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Ein würdiger Traum

Der Preis des Vertrauens
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen schönen Mittwoch euch allen,

ja, ich weiß, welchen Tag wir haben und dass ich mich somit zwei Tage verspätet habe, sorry... (ich geh mich dann mal verstecken) leider braucht gute Korrekur-Arbeit ihre Zeit ( und ich hab sie leider auch immer nötig^^')
Nicht destotrotz kann ich euch weiterhin beruhigen, dass es auf jeden Fall weiter gehen wird, ob ihr wollt oder nicht und ich versuche am 2 Wochen Rhytmus festzuhalten.
Dementsprechen bedanke ich mich ganz herzlich bei meiner tollen Beta-Leserin und wünsche euch nun viel Spaß

Liebe Grüße
Sharry Komplett anzeigen

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Kapitel 6 - Die Wahrheit

Kapitel 6 – Die Wahrheit
 

-Mihawk-

Es war schon spät.

Kanan hatte sich schon vor mindestens zwei Weinflaschen zu Bett verabschiedet. Der verfluchte Schwertkämpfer lag auf dem Teppich im Kaminzimmer und las die Zeitung. Er selber hatte noch einmal sämtliche Bücher aus der Bibliothek durchgearbeitet. So schnell würde er nicht aufgeben, doch er hatte erneut nichts Hilfreiches finden können. Die vergangene, schlaflose Nacht zollte nun ihren Tribut und mit müden Gedanken legte er das letzte, hilflose Buch zurück auf den Stapel.

Mit einem Seufzen beugte er sich vor und goss den letzten Tropfen Wein in das leere Glass des Mädchens. Der Pirat bedankte sich mit einem kurzen Blick und schlug die Zeitung zu.

„Mann, deine Quelle lässt ganz schön auf sich warten“, beschwerte er sich zum bestimmt zehnten Mal.

„Ich denke nicht, dass Jirou sich heute noch meldet.“

„Verdammt.“ Das Mädchen rollte entnervt mit den Augen und drehte sich auf den Rücken.

„Ihr habt verdammt viele Bücher hier“, kommentierte der Grünschopf zusammenhanglos. Dulacre vermutete, dass ihm der Alkohol langsam zu Kopf stieg.

„Hast du die denn alle gelesen?“

Er schüttelte den Kopf. „Nein. Das sind hauptsächlich Bücher von meinem Vater. Er war ein richtiger Bücherwurm und hat alles gelesen was ihm in den Weg kam.“

„War?“, fragte sein Gast nach, „Ist er tot?“ Beinahe unbeschwert klang die Frage.

„Nein, ich hab ihn nur schon Jahre nicht mehr gesehen. Keine Ahnung wie er heute ist.“

„Achso, also hast du dein Talent zum Schwertkampf nicht von der Leseratte geerbt?“, plapperte Lorenor ungehalten weiter. Müde hob der Samurai die Zeitung auf und legte sie neben die Bücher. Es hatte keinen Sinn mehr.

„Doch, habe ich. Mein Vater war ein ausgezeichneter Schwertkämpfer. Er liebte Schwerter, Bücher und Strategiespiele, sodass er sich mit nichts anderem beschäftigte. Meine Mutter verstand sich eher auf alles, was mit Kunst und Musik zu tun hatte.“

Ein zustimmender Laut ertönte von dem anderen, der sich schwerfällig aufrichtete und die Bücher genauer inspizierte.

„Wir sollten zu Bett gehen.“

Die junge Frau schüttelte ausschweifend den Kopf, wobei die Haare nur so wild umher wirbelten und der Zopf sich vollends löste.

„Nö, keine Lust. Ich bin noch gar nicht müde.“ Langsam stand er auf.

„Du bist betrunken, Lorenor. Ich bring dich jetzt zu Bett.“ Überraschend gewandt entzog sich das Mädchen seinem Griff und griff nach einem der Bücher.

„Ich bin nie betrunken. Hab‘s schon hundert Mal versucht, hat nie geklappt.“

Mit dem nächsten Versuch hatte er ihn.

„Mag schon sein, aber jetzt kommst du mit ins Bett.“

Trotz lauter Proteste packte er ihn und hob den zierlichen Körper hoch. Mit einer Hand versuchte er den kleinen Händen das Buch zu entreißen, aber der Pirat klammerte sich verzweifelt daran.

„Nein, das will ich lesen.“ Was hatte er sich da nur ins Haus geholt?

„Meinetwegen“, murrte er, „Aber erst morgen. Jetzt wird geschlafen.“

Der andere wandte wütend den Blick ab.

„Ich kann selber laufen.“

„Und dann fällst du mir wieder die Treppe runter.“

Der Pirat in seinen Armen verschränkte die seinen.

„Du bist ziemlich blöd, weißt du das?“

„Wenn du mir es noch oft genug sagst, werde ich es mir merken.“ Langsam ging er die Stufen hinauf.

„Sag mal, Falkenauge…“

„Bist du immer so geschwätzig, wenn du betrunken bist, Lorenor?“ Der Pirat lachte leise auf.

„Keine Ahnung, ich war noch nie betrunken und hätte ich gewusst, dass ein-zwei Gläser Wein ausreichen würden, hätte ich den schon früher mal probiert.“

„Es liegt nicht am Wein, sondern daran, dass ein halbes Hemd wie du nichts verträgt.“

Der andere nickte beinahe nachdenklich.

„Kann schon sein, aber dafür war er lecker.“ Kopfschüttelnd öffnete der Samurai die Tür zum Gästezimmer.

„Also, was wolltest du fragen?“ Er mochte die zwanglosen Unterhaltungen mit Betrunkenen. Man konnte Dinge erfahren, die vielleicht geheim waren, doch der andere würde sich am nächsten Morgen nicht mehr erinnern können.

„Ach ja. Warum bist du so wenig hier? Kanan ist doch total nett.“ Lachend warf er den anderen auf sein Bett. Mit einem leisen Puff und geweiteten Augen landete der Pirat auf dem Laken und lachte dann belustigt auf. Er selber sah das Mädchen nachdenklich an.

„Es liegt nicht an Kanan.“ Der Pirat kniete sich auf.

„Woran dann?“

Er wandte den Blick ab und begann die Vorhänge zu schließen.

