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Die Grotten von Necrandolas

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Moin Moin,
vllt ist es ja eine gute Entschädigung für die letzten Kapitel, dass dieses hier besonders lang geworden ist ^^ Es wurde allerdings auch sehr oft bearbeitet, ich hoffe es hat dadurch nicht allzu sehr gelitten.
Viel Spaß! :) Komplett anzeigen

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Ein Tag zu Zweit

Draußen wurde es immer dunkler und langsam wurde Harry mürrisch. Wie er vermutet hatte, waren auf einem der Tische Sandwiches und Gläser mit Kürbissaft aufgetaucht, doch keiner der beiden hatte das Essen bisher angerührt.

„Mürrisch, weil du ein heißes Date verpasst, was Potter“, knurrte Severus abfällig, der sich daran gemacht hatte, aus Langeweile die Schränke durchzusehen.

„Ich habe keine heißen Dates“, antwortete Harry ebenso bissig.

„Dann sind dir die Schüler von Hogwarts also nicht gut genug, um sie mit diesem Adjektiv zu betiteln. Sind wohl unter der Würde eines Potters. Reine Spielzeuge zum Wegwerfen.“

Verärgert runzelte Harry die Stirn und sah nach langer Zeit mal wieder zum anderen.

„Da es dich anscheinend brennend interessiert: Ich hab mich ein einziges Mal mit einem Schüler getroffen und da warst du sogar Zeuge von.“

„Stricke nur weiter deine Lügenmärchen“, zischte Severus und knallte eine der Schranktüren etwas zu heftig zu. „Hätte ich euch nicht erwischt, würdest du jetzt behaupten, dass du mit keinem Schüler etwas hattest.“

Wo Harry seine Augenbrauen gerade noch zusammengezogen hatte, zog er sie jetzt nach oben.

„Kann es sein, dass du eifersüchtig bist?“

„Nein, es ist nur so, dass ich schon immer vieles von dir gedacht habe, Potter, aber nie, dass du ein Flittchen wärst.“

Dem Gryffindor blieb der Mund offen stehen.

„Eigentlich müsste ich ja stolz darauf sein, dass du mir eine solch dreiste Lüge abgekauft hast“, zischte Harry. „Aber stattdessen bin ich enttäuscht davon, wie wenig du mich nach all dem immer noch zu kennen scheinst.“

„Das, was ich bisher von dir kennenlernen durfte, reicht aus, um mich festzulegen, dass ich dich gar nicht genauer kennen will“, rief Severus wütend.

„Hast du es immer noch nicht kapiert?!“, stieg Harry vom Tisch herunter und funkelte den anderen an. „Ich sagte gerade, das mit dem Spielzeug war eine LÜGE. L.Ü.G.E. Soll ich dir das aufschreiben?“

„Und was sollte dann die Aktion mit Cornfoot?!“

„Das hatte damit überhaupt nichts zu tun. Es war reiner Zufall, dass sich das so gut ins Bild gefügt hat!“

„Wie zum Teufel soll das nicht zu der Aussage passen, dass du dich an Schüler heranschmeißt?!“

Inzwischen schrien sich die beiden aus zwei Meter Entfernung an, beide in einer Haltung, als würden sie dem anderen gleich an die Gurgel gehen.

„Ich hatte ihn nur um Hilfe bitten wollen. Wir wollten reden, mehr war nie geplant.“

Severus lachte witzlos auf. „Um was für eine Hilfe soll es da gegangen sein? Sollte er dir zeigen, wie man andere Männer auszieht?“

„Nein“, zischte Harry und rang um Beherrschung. „Ich wollte herausfinden, ob ich auf Männer stehe.“

„Ach, natürlich“, spottete der Slytherin. „Und dafür verabredet man sich natürlich zum Vögeln.“

„Wir haben nicht gevögelt“, knurrte Harry gefährlich.

„Verkauf mich nicht für blöd, Potter! Das war doch wohl eindeutig...“

„Wir haben rumgemacht, ja, aber mehr ist da nicht gelaufen und wird es auch nie. Es hatte nichts zu bedeuten, er wollte mir nur helfen mich selbst besser zu verstehen.“

„Wohl eher wollte er sich selbst helfen“, spottete Severus abfällig. „Schließlich hat der berühmte Harry Potter ihn rangelassen, das ist doch der Traum eines jeden schwulen Schülers. Und es schien dir ja genügend gefallen zu haben, um ihm die Klamotten runterzureißen.“

„Es hat mir weniger gefallen, als mir lieb gewesen wäre“, knurrte Harry dunkel.

„Erzähl doch keinen Scheiß, Potter! Warum sollte ich dir glauben, dass da nichts ernstes gelaufen ist? Was hättest du für einen Grund haben sollen ihn abzuwimmeln?!“

„DU warst der Grund!! Selbst wenn ich ihn gewollt hätte, hätte es nicht geklappt, weil ich dich BESCHISSENEN IDIOTEN nicht aus meinem Kopf bekommen hab!!!“

Harrys Worte schienen im Raum geradezu nachzuhallen. Severus waren seine nächsten Worte im Hals stecken geblieben, während er verdattert den Gryffindor anstarrte, der vor Wut zitterte.

„Nenn mich meinetwegen DESWEGEN einen Idioten, dann hättest du ausnahmsweise mal Recht! Da zeigt so ein heißer Kerl wie Cornfoot Interesse an mir und ich habe nichts besseres zu tun, als dabei an ein beschissenes Arschloch zu denken, das mich wortwörtlich dafür hasst, dass ich überhaupt geboren worden bin. Ja, DAS ist idiotisch, ich weiß!!“

Wutschnaubend sah Harry zum Slytherin, der noch immer nichts anderes tat, als ihn anzusehen.

