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Die Grotten von Necrandolas

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Moin Moin, es ist Donnerstaaag :-) Heute gibts mal ein bisschen Input, wie der Titel des Kapitels schon andeutet ;-)
Viel Spaß Komplett anzeigen

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Necrandolas

Seufzend legte Severus das letzte Buch auf den Tisch und rieb sich die Augen. Er hatte alle drei ausgeliehene Bücher durchgearbeitet und war mit den gesammelten Informationen nicht so ganz zufrieden. Egal ob er das Buch über Mythen und Sagen las oder das sachliche Geschichtsbuch, sobald vom Thema 'Necrandolas' berichtet wurde, bewegten sich die Aussagen auf der Ebene der Spekulationen.

Ein plötzliches Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken. Seinen Lippen entwich ein Ächzen, als er bei einem Blick auf die Uhr bemerkte, dass Syndia 15 Minuten zu spät war. Besagte öffnete die Tür zum Büro ohne auf eine Antwort gewartet zu haben und schlüpfte hinein.

„Tut mir Leid, aber ich hatte noch ein dringendes Gespräch mit meinem Chef“, entschuldigte die Hexe sich und setzte sich in einen der Sessel vorm Kamin.

Ohne eine Reaktion zu zeigen, ging Severus auf die Nebentür zu und deutete seiner Schwester ihm zu folgen. Die Tür führte zu seinen Privaträumen. Dort sah Syndia sich um und musste schmunzeln, als sie regelrecht von Büchern erschlagen wurde. Sämtliche Wände waren mit Regalen verkleidet, die mit Büchern nur so voll gestopft waren. Ihr wurde ein bisschen mulmig, als sie sah, dass sogar über den Türen Bücher aufgestellt waren.

„Hast du nie Angst von den Dingern erschlagen zu werden?“, fragte sie und deutete auf eben diese Bücher.

Severus sah in die gewiesene Richtung und meinte unverständlich: „Bücher fallen nicht einfach so aus Regalen und erst recht nicht dann, wenn man gerade drunter durch geht.“

Syndia zuckte die Achseln und setzte sich nach einem weiteren erkundenden Blick auf das schwarze Sofa. Im Kamin, der sich direkt rechts neben dem Eingang befand, brannte bereits ein Feuer. Severus setzte sich seiner Schwester gegenüber in den Sessel, sodass der längliche Glastisch zwischen ihnen stand.

„Also“, begann der Tränkemeister und versuchte nicht allzu ungeduldig zu wirken, „du wolltest mir endlich erzählen was Sache ist.“

Syndia schmunzelte über die versteckte Ungeduld ihres Bruders und sah ihm wissend in die Augen.

„Ja, das wollte ich. Hast du dich über Necrandolas informiert?“

„Ja, habe ich“, antwortete der Tränkemeister schnell.

„Was hast du herausgefunden?“

„Nicht sonderlich viel. Sobald die Informationen über die Gründer und das Baujahr hinausgehen, werden nur noch Spekulationen aufgestellt.“

„Ich fürchte aber, dass du dich mit so etwas zufrieden geben musst.“

Als der Tränkemeister eine Augenbraue hochzog, begann Syndia endlich zu erzählen.

„Necrandolas ist ein Labyrinth, dass unterirdisch in einen Berg gegraben wurde. Die genaue Größe und somit den Standort kennt man nicht. Es ist nur bekannt, dass es sich in Schottland befindet und wenige Personen kennen sogar einen Zugang zu diesen Grotten. Der Bau von Necrandolas wurde im Jahre 595 begonnen und erst 622 war das Labyrinth fertig. Eine recht lange Zeit, wenn man bedenkt, dass Zauberer diese Tunnel gegraben haben. Necrandolas sollte dazu dienen Schwerverbrecher zu bestrafen. Zu dieser Zeit standen die Dementoren noch nicht unter dem Kommando der Zauberer und normale Gefängnisse waren zu unsicher. Ständig gab es Ausbrüche, da eine Steinmauer mit ein paar Flüchen kein großes Hindernis für einen Zauberer ist und so war die Todesstrafe um einiges attraktiver, als eine Gefängnisstrafe zu verhängen. Also hatten sich einige Zauberer zusammengesetzt und das Projekt für Necrandolas in die Wege geleitet. Sie waren die Einzigen, die über sämtliche Informationen verfügten, weshalb die Geschichtsbücher auch nicht so viel hergeben. Niemand, außer diesen paar Leuten, wusste, was es genau mit Necrandolas auf sich hatte. Sie versicherten jedoch, dass kein Verbrecher es jemals schaffen würde, aus Necrandolas wieder lebend herauszukommen. Und so schien es auch zu sein. Es gab einen Ausgang des Labyrinths und es wurden auch Wachen aufgestellt, doch nie hat es jemand aus diesem Labyrinth herausgeschafft.“