„Das hier ist der Ort meiner Kindheit, Lorenor.“ Er konnte das Nicken des anderen in den spiegelnden Fensterscheiben sehen.

„Also nicht so die besten Erinnerungen?“

„Doch, doch“, meinte er abwesend, „Aber davon ist nicht mehr viel geblieben. Nur noch Kanan.“

„Und wo bist du dann, wenn du nicht hier bist?“

„Du bist ganz schön neugierig, Loreno… was machst du da?“, beschämt drehte er sich wieder um. Der andere saß halb nackt auf dem Bett und versuchte gerade, den BH zu lösen.

„Jetzt stell dich nicht so an. Ich hoffe wirklich, dass ich nicht die erste Frau bin, die du nackt siehst. Ansonsten tust du mir in deinem Alter wirklich leid.“

„Ich bin nicht so alt, wie du denkst!“, wütend starrte er den anderen an.

„Jaja, könnte dann bitte der nicht so alte Herr sich her bequemen und diesen verdammten Verschluss öffnen? Langsam schneiden diese Bänder ein.“

Er konnte nicht verhindern, dass er errötete als er langsam hinter den anderen trat.

„Ich bin viel unterwegs. Außerdem habe ich einen neuen Ort gefunden, wo ich meine Ruhe habe“, murmelte er schließlich und kehrte dem anderen wieder den Rücken zu.

„Vielen Dank“, flüsterte das Kind, „Einen Ort ohne Erinnerungen?“

Er nickte, ohne dass der andere es sehen konnte.

„Hört sich traurig an.“

„Ich glaube, du würdest es dort mögen.“ Das Mädchen lachte.

„Weil du mich ja so gut kennst.“

„Na, mit dem Wein lag ich immerhin richtig.“

Da er keine Antwort erhielt, drehte er sich erneut um. Zu seiner Überraschung lag der andere einfach nur da. Mit nicht mehr an, als dem Hemd mit dem er ihn gefunden hatte. Kopfschüttelnd warf er die Decke über den bereits schlafenden Jungspund. Eine Sekunde lang betrachtete er das Buch, was der andere unbedingt hatte lesen wollen. Es war ein uraltes Sammlerstück seines Vaters. Es waren die letzten Überreste einer alten Kultur, die schon vor Jahrzehnten, wenn nicht sogar Jahrhunderten, ausgerottet war und bis auf wenige Wissenschaftler von Ohara, war niemand mehr in der Lage gewesen, diese Schrift zu lesen. Der andere musste wirklich betrunken gewesen sein. Was hatte er sich da nur ins Haus geholt?
 

Leise schloss er die Tür hinter sich und begab sich erneut ins Wohnzimmer, um das Chaos zu beseitigen. Zurückblickend war es wirklich ein ereignisreicher Tag gewesen, doch konnte er die Lust nach einem Kampf selbst jetzt immer noch schmecken. Ein Geschmack, für den er sich schon lange zu alt geglaubt hatte. Zu erfahren geglaubt hatte. Er hatte sich seine Hörner schon vor Ewigkeiten abgestoßen. Mittlerweile fand er einen Kampf im besten Falle noch interessant, meistens nur notwendig und das kleinere Übel.

Doch der Junge in Mädchengestalt brachte sein Blut in Wallungen, wie es bisher nur wenige geschafft hatten. Zuletzt sein rothaarige Freund, bevor dieser sich entschieden hatte, zum Krüppel zu mutieren. Mit einem Schulterzucken kippte er sich das vergessene Glas Wein des anderen den Rachen hinunter. Ein guter Wein, nicht der beste, aber dennoch äußerst zufriedenstellend.

Zu seiner Überraschung fand er in den Tiefen der Sofaritzen eine Schere. Das also hatte der andere aus der Küche mitgehen lassen und dann vergessen. Dulacre musste nicht groß nachdenken, um die Hintergründe zu erahnen. Mit Sicherheit war der junge Pirat nicht so töricht, ihn damit bedrohen zu wollen. Grinsend brachte er das kleine Werkzeug zurück an seinen Platz. Auf die Auseinandersetzung zwischen den beiden Damen des Hauses freute er sich bereits jetzt schon.

Nachdem er alle Spuren des Tages entfernt hatte, entschied er sich selbst auch dazu, zu Bett zu gehen. Eigentlich hatte er noch ein bisschen Schreibarbeit erledigen wollen, aber wenn er ehrlich war, hatte er zum einen keine Lust und zum anderen war es nicht mehr notwendig, dass er noch mehr Zeit damit totschlug. Nein, insgeheim freute er sich wirklich auf eine weitere Nacht in seinem Bett und auf einen weiteren unvorhersehbaren Tag.
 

Und dieser begann ausgesprochen früh. Doch da er nicht viel Schlaf brauchte, störte es ihn nicht. Er saß bereits munter am Schreibtisch am Werkeln, holte Dinge auf, die er schon Jahre vor sich hin geschoben hatte und nahm einen Schluck vom starken Kaffee in der Hand, als er plötzlich von der Haushälterin gerufen wurde. Ihm war es gar nicht bewusst gewesen, dass auch sie schon unterwegs war, allerdings überraschte es ihn nicht.

Sich die Tasse schnappend, folgte er ihrer Aufforderung. Da sie nicht zu ihm ins Zimmer gekommen war, ging er davon aus, dass sie Besuch hatten und er konnte sich auch schon denken, wer es war.
 

„Guten Morgen, mein werter Jiroushin.“ Eben dieser stand im Eingangsbereich des Hauses und zog sich seine schweren Stiefel aus. Der Samurai viel der makabre Kontrast des weißen Mantels auf, der neben seinem eigenen Schwarzen hing.

„Mann, Hawky. Du bist ja überaus gut gelaunt. Hab ich was verpasst?“

Mit einem Grinsen lehnte sich die Haushälterin in den Türrahmen zur Küche.

„Ich bin mir fast sicher, dass das an unserem…“

„Kanan!“, unterbrach er sie etwas ungehalten und eine Spur zu laut, „Bringen Sie unserem Gast etwas zu Trinken. Jriou, wollen wir ins Esszimmer gehen? Da sind wir ungestört.“ Der Marineoffizier zuckte mit den Schultern.