„Aber vielleicht sollte ich das auch positiv sehen, denn so kann kein Mann eine Bindung zu mir aufbauen und läuft dann auch nicht Gefahr wegen mir zu VERRECKEN!!“

Harry wollte gerade wieder anfangen ihn anzuschreien, als Severus erstaunlich leise sagte: „Wer von uns beiden ist jetzt nicht in der Lage, eine Lüge zu erkennen?“

„Du hast mir das nicht zum ersten mal gesagt!“, rief Harry weiterhin laut aus. „Meinst du nicht, dass man irgendwann anfängt das zu glauben?! Ich bin nicht so selbstverliebt wie du denkst, ich mache mir durchaus Gedanken darüber, wenn mich jemand kritisiert. Und es ist verdammt hart sich selbst zu fragen, ob so ein beschissener Bastard wie du nicht vielleicht Recht hat!! Ob ich nicht tatsächlich verflucht und dazu verdammt bin, ALLEINE ZU BLEIBEN!!!“

Nun rief auch Severus wieder: „Du hörst doch sonst nicht darauf, was ich dir sage! Was kann ich dafür, wenn du dir ausgerechnet DAS zu Herzen nimmst?!“

„Oh entschuldige, dass es mich mitnimmt, wenn man mich für den Tod meiner FAMILIE verantwortlich macht!!“, schrie der Gryffindor wutentbrannt und inzwischen mit Tränen in den Augen und zückte, ohne nochmal darüber nachzudenken, seinen Zauberstab.

Der Zauber verfehlte den Slytherin nur knapp und hinterließ ein Loch im Putz der Wand hinter ihm.

„Hast du völlig den Verstand verloren?!“, rief Severus und zückte seinen eigenen Zauberstab.

„Offenbar ja, sonst würde ich mir von dir nicht die Laune verderben lassen!“, rief Harry zurück und schickte einen Stupor los, den Severus ohne Mühe abblockte.

„Wer hat denn mit dem ganzen Scheiß angefangen!“, wütete der Slytherin und ließ einen der Tische zur Seite rücken, sodass Harry unsanft die Beine weggeschlagen wurden.

„DU und zwar im ersten Schuljahr!“, schrie Harry und ließ einen Stuhl auf Severus zusausen, der sich schnell wegduckte. „Mit deinen bekloppten Vorurteilen!“

„Ich habe dich nur auf Abstand gehalten!“

Nun flatterten Bücher aus den Regalen auf Harry zu und umkreisten ihn wie ein Haufen verrückt gewordener Vögel.

„Oh natürlich, ich vergaß!“, rief Harry spöttisch und legte ein Buch nach dem anderen lahm. „Wenn der Herr sich in die Ecke gedrängt fühlt, wirft er mit Beleidigungen um sich. Nur denkt er dabei nicht darüber nach, dass seine Worte jemanden VERLETZEN könnten!!“

Wieder ein Zauber von Harry, den Severus abblockte, doch das war reine Ablenkung vom Gryffindor. Stattdessen richtete er einen der Tische auf, der sich nun senkrecht auf den Slytherin zuschob und dabei ohrenbetäubend über den Fußboden schabte.

„Sagt derjenige, der sich 'neues Spielzeug' suchen wollte!“

Severus hielt den Tisch mit einem weiteren auf, die krachend gegeneinander stießen. Als nächstes belagerte Severus den anderen mit Flüchen, wogegen Harry keine Chance hatte und schnell hinter einen der Tische floh.

„Das habe ich nur gesagt, um mich zu verteidigen!“, rief Harry über das Getöse im Raum hinweg und schickte weitere Flüche am Rand des Tisches vorbei. „Irgendetwas musste ich mir ja zusammenspinnen, um zurückzuschlagen!“

Ohne Mühe blockte der Slytherin sämtliche Flüche und kam schnell näher. Bevor er um den Tisch herum kommen konnte, griff Harry nach einem Kartenhalter und warf sich damit bereits herum, als Severus schon vor ihm stand und ebenfalls nach dem Metallstab griff. Er warf sich mit aller Kraft gegen den Stab und ließ Harry dadurch hart gegen die Wand knallen, Severus nun direkt vor ihm, zwischen ihnen nur der Kartenhalter.

„Und da kommt man ausgerechnet darauf, den anderen als Spielzeug zu betiteln?!“, zischte Severus.

„Ich wusste, dass dich das am meisten treffen würde, schließlich waren das mal deine eigenen Worte!“, knurrte Harry und stemmte sich von der Wand weg, nur um dieses Mal Severus gegen einen Betonpfeiler zu drücken. Nun etwas verzweifelter klingend, rief er: „Es war das einzige, was mir einfiel, um mich zu wehren, um dich zu verletzen, nachdem du mir diese Scheiße reingewürgt hast!“

Keuchend versuchte Severus anfangs noch, sich zu befreien, doch bei Harrys letztem Satz stellte er seinen Versuch ein. Irritiert stellte Harry fest, dass sich die Wut in Severus' Augen in Entschlossenheit verwandelt hatte. Für seinen Geschmack war Severus' Blick viel zu durchdringend, so als würde er genau wissen, was gerade in Harry vorging.

Ernst und erstaunlich beherrscht sagte der Slytherin: „Und dass du dir so einfach die Taten des Dunklen Lords aufdrücken lässt, zeigt nur, dass du sie dir selbst bereits aufbürdest.“

Erschrocken riss Harry die Augen auf.

„Der einzige, der dich als verflucht betrachtet, bist du selbst. Der Dunkle Lord hat deine Familie auf dem Gewissen, nicht du.“

Völlig perplex starrte Harry Severus an, welcher die Gelegenheit nutzte, um Harry zu überrumpeln und ihm die Beine wegzog. Der Gryffindor begann zu straucheln und hielt sich nur noch wegen des Kartenhalters aufrecht, an den sich beide wie verbissen klammerten. Sofort schob Severus den anderen von sich und wieder fand Harry sich an die Wand gedrückt wieder.

