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Die Grotten von Necrandolas

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Moin Moin,
da bin ich wieder mit einem neuen Kapitel ^^ Ich hab zwar das Gefühl, dass es einen recht geringen Informationsgehalt hat, aber ab und zu kann man sowas wohl nicht vermeiden.
Viel Spaß! :) Komplett anzeigen

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Der Beobachter

„Hier sind sie“, legte Hermine die Tagespropheten der letzten Wochen auf Harrys Bett, die der Gryffindor angefordert hatte. „Bist du sicher, dass du dir das antun willst?“

„Ich will wissen, was sie über Severus geschrieben haben“, erklärte Harry ungeduldig und schnappte sich sogleich die erste Zeitung.

„Severus?“, rümpfte Ron die Nase und sah seinen Freund verwundert an.

Der Schwarzhaarige sah auf und suchte nach Worten, um sich zu erklären. Doch für so etwas hatte er jetzt keine Geduld und winkte unwirsch ab, nur um dann wieder hinter der Zeitung zu verschwinden. Bereits der erste Prophet nach ihrem Verschwinden trug die Schlagzeile „Harry Potter verschwunden! Ministerium hält ihn für todgeweiht“. Natürlich hielten sie es nicht für wichtig auch Severus in den Titel einzubauen. Ächzend blätterte Harry die genannte Seite auf.

 

„Gestern Abend verkündete das Ministerium, Harry Potter und Severus Snape seien durch einen Unfall im geheimnisvollen Necrandolas gelandet. Necrandolas ist ein unterirdisches Labyrinth, das vor Jahrhunderten erbaut wurde, um Verbrecher dort ihre Strafe verrichten zu lassen. Den Sagen zufolge hat noch nie ein Mensch diese Tunnel lebend verlassen. Harry Potter gelangte durch einen Portschlüssel in dieses Labyrinth, der versehentlich in seine Hände gelangte. Augenzeugen berichten, dass Severus Snape zu unserem Helden geeilt war und mit dem Portschlüssel mitgezogen wurde. „Es passierte auf einem Trödelmarkt“, erzählt uns eine nette, alte Dame aus Hogsmeade. „Da stand allerhand Gerümpel herum und plötzlich entstand ein fürchterliches Geschrei. Ich konnte nicht viel sehen, weil auf einmal tierisch herumgeschubst wurde, doch dann sah ich, wie Harry Potter und dieser Mann plötzlich verschwanden. Eine Frau kam angerannt, aber die war nicht bereit uns zu sagen, was passiert war. Sah völlig fertig aus die Arme.“ Bei der beschriebenen Frau handelt es sich um Syndia Levin, geborene Snape und Severus Snapes Schwester. Auch nach mehrmaligen Anfragen war sie nicht bereit mit uns zu kooperieren und Informationen preiszugeben. Auch das Ministerium hält sich bisher bedeckt. Auf die Frage hin, warum sich solch ein Portschlüssel zwischen Trödel befand, erhielten wir keine aussagekräftige Antwort. Auch als wir erfahren wollen, was das Ministerium unternehmen wird, um Harry Potter zu retten, wird uns ausgewichen. Wir kommen also zu der Erkenntnis, dass Zaubereiminister Scrimgeour keine Möglichkeit findet, unserem Helden zu helfen. Mochten die Tage bisher düster gewesen sein, so werden sie jetzt noch dunkler ohne unseren Hoffnungsschimmer Harry Potter.“

 

Harry war erstaunt. Der Bericht legte keine verrückten Theorien auf den Tisch, sondern blieb mal bei der Wahrheit. Oder hatte das Ministerium Druck gemacht? Durchaus wahrscheinlich, allein schon weil Voldemort mit keinem Wort erwähnt wurde. Der positive Eindruck wurde jedoch mit dem nächsten Propheten wieder zerstört. Auf dem Titelblatt war Rita Kimmkorn zu sehen und darüber stand „Der Fall Harry Potter. Unfall oder Absicht? Kimmkorn äußert ihre Vermutungen“. Mit einem genervten Augenverdrehen blätterte Harry um und machte sich auf das schlimmste gefasst.