Nachdenklich sah Severus seine Schwester an, die sich erst einmal eine Atempause gönnte.

„Viel schlauer als vorher bin ich jetzt auch nicht“, gab der Tränkemeister von sich. „Das sind alles Fakten, die auch in den Büchern standen.“

Syndia nickte zustimmend.

„Es ist nicht einfach an weitere Informationen zu kommen, da diese Zauberer alles streng geheim hielten“, bestätigte sie. „Aber ganz so falsch sind diese Mythen gar nicht, Severus.“

Der Slytherin zog leicht ungläubig die Augenbraue hoch.

„Du meinst also, diese ganzen Geschichten über Monster sollen der Wahrheit entsprechen?“

„Wir haben einen Beweis dafür gefunden, dass gefährliche, seltene und vor allem schwarzmagische Wesen für Necrandolas nach Schottland importiert worden sind“, antwortete die Hexe nickend. „Außerdem schilderte einer der Zauberer, dass zusätzlich Fallen eingebaut worden sind.“

„Was für ein Beweis soll das sein?“

„Erstens haben wir Aufzeichnungen gefunden, die diese Transporte bezeugen und zweitens befindet sich in unserer Zentrale ein sehr interessantes Schriftstück. Dort wurde geschildert, dass das Projekt Necrandolas ins Schwanken geraten war, weil es Unstimmigkeiten zwischen den Zauberern gab. Einer wollte sogar aussteigen, mit der Begründung, dass er nicht bereit sei, so tief in die schwarze Magie einzutauchen. Das scheint sich jedoch nach einiger Zeit wieder erledigt zu haben.“

„Aber damit hätte er auch Flüche meinen können“, argumentierte Severus kritisch.

„Er soll gesagt haben, dass er nicht bereit wäre, die Reinheit seiner Seele aufs Spiel zu setzen, nur um diese 'Biester' unter Kontrolle halten zu können.“

„Die Reinheit seiner Seele aufs Spiel setzen?“, fragte Severus grübelnd nach.

„Wir wissen auch nicht genau, was er damit gemeint haben könnte“, gab Syndia mit enttäuschtem Tonfall als Antwort. „Es gibt viel zu viele Wege, wie man seine Seele mit Schwarzmagie schädigen kann. Außerdem war die Seele zu dieser Zeit noch nicht so gut erforscht worden und es ist möglich, dass er von schwarzmagischen Wesen gesprochen hatte, von denen man heute weiß, dass sie der Seele nichts anhaben können.“

Nachdenklich lehnte Severus sich zurück. Einige Zeit lang herrschte Stille im Raum, bis der Tränkemeister wieder zu sprechen begann.

„Du sagtest es gäbe einen Ausgang?“

„Ja, und ich habe diesen auch schon unter die Lupe genommen“, berichtete Syndia ruhig. „Es sieht aus wie eine Höhle, doch der hintere Teil der Wand strahlt Magie aus. Das muss der Zugang zum Labyrinth sein, jedoch hat es nie jemand geschafft diesen von außen oder innen zu öffnen. Die Schutzzauber sind gewaltig. So etwas habe ich noch nie erlebt. Auf die Frage hin, warum überhaupt ein Ausgang gebaut wurde, hatten die Zauberer damals gesagt, dass es immer mal passieren kann, dass Unschuldige nach Necrandolas gesteckt werden. Nur Menschen mit reinem Herzen könnten diesen Ausgang nutzen, hatten sie behauptet.“

„Aber es müsste doch auch einen Eingang geben. Kann man den nicht untersuchen?“, grübelte Severus weiter.

