten bei 41°43´55“N, 49°56´45“W liegen, auf etwa 3800 Metern Tiefe. Beeil dich.“

Na, da hatte sein Onkel tatsächlich mal sinnvolle Informationen gehabt. Selten genug.

In einer solchen Tiefe würde sein Tauchanzug nicht reichen, er benötigte das Tauchmobil.

Endlich konnte er es mal wieder einsetzen.

Mit einem freudigen Grinsen auf seinem Gesicht machte er sich daran, die letzten Anpassungen zu beenden, bevor er den Tauchroboter in seinen Flieger lud und sich in Richtung Nordatlantik aufmachte.

Diesmal würde alles klappen, da war er sich sicher. Es konnte nichts schiefgehen.
 

„UIUIUIUIUIII. Beim heiligen Gadget!“ hörte man schon von weitem, ehe das Flugmobil in Sicht kam. Sophie klammerte sich mit weit aufgerissenen Augen an den Sitz und war knallgrün angelaufen. Ihr Onkel saß neben ihr im unkontrolliert trudelnden Flugzeug und versuchte vergeblich, das Gerät unter Kontrolle zu bringen.

„Das kann doch nicht so schwierig sein!“ Murmelte er und drückte einen weiteren Knopf, der dafür Sorgte, dass der Getränkehalter herausschoss und die darin enthaltene Limonade durch den kompletten Innenraum schwappte. Der nächste Knopf brachte die Drei jedoch glücklicherweise in eine stabilere Fluglage, denn Sophie wusste nicht, wie lange ihr Magen bei dem Gewackel noch mit gemacht hätte.

„Achtung, Onkel! Wir sind bei den Koordinaten angelangt.“ Stellte sie nun mit einem Blick auf die Anzeige fest.

„Alles klar, Sophie! Dann wird es Zeit abzutauchen. Bitte einmal festhalten…“ Und mit dieser kurzen Vorwarnung klappte Gadget die Flügel der Maschine an und überließ es der Schwerkraft und somit dem Sturzflug.

„Onkel Gadget!“, kreischte Sophie panisch. „Geht das denn nicht sanfter?“

„Meine liebe Nichte, wir müssen die Zeit möglichst effektiv nutzen, damit MAD nicht vorher in Besitz des Grammophons gelangt und fast nichts ist schneller als der freie Fall!“

Kaum hatte er geendet, tauchte das Mobil ins Wasser ein und passte sich automatisch an seine neue Umgebung an.

Tief durchatmen Sophie! Dachte sie sich nur und versuchte ihren rasenden Puls wieder in den Normalzustand zu bringen, bevor sie die Aussicht genießen und einen Blick auf die wichtigen Daten werfen konnte.

„Wir müssen noch tiefer!“, stellte sie fest, da sie sich, laut den Messgeräten, kaum einen Kilometer unter der Wasseroberfläche befanden.

„Gut Sophie! Bergen wir das Objekt! Hoffentlich ist es nicht verrostet… Das wäre sehr schade.“

Verrosten konnte das Grammophon zwar nicht, es bestand schließlich aus Gold, aber MAD konnte vor ihnen vor Ort sein.

Sophie wusste, dass man sich in einer solchen Tiefe keinen Fehler erlauben konnte, sonst war es vorbei.

„2500 Meter, Onkel. Noch knapp einen Kilometer müssen wir.“

Und während sie gedankenversunken auf die Anzeige, oder aus dem Bullauge sah, sanken sie immer weiter, bis ein Schornstein in ihr Sichtfeld kam.

Das Bild verdeutlichte sich immer weiter, bis schließlich das komplette Schiff zu sehen war.

Es hatte immensen Schaden erlitten. Großflächig lagen Trümmerteile um das ehemals so imposante Schiff herum, das in 3 Teile zerbrochen zu sein schien.

Der Mittelteil bestand nur noch aus Trümmern, das Heck war ebenfalls sehr stark beschädigt, aber der Bug war zu ihrem Erstaunen noch sehr gut in Schuss.

Sophie hatte sich, seit sie den Film Titanic gesehen hatte, gewünscht das Schiff einmal in natura zu sehen und hier lag es nun vor ihr und bot ein trauriges Bild.

Je näher sie kamen, desto mehr Details konnten sie erkennen.

Von der Bruchstelle aus gelangte man ins Innere des Schiffes und Sophie staunte nicht schlecht.