Eindringlich schimpfte Severus weiter: „Hör endlich auf sämtliche Verantwortung an dich reißen zu wollen! Die Menschen sterben in diesem Krieg nicht deinetwegen, krieg das endlich in deinen Dickschädel!“

Fassungslos starrte Harry in die schwarzen Augen des anderen, die ernst zurückblickten. Also gab Severus ihm nicht die Schuld am Tod seiner Eltern? Er sah ihn nicht als einen Fluch an? Nein, das tat er nicht, im Gegenteil. Er verteidigte Harry sogar noch vor sich selbst und das, obwohl Harry nicht einmal gemerkt hatte, dass er sich selbst verurteilte. Wie hatte Severus das erkennen können? Konnte der Slytherin ihn tatsächlich so gut durchschauen? Harry brauchte nur in seine Augen sehen, um die Frage mit Ja zu beantworten. Harry hatte durch Necrandolas gelernt Severus zu lesen, da war es nur logisch, dass es andersherum genauso war. Wie töricht von ihm, dass er diese Möglichkeit gar nicht in Betracht gezogen hatte.

Nach Atem ringend, starrten sich die beiden an. Endlich sprach keiner der beiden mehr ein Wort. Harrys Blick hing wie gebannt an diesen schwarzen Augen, die ihn ausgiebig musterten und dabei keinerlei Emotionen verrieten. Die Erkenntnis, dass er für Severus gerade ein offenes Buch war, verunsicherte den Gryffindor komischerweise nicht, im Gegenteil, sie gab ihm Halt und bereitete ihm ein warmes Gefühl von Vertrautheit.

Plötzlich schob Severus den Kartenhalter beiseite und erschrocken ließ Harry ihn ebenfalls los. Noch bevor der Halter klackernd zu Boden gefallen war, hatte Harry bereits die Lippen des Slytherins auf seinen. Völlig überrumpelt riss Harry die Augen auf, doch schon nach kurzer Zeit entspannte er sich wieder und erwiderte den ungewöhnlich fordernden Kuss, während Severus eine Hand in Harrys Nacken legte und ihn näher an sich zog.

Wie sehr der Gryffindor dieses Gefühl doch vermisst hatte. Besitzergreifend schlang er die Arme um den anderen und zog ihn dichter an sich, während er das heftige Kribbeln in seinem Bauch genoss. Sogleich entbrannte ein Zungenkuss, den irgendwie keiner und doch beide begonnen hatten und der Harry aufseufzen ließ. Die Hand des Slytherins wanderte in Harrys Hinterntasche und der Gryffindor grinste in den Kuss hinein. Das fühlte sich doch schon viel richtiger an, als noch vor wenigen Tagen.

Harry klammerte sich regelrecht an den anderen, wollte ihn spüren, schmecken, riechen, er wollte alles von ihm. Er hatte ihn so sehr vermisst, dass es sich anfühlte, als würde sein Herz nun förmlich aufblühen, als würde es ihn beflügeln, sodass er jeden Moment vom Boden abheben müsste. Endlich durfte er das tun, was er wirklich wollte, endlich ließ Severus sich auf ihn ein. Offenbar war Harry nicht der einzige, der den anderen vermisst hatte, denn Severus setzte so viel Leidenschaft in den Kuss, dass es Harry den Atem raubte. Noch nie hatte er den anderen so besitzergreifend erlebt.

Besagter Slytherin löste den Kuss, nur um sich unter Harrys Ohr hinabzuküssen. Der Gryffindor schloss genießerisch die Augen, keuchte atemlos, ließ seine Hände zu Severus' Schulterblättern hinaufwandern und verkrallte sich dort im Stoff.

„Du Idiot“, flüsterte Severus halbherzig zwischen zwei Küssen, was Harry schmunzeln ließ.

„Das kann ich nur zurückgeben“, antwortete er und keuchte überrascht auf, als Severus ihn tatsächlich biss.

„Wenn ich dich auch nur einmal noch mit Cornfoot reden sehe...“, knurrte der Slytherin bedrohlich, während er Harry besitzergreifend an sich zog.

Zu gerne hätte Harry den anderen damit aufgezogen, dass er so eifersüchtig war, doch die Art, wie der Slytherin deutlich machte, dass Harry ihm gehörte, lies den Gryffindor erregt erschauern und jeder Gedanke an seinen Spott war wie weggefegt. Harry war absolut machtlos, zerfloss geradezu in den Armen des anderen und obwohl das eine völlig neue Seite am Slytherin war, gab Harry sich dem nur zu gerne hin.

Er ließ eine Hand zur Robe wandern und knüpfte sie von unten bis zur Hälfte auf, damit er mit der Hand darunterschlüpfen konnte. Ein weiterer Knopf vom Hemd reichte aus, damit Harry endlich über die warme Haut streichen konnte. Severus hingegen lockerte ungeduldig Harrys Krawatte, um so viel Haut wie möglich küssen zu können. Genüsslich leckte er über Harrys Halsbeuge, welcher unwillkürlich erschauderte und sich etwas hilflos an Severus klammerte. Seine Knie wurden so weich, dass Harry glaubte, nicht mehr lange stehen zu können, doch der Arm des Slytherins, der sich um seine Hüfte schlang, bot dem Gryffindor genügend Halt. Verdammt, war das heiß!