Seine Schwester lächelte leicht.

„Und nun sind wir endlich beim eigentlichen Thema angekommen.“

Skepitsch sah der Tränkemeister die Hexe an.

„Es gibt keinen direkten Eingang. Diese Höhle ist der einzige Zugang zum Labyrinth. Und selbstverständlich gibt es auch einen Apparierschutz. Außerdem sind weitere Schutzzauber aufgestellt worden, die um einiges mächtiger sind als die über Hogwarts“, erklärte Syndia und als ihr Bruder ungeduldig weiterfragen wollte, sprach sie weiter. „Der einzige Weg, wie man ins Labyrinth gelangt, ist einen speziellen Portschlüssel zu benutzen.“

Sie ließ diese Information kurz sacken, bevor sie fort fuhr: „Es ist nicht möglich einen einfachen Portschlüssel nach Necrandolas zu schaffen. Die Begründer waren und sind bis heute die einzigen Menschen, die in der Lage waren, solche Portschlüssel herzustellen. Sie hatten einen riesigen Vorrat angelegt und produzierten sie nach Belieben nach. Als nur noch zwei von ihnen am Leben waren, wurde eine Art Tresor geschaffen, in den sie ihre neu produzierten Portschlüssel hineinlegten. Das Passwort für diesen Tresor wurde nur an wenige vertrauenswürdige Personen weitergegeben. Und jetzt komme ich ins Spiel“, sprach sie zum Schluss lächelnd und überschlug ihr Beine.

„Hör auf mit den Spielchen und rede Klartext!“, beschwerte der Schwarzhaarige sich Augen verdrehend.

„Heute existiert nur noch ein einziger Portschlüssel. Die restlichen sind alle innerhalb der letzten Jahrhunderte verwendet worden, um weitere Schwerverbrecher zu bestrafen. Dieser letzte Portschlüssel wurde im Ministerium aufbewahrt. Man hatte nicht vor ihn zu verwenden, da die heutigen Gefängnisse in der Regel sicher genug sind.“

Wurde aufbewahrt?“, hakte Severus nach und sah seine Schwester verwundert an.

„Ja Severus, wurde. Gut, dass du es erkannt hast. Der Portschlüssel wurde vor wenigen Wochen gestohlen. Von niemand anderem als Voldemort. Das Ministerium hat sofort eine Meldung an unsere Abteilung gesendet und uns damit beauftragt, den Portschlüssel zurückzuholen. Du weißt, dass ich die Fähigkeit habe, magische Auren zu spüren. Aus diesem Grund sollte ich nach England kommen und den Portschlüssel aufspüren.“

Forschend sah der Tränkemeister zu der Schwarzhaarigen.

„Was sollte der Dunkle Lord mit einem Portschlüssel nach Necrandolas anfangen?“, fragte er nach, wobei ihm seine Skepsis anzusehen war.

„Überleg' doch mal. Wen würde Voldemort gerne in ein Labyrinth stecken, aus dem bisher nie jemand wieder lebend herausgekommen ist?“

Mit hochgezogener Augenbraue sah Severus zu seiner Schwester.

„Du hattest gesagt, dass du hier bist, um Potter zu beschützen.“

„Richtige Schlussfolgerung, Bruderherz“, entgegnete die Hexe und musste grinsen, als sich Severus' Gesicht bei der Anrede verzog.

„Wir hatten die Vermutung aufgestellt, dass der Portschlüssel für Potter oder Dumbledore gedacht ist. Deshalb war ich hierher gekommen, um nach der passenden Aura zu suchen. Und ich habe sie auch schon gespürt. Der Portschlüssel befindet sich entweder in Hogwarts oder in Hogsmeade. Den genauen Standort kann ich allerdings nicht feststellen, weil die Aura von Hogwarts einfach zu gewaltig ist. Seit ich hier bin, streife ich durch sämtliche Gänge, um den Portschlüssel irgendwo aufzuspüren, aber bisher hatte ich keinen Erfolg. Nächstes Wochenende werde ich es mal in Hogsmeade versuchen.“

Gedankenversunken sah Severus auf den Boden. Geduldig wartete seine Schwester, um ihm Zeit zu geben alles aufzunehmen.

