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When history changes

von

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Ein Blick in Setsunas Herz

Seit über eine Woche hatte Usagi Setsuna weder gesprochen noch gesehen. Die inneren Kriegerinnen hatten ihr nichts von den Geschehnissen im Tempel erzählt und Usagi, die zu sehr mit ihren Sorgen, Ängsten und Unsicherheiten kämpfte, bemerkte nicht die matten Augen ihrer Tochter. Sie waren so matt und glanzlos wie die ihren.

Jeden Tag der Woche war Usagi zu der Akademie am Rande der Stadt gegangen, in der Hoffnung sie würde die Kriegerin der Zeit treffen. Aber ihre Hoffnung sollte sich nicht erfüllen, weder traf sie auf Setsuna, noch auf Haruka und Michiru. Der Umstand, dass die drei Kriegerinnen ihr aus dem Weg gingen schmerzte Usagi schon, aber noch mehr quälte sie es, dass Setsuna nicht ihre Nähe suchte, so wie sie Setsunas suchte. Zunehmend verlor sie die Hoffnung und zusehends wurde ihre Unsicherheit geschürt. Als Usagi das dritte Mal an einem Tag um den Gebäudekomplex schlich, durchfuhr sie ein schmerzlicher Gedanke. Vielleicht hatte Pluto jene Worte damals nicht so gemeint.

Nur der Gedanke an die Eventualität raubte der jungen Frau den Atem.

Schwer atmend lehnte sie sich gegen die kalte Mauer. Der Himmel über ihr riss auf und es begann zu regnen. Der Regen an diesem Ort war unerbittlich. Unvermittelt durchnässte er die leichte Kleidung und drang bis auf die Haut. Heiße lang verdrängte Tränen vermischten sich mit kaltem Regen. Plötzlich hielt etwas den Regen ab. Fragend schaute Usagi zu Gestellt auf, die ihren Schirm schützend über sie hielt.
 

***
 

Achtlos pendelte die Einkaufstasche gegen die schlanken braunen Beine. Mit schnellen schritten bewegte sich Setsuna auf den großen Komplex zu. Der tiefdunkle Himmel sah verdächtig nach Regen aus. Kaum blickten granatrote Augen zum dunklen Himmel, da begann es zu tropfen. Seufzend öffnete Setsuna ihren Schirm. Die Physikerin wollte nichts anderes, als in ihre trockene warme Wohnung. Sie mochte den Regen nicht, er war kalt und unberechenbar. Als die Einganstür ihres Hochhauses in Sichtweite kam, da bemerkte sie die zierliche blonde Frau, wie sie an der dunklen Hauswand lehnte. Setsunas Herz setzte aus. Seit Tagen hatte sie ihre Prinzessin nicht gesehen, doch das blonde Haar und die helle Aura lösten sogleich das schmerzende Herzklopfen aus. Die Vernunft in Setsuna schrie sie an, weiter zu gehen, doch ihr schmerzendes Herz ließ sie verweilen. Warum war sie hier?? Konnte es sein? Hatte die Prinzessin nach ihr gesucht? Nein, das war unmöglich! Setsuna wandte sich ab, als plötzlich der Himmel aufriss und der Regen auf sie einströmte. Fragend drehte sich die Frau mit dem tiefgrünen Haaren um, ob ihre Prinzessin nun Richtung Heimat ging, aber zu Setsunas entsetzten verweilte sie nicht nur an den kalten Steinen, während das Wasser auf sie einströmte, sondern das liebliche Gesicht verzog sich zu einer weinerlichen Grimasse. Ein schweres Seufzen wich über die dunkelroten Lippen. So konnte sie Usagi nicht zurück lassen. Mit festen Schritten ging sie auf die Frau zu, die ihre Anwesendheit nicht bemerkt hatte. Schützend hob sie ihren Schirm über die Prinzessin, dessen helle Aura zu schwinden schien.

Kaum hielt der Schirm den unerbittlichen Regen ab, da blickte Setsuna in erschrocken blaue Augen und ehe sie auch nur ein Wort sprechen konnte, sprang Usagi in ihre Arme. Statt Worte flossen bitterliche Tränen und Setsunas Arme legten sich, ohne dass sie es steuerte, um den schlanken Körper. Setsuna hörte ihre Stimme sprechen: "Usagi, was tust du hier?" Dabei strich ihre frei Hand unkontrolliert zärtlich durch das blonde Haar. Ohne ein Wort, aber gestärkt durch die liebevolle Geste schmiegte sich Usagi in die warme Umarmung, die sie so sehr ersehnt hatte. Die stark errichtete Mauer aus Vernunft sank augenblicklich angetrieben vom beschleunigten Herzklopfen. Mit unbändiger Ruhe hielt Setsuna ihre Prinzessin in ihren Arm und flüsterte leise: "Komm, Usagi! Ich lade dich auf eine Tasse Tee ein: Was sagst du?"