Hoffentlich hatte Severus nicht vor, in Zukunft jeden Streit so zu beenden, denn Harry konnte schon lange nicht mehr geradeaus denken und würde nun zu allem Ja und Amen sagen, nur damit der Slytherin nicht aufhörte. Langsam begann Harry sein Becken gegen Severus' zu bewegen und als der Tränkemeister sich zusätzlich mit Zunge und Zähnen wieder nach oben zu Harrys Ohr vorarbeitete, gab Harry ein unterdrücktes Seufzen von sich. Begehrlich wanderte Harrys Hand über den Körper des anderen, der Harrys Lippen erneut hungrig in Besitz nahm. Harry seufzte in den Kuss, ehe sich ein leichtes Grinsen auf seine Lippen schlich. Sanft ließ er seine Fingerspitzen an Severus' Bauch entlangwandern, bis er grinsend zu seiner Seite strich. Wie erwartet erschauderte der Slytherin und als Harry es ein zweites Mal wagte, griff Severus knurrend nach Harrys Handgelenk. Leise kicherte Harry auf, was Severus mit einem weiteren Kuss unterband. Dieser Kuss war viel sanfter und liebevoller, als der vorherige und langsam ließ Severus ihn ausklingen, ehe er seine Stirn an Harrys legte.

Sie schnappten nach Luft, während Harry spürte, wie Severus versuchte herunterzukommen. Fragend sah Harry zum anderen, der nun langsam seine Augen öffnete und den Blick erwiderte.

„Was machen wir hier schon wieder?“, flüsterte Severus ernst, was nun auch das Lächeln aus Harrys Augen verschwinden ließ.

Der Gryffindor schluckte, ehe er antwortete: „Ich weiß nicht. Etwas, dass sich... richtig anfühlt, schätze ich.“

„Aber das ist es nicht“, sagte Severus und löste sich vom anderen, um ihn ernst anzusehen. „Und das weißt du genauso gut wie ich.“

Harry seufzte auf, strich sich fahrig durchs Haar und mied den Blick des anderen. Das war ja klar gewesen. Die Enttäuschung und der Schmerz, der ihn gerade erfüllte, durfte auf keinen Fall von Severus gesehen werden. Er musste sich zusammenreißen. Der ernste Blick des Slytherins wirkte wie eine eiskalte Dusche, sodass Harry nun kalt erschauderte, wo ihm eben noch viel zu heiß gewesen war. Severus konnte ihn doch nicht erst so scharf machen, nur um ihm dann solch eine Abfuhr zu verpassen!

„Ein bisschen unfair, findest du nicht?“, konnte Harry sich den bissigen Ton nicht verkneifen.

„Ich habe dir schonmal gesagt, dass das Leben nicht fair ist“, murrte Severus und knüpfte seine Robe zu.

„Du kannst doch nicht einfach...“, wollte Harry bereits protestieren, doch Severus unterbrach ihn energisch.

„Ich habe bereits eine Verwarnung von Dumbledore bekommen.“

Die weiteren Worte blieben Harry im Hals stecken.

„Was?“, fragte er sprachlos. „Aber... wie... was...“

„Was weiß ich wie und was“, knurrte der Slytherin. „Aber ich weiß, dass Dumbledore erschreckend viel von dem mitbekommt, was hier in diesen Schlossmauern passiert und ich werde kein Risiko eingehen.“

Severus hatte mit so viel Entschlossenheit gesprochen, dass Harry ihm nicht widersprach. Er sah nur in diese schwarzen Tiefen, die vorhin noch so warm gewirkt hatten und nun wieder keinerlei Emotionen zeigten. Genau dieser Blick war Severus' stärkste Waffe gegen den Gryffindor. Was hatte es noch für einen Sinn zu kämpfen, wenn Severus seine Mauern hochgezogen hatte?

Erneut schluckte der Gryffindor und murmelte: „Ich versteh schon.“

Murrend schob er sich am anderen vorbei und knurrte verdrießlich: „Wer spielt hier jetzt mit wem?“

Kurz zögerte der Slytherin, doch nach einer Schrecksekunde, ächzte er: „Sei nicht albern, Potter.“

Das war zu viel. Harry hatte sich zurückhalten wollen, doch bei diesem Kommentar klingelten ihm die Ohren. Mit wütendem Blick wirbelte er zum Slytherin herum.

„Albern?! Der einzige, der sich hier albern aufführt, bist du! Gerade bist du noch über mich hergefallen und jetzt willst du sowohl mir als auch dir selbst weiß machen, dass zwischen uns nichts läuft?! Dumbledore ist eine Sache, aber es ist eine andere so zu tun, als wäre ich dir völlig egal!“

Genervt wandte Severus sich dem Gryffindor zu und fragte betont sarkastisch: „Willst du von mir etwa ein Liebesgeständnis hören?“

„Nein, d-darum geht es mir überhaupt nicht!“, ließ Harry sich bei dem Kommentar für einen winzigen Moment aus dem Konzept bringen. „Ich will nur, dass du endlich aufhörst krampfhaft so zu tun, als wäre da nichts!“

„Und was dann?!“, rief Severus angriffslustig zurück. „Angenommen ich würde deinem Wunsch entsprechen, was hättest du davon?!“

„Ich... Ich wüsste dann wenigstens, woran ich bin!“

„Falsch! Du wüsstest dann nur, woran du theoretisch sein könntest, es aber nicht sein kannst, weil es die Umstände nicht zulassen!“, erwiderte Severus scharf und skeptisch zog Harry die Augenbrauen hoch. „Was also findest du so verlockend daran zu wissen, was theoretisch zwischen uns sein könnte, wenn es ohnehin nie Realität werden kann?!“

Völlig sprachlos starrte Harry den Slytherin an. Irgendwie hatte Harry erwartet, dass Severus sich irgendwelche haarsträubenden Ausreden ausdenken würde, mit denen er sein dämliches Verhalten begründen konnte, doch mit so einem Argument hatte er nicht gerechnet.