Der Saal der ersten Klasse, wo sich auch das Grammophon befinden sollte, war unglaublich gut erhalten. Sie hatte davon gehört, dass viele Gegenstände bereits geborgen worden waren und in Museen ausgestellt wurden, aber sie hatte nicht gewusst, dass vieles noch immer hier unten lag.

Der Kronleuchter hing noch immer dort, als würde er auf seinen Einsatz warten.

Die Spiegel warfen durch das dämmrige Licht schaurige Reflexionen an die holzvertäfelten Wände, die abgesehen von Pflanzenwuchs keinerlei Schäden aufwiesen.

Es war ein gruseliger Ort, der Sophie Schauer über den Rücken laufen ließ.

Doch so sehr sich die drei auch umsahen, das Grammophon war unauffindbar.

„Es muss doch irgendwo sein“, grummelte Sophie. Es konnte nicht angehen, dass sie schon wieder mit leeren Händen nach Hause kamen.

Sie entschieden sich für eine Rastersuche, zogen systematisch ihre Bahnen durch das Schiff und scannten jeden Winkel.

Doch das, was sie suchten, blieb ihnen verwehrt.

Verdammt! Was, wenn Titus schon dort gewesen war? Doch so sehr sich ihr dieser Gedanke aufdrängen wollte, sie gab nicht auf.

„Onkel Gadget, ich habe eine Idee.“

„Ich bin ganz Ohr, Sophie!“

„Was ist, wenn das Grammophon mit den anderen Gegenständen geborgen wurde und nun im Museum steht? Oder wenn die Musiker versucht haben es zu retten und es irgendwo näher an der Küste liegt? Wir sollten dem nachgehen.“

„Das ist eine fabelhafte Idee! Auf nach New York, bestimmt wird es am Broadway eingesetzt. Los, wir tauchen auf.“

Und somit verließen die drei in ihrem U-Boot die Überreste der Titanic und machten sich an den Aufstieg.

Sophie war heilfroh, dass nichts schiefgelaufen war und wandte sich an Fino.

„Fino, du passt auf Onkel Gadget auf. Ich werde gleich aussteigen und die Küste absuchen. Vielleicht hat ja einer von uns Glück.“

Der Hund nickte und setzte sich neben Gadget, während sie sich Flossen und den Rest ihrer Ausrüstung umschnallte.

Der Sauerstoff reichte für knapp zwei Stunden, dann musste sie fertig sein.

Hoffentlich war der Zeitrahmen nicht zu eng.

„Bis später Onkel Gadget!“ Verabschiedete sie sich und betrat die kleine Luftschleuse, durch die sie ins Meer gelangte.
 

Mit der Taschenlampe in der Hand, die den Meeresboden beleuchtete, zog sie ihre Bahn an der Küste New Yorks, immer auf der Suche nach etwas Reflektierendem.

Eine Stunde verging ohne, dass sie etwas Nützliches herausgefunden hatte und ihre Nervosität stieg immer weiter an.

Es musste doch etwas geben!

Das blonde Mädchen war kurz davor aufzugeben, als sie in der Ferne etwas glitzern sah.

Konnte es sein?

Sie schwamm schneller, um es zu bestätigen und tatsächlich handelte es sich um das Grammophon, jedoch befand es sich in den Händen von Titus, der auf dem Weg zur Oberfläche war.

Das konnte er sich abschminken. Diesmal würde sie nicht klein bei geben, das Grammophon gehörte ihr.

Er schien sie bemerkt zu haben, denn sein Blick blieb an ihr haften und er beschleunigte deutlich.

Doch auch Sophie hatte noch nicht alle ihre Reserven ausgeschöpft, benutzte den Bioturbo, den Professor Rotoskop ihr eingebaut hatte, und schoss ihm wie ein Blitz hinterher.

Das Tempo hatte jedoch auch seine Tücken, denn somit war das Ausweichen beinahe unmöglich und das Stück Holz, das sie übersehen hatte, zerschmetterte ihre Taucherbrille.

Mist!

Langsam konnte sie sehen, wie sich der Riss im Glas immer weiter ausbreitete.

Wenn er nicht stoppte, stand sie gleich ohne Luftversorgung da, 150 Meter unter der Meeresoberfläche!

Panik kochte in ihr hoch. Apnoetauchen war noch nie ihre Stärke gewesen.

Sie musste so schnell wie möglich an die Luft!

Titus war zweitrangig, ihr Leben war ihr definitiv wichtiger.