„Ist ja nicht so, als ob außer uns sonst noch jemand hier wäre“, und folgte seinem Kindheitsfreund in den Speiseraum.

„Du hast mich ja gestern ganz schön versetzt“, entkam es Falkenauge desinteressiert, während er sich auf seinen Platz am Kopfende setzte und die Arme abweisend verschränkte.

„Hättest ja wenigstens Bescheid sagen können“, meinte er noch, bevor er sich den Rest seines – mittlerweile nur noch lauwarmen – Kaffees hinunterkippte.

Sein Freund warf sich neben ihn auf den erstbesten Stuhl und ließ seinen Kopf auf die Tischplatte fallen.

„Stell dich nicht so an. Ich hatte meine eigenen Sorgen“, murrte der Konteradmiral nur niedergeschmettert gegen das Holz.

„Probleme mit der Frau?“, fragte er halbwegs mitfühlend nach, während die Tür aufging und die hochgewachsene Frau mit Kaffee und Plätzchen hereinkam.

„Ich wünschte, das wär’s nur“, kam die klagende Antwort des Blonden, der sich nun langsam aufraffte und sich an seine Tasse klammerte. Seine müden Augen folgten der Haushälterin, die wohl spürte, dass ihre Anwesenheit nicht unbedingt erwünscht war und das Zimmer zügig verließ.

„So schlimm?“

„Nein, noch viel schlimmer! Ich war erst so spät zu Hause, dass Lirin mich gar nicht mehr rein lassen wollte! Ich musste auf der Couch pennen, weil sie so wütend war. Und dann wache ich heute auf, freu mich auf ein schönes Frühstück mit ihr und sie ist schon weg.“

Er trank seinen Kaffee in einem Schluck aus und warf seinen Kopf wieder auf den Tisch.

„Und warum warst du so spät zu Hause?“, stellte er gelangweilt die Frage, die der andere von ihm hören wollte.

Warum hatte der andere nicht einfach angerufen und ihm die Informationen mitgeteilt, die er wissen wollte? Stattdessen musste er sich jetzt mit einem depressiven Marineoffizier auseinandersetzen. Als hätte er nicht schon genug am Hals mit seinem grünhaarigen Wildfang.

„Im Stützpunkt sind alle am Durchdrehen. Seit die G6 gestürzt wurde, wollen alle herausfinden, was passiert ist. Einige der Piraten drehen jetzt völlig am Rad und versuchen nun ebenfalls Stützpunkte zu zerstören und all das nur, weil dein Schwertkampfwunderknabe einen auf ‚tragischen Held‘ machen wollte.“

„Ich dachte, ihr wüsstet schon, was passiert ist. Die Fallakten waren ziemlich umfangreich. Was für Informationen könnten der Marine denn noch fehlen?“ Langsam beugte er sich vor und betrachtete seinen Freund. Dieser legte sein Haupt auf die Seite und sah ihn zermürbt an.

„Naja, zum einen weiß niemand, woher der Piratenjäger sich so gut in diesem Stützpunkt auskannte. Wie du sicherlich gelesen hast, wurden er und Schwarzfuß Sanji in Kadettenuniform gesichtet. Keiner weiß, wie sie das angestellt haben und dann ist da noch die Sache mit den Ohrringen…“

„Es ist aber schon erbärmlich, dass sie nicht erkannt wurden. Wozu gibt es denn Steckbriefe, wenn diese nicht angesehen werden?“

Wütend knallte der Mann der Marine eine Hand auf den Tisch. Geschirr und Plätzchen klapperten aufgebracht.

„Manchmal erschreckst du mich, Dulacre. Hunderte gute Männer sind gestorben, einen qualvollen und schrecklichen Tod. Und alles was dir einfällt ist zu sagen, dass sie die Steckbriefe genauer hätten kontrollieren müssen?!“

Der Samurai lehnte sich wieder zurück.

„Reg dich nicht so auf, Jiroushin. Es ist nun mal eine Tatsache, dass der erfolgreiche Fluchtversuch der Strohhutbande nicht auf deren besondere Fachkenntnisse zurückzuführen ist. Das sind einfache Piraten. Noch nicht einmal überdurchschnittlich gefährlich. Wir zwei wissen, dass jeder von uns beiden alleine mit der ganzen Crew zu Recht kommen würde. Auch zumindest Hakkai hätte als Vizeadmiral keine besonderen Schwierigkeiten mit denen haben sollen. Laut den Berichten von Enies Lobby und Gecko Moria ist noch nicht mal der Strohhut selber in der Lage, Haki einzusetzen, geschweige denn einer seiner Untergebenen.

Der einzige Grund, warum Lorenor Zorro in der Lage gewesen war, den Stützpunkt zu vernichten, war der, dass die Marine ihn und den Rest der Crew unterschätzt hat. Sieh es ein, Jirou, die meisten Soldaten heutzutage sind aus einem anderen Holz geschnitzt wie du und Vater. Der Untergang der G6 hatte nichts mit den Piraten zu tun, sondern einzig und allein mit der schlampigen Arbeit der Marine.“

Sein Freund war wütend aufgesprungen. Donnernd fiel der Stuhl zu Boden.

„Wie kannst du das so ruhig sagen?! Du verteidigst immer noch diesen Mistkerl? Er war ein Monster, Dulacre! Ein Monster! Er hat all diese unschuldigen Menschen getötet, für eine Handvoll Verbrecher! Und du nimmst ihn in Schutz und gibst lieber der Gerechtigkeit die Schuld?! Bei deiner Einstellung ist es wirklich gut, dass du nicht mehr bei der Marine bist!“

Gelangweilt wartete er ab, bis sein Freund seinen Frust rausgeschrien hatte. Genau aus diesem Grund bevorzugte er die Einsamkeit von Kuraigana.

„Da magst du Recht haben und es gibt mit Sicherheit noch eintausend weitere gute Gründe. Das ändert jedoch nichts daran, dass es ein Armutszeugnis der Marine ist, die Schuld bei den Strohhüten zu suchen und nicht bei sich selber. Dann könntet ihr wenigstens etwas daraus lernen.“

Er hatte den Satz noch nicht zu Ende gesprochen, da packte der andere ihm am Kragen. Unbeeindruckt sah er auf die Hand, die ihn festhielt.