„Und jetzt hat der Dunkle Lord erfahren, dass du nach dem Portschlüssel suchst und versucht durch Potter an Informationen heranzukommen“, stellte Severus nach wenigen Minuten des Schweigens klar.

„Anscheinend“, entgegnete Syndia und sah ins Kaminfeuer.

„Wie sieht der Portschlüssel aus? Nur für den Fall das ich ihn zufällig entdecken sollte.“

Die Schwarzäugige löste ihren Blick vom Feuer und sah Severus in die Augen.

„Es ist ein alter Kelch. Nichts besonderes. Du würdest ihn nicht so ohne weiteres erkennen können“, antwortete sie ruhig und sah den Trotz in Severus' Augen, als sie mit ihrem letzten Satz an seinen Fähigkeiten zweifelte. „Tut mir Leid, Sev, aber es ist nun einmal so. Würdest du ihn genauer untersuchen, würdest du ihn sicherlich als einen Portschlüssel erkennen, aber ganz spontan erkennt man ihn nur an seiner Aura.“

Der Tränkemeister gab ein Grummeln von sich und sah zum Kamin. Syndia wurde wieder ernst und sah ihren Bruder forschend an. Jetzt, wo sie dieses Thema abgeschlossen hatten, hatte sie vorgehabt ein anderes anzuschneiden. Eines, dass sie viel unangenehmer fand.

Syndia blickte auf ihre Finger, mit denen sie herumspielte, und suchte nach einem Ansatz.

„Warum...?“

Fragend sah Severus zu der Schwarzhaarigen und bemerkte ihre Unruhe, was nichts Gutes zu bedeuten hatte.

Syndia holte tief Luft und versuchte es noch einmal: „Ich verstehe nicht... warum du dich damals Voldemort angeschlossen hast.“

Severus versteifte sich und sah seine Schwester ausdruckslos an. Syndia sah nun wieder auf, um ihren Bruder mit ihrem Blick zu einer Antwort zu bewegen.

„Kannst du es dir nicht denken?“, flüsterte der Slytherin kalt.

Die Hexe hatte mit so einer Reaktion gerechnet und ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. Ruhig sah sie ihm in die Augen und verlangte damit eine Erklärung. Die Augen des Schwarzhaarigen wurden zu Schlitzen und er stand langsam auf und drehte Syndia den Rücken zu.

„Mutter tot, Schwester abgehauen und verhasster Muggelvater setzt einen ohne Erbe auf die Straße. Ich war am Boden angekommen. Ich war gerade erst fertig mit der Schule und besaß bereits nichts mehr. Nicht einmal eine Zukunft“, sprach er leise und kühl, während er zur Vitrine ging und sein Glas erneut mit Feuerwhisky füllte.

„Du hast keine Ahnung, was ich nach deinem Verschwinden durchmachen musste“, zischte er mit unterdrückter Wut und nahm einen großen Schluck aus seinem Glas.

Nachdenklich sah Syndia zu ihrem Bruder herüber und beobachtete seine zittrigen Bewegungen. Langsam stand sie auf und ging ein paar Schritte auf Severus zu.

„Warum hast du ausgerechnet diese Lösung gewählt? Du hättest versuchen können dir ein neues Leben aufzubauen, irgendwo eine Ausbildung anzufangen.“

Noch immer drehte Severus sich nicht zu ihr um, sondern trank stattdessen einen Schluck aus seinem Glas.

„Warum habe ich das Gefühl, dass du auf etwas bestimmtes hinaus willst?“, stellte Severus als Gegenfrage und drehte sich endlich langsam um.

Sein Blick war prüfend und misstrauisch auf seine Schwester gerichtet.