Mit etwas kratziger Stimme fragte Harry ruhig: „Hältst du es denn für so theoretisch?“

Ächzend strich Severus sich durchs Haar und antwortete erschöpft: „Verdammt, Potter, du weißt genau, dass es tausend Gründe gibt, wieso es immer theoretisch bleiben wird. Muss ich dir das wirklich auch noch aufzählen?“

Etwas geknickt senkte Harry den Blick und biss sich auf die Lippe. Er traute Severus durchaus zu, dass er tatsächlich tausend Gründe fand. Weil er krampfhaft nach welchen suchte. Was für einen Sinn hatte es dann noch, diese Diskussion weiterzuführen... wenn Severus offenbar kein Interesse daran hatte, irgendwelchen 'theoretischen' Gefühlen jemals nachzugeben?

Ruhig und entschlossen sah Harry erneut auf. Einen Versuch musste er noch starten.

„Nein, musst du nicht. Das einzige, was ich von dir hören will, ist, welchen wahren Grund du versuchst hinter diesen tausend Gründen zu verstecken.“

„Was?“, fragte Severus verdattert nach und für einen winzigen Moment konnte Harry Panik in seinen Augen aufblitzen sehen, doch der Slytherin hatte sich schnell wieder im Griff. „Was reimst du dir denn jetzt schon wieder für einen Blödsinn zusammen, Potter? Wenn du ernsthaft drüber nachdenken würdest, würden selbst dir mit Sicherheit sofort mindestens drei ernstzunehmende Gründe einfallen.“

„Danach frage ich dich aber nicht, sondern nach deinem ganz persönlichen einen Grund“, blieb Harry stur, doch ein zweites mal tauchte das verdächtige Flackern nicht mehr in Severus' Augen auf.

Stattdessen verteidigte Severus sich vehement: „Es gibt viele Gründe, denen ich gleichviel Bedeutung beimesse, Potter! Und die du ebenso ernst nehmen solltest, statt mal wieder zu versuchen, mit dem Kopf durch die Wand zu rennen!“

„Ich nehme sie ernst! Mich regen auch gar nicht die Gründe auf, sondern dass du dich feige hinter ihnen versteckst!“, zischte Harry mit unterdrückter Wut. „Statt einfach mal ehrlich zu sein, verstrickst du dich immer weiter in Verleumdungen und merkst gar nicht, dass du dich schon längst verraten hast!“

„Ach, und was soll ich deiner Meinung nach schon längst verraten haben?“, ächzte Severus im schon beinahe gelangweilten Tonfall.

„Dass da sehr wohl etwas zwischen uns ist“, erwiderte Harry ruhig und behielt den Slytherin genau im Auge, doch dessen Maske saß perfekt. „Mag sein, dass es nur 'theoretisch' ist, aber dann ist es doch erst Recht kein Beinbruch, wenn du wenigstens einmal zugeben würdest, dass ich dir nicht egal bin, oder? Was ist daran so schwer, es einmal ehrlich auszusprechen?“

„Ich wiederhole mich nur ungern, aber was hättest du davon?“

„Hör auf mir schon wieder auszuweichen. Sag es doch einfach.“

„Du würdest nur...“

„Sag es einfach.“

Schweigen breitete sich aus, in dem sich die beiden einfach nur anstarrten. Severus' Blick blieb stur und nach einigen Momenten ließ Harry seufzend zu Schultern fallen. Der Slytherin schien sich nichtmal überwinden zu wollen, denn in seinen schwarzen Augen war kein Funke eines inneren Kampfes zu sehen und das enttäuschte Harry mehr, als die Stille an sich. Wenn Severus einfach nur Probleme damit hätte, über Gefühle zu sprechen, wäre das eine Sache gewesen, aber so... das Problem lag nicht beim Können, sondern beim Wollen und das schmerzte.

„Schon gut. Vergiss es einfach“, gab Harry den Kampf auf und wandte sich lieber schnell ab.

Severus musste nun wirklich nicht sehen, was gerade in ihm vorging. Er kehrte dem Slytherin den Rücken zu und setzte sich auf einen Tisch, der nahe am Fenster stand.

Leise brummte er noch: „Es ist dir aber hoffentlich klar, dass selbst bei dieser theoretischen Überlegung reale, praktische Gefühle im Spiel sind.“

„Dir muss aber dafür klar sein, dass das überhaupt nichts ändert“ erwiderte Severus erstaunlich ruhig. „Es gibt einfach äußere Einflüsse, die so etwas wie Gefühle irrelevant werden lassen. Wenn du nicht so stur wärst, würdest du das verstehen.“

„Hm“, brummte Harry nur verdrießlich als Antwort und verschränkte die Arme auf den Knien, während er aus dem Fenster starrte.

Da das Gespräch damit beendet war, ging Severus zum Pult zurück und schnappte sich eines der Sandwiches vom Teller, einfach nur, um etwas zu tun zu haben. Doch die ideale Ablenkung war es nicht gerade und so saßen beide einfach nur stumm da, den halben Raum zwischen sich, während es sich eher wie die halbe Welt anfühlte.

Harry hatte alle Hände voll damit zu tun, das Gefühlschaos in seinem Inneren in den Griff zu bekommen. Innerhalb kürzester Zeit hatten sich so viele gegensätzliche Emotionen an die Oberfläche gekämpft, dass es den Gryffindor überforderte. Am liebsten wäre er einfach nur weiterhin wütend geblieben, doch dafür hatte ihm der Schmerz der Zurückweisung die Kraft genommen. Momentan fühlte er sich einfach nur noch emotional erschöpft und so ließ er es zu, dass die Trauer die Überhand gewann.

Es verging eine lange Zeit des Schweigens, in der Harry schließlich dazu überging, die Sterne durch das Fenster zu beobachten. Seine Gedanken wurden dabei deutlich ruhiger und er war wieder in der Lage rational zu denken. In einem Punkt musste Harry Severus Recht geben: Wenn Dumbledore ihn bereits verwarnt hatte, mussten sie vorsichtig sein. Auf keinen Fall wollte Harry Schuld daran sein, dass Severus ernsthafte Probleme bekam. Und wenn Dumbledore herausgefunden hatte, was zwischen ihnen geschehen war, dann war es sicherlich auch ein leichtes für ihn, sie weiterhin zu beobachten.