 

„Drei Tage ist es her, dass unser großer Held Harry Potter von der Bildfläche verschwunden ist. Zaubereiminister Scrimgeour liefert keine neuen Informationen und langsam kommen Zweifel an der Geschichte auf. „Es gibt viele Ungereimtheiten in der Geschichte, die das ganze unglaubwürdig erscheinen lassen“, berichtet uns Rita Kimmkorn. Als wir nachfragen, weiß sie gar nicht wo sie anfangen soll. „Zunächst einmal frage ich mich, warum plötzlich ein Portschlüssel zu einem Labyrinth in Harry Potters Hände gelangen sollte, welches seit vielen vielen Jahren nicht mehr genutzt wurde. Tatsächlich ist das alles schon so lange her, dass der Großteil der Bevölkerung dieses Necrandolas überhaupt nicht mehr kennt. Da ist es schon seltsam, dass ausgerechnet Potter einen Zugang dazu finden soll.“ Als wir fragen, was sie glaubt, was wahrscheinlich passiert ist, erzählt sie geheimnisvoll: „Findet ihr es nicht auch merkwürdig, dass ausgerechnet Severus Snape mit verschwunden ist? Das Ministerium behauptet, er habe Potter retten wollen, doch warum sollte er das tun? Es ist ein offenes Geheimnis, dass die beiden sich auf den Tod nicht ausstehen können und apropos Tod: Wir sollten nicht vergessen, dass Severus Snape ein Todesser war, der freigesprochen wurde. Ich war damals persönlich bei seiner Anhörung dabei. Severus Snape hat offen zugegeben ein Todesser zu sein und nur durch Dumbledores Schutz hatte er das Glück, nicht in Askaban zu landen.“ Bei unserer Frage, ob sie meint, dass Severus Snape Schuld an Potters Verschwinden sei, lacht Rita erheitert auf. „Aber natürlich steckt er dahinter. Es ist ziemlich offensichtlich, dass Severus Snape den Jungen entführt hat. Mit ziemlicher Sicherheit hat er ihn zu seinem Herren gebracht und ist jetzt selbst bei ihm oder auf der Flucht. Das Ministerium verkauft uns diese Geschichte mit dem Labyrinth nur, weil Dumbledore Snape mal wieder in Schutz nimmt und die Sache vertuschen will.“...“

 

Mit einem Knurren legte Harry die Zeitung beiseite. Dass Severus keine Beachtung geschenkt wird, hatte er schon vermutet, aber dass er jetzt der Täter gewesen sein soll? Und dass sie nie in Necrandolas gewesen sein sollen? So etwas schaffte wirklich nur Kimmkorn zu vermarkten.

Seine beiden Freunde hatten Harry die ganze Zeit beim Lesen beobachtet und befürchteten offensichtlich einen Gefühlsausbruch. Besonders bei Hermines Blick versuchte Harry sich zu beruhigen. Er wollte nicht jeden Tag austicken und die Leute um sich herum verschrecken. Wenn er so weitermachte, würde man ihn noch ans Bett ketten. Also schloss er die Augen und atmete tief durch. Doch jetzt, wo sie beide wieder aufgetaucht waren, hatten sie doch den Beweis, dass Severus unschuldig war, oder? Um das herauszufinden, schnappte der Gryffindor sich auch die neueren Zeitungen. Als nächstes hatte er eine Ausgabe in der Hand, wo seine Todesanzeige auf dem Titelblatt prangte. Auf dem Bild dazu waren zwei Grabsteine zu sehen: Ein besonders prunkvoller, der mehr einem Denkmal als einem Grabstein ähnelte und einem kleinen, kaum auffallenden Stein. Harry fiel es nicht schwer zu erraten, welcher Stein für wen errichtet worden war. Zusätzlich gab es in dieser Ausgabe noch ein Sonderblatt, was wohl eine Kurzbiographie von Harry darstellen sollte. Ohne diese weiter zu beachten, blätterte er die nächsten Zeitungen durch. Dass sie Necrandolas wieder verlassen hatten, stand auch schon in der Zeitung, allerdings merkte man, wie gut Dumbledore bisher dichtgehalten hatte. Weder der Prophet noch das Ministerium schien irgendwelche Informationen zu haben. Das bedeutete allerdings auch, dass die Presse alles daran setzen wird, ein Interview mit Harry führen zu können und allein bei dem Gedanken wurde ihm schlecht. Wie lange wird Dumbledore ihn noch schützen können? Zwei, drei Tage?

„Harry?“, riss Hermines unsichere Stimme den anderen aus seinen Gedanken.

