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No Princess

von

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Konfrontation

Sollte sie es tun? Nachdenklich saß Anna in ihrem Klassenraum. Sie starrte auf ein Blatt Papier, auf der nur eine halbe Formel stand. Sie konnte sich nicht konzentrieren. Ihre Aufmerksamkeit sollte weder bei Mathematik, noch bei Akira sein: Sie hatte Mika und Kai, die immer noch verschwunden war, eigentlich als Priorität angesehen. Außerdem musste sie sich jetzt auch noch um Hikari kümmern. Und irgendwo in ihrem Hinterkopf schlummerten noch die Probleme mit Satoshi. Wollte er wirklich nicht dazu gehören? Was war Anna dann für ihn? 'Nur' eine Königin? Wenn dem so ist, warum war er nicht bei Eve? Sie konnte nicht glauben, dass ALLES von Adam verschwunden war, als Satoshi ihn absorbiert hatte. Das war einfach nicht möglich.

Seufzend versank das Mädchen in ihrem Stuhl. Ihr Blick wanderte aus dem Fenster. Es hatte wieder angefangen zu schneien. Das Wetter war kalt und grau. Und Anna hatte das Gefühl, es spiegelte ihre Gefühle wieder: Sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte. Ihr Herz war gefüllt von Sorgen und letztendlich verblasste alles Schöne. Sie vermisste Mika. Sie vermisste Kai. Sie vermisste ihre Mutter und ihren Bruder. Und sie vermisste Akira. Gebeutelt stand das Mädchen auf.

„Fräulein Kurosawa, wir haben noch Unterricht.“, schnauzte der Lehrer und sah sie mahnend an.

„Achso? Viel Spaß dabei.“, lächelte das Mädchen arrogant, nahm ihre Tasche und ihren Schal und ging aus dem Klassenraum. Ohne Ziel wanderte sie durch die leeren Flure der Schule. Alle braven Schüler saßen gerade in ihren Räumen und lernten. Bald würden die Halbjahresprüfungen bevorstehen. Alle hatten Angst davor. Wieso? Es waren nur dämliche Prüfungen. Ihre Füße trugen sie zum Hinterausgang und Hinterhof. Die große Eiche, die ihr immer Schatten und Schutz gespendet hatte, lag immer noch in Form eines toten Stumpfes im Boden. Anna wischte den Schnee von dem Holz und setzte sich auf den kalten Grabstein ihres einzigen Zufluchtsort. Ein Zementmischer stand da. Doch nicht viel hatte sich verändert – Wann hatten diese Leute endlich vor, etwas aus diesem Ort zu machen? Sie wollte nicht, dass dieser Ort umsonst zerstört wurde. Ihre Füße scharrten ungeduldig im Schnee herum. Langsam wurde ihr kalt. Sie zog den Schal bis über die Nasenspitze und schaute dabei zu, wie ihre Füße kleine Häufchen bildeten. Der Geruch von Akira, den sie manchmal abends in ihrem Bett roch, war beruhigend. Er erinnerte sie daran, wie er seine Arme um sie legte, sie umarmte. Sie vermisste ihn, ja. Vielleicht sollte sie mit ihm reden. Und wenn er nicht reden wollte, dann würde sie in seinem Kopf nach Antworten suchen. Sie wollte wissen, was los war.

„Hey.“, eine leise, zarte Stimme riss Anna aus ihren Gedanken und sie blickte auf. Der weißhaarige, schmale und blasse Kerl von Eve stand vor ihr. Tsuki war wohl sein Name.

„Hallo.“, entgegnete Anna steif und starrte den Jungen an. Er hatte graue Augen. Sie erinnerten irgendwie an Satoshi. Tsuki ging einige Schritte umher. Anscheinend wusste er nicht, was er tun sollte – gehen oder bleiben? Anna sah dabei zu, wie unentschlossen er in alle Richtungen schaute, bis er schließlich auf Anna zuging und vor ihr stehen blieb.

„Was?“, fragte diese skeptisch und musterte den Mondgott.

„Tut mir Leid, wegen … Naja.“, murmelte er monoton. Man sah keinerlei Regung in seinem Gesicht.

„Was?“, jetzt war Anna verwirrt. Der Junge seufzte.

„Ich mag den Schnee.“, murmelte er leise und schaute auf Annas Füße, die vom feinen Eis begraben waren. Diese verstand mittlerweile nicht mehr, was Tsuki eigentlich von ihr wollte.

„Achso?“, gab sie verdattert zurück.

„Du vermisst deinen Bruder, oder?“, fragte er sie plötzlich und Anna spürte, wie Hitze in ihr aufstieg. Erneut seufzte der Junge und ließ sich im Schnee fallen. Er starrte in den Himmel. „Ich vermisse meine Schwester auch.“.

„Wieso gehst du nicht zu ihr zurück?“, hakte Anna nach und beobachtete Tsuki dabei, wie er begann, Schnee zu einem Haufen zu schieben.

„Ich kann nicht. Ich muss bei Eve bleiben.“, murmelte dieser.

„Liebst du sie?“. Tsukis Bewegungen gefroren für einige Sekunden nach Annas Worten. Er sah sie nicht an, er starrte nur auf die Hände, die langsam rot wurden.

