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Lost Love

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Sowas kommt dabei raus, wenn ich gedankenverloren durch mein Wohnzimmerfenster in den Himmel starre und selbst komischen Gedanken nachhänge. Ich widme dieses Ficlet der lieben myamemo und meinem Eheaniki Gedankenchaotin
Hoffe mal, euer Tag ist nicht so düster, wie mein eigener. Komplett anzeigen

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Dunkle Gedanken huschten durch den Kopf des jungen Mannes. Er lag auf einer Wiese und starrte in den Himmel, vollkommen unbeeindruckt vom Regen, der auf ihn herab prasselte. Seine Kleidung war vollkommen durchnässt und klebte an seinem Körper, wie eine zweite Haut. Abwesend wischte er sich mit einer Hand übers Gesicht, starrte für einen Moment auf seine Finger, bevor er den Blick wieder in Richtung Himmel wandte, der langsam aufklarte. Nach einer Weile war ein Regenbogen zu sehen und ein leichtes Lächeln zeigte sich für Sekunden auf seinen Lippen, bevor es keinerlei Emotionen mehr zeigte.

 

Er vernahm leise Schritte, die sich ihm über das feuchte Gras näherten und eine hochgewachsene rothaarige Gestalt schob sich in sein Blickfeld. Wortlos wurde ihm eine Hand entgegen gestreckt und nach kurzem Zögern ergriff er sie und ließ sich auf die Beine ziehen. Ein leichtes Zittern durchlief seinen Körper, als die nasse Kleidung sich bewegte und er schüttelte unwillig den Kopf.

 

„Tooru ... was ist nur los mit dir?“, fragte ihn der Rotschopf und er schluckte, wandte sich halb von seinem Freund ab. „... heute ... heute vor fünf Jahren ist Akiko gestorben“, sagte er leise.

 

„Aiko? Deine Ex-Verlobte?“, fragte Daisuke verwirrt.

 

Tooru schüttelte den Kopf. „Nicht Ex-Verlobte, Daidai ... Akiko, die Mutter meines Kindes ... sie ... sie war im achten Monat ... fast im neunten ... nicht mehr lange und ... und unser Sohn wäre geboren worden“ Dieses Mal war kein Regen da, um die Tränen auf seinen Wangen zu verbergen. Seine Augen waren gerötet und er biss sich auf die Unterlippe. „Wäre ich doch damals nur mit ihr gefahren ... dann wären die beiden vielleicht noch am Leben ... oder ich wäre mit ihnen gegangen“, murmelte er verzweifelt.

 

Daisuke sah seinen Freund verwirrt an, zog ihn aber erst einmal beschützend in seine Arme, um ihn zu trösten. „Ich muss gestehen, ich weiß nicht, wovon du sprichst, Tooru ... das war bevor wir uns kennen gelernt haben. Vielleicht könntest du mich aufklären? ... wenn es nicht zu weh tut“, bat er ihn leise und zog ihn mit zu einer Bank, die nicht weit entfernt unter einem Baum stand.

 

Überrascht sah Tooru auf und legte seinen Kopf leicht schief, ließ sich aber von Daisuke erst in den Arm nehmen und dann zur Bank führen. Er kuschelte sich zitternd an die Seite seines Freundes. „Habe ich wirklich nie von ihr erzählt?“, fragte er nachdenklich.

 

„Nein ... nicht, dass ich wüsste ... vielleicht hast du mit Kaoru oder Toshiya über sie gesprochen“, erwiderte er und legte seinen Arm um Kyos Schultern, streichelte über seinen von Tattoos bedeckten Arm.

 

Der Sänger kaute auf seiner Unterlippe herum und seufzte dann leise auf. „Mit Kao und Toto auf jeden Fall ... die waren beide mit dabei, als die Polizei mir die Nachricht überbracht hat ...“, sagte er nach einer Weile gedehnt und versank in Gedanken.

 

~ Vergangenheit ~

 

Kaoru war gerade dabei seinen Sänger zusammen zu falten, als es an der Wohnungstür klingelte. „Willst du nicht aufmachen gehen, Kyo?“, wandte der pinkhaarige Gitarrist sich an den kleinen Blondschopf, der ein wenig eingeschüchtert auf dem Sofa saß, weil er zum wiederholten Male eine Aufnahme vermasselt hatte und Kaoru der Geduldsfaden gerissen war.

