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Doctor Who - H2, Oh

von

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Episode Vier


 

Episode Vier
 

»Das ist jetzt eher ungünstig, oder?«, höre ich mich fragen und starre noch immer in den Abgrund, sehe jedoch nichts weiter als dunkle Fluten, die immer weiter und ohne Unterlass gegen die Felswand donnern und daran zerbrechen. »Was machen wir denn jetzt?«

»Seien Sie mal still, ich muss nachdenken«, sagt der Doctor, befeuchtet seinen Zeigefinger und reckt ihn in den Himmel, was ich in dieser Situation als äußerst befremdlich empfinde.

»Vielleicht sollten wir versuchen, den Vortex-Manipulator wieder zu beschaffen«, schlage ich vor.

»Nein«, macht der Doctor meine Hoffnung zunichte und entfernt sich ein paar Schritte. »Der ist für immer in den Tiefen des Panthalassa-Ozeans verschwunden.«

»Es sei denn wir hätten eine Tauchausrüstung«, klammere ich mich an jeden Hoffnungsschimmer. Wo bekommen wir jetzt eine Tauchausrüstung her? Vielleicht können wir uns einer einfachen Tauchglocke bedienen?

»Sie sollten doch still sein«, weist mich der Doctor zurecht und untersucht den aufgerissenen Boden ein paar Meter entfernt.

»Wie kommen wir jetzt an eine Tauchausrüstung?«, frage ich, nicht auf ihn hörend und beobachte, wie er die Erde mit seinem Schallschraubenzieher scannt.

»Gar nicht«, murmelt er und betrachtet die Ergebnisse des Scans. »Eisenerz.«

»Wir sitzen hier tatsächlich fest?«, frage ich das Offensichtliche und schiebe mich in das Blickfeld des Doctors.

»Vorerst«, gibt er zu und blinzelt mich an. »Es sei denn, Sie haben noch einen zweiten Vortex-Manipulator dabei. Na los, seien Sie ehrlich.«

Er fuchtelt mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum und ich zucke zurück.

»Nein«, sage ich dann wahrheitsgemäß und stelle den Kragen meiner Jacke auf, um mich noch besser vor dem Wetter zu schützen.

»Nein, Sie haben keinen dabei oder nein, Sie sind nicht ehrlich?«

Ich lege den Kopf schief, als er mich fragend ansieht. Die Sekunden verstreichen, während ich überlege, ob er tatsächlich auf eine Antwort wartet.

Scheint so, stelle ich fest, als auch der Doctor den Kopf zur Seite legt und seine Augenbraue in die Höhe geht. Ich hohle tief Luft, bevor ich entnervt antworte.

»Nein, ich habe keinen dabei.«

Der Doctor schnalzt mit der Zunge und sieht über meine Schulter hinweg in die Ferne.

»Schade«, lässt er leise verlauten und sein Blick wird unfokussiert. Ich seufze und reibe mir die Oberarme. »Ach, was soll's«, sagt der Doctor dann und klatscht auffordernd in die Hände. »Ich überlege mir etwas. Kommen Sie, wir sehen uns erst einmal um.«

Schon wieder kann ich seinen Optimismus nicht ganz nachvollziehen, folge jedoch ergeben, als er sich in Bewegung setzt, um die Hochebene noch weiter zu erkunden.
 

~
 

»Oh, sehen Sie, Treibgut!«, rufe ich aus und deute in Richtung eines angespülten Baumstammes, welcher im prähistorischen Sandstrand friedlich vor sich hin modert. »Doctor?«

Ich sehe mich um und erblicke den Time Lord in den Dünen, wo er Proben nimmt, schallschraubt und Dinge tut, die ein Jahrhunderte alter Zeitreisender eben so tut.

Er scheint mich nicht gehört zu haben, also blicke ich den langen Weg hinauf, den wir uns soeben durch felsige Landschaft und Gestrüpp, vom Plateau herunter gebahnt haben.

»Ich brauche eine Pause«, versuche ich es erneut, doch er schaut weder auf, noch gibt er mir anderweitig zu verstehen, dass er mich nicht gänzlich ignoriert. Ich winke innerlich ab und setze mich in Bewegung. »Und ich brauche einen Keks«, füge ich leise für mich selbst hinzu.

Leise seufzend setze ich mich auf das kühle Holz inmitten des schmalen Strandes, beobachte die rauschenden Wellen und lasse zu, dass der Wind mit meinen Haaren spielt.

Tja, denke ich, während sich ein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke kämpft und das Wasser zum Glitzern bringt. Es hätte uns in weitaus unschönere Zeitalter verschlagen können.

