Zum Inhalt der Seite

No Princess

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Vampir

Als Anna die Augen aufschlug blendete sie die Sonne. Vögel zwitscherten müde unter der Hitze des Mittags und auch die Zikaden machten langsam schlapp. Ihr war warm. Als sie sich aufsetzte, rutschte ihr die Decke vom Rücken. Neben ihr lag ein tief schlafender Akira, welche an der Kante des Sofas lehnte. Sein Arm lag immer noch um ihr. Als sie sich jedoch bewegte, fiel auch dieser von ihr und weckte den Rotschopf unsanft. Er rieb sich die Augen und starrte für einige Sekunden in die Leere, ehe er Anna anschaute. Dann fiel sein Blick auf das andere Sofa, wo Frau Kurosawa schlief.

„Morgen.“ flüsterte Akira leise und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Alles, was gestern passiert war, prasselte auf Anna ein wie Hagel.

„Akira, wir müssen Adam helfen.“ Sie hustete nach diesem Satz – Ihre Kehle war immer noch trocken und sie schmeckte Blut. „Die Schatten… ich meine, mein Onkel und meine Tante hatten irgendetwas mit mir vor und ich wurde gewarnt und konnte noch gehen, aber ich konnte Adam nicht finden und es wurden immer mehr und ich wusste nicht wohin, also bin ich gerannt und – “ Adam unterbrach Anna mit einer Handbewegung, als sie so schwallartig und ohne Punkt und Komma vor sich hin redete.

„Anna, erzähl' mir ganz ruhig, was passiert ist. Lass nichts aus und lüg' mich nicht an, ich merk' es sowieso.“ Akira hatte sich zurück gelehnt und erneut fühlte Anna sich, als würden seine Augen sich ein Urteil über sie bilden. Deshalb begann sie, so gut es ging, jedes Detail vom gestrigen Tag zu erklären. Ihre Mutter wachte zwischendurch auf und fing an, Kaffee zu machen und beiden Jugendlichen etwas zu trinken und zu essen zu reichen, während Anna erzählte. Stille folgte, als die Erklärung endete, bis Akira seufzte.

„Du bist echt 'ne Heulsuse...“ murrte er, fuhr sich mit einer Hand über die Stirn, um die Haare zurück zu kämmen, und nahm einen Schluck vom Kaffee. Das erntete ihm einen ungläubigen Blick von Anna. Sofort fügte er hinzu: „Pass auf, wir rufen dort an und fragen, was los ist, okay? Und dann fragen wir, wie es deinem Bruder geht. Natürlich kannst du deine Freunde nicht erreichen. Yuki, Mika und Kiki haben dir doch erzählt, dass sie in den Urlaub fahren oder? Und Mirai, Toki und Liam sind im Wald. Du weißt doch selbst, dass da kein Empfang ist. Und Ren ist auf Geschäftsreise. Kai geht nachts seinen Geschäften nach und hat sein Handy generell aus geschaltet..“ erklärte er schnell und legte eine beruhigende Hand auf ihre Schulter. Natürlich. Daran hatte sie gar nicht gedacht. Wie konnte sie nur denken, dass die Schattenmenschen plötzlich ihre Freunde gefangen hielten? Wieso hatte sie überhaupt gedacht, dass sie IHR etwas antun wollten? Vielleicht hatte sie nur geträumt, dass die Stimmen sie warnten. Vielleicht haben sie ihr auch nur einen Streich gespielt. Vielleicht hat Anna einfach überreagiert?

„Na dann machen wir das jetzt erst mal.“ Motiviert sprang Annas Mutter auf die Füße und holte das schnurlose Telefon, um die Nummer von Adams Mutter und Vater zu wählen.

„Diese Nummer ist nicht vergeben.“ Der Lautsprecher musste nicht an sein, um diese Worte zu hören. Jede kleine Hoffnung, die Anna gerade noch eben gefunden hatte, war nun wieder Grund zur Sorge. Sie spürte wie die beruhigende Hand Akiras nun nervös verkrampfte. Was sollten sie jetzt tun? Was ist passiert?

Das Telefon verschwamm allmählich. Annas Augenlider fielen zu und gaben den Weg frei für neue Tränen. Ihr Schluchzen fand die Stimme wieder, auch wenn sie zerbrechlich und zitternd war. Anna versuchte, ihre Tränen mit den Händen zu stoppen, doch es brachte nichts. Auch Akiras Umarmung half diesmal nicht so gut, wie letzte Nacht.
 