„Eve ist meine Königin.“, brachte er schließlich hervor. Anna seufzte. Das war weder ein 'Ja' noch ein 'Nein'. „Hasst du sie?“, wollte er im Gegenzug wissen. Das Mädchen dachte kurz nach. Hasste sie Eve? Nein, eigentlich nicht. Sie hasste die Sachen, die sie getan hatte.

„Nein, nicht wirklich.“, murmelte Anna nachdenklich.

„Das solltest du aber.“, flüsterte Tsuki leise, aber gerade noch laut genug, damit Anna es hören konnte. Er formte einen Schneeball.

„Wieso?“. Anna lehnte sich vor und stützte ihren Kopf auf ihren Händen ab, während sie Tsuki beim Schneemann-Bauen zuschaute.

„Wo ist Mika, wo ist Kai?“, flüsterte Tsuki wie in Trance und Annas Herz gefror für einige Sekunden.

„Was willst du mir damit sagen?“, fauchte sie. Tsuki sah zu der Blondine auf.

„Das ist doch das, woran du die ganze Zeit denkst. Seit Wochen.“, entgegnete er, wieder völlig emotionslos. Anna musterte ihn. „Ich höre es, wenn du schläfst. Auch wenn ich dich nicht sehen kann – In deinen Träumen sieht man es genau.“. Anna wandte ihren Blick ab. Das waren also die Kräfte vom Mann im Mond, dem Mondgott? Es war das erste Mal, dass man Ansätze von einem Lächeln in Tsukis Gesicht sah. Er suchte nach einem kleinen Ast.

„Was wäre, wenn ich dir sagen würde, dass Kai nun bei Eve ist?“. Anna konnte nicht festlegen, ob es ein Lächeln aus Hohn oder eines aus Mitleid war. Sie schüttelte nur den Kopf.

„Er arbeitet jetzt für sie. Du weißt, dass seine Vampire deine Mutter getötet haben, oder?“, fügte er hinzu. „Er hat sie auf dich angesetzt. Er hat dich betrogen. Er wollte nur einen Tropfen Blut von Eve und dann war er ihr willenloser Sklave. Ein Tropfen Blut hat ihm gereicht, Anna. Verständlich – du hast seine Freundlichkeit ja auch nicht gewürdigt. Er hat es uns erzählt. Er hat uns erzählt, was er alles für dich getan hat und dass du ihn trotzdem keines Blickes gewürdigt hast. Der arme...“, Tsukis Lächeln wurde breiter.

Anna kratzte sich kurz an die Wange. Langsam nahm der Schneemann in Tsukis Händen Form an. Als er endlich fertig wurde, blickte der blasse Junge auf, nur um zu sehen, dass Anna keinerlei Begeisterung für seine Worte fand. Wortlos und nachdenklich starrte sie ihn an.

„Glaubst du mir nicht?“, fragte er leise. Anna antwortete nicht. Ihre blauen Augen bohrten sich in die seine. Das Lächeln verschwand langsam. Allmählich spürte er die Kälte um sich herum.

„Du hast keinen Grund, daran zu glauben, dass er dir gegenüber loyal ist.“, schluckte Tsuki nun und schien tatsächlich etwas von Annas Starren eingeschüchtert zu sein.

„Ich habe auch keinen Grund, daran zu zweifeln.“, entgegnete diese leise. Damit blieben Tsukis Worten ihm im Halse stecken.

„Wieso glaubst du an ihn? Er ist nur ein Vampir.“, murrte er genervt und stand auf. Auch Anna erhob sich. „Reicht es nicht, dass er deine Mutter auf dem Gewissen hat?“, wollte er nun wissen. Er sah in Annas Augen. Das Hellblau wandelte sich langsam. Er biss sich auf die Unterlippe, als er sah, wie tiefblau sie allmählich wurden und schaute genervt zur Seite. „Hast du vor, mit mir zu kämpfen?“, fragte er eingeschüchtert nach. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Anna zeigte ein kleines Schmunzeln.

„Du kannst doch gar nicht kämpfen.“, hauchte sie ihm leise zu und brachte damit etwas Farbe in sein Gesicht. „Es muss demütigend sein, ihr Lakai zu sein, obwohl sie sich schon längst für jemanden entschieden hat. Und zurück nach Hause kannst du auch nicht, ja? Was würde deine Schwester wohl sagen, wenn du dich für sie entschieden hast und mit eingezogenem Schwanz nach Hause zurück kehrst. Ist das der Grund dafür, dass du immer noch ihre Drecksarbeit erledigst? Dass du Angst davor hast, was deine Schwester sagen würde? Wie weit muss Liebe eigentlich gehen, Tsuki? Traut sie dir überhaupt irgendetwas zu?“. Ihre Worte bohrten sich in sein Herz wie rostige Nägel. Bevor Tsuki es wusste, lag ihre Hand bereits auf seiner Wange. Wann war sie ihm so nahe getreten? Erschrocken zuckte er vor ihrer Berührung zurück und entlockte Anna damit ein leises Lachen.

„Du bist bemitleidenswert.“, flüsterte sie ihm leise zu und der Junge holte aus. So etwas war ihm noch nie passiert – er hatte noch nie seine Hand erhoben, gegen niemanden, vor allem nicht gegen eine Frau. Noch während sein Arm durch die Luft schwang, spürte er Widerstand. Als hätte ihn etwas zurück in die Realität geholt schaute der junge Mondgott auf. Die warme, zarte und kleine Hand hatte ihn einfach davon abgehalten. Sie gehörte Anna. Sie tat nicht weh, dennoch war ihr Griff stark genug um jede seiner Bewegungen zu bremsen. Ihr Gesicht war immer noch von einem Schmunzeln geprägt. Ihre Augen schimmerten in einem tiefen Blau.

„Ich glaube, das ist das, wonach ich gesucht habe.“, lächelte das Mädchen und senkte seinen Arm. „Ich habe mich schon lange nicht mehr geprügelt.“.

„Wieso prügeln wir uns dann nicht?“, brummte eine weitere Stimme und lenkte damit Annas Aufmerksamkeit auf sich. Ein großer, braunhaariger und wildaussehender junger Mann stand hinter den beiden.

„Jonathan...“, flüsterte Tsuki überrascht und zum Teil dankbar. Der Engländer schnaufte gehässig auf, als er Tsuki sah.

„Ich wusste nicht, dass du dich mit Frauen prügelst.“, grinste er hämisch. Sofort ließ Tsuki seinen Arm sinken. Er starrte zu Boden. Anna musterte den Jungen eine Weile, ehe Jonathan weiter sprach: „Eve sucht nach dir. Geh.“. Und ohne weitere Worte oder Blicke verließ der blasse Junge die beiden. Nun war Jonathan mit Anna alleine. Er sah zu, wie sich diese wieder auf den Baumstumpf fallen ließ und sich zurück lehnte.

„Du bist erbärmlich.“, schnauzte der Werwolf nun und ging zwei Schritte auf sie zu. „Dir den schwächsten der Gruppe rauszusuchen.“. Die Worte rauschten an Anna vorbei wie ein plötzlicher Regen. „Aber ich brauch' auch nicht viel von einer falschen Königin erwarten, oder? Wie sieht's aus? Hast du überhaupt Kräfte, die du gegen uns einsetzen könntest?“, lachte er hämisch. Er kam immer noch näher. Der Duft, der von Annas Haaren ausging, biss sich in seine Nase. Sie sah ihn immer noch nicht an. Es verschaffte ihm die Lust, seine Zähne in ihren Körper zu versenken. „Ich rede mit dir.“, schnauzte er nun. Der weiche Hals, der vom Schal zum Großteil bedeckt wurde, die schmalen Beine, die unter dem Rock hervor ragten. Ihr Körper sah lecker aus. Erst als Anna aufsah, wanderte sein Blick von ihren Beinen weg.

„Hast du was gesagt?“, fragte sie überrascht und Wut entbrannte in Jonathans Brust. Er stand nun endlich vor ihr und ruckartig griff er nach Annas Kinn, um es an sich heran zu ziehen.

„Ich werde dich fressen. Warte nur ab.“, schnauzte er leise und wütend und erntete sich dafür ein Lächeln von der Blondine.

„Nicht, wenn ich dich davor nicht zu meinem kleinen Schoßhund mache.“, hauchte sie ihm zurück. Nun musste er grinsen.

„Ist das eine Kriegserklärung?“, lächelte er gehässig und vergrub seine Finger in ihren weichen Wangen. Das Gefühl, wie das weiche Fleisch langsam unter seinem Griff nachgab, verschaffte ihm Genugtuung.

„Wir sind schon längst im Krieg. Verpiss' dich.“, brummte eine andere Stimme und Jonathan drehte sich um. Genervt schnalzte er mit der Zunge, als er Mirai dort stehen sah. Diese hatte sich in seiner ganzen Größe vor ihm aufgebäumt. Genervt und unsanft ließ er Anna los, starrte Mirai einige Sekunden lang an und grinste erneut, ehe er verschwand. Mit einem kurzen Seufzen sah der Affenkönig dem Werwolf hinterher, ehe er zu Anna ging und nach ihrem Gesicht sah. Es war leicht gerötet.

„Was machst du für'n Scheiß?“, schnauzte er dann leise und streichelte kurz über die Rötung.

„Was machst du hier?“, wollte Anna im Gegenzug wissen.

„Ich pass' auf dich auf, was sonst.“, brummte Mirai und ließ von ihrem Gesicht ab. „Wieso bist du nicht im Unterricht?“. Anna stand auf und schulterte ihre schneebedeckte Tasche.

„Ich hab' keine Lust.“, entgegnete sie schroff.

„Anna… ist alles okay?“. Als Anna zu Mirai aufsah musste sie leider erkennen, dass er besorgt aussah. Genervt vergrub sie ihr Gesicht wieder im Schal. „Wenn was ist, musst du es mir sagen. Ich kann keine Gedankenlesen, weißt du.“, murmelte der Affenkönig nachdenklich.

„Ich hab' das Gefühl, ich tret' auf der Stelle. Als würde ich mich keinen Funken bewegen. Alles ist festgefroren. Alles um mich herum passiert ohne mein Zutun und ich muss zusehen, wie alles und jeder, den ich liebe, leidet. Ich kann nichts dagegen tun.“, murmelte das Mädchen leise und starrte auf ihre Füße. Wütend und frustriert biss sie sich auf ihre Unterlippe.