Ein Pliosaurus bricht weit draußen auf dem Ozean walähnlich durch die Wasseroberfläche und bringt mit seinem Körpergewicht gewaltige Wassermassen zum auseinanderstieben, als er wieder abtaucht. Nein, nicht irgendein Pliosaurus. DER Pliosaurus, wie ich aufgeregt erkenne.

»Unser Freund«, sagt plötzlich eine Stimme neben mir und ich erschrecke, weil ich nicht bemerkt habe, wie der Doctor neben mich getreten ist.

Ich bewege mich ungelenk, um zu kaschieren, dass ich zusammengezuckt bin.

»Ja, ich weiß«, sage ich räuspernd und er legt die Stirn kraus.

»Woher?«, will er dann wissen.

Ich deute auf meine Augenbraue.

»Er hat da dieses verwachsene Fleisch direkt über dem Auge. Kann man sogar von hier erkennen.«

»Gut beobachtet, Polly«, gibt der Doctor zu.

»Holly«, korrigiere ich erneut halbherzig und beobachte, wie er aus der Innentasche seiner Anzugjacke eine große Keksdose in Form eines Eichhörnchens zaubert und mir unter die Nase hält. Ich liebe Eichhörnchen.

Ich bekomme ganz feuchte Augen und nehme diese dankend an.

»Fragen Sie gar nicht, wo ich die her habe?«, will er wissen und blickt auf seine spezielle Art auf mich hinab, während ich bereits den ersten Keks verschlinge. Hmmm, Marmelade!!

Ich zucke nur mit den Schultern, bevor ich mit vollem Mund antworte.

»Auf Ihrer Jagge«, sage ich unverständlich und meine Aussprache ist bröckelig vor lauter Kekskrümel.

Seine Miene verrät Abneigung für meine Esssitte und ich wende peinlich berührt den Blick ab, mampfe jedoch weiter, klammere mich an die Dose auf meinen Oberschenkeln, als wäre diese der Heilige Gral, und sehe hinaus auf den Ozean.

»Und wie passt sie da rein?«, fragt der Doctor und ich verstehe diese Frage nicht. Das müsste er doch wohl am ehesten wissen.

Ich schlucke lautstark den Keks hinunter und drehe meinen Kopf wieder langsam in seine Richtung.

»Time Lord Technologie«, informiere ich langsam und erklärend. »Von innen größer als von außen.«

»Das ist korrekt«, berichtet der Doctor irgendwie enttäuscht. »Jack hat Ihnen einiges erzählt, nicht wahr?«

»Natürlich. Er ist mein Vater. Wir erzählen uns alles.« Na ja, fast.

Ohne Vorwarnung lässt sich der Doctor in den Sand zu meinen Füßen plumpsen und lehnt sich mit dem Rücken gegen den verwitterten Stamm, während der Pliosaurus erneut seine Kreise zieht. Er bleibt dabei immer in Küstennähe. Wahrscheinlich sein bevorzugtes Jagdgebiet. Ob ihm die Tardis wohl gemundet hat? Oh je...

»Sagen Sie«, beginnt der Doctor und blickt dabei ins Leere. »Warum stranden Meerestiere?«

»Das fragen Sie mich doch jetzt nicht wirklich, oder?« Fühlt sich an, wie in der Schule.

Sein Kopf dreht sich zu mir, wobei er sich eigenartig verrenken muss.

»Doch, offensichtlich tue ich das.«

Ich rutsche den Stamm entlang und lasse mich neben den Doctor in den Sand fallen, der sich gegenüber dem harten Stamm angenehm weich anfühlt.

»Ich weiß nicht«, beginne ich und biete dem Doctor einen Keks an, den er jedoch kopfschüttelnd ablehnt.

»Dann denken Sie nach!«

»Das wird verschiedene Gründe haben, nehme ich an.« Ich versuche angestrengt einen triftigen Grund zu finden, krame in den hintersten Ecken meines Gehirns nach all den Sachen, die ich irgendwann einmal gehört, gelesen und wieder vergessen habe. »Ein krankes Leittier, vielleicht.«

»Gut«, sagt der Doctor, nickt und gibt mir zu verstehen, fortzufahren.

