Meine Freiheit
„Ich war lange nicht mehr hier gewesen“, flüsterte ein Mann mit blondem Haar, der bei allen nur als Sabo bekannt war. Ein zartes Lächeln zierte sein Gesicht, als er sich am Hafen umsah. „Goa hat sich kaum verändert. Ob das Grey Terminal wieder existiert und was wohl Dadan und die anderen treiben?“ Nachdem Sabo seinen Bruder wieder getroffen hatte, nahm er sich einige Tage Urlaub. Oder wie Koala es ausdrücken würde, hatte er sich einfach aus dem Staub gemacht, ohne Dragon Bescheid zu geben. Doch Sabo war es egal. Er war ein freier Mann und konnte tun und lassen, was er wollte. Mit einem einfachen schwarzen Rucksack bepackt, machte sich Sabo auf den Weg zu Dadan.
Der Weg durch den Dschungel war anstrengender als gedacht. Sabo war schon so lange nicht mehr auf Goa gewesen, dass er sich fast nicht mehr auskannte. Mehrmals verlief er sich und fand sich bald darauf am Grey Terminal wieder. Wie er erwartet hatte, war auch hier alles wieder voller Müll. Die Menschen hatten sich erneut ein Zuhause hier aufgebaut. „Hoffentlich wird nicht wieder alles niedergebrannt“, murmelte Sabo in sich hinein und lief über die Müllhalde. Erinnerungen aus längst vergangen Tagen kamen wieder hervor. So viel Zeit hatte er hier mit seinen Brüdern verbracht. Wie sehr sehnte sich Sabo nach dieser Zeit zurück. Er wünschte sich, mehr Zeit mit Ace und Ruffy verbringen zu können. Doch nun war Ace tot und nur noch er und Ruffy waren übrig geblieben.
„Ach Ace ich wünschte, ich hätte dich noch ein mal sehen können. Ein aller letztes Mal.“ In Sabo´s Augen spiegelte sich Traurigkeit wider. Noch immer machte er sich Vorwürfe, dass er damals nicht in Marieneford war. Aber hätte er auch wirklich was ändern können oder musste das geschehen, damit die neue Ära von Ruffy angeführt werden konnte. Ein Seufzen verließ seine Kehle und er verließ sein altes Zuhause und ging zurück in den Urwald.
Nach mehreren Stunden und einem Zwischenfall mit einem großen Bären, den Sabo gleich erlegt hatte, fand er endlich das alte Haus von Dadan. Es hatte sich nichts verändert, außer dass neben dem Haus der Bergbanditen nun auch eine große Hütte stand. Sabo lächelte. So wie sie zusammengebaut war, konnten es nur Ace und Ruffy gewesen sein. „Was da wohl wieder passiert ist?“, fragte er sich und klopfte dann an die Tür. Sofort wurde sie von Dadan aufgerissen. „Wer stört denn da? Willst du unbedingt sterben?“, schrie sie Sabo, mit wütender Stimme, an. „Du hast dich nicht verändert Dadan“, lächelte Sabo, wenig beeindruckt von seiner temperamentvollen Mutter. „Hier ich hab einen Bären erlegt, den könnt ihr heute Abend zubereiten“, fügte er noch beiläufig hinzu. Dadan hob lediglich eine Augenbraue. „Wer bist du? Kennen wir uns?“ Die ehemalige Ziehmutter von Sabo, sah mehr als nur verwirrt aus. Sie schien ihn nicht zu erkennen. Natürlich immerhin war es auch schon zwölf Jahre her, als sie sich das letzte Mal sahen.