Die Tage vergingen. Die Tränen trockneten. Akira kam mittlerweile jeden Tag vorbei und brachte Sachen zum Spielen mit – ob es nun Fußball oder Basketball, Schnorchel oder Bücher waren, Akira brachte Anna jeden Tag dazu, raus zu gehen und sich auszutoben. Jeden Abend kam das Mädchen dadurch erschöpft und verschwitzt nach Hause, ließ sich müde in die Badewanne fallen und schlief im Bett sofort ein. Es war zwei Wochen her, seit sie von Tante und Onkel weggerannt war. In einer Woche würde die Schule wieder anfangen. Ihre Träume drehten sich diese Nacht nur um Adam. Hoffentlich würde er bald wieder auftauchen. Hoffentlich ging es ihm gut. Hoffentlich musste er nicht leiden. Doch er litt – Anna spürte es mit jeder Faser ihres Körpers. In ihren Träumen war er in Dunkelheit getaucht, konnte nicht atmen und seine Glieder verdrehten sich in alle Himmelsrichtungen. Knacken gebrochener Knochen, sein Schreien. Es riss das Mädchen aus dem Schlaf. Keuchend und schwitzend saß sie kerzengerade in ihrem Bett. Ihr Rücken brannte, als hätte man Säure darüber geschüttet. Sie verschloss ihre Augen mit ihren Händen und holte tief Luft. Reg' dich ab. Es war nur ein Traum.

„Geht es dir gut?“ Das leere Zimmer, das Anna so gut kannte, war nicht leer. Jemand war da. Jemand auf dem Fenstersims beobachtete sie. Sie traute sich nicht, hinzusehen, aber was, wenn es Adam war?

Kai stand besorgt am Fenster, eine Hand zu Anna gerichtet, sich anscheinend nicht sicher, ob es okay war, sie zu berühren. Anna hielt den Atem an und starrte Kai an. Das Licht des Mondes warf tiefe Schatten über seine Gestalt. Das Fenster stand offen, doch wegen der Hitze kam kein kalter Windzug ins Zimmer – tatsächlich schien der Wind mit der Zeit still zu stehen.

„Was… Was machst du hier?“ Anna erkannte ihre eigene Stimme nicht wieder, als sie sprach. Sonst war sie klar und hell, vielleicht ein bisschen piepsig ab und an, aber nie so rau, erschrocken und zerbrechlich, wie jetzt. Kais Blick, der zuerst von Sorge geprägt war, zeigte nun Schuld. Er wandte sich ab und starrte aus dem Fenster. Wollte er jetzt einfach verschwinden? Anna konnte nicht anders, als seine Silhouette anzustarren, als würde sie ihn mit ihrem Blick festhalten wollen. Kai sagte immer noch nichts. Tatsächlich machte er jetzt Schritte auf das Fenster zu. In Windeseile war Anna aufgesprungen und hielt ihm am Handgelenk fest. Als wäre ihre Berührung ein Wespenstich jagte seine Hand von ihr weg, erschrocken sah er das Mädchen an.

„Was machst du?“ fragte er schockiert und nahm einen Meter Abstand zur Königin.

„Was machst DU, frage ich dich!“ entgegnete Anna nun verärgert und schien ihre Stimme wieder gefunden haben.

„Ich passe auf dich, was sonst?“ fauchte Kai im Gegenzug. Stille trat ein.

„Was für ein Aufpassen?“ Anna war sichtlich verwirrt. Kai seufzte und kratzte sich am Kopf. Er schaute zu Boden. Seine schwarzen Augen verschwammen fast mit den Schatten in seinem Gesicht und dennoch konnte Anna sagen, dass ihm etwas peinlich war.

„Akira hat mich gebeten, ab und zu ein Auge auf dich zu werfen. Er hat mir erzählt, was los war, und natürlich mache ich mir auch Sorgen.“

Anna war baff. Sie konnte es nicht glauben. Immer noch das eben Gesagte verarbeitend ließ sie sich auf ihre Bettkante sinken. Kai machte zögerlich ein paar Schritte auf sie zu.

Er setzte an, um etwas zu sagen, doch sobald ein „Ähm“ seine Lippen verließ, schaffte er es nicht, weiter zu reden. Nach einigen Sekunden des Schweigens sank er vor ihr auf die Knie, um ihr in die Augen sehen zu können. Seine Hand glitt zögerlich über Annas. Er war es gewöhnt, sie beim Schlafen zu berühren, doch nun hatte er Angst, dass sie ihn schlagen würde… dass sie ihn zurück weisen würde.