 

Kyo nickte leicht, stand auf und eilte zur Tür. Der Blick durch den Türspion ließ ihn für einen Moment erstarren, bevor er die Tür öffnete. Zwei uniformierte Männer standen davor. „Niimura-san? Tooru Niimura-san?“, fragte der ältere der beiden und Kyo nickte leicht, trat zur Seite, um die beiden reinzulassen, bevor er dazu aufgefordert wurde. Er führte sie ins Wohnzimmer, wo Kaoru und Toshiya saßen und überrascht aufsahen.

 

Kurz stellten sich die beiden Polizisten vor, erkundigten sich nach den Identitäten der beiden anderen Anwesenden, bevor sie Kyo fragten, ob er wollte, dass die beiden Männer kurz den Raum verließen oder ob sie dabei bleiben sollten.

 

„Ich habe keine Geheimnisse vor Kao und Toto ... bitte, sagen sie mir einfach, was los ist? Ist etwas mit Shigeru?“, fragte er, weil er dachte, sein kleiner Bruder hätte sich wieder einmal in die Scheiße geritten. „Nein ... es geht um ihre Frau“, begann der jüngere und sah Kyo mitleidig an.

 

Der Körper des kleinen Sängers versteifte sich. „Was ist mit Akiko? Ist etwas mit ihr oder dem Baby?“, fragte er erschrocken und wurde blass.

 

Bevor der Polizist weiter reden konnte, stand Kaoru auf und legte einen Arm um seinen Kumpel, um ihn zu stützen.

 

„Es tut mir leid ... ich muss ihnen ... ihnen leider mitteilen, dass ihre Frau einen Autounfall hatte.“, sagte der jüngere Polizist stockend. Sein Partner übernahm. „Ihre Frau war sofort tot ... man hat noch versucht das Baby zu retten, aber die Verletzungen der beiden waren zu schwer“, sagte er mitleidig.

 

Kaoru schluckte schwer und setzte sich mit Kyo aufs Sofa, barg das Gesicht des haltlos schluchzenden Mannes an seiner Schulter. „Ich danke ihnen, dass sie uns informiert haben ... wo ... wo wurde Akiko hingebracht? Ich bin sicher, Kyo möchte sie noch einmal sehen ...“, sagte Kaoru ruhig, verstummte aber, als Kyo zusammen zuckte.

 

Der Polizist legte einen Ordner auf den Tisch. „Darin sind alle wichtigen Formulare, damit Niimura-sans Körper freigegeben werden kann. Wir wollten, dass für die Angehörigen alles so reibungslos wie möglich verläuft. Mein Beileid“, sagte er und verließ dann mit seinem Kollegen die Wohnung, zog die Tür leise ins Schloss.

 

Dieses Geräusch riss Toshiya, der bisher geschwiegen hatte, aus seiner Starre. Er legte seine Arme um Kaoru und Kyo. „Es tut mir so leid, Kyo“, murmelte er leise.

 

Das Klicken der Tür in ihr Schloss besiegelte für Kyo den Verlust seines Lebensinhaltes. Akiko und sein Sohn waren tot. Sie würde niemals wieder mit einem Lächeln auf den Lippen durch diese Tür kommen. Niemals würde er seinen Sohn in den Armen halten können. Er war seines Glücks beraubt worden und das nur, weil jemand unvorsichtig gefahren war.

 

~ Vergangenheit Ende ~

 

Schweigend lauschte Daisuke Kyos Erzählung und sah überrascht aus. Er hatte nicht gewusst, dass Tooru verheiratet gewesen war. Zwar trug der Sänger eine Kette mit zwei Ringen um seinen Hals, aber er hatte angenommen, dass diese eine Erinnerung an die geplatzte Verlobung waren, von welcher der Sänger ihm einmal erzählt hatte. Er schluckte schwer, als ihm klar wurde, dass sie das letzte waren, das dem Sänger noch von Akiko geblieben war.

 

„Ich habe ihre Asche an unserem Lieblingsplatz begraben ... unter dem Kirschbaum hier im Garten. Deswegen habe ich das Haus hier in Kyoto auch behalten ... und deswegen gehe ich auch nicht mit euch auf Tour ... Aki hätte vorgestern Geburtstag gehabt ... und ... ich kann sie an beiden Tagen nicht allein lassen. Weder sie noch Kei-chan.“, sagte er und blickte den Kirschbaum an, dessen Blüten noch nicht in voller Blüte standen, aber auf dem Weg dahin waren. Wassertropfen glitzerten in der Sonne und der Regenbogen stand noch immer am Himmel. Kyo blickte hinauf und lächelte leicht, glücklich darüber auch dies mit seinem Freund geteilt zu haben.

 

Daisuke hielt ihn in seinen Armen und folgte Kyos Blick. „Hast du dich deswegen nie wieder in eine Frau verliebt?“, fragte er den Sänger irgendwann leise.

 

Eine Weile schwieg Kyo und überlegte, wie er seine Antwort am Besten formulierte. Sein Blick hing noch immer an den glitzernden Kirschblüten. „Weißt du ... ich hab dir doch als wir uns kennenlernten erzählt, dass ich bisexuell bin ... eigentlich stimmt das nicht. Akiko war die einzige Frau, die ich jemals geliebt habe. Aiko war ein Test ... unsere Väter hatten uns einander versprochen ... aber wir haben uns überhaupt nicht verstanden. Akiko war die EINE ... ansonsten habe ich mich schon immer eher zu Männern hingezogen gefühlt. Aber Akiko war die Ausnahme. Sie war wunderhübsch, intelligent ... sie stand mit beiden Beinen im Leben und wusste genau, was sie vom Leben wollte ... und sie hat mich genommen wie ich bin ... mit all meinen Fehlern und Neurosen ... als ich sie verloren habe ... mein Leben war vorbei ...“

 

Kyos Blick wanderte vom Kirschbaum zu seinen Handgelenken. Dort unter den Massen an Tattoos lagen zwei unschuldige Narben verborgen. Wenn man nicht wusste, dass sie da waren, konnte man sie ganz einfach übersehen. „Wäre Toshiya an jenem Abend nicht bei mir geblieben, nachdem ich meine Frau identifiziert und meinen Sohn zum ersten und letzten Mal gesehen habe ... ich wäre heute nicht mehr hier“

 

„Wie meinst du das? Du wärst nicht mehr hier?“, fragte Daisuke tonlos und drückte Kyo näher an sich, wie um sich davon zu überzeugen, dass der Sänger bei ihm war.

 

„Ich wäre nicht mehr hier ... ich hab dir doch gesagt ... Aki hat mich mit all meinen Neurosen genommen ... ich habe damals geritzt ... schlimmer als zu unseren Anfängen als Band auf der Bühne ... an jenem Abend ergab gar nichts mehr für mich einen Sinn ... ich bin mitten in der Nacht aufgestanden, hier raus gekommen und hab mich in den Regen gesetzt ... der Himmel schien ebenso um Akiko und Kei zu weinen, wie ich es tat ... ich hab meine Klinge genommen und mir die Pulsadern aufgeschnitten, um den beiden zu folgen ... Toshiya hat mich die Treppe runtergehen gehört und mich vom Wohnzimmerfenster aus beobachtet. Als er sah, was ich vorhatte, hat er den Notarzt gerufen und ist dann hier raus. Ich erinnere mich nur noch dunkel daran, was er sagte. Dazu war ich schon viel zu weit weg ... hatte zu viel Blut verloren ... ich bin erst drei Tage später im Krankenhaus wieder zu mir gekommen.“

 

Daisuke wusste nicht, was er sagen sollte. Er biss sich auf die Unterlippe und zog Kyo auf seinen Schoß. „Weißt du ... ich bin froh, dass Toto damals bei dir war“, gab er zu. „Sonst hätte ich dich niemals kennen und lieben gelernt ... aber auch wenn ich sie nie kennen gelernt habe ... es tut mir sehr leid um Akiko und Kei ... du wärst sicher ein wunderbarer Vater geworden“, sagte er und lächelte schüchtern. „Ist deswegen das eine Zimmer im Obergeschoss abgeschlossen?“

 

Ein schwaches Lächeln zeichnete sich auf Kyos Lippen ab. „Ja ... das wäre Keis Zimmer geworden. Ich hab Akikos Sachen mit dorthin gestellt. Ich konnte sie nicht weg tun, also hüte ich sie wie einen Schatz“, gab er zu, hüllte sich dann aber in Schweigen. Er kuschelte sich einfach an seinen rothaarigen Freund, genoss dessen Wärme und die Geborgenheit, die dieser ihm gab.