„Was denn, was denn? Ich habe dich selten so aufgebracht gesehen. Normalerweise willst du doch nie kämpfen. Das ist ja auch der Grund, warum Lirin der Boss im Haus ist, oder?“

Der andere starrte ihn immer noch zornentbrannt an, sagte jedoch nichts.

„Gib‘s zu, Jirou. Du weißt, dass ich Recht habe. Ich weiß nur nicht, warum du dich so künstlich aufregst. Die verkalkte Verwaltung der Marine hat sich in den letzten Jahren kaum verändert, allmählich müsstest du dran gewöhnt sein.“

Der Konteradmiral ließ ihn los.

„Du bist wirklich ein Arschloch!“ Er nickte.

„Man tut was man kann.“

„Ich hab gerade richtig Lust, dir die Fresse zu polieren, weißt du das?“ Wieder nickte er nur, ohne jedoch aufzustehen.

„Meinetwegen gerne. Der letzte gute Kampf ist schon zu lange her. Wenn du deinen Degen dabei hast, können wir sofort loslegen. Allerdings wissen wir aus besseren Zeiten, dass du immer noch keine Chance gegen mich hast.“

Er liebte es, wie ihn diese grünen Augen anblitzten, fast schon so wütend, wie die eines anderen gewissen jemands.

„Wer weiß. Du hast dich die letzten Jahre auf die faule Haut gelegt. Ich dagegen habe jede Woche mein Probetraining und Nataku taucht auch ab und an auf. Ich denke, dass ich besser in Schuss bin als du.“ Die Stimme des anderen war immer noch unterschwellig von Wut erfüllt, aber immerhin ließ er ihn los.

„Nataku? Du sprichst noch mit dem?“, meinte Mihawk tonlos und richtete seinen zerknitterten Kragen, stolz darauf, wie elegant er das Thema gewechselt hatte.

„Ja, wir sind Kollegen.“

„Was für eine Begründung. Wenn es danach gehen würde, müssten dieser wahnsinnige Don Flamingo und ich beste Freunde sein.“

„Könnt ihr euch nicht leiser streiten?“

Beide Männer erstarrten, als eine dritte Person mit murrender Stimme den Raum betrat.

Falkenauge betrachtete den Piraten, dieser hielt sich den strubbligen Kopf und hatte tiefe Ringe unter den Augen. Er trug nur Hemd und Sandalen, wovon eine jedoch nicht richtig geschlossen war. Er sah wirklich furchtbar aus. Das bleiche Gesicht war schmerzhaft verzogen und jeder Schritt wirkte anstrengend und zittrig. Der andere hatte ganz offensichtlich einen Kater.

„Du solltest was trinken.“

„Ach ‘ne“, antwortete der andere sarkastisch, „Aber ich glaube nicht, dass ich Kanan jetzt ertragen kann.“

„Mann, Dulacre!“, fuhr der Marineoffizier mit ungewohnt hoher Stimme dazwischen. Unbeeindruckt schien der Pirat den anderen zu registrieren.

„Wer ist das und warum bist du so unhöflich und stellst uns nicht vor?“ Der verfluchte Pirat hob den Kopf desinteressiert und sah die beiden Männer nachdenkend an.

„Hey“, sagte Lorenor nach einem Moment gedehnt, „Nicht so laut. Mir dröhnt der Schädel.“

„Ich hab dir gesagt, dass du nicht zu viel Wein trinken sollst“, antwortete der Samurai und ignorierte seinen Freund getrost.

„Ja, aber du hast mir nicht gesagt, dass Betrunken sein so negative Folgen haben kann.“

Das Mädchen ließ sich schwerfällig auf einen Stuhl sinken und griff nach einer Tasse.

„Ein vernünftiger Mensch hört auf, wenn er merkt, dass er zu viel getrunken hat“, erinnerte er seinen Gast, doch dieser winkte entnervt ab.

„Ich war vorher noch nie betrunken, woher… ach lassen wir das, ich kann mich jetzt nicht mit dir streiten.“ Die zittrige Hand griff nach der Kaffeekanne.

„Vielleicht solltest du lieber Wasser zu dir nehmen.“

Wie ein Roboter drehte sich der Kopf des Grünschopfes in seine Richtung.

„Noch einmal. Ich, Kopfschmerzen. Küche, Kanan. Ich, Kaffee.“

Der Samurai schüttelte nur den Kopf. Es war sinnlos diese Diskussion zu führen.

In diesem Moment erinnerte er sich wieder an seinen anderen Gast, welcher gerade wieder seinen Stuhl hingestellt hatte und sich gegenüber von dem Mädchen niederließ. Alle Wut war offensichtlich aus seinem Körper verschwunden, zu perplex wirkte er über das unerwartete Auftauchen des anderen Gastes.

„Nun gut. Also Jirou, das ist…“ Einen Moment blickte er den Piraten an, der vor wenigen Sekunden noch Thema ihrer Auseinandersetzung gewesen war.

„Hawky, du hast doch nicht etwa ihren Namen vergessen?“, fuhr sein Freund ihn entsetzt an.

„Nein, hat er nicht. Er weiß nur nicht, wie er mich vorstellen soll“, antwortete das Mädchen eine Spur entnervt. Gereizt vergrub Falkenauge das Gesicht in den Händen.

„Du machst es mir auch nicht gerade leicht. Also, Jirou, das ist Loreen. Und dir, meine liebe Loreen...“ Die grünen Augen sahen ihn müde aber trotzdem ziemlich tödlich an, „Möchte ich meinen Kindheitsfreund, Cho Jiroushin, vorstellen.“ Der Blonde verbeugte sich im Sitzen.

„Es freut mich außerordentlich, Lady Loreen.“

Das Mädchen sah ihn jedoch nur gelangweilt an, dann weiteten sich einen Moment Lorenors Augen.

„Konteradmiral Cho, der friedvolle Krieger“, sagte er schließlich, beinahe fassungslos.

„Du kennst ihn?“, fragte Falkenauge überrascht.

„Offensichtlich“, blubberte der Pirat in seine Tasse.

„Woher kennen wir uns?“, fragte nun auch der Marineoffizier.

„Sie waren auf der Marinebasis von Shelltown, als ich dort …“ Einen Moment stutzte der Grünschopf, als würde er sich seiner Situation bewusst.