Das Gas aus dem Turbo war leider bereits aufgebraucht, es war schließlich nicht für Langstreckeneinsätze gedacht.

So schnell ihre Beine es mit machten, stieg sie auf, Meter um Meter und der Riss stoppte nicht, er zog sich weiter.

Sie wollte nicht sterben, sie war noch so jung und hatte so viel vor!

Sophie hatte knapp die 100 Meter erreicht, als aus dem Glas letztendlich Stücke herausbrachen und die Sauerstoffzufuhr unterbrochen wurde.

Ein letztes Mal holte sie tief Luft und kämpfte sich weiter.

Doch die nächsten 50 Meter waren eine Qual, ihre Sicht wurde immer trüber, schwammiger und ihre Glieder schwer.

Das war es, das Ende.

Ihr Körper gab auf, gehorchte ihr nicht mehr.

Kraftlos trieb Sophie im Wasser, ihre Augen waren schon halb geschlossen.

Das Licht war doch so nah. Sie konnte die Spiegelungen der Wellen sehen und doch waren sie zu weit weg. Ihre Hand griff nach dem Glitzern über ihr, das immer weiter zu einem einzigen, großen, hellen Fleck verschmolz, bevor das Weiß dunkler wurde und dem tiefen Schwarz der Bewusstlosigkeit wich.

Titus, rette mich! Waren ihre letzten Gedanken, bevor die Dunkelheit sie komplett umschloss.

Verpasste Chancen

Gute anderthalb Stunden zuvor fuhr Titus in seinem doch sehr engen und, wie er bedauerlicherweise zugeben musste, sehr ungemütlichen U-Boot in Richtung eines New Yorker Hafens.

Es hatte ein Leck! Ironischerweise passte das ja zu einem Titanic Besuch.

Die war schließlich ebenfalls kaputt und das Grammophon lag leider auch nicht dort, wo es sollte.

Zum Glück hatte er nahe des New Yorker Ufers einige metallische Objekten orten können.

Die Drohnenfische waren schon ziemlich praktisch, aber bevor er den Gegenstand bergen konnte musste er sein Boot, oder eher Bötchen, in die Reparatur geben.

Missmutig hockte er hinter dem Steuerrad. Seine Knie reichten ihm beinahe bis zu den Ohren, seine Schultern musste er einziehen und sich fast zu einer Kugel zusammenrollen, damit er nirgendwo aneckte.

Das verdammte Budget! Er hatte gewusst, dass er mehr Geld investieren sollte, aber sein Onkel war ja immer so knauserig und gab lieber alles für ein Heimsolarium aus.

Und zudem war er seit dem letzten Jahr deutlich gewachsen, das hatte er beim Bau nicht berücksichtigt.

Der Blick des Jungen wurde noch grimmiger, während ihm das Wasser weiterhin unaufhörlich auf den Kopf tropfte und seine zuvor so aufwändig gegelten Haare dermaßen auflöste, dass ihm die Spitzen vollgesogen vor sein Gesicht hingen.

Großer Gott, ein Glück, dass Sophie ihn nicht in diesem jämmerlichen Zustand zu sehen bekam.

Was würde sie bloß von ihm denken?

Bevor er das weiter ausführen konnte, rammte ihn etwas von der Seite, sodass sich das U-Boot überschlug und ihn für einen kurzen Augenblick aus seinem Gedankengang riss.

„Entschuldigen Sie! Wir haben es eilig.“ Erklang es aus dem Megafon, das auf dem Dach befestigt war und Titus meinte die Stimme von Gadget vernommen zu haben.

Nein, nicht jetzt! Wo er war, war Sophie nicht weit! Was, wenn sie ihn jetzt tatsächlich so gesehen hatte. Oh, was für eine Katastrophe!

Die nassen Haare an sich waren nicht das Problem, die kannte Sophie ja schon... aber diese Nussschale war seiner absolut nicht würdig.

Er musste wie eine Witzfigur aussehen.

Mit einem tiefen Seufzer erreichte er schlussendlich die Werft, die von MAD betrieben wurde und ihm, als Mitglied, eine kostenfreie Reparatur versprach.

Hoffentlich verstanden sie etwas von ihrem Job.

Titus hätte das Tauchmobil zwar am liebsten selbst repariert, denn sich traute er am Meisten zu, aber er hatte einen Auftrag und musste wohl zurück ins Meer, nur diesmal ohne technische Unterstützung.