Seufzend legte er die Zeitungen beiseite und fragte: „Was sagen die Hogwarts-Schüler dazu? Haben die Kimmkorn geglaubt?“

„Du kennst das doch“, zuckte Ron mit den Schultern. „Einige ja, einige nein aber großes Getuschel gibt es auf beiden Seiten.“

„Man könnte eigentlich denken, sie hätten aus der Vertuschungsaktion von Fudge gelernt“, zischte Hermine bissig.

„Na so lange sie mich in Ruhe lassen...“, stockte Harry, als dieser junge Mann mit einem Tablett hereinkam und dieses auf Harrys Nachttisch stellte. „...kann mir das fast egal sein.“

Der Mann war ihm inzwischen als Mr Jones vorgestellt worden, der bei Madam Pomfrey ein Praktikum absolvierte. Bis auf die regelmäßigen Untersuchungen, versorgte er ihn und Severus alleine.

„Lasst euch von mir nicht stören“, sagte Jones sofort, als er bemerkte, wie das Gespräch erstarb. „Ich möchte nur, dass Sie ein wenig was zu sich nehmen.“

Mit einem Lächeln verschwand er wieder, mit den Blicken von drei Gryffindors im Rücken.

„Er ist wirklich ziemlich häufig hier, was?“, überlegte Ron laut.

„Vielleicht freut er sich nur eine große 'Berühmtheit' betreuen zu dürfen“, grummelte Harry und besah sich das Tablett.

Wie zu erwarten war, war es Brot, aber er war froh nicht nur mehr Suppe und Zwieback zu bekommen.

„Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen“, schloss sich Hermine den Überlegungen an. „Dafür tritt er zu selbstsicher auf.“

„Oder er kommt aus dem St. Mungo aus irgendeiner Verrücktenabteilung und ist nur hier, um uns im Notfall in eine Zwangsjacke zu stecken“, setzte Harry seine düsteren Überlegungen fort.

„Sag doch nicht so etwas“, keuchte Hermine auf. „Harry, niemand wird dich hier in eine Zwangsjacke stecken.“

„Aber ihr haltet mich für labil. Pomfrey hält mich für labil, selbst Severus behält sie im Auge. Erinnert ihr euch an die Verbände an Severus' Händen?“

Zögerlich nickten die beiden Gryffindors.

„Madam Pomfrey sagte, dass er den Spiegel im Bad zerschlagen hat. So wie sie es gesagt hat klingt es, als würde sie uns beide am liebsten ans Bett fesseln. Was ich ihr nicht ganz verübeln kann, immerhin drehen wir hier beide regelmäßig am Rad.“

„Ihr habt ein Trauma durchlitten, das ist alles“, schaltete sich jetzt auch Ron dazu. „Keiner hier hält dich für verrückt. Erst Recht wir nicht.“

Ron klang dabei vorwurfsvoll und Harry senkte seufzend den Blick.

Langsam und ruhig setzte Hermine mit sanfter Stimme an: „Harry, wir wissen, dass du Dinge durchleiden musstest, die wir uns wahrscheinlich niemals vorstellen können. Da ist es völlig normal etwas Zeit zu brauchen, bis man sich wieder an den Alltag gewöhnt hat.“

Zögerlich und etwas ängstlich setzte sie hinzu: „Und es ist auch normal Albträume zu haben. Und... Ängste.“

Ohne aufzusehen biss Harry sich auf die Unterlippe und starrte ins Leere. „Es ist alles anders, Hermine. Das Essen, Madam Pomfrey, der Krankenflügel...“, und dann sah er aus dem Fenster, durch das einzelne Sonnenstrahlen fielen, „sogar das Licht hat sich verändert. Wie wird das erst, wenn ich diesen Raum hier wieder verlassen darf? Wie ist der Gemeinschaftsraum? Die anderen Schüler? Hogwarts allgemein?“

Seufzend sah er wieder weg und strich sich erschöpft über sein Gesicht. „Und wie wird erst die Presse sein?“

„Da musst du dir erstmal keine Sorgen drum machen“, versuchte Ron ihn aufzuheitern. „Dumbledore wird die so lange von dir fernhalten, bis du dich ihnen stellen kannst.“

„Und was ist mit Scrimgeour? Der wird sich nicht mehr bitten lassen, wenn ich sogar den Trubel des Unterrichts wieder mitmachen darf.“

„Keine Sorge, wir lassen dich nicht alleine mit ihm“, versprach Hermine. „So hoch seine Position auch sein mag, irgendwo hat er auch mal Grenzen zu akzeptieren.“

Harry sah seine Freundin mit einem schwachen Schmunzeln an. So toll das auch klang, er bezweifelte, dass Scrimgeour sich vordiktieren ließ, wie er sich zu verhalten hatte. Dennoch tat es gut zu hören, wie sehr seine Freunde ihn unterstützen wollten. Das gab ihm ein wenig Sicherheit.