„Aber woher weißt du, wer er ist?“, versuchte Falkenauge seinem Gast zur Hilfe zu kommen.

„Ich bin nicht total ungebildet, klar?“, bedankte dieser sich sofort, „ Konteradmiral Cho Jiroushin, der Admiral mit der wenigsten Kampferfahrung aller Ordensträger in der Marine und das, obwohl kein Mensch auf der Welt mit seiner Fechtkunst mithalten kann. Trotzdem wird er, vor allem für sein taktisches Vorgehen, bevorzugt in Krisengebieten eingesetzt, wo man eine blutige Auseinandersetzung vermeiden möchte. Gerüchten zufolge beendet er die Hälfte seiner Kämpfe noch bevor sie begonnen haben, dadurch, dass er den Gegner zur Aufgabe überredet.“

Verblüfft blickten sich die beiden Männer einen Moment an, während das Mädchen eine weitere Tasse des schwarzen Gebräus vernichtete.

„Woher weißt du das alles?“ Der Grünschopf sah den Marineoffizier direkt an und ignorierte die Frage des Schwarzhaarigen.

„Sie gehören zu den fünf besten Schwertkämpfern der Welt, auch wenn Sie den Degen bevorzugen. Natürlich weiß ich, wer Sie sind.“ Abrupt stand die junge Frau auf, anscheinend sich plötzlich bewusst über sein peinliches Verhalten, „Und jetzt werde ich Kanan darum bitten, irgendetwas gegen diese Kopfschmerzen zu unternehmen, mir wird langsam echt schlecht.“ Hart knallte die Tür hinter dem Wildfang zu, während beide Männer ihm immer noch verdutzt nachsahen.

„Was war das denn?“

„Mein Untergang“, kommentierte der Samurai nur und nahm sich den letzten Rest Kaffee.

„Warte mal.“ Plötzlich sah der andere ihn durchdringend an. „Sie ist es!“

Geschockt verschluckte Falkenauge sich. Wie hatte der andere es rausfinden können? Wer würde auf so eine wahnwitzige Idee kommen. War es, weil der andere sich verplappert hatte? Verdammt!

„Wie bitte was?“, gab er sich ahnungslos und verfluchte sich gleichzeitig dafür, die Fassung verloren zu haben.

„Sie ist der Grund, warum du noch hier bist!“ Und das ganze Adrenalin verabschiedete sich.

„Ja, das stimmt“, murmelte er nun beinahe enttäuscht. Wieder sprang der andere auf.

„Hawky, bist du wahnsinnig! Die ist doch noch fast ein Kind! Kannst du dir nicht jemanden in deinem Alter suchen? Was sagt Kanan denn? Sie wird das doch kaum gutheißen können.“

„Wovon redest du denn da?“

„Mein Gott, hast du als Pirat deinen letzten Rest Anstand verloren? Und streite es ja nicht ab. Sie trägt sogar noch dein Hemd! Mein Gott, was ist nur aus dir geworden?“

Ein schales Lachen ertönte von der Tür.

„Keine Sorge, verehrter Konteradmiral Cho. Falkenauge ist weder mein Typ, noch meine Altersklasse. Außerdem ist das noch nicht mal sein Hemd.“

Langsam wurde es dem Samurai echt zu bunt, als der andere mit einem Glas Wasser wieder in der Tür erschienen war, immer noch nur in Hemd und Sandalen. Was hatten nur alle mit seinem Alter?

„Wolltest du nicht was gegen deine Kopfschmerzen tun?“

„Kanan hat mir eine Tablette gegeben, die sollte jeden Moment wirken“, meinte das Mädchen nur und gesellte sich wieder an den Tisch, „Aber da ich stark davon ausgehe, dass dieser Mann deine Informationsquelle ist, möchte ich so wenig wie möglich verpassen.“

Die Idiotie des anderen bereitete mittlerweile ihm Kopfschmerzen. Wenn der sich weiter so benahm, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis Jirou sie durchschauen würde.

Doch zu seinem großen Erstaunen, lächelte die Frau nur sanft und nahm einen Schluck Wasser, als wäre auch ihm bewusst geworden, dass sie sich auf dünnen Eis bewegten. Die Aura zu seiner Rechten verwandelte sich komplett. Der übel gelaunte Morgenmuffel fuhr sich verlegen durch die langen, wilden Haare und versprühte plötzlich einen unschuldigen Charme. Mit einem Male saß neben ihm eine junge Frau, naiv und herzerwärmend zugleich.

Unsicher und mit leicht geröteten Wangen richtete der Grünschopf sich das Hemd und wich dem Blick des Marinesoldaten aus.

Eben dieser sah das Mädchen mit großen Augen an. Er war jetzt schon verloren, das war Dulacre bereits bewusst. Nicht nur war sein Kindheitsfreund gutmütig und ein Kavalier, der sich immer um das Wohl des zärtlichen Geschlechts sorgte, er war außerdem absolut leichtgläubig und ließ sich nur zu gerne von einem Fräulein um den Finger wickeln. Den dubiosen Auftritt des verzauberten Piraten von vorher hatte Jirou schon längst vergessen, zu sehr faszinierte ihn das grünhaarige Mädchen.

Am liebsten hätte Mihawk ihm einen Ellenbogen in die Seite gestoßen und gefragt, wer denn nun der Pädophile sei, aber noch mehr wollte er wissen, ob sein ungebetener Gast mit seiner Farce tatsächlich durchkommen würde.

Wie im Traum beobachtete er, wie der Pirat den Flottenadmiral scheu anlächelte. Ein Lächeln, welches von Selbstzweifel, bis einen geheimen Flirt hin, alles beinhalten konnte. Woher konnte der das?

„Ich bin auf der Suche nach Informationen über den Verbleib der Strohhutpiraten. Können Sie mir da weiterhelfen? “ Dem Samurai klappte die Kinnlade herunter. Diese höflichen Worte hätte er nie erwarten können.

„Selbstverständlich“, entfuhr es Jirou augenblicklich, „Ich werde Ihnen gerne helfen.“

„Vielen Dank, Konteradmiral Cho.“

„Nein, nein. Einfach nur Jiroushin, das reicht, meine Liebe.“ Vor ihm reichte sein Freund seinem Feind die Hand, welcher sie dankend umschloss.