„Ich mache mir wirklich nur Sorgen, okay?“ wiederholte er. Seine Hand übte keinerlei Druck auf ihre aus. Er war so verdammt unsicher. Wie konnte Anna ihm da böse sein?

„Wieso beobachtest du mich beim Schlafen?“ fauchte Anna. Nein. Sie konnte ihm sehr wohl böse sein. Kai schluckte. Sie hatte jedes Recht böse zu sein, das wusste er. Wer würde es schon befürworten, wenn man wie ein Stalker nachts in seinem Schlafzimmer hocken würde? Wer würde sich schon in so jemanden verlieben?

Bei dem Gedanken zuckte Kai unweigerlich zusammen. Seit wann wollte er, dass sie ihn liebt? Das Blut gefror ihm in seinen Adern. Anna konnte Gedankenlesen. Seine Pupillen zogen sich zusammen, mit aufgerissenen Augen wanderte sein Blick zu Anna. Hatte sie es gehört? Anna erwiderte seinen Blick. Es war keinerlei Überraschung oder Schock zu sehen, nur Ärger. Ärger darüber, dass er sie beobachtet hatte? Das musste es sein.

„Du siehst süßer aus, wenn du schläfst.“ Kai konnte diesen Satz nicht verhindern, er entwich einfach seinem Mund. Ein unsicheres Lächeln sollte zeigen, dass es ein Spaß war. 'Schrei. Lach. Sag irgendetwas. Bloß lass es nicht so still zwischen uns sein.' dachte sich Kai sofort peinlich berührt. Anna seufzte genervt auf und zog ihre Hand von Kais weg.

„Schätze, das stimmt.“ Mehrere Leute hatten ihr schon gesagt, dass man Angst hatte, sie anzusprechen, wenn sie durch die Gegend lief. Menschen hatten einfach zu viel Respekt vor ihr, doch sie hätte nicht gedacht, dass auch Kai zu schüchtern gewesen war, um mit ihr zu reden. Sie lehnte sich zurück und überschlug die Beine. Kai fiel erleichtert auf seinen Po und legte seine Beine in einen Schneidersitz.

„Seit wann machst du das schon?“ wollte das Mädchen nun wissen und warf einen Blick auf die Uhr.

„Schon länger...“ Irgendetwas an seiner Antwort verriet Anna, dass er nicht ganz ehrlich mit ihr war.

„Und ist es schön, mir beim Schnarchen zuzuhören?“ fragte sie nach einer Weile grinsend.

„Du schnarchst nicht.“ lachte Kai im Gegenzug. Wenn Akira sagte, Kai würde auf sie aufpassen, würde sie Akiras Urteil vertrauen. Außerdem gab Annas Unversehrtheit ihr keinen Anlass dazu, anders zu denken. Sie legte sich wieder hin und warf die Decke über ihren Körper, ehe sie gähnte und die Augen schloss. Kai sagte nichts, sondern blickte nur auf ihren Rücken, der sich langsam senkte und hob. Wollte sie wieder schlafen? Stille. Sollte er gehen?

„Ich hab' dich lange nicht mehr gesehen.“ Annas Stimme weckte Kai aus seinen Gedanken.

„Ja.“ gab er zu. „Ich hab' viel zu tun.“ Erneut trat Stille ein.

„Was tust du denn?“ fragte Anna endlich. Ihre Stimme war wieder so lieblich und süß, wie sonst gewohnt. Sie rann wie Honig über seine Seele.

„Ich hab'n paar Gefolgsleute… Ein bisschen wie deine Gang. Sie sind nicht sonderlich zufrieden mit mir in letzter Zeit.“ gestand er und lächelte müde.

„Wieso nicht?“ entgegnete Anna neugierig und drehte sich zu ihm um. Ihr Haar glänzte golden. Ihre Augen erinnerten Kai an den Nachthimmel. Doch er schwieg. Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Sollte er sich ihr offenbaren? Würde sie es nicht sowieso raus finden?

„Hmm...“ grübelte er. Welche Worte sollte er verwenden? „Ich.. Meine Leute sind...“ fing er an, doch verstummte wieder. Anna schien ungeduldig zu werden.

„Ja?“ fragte sie erbarmungslos und musterte den Jungen. Er schien wirklich hart nach zu denken, doch konnte und wollte sie in diesem Moment seine Gedanken nicht lesen.

„Vampir.“ brachte Kai endlich zustande und schien sich zu schämen. Anna war nicht klar, wieso.

„Also trinkst du Blut von Menschen und so?“ hakte sie nach. Kais Gesicht verzerrte sich in Schuld.