 

Die nächsten Tage nahmen die Schwellungen an Harrys Rücken und auch Severus' Bein und Rippen ab und Poppy konnte ihre Knochen in Sekundenschnelle heilen, während ihr Mr Jones über die Schulter interessiert zusah. Endlich konnte ihnen dieser lästige Gips abgenommen werden und Harry atmete wieder frei durch. Es war viel angenehmer, sich frei bewegen zu können und nicht immer das Gefühl zu haben ein Korsett zu tragen.

An diesem Abend gab es noch eine freudige Nachricht, als Poppy zu den beiden sagte: „Inzwischen müsste sich der Magen wieder eingewöhnt haben. Gibt es irgendwas bestimmtes, was Sie heute Abend essen möchten?“

Sofort drehte Harry sich mit glitzernden Augen um, da er aus dem Fenster den Sonnenuntergang beobachtet hatte und sagte aufgeregt: „Spaghetti, nein, Pizza. Moment, Schnitzel... Hähnchen...“

Ein Schmunzeln huschte über das Gesicht der Heilerin. „Sie sollten mit der Menge noch ein wenig vorsichtig sein. Es nützt Ihnen gar nichts, wenn der Magen gleich wieder alles loswerden will. Severus, wissen Sie was bestimmtes?“

Besagter Slytherin stellte gerade erste Versuche an, sich ohne Gehhilfen hinzustellen.

„Spaghetti klingen gut“, murmelte er und ging zaghaft zum Fenster hinüber.

Zwar waren die Knochen geheilt, doch seine Muskeln waren noch ein wenig schwach. Dennoch schaffte er es neben Harry bis zum Fensterbrett, wo er sich an der Kante festhielt.

„Ist gut“, nickte Poppy. „Ich werde für Sie mal sehen, ob ich was zusammenstellen kann, Mr Potter.“

Damit verschwand sie wieder hinter dem Vorhang.

Harry hingegen beobachtete den Slytherin am Fensterbrett lehnend bei seinen weiteren Gehversuchen. Er hatte wieder einmal seine Haare hinters Ohr gestrichen. Schließlich knurrte der Slytherin auf.

„Guck nicht so, als müsstest du auf mich aufpassen. Ich flieg schon nicht hin“, grummelte er.

Eine unschuldige Miene aufsetzend beteuerte der Gryffindor: „Ich mache doch gar nichts und ich habe nie behauptet, dass du das nicht alleine schaffst. Im Gegenteil, das sieht schon ziemlich gut aus.“

„Danke, jetzt fühle ich mich wie ein Kleinkind“, kam die murrende Antwort zurück, was Harry schmunzeln ließ.

„Egal was ich sage oder tu, es ist falsch. Hab schon verstanden.“

„Wenn du das weißt“, sagte Severus ächzend, als er sich wieder auf sein Bett setzte, „warum hast du es dann nicht in den letzten Jahren versucht zu ändern?“

„Pfe“, schnaufte Harry auf, ohne jedoch verärgert zu sein. „Weißt du eigentlich, dass du der Einzige bist, der das behauptet? Dann liegt der Fehler wohl eher bei dir.“

„Ich mache keine...“, begann der Slytherin, brach jedoch mittendrin ab, sah zur Seite und verzog die Lippen, sodass es wirkte, als würde er sich auf die Zunge beißen.

Das entging dem Gryffindor nicht, der den anderen ernst musterte. Er hätte gerne etwas erwidert, aber diese Phrasen von wegen „Fehler sind zum Lernen da“ oder „Jeder macht Fehler“ erschienen ihm selbst hohl und heuchlerisch. Mag sein, dass das bei kleinen Fehlern durchaus angebracht war, aber nicht für die ganz großen im Leben, an die der Slytherin mit Sicherheit gerade dachte. An Fehler, die in Zeiten wie diesen sogar über Leben und Tod entscheiden konnten.