„Hab ich was verpasst?!“, fragte er aufgebracht. Das ging ihm doch eindeutig zu schnell und zu weit. Die Anwesenden starrten ihn an.

Er war aufgesprungen und hatte den Stuhl nach hinten gestoßen, ohne es überhaupt bemerkt zu haben. Mit geballten Fäusten hatte er auf den Tisch geschlagen, worauf das Glas Wasser bedrohlich zitterte, während die Tassen wild klirrten.

„Du machst mich ja lächerlich!“ Seine Gäste tauschten einen verwirrten Blick und ließen einander los.

„Keine Sorge, das schaffst du auch schon alleine“, kommentierte sein Wildfang mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Hawky, was ist denn los mit dir?“

Erst jetzt wurde ihm bewusst, was er getan hatte. Mit hochrotem Kopf sank er zurück auf seinen Stuhl. Ja, was war nur los mit ihm? Er war die Ruhe in Person! Er war ein eiskalter Stratege, dem weder ein Gewissen noch Emotionen etwas anhaben konnten. Selbst sein aufbrausender Freund hatte ihn höchstens belustigt. Was hatte ihn also gerade so die Kontrolle verlieren lassen?

„Nun gut, Jiroushin, was muss ich wissen?“

Aus weiter Ferne beobachtete er, wie der Admiral eine große alte Karte aus den Tiefen seines Anzugs hervorzauberte und vor ihnen auf dem Tisch ausbreitete. Lorenor hatte derweil alles Geschirr auf einen angrenzenden Beistelltisch verfrachtet.

Was hatte er sich da nur ins Haus geholt?
 

-Zorro-

Innerlich atmete er erleichtert aus. Der verfluchte Idiot von Samurai hatte beinahe seine Scharade zerstört. Wenn er eins von den Frauen an Bord gelernt hatte, dann, dass man als Dame immer einen Joker hatte.

Hilflosigkeit! Und Brüste…aber in erster Linie die Hilflosigkeit!

Er hatte nie verstanden, wie das Prinzip funktionierte, weil er auch nie auf den Köder angesprungen war. Aber alle anderen Männer um ihn herum wurden zu Helden, wenn Nami sich den Absatz brach oder Robin einen schweren Korb trug. Ein Lächeln hier, ein Zwinkern da und die Männer würden für die Damen Berge versetzen. Allen voran Nami hatte diesen Trumpf oft ausgespielt, vor allem natürlich bei dem liebestollen Koch. Alleine dieser Gedanke hatte ihn auf die Idee gebracht. Cho Jiroushin war ein Mann der Marine, ein absoluter Gerechtigkeits-Fanatiker, soweit er wusste. Wenn dieser Typ herausfinden würde, wer er war, würde der sich wahrscheinlich höchstpersönlich für die Basis der Senichi-Inseln bedanken wollen und in seiner derzeitigen Verfassung würde Zorro keinen Kampf überstehen.

Aber als ahnungsloses, schwaches Mädchen würde er keine Bedrohung darstellen und der Konteradmiral würde ihm leichter sein Vertrauen schenken. Offensichtlich war der Ehrenmann genauso wehrlos gegenüber den Waffen einer Frau, wie die liebestolle Kringelbraue, worüber Zorro eigentlich gar nicht nachdenken wollte, während er genau das zu seinem Vorteil nutzte. Nicht gerade ehrenhaft, aber auf die hatte er in den letzten Tagen ja schon oft genug verzichtet. Die Gewitterziege hatte offenbar echt einen schlechten Einfluss auf ihn.

Sein Kopf klärte sich langsam und endlich konnte er wieder vernünftig denken. Nein, wenn er zu seiner Crew zurückwollte, durfte er hier nicht scheitern. Er musste erst einmal überleben, dann würde er weiter sehen.

Einen Moment lang betrachtete er den Mann am Kopfende, dieser schien weit weg und in seinen eigenen Gedanken. Die gelbgoldenen Augen hatten den stechenden Blick auf die Tischmitte gerichtet, ohne jedoch wirklich etwas zu sehen. Eine gewisse Neugierde erwachte in ihm. Er wollte wissen, was mit dem anderen los war. Es überraschte ihn wirklich, wie seltsam sich der beste Schwertkämpfer der Welt benahm. Dann schüttelte er den Kopf und wandte sich wieder dem Konteradmiral zu.

Für eine Sekunde studierte er die große Karte vor ihm, er hatte keine Ahnung, was sie bedeuten sollte, er hatte noch nie viel mit Karten anfangen können.

Langsam hob er den Blick und sah den Blondschopf an. Dieser lächelte freundlich, doch ein unterschwelliger Zorn war deutlich sichtbar.

„Bist du sicher Loreen, dass du die Strohhüte finden willst? Das sind alles Monster!“

Ein ungewolltes Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Wenn der andere nur wüsste, mit wem er sich gerade unterhielt.

„Vielleicht“, meinte er nur schlichtweg, „Erst einmal möchte ich nur wissen, wo sie sich in etwa befinden.“

Der Marineoffizier sah ihn ernst an.

„Warum, wenn ich fragen darf? Was hat ein einfaches Mädchen wie du, mit diesen Piraten zu schaffen?“ Ein kaltes Lachen unterbrach ihre Unterhaltung. Falkenauge war wieder anwesend.

„Jirou glaub‘ mir. Loreen ist alles andere, als ein einfaches Mädchen. Nur deshalb sind wir alle hier.“

Zorro rollte, entnervt von so viel Theatralik, die Augen.

„Nun gut, wollen wir zum Thema zurückkommen, meine Herren?“

Die Männer tauschten einen Blick aus.

„Gerne“, antwortete Cho schließlich. Dann zog er ein paar hölzerne Spielfiguren aus der Hosentasche.

Einen kleinen Turm stellte er auf eine Inselgruppe.

„Das hier ist die ehemalige Basis G6 von den Senichi-Inseln. Bis auf ein paar Ruinen wurde sie vollständig zerstört.“ Die Stimme des Admirals war dunkel. Abgrundtiefer Hass erfüllte ihn. Doch er ging nicht weiter drauf ein sondern setzte ein kleines Boot wenige Zentimeter neben den Turm.