Bevor er sich wieder in die Tiefen des Meeres stürzte kam er aber nicht um einen Abstecher ins Badezimmer herum. Erstens hatte sein U-Boot keine Toilette und zweitens musste er sich die Haare richten.
 

So. Nun fühlte er sich wenigstens wieder wie ein Mensch.

Zufrieden musterte er sich im Spiegel der Herren-Toilette und verließ danach frohen Mutes die Werft. Die Mitarbeiter hatten gesagt es könne etwas dauern bis es fertig war, also hatte er genügend Zeit und das Grammophon zu bergen.

Als er am Steg ankam und das dunkle Wasser so vor sich liegen sah, war er ein weiteres Mal fasziniert.

Wasser hatte seine ganz eigene, sanfte, aber dennoch auch leicht bedrohliche Art.

Es gefiel ihm.

Schnell drückte er den Knopf, der eine Luftblase um seinen Kopf erscheinen ließ und nicht nur sein Leben, sondern auch seine Frisur schützte.

Mit einem Hechtsprung ließ er das Land hinter sich und stürzte sich kopfüber in das kalte Nass.

Immer tiefer tauchte er, bis der Boden zu sehen war, überwachsen mit Seegras und was die Meere sonst noch boten.

Sein Monitor zeigte einen metallischen Gegenstand in der Nähe an, doch als er ihn erreichte hielt er nur eine alte Konservendose in den Händen.

Um ihn herum lag Vieles, was Schiffe im Laufe der Jahre verloren hatten.

Beinahe wäre er an einem alten Anker hängen geblieben und hatte Glück, dass er den Fuß noch rechtzeitig weggezogen bekam.

Es gab schon merkwürdige Dinge am Meeresgrund vor einer Metropole.

Das Skurrilste, was er während seiner brotlosen Suche zu Gesicht bekam, war ein alter Kühlschrank.

Wer verlor seinen Kühlschrank ohne es zu merken?

Nach einer halben Stunde fand er schließlich etwas, das erfolgversprechend aussah.

Im Sand vor ihm guckte etwas Metallisches und rundliches heraus, umgeben von Holzsplittern, die einem Boot gehört haben mochten.

Es war zwar über die Hälfte im Untergrund versunken, aber konnte es sich durchaus um das gesuchte Objekt handeln.

Titus war einerseits glücklich endlich etwas gefunden zu haben, was wenigstens ansatzweise aussah als sei es etwas wert und etwas mehr als eine Dose, aber andererseits wollte er nicht das komplette Grammophon aus dem Sand buddeln.

Ihm blieb dennoch keine andere Wahl. Onkel Kralles schlechte Laune war noch unangenehmer.

Somit begann er den Sand weg zu schaufeln und das Grammophon langsam frei zu legen.

Es dauerte länger als es ihm lieb war, doch nach einiger Zeit hielt er das komplette Kunstwerk, und das war es tatsächlich, in den Händen.

Es hatte funktioniert!

Titus hatte es doch von Anfang an gesagt. Es konnte nichts schief gehen.

Selbst sein kaputtes U-Boot hatte ihn nicht davon abgehalten seinen Auftrag zu erledigen.

Ein Grinsen schlich sich langsam auf sein Gesicht, als er sich mit dem wertvollen Zusatzgewicht gen Oberfläche bewegte.
 

Er hatte kaum 50 Meter geschafft als sein Blick auf einen rot-blauen Taucheranzug nicht weit von ihm fiel.

Sophie!

Schon wieder.

Nein, das Grammophon bekam sie nicht. Und diesmal würde er auch darum kämpfen wenn es sein musste.

Mit Schwung schwamm er weiter, hielt den Blick aber fixiert auf seine Verfolgerin.

Sie hatte ihn wohl auch bemerkt, denn sie zündete irgendeine Art Spezialantrieb und kam wie eine Rakete auf ihn zu geschossen.

Verdammt, jetzt hat sie mich! Dachte sich Titus noch, als sie plötzlich stoppte und die Richtung änderte.

Sie schwamm nun senkrecht nach oben, nicht mehr auf kürzestem Weg auf ihn zu.

Was war ihr Plan? Hatte sie einen, oder improvisierte sie mal wieder genial?

Er würde ihr jedenfalls nicht in die Falle laufen, so viel war sicher.

Titus schwamm noch immer in die Richtung des Lichteinfalls und beobachtete seine Erzfeindin weiterhin genau.

Doch er war zu weit entfernt um zu sehen was wirklich geschehen war.