„Vielleicht, weil ich das wirklich beabsichtige?“, gab Syndia als Antwort, verschränkte die Arme und legte den Kopf leicht schief. „Mag sein, dass deine Situation wirklich der Auslöser dafür war, dass du dir das Dunkle Mal hast verpassen lassen. Allerdings warst du schon zwei Jahre zuvor auf dem besten Weg dahin ein Todesser zu werden.“

Wieder verengte Severus seine Augen.

„Du spielst auf meinen Streit mit Lily an? Du weißt, dass ich mich von da an aus dem Freundeskreis der Todesser zurückgezogen hatte.“

„Das ist richtig“, stimmte Syndia nickend zu. „Allerdings scheinst du deine Einstellung trotzdem nicht geändert zu haben.“

„Worauf willst du hinaus?“, zischte Severus seine Schwester nun wütend an.

Er hasste es, wenn sie so um den heißen Brei herumredete. Syndia ließ sich vom wütenden Tränkemeister nicht beeindrucken und sprach weiterhin in einem ruhigen aber auch drängendem Tonfall.

„Du sagtest mir, dass du die Prophezeiung selbst gehört hättest. Allerdings weiß ich von Dumbledore, dass er sie nur Harry gezeigt hat. Ich verfüge jedoch über die Information, dass Voldemort durch einen seiner Todesser von der Prophezeiung gehört hat. Dieser besagte Todesser hatte nämlich an der Tür gelauscht, als die Prophezeiung ausgesprochen wurde. Du warst dieser Todesser, nicht wahr?“

Die Hexe sah ihren Bruder eindringlich an, welcher eine ausdruckslose Miene aufgesetzt hatte.

„Und was hat das eine jetzt mit dem anderen zu tun?“, fragte der Tränkemeister forschend nach, nachdem er sich wieder gesammelt hatte.

„Dass Lily dir anscheinend doch nicht die Augen geöffnet hat“, rief Syndia nun aufgebracht aus und löste ihre Arme. „Du hast allen, auch mir gegenüber behauptet, dass es dir Leid tun würde und dass du gar nicht so kaltherzig bist, wie es in letzter Zeit aussah. Aber dass du diese Prophezeiung weitergeleitet hast, beweist, dass du dich nie geändert hast! Du wusstest, dass Voldemort ein kleines Baby umbringen würde, wenn du es ihm erzählst und trotzdem hast du es getan! Du wusstest, dass er damit eine junge Familie zerstören würde! Und das es durch Zufall Lilys Familie war, brauche ich wohl gar nicht erst zu erwähnen!“

Syndia hätte noch weiter geschimpft, wenn Severus nicht auf einmal auf sie zugekommen wäre und sie an den Armen gepackt hätte, sodass es schmerzte. Wütend sah er seiner Schwester in die Augen, welche nur ebenso wütend zurückblickte. Sie ließ sich nicht einschüchtern. Nicht von ihm.

„Meinst du nicht, dass ich mir nicht schon genug Vorwürfe deswegen mache?!“, fragte er zischend und mit eiskalter Stimme. „Denkst du etwa es lässt mich kalt, dass ich Schuld an Lilys Tod bin?!“

„Lilys Tod, es geht dir also nur um LILYS Tod?!“, hielt Syndia mit lauterer Stimme und weniger versteckter Wut gegen. „Es ist dir egal, dass du auch James Potter auf dem Gewissen hast und es ist dir egal, dass du Harry seine Eltern genommen hast?! Ist es dir denn so egal gewesen, ob andere leiden oder nicht?!“

„Du hast KEINE AHNNUNG wie die Situation damals war, Syndia!“, rief Severus aufgebracht zurück. „Du warst nicht hier! Du hast den Krieg hier nicht miterlebt, du hast diese ganzen Menschen nicht sterben sehen! Du hast dich lieber verpisst, statt zu kämpfen! Und jetzt machst du MIR einen Vorwurf?!“

„DU wirfst MIR vor, dass ich nicht gekämpft habe, obwohl DU auf der Seite der Gegner gestanden hast?!“, keifte Syndia ebenso wütend zurück. „Mag sein, dass ich für meine Heimat hätte einstehen müssen, ja. Aber der letzte, der mir das vorwerfen darf bist ja wohl DU! Wie viele Menschen hast du damals unter seinem Befehl ermordet? Wie viele Familien mussten auseinandergerissen werden, bis zu endlich bei Lilys Familie kapiert hast, dass es falsch ist?!“