„Das hier sind die Piraten.“ Zorro konnte nicht verhindern, dass er sich ein bisschen gerader aufsetze. Die Kopfschmerzen waren nun vollkommen verschwunden.

„Das sieht so aus, als wären sie nicht weit gekommen“, murmelte er unbedacht.

„Lass dich nicht täuschen, Loreen. Sie sind seit ihrer Flucht stetig unterwegs.“

Er setzte ein zweites und ein drittes Boot auf der Karte ab.

„Das hier müsste in etwa ihr Kurs sein. Ich vermute, dass sie in zirka einem Monat und ein paar Tagen hier ankommen würden.“ Er legte ein viertes Boot ab.

„Das ist doch Sarue“, mischte sich der Samurai ein.

„Sarue?“ fragte der Pirat nach, ohne dass er die Karte wirklich verstand. Der Mann der Marine nickte.

„Es ist eine Nachbarinsel von Sasaki. Man braucht keine zwei Stunden bis dahin.“ Mit diesen Worten setzte er einen kleinen Reiter fast neben das vierte Boot.

„Und hier sind wir.“

„Mit anderen Worten also“, führte der Schwarzhaarige den Gedanken seines Freundes fort, „Rätst du uns zu warten, bis die Piraten auf Sarue ankommen?“

Der Mann im Anzug nickte.

„Die Gegend, in der sich die Piraten jetzt befinden, ist nur sehr schwer zu befahren. Ohne Log-Port fast unmöglich. Wenn ihr sie wirklich treffen wollt, würde ich an eurer Stelle solange warten, bis sie in der Nähe sind. Wenn sie denn bis dahin überleben.“

Nachdenklich betrachtete der junge Schwertkämpfer die Karte mit den Spielfiguren.

„Wenn ihr so genau wisst, wo sich die Strohhutbande aufhält, warum greift ihr sie nicht einfach an?“ Ihm wurde eiskalt bei dem Gedanken, dass die Marine vielleicht schon seit längerer Zeit jeden ihrer Schritte verfolgt hatte. Vielleicht waren sie so in der Lage gewesen, sie damals zu überraschen.

Cho schüttelte den Kopf.

„So einfach ist das nicht, meine Dame. Die Marine ist eine hochkomplexe Verwaltung mit strikten Regeln und Gesetzen. Jeder Übergriff muss sorgsam geplant und genehmigt werden, um mögliche Fehlentscheidungen zu vermeiden.“

Verblüfft sah er den anderen an.

„Ernsthaft jetzt? Glaubt denn auch nur einer bei euch, dass irgendwelche Piraten sich an diesen Bürokratiemist halten?“ Diese grenzenlose Blödheit der Marine machte es unmöglich, die Maske des naiven Mädchens weiter zu tragen. Wenn sie die Möglichkeit hatte, zahllose Verbrecher hochzunehmen, warum tat sie das nicht einfach, anstatt zu riskieren, dass daraus tickende Zeitbomben würden?

„Darum geht es nicht“, widersprach der Konteradmiral vehement, „Es geht um die Gerechtigkeit. Nur weil die Piraten gegen Gesetze verstoßen, heißt das nicht, dass wir willkürlich handeln dürfen. Außerdem wurde die Marine durch den Sturz der G6 in diesem Teil der Grand Line bedeutend geschwächt. In diesem Abschnitt des Gewässers ist zurzeit alles auf Notfallmaßnahme ausgerichtet. Unnötige Handlungen können wir uns nicht leisten.“

Zorro wollte etwas erwidern, der Samurai war jedoch schneller.

„Gehe ich Recht in der Annahme, dass die Marine vorhat, die Strohhutpiraten auf Sarue zu stellen?“ Überrascht sah er den Schwarzhaarigen an.

„Du weißt, dass ich über geheime Pläne der Marine nicht reden darf, vor allem nicht mit Zivilisten. Wir haben überdies ganz andere Probleme, weswegen schon einige meiner Vorgesetzten zum Hauptquartier bestellt wurden.“

Nachdenklich richtete Falkenauge seinen Blick wieder auf die Karte.

„Was für Probleme, Jiroushin?“

Aus den Augenwinkeln konnte Zorro erkennen, wie der Konteradmiral sich wütend die Hand vor den Mund schlug.

„Auch das ist geheim!“, antwortete er schnell. In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen.

„Loreen! Was machst du da? So kannst du doch nicht mit zwei Herren am Tisch sitzen. Sieh dich doch an!“ Wütend erklang die laute Stimme der Haushälterin. Im Nu war sie herbeigestürmt und griff ihn am Arm. Erfolglos versuchte er sich zu wehren.

„Kanan…“

„Nichts da! Solange du in diesem Haus lebst, wirst du dich auch angemessen benehmen. Du musst dich einer Mihawk würdig verhalten.“

„Ich bin aber gar keine Mihawk!“, protestierte er lauthals auf, während sie ihn zur Tür zog. Zu seinem Ärgernis konnte er hören wie Falkenauge leise kicherte.

„Und jetzt verabschiede dich brav und dann ab unter die Dusche mit dir.“
 

-Mihawk-

Laut knallte die Tür hinter den beiden Frauen zu und er konnte das Auflachen nicht verhindern. Es erheiterte ihn ungemein, wenn der andere von Kanan zu Recht gestutzt wurde und sie versuchte, eine Dame aus ihm zu machen.

„Was belustigt dich denn so?“ Erst jetzt wurde ihm die Anwesenheit des anderen wieder bewusst.

„Ich habe dich ja schon ewig nicht mehr lachen gehört.“

Ein bisschen zu überstürzt lehnte er sich in seinem Stuhl wieder zurück und verschränkte die Arme.

„Ich habe keine Ahnung wovon du sprichst. Erklär mir lieber, was in der Marine vorgeht.“

Sein Freund schüttelte den Kopf.

„Wie gesagt, Top Secret. Aber wer ist das Mädchen? Wo kommt sie her und vor allem: Was tut sie hier?“

Überrascht sah er den anderen an. Er hatte keine Ahnung, wie er sich da wieder rausreden sollte. Nach wenigen Sekunden zuckte der Blonde mit den Achseln und begann die Karte und die Spielfiguren einzusammeln.