„Wie konntest du dich so schnell für ein Essen entscheiden?“, versuchte Harry irgendwie das Thema zu wechseln. „Ich würde mich am liebsten einmal durch die gesamte Palette fressen.“

Severus fasste sich sofort und antwortete: „Mir ist schon einiges eingefallen, aber im Gegensatz zu dir denke ich erst nach, bevor ich den Mund aufmache.“

Unauffällig verdrehte der Gryffindor seine Augen.

 

Am nächsten Tag kam Luca wieder, um Harry Gesellschaft zu leisten. Sie spielten Kartenspiele, Schach und sogar Snape explodiert, da der Slytherin ohnehin tief und fest schlief. Es war schon verrückt, dass Luca nun genau das tat, was Harry damals nach seiner Gefangenschaft für ihn getan hatte, aber irgendwie tat es auch gut. Es war beruhigend zu wissen, dass es da jemanden gab, der Verständnis für sein Verhalten hatte und ihm keine Fragen stellen würde. Am Nachmittag gesellten sich Ron und Hermine zu ihnen. Während Hermine versuchte, Harry grob auf den aktuellen Stand im Verteidigungsunterricht zu bringen, spielten Ron und Luca gegeneinander Schach. Der Rotschopf musste zugeben, dass der Junge kein leichter Gegner war und musste zum ersten mal seit langem wieder auf ausgeklügelte Strategien zurückgreifen. Als es dämmerte, erschien sogar Syndia und sah stumm beim Schachspiel zu, das sich immer mehr in die Länge zog. Auch Harry hatte sich auf die beiden konzentriert, statt auf das Buch in seiner Hand und musste zugeben, dass er auf einige Schachzüge nie gekommen wäre und einige auch nicht sofort verstand.

Ron gab gerade seinem Turm den Befehl sich zu bewegen, als eine knurrende Stimme sagte: „Es wäre besser den Springer umzusetzen.“

Vor lauter Schreck zuckte der Weasley zusammen und sah zu Snape auf, der sich unauffällig in seinem Bett aufgesetzt hatte. Ron öffnete schon den Mund, um etwas zu erwidern, doch dann verließ ihn wieder sein Mut und er machte einfach nur stumm seinen geplanten Zug.

Syndia wandte sich zu ihrem Bruder um.

„Wenn du meinst es besser zu können, können wir auch mal eine Runde spielen“, schlug sie vor.

Noch etwas verschlafen schüttelte der Tränkemeister den Kopf.

„Irgendwann vielleicht mal, aber nicht hier.“

Ron war gerade dabei seinen triumphalen Zug zu machen, als Dumbledore durch den Vorhang trat. Er schob ihn besonders weit auseinander, sodass alle verwundert aufblickten. Leicht lächelnd trat er ein und blickte dann zurück auf den Vorhang.

„Oh, den sollte ich wohl wieder zumachen, nicht wahr?“, meinte er und zog den Vorhang wieder schwungvoll zu.

Harry wurde ein wenig mulmig. Wenn Dumbledore hier war, wurde irgendwas von ihnen verlangt. Er sah zu Severus herüber, doch der sah auf einen Fleck neben dem Vorhang, was Harry die Stirn runzeln ließ.

„Ich muss euch beide leider um etwas bitten“, begann der Schulleiter langsam und erhielt die Aufmerksamkeit aller. „Severus, Harry, ich fürchte, wenn ich euch eine Begegnung mit dem Minister noch länger ersparen möchte, müsst ihr mir ein wenig von Necrandolas erzählen, was ich an ihn weiterleiten kann.“

Hermine und Ron sahen unsicher zu Harry, der seinen Blick zögerlich an Severus wandte. Dieser sah skeptisch zurück und deutete ihm dann kaum merklich auf die Stelle, auf die er vorhin gesehen hatte. Grübelnd sah Harry dort hinüber, aber da war nichts zu sehen. Aber offensichtlich hörte Severus dort irgendetwas. Sein Blick ging weiter zu Syndia und dann zu Luca. Der Hexe war anscheinend nichts aufgefallen, obwohl sie unsichtbare Dinge sehen konnte und Luca sah ein wenig verkniffen aufs Schachbrett. Bildete sich der Slytherin das also nur ein oder was war hier los? Er sah wieder zum Tränkemeister und erkannte, dass der sich auch über seine Schwester und Luca wunderte. Das war wohl das einzige, was ihn davon abhielt etwas zu sagen.