„Ja… hab' ich. Zur Zeit nicht wirklich.“ Er klang, als würde er gleich in Scham versinken. „Noch ein Grund, warum die anderen wütend sind. Sie sagen mittlerweile, ich wäre kein richtiger… Vampir mehr.“ Das Wort schien wie ein Kloß in seinem Hals zu stecken.

„Wieso trinkst du kein Blut mehr?“ Annas Frage schlugen wie Peitschenhiebe auf Kais Herz ein. Einerseits ist das die erste richtige Unterhaltung, die die beiden hielten, andererseits war es schwer, sich jemanden anzuvertrauen. Aber wenn nicht seine zukünftige Frau, wer dann? Wem würde er jemals sein Herz öffnen können, wenn nicht ihr?

„Hab' nicht mehr das Verlangen.“ log er. Und die Lüge wog noch mehr auf seinem Herzen, als ihre Frage. Er konnte sich ihr nicht öffnen.

„Hmm.“ entgegnete Anna nachdenklich. „Wie fühlt sich das an? Wenn du Blut trinkst, meine ich?“ fragte sie nach ein paar Sekunden weiter. Kai lächelte.

„Besser als Sex.“ gab er nachdenklich zu und schien in Gedanken bei diesem Gefühl zu sein. „Kannst du natürlich nicht wissen, oder?“ fragte er und ein süßes, ärgerndes Lächeln umspielte seine Lippen. Es steckte an. Auch Anna lächelte nun.

„Stimmt.“ Sie lachte kurz. Kais Herz machte einen Freudenhüpfer. „Was gibt es denn sonst noch für Probleme mit deinen Leuten?“ fragte sie dann weiter.

„Ach.“ seufzte Kai genervt und ließ sich nach hinten fallen, während seine Hände ihn abstützten. „Sie finden, ich mach mich nicht genug an dich ran, um dich für mich zu gewinnen.“ gab er zu.

„Ist mir auch schon aufgefallen.“ antwortete das Mädchen darauf. Kai konnte nicht glauben, dass sie das gesagt hatte.

„Hä?“ entgegnete er fassungslos und setzte sich wieder auf. „Willst du etwa, dass ich mich an dich ran mache?“ fragte er ungläubig.

„Ich sag' nur, dass es mir aufgefallen ist. Ich hab' gehört, dass du gern mit allen möglichen Mädchen rummachst. Und an dem Tag, wo ich die Mädchen verprügelt habe, hattest du auch ein Mädchen aus deiner Klasse oder?“ Ihre Worte klangen kalt, rational und teilnahmslos. Kai keuchte.

„Ja, aber das ist was anderes.“ sagte er leicht genervt davon, dass sie das nicht interessieren zu schien. Anna fing an mit ihren Fingerspitzen auf ihrer Brust herum zu trommeln.

„Wieso ist es was anderes? Ich bin doch auch ein Mädchen.“

„Du bist nicht irgendein Mädchen. Du bist kein Mädchen, dass ich benutze, um mich besser zu fühlen.“ Sobald die Worte aus Kais Mund purzelten, wollte er sich dafür schlagen. Anna, die gerade noch die Decke betrachtet hatte, grinste Kai arrogant an.

„Ist das so?“ sagte sie, halb geschmeichelt, halb hochnäsig. Kai schnaubte und stand auf. Vielleicht war es ein Fehler, mit ihr zu gesprochen zu haben. „Sag' mir nicht, du bist jetzt eingeschnappt.“ Auch Anna setzte sich jetzt auf. Ihr T-Shirt flatterte leicht. Kais Blick fiel für eine Millisekunde in ihren Ausschnitt und der blasse Junge errötete leicht. „Ich will nur wissen, wieso du mich nicht so wie die anderen behandelst und dich nicht an mich ran machst wie ein notgeiler Hund.“ stichelte das Mädchen weiter und konnte sich ihr Grinsen nicht verkneifen. Und das reichte Kai.

Mit einem Satz stand er vor ihr, sein Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt. Seine Hand glitt über das Haar, das ihr ins Gesicht fiel, über ihre Wange, ihren Hals und machte oberhalb ihrer Brüste Halt.

„Willst du das denn?“ flüsterte er ihr leise zu. Seine Augen, die Anna immer für schwarz gehalten hatte, hatten einen leichten Rotstich. Das Mondlicht, das heute Nacht alle Straßen klar beleuchtete, schien nicht in diese Augen. Aber sie sah, was er wollte. Seine Augen wanderten über ihre Lippen zu ihrem Hals. Ein blasser, langer Finger streichelte über ihre Halsschlagader und hinterließ eine prickelnde Gänsehaut. Er roch nach Zimt. Wieso ausgerechnet Zimt?