„Es ist schon seltsam, wie vertraut ihr einander seid. Sie scheint keine Angst vor dir zu haben. Ich habe selten jemanden so mit dir reden gehört wie sie.“

Langsam wandte er den Blick ab, erneut ohne etwas zu erwidern.

„Etwas an ihr ist besonders. Ich habe das Gefühl, als wäre sie dir ein würdiger Gegner.“

„Was redest du denn da?“, murmelte er schwach, „Sieh sie dir doch mal an. Sie ist ein Kind. Ein Schwerthieb von mir und sie war einmal. Wie kannst du sowas ebenbürtig nennen?“

Jirou schüttelte den Kopf.

„Du weißt genau, was ich meine. Mag sein, dass sie keine Kriegerin ist, aber sie ist wohl die erste, die mit deinem Dickkopf mithalten kann.“ Ein Zeigefinger des anderen schnippte ihm gegen die Stirn.

„Was soll das?“, entkam es ihm mürrisch.

„Ihr redet alle so einen Schwachsinn. Dieser Grünschnabel kann mir nicht im Mindesten das Wasser reichen.“

„Wir?“, wiederholte sein Freund mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Kanan sieht es also auch so?“

Die Unterhaltung gefiel ihm nicht mehr. Entschieden stand er auf.

„Läufst du jetzt davon?“, versuchte der andere ihn zu reizen.

„Ich laufe nie vor etwas davon. Aber dieses Gespräch langweilt mich.“

Lachend stand nun auch der andere auf.

„Du warst schon immer ein schlechter Verlierer.“

„Ich habe noch nie verloren.“

Der Marineoffizier erwiderte nichts, sondern zog eine altertümliche Taschenuhr hervor.

„Ich muss jetzt wieder zur Arbeit. Aber beim nächsten Mal will ich alles über deinen kleinen Wildfang erfahren.“

„Jaja, jetzt hau endlich ab.“ Er geleitete seinen Freund zur Tür.

„Wie lange wirst du denn noch hier bleiben?“ Diese Frage überrumpelte ihn und bevor er seine Gedanken ordnen konnte antwortete er bereits.

„Na, bis die Strohhüte auf Sarue sind.“

Mit großen Augen sah ihn der andere an, während er sich seinen Mantel anzog.

„Ach so? Nun gut, dann sehen wir uns ja demnächst. Tschau.“

Machtlos sah er zu, wie die Haustür hinter Jirou zuschlug. Konnte er nicht einmal seine Klappe halten?! Was hatte er sich da nur ins Haus geholt?



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Amaya19
2016-06-07T16:03:38+00:00 07.06.2016 18:03
Hallo Sharry,
Entschuldige den verspäteten Kommentar, aber ich habe in letzter Zeit sehr viel zu tun😞
Naja also nun zum Kapitel.

Mal wieder klasse gelungenes Kapitel, total spannend geschrieben und total genial!:)

Ich freu mich schon drauf, wenn Zorro ENDLICH seine Freunde trifft*aufgeregt rumhüpf*
Naja wie schon so oft gesagt, mach weiter so einfach nur klasse.
LG Amaya19 ^^
Antwort von:  Sharry
07.06.2016 19:00
Einen schönen guten Abend,
ach nein, du musst dich doch nicht entschuldigen, ich freue über deinen Kommi und ich hoffe, dass du etwas Zeit zum Luft holen hast und etwas zur Ruhe kommen kannst.

Ich danke dir, es beflügelt mich, wenn es jemandem so sehr gefällt wie dir :-)
Und natürlich geht es weiter (vielleicht etwas anders als gedacht ;-P)

Liebe Grüße und bis bald
Sharry
Von:  LittleMarimo
2016-05-25T12:43:54+00:00 25.05.2016 14:43
Das kapitel war lustig, aufschlussreich und einfach eine bombe xD
Zorro hat gut von nami gelernt.
Hoffentlich hat sich mihawk nicht zu sehr verplappert aber es klingt so als ob sie ihnen wirklich dort auflauern wollen....
Uiuiui...
Aber das wichtigste:
Was passiert wenn zorro oder loreen auf die anderen trifft?

Antwort von:  Sharry
02.06.2016 21:25
Hey,
freut mich, dass es dir gefallen hat^^
Na irgendwas muss er sich ja auch von ihr abgeguckt haben, mit Geld umgehen kann er ja immer noch nicht...
Nah, dazu verrate ich nicht zuviel, außer, dass es ganz anders laufen wird, als Zorro es sich gedacht hat, wenn er auf wieder auf seine Freunde trifft. (böses Grinsen)
Liebe Grüße und danke dir
Sharry
Von:  blackholmes94
2016-05-25T12:07:54+00:00 25.05.2016 14:07
Ok versoffen ist er noch ... aber der verträgt echt nix mehr :O ... naja kann er sich ja wieder antrainieren ^^
:D :D :D musste sooo lachen als Jirou aufgetaucht ist und auf "Loreen" getroffen ist
dachte mit sofort: "Das hat er von Nami!" xD (es scheint aber, dass sich Zoro schon besser damit abgefunden hat nun als Frau durch die Weltgeschichte zu laufen, naja vorerst zumindest)
aber unser lieber Mihawk ist da doch ganz schön baff gewesen ^^ ... und sein Beschützerinstinkt hat sich gemeldet als sein Kumpel darauf angesprungen ist *grins grins*
Fand es auch genial als Mihawk Jirou geantwortet hat, wer sie denn sei "Mein Untergang" xD der muss wirklich mit den Nerven am Limit sein wenn er Lorenor schon so bezeichnet :D *pat pat - armer Schwertheini*
Naja freu mich auf jeden Fall nun wie es weiter geht und vlt schon bald eine erste Konfrontation von Loreen und den Strohhüten stattfindet *.*
Liebe Grüße :**
Antwort von:  Sharry
02.06.2016 21:23
Hey,
danke für deinen Kommi^^
Also ich würde behaupten, das liegt am Restalkohol, dass Zorro so ruhig ist, aber wer weiß, vielleicht ist er ja doch reifer ;-)
Ach ja, unser armes Falkenauge, hat es echt nicht leicht mit seinem Gast. (Und das ist erst der Anfang, böses Lachen)
Liebe Grüße und bis bald ;-)
Sharry


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