„Also willst du kämpfen?“, fragte Mirai überrascht nach. Anna nickte. „Auf dem Schulhof?“, fügte er ungläubig hinzu. Anna verkniff sich eine Antwort. Vielleicht war hier nicht der beste Ort, um einen Krieg auszufechten.

„Wenn du dich nur prügeln willst, stehen wir dir gerne zur Verfügung. Tatsächlich denke ich, dass es mal ganz lustig wäre, zu sehen, wer von uns beiden stärker ist.“, zwinkerte er ihr zu und entlockte Anna damit ein Lächeln.

„Das wäre wirklich interessant.“, gab sie widerwillig zu. Das Mädchen streckte sich kurz. „Ist Akira in der Schule?“, fragte sie dann und Mirai warf ihr einen kurzen, nachdenklichen Blick zu.

„Nein, soweit ich weiß, ist er Zuhause.“, antwortete er argwöhnisch.

„Okay. Dann geh ich jetzt.“

„Was hast du vor?“

Anna sah Mirai ebenfalls kurz an und schmunzelte dann. „Ich rede mit ihm, was sonst. Ansonsten lässt du mich ja nie in Ruhe damit.“. Auch Mirai grinste nun.

„Na dann viel Glück.“.
 

Als Anna Zuhause angekommen war, war das Haus komplett mit Stille gefüllt, die nur durch ein weit entferntes Ticken der Standuhr unterbrochen wurde. Vorsichtig kletterte sie aus ihren Schuhen und hing ihre Jacke auf, ehe sie den Schal vom Hals löste und durch den Flur lief. Vorsichtig spähte sie in die Küche, doch sie war leer. Auch das Esszimmer war leer. Es war komisch – eigentlich sollten Shiro, Hikari, Satoshi, Toki, Iori, Sho und Akira alle Zuhause sein. Wo waren sie?

Nachdenklich betrat Anna das Wohnzimmer. Auch dieses war leer. Nun war das Mädchen langsam genervt. Verärgert ging sie in ihr Zimmer und legte ihre Tasche ab und, was für eine Überraschung, auch ihr Zimmer war leer. Ihre Socken waren noch leicht nass und hinterließen Fußstapfen auf dem braunen Parkett, als sie die Zimmer der Anwohner absuchte. Satoshis Zimmer war leer – anscheinend war er nicht Zuhause geblieben um auf Hikari aufzupassen, entgegen Annas Befehl. Genervt schloss das Mädchen die Tür hinter sich. Dann klopfte sie an Akiras Zimmertür.

„Ja?“, die Antwort überraschte sie. Vorsichtig öffnete sie die große Tür und trat ein. Akira saß am Schreibtisch und las ein Buch. Er schaute nicht auf.

„Was?“, fragte er etwas schroff und Anna fragte sich in diesem Moment, was für eine Antwort sie eigentlich erwartet hatte.

„Wo sind die anderen?“, murmelte sie zurückhaltend und betrachtete Akiras Zimmer. Er zuckte mit den Schultern.

„Sind nach dem Essen gegangen.“, antwortete er karg. Anna seufzte kurz und drehte den Schal in ihren Händen. Missmutig ließ sie ihn aufs Bett fallen.

„Danke für den Schal.“. Akira seufzte und legte das Buch aus der Hand, als sie das sagte. Seine Augen ruhten auf der schüchternen Blondine. Das passte nicht zu ihr.

„Bitteschön.“, brummte er kurz. Er musterte sie noch einige Sekunden lang und widmete sich dann wieder dem Buch. Annas ganzen guten Vorsätze, mit ihm zu reden, drohten zu verschwinden. Entmutigt drehte sie sich um und ging wieder auf die Tür zu. Würde es jetzt immer so sein? Würde er sie immer so kaltherzig behandeln? Ihre Finger strichen über das lackierte Holz der Tür, bis sie die Klinke fanden. Vorsichtig drückte sie diese herunter und schloss die Tür. Nein, sie weigerte sich, es dabei zu belassen. Es war nicht mehr eine Frage der Enttäuschung und ob Anna verletzt werden würde, es war viel mehr eine Sache des Stolzes geworden. Sie konnte nicht zulassen, dass sie diese Geschichte jetzt einfach so begraben würde.

„Was ist eigentlich mit dir los?“, fragte sie genervt und fand ihre Lautstärke wieder. Akira sah wieder vom Buch auf und musterte die Königin.

„Nichts, was soll sein...“, brummte er im Gegenzug. Er legte ein Lesezeichen in die Buchseite und schloss das Buch, anscheinend wusste er, was kommen würde.

„Du gehst mir seit ein paar Tagen aus dem Weg. Wieso?“, Anna klang mehr als genervt. Eigentlich wollte sie das Thema ruhiger angehen, doch würde sie sich jetzt zurückhalten, hatte sie Angst, dass sie ihren Mut wieder verlieren würde. Doch Akira antwortete nicht. Er drehte sich auf seinem Stuhl herum, legte einen Arm über die Lehne und musterte einfach nur, ehe er – leicht bedrückt – ihrem Blick wieder auswich.

„Wieso?“, wiederholte sich Anna nun und ging einige Schritte auf den Rotschopf zu. Dieser schien ihre Nähe nicht besonderlich behaglich zu finden. Unruhig rutschte er auf seinem Stuhl herum.