Überraschend riss die Stimme des Direktors die beiden aus ihren Gedanken: „Vielleicht fällt es euch leichter, wenn ihr weniger Zuhörer habt?“

Schluckend sah Harry in all die Gesichter um sich herum, zuletzt in Hermines und nickte dann. Diese nickte ebenfalls und stand auf, ebenso wie Ron und Luca. Syndia warf ihrem Bruder einen fragenden Blick zu, der sich nicht entscheiden konnte, ob sie bleiben durfte oder nicht. Sein Zögern ging lange genug, dass die Hexe sich dazu entschied ebenfalls zu gehen. Nun waren sie mit Dumbledore allein, oder zumindest fast, wenn man Severus' Instinkt vertrauen konnte.

„Nun“, begann der Direktor ruhig, „der Minister interessiert sich dafür, mehr über das Labyrinth zu erfahren, da ihm kaum Informationen vorliegen. Wenn ihr mir etwas über den Ausgang erzählen könntet, würde ihn das sicherlich für eine Weile ruhigstellen.“

„Da sind Sie aber optimistisch“, knurrte Severus düster.

„Es ist ein Anfang. Ich will euch nicht zu viel ausfragen und ich dachte, diese Information würde euch vielleicht am wenigsten ausmachen.“

Seufzend ergab sich der Gryffindor seinem Schicksal. Es blieb ihnen wohl nichts anderes übrig. Ein weiterer Blick zum Slytherin zeigte ihm, dass dieser genauso unruhig wurde. Es war schon seltsam, wie sehr sich Harry an den anderen klammerte, um Sicherheit zu bekommen. Vielleicht fiel es ihm ja leichter, wenn er es mehr zu Severus sagte, als zu Dumbledore.

Zögerlich befeuchtete er seine Lippen und sagte dann mit trockener Kehle: „Da war eine Einlassung. Ein großer Kreis... ein Fels, vielleicht zwei-drei Meter hoch.“

Dumbledore nickte verstehend und gab keinen Ton von sich, um Harry nicht zu unterbrechen. Der Blick des Gryffindors war nun fest auf die schwarzen Augen von Severus gerichtet, die ihn seine Umgebung vergessen ließen.

„Da... da leuchtete etwas an der Wand... in Form einer Hand. Ich hab meine daraufgelegt und eine Schrift leuchtete auf... über meiner Hand und über dem Tor...“

Mit zittrigem Atem stockte Harry. Es war, als würde es auf einmal kälter und dunkler im Raum werden, als würde er wieder diesen muffigen Geruch in der Nase haben, den kalten Luftzug im Gesicht spüren. Er brach den Blickkontakt und sah auf seine Hände, die unruhig miteinander spielten.

Plötzlich durchbrach die Stimme des Tränkemeisters die Stille.

Leise und etwas schwach sprach er: „Es waren einzelne Worte, auf Altenglisch geschrieben.“

Der Grünäugige sah wieder auf und begegnete den dunklen Augen erneut. Nun waren sie es, die bei ihm Halt suchten.

„Es waren Eigenschaften... die man haben muss, um zu beweisen, dass man reinen Herzens ist.“

Stumm sah Severus den Gryffindor eine Zeit lang an, ehe er flüsterte: „Harry hat es geöffnet. Er besaß all diese Eigenschaften.“

Nun war er derjenige, der den Blick senkte. Harry erkannte, dass er beklommen war. Teilweise wegen den Erinnerungen, aber auch, wie der Gryffindor wusste, weil er der Meinung war, dass er nicht reinen Herzens gewesen wäre. Er war viel zu hart zu sich selbst.

„Treue, Liebe, Trauer, Mitgefühl... Severus hat die Wörter einzeln vorgelesen und ich habe dann versucht, jedes Gefühl in mir zu erwecken. Eines nach dem anderen.“

Eine kurze Pause entstand, in der Harry hoffte, Severus würde den Blickkontakt wieder aufnehmen, doch dieser ließ den Blick gesenkt.

„Ich danke euch“, durchschnitt Dumbledores Stimme die Stille und riss damit beide aus ihren Erinnerungen zurück in den Krankenflügel. „Ich denke das reicht erst einmal. Nun will ich euch nicht weiter belästigen.“

Damit drehte Dumbledore sich um und zog wieder den Vorhang unnötig weit auf.