»Starke Winde?«, frage ich und fühle mich schrecklich unwohl dabei. »Winde, die den Tieren Orientierung und Kraft rauben?«

»Weiter.«

»Ihre Suche nach Futter!«, rufe ich aus, recke meinen Zeigefinger in die Luft und komme so richtig in Fahrt. »Vielleicht geben sandige Schlickbänke aber auch ein undeutliches Echo und die Tiere werden durch ihr Schallortungssystem nicht gewarnt. Nein, jetzt weiß ich es! Das Schwanken des Erdmagnetfeldes!«

»Sehr gut!«, sagt der Doctor und ich hoffe, dass er ein wenig beeindruckt ist. »Aber dennoch falsch.«

»Was? Wieso?«

Ich finde meine Theorien äußerst schlüssig.

»Die Ursache ist Lärm!«, ruft er aus, springt auf und zieht mich ebenfalls auf die Beine. »Normaler, unangenehmer und doch so bedeutender, guter, alter Lärm.« Ich stelle die Keksdose beiseite, als er beginnt, wild mit den Armen zu fuchteln. Nicht, dass wir gleich noch Verluste zu beklagen haben. »Im Meer herrscht ungeheurer Lärm. Militärische Schiffe oder Forschungsschiffe mit Sonargeräten, zunehmender Schiffsverkehr, Bohrinseln oder Eisbrecher. Wenn Tiere auf diesen enormen Lärm und starken Schalldruck stoßen, verlieren sie die Orientierung. Wasser leitet Schall noch besser als die Luft und-«

»Das gibt es hier alles nicht«, unterbreche ich ihn und hoffe, dass er deswegen nicht ungehalten wird.

»Nein«, gibt er zu, hält in der Bewegung inne und sieht mich seltsam an.

Ich erschrecke, als er einfach meinen Schallfederhalter aus meiner hinteren Hosentasche mopst und ins Licht hält.

»Hey!«, beschwere ich mich halbherzig, während der Doctor seinen Schallschraubenzieher neben meinen Federhalter hält.

»Aber was könnte mehr Lärm verursachen, als zwei Schallgeräte die gegeneinander wirken?«

Moment mal, denke ich, als er sich in Bewegung setzt und mit den Geräten in der Hand den Ozean ansteuert.

»Halt«, sage ich und laufe ihm nach, während er bereits Knöpfe drückt und die hochfrequenten Geräte auf das Wasser richtet. »Sie wollen diese arme Kreatur doch nicht etwa dazu bringen zu stranden?«

Der Doctor hält inne, als würden ihn meine Worte wie Blitzschlag treffen. Dann wendet er sich an mich und sieht mich, schockiert über sich selbst, aufgebracht an.

»Nein. Nein, natürlich nicht«, sagt er mehr zu sich selbst und steckt seinen Schraubenzieher wieder weg. »Das ist vollkommen unangebracht. Böser Doctor!«

Ich beobachte, wie er sich selbst ohrfeigt und stemme die Hände in die Hüften.

»Und jetzt?«, wage ich zu fragen, während seine Wange leicht rot wird.

»Ein Geschenk?«, fragt er und hält meinen Schallfederhalter in die Höhe.

Ich stutze, bin zu überrascht und kann nur blinzeln. Wie meinen?

»N-Nein«, stottere ich und streiche mir nervös eine Haarsträhne aus dem Auge. Blöder Wind. »Hab ihn... gefunden.«

Der Doctor nickt verstehend, dann müssen wir beide zurückweichen, weil eine Welle um unsere Füße spielt.

»Merkwürdig«, sagt er lächelnd. »Ich dachte, dass es sich hierbei um Ihre Initialen handelt.«

»Ja, gibt schon seltsame Zufälle«, gebe ich zu und meine Augen huschen zu der kleinen Gravur an dem Federhalter.

»Ich glaube nicht an Zufälle«, gibt der Doctor zu verstehen. »Und für was das S.H. wohl steht?«

Ich schnappe mir den Federhalter aus seinen Händen und verstaue das Schallgerät wieder sicher da, wo es hingehört.

»Was machen wir jetzt?«, wiederhole ich meine Frage von eben, um vom Thema abzulenken.

»Still! Ich muss nachdenken«, maßregelt er mich erneut, dann läuft er rasch zu dem Treibgut zurück und legt sich über die gesamte Länge auf das Stück Holz, starrt in den wolkenverhangenen Himmel und blinzelt dabei nicht einmal.

Unschlüssig trete ich langsam näher und beobachte den Time Lord. Unheimlicherweise sieht er so aus, als würde er sich im Wachkoma befinden und ich trete mit einem mulmigen Gefühl von einem Fuß auf den anderen.

»Geht es Ihnen gut?«, frage ich flüsternd, weil ich Angst habe, dass er sonst wieder böse wird.

»Ich habe nur eine Frage«, sagt er urplötzlich und richtet sich abrupt auf. »Samenspende?«
 

~ Ende der vierten Episode ~



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