„Ich bin es, Sabo.“ Ein Moment der Stille. Im Kopf von Dadan begann es zu rattern. Bilder von vor vielen Jahren kamen wieder hoch und bald schon dämmerte ihr, wer gerade vor ihr stand. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. „Das kann nicht sein. Du bist doch auf See gestorben“, flüsterte sie leise, während sich ihre Augen mit Tränen füllten. Die Anführerin der Bergbanditen konnte ihre Gefühle nicht zurückhalten und, dass erste Mal fing sie, vor den Augen eines ihrer Söhne an, zu weinen. „Es tut mir leid, dass ich mich solange nicht.....“ Noch bevor Sabo den Satz zu Ende sprechen konnte, wurde er von Dadan umarmt. „Ich bin so froh, dass du noch lebst“, flüsterte sie leise und presste ihn nur noch fester an ihren Körper, als hätte sie Angst ihn nochmal zu verlieren. Sabo nickte nur, unfähig auch nur ein Wort zu sagen.
„Ich versteh das nicht. Wieso lebst du noch?“, fragte Dadan, nach dem die beiden rein gegangen waren. Die Ziehmutter füllte eine Schale mit Sake und reichte es Sabo rüber. „Es ist eine lange Geschichte“, begann er. „Ich hab viel Zeit Sabo“, erwiderte Dadan daraufhin. Ein Seufzten verließ Sabo´s Lippen. „Na ja, nachdem mein Schiff abgeschossen wurde, hat mich Dragon, der Anführer der Revolutionsarmee gerettet. Ich konnte mich an nichts mehr erinnern. Nur noch daran, dass ich nicht mehr nach Hause wollte.“ Kurz blickte Sabo zu Dadan, die sich ruhig seine Geschichte anhörte, ehe er weiter erzählte. „Ich hab viel von Dragon gelernt und mit den Jahren wurde ich immer stärker und stärker und schon bald war ich seine rechte Hand.“ „Ich dachte immer, du wolltest Pirat werden, wie deine Brüder“, unterbrach Dadan die Geschichte. Sabo nickte. „Auch diesen Traum hatte ich vergessen. Vielleicht war es ganz gut, dass ich mich nicht mehr erinnern konnte. Denn nur so konnten die ganzen Dinge passieren. Ich bin jetzt ein Revolutionär. Ich kann für die Freiheit kämpfen und ich kann dazu beisteuern, dass die Kinder nicht so ein Leben führen müssen, wie ich es einst getan habe. Ohne meinen Erinnerungsverlust wäre Ace vielleicht nicht gestorben und Ruffy hätte nicht die Stärke erlangt, die er heute besitzt. Ich weiß es hört sich schrecklich an, aber manchmal muss ein Mensch sterben, damit alles besser wird.“
Dadan biss sich leicht auf die Lippe, nahm dann die Sakeflasche und trank sie in einem Zug aus. Die Worte die Sabo ausgesprochen hatte, taten ihr im Herzen weh und genau wie früher versuchte sie den Schmerz wegzutrinken. „Wie hast du deine Erinnerung wiedererlangt?“, wollte sie nun wissen. „Na ja als ich in der Zeitung las, dass Ace gestorben sei, da kamen diese ganzen Bilder von früher hoch. Ich wurde von meinen Gefühlen und den Erinnerungen vollkommen übernahmt und bekam deswegen Fieber. Seitdem weiß ich wieder alles.“ Sabo sah Dadan an. Einige Minuten sagte er nicht, damit Dadan das was sie gerade gehört hatte, verdauen konnte. „Weiß Ruffy, das du lebst?“ Sabo lächelte. „Ja er weiß es bereits. Wir haben uns auf Dressrosa wieder getroffen. Ich dachte ernsthaft, er würde mich hassen oder verprügeln. Aber er weinte nur und umarmte mich, wie einen alten Freund.“ „Ruffy war schon immer so. Er würde dir wirklich jeden Rotz verzeihen. Er liebt dich einfach zu sehr dafür, als dass er dich hassen könnte.“
Dadan und Sabo sprachen noch eine ganze weile miteinander. Erst spät in der Nacht brach Sabo zu seinem Schiff auf. Doch bevor er ging, suchte er noch die alten Plätze auf, wo er früher mit seinen Brüdern gespielt hatte und dachte an die schöne Zeit zurück, die ihnen keiner mehr nehmen konnte. Noch nicht einmal mehr sein Vater oder die Adligen.