„Es ist nichts.“. Seine Antworten nervten Anna. Sie stand nun hinter ihm und betrachtete seinen Hinterkopf. Je näher sie ihm gekommen war, desto mehr hat er sich weggedreht.

„Sieh mich an und sag mir das ins Gesicht.“, schnauzte die Königin nun kalt, doch Akira machte keine Anstalten, sich zu bewegen. „Akira.“, forderte sie ihn erneut auf, doch nichts geschah. Blanke Wut mischte sich mit einem stechenden Schmerz in Annas Magen. Wütend zog sie an Akiras Schulter, um ihn zu sich zu drehen, doch genau in diesem Moment sprang der junge Mann von seinem Stuhl auf. Sie hatte wohl vergessen, wie groß er eigentlich war – als er vor ihr stand überragte er sie mit Leichtigkeit. Seine Hand hatte ihre von seiner Schulter gezogen und hielt sie fest.

„Ich hab' gesagt, dass nichts ist.“, fauchte er leise. Anna hatte Flashbacks von Mirais Haus. Damals, als Akiras Augen sie genau so wütend ansahen, wie jetzt. Seine Augen verfärbten sich in ein eisernes Gold. „Lüg' mich nicht an...“, erwiderte das Mädchen mit bebender Stimme und krallte sich in die Hand, die ihre festhielt. Genervt ließ Akira sie los.

„Ich weiß ganz genau, dass du mir aus dem Weg gehst.“, fuhr Anna wütend fort, „Wenn ich was falsch gemacht habe, dann sag's mir. Wenn's an dem Kuss lag, dann...“

„Du hast nichts falsch gemacht.“, unterbrach Akira sie sofort und wandte seinen Blick wieder von ihr ab. Anna biss sich auf die Unterlippe.

„Wieso gehst du mir dann aus dem Weg?!“, fauchte sie laut.

„Ich hab' meine Gründe.“, die nobelpreisverdächtige Ruhe in seiner Stimme schürte das Feuer der Wut in Annas Brust umso mehr.

„Dann sag' sie mir.“, knirschte sie, kurz davor, die Geduld zu verlieren. Doch wieder schwieg er. „Akira!“, zischte sie und rüttelte kurz an seiner Schulter.

„Lass mich los!“, plötzlich war er derjenige, der laut wurde. Genervt stieß er Annas Hand von sich. „Wieso kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?!“.

„Wieso sollte ich?!“, entgegnete Anna laut. Doch darauf fand Akira auch keine Antwort. Wutentbrannt fuhr Anna nach einigen Sekunden fort: „Weiß du – Wenn es so einfach wäre, jemanden … jemanden zu küssen, dann hätte ich es schon früher getan. Und kaum tu ich es, da gehst du mir aus dem Weg! Wenn ich etwas getan habe, das du nicht wolltest, okay, dann tut's mir Leid, aber dann sag es mir gefälligst auch, anstatt so abweisend zu sein!“, brach sie mit einem puterroten Gesicht hervor und boxte dem Jungen unsanft in die Brust.

„Ich hab' dir bereits gesagt, dass es daran nicht liegt.“, seufzte Akira nun und er klang genervt. Anna wurde flau im Magen. Wenn es nicht daran lag, woran sonst? Ihre Augen waren auf die Faust gerichtet, die sich in seine Brust gebohrt hatte. Dann spürte sie wieder seine Berührung. Es war nicht die schroffe, abweisende Art von Berührung. Seine Hand legte sich behutsam um ihre. Er ließ sie nicht los, stieß sie nicht von sich weg. Anna schaute auf. Akira sah tatsächlich etwas verletzt aus. Aber wieso ausgerechnet er? Wieso war er nun verletzt?

„Ist das wirklich okay für dich?“, flüsterte Anna leise, aber immer noch wutentbrannt.

„Was?“, entgegnete er.

„Mir aus dem Weg zu gehen. Mich aufzugeben. Mich an Mirai abzutreten. Ist das okay für dich, wenn ich jemand anderen küsse?“, Anna wusste genau, dass ihre Worte keinen Sinn ergaben, doch sie sprudelten aus ihr hervor wie heißes Wasser.

„Hast du?“, fragte er leise und ließ seinen Kopf sinken.

„Hab ich was?“, stieß das Mädchen genervt aus.

„Hast du ihn geküsst?“

„Natürlich nicht.“, fauchte Anna und der Griff um ihre Hand zog sich zu, ehe er sie los ließ. Seufzend ließ er sich aufs Bett fallen und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Etwas überrascht von der plötzlichen Wandlung der Situation betrachtete Anna Akira.

„Sag' mir doch einfach, was los ist...“, die Wut wich ihrer Stimme, langsam machte sich Enttäuschung in ihr breit, gemischt von Verzweiflung. Sie kniete sich vor Akira und legte ihre Hände auf seine Knie. Er schwieg immer noch.

„Komm' schon.“, bedrängte sie ihn leise. Doch er schwieg. Er schwieg immer noch. Der Kloß in Annas Hals wurde größer. Es wurde schwer zu atmen. Ihre Augen wurden feucht. Wenn sie jetzt anfing zu weinen, würde sie sich das nicht verzeihen. Wenn sie jetzt schwach werden würde, würde er sie wieder wegschicken. Das war ein Kampf um den stärkeren Willen. Doch was konnte sie ihm noch sagen? Wie konnte sie ihn dazu bringen, zu reden? Die Verzweiflung wuchs der Enttäuschung langsam über den Kopf. Sollte sie aufgeben? War es wirklich eine kluge Idee, ihn so zu bedrängen? Stille trat ein. Akira ließ seine Hand sinken und schaute auf Annas Gesicht, das vor seinen Knien ruhte.

„Wieso weinst du?“, fragte er leise.

„Tu' ich nicht.“, entgegnete das Mädchen erstickt. Sein Daumen fuhr über ihre Wange. Sie war trocken.

„Du hast Recht.“, murmelte er.

„Hab' doch gesagt, dass ich nicht weine.“, schnauzte sie leise.

„Das mein ich nicht.“. Seine Hand fuhr über ihren Kopf und streichelte diesen. Wieder verfiel er in Schweigen. Anna musterte ihn.

„Was meinst du dann?“, sie hasste den Ton ihrer brechenden Stimme. Sie klang schwach. Akira beugte sich vor und legte seine Stirn an ihren Kopf.

„Ich würde es hassen, wenn du jemand anderen hättest.“, flüsterte er ihr leise zu. Erneut zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen. Akira machte sie schwach. Ihre Augen fingen wieder an zu brennen.

„Wieso gehst du mir dann aus dem Weg?“, keuchte sie leise. Als ihre Wimpern sich für eine Millisekunde zusammen schlossen, spürte sie, wie warme Tränen über ihre Wangen fielen. Sie hatte verloren.

„Ich hab' mir Sorgen gemacht.“, antwortete er. Anna wusste nicht, wieso. „Ich hab' mir Sorgen gemacht, dass du mich nicht mehr willst, wenn du erfährst was ich bin.“.

„Das ist nicht deine Entscheidung, sondern meine.“, brachte Anna gequält hervor. Die süßen Berührungen seiner Finger, als sie Annas Tränen auffingen, waren fast schmerzhaft.

„Ich weiß.“, antwortete er ruhig. „Und als mir das bewusst wurde, war ich einfach nur noch wütend auf mich selbst. Ich wusste nicht, wie ich dir das alles erklären soll.“, fuhr er fort. Anna schnappte kurz nach Luft und stand auf, ehe sie sich mit dem Handrücken über die Augen fuhr. Akiras Blick folgte ihr und beobachtete sie dabei, wie sie so vor ihm stand, weinend. Vorsichtig griff er nach ihren Handgelenken und zog sie zu sich. Sie gab nach.

„Ist es okay für dich?“, fragte er leise, doch anscheinend sprach er eher mit sich selbst, als mit ihr. Sie wusste nicht was er meinte. Seine Hände führten sie auf seinen Schoß, ehe sie um ihre Hüfte wanderten und den schmalen Körper an sich drückten. Sein Gesicht versank in ihrer Bluse und er schloss die Augen. Tief atmete Akira den Geruch von Annas Brust ein, ehe er so verharrte.

„Was ist okay?“, erwiderte Anna erschöpft. Sie konnte sich nicht dagegen wehren, auch ihre Hände um ihn zu legen.

„Egal, was ich bin.“, antwortete er ihr darauf. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Einerseits wollte sie 'Ja' sagen – Egal, was Akira schlussendlich war, dieses Gefühl würde wahrscheinlich nicht trüben. Andererseits wollte sie keine Versprechen abgeben, die sie nicht halten konnte.

„Sag's mir einfach.“, seufzte sie leise, doch die Antwort blieb aus. Seine Arme zogen sie noch fester an sich. Er wollte es nicht sagen. Vielleicht konnte er es auch einfach nicht sagen. Egal, was es nun war, es schien, als würde Akira seinen blöden Plan Anna zu ignorieren aufgeben zu wollen. Und alleine diese Erkenntnis erleichterte das Mädchen irgendwie. Die Sekunden verstrichen. Der warme Körper in ihren Armen atmete ruhig und wärmte ihre Brust.

„Ich hab' dich vermisst.“, flüsterte sie ihm leise zu und spürte, wie seine Finger auf ihrem Rücken kurz aufzuckten.

„Ich dich auch.“, gab er anscheinend widerwillig zu und seine Stimme vibrierte an ihrem Brustkorb.

„Es war also nicht der Kuss?“, fragte das Mädchen vorsichtig nach und sie hörte, wie Akira kurz lachte.

„Nein.“, antwortete er mit einem Schmunzeln und sah auf. Sein Kinn ruhte auf ihrem Brustbein. Seine Augen leuchteten wieder in einem weichen, sonnengelben Gold auf. „Ich hätte gerne noch einen.“, flüsterte er ihr zu. Das entspannte und erleichterte Lächeln auf Annas Lippen verschwand wieder, als sie leicht rot wurde.