 

„Fühlst du immer noch so? Dass du ihnen folgen willst?“, fragte der Rotschopf nach einer Weile des Schweigens. Er musste einfach wissen, ob die Gefahr bestand Kyo zu verlieren.

 

„Nein“, antwortete Kyo nach wenigen Herzschlägen. Die Frage hatte er nicht erwartet. „Ich war lange Zeit in Therapie deswegen ... auch nach der Gründung von Dir en grey noch ... ich vermisse Akiko und Kei ... ohne die beiden fehlt ein Teil von mir, aber ich habe gelernt ohne sie zu leben ... und es gibt noch so viele Dinge, die ich tun und sehen will ... ich lebe für Akiko und Kei ... weil sie es nicht mehr können ... aber ohne die beiden fehlt mir mein Glück ... ich bin wie eine mechanische Puppe ... mein Herz ist mit ihnen gestorben an jenem Tag“ Er schwieg für einige Minuten, suchte nach weiteren Worten. „Ich sage in den Interviews immer, dass ich nicht an Happy Ends glaube ... und das stimmt ... nachdem ich die beiden verloren habe, kann mein Leben kein glückliches Ende mehr haben, aber ich bin zufrieden mit dem, was ich habe. Musik hilft mir ebenso wie du, Kao, Toto und Shinya weiterzuleben ... wenn ich das nicht mehr hätte ...“ Er zuckte mit den Achseln und ließ den Satz so stehen, glitt dann langsam von Daisukes Schoß. Er ging einige Schritte weit von der Bank weg, drehte sich dann zu Daisuke um, streckte seine Hand nach ihm aus.

 

Ohne zu Zögern stand der Gitarrist auf, legte von Saiten angeraute Finger in Kyos weiche Hand.

 

Kyo sah zu ihm hoch, griff in seine Hosentasche und zog einen kleinen silbernen Gegenstand in einer klaren Hülle hervor. Behutsam legte er ihn in Daisukes Hand und legte dessen Finger darum. „Das ist meine letzte gewesen. Ich möchte, dass du sie für mich verwahrst.“, bat er und streckte sich dann, um einen sanften Kuss auf Daisukes Lippen zu drücken.

 

Wie vom Donner gerührt starrte Dai erst auf die Klinge und dann auf den blonden Sänger, der ihn verschmitzt anlächelte. „Ich glaube, ich bin so weit ... wenn du mich immer noch willst“, sagte er leise. Immerhin hatte Daisuke ihm schon vor Jahren gesagt, was er für ihn empfand.

 

Statt mit Worten zu antworten, zog Daisuke ihn einfach wieder in seine Arme und zog ihn in einen süßen Kuss.

 

~ Ende ~



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  myamemo
2016-02-15T20:28:39+00:00 15.02.2016 21:28
Wie traurig, aber schön, dass er bereit ist Dai an sich heran zu lassen.
Schön geschrieben *knuddel
<3
Antwort von:  ScarsLikeVelvet
15.02.2016 21:29
Danke ^^
Von:  Gedankenchaotin
2016-02-15T18:31:45+00:00 15.02.2016 19:31
Das ist traurig und süß zugleich.
Ich glaube niemand kann wirklich nachvollziehen, was Kyo wirklich empfindet in diesen Momenten,
aber ich glaube, Dai tut ihm gut, verdammt gut.
Ich hoffe, dass du weisst, dass ich auch immer so für dich da bin, wie DaiDai es gerade für Kyo da ist.
Du weisst, wie ich das meine.
Und danke für die Widmung.
Lieb dir.

MYV
Antwort von:  ScarsLikeVelvet
15.02.2016 19:33
Ich dich auch *kuschel*


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