Setsuna hatte die Frage kaum geformt, da schaute sie wieder in verweinte blaue Augen. Bildete sie es sich ein oder war da ein funken des Leuchtens, dass sie so sehr vermisste?

Wortlos nickte Usagi und ließ sich dann von Setsuna ohne Druck zu ihrer Wohnung führen.
 

Nachdem Setsuna Usagi endlich von sich lösen konnte, eilte die Ältere ins Bad und kam mit einem großen Handtuch und ihrem Bademantel wieder.

"Hier, du musst dich umziehen! Du wirst dich noch erkälten...!"

Schweigend nahm Usagi das Gereichte an und schaute Setsuna nach, die zu der kleinen offenen Wohnküche ging und einen Tee aufsetzte. Eine Weile sprach keinen von Beiden, erst als das Wasser kochte, wandte sich Setsuna zu der blonden Frau, die ihren Teppich voll tropfte und fragte sanft: "Was ist passiert, Usagi?"

Erneut schwieg Usagi und blickte auf den dunkelroten Bademantel, ein angenehmer Duft von dunkler Jade ging von ihm aus. Ganz automatisch legte sie das Tuch und den Mantel beiseite und begann ihre Bluse zu öffnen. Sie wollte sich von der kalten nassen Kleidung befreien und sich in diesen beruhigenden Duft hüllen. Dabei vergaß sie wo und bei wem sie war. Erst als der nasse Rock über ihre Hüften glitt, blickte die blonde Frau auf.

Trübe blaue Augen trafen auf tiefrote Augen. Gefesselt stand Setsuna da, ihre Augen ruhten auf der gereizten aber makellosen porzelanfarbende Haut ihrer Prinzessin. Unbemerkt hatte sich eine tiefe unmissverständliche Röte auf ihre Wangen geschlichen. Als Usagi aufsah und sich ihre Blicke trafen, wollte sich die Kriegerin der Zeit umdrehen, aber eine unsichtbare nicht überwindbare Kraft hielt sie fest. Usagi entging dies nicht und nach kurzem zögern, griff sie nach hinten, löste die Träger und schnalle ihres BHs. Dabei beobachtete sie jede Regung in Setsunas Gesicht. Heißes Blut, begleitet von schnellem Herzklopfen, erfüllte die kalten Adern der Prinzessin. Ohne den Blickkontakt zu lösen, griff Usagi nach dem dunkelroten Bademantel und ließ ihn um ihren Körper wandern, ehe sie sich in den erlösenden Duft kuschelte.

Angetrieben von aufkeimender Hoffnung, schritt die junge Prinzessin auf Setsuna zu, die sich nur schwer aus der unerwünschten Bewegungslosigkeit lösen konnte und ehe sie sich versah, stand Usagi vor ihr.

Die kirschroten Lippen öffneten sich, wollten eine Frage formen, doch Usagis Hand, die plötzlich auf ihrer linken Brust ruhte, erstickten die unausgesprochenen Worte.

"Unsere Herzen schlagen im gleichen Takt!"

Unweigerlich zuckte Setsuna zusammen und blickte erschrocken in die sanften blauen Augen.

Die starke große Kriegerin konnte sich nicht an alles aus ihrer Vergangenheit erinnern, aber sie wusste, es gab keinen Moment in dem sie schwacher und angreifbarer war als in diesem Augenblick. Unfähig sich zu bewegen, Usagi von sich zu stoßen, musste sie zusehen, wie Usagi ihre Hand nahm und sie unter den Bademantel führte. Ein Seufzen wich über die zitternden Lippen als sie die warme Haut berührte und unvermittelt den starken Herzschlag ihrer Prinzessin spürte.

Das Teewasser kochte lauter und fordernder, drückte sich gegen den Deckel der Teekanne, als Setsuna resignierte. Ruckartig legte sie ihren freien Arm um die überraschte Usagi, zog sie an sich und vergrub ihren Kopf in das nach Vanille duftende Haar. Der Duft war berauschend und nur für einen Augenblick wollte sie die verbotene Nähe zulassen.

Nur kurz brachte Usagi die Geste von Setsuna aus dem Gleichgewicht, aber dann schmiegte sie sich eng an ihre Beschützerin, drückte ihre Lippen gegen den pulsierenden Hals und flüsterte: "Jene Worte damals, sie waren doch wahr...!"