Erst als die Energie aus Sophies Körper wich und sie kraftlos zu sinken begann begriff er, dass irgendetwas nicht stimmen konnte.

Nein! Das war unmöglich!

Entsetzt starrte er in Richtung seiner großen Liebe, die zu ertrinken drohte.

Es dauerte keinen Bruchteil einer Sekunde um zu begreifen, dass ihm ihr Leben mehr am Herzen lag, als das goldene, diamantbesetzte Grammophon, das ihm nun, beinahe unbewusst, aus den Händen glitt und den kompletten Weg zurück zum Meeresgrund zu sinken begann.

Kaum hatte es seine Hände verlassen eilte er seiner Erzfeindin zu Hilfe und betete, dass es nicht zu spät war.

Sophie, halte durch!
 

Mit dem Mädchen in seinen Armen schwamm er der Oberfläche entgegen.

Er war verzweifelt, beinahe panisch.

Sie konnte und durfte nicht sterben.

Erfolglos versuchte er die Tränen zurückzuhalten, die nun über seine Wangen rollten.

Verdammt Titus! Das ist nicht sonderlich maskulin! Schalt er sich selbst, konnte aber nichts gegen diesen Gefühlsausbruch tun.

Er machte sich Sorgen, hatte Angst, dass sie plötzlich aus seinem Leben verschwinden könnte.

Und das nicht nur für 4 Wochen, sondern für immer.

Bei diesem Gedanken zog sich alles in ihm schmerzhaft zusammen, er durfte es nicht zulassen.

Nach kurzer Zeit, die ihm aber wie eine Unendlichkeit vorkam, erreichte Titus die rettende Luft und den Strand.

Nun lag Sophie nass, kalt und leblos vor ihm im feuchten Sand.

Ihre sonst so hübschen, roten Lippen waren blau angelaufen und als er mit zitternden Fingern nach dem Puls suchte fand er keinen.

„Komm schon Sophie. Bleib bei mir!“ Murmelte der Junge in weinerlichem Ton, bevor er mit der Herzmassage begann, in der Hoffnung, sie retten zu können.

Mund zu Mund Beatmung wollte er nur machen, wenn nichts anderes mehr half.

Wenn es nötig war um ihr Leben zu retten, und so schien es zu diesem Augenblick.

Kein Weg schien drum herum zu führen.

Aber den ersten Kuss sollte sie doch bei vollem Bewusstsein bekommen!

„Mach deine Augen auf!“ flehte Titus, während er weiter das Blut durch ihren Körper pumpte.

Tatsächlich vernahm er ein leichtes Röcheln und bemerkte, dass das Herz wieder selbstständig schlug.

„Sophie!“ Er wollte eine Reaktion bekommen, irgendeine.

Die bekam er auch, in Form einer gepfefferten Backpfeife.

Verdutzt wich Titus etwas zurück, während sich Sophie aufrichtete und eine ordentliche Menge Wasser aushustete.

Sie holte einige male ordentlich Luft, ehe sie in der Lage war zu sprechen.

„Verdammt Titus, ich wäre fast gestorben!“

„Und ich habe dich davor bewahrt.“ Stellte der Angesprochene fest, der den Moment zuvor genutzt hatte um seine Tränen weg zu wischen. „Deshalb frage ich mich grade auch wofür der Schlag eben war.“

Irritiert blickte er in die blauen Augen des Mädchens, das nun ein wenig kleinlaut in sich zusammensank.

„Ach, du weißt schon... Zu der Rettung von Ertrinkenden gehört ja auch die Mund zu... naja, wie auch immer. “

Titus musste den Vorwurf vehement von sich weisen, wurde bei dem Gedanken an den beinahe Kuss aber deutlich rot. Das Mädchen dachte sich ja auch Sachen aus.

„Wenn es darauf hinaus läuft, dass ich dich `geküsst´ haben soll.... Humbug. Ich habe nur dein Blut in Zirkulation gebracht, den Rest hast du erledigt.“

Sophie lächelte leicht. „ Ich muss das wohl so hinnehmen und glauben. Da siehst du mal, so leicht bin ich nicht klein zu kriegen!“

„Ich musste dich trotzdem retten.“ Schmiss Titus dazwischen und biss sich auf die Zunge um nicht raus zu posaunen wie sehr er sich gesorgt und geängstigt hatte. Das konnte er seiner Erzfeindin doch nicht sagen. Zumindest nicht jetzt, in dieser Situation!