„Du hast doch keine Ahnung wovon du da redest!“, sprühten Severus' Augen vor Wut. „Denkst du etwa ich hätte nicht für meine Taten gebüßt?! Denkst du ernsthaft mich würde das ganze nicht verfolgen?! Lily ist tot und das nur wegen mir! Wenn du glaubst, dass mich das nicht für den Rest meines Lebens quälen wird, dann kennst du mich sehr schlecht!“

„Ich zweifle nicht daran, dass du Lilys Tod bereust! Ich frage mich nur, ob dir bewusst ist, dass du nicht nur IHR Leben, sondern auch das von James und Harry zerstört hast! Dass du eine Familie auseinandergerissen hast!“

„Entschuldige vielmals, dass ich keine Ahnung von einer glücklichen Familie habe!“, spie Severus aus. „Mag sein, dass du jetzt eine hast, aber ich hatte nie eine!“

Syndia blieben die nächsten Worte im Hals stecken, während sie fassungslos ihren Bruder anstarrte, der vor Wut schnaubte.

Mit feuchten Augen erwiderte sie: „Ach wirklich? Dann versetz dich mal in die Lage, dass Voldemort Mum getötet hätte, bevor du überhaupt die Chance hattest sie kennenzulernen. Oh und natürlich musst du dir zusätzlich dabei vorstellen Einzelkind gewesen zu sein. Kannst du jetzt von dir behaupten, dass dir nicht was gefehlt hätte?“

Severus biss die Zähne zusammen und ballte seine Hände zu Fäusten. Er sah noch immer wütend drein, doch dass er nicht antwortete, war Syndia Antwort genug.

„Siehst du, so fühlt sich Harry vermutlich jeden Tag“, zischte sie mit blitzenden Augen. „Abgesehen davon, dass der Mörder seiner Eltern noch immer hinter ihm her ist. Und natürlich darfst du dabei nicht vergessen, dass seine Eltern nur wegen ihm getötet worden sind.“

Severus gab ein unterdrücktes Schnauben von sich und verschränkte die Arme, während er dem Blick von Syndia auswich.

„Und jetzt kommen wir zu Lily“, rief Syndia wieder etwas energischer, weil sie das Gefühl hatte, Severus wolle ihr nicht mehr zuhören. „DU hast eine Prophezeiung an Voldemort weitergeleitet, obwohl du wusstest, dass er einer Mutter ihr Kind nehmen würde! Kannst du dir wirklich ÜBERHAUPT nicht vorstellen, wie es wäre ein Kind zu verlieren?!“

Severus sah seine Schwester aus den Augenwinkeln abschätzend an, deren Augen wieder feucht wurden.

„Ist dir denn nicht bewusst, was du Lily damit ANGETAN hättest?!“, rief Syndia nun wieder laut aus. „Natürlich hat sie sich schützend vor Harry gestellt, das hätte ich dir von Anfang an sagen können! Denn was hätte es ihr genutzt am Leben zu sein, wenn ihre Familie tot ist?! Was hattest du erwartet würde sie tun?!“

Zum Schluss war ihre Stimme wieder frostig geworden. Severus sah ihr in die Augen und schluckte trocken. Inzwischen wusste er nicht mehr, wie er reagieren sollte.

„Ich bereue es jeden Tag, Syndia“, wiederholte er so ruhig wie möglich.

„Was genau bereust du?!“, fragte Syndia angriffslustig und nun schwammen tatsächlich Tränen in ihren Augen. „Doch nur, dass Lily tot ist, nicht wahr?! Was hättest du denn gedacht würde sie tun, wenn sie überlebt hätte? Und vor allem: Was dachtest du würde sie tun, wenn sie erfahren hätte, dass DU ihren Sohn auf dem Gewissen hättest?!“

Es entstand ein kurzes Schweigen, in dem Severus langsam nervös wurde und das hinter einem wütenden Blick versuchte zu verstecken. Syndia hingegen wischte sich kurz über die Augen, ehe ihr Blick sich verhärtete.