Schließlich drehte er sich noch einmal um und sagte: „Lasst es mich wissen, wenn ich etwas für euch tun kann.“

Und damit verschwand er, den Vorhang wieder zuziehend. Harry sah fragend zum anderen, der den Vorhang betrachtete. Offenbar war dieses etwas zusammen mit Dumbledore verschwunden. Hatte sich da wirklich jemand mit hineingeschlichen, ohne dass Syndia oder Dumbledore es bemerkt hatten?

 

Das Abendessen war gerade vorbei und Syndia machte sich auf den Weg zum Krankenflügel. Sie wusste inzwischen, dass es sinnlos war, Severus vor dem Abend zu besuchen, da er den Tag über immer schlief. Als sie den Krankenflügel betrat, sah sie gleich zu Madam Pomfrey und Dumbledore hinüber, die vor dem Büro der Heilerin standen. Ihr Anwesenheit wurde sofort bemerkt und der Direktor winkte sie stumm zu sich herüber. Eine Augenbraue hebend, ging die Hexe zu den anderen, die nun das Büro betraten. Dort in der Ecke saß Mr Jones in einem Sessel und schien nachzudenken. Es war, als würde er die Anwesenheit der anderen gar nicht bemerken.

„Nun“, seufzte Poppy auf, nachdem sie ihre Bürotür geschlossen hatte. „Wir sollten uns langsam Gedanken darüber machen, wie es weitergehen soll. Körperlich sind die beiden wieder gesund, sie könnten also theoretisch wieder am Schulalltag teilnehmen.“

„Das ist noch zu früh“, schüttelte Syndia ihren Kopf.

„Aber wann sollen sie bereit sein?“, entgegnete die Heilerin. „Sie können nicht monatelang hier bleiben. Das würde es für sie nur umso schwerer machen, wieder in ihr altes Leben zu treten.“

„Schon, aber noch wäre dieser ganze Trubel zu viel für sie.“

„Das ist mir bewusst“, seufzte Poppy. „Das größte Problem ist, dass sie Probleme haben werden, all diese Hektik und Unruhe zu ertragen. Aber das wird mit der Zeit leider nicht besser werden.“

„Ja, das stimmt schon...“, murmelte Syndia und verschränkte überlegend die Arme.

Wohl war ihr bei dem Gedanken jedoch nicht. Zwar war Harrys letzter Gefühlsausbruch schon wieder ein paar Tage her, aber wenn erst einmal alle auf sie einstürmten, würde sicherlich sogar ihr Bruder einen bekommen.

Dumbledore schaltete sich dazu und fragte: „Was denken Sie, Mr Jones?“

Angesprochener wurde nun von allen dreien angesehen. Er verschränkte die Hände, stützte die Ellenbogen auf seinen Knien ab und strich überlegend mit seiner Lippe über seinen Handrücken.

Syndia schluckte kaum merklich und war ein wenig angespannt. Sie hatte an Harrys und Severus' Ausstrahlung sofort erkannt, was sich alles verändert hatte. Aber wie viel hatte dieser Mann gesehen? Und was davon würde er dem Direktor gegenüber aussprechen?


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das gilt nicht als Cliffhanger, oder? Nein, das ist keiner XD
Bis Donnerstag! ^^ Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Salatgurke
2016-08-08T18:12:48+00:00 08.08.2016 20:12
Irgendwie sind die beiden ja doch verbunden, :)
auch wenn Snape das nicht wahr haben will.
Das Kapitel ist zwar ein bisschen Informationslos
aber du machst sehr deutlich wie schlecht es den beiden geht.
Finde ich gut geschrieben.
Komisch das das nur Snape wahr genommen hat.
Was auch immer es war...
Freue mich auf Do :)

Antwort von:  -wolfsmoon-
11.08.2016 17:17
Mit dem neuen Kapitel weißt du, was es war :D Und das es einen Grund hatte, dass nur Severus reagiert hat ;) auch wenn ichs nicht konkret angesprochen hab... aber kann man sich sicherlich denken :D
Von:  Im_Whats_Left
2016-08-08T13:51:45+00:00 08.08.2016 15:51
Naja, es ist schon n Cliffi - aber diesmal nur ein winzig kleiner :D
Bin ja mal gespannt, wie es weitergeht. Hab mir schon gedacht, dass unser Mr. Jones nicht einfach nur ein Zivi ist.. ;)
Antwort von:  -wolfsmoon-
08.08.2016 17:17
Ja, es war bestimmt ziemlich offensichtlich ^^' Ich bin nicht so gut darin, Personen unauffällig einzuschleusen :D


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