Sophie sah ihn ein wenig dankbar, aber auch etwas motzig an. „Danke dafür.“ murmelte sie. „Aber du musst doch gesehen haben, dass ich abgedreht habe, wieso warst du nicht schon früher bei mir?“

„Herrgott noch mal, ich habe gedacht du hast wieder einen deiner tollen Pläne und lenkst mich in eine Falle. Ich kann doch nicht damit rechnen, dass dein Equipment so instabil ist.“

Das schien sie getroffen und zum Nachdenken angeregt zu haben, denn sie starrte nur stumm auf den Boden.

„Wie auch immer“ fuhr Titus fort „ Ich bin froh, dass du lebst. Die Missionen wären ohne dich ziemlich langweilig geworden. Pass demnächst ein bisschen besser auf dich auf, ich bin nicht immer zur Stelle um das Fräulein in Nöten zu retten.“

So, hatte er es doch noch geschafft zu sagen, dass sie ihm mehr bedeutete als wenn sie bloß seine Erzfeindin wäre. Mehr war aber nicht machbar, das konnte er nicht verantworten. Er hatte Angst, dass sie erst recht zu Erzfeinden wurden, wenn es scheiterte.

Scheinbar ging es seiner Sophie langsam wieder besser, wie er froh feststellen durfte, da sie kicherte, den Kopf hob und ihm Kontra bot.

„Wer sagt, dass das Fräulein immer Rettung bedurft? Manch dunkler Ritter mag auch mal einen schlechten Tag erwischen und um die Hilfe der Jungfrau bitten. Und jetzt vergiss nicht wie oft ich dich schon aus unglücklichen Situationen gerettet habe! Oder Schuld daran war... “

Der letzte Satz ging in ihrem Flüstern beinahe unter, traf den Nagel aber auf den Kopf.

Viele Situationen, die durch Sophie oder Kämpfe mit ihr entstanden sind, haben sein Leben nicht unbedingt leichter gemacht. Und das umschloss nicht nur Kralles Reaktion auf Fehlschläge...

Aber er war ja nicht so. Eine Chance zu beweisen, dass sie besser war, als der super Titus, hatte sie alle male verdient. Er wusste schließlich, dass auch sie viel auf dem Kasten hatte und freute sich immer über einen Schlagabtausch mit ihr.

„Wir können es ja so machen: Wir zählen, wie oft wir uns gegenseitig aus brenzligen Situationen helfen. Wenn wir denjenigen in eine solche Situation bringen gibt es Minuspunkte. Alles klar?“

Sophie nickte und Titus grinste selbstbewusst zurück. „Na dann steht es schon mal 1:0 für mich. Da du wieder auf den Beinen bist kann ich mich ja meinen anderen Aufgaben widmen, die zu kurz gekommen sind. Man sieht sich, Schnuckelchen!“

Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt und stapfte den Strand entlang in Richtung der Werft, wo sein U-Boot lag.

So ein Mist. Die Situation war doch perfekt gewesen. Er hätte ihr doch sagen können, was er für sie empfindet, aber nein, der Feigling Titus hat sich ein weiteres Mal nicht getraut.

Wie in Paris...oder sonst immer. Währenddessen kam ihm das immer wie eine schlechte Idee vor, erst danach empfand er es als verpasste Situation.

Jedes Mal.

Ob er es wohl jemals schaffen würde ihr zu beichten, dass er sie liebte?

Bestimmt, dessen war er sich sicher. Der Tag würde kommen.

Alptraum

Sophie saß noch eine Weile benommen am Strand und blickte auf die Wellen.

Titus.

Er hatte sie tatsächlich gerettet.

Sie hatte sich nicht getraut zu sagen, dass sie eigentlich schon mit dem Leben abgeschlossen hatte und wenig Vertrauen in ihn gesetzt hatte. Sie hatte bloß noch gebetet.

Anscheinend wurden ihre Gebete erhört.

Sophie schien ihm wohl doch mehr zu bedeuten als er es immer zugab.

Bei diesem Gedanken wurde sie rot und kicherte verliebt.

Vielleicht bestand ja doch noch eine Chance für sie beide.

Vielleicht gab es für beide noch ein happy end.

Sie hoffte es inbrünstig, aber wusste, dass die Ausgangssituation ihre Wünsche nicht grade begünstigte.

Sanft legte sie eine Hand auf ihren schmerzenden Brustkorb und fühlte das Pochen ihres Herzens.