„Ich als Mutter eines zehnjährigen Jungen kann dir sagen, was sie getan hätte“, zischte sie mit kalter Wut in der Stimme, die Severus schlucken ließ. „Wenn du das meiner Familie angetan hättest und ich herausgefunden hätte, dass DU es warst, dann hätte ich ohne große Überlegung und ohne Reue unverzeihliche Flüche auf dich gehetzt! Ob du nun mein Bruder bist oder nicht.“

Mit diesen Worten und einem eiskalten Blick drehte sie sich um und ging zur Tür.

Während sie die Tür öffnete, sagte sie noch: „Ich hoffe du hast es endlich kapiert. Auch wenn wir nie eine richtige Familie hatten, solltest du jetzt endlich verstehen, dass der Verlust des eigenen Lebens bei weitem nicht das Schlimmste ist.“

Dann knallte die Tür zu. Severus stand wie versteinert mitten im Raum und starrte zur Tür. Er wusste nicht was er denken, geschweige denn tun sollte. Die Gedanken überschlugen sich regelrecht in seinem Kopf.

„Ah, verdammt!“, rief er auf einmal aus und strich sich durch die Haare.

Er griff nach seinem Glas, welches er während des Streits hinter sich in die Vitrine zurückgestellt hatte, hielt jedoch auf halbem Weg inne. Kurz überlegte er und kam dann zu dem Entschluss, dass der Alkohol ihm jetzt auch nicht weiterhelfen würde. Ziellos lief er durch den Raum und blieb schließlich vorm Kamin stehen. Nachdenklich sah er in die Flammen.

Diese Sache hatte Syndia anscheinend schon seit ihrem nächtlichen Gespräch im Gang beschäftigt und war nun aus ihr herausgebrochen. Er wusste, dass Syndia Recht hatte. Doch in einem irrte sie sich: Er wusste sehr wohl, dass der Verlust eines geliebten Menschen schlimmer war als der eigene Tod.

Um seine Gedanken abzuschütteln, löste er sich vom Anblick des Feuers und betrat sein Büro. Verloren stand er einige Momente einfach nur vor seinem Schreibtisch. Dann begann er langsam die Aufsätze zusammenzuräumen und in der Schublade verschwinden zu lassen. Als er gerade das Tintenfass schloss, hörte er auf einmal einen lauten Ausruf aus dem Flur.

„Hülfe, zu Hülfe! Eine Lehrerin wurde angegriffen! Potti hat seine Lehrerin angegriffen!“, rief Peeves durch den gesamten Kerker.

'Syndia!', schoss es Severus durch den Kopf und er stürmte in den Flur hinaus.

Er konnte gerade noch sehen, wie Peeves durch die Decke entschweben wollte, um im Erdgeschoss weiteren Lärm zu machen.

„Peeves!“, rief er aus, um den Geist noch zu erwischen.

Gerufener kehrte zurück in den Gang und sah auf Severus herunter.

„Ah, genau der Richtige. Da kriegt Potti aber Ärger. Mächtigen Ärger“, sagte der Geist vergnügt und drehte Loopings in der Luft.

„Wen soll er angegriffen haben und wo?“, fragte der Tränkemeister ungeduldig nach.

„Na die Neue, die Neue. Vor ihrem Büro, hat auf sie gelauert, ich hab's gesehen. Kam gerade um die Ecke als sie ins Büro gehen wollte...“, erzählte Peeves munter weiter, kam aber nicht dazu noch mehr zu erzählen, da Severus bereits losgestürmt war.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Sooo, ich hoffe es gefällt euch :-) Bezüglich des nächsten Kapitels: Ich werde versuchen es Montag hochzuladen, seid mir aber nicht böse, falls ich mich da ein wenig verspäten sollte.
Also, bis dann und Frohe Ostern! :-) Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Legoory
2016-04-09T17:06:16+00:00 09.04.2016 19:06
Böser Harry, muss ich doch gleich weiter lesen


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