Dennoch weigerte Harry sich, ihre Situation einfach so hinzunehmen. Severus konnte so viel von Theorie labern wie er wollte, dieser regelrechte Überfall vorhin war ein eindeutiges Zeichen dafür, dass Severus etwas für ihn empfand. Was genau wusste Harry zwar nicht, aber da war definitiv etwas. Und das wollte der Gryffindor auf keinen Fall ignorieren, sondern dafür kämpfen. Die Frage war nur wie. Naja, für den Anfang sollten sie wohl ihr Kriegsbeil begraben und sich wieder vertragen. Mussten sie eh, wenn sie je wieder hier herauskommen wollten. Und die direkte Konfrontation schien eh nicht zu funktionieren, sonst hätte Severus nicht so eisern geschwiegen. Also blieb Harry wohl nichts anderes übrig, als sich langsam heranzutasten. Er musste die Vertrautheit, die sie seit Necrandolas hatten und die sie in ihrem Streit aufs Spiel gesetzt hatten, wieder aufnehmen. Geduld. Er musste Geduld mit Severus haben und seine eigenen Wünsche und Gefühle erstmal zurückstecken. Leichter gesagt als getan.

Nach einer halben Ewigkeit gab der Gryffindor sich also einen Ruck, schlenderte zum Pult herüber und schnappte sich ein paar der Weintrauben vom Teller. Severus schenkte ihm einen kurzen, skeptischen Blick und ihm schien bereits der nächste bissige Kommentar auf der Zunge zu liegen, doch erstaunlicherweise verkniff der Slytherin sich den. Offenbar nahm auch er sich zusammen, damit kein neuer Streit entbrannte. Harry lehnte sich an den Tisch, an dem Severus saß und ließ seinen Blick durch den vollkommen demolierten Raum schweifen.

„Vielleicht sollten wir hier ein wenig Ordnung schaffen“, sagte er mit schlechtem Gewissen.

„Vielleicht überlassen wir das aber auch Syndia.“

„Okay, klingt gut.“

Wieder entstand eine lange Pause, die deutlich machte, dass keiner der beiden Interesse an einem Streit hatte, sie aber auch nicht wussten, was sie mit dem anderen anfangen sollten. Schließlich sah Harry stirnrunzelnd zur Tür.

„Meinst du wir würden die inzwischen aufkriegen?“

„Wenn, dann nur zusammen“, erwiderte der Slytherin und als Harry ihn fragend ansah, erhob er sich und ging zur Tür. „Hand her.“

Unsicher ging Harry auf den anderen zu und gab ihm wie gefordert seine Hand, der sie auf seine eigene legte. Dann griff Severus vorsichtig zusammen mit Harry nach dem Türgriff und tatsächlich konnte er ihn berühren, ohne sich zu verbrennen. Mit klopfendem Herzen sah Harry zu, wie Severus die Türklinke hinunterdrückte... und nichts passierte.

„Ach komm schon!“, rief Severus wütend aus und rüttelte an der Tür, doch nichts tat sich. „Der Zauber müsste so gelöst werden können.“

„Anscheinend haben wir uns noch nicht genug vertragen.“

„Offensichtlich“, murrte der Slytherin und ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen, während er der Tür mörderische Blicke zuwarf. „Wenn ich Syndia in die Finger kriege.“

„Verfluchen wir sie abwechselnd?“, schlug Harry vor, setzte sich wieder auf den Tisch vor Severus und naschte weiter von den Weintrauben.

„So einfach ist das bei ihr nicht.“

„Na dann solltest du mich aufklären, bevor ich die Chance dazu habe auf sie loszugehen.“

„Um ganz sicher zu gehen, dass sie sich nicht wehrt, müssten unbeteiligte in der Nähe sein, damit sie ihre Aura nicht einsetzt. Aber sie offen im Flur anzugreifen, wenn Schüler dabei sind, ist auch nicht gerade empfehlenswert“, erklärte Severus nüchtern.

„Hm“, nickte Harry weiterhin grübelnd und sah dann auf den Teller. „Du solltest dir langsam was von den Weintrauben nehmen, bevor ich alle wegfuttere.“

„Ich mag keine Weintrauben“, murrte der Slytherin und Harry zog die Augenbrauen hoch.

„Magst du denn auch keinen Wein?“

Verständnislos sah Severus auf und fragte: „Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun?“

„Ähm... Weintrauben?“

„Du hast noch nie in deinem Leben Wein getrunken, was?“, meinte der Slytherin trocken.

Der Gryffindor fühlte sich ertappt, doch war er nicht bereit das auch zu zeigen.

„Na und? Der wird trotzdem daraus gemacht.“

„Und trotzdem schmeckt es vollkommen anders“, murrte der andere.

„Ich hab schon Traubensaft getrunken“, fiel Harry da wieder ein und Severus starrte ihn an.

„Ich gratuliere“, erwiderte er nur monoton und sah für sich das Gespräch als beendet an.

Doch nach einem kurzen Schweigen sagte Harry: „Alsoooo... magst du Wein?“

Unwillkürlich verdrehte Severus die Augen und stöhnte genervt auf. „Jaa. Könnten wir diese absolut sinnlose Unterhaltung bitte beenden?“

„Wieso? Wir haben doch ohnehin nichts besseres zu tun.“

„Wir könnten darüber nachdenken, wie wir diese blöde Tür aufbekommen“, knurrte der Tränkemeister.