Bei dem Versuch sie zu retten hatte Titus wohl ein paar ihrer Rippen angeknackst.

Sophie war ihm deshalb aber nicht böse, sie freute sich sogar.

Denn der Schmerz zeigte ihr, dass all das hier real war und sie noch lebte.

„Ach Titus...“ seufzte sie. Wie gerne würde sie einmal ein vernünftiges Gespräch mit ihm führen, in dem sie einfach nur zwei Teenager sein konnten und sich nicht bekriegen mussten.

Aber bevor das funktionieren konnte würde noch viel Zeit vergehen, das war Sophie klar.

Sie wollte Titus lange in die bernsteinfarbenen Augen sehen, ohne dass es zu merkwürdigen Situationen führte, er Witze riss und sich weg drehte.

Sie wollte ihn umarmen, ihr Gesicht in seiner Brust vergraben und seinen Geruch und die Geborgenheit genießen.

Aber all das schien so unmöglich.

Deprimiert blickte sie zum Horizont, wo sich grade die Sonne zu senken begann.

Ein Sonnenuntergang am Strand. Etwas Romantischeres gab es nicht und sie war alleine.

Um den Anblick nicht mehr ertragen zu müssen wandte sie den Blick ab und sah auf ihre zerstörte Taucherbrille.

Sie musste unbedingt mit Professor Rotoskop sprechen. Ihr Equipment benötigte definitiv einige Verbesserungen. Vielleicht konnte er da ja was machen.

Sie konnte es sich nicht leisten erneut in eine solch brenzlige Situation zu gelangen.

Das Gesicht von Titus, das sie halb besorgt, halb verdutzt angeblickt hatte ging ihr nicht mehr aus dem Kopf.

Sie benötigte dringend eine Ablenkung.
 

Als hätte man ihre Gedanken gehört kam das Gadget-mobil aus dem Wasser geschossen und stoppte am Strand. Im Greifer befand sich das Grammophon, dessen Diamanten im Licht der untergehenden Sonne wunderschön glitzerten.

Quietschend ging die Türe auf und ein zufriedener Gadget trat hinaus, gefolgt von Fino.

„Sophie! Du glaubst nicht was ich erlebt habe!“ begann er und fuchtelte wild mit den Armen in der Luft. „Ich war im Museum und am Broadway, aber die wussten nichts von einem Grammophon, also musste es MAD haben. Schließlich habe ich einen MAD Agenten entdeckt, der mich beschattet hat und ihn bis zum Meer verfolgen können, wo er ins Wasser tauchte.

Und als ich in den Wagen bin um ihn zu verfolgen fällt mir doch tatsächlich das Grammophon hier auf das Dach. Vermutlich mussten sie Ballast abwerfen um mit ihrem Heißluftballon fliehen zu können. Ein Glück, dass es sich um das gesuchte Objekt handelt, was sie so achtsam weg geschmissen haben! Mission geglückt!“

Während der Ausführung ihres Onkels schüttelte Fino nur dauernd seinen Kopf.

Sophie hatte die Ahnung, dass der vermeintliche MAD Agent in Wahrheit mal wieder Fino in Verkleidung gewesen war. Doch das konnte der Hund ihr später genauer erläutern.

„Und du hast, wie ich sehe den Sonnenuntergang und das Meer beobachtet, damit MAD Agenten nicht so einfach aus dem Wasser abhauen können. Gut gemacht Sophie!“ Fügte ihr Onkel nun noch hinzu und setzte sich neben sie in den Sand. „Irgendetwas verdächtiges beobachtet, oder den Heißluftballon entdeckt, Sophie?“

„Nein, nichts.“ Log sie ihren Onkel an und verdrängte ihre Nahtod Erfahrung und das Treffen mit Titus. „Wie wäre es wenn wir das Grammophon ins Museum bringen und dann nach Hause fliegen?“ Für heute hatte sie genug Abenteuer gehabt, sie wollte eigentlich nur noch schlafen und vergessen. Morgen war ein neuer Tag, vielleicht ging es ihr dann ja besser.

„Alles klar, auf zur Endstation! “ Gähnte ihr Onkel und stand auf.
 

Der Rest der Mission war schnell beendet. Sophie, Fino und Gadget überreichten dem Museums Kurator das wertvolle Stück, welcher sich zutiefst bei ihnen bedankte, und danach flogen sie zurück nach Hause, wo ihre Betten warteten.

Vollkommen fertig erreichte Sophie ihr Zimmer. So müde war sie selbst nach ihrer letzten Mission nicht gewesen und die hatte bis drei Uhr morgens und nicht bis um kurz vor elf Uhr abends gedauert.

Beinahe schlafwandelnd begann sich Sophie umzuziehen und die Zähne zu putzen.

Als ihr Blick in den Spiegel fiel sah sie zwei bernsteinfarbene Augen zurück blitzen.

Neben ihrem Spiegelbild wurde das Antlitz von Titus reflektiert, der sie süß anlächelte.

Verwundert und errötend blinzelte Sophie und mit dem Blinzeln verschwand auch der junge Mann.

Sie hatte damit gerechnet, dass es sich um einen Streich ihres Geistes handelte, der noch über den Tag sinnierte, war aber dennoch leicht enttäuscht.
 

Sophie schlief unruhig und träumte sehr schlecht.

Die bernsteinfarbenen Augen hatten sich in ihr Gedächtnis eingebrannt, doch sie blickten nicht sanft, sondern funkelten böse. Aus der Dunkelheit um sie herum manifestierten sich Wände; Sie schufen ein Labyrinth aus dem das Entkommen beinahe unmöglich war.

Sobald sie meinte einen Weg gefunden zu haben erschien das Gesicht von Titus in der Schwärze über ihr, lachte böse und versperrte ihren Weg.

Als sie schließlich versuchte die Wände zu erklimmen verwandelten sich diese in Seife und sie fiel.

Alles um sie herum war schwarz. Sie wusste nicht wie lange sie schon fiel, aber es dauerte an.

Mit einem schmerzhaften Schlag endete ihr Fall abrupt und sie sank langsamer.

Wasser. Sie befand sich unter Wasser.

Dieselbe Situation wie heute Nachmittag.

Auch diesmal konnte Sophie sich nicht bewegen, keine Luft holen, nur mitansehen wie sie immer schwächer wurde.

Über ihr tauchte nun auch Titus in das Wasser ein und schwamm knapp einen Meter entfernt.

Mit einem verachtenden Blick sah er auf sie herab und blockierte zugleich den Weg nach Oben.

Sophie versuchte zu schreien, doch aus ihrer Lunge kam nur ein Gurgeln.

Titus lachte. Er lachte laut und so böse, dass sie Gänsehaut bekam.

Zu allem Übel kam er nun auch noch näher und legte seine Hände um ihren Hals um ihren Tod zu beschleunigen.

„Gute Nacht Schnuckelchen!“ Hörte sie noch, während sie um sich schlug und sich alles um sie herum auflöste und einem dumpfen Schmerz wich.

Sophie öffnete die Augen.

Schweißgebadet lag sie neben ihrem Bett und hatte sich den Kopf wohl am Nachttisch gestoßen.

Vorsichtig betastete sie die schmerzende Stelle, als sie sich zurück in ihr Bett setzte.

Schien alles soweit in Ordnung zu sein. Das gab wohl eine kleine Beule, aber mehr auch nicht.

Ein kurzer Blick auf den Wecker zeigte ihr, dass sie noch genug Zeit zum Schlafen hatte.

Der Alptraum hatte sie gegen 2 Uhr morgens aus dem Bett geschmissen.

Verschlafen rieb sich Sophie die Augen.

So einen schlimmen Traum hatte sie seit Jahren nicht mehr gehabt. Wieso ausgerechnet heute?

Und wieso ausgerechnet die Situation, die sie gerade erst so ähnlich erlebt hatte?

Obwohl… Titus hatte sie doch gerettet und nicht getötet.

Aber wieso überhaupt hatte er das Grammophon nicht geborgen, das war schließlich sein Auftrag.

Warum hatte er sich um sie gekümmert und nicht gehandelt wie im Traum?

Schließlich war er doch böse, oder etwas nicht?

Er war ihr Erzfeind. Erzfeinde retten einander nicht das Leben.

Vielleicht war das der Ursprung des Traumes. Sophie wusste nicht was sie von ihm halten sollte. War er nun ihr Erzfeind, ihr Freund, oder sogar mehr?

Diesen Zwiespalt hatte der Traum wohl aufgegriffen um ihr vor Augen zu führen wie Titus reagiert hätte, wäre er Kralle. Doch das war er nicht. Zum Glück.

Titus handelte nicht ausschließlich zu seinen eigenen Gunsten, sondern hatte Herz.

Und das schlug scheinbar für sie.



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