„Eigentlich hast du's nicht verdient...“, murmelte sie beschämt. Man sah genau, wie Akira sich in diesem Moment das selbe dachte. Ein Hauch von Enttäuschung mischte sich in sein Lächeln. Ohne weitere Worte senkte Anna ihren Kopf und legte ihre Lippen auf seine Stirn. Dann auf seine Lippen. Es dauerte keine einzige Sekunde, bis er ihren Kuss erwiderte. Eigentlich hatte er es wirklich nicht verdient, doch diese Art von Berührung löste in Anna wieder eine Welle von Wärme aus. Zufrieden senkte sie sich auf seinen Schoß und versank in dem Kuss. Es war nicht leidenschaftlich. Jeder einzige Kuss trug ein anderes Gefühl in sich: Einer als Entschuldigung, ein weiterer als Dank und der letzte als Zeichen von Zuneigung. Das einzige, was Akira in diesem Moment zu wollen schien war Verzeihung. Und Anna konnte sich nicht dagegen währen. Es tat fast weh, so zärtlich war er. Seine Finger streichelten vorsichtig über ihre Wangen und erschufen damit kleine Erdbeben in ihrem Herzen. In dem Moment wusste die Königin, dass sie dieses Gefühl nie wieder vermissen wollte. Alleine der Gedanke daran, dass Akira sie noch einmal ignorieren würde, tat weh. Mit einem leichten Seufzen löste sie den Kuss und legte ihren Kopf auf seine Schulter. Als wüsste er, woran sie gedacht hatte, streichelten seine Fingerkuppen über ihren Rücken. Leise flüsterte er: „Es tut mir Leid.“. Und das reichte Anna schon. Sie war von mehr ausgegangen. Ihr altes Ich hätte erwartet, dass er vor ihr kniete und um Verzeihung flehte, dass er von nun an ihr Sklave sein und für immer in ihrer Schuld stehen würde. Doch diese kleine, süße Entschuldigung allein reichte ihr schon.

„Ich weiß.“, entgegnete sie leise und schloss ihre Augen. Daraufhin sagte er nichts mehr. Es war nicht die bedrückte Art von Stille, die in letzter Zeit zwischen den beiden geherrscht hatte. Es war eine angenehme, beruhigende Stille. Die Art, die eintrat, wenn alles sich geklärt hatte und man nichts weiter mehr besprechen musste. Und Anna war froh darüber, dass endlich alles geklärt war – natürlich bis auf eine Sache.

„Wann sagst du es mir?“, wollte sie wissen und löste sich etwas von ihm, um ihm in die Augen sehen zu können. Beklommen wich er ihrem Blick aus.

„Bald.“, seine Stimme war leise. Nicht die normale Art von Ruhe, die er ausstrahlte, nein, eher Zögern.

„Hast du wirklich so viel Angst davor?“, hakte sie nach.

„Es ist nicht so, dass ich Angst habe...“, schnauzte er leicht beschämt und ausgerechnet diese Reaktion verriet Anna, dass er genau das hatte. Sie schmunzelte kurz. Wovor hatte er solche Angst? Egal, was er sagen würde, sie würde trotzdem…

Annas Körper versteifte sich kurz. Automatisch wurde dieser Gedanke abgebrochen. Was würde sie trotzdem?, fragte sie sich selbst und starrte in die goldenen Augen, die sie musterten. Röte legte sich auf ihre Wange. Ihre Hände begannen zu schwitzen.

„Was ist?“, fragte Akira, teils besorgt, teils überrascht. Anna hielt den Atem an. Es wurde plötzlich schwer, ihm zu antworten.

„Nichts.“, sagte sie schnell und ihre Stimme war wieder so leise und zerbrechlich, wie sie es hasste. Doch Akira hakte nicht nach. Stattdessen musste er grinsen, als würde er erneut ahnen, was in Anna vor sich ging.

„Du kannst doch keine Gedanken lesen oder?“, fragte das Mädchen vorsichtshalber und erntete sich dafür ein herzhaftes, kurzes Lachen, ehe Akira verneinte. Gut. Wenn er es könnte, würde sie vor Scham versinken.

„Wenn...“, begann sie dann vorsichtig und es wurde sogar schwer, ihn überhaupt anzusehen, „Wenn du es mir sagst, verrate ich dir auch etwas.“.

„Was denn?“

„Ein Geheimnis.“

„Was für ein Geheimnis?“, grinste Akira neugierig.

„Das wirst du erst erfahren, wenn ich deins erfahre.“, entgegnete die Blondine schüchtern. Akiras Grinsen wurde etwas breiter. Vielleicht war das schon Grund genug für ihn, ihr die Wahrheit zu offenbaren. Zufrieden legte er sein Gesicht erneut in ihre Brust und drückte seine Nase zwischen ihre Brüste. Anna wurde noch röter.

„Was machst du?“, wollte sie beschämt wissen und Akira seufzte lächelnd.

„Es ist lange her, dass ich dir so nahe war.“, erklärte er und schloss seine Augen. „Ich hab' das vermisst. Wie du dich anfühlst, wie du riechst.“. Schlagartig fiel Anna ein, wie sie sofort Akiras Geruch an seinem Schal erkannt hatte. Ja, sie wusste wovon er sprach. Beruhigt ließ sie es über sich ergehen. Ihm wieder so nahe zu sein löste ein kleines Prickeln auf ihrer Haut aus, vor allem, wenn er seine Wange leicht an ihrer Brust rieb. Seine Arme drückten sie noch fester an sich, ehe er sich zurück lehnte und Anna mit sich nahm. Um ihn nicht zu erdrücken hockte sie über ihm und musterte die goldenen Augen, die es ihr gleich taten. Er spielte mit ihren Haaren, löste ihren Zopf, damit die goldenen Strähnen in ihr Gesicht fallen konnte. Sie streichelten über seinen Bauch, seine Brust. Anna wurde noch wärmer. Akiras Hände wanderten wieder über ihren Rücken, kletterten zur Schulter hinauf. Sie fanden ihren Weg unter ihren Blazer und streiften ihn von ihren Schultern. Anna wurde noch röter.

