Zum Inhalt der Seite

Farben schmecken

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

Embry POV
 


 

„Nein Veronica. Es tut mir leid. Wirklich. Es liegt nicht an …“
 

„Wage es nicht diesen Satz auszusprechen! Dieser ist so alt, wie die Menschheit selbst. Ich verlange eine klare Antwort von dir, verflucht nochmal“, kreischte sie mir ins Ohr.
 

Ich kniff meine Augen zusammen und zischte, als mein Trommelfell gefährlich zu vibrieren anfing. Ein solches Gebrüll, war unerträglich für meine guten Wolfsohren.
 

„Embry, verdammt!“
 

Ein Schluchzen auf der anderen Seite der Leitung drang zu mir durch. Entsetzt weitete ich meine Augen und sah betroffen zum Boden. Was konnte ich ihr schon sagen? Es lag wirklich nicht an ihr!

Verdammt. Nein. Ganz und gar nicht.
 

Es war meine Schuld.
 

Denn ich hatte von Anfang an den Fehler gemacht, als ich ihren Avancen nachgegeben hatte. Wohlwissend, dass diese Beziehung eines Tages enden musste, denn ich war nicht der Richtige für sie oder besser gesagt, ich war nicht der Eine, für den sie mich hielt.

Ich war nicht ihre bessere Hälfte. Nicht ihr fehlendes Puzzleteil. Und schon gar nicht war ich ihr Seelenverwandter.
 

Verdammt!
 

Ich wüsste es doch als Erster, wenn ich es wäre. Doch mein Wolf hatte sie nicht gewählt. Sie hatte ihn nicht berührt und deswegen war unser Ende schon von Anfang an bestimmt gewesen.
 

„Embry, bitte! Gib mir noch eine Chance. Sag mir an was es liegt und ich ändere es. Du kannst nicht alles einfach so wegwerfen“, wimmerte Veronica.
 

Verzweifelt biss ich mir auf die Lippen. Ich hätte es nicht tun sollen. Meine Brüder hatten mich davor gewarnt, doch ich hatte es so satt gehabt, alleine zu sein. Ich hatte es so satt gehabt zu warten. Wer hätte gedacht, dass ich kurz darauf sie treffe?
 

Ich seufzte.
 

„Tut mir Leid“, murmelte ich nur und legte auf.
 

Verdammte Scheiße, ich hatte so sehr gehofft, dass es funktionieren könnte. Dass es mir leicht fallen würde, ein Arschloch zu sein und ich die Beziehung einfach abbrechen konnte, wenn ich die Eine gefunden hätte.
 

Doch dem war nicht so.
 

Schmerzhaft zog sich mein Herz zusammen, als ich an ihren verzweifelten Gesichtsausdruck von gestern zurückdachte. Ihre wunderschönen blauen Augen, die mich durch einen Schleier von Tränen entsetzt anstarrten und sie mich aufforderte, die Worte noch einmal zu wiederholen.

Augen, die mich als Mensch verzaubert hatten. Augen, die mich hypnotisiert hatten und mich glauben ließen, dass alles gut werden würde.
 

Hypnose.

Ich schnaubte.
 

Es war mehr als das.

Nach zehn Jahren, die ich damit verbracht hatte zu warten, hatte ich es einfach satt gehabt. Jedes Mal wenn ich das Bett einer Fremden verließ, hatte es mich innerlich zerrissen. Ich war einfach nicht der Typ für One-Night-Stands.
 

Verzweifelt raufte ich mir die Haare.

Das hatte ich nicht gewollt. Veronica das Herz zu brechen, war nicht meine Absicht gewesen. Aber ein halbes Jahr war einfach nicht so einfach auszulöschen, wie es ein One-Night-Stand war. Das hätte ich wissen müssen.
 

„Embry ist alles in Ordnung?“
 

Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich ihre rauchige Stimme vernahm. Sie war warm und voller Zärtlichkeit. Mein Wolf seufzte auf und ich konnte nicht anders als zu lächeln. Vergessen war die Beklommenheit, die mich vor einem Moment noch beherrscht hatte.
 

„Norah. Natürlich. Alles bestens“, antwortete ich zu schnell auf ihre Frage.
 

Meine Stimme klang belegt, durch den Kloß in meinem Hals. Sie hörte es und zog skeptisch ihre Augenbrauen in die Höhe. Ihr Mund, der sich traurig nach unten verzog, verriet mir, dass sie meine Lüge erkannt hatte. In meinem Inneren hörte ich meinen Wolf, der mich bedrohlich anknurrte, weil ich sie verletzte, doch was hätte ich tun sollen?
 

Ich konnte es ihr nicht sagen. Sie würde es falsch verstehen und ich wollte sie nicht verlieren. Nicht den Menschen, der seit einem Monat mein Lebenssinn war.
 

Norah Cleveland.
 

Eine Frau, die meinem Leben eine neue Bedeutung gab. Der Grund, warum ich Veronica verletzte, ohne es zu bereuen.

Ja, ich hatte ein schlechtes Gewissen, aber ich bereute es nicht. Niemals.

Denn Norah war die Eine, die meine Welt komplett machte. Der Grund, dass mein Herz in einem neuen, stärkeren Rhythmus schlug. Eine kleine, zierliche Frau, die mir meine Welt aus anderen Perspektiven zeigte. Die mich lehrte jeden Tag mein Bestes zu geben. Die mir zeigte, dass in allem Schlechten auch etwas Gutes enthalten war.
 

Norah, die Eine, für dessen Glück ich sterben würde.
 

Ich spürte, wie sich das Sofa neben mir senkte und sie ihre kleine, zerbrechliche Hand auf meine Brust legte.
 

„Du klingst verspannt und dein Herz“, sie strich über die besagte Stelle, „es schlägt unregelmäßig.“
 

Es überraschte mich immer wieder, wie viele Details sie hören konnte. Wie gut ihre menschlichen Ohren waren. Wie viel sie dadurch sehen konnte.

Eine Gänsehaut bildete sich auf meinem Körper und ich hatte das Gefühl, dass die Haut unter ihrer Hand zu glühen anfing
 

Beschämt sah ich in ihr schönes Gesicht.
 

Ihre rostbraune Haut schimmerte im fahlen Abendlicht, das durch das Fenster fiel und ihre schulterlangen Haare schmiegten sich in leichten Wellen an ihr schmales Gesicht, als sei es aus schwarzer Seide.
 

Ihr voller Mund verzog sich zu einem aufmunternden Lächeln, das mich beruhigen sollte. Doch die beabsichtigte Wirkung trat nicht ein. Stattdessen zog sich mein Magen zusammen und machte Platz für tausende Schmetterlinge, die gegen meine Bauchwand trommelten.
 

Ich schluckte und fasste den Mut ihr in ihre großen, mandelförmigen Augen zu sehen.
 

Irden, die mich von einem Moment auf den anderen gefesselt hatten. Die Iris war in einem satten braunen Farbton mit einem ungewöhnlichen grünen Stern um die Pupille herum. Für mich waren sie die schönsten Augen, die ich je gesehen hatte.
 

Augen, die mich – ohne mich wirklich richtig anzusehen – in den Bann zogen.
 

„Mach dir keine Sorgen. Es ist alles okay, Norah.“
 

Wenn ich doch nur geahnt hätte, was für ein Chaos meine Entscheidungen auslösen würden. Wie viel Schmerz ich Norah durch diese Lüge zufügen würde. Dann hätte ich ihr von Anfang an die Wahrheit gesagt und alles über mich erzählt.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Frohe Ostern :)
Ich hoffe, euch gefällt der Prolog :) Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück