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Die Chemie zwischen uns.

von

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Ein neuer Morgen.

Beepep. Beepep. Beepep.

Gähnend meine Augen reibend suche ich die Quelle des nervenden Alarmsignals. Da meine Hand nur ins Leere greift, öffne ich meine Augen und schalte stöhnend meinen Wecker aus. Sechs Uhr steht in rot leuchtender Schrift auf dem Display. Ich lasse ein langgezogenes Stöhnen erklingen und rolle mich auf die andere Seite meines Bettes. Ich ziehe das Rollo ein Stück nach oben und schaue aus dem Fenster. Die Sonne ist bereits aufgegangen und taucht Häuser, Bäume und Autos in goldenes Licht.

So sieht nun also jeder neue Morgen aus?, denke ich und wende meinen Blick ab. Ich vermisse die Aussicht aus meinem alten Zimmer. Zu dieser Uhrzeit war schon viel Getümmel auf den Straßen und ich konnte Menschen hören, die sich über morgendliche Belange unterhielten und Autos, die viel zu schnell durch die Straßen fuhren. Aber andererseits musste ich nie zu dieser Uhrzeit aufstehen, um pünktlich zur Schule zu kommen.

Ich werfe wieder einen Blick auf meinen Wecker und stehe auf. Ich zwänge mich an ein paar Umzugskartons vorbei, die ich noch nicht ausgepackt hatte und gehe in mein Badezimmer.

Ein gutes hat dieser Umzug ja, denke ich, während ich mich beim Zähne putzen im Spiegel beobachte. Es gibt kein morgendliches Gedrängel mehr darüber, wer zuerst in das Badezimmer darf.

"Nora?", ruft meine Mutter, während sie an meiner Tür klopft.

"Mh?"

Ich stecke meinen Kopf aus dem Badezimmer. Sie öffnet die Tür und tritt ein.

"Guten Morgen. Schön, du bist schon wach."

Ich nicke und schenke ihr ein Lächeln - soweit es mir mein müder Zustand erlaubt ein aufrichtiges Lächeln zustande zu bringen.

"Dann werde ich nun Frühstück machen", sagt sie und geht wieder hinaus. Ihr trauriger Blick über meine unausgepackten Kartons bleibt mir nicht verbogen.

Sie weiß, dass ich nicht glücklich mit dem Umzug bin und versucht ihr möglichstes, um mir einen guten Start in unser neues Leben zu ermöglichen. Sie wird zu diesem Anlass bestimmt Pancakes machen. Ich sollte diesem Neustart auch eine ehrliche Chance geben oder mich wenigstens dazu bemühen. Ich spucke die Zahnpasta aus, wasche mir mein Gesicht und ziehe mich an.

Ein guter Anfang für ernsthafte Bemühungen wäre, wenn ich die restlichen Kartons auspacken würde. Am Wochenende vielleicht..

Ich suche meine Umhängetasche und meinen MP3-Player, bevor ich einen letzten Blick in den Badezimmerspiegel werfe und das Ergebnis abnicke. Dann folge ich dem Geruch frisch gebratener Pancakes und gehe hinunter in die Küche. Die Größe unseres neuen Hauses beeindruckt mich jedes Mal aufs Neue. Es mag seine Vorteile haben so viel Platz zu haben, aber ich mochte die enge Gemütlichkeit unseres alten Zuhauses. Unser Wohnzimmer war Kinderzimmer, Schlafzimmer und Esszimmer in einem, aber jetzt haben wir für alles ein Extrazimmer. Über all diesen Luxus kann ich nur den Kopf schütteln. Es stimmt, was ich einmal in einer Karikatur gelesen habe: Je mehr Geld man hat, desto mehr Nichts kann man sich leisten.

Meine Mutter steht am Herd und wirft die Pancakes in die Luft, um sie gekonnt wieder in der Pfanne aufzufangen. Ich schaue ihr immer gerne dabei zu, wenn sie kocht. Als ich noch kleiner war, hatte sie immer vorgespielt für eine Kochshow zu kochen, während ich ihre Assistentin spielen konnte. Wenn sie nicht damals mit mir schwanger gewesen wäre, dann würde sie jetzt bestimmt in einem der renommiertesten Fünf-Sterne-Restaurants als Chefköchin arbeiten. Stattdessen arbeitet sie als freie Journalistin von zuhause aus, aber ihre Leidenschaft für Kochen hat sie nie verloren. Ich frage mich manchmal, ob sie es bereut keine Köchin geworden zu sein. Wie Mütter nun einmal sind, hatte sie es natürlich jedes Mal verneint, wenn ich sie gefragt hatte.

"Guten Morgen", sage ich, während ich mich an den Küchentisch setze.

"Guten Morgen, Schatz."

Sie dreht sich mit der Pfanne in der Hand zu mir und legt mir einen Pancake auf meinen Teller. Dann haucht sie mir einen Kuss auf mein Haar und setzt sich mir gegenüber an den Tisch. Ich nehme mir das Marmeladenglas und streiche etwas von dem rubinroten Aufstrich auf meinen Pancake.

„Freust du dich schon auf deinen ersten Schultag hier?“

„Es ist nur die High School. Von Freude kann man da nicht reden“, sage ich augenverdrehend und nehme einen Bissen. Ich habe schon oft versucht diese Pancakes nach zu kochen, jedoch sind sie mir nie so gut gelungen, dass sie so schmeckten wie ihre. Meine schmeckten gut, keine Frage, aber sie gaben mir dieses Gefühl von Glück und Freude. Es war mir ein Rätsel. Einmal hatte ich sie gefragt, ob sie eine geheime Zutat verwendet, doch darauf hat sie simpel mit Liebe geantwortet.

„Ich mache mir auch keine Sorgen. Du wirst schon sehen, dass du viele neue Freunde finden wirst. Vielleicht sogar einen Freund?“, sie zwinkert mir zu.

„Mum!“

Ich muss lachen und sie stimmt mit ein. Wir bleiben noch einen Moment sitzen, bis ich aufgegessen habe und sie ihren Kaffee ausgetrunken hat. Dann gehen wir hinaus und steigen in das Auto, um mich zur Schule zu fahren. Während wir durch die Straßen fahren, scheint es, als würde der Vorort langsam erwachen. Überall sieht man vereinzelt Menschen, die aus ihren Häusern kommen und in ihre Autos steigen, um zur Arbeit zu fahren.

Ich frage mich wie meine neuen Mitschüler sein werden. Hoffentlich so unauffällig, wie ich. Ich möchte unter keinen Umständen auffallen. Am wohlsten fühle ich mich, wenn ich unsichtbar bin; eine unter vielen. Ich zucke zusammen, als ich die Hand meiner Mutter auf meinem Oberschenkel spüre.

„Es ist vollkommen in Ordnung, wenn du nervös bist. Aber glaube mir, du schaffst das“, sie lächelt mir aufmunternd zu.

„Danke Mum.“

Ich kann es nicht leugnen, aber mittlerweile bin ich sehr nervös. Ich versuche mich abzulenken und werfe einen Blick aus dem Fenster, nur um im gleichen Augenblick fest zu stellen, dass wir bereits vor dem Schulgelände stehen. So viel zur Ablenkung..

„Möchtest du dir Zeit lassen?“, fragt meine Mutter und ich kann die Besorgnis in ihrer Stimme ausmachen.

„Nein, nein. Alles gut.“

Ich schließe für einen kurzen Moment die Augen und atme tief ein, dann öffne ich sie wieder und steige entschlossen aus dem Auto.

„Vergiss nicht, dich beim Sekretariat anzumelden.“

„Mach ich. Bis später.“

„Bis heute Abend, Schatz.“

Ich lasse die Autotür zufallen und winke ihr zu, als sie mit dem Auto davon fährt. Nun bin ich auf mich allein gestellt in dieser neuen Umgebung. Ich stecke mir die Kopfhörer meines MP3-Players in die Ohren und schließe mich, begleitet durch leichte Gitarrenklänge und der sanften Stimme Syd Matters', dem Strom der Schüler an, die zum Haupteingang des großen Backsteingebäudes laufen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallu.
Das hier ist meine erste Geschichte, die ich öffentlich für jedermann zugänglich mache. Das ist ein ziemlich großer Schritt für mich, da ich Geschichten bisher immer für mich alleine geschrieben habe. Deshalb hoffe ich, dass sie euch gefällt. (:
Für Kritik, Anregungen und Verbesserungsvorschläge habe ich immer ein offenes Ohr und nehme sie dankend an.

Lg, Suited. Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Yinyin24
2016-06-21T05:32:35+00:00 21.06.2016 07:32
Cool,ich freu mich auf das nächste Kapitel :)
Antwort von:  Suited
21.06.2016 11:19
Danke sehr. (: Ich hoffe ich komme die Tage mal wieder dazu. x'D
Von:  Atina
2016-05-03T17:12:29+00:00 03.05.2016 19:12
In der Veröffentlichungsliste ist mir das Wort "Chemie" im Titel ins Auge gesprungen und weil ich Chemielehrer bin, bin ich neugierig geworden. Da es keine Beschreibung gibt und das erste Kapitel Lust auf mehr macht, habe ich deine Geschichte als Favorit gesetzt. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.
Antwort von:  Suited
03.05.2016 21:40
Vielen lieben Dank! (:
Du bist Chemielehrer? Das ist klasse. ^^ Ich selbst hatte Chemie-LK in der Schule. Dann hoffe ich mal, dass es weiterhin spannend für dich bleibt.


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