„Was machst du da?“, fragte sie erneut. Akiras Berührungen hörten auf.

„Ich will dein Tattoo sehen.“, erklärte er und warf Anna damit komplett aus dem Konzept.

„Wieso?“

„Mirai hat es auch gesehen. Ich will es noch mal sehen.“. Er löste den Blazer von ihren Armen und setzte sich wieder leicht auf. Aber das war nicht, was Anna meinte – Eigentlich wollte sie wissen, warum er es ausgerechnet jetzt sehen wollte. Während sie darüber nach dachte, was Akira vor hatte, knöpfte er einen Knopf nach dem anderen ihrer Bluse auf. Als ein kühler Luftzug an Annas Brust vorbei wehte schreckte sie schnell zurück. Er hatte die Bluse fast schon bis zum Bauch aufgeknüpft.

„Darf ich nicht?“. Anna starrte ihn bei diesen Worten an. Natürlich durfte er – also, eigentlich durfte er ja nicht, aber … Sie hielt die Bluse an ihrer Brust fest, um nicht ihre Brüste vor ihm zu entblößen. Dann drehte sie sich genervt von ihm weg, wandte ihm den Rücken zu. Die letzten Knöpfe der Bluse lösten sich und Anna streifte sich den weißen, leichten Stoff ab. Sofort spürte sie Akiras Hand auf ihrem Rücken. Sie war warm und unglaublich groß. Ehe sie sich versah spürte sie, wie sich der BH um ihre Taille lockerte. Er hatte einfach den Verschluss aufgemacht.

„Was – Akira?!“, fauchte Anna ungläubig und war drauf und dran, sich wütend umzudrehen, doch Akira hielt sie fest.

„Wenn du nicht willst, dass ich deine Brüste sehe, solltest du besser so bleiben.“, meinte er nur und besiegte Anna damit erneut. Genervt starrte sie an die Wand, während Akira die feinen Linien ihres Mals nachzeichnete.

„Es hat sich wieder verändert.“, murmelte er leise. Sein Finger fuhr über ihr Rückgrat. Dann glitt er zu ihrer Hüfte. Anna wusste nicht, was sie sagen sollte.

„Kann ich mich wieder anziehen?“, fragte sie leise. Seine Hand hatte den unteren Teil ihres Rückens erreicht und war ihrem Po gefährlich nahe. Doch dann machte sie einen Schlenker. Auch seine zweite Hand berührte Annas Körper nun – sie wanderten über ihre Hüften auf ihren Bauch.

„Nein.“, antwortete er ihr bestimmt und zog sie wieder an sich. Der BH, den Anna noch krampfhaft an ihre Brust drückte, flatterte bedrohlich.

„Wieso nicht?“, fauchte sie beschämt.

„Ich seh' es so oder so irgendwann.“, erklärte er ihr. Sie sah sein Gesicht nicht. Sein Kopf legte sich auf ihre Schulter. Seine Lippen berührten ihren Hals. Wieso war er sich plötzlich so sicher, dass sie ihn doch noch wählen würde? Vorhin hatte er zu viel Angst und war sogar dabei, sie zu ignorieren. Wo nahm er sich das plötzliche Selbstvertrauen her? Seine Hände wanderten langsam den Bauch hoch. Es machte sie nervös. Immer noch klammerten sich ihre Hände an ihre Brüste, um ihn nicht weiter zu lassen. Seine Arme zogen sich zu – zogen ihren Rücken an seinen Bauch. Seine Lippen legten sich auf ihre Wangen.

„Ich weiß es jetzt.“, flüsterte er ihr ins Ohr. Er war sich jetzt sicher. Wenn er es ihr sagen würde, wenn er endlich erklären würde, was er war und wenn sie ihm sagte, dass es okay so sei, dann wusste er ganz genau, dass nur er sie so lieben konnte. Nur er konnte es.

Annas Rücken erschauderte unter einer Gänsehaut, als seine Hand sich auf ihre legte. Es störte ihn nicht, dass ihre Hand auf ihrer Brust lag. Er drückte sanft zu, ließ sie ihr eigenes Fleisch spüren. Selbst durch ihre Hand konnte er fühlen, wie stark ihr Herz schlug. Er konnte außerdem erkennen, dass sie keine kleinen Bruste hatte. Er konnte sich nicht verkneifen daran zu denken, wie süß sie eigentlich war. Die Hand wanderte weiter zu ihrem Gesicht, zogen es zu sich, um sie erneut zu küssen. Sie ließ sich darauf ein. Sie wehrte sich überhaupt nicht. Ihre Zungenspitze erwiderte ängstlich den Kuss, zu dem Akira sie aufforderte. Sie war weich. Alleine der Gedanke daran, diese Zunge auf seiner Haut spüren zu können, löste endloses Verlangen in Akira aus. Mit einem letzten Kuss ließ er Anna los und legte ihr wieder die Bluse über die Schultern. Dann umarmte er sie.

„Ich hoffe, du entscheidest dich bald.“, seufzte Akira.



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