Der Nebel des Vergessens vor Setsunas Augen versuchte sich zu lichten, in ihrem inneren erklang ihre Stimme, schwach und schwindend. Was nur hatte sie gesagt?

"Usagi, ich kann mich nicht erinnern...", gab sie leise zu.

Nur ein Stück löste die blonde Frau die innige Umarmung, nur soweit, bis sie in die tief melancholischen Augen schauen konnte.

Schweigend versanken beide Frauen in den Farben der Augen der jeweils anderen: Ein Tanz zwischen azurblau und granatrot entfachte, welcher nur unterbrochen wurde, als Usagi ihre Hand hob und die Konturen von Setsunas Gesicht nachfuhr. Dabei verlor sich die einsame Kriegerin völlig in der ungewohnten Zärtlichkeit. Abermals war es Usagi, die den Mut hatte einen Schritt weiter zu gehen. Die Wärme, das Herzklopfen ließ sie das letzte Jahr vergessen, ließ vergessen, wer sie war und ihre Bestimmung und ja sie wollte sich vergessen, wollte nur das hier und jetzt auskosten. So nährte sie sich dem bildschönen Gesicht ihrer Wächterin, strich ein letztes Mal mit ihrem Zeigefinger über die kirschroten Lippen, ehe sie sich ihnen mit den ihren nährte. Setsuna versank in dem Spiel aus Zärtlichkeiten, erst als sie nur noch Zentimeter von der Erfüllung ihres Traumes trennten, wandte sie ihr Gesicht ab. Schwer atmend, zog sie Usagi an sich und sprach unter Tränen erstickender Stimme: "Nicht.... Usagi, Neo Queen Serenity, ich war nie und bin nicht deine Zukunft!"

Usagi wollte Einspruch erheben, doch im gleichen Augenblick erfüllte das Piepen ihres Kommunikators den Raum. Erschrocken hob sie ihre Hand. Setsuna hatte sich längst von ihr gelöst. Nur kurz blickte sie der großen Frau nach und nahm den Anruf an.

"Usagi!!! Komm schnell her, es ist etwas mit Chibi-Usa... sie... sie verschwindet!"

Die Botschaft ihrer blauhaarigen Freundin saß. "Sie tut was?", fragte Usagi. Auch Setsuna hatte sich unvermittelt umgedreht und das blanke Entsetzten malte sich auf ihrem Gesicht ab.

"Wir wollten dir nichts sagen, Usagi. Wir dachten es sei eine Anomalie, ein Zufall, es ist nicht das erste Mal. Usagi, die Zukunft scheint sich zu ändern und Chibi-Usa zu verschwinden. Bitte komm schnell, wir sind im Hikawa Tempel."

"Ich komme!", antwortet Usagi emotionslos, als sie den Bademantel von sich streifte, der Duft ihrer Wächterin verflog augenblicklich, die umhüllende Wärme war längst der eisigen Kälte gewichen. Während Usagi die immer noch nasse Kleidung anzog, flüsterte sie gebrochen: "Ich muss zu ihr!"

Sie schenkte Setsuna keinen letzten Blick, als sie aus der Wohnung eilte.

Kaum hatte sich die Tür geschlossen, brach die starke Kriegerin zusammen, was nur hatte sie getan? Sie hatte die Nähe ihrer Prinzessin zugelassen, hatte dafür gesorgt, dass sich die Zukunft ihrer geliebten kleinen Lady ändert.

Schuldbewusst kauerte sich Setsuna zusammen und versuchte mit gewohnter Ruhe ihren Atem zu beruhigen. Sie hatte kein Recht zu weinen, so wie sie nicht das Recht hatte zu lieben. Sie war die Wächterin der Zeit, bestimmt dazu zu kämpfen und zu wachen, in jeder Welt in der sie wiedergeboren wurde.

Stück für Stück errichtete sich die Mauer der Vernunft um Setsunas Herz und schob den Duft von Vanille und die unbekannte Zärtlichkeit von sich, sie verstummte zu einer Erinnerung und vermischte sich mit dem Nebel des Vergessens. Sie war Sailor Pluto.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Lilia24
2016-09-26T12:26:07+00:00 26.09.2016 14:26
Oh nein die arme chibusa hoffe alles wird gut.
Und die arme setsuna sie tut mir richtig leid.
Hoffentlich wird für alle wieder alles gut
Von:  mor
2016-09-26T10:21:42+00:00 26.09.2016 12:21
Wie es mit Chibusa wohl weiter geht?


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