„Tu ich doch schon“, zuckte Harry die Schultern. „Das mache ich nebenbei.“

„Damit kommen wir aber nicht weit, weil du ja schon bei hundertprozentiger Konzentration selten zu guten Ideen kommst.“

„Hey“, beschwerte sich der Gryffindor. „Ich hatte schon viele gute Ideen und das meist sogar mitten in Stresssituationen.“

„Achja? Davon habe ich im Unterricht bisher aber wenig gesehen.“

„Dann stresst du mich wohl zu wenig.“

„Sieht so aus. Ich werde mich künftig mehr anstrengen.“

„Gut.“

Beide sahen sich einen langen Moment herausfordernd an, als wären sie in einem Wettkampf darum, wer als erstes aufgab und eine Regung in der Mimik zeigte.

Schließlich zog Harry auch noch eine seiner Augenbrauen hoch, woraufhin Severus trocken kommentierte: „Du kannst es immer noch nicht.“

Gespielt gefrustet seufzte Harry und gab auf.

„Irgendwann“, prophezeite er geheimnisvoll, wofür er nur einen skeptischen Blick kassierte.

„Träum nur weiter.“

„Ich bin gerne ein Träumer.“

„Aber bitte nicht in meinem Unterricht.“

Wieder entstand eine Pause und Harry sah grübelnd zur Tür.

„Der Unterricht“, kam ihm plötzlich die Erkenntnis.

„Was?“, fragte der Tränkemeister skeptisch.

„Unser Streit hat im Unterricht angefangen“, erklärte Harry. „Vielleicht will Syndia, dass wir über den Grund für diesen Streit reden.“

Eine Augenbraue hochziehend grummelte der Slytherin: „Du meinst darüber, dass du dich unmöglich benommen hast.“

„Das habe ich nur, weil du mir aus dem Weg gegangen bist“, protestierte Harry. „Ich wollte dich dazu zwingen mir Nachsitzen zu geben.“

„Dir ist schon klar, dass du der einzige Schüler bist, der Nachsitzen haben will, oder?“, erwiderte Severus spöttisch.

„Den anderen war bereits aufgefallen, dass du mich nur noch mit Samthandschuhen angefasst hast“, zog Harry verärgert die Augenbrauen zusammen. „Irgendetwas musste ich da doch gegen tun.“

„Das ist doch nur eine Ausrede“, blaffte der Slytherin. „In Wahrheit warst du beleidigt, weil ich dich ignoriert hab.“

„Nein, das... ich meine...“, suchte Harry nach einer Antwort, ehe er bissig zugab: „Mag sein. Aber trotzdem fingen die anderen an, unser Verhalten verdächtig zu finden.“

„Hast du auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht, warum ich dir kein Nachsitzen mehr gegeben hab?“, zischte der Slytherin mit zu Schlitzen gewordenen Augen.

„Weil du mir aus dem Weg gegangen bist!“

„Und warum?!“, sprang Severus verärgert auf.

„Was weiß ich warum“, wetterte Harry und machte eine weite Geste mit dem Arm. „Du verhältst dich oft so kindisch, wie soll ich das bitte nachvollziehen können?!“

„Der einzige, der hier kindisch ist, bist du!“, rief Severus. „Du denkst nicht über Folgen nach und handelst so, wie es dir gerade passt. Und genau aus dem Grund, wollte ich dich nie wieder mein Büro betreten lassen!“

„Dachtest du etwa, ich würde einfach über dich herfallen?“, fragte Harry verständnislos.

„Ich dachte, du würdest die einfache Tatsache ignorieren, dass hier meine Freiheit auf dem Spiel steht“, zischte Severus erbost. „Wir hatten alles im Krankenflügel geklärt und trotzdem bist du nach dem Unterricht wieder auf mich zugekommen. Wie hätte ich denn sonst reagieren sollen, wenn du offenbar nicht den Ernst der Lage erfassen konntest?!“

Erstaunlich ruhig sah Harry zum anderen, der ihn böse anfunkelte und offenbar auf eine Antwort wartete, die er sofort wieder niederschmettern könnte.

Harry hob leicht die Arme und sagte: „Wir sind doch jetzt auch hier alleine. Tu ich irgendwas unvernünftiges?“

„Ab und zu hast auch du mal deine hellen Momente“, knurrte der Slytherin und setzte sich wieder hin. „Wer weiß, wann das wieder aussetzt.“

Beinahe schmollend starrte er Richtung Tür und ignorierte den Gryffindor, der aufseufzte.

„Ich hatte nicht vor dich irgendwie wieder herumzukriegen“, erklärte er ruhig. „Dieser Kuss war nur... ein Test für mich selbst.“

„Das hattest du bereits erwähnt“, grummelte der andere weiter. „Du testest gerne, ob ich mich auf dich einlasse oder nicht.“

„Nein, darum ging es nicht.“

„Sondern?“, sah Severus ihn mit herausfordernd funkelnden Augen an.

Harry zögerte, da er nicht wusste, was er antworten sollte. Die Wahrheit war ihm da nun doch etwas zu viel.

„Es ging da um mich selbst“, versuchte er auszuweichen. „Wie ich schon gesagt hatte, das mit Cornfoot war auch... ich musste mir einfach über ein paar Dinge klar werden.“

Der Slytherin musterte Harry, um in seinen Augen irgendein Anzeichen von einer Lüge zu entlarven. Schließlich unterbrach er den Blickkontakt und antwortete nur mit einem kurzen „Hm“, was Harry als Zeichen dafür verstand, dass Severus ihm endlich glaubte.

Als Harry bereits damit anfing, auch noch die letzten Weintrauben zu vernaschen, sagte der Tränkemeister: „Was hältst du davon, wenn ich dir im Unterricht Nachsitzen gebe, das nur als Tarnung für den Okklumentikunterricht dient?“

Überrascht sah Harry auf, doch Severus schien es tatsächlich ernst zu meinen.

„Ach stimmt, den müssen wir ja auch mal anfangen“, erwiderte der Gryffindor leise und schob sich eine Weintraube in den Mund, eher er nickte. „Ist gut. Zwei Probleme mit einem Schlag gelöst.“

„Gut“, sagte Severus knapp, ehe er spöttisch hinzufügte: „Sind nun alle Probleme des werten Herren geklärt?“

Harry wusste, dass dieser Spott reiner Selbstschutz war und so nahm er ihm das nicht übel.

„Fragen wir die Tür“, grinste Harry schief.

„Also schön“, stand Severus auf und Harry folgte ihm zur Tür.

Ohne zu zögern, legte Harry seine Hand auf die des anderen und gemeinsam griffen sie nach der Türklinke. Severus drückte sie herunter und tatsächlich: Die Tür sprang auf.

Etwas zögerlich lugten die beiden in den Flur, der komplett dunkel und menschenleer war. Kein Wunder, es war auch mitten in der Nacht.

„Sie hatte nichtmal den Anstand auf uns zu warten“, knurrte der Slytherin und verließ endgültig den Raum.

„Vielleicht dachte sie, dass wir noch länger brauchen würden.“

„Dir ist schon bewusst, dass wir über zwölf Stunden da drin waren, oder?“, zog Severus skeptisch eine Augenbraue hoch.

„Ja“, antwortete Harry unbeirrt. „Für unsere Verhältnisse ging das doch flott, meinst du nicht?“

Der Slytherin gab ein Grummeln von sich, das Harry weder als Zustimmung noch als Ablehnung identifizieren konnte, und so grinste er nur als Antwort.

„Na dann, bis in ein paar Stunden in aller Frische im Unterricht, Potter“, spottete der Slytherin und wandte sich ab, um in die Kerker zu gehen.

„Kannst du mich nicht wenigstens zum Turm bringen?“, rief Harry ihm nach. „Was ist, wenn ich dabei erwischt werde, wie ich nach Sperrstunde im Schloss herumgeistere?“

„Dein Problem, Potter“, rief Severus, ohne sich auch nur umzudrehen und verschwand um die nächste Ecke.

„Pfe“, machte Harry beleidigt und setzte sich ebenfalls in Bewegung.

Dennoch musste er anfangen zu grinsen. Das war mal wieder typisch Severus.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das ganze hat sich sicherlich anders entwickelt, als ihr erwartet hattet, was? ^^ Ich muss zugeben, das Kapitel war sehr schwierig zu schreiben, weil ich zwar wusste, wo ich hin will, aber nicht wusste, wie ich das anstellen soll :D Deswegen ist es auch so lang geworden. Eigtl hätte es sogar noch mehr Text gebraucht, um alles einigermaßen glaubwürdig zu machen, aber ich wollte keine zwei Kapitel draus machen.
Bis Donnerstag! ^^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Salatgurke
2016-10-18T19:06:54+00:00 18.10.2016 21:06
Ganz ehrlich?
Snape hat Harry geküsst!
Seitdem schwebe ich auf Wolke sieben XD
Voll süß geschrieben :)

Aber ich weiß ja nicht, aber hat Dumbledore den beiden nicht sozusagen einen Freifahrtsschein gegeben?
Solange er nichts sieht?
Er ist ja nicht ständig neben Ihnen.
Er weiß es ja nur.

Und ganz ehrlich?!
Für die Liebe würde ich die Arbeitsstelle oder bwz die Schule wechseln XD
Habe ich das schon mal geschrieben?

Aber endlich haben die beiden sich vertragen...
Das war ja kaum noch auszuhalten v.v

Freue mich auf Do ;)
Antwort von:  -wolfsmoon-
20.10.2016 12:19
Ich hatte befürchtet, dass jeder Dumbledore nun durch Snapes Aussage falsch verstehen würde, aber anscheinend hat es wenigstens einer gemerkt, Danke :D Dumbledore weiß um ihre Gefühle und hat gesagt, dass er ihnen nicht im Wege stehen will, hat aber auch gesagt, dass er ihnen nicht helfen könnte, wenn jemand sie erwischen würde, weshalb sie lieber warten sollten. Diese Aussage hat Severus sich jetzt zu einer Ausrede zurechtgedreht, sprich er hat Harry da nur die halbe Wahrheit gesagt. ^^
Von:  Im_Whats_Left
2016-10-17T14:28:02+00:00 17.10.2016 16:28
ahaha :D die zwei... unbelehrbar. Mal schauen, wann die beiden auf den Trichter kommen, dass sie ja nur bis zu Harrys Abschluss warten müssten... Aber so wie wir unsere beiden Pflaumen kennen, dauert das. Bin vor allem gespannt, ob Severus im Okklumentikunterricht das "Date" findet... öhöhöh. Könnte interessant werden :D
Antwort von:  -wolfsmoon-
20.10.2016 12:15
Mit Harrys Abschluss würden Severus zumindest langsam die Ausreden ausgehen XD Das Date findet er nicht, aber ich hoffe, der Okklumentikunterricht wird auch so interessant genug ^^
Von:  Roxi_13
2016-10-17T12:16:37+00:00 17.10.2016 14:16
Na endlich
Ich dachte schon die beiden vertragen sich überhaupt nicht mehr
Bei dem langen Streit
Gepriesen sei Syndia für diese Idee
Wenn sich Severus nur nicht immer noch so stur stellen würde und seine Gefühle für Harry zulassen würde , wäre es doch fast schon perfekt
Aber wir wollen ja nicht hetzen und allem seine Zeit lassen

Bin schon gespannt wie es weiter geht

LG
Roxi_13
Antwort von:  -wolfsmoon-
20.10.2016 12:13
Alles auf einmal wäre in der Tat unrealistisch gewesen ^^ Zumindest wenns um Severus geht XD


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