„Wenn ich dich nur einmal küssen würde, würde ich deine Lippen nie wieder in Ruhe lassen. Würde ich nur einmal dein Blut probieren, würde ich dich wahrscheinlich bis auf den letzten Tropfen aussaugen. Sag' mir also, meine liebe, schwarze Königin, wieso mach ich das nicht? Wieso tue ich nicht das mit dir, was ich mit all' den anderen mache? Wieso nehm ich mir nicht einfach das, was ich will? Wieso?“ wisperte er. Anna wusste nicht ob es Gefahr oder etwas anderes war, aber ihr Herz schlug bis zum Anschlag. Sie wollte nach geben. Sie wollte dieser weichen, weißen Hand nach geben, ihren Hals entblößen und ihm hinhalten, nur um zu sehen, wie er reagieren würde. Ob er geschockt sein würde. Ob er es gewusst hätte. Ob die Augen, die sie anstarrten, sie los lassen würden oder für immer gefangen halten würden.

Seine Hand fuhr erneut von ihrem Hals zu ihrer Brust. Sie legte sich auf Annas wummerndes Herz. Ihre Brust war weich und warm. Sie gab unter dem leichten Druck nach und Kai konnte seine Finger in dem weichen Fleisch versenken. Ohne nachzudenken führte seine andere Hand eine Spur über ihren Arm auf ihren Rücken und drückte diesen zu sich. Er hatte es aufs Bett geschafft, ohne dass beide wussten, wie. Anna starrte ihn wie hypnotisiert an, während er ihre Brust an seiner fühlte. Seine Hand lag immer noch über ihrem Herz und fühlte das zarte Fleisch. Er spürte, wie sich ihr Nippel unter seinen Fingern aufrichtete und Widerstand leistete. In ihren Augen sah er, dass sie nicht wusste, was sie tun sollte, und auf eine sadistische Art und Weise gefiel es ihm. Er lächelte als er in diese unsicheren Augen sah. Die Hand, die einst auf ihrem Rücken lag, zog nun ihren Hinterkopf zu Kai. Er konnte nicht mehr. Er wollte nicht mehr. Zurückhaltung war das letzte, woran er in dieser Sekunde dachte. Er wollte die Lippen schmecken, die ihn nächtelang in seinen Träumen verfolgten. Er wollte ihr Gewicht auf sich spüren, ihre Zunge an seiner Haut, ihre Stimme in seinem Ohr. Er wollte fühlen, wie sie nach gab, sich hin gab und komplett sein werden würde. Er wollte die Feuchte zwischen ihren Schenkeln spüren, schmecken und mit seinen Händen zu Tropfen machen. Er wollte hören, wie sie stöhnte. Wie sich ihr Körper unter ihm vor Sehnsucht verbog und wand. Es würde mit diesem Kuss beginnen.

Doch es waren nicht Annas Lippen, die er schmeckte und ihn die Augen öffnen ließ. Mit sanfter Gewalt hielten ihre Fingerspitzen ihn erneut davon ab, sie zu küssen. Die Augen, die ihn wie hypnotisiert angestarrt hatten, waren gefüllt mit Scham und Schuldgefühlen. Ihr Gesicht, das im Mondlicht blass gewirkt hatte, war nun in ein helles Rosa getaucht. Schließlich wurde es ein leuchtendes Kirschrot. Die Fingerspitzen, die ihn bei ihrem ersten Treffen so entschlossen wegdrückten, bebten und zitterten unter ihrer Nervosität. Sie brachte sich nicht dazu, etwas zu sagen. Vor lauter Scham versteckte sie ihr Gesicht in ihrer freien Hand. Ihr goldenes Haar bildete einen Rahmen um das Rot ihres Gesichtes.

„Wie süß kannst du eigentlich sein?“ flüsterte Kai, nahm ihre Hand und küsste jede einzelner ihrer Fingerspitzen, die ihn von ihr abhalten wollten, ehe er aufstand und seufzte. Ihm war heiß. Wahrscheinlich zu heiß. Anna saß schweigend und beschämt in ihrem Bett und Kai hörte ihren Herzschlag immer noch. „Morgen… Morgen Nacht will ich mit dir wohin. Ich mach' auch nichts, versprochen. Ich will nur meinen Gutschein für ein Date einlösen, okay?“ Er blickte sie nicht an. Er konnte nicht. Ihre Nervosität hatte ihn angesteckt. Ohne auf Zustimmung zu warten, kletterte Kai aus dem Fenster und verschwand in die Nacht.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück