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Come in with me

von

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3

Minuten vergingen, aber Yuu konnte einfach nicht einschlafen, da er immer noch Mika’s Blick auf sich spüren konnte.

 

…Könnte er endlich aufhören mich so anzustarren?! Es mach mich verdammt nervös…und ich kann so nicht schlafen…Auch wenn er nicht zu schlafen braucht, könnte er wenigstens-

 

Seine Gedanken wurden unterbrochen, als er plötzlich spürte wie Mika ihm vorsichtig sein Haar aus dem Gesicht strich und während er das tat, berührte er versehentlich leicht seine Stirn. Yuu zuckte leicht bei dieser plötzlichen Berührung, aber Mika bemerkte das glücklicherweise nicht.

 

…Was zur Hölle macht er da?!

 

Er versuchte sein Bestes, so zu tun, als ob er schliefe, auch wenn ihn das wirklich nervös machte und er fühlen konnte wie sein Gesicht wieder wärmer wurde in diesem Moment.

 

„Yuu-Chan?“

 

Sagte er mit einem fragenden Ton in seiner Stimme. Yuu war sich nicht sicher, ob er ihm antworten sollte oder nicht.

 

„…Yuu-Chan?“

„…“

 

Mika wartete einige Sekunden auf eine Antwort von ihm, bevor er seine Hand wieder zurückzog, überzeugt davon, dass er eingeschlafen war.

 

„Yuu-Chan…Es tut mir Leid…“

„…“

 

Er…entschuldigt sich? Wofür?

 

„Es tut mir Leid…für das, was ich damals getan habe…“

„…“

 

Ernsthaft…Was meint er damit?

 

„Es war…meine Idee abzuhauen…Ich war es, der…diese verdammte Karte geklaut hat…Ich bin an allem Schuld…was passiert ist…Es ist meine Schuld, dass…sie gestorben sind…“

„…“

 

…Nach all dieser Zeit entschuldigt er sich…dafür? Für etwas, an dem er…überhaupt keine Schuld trägt?

„…Es tut mir Leid.“

 

Sagte er noch einmal, bevor er traurig seinen Blick abwand.

 

…Ich bin erbärmlich…

 

Ich kann mich nicht einmal richtig bei ihm entschuldigen…Obwohl er doch…der einzige ist, bei dem ich mich noch entschuldigen kann…

 

…Es…ist niemand mehr übrig…weil ich…sie getötet habe…

 

…All diese Zeit…All diese Jahre…wollte ich…mich entschuldigen…Und nun tue ich es, während er schläft…sodass ich nicht hören werde, was ich nicht hören will…

 

…Ich bin einfach so erbärmlich…

 

„…Es war nicht deine Schuld.“

 

Hörte er plötzlich eine leise Stimme sagen. Er sah ihn wieder an und sah, dass Yuu ihn bereits anschaute.

 

„Du bist wach?“

 

Fragte Mika ungläubig, da er sich absolut sicher war, dass er schlief.

 

„Ja. Es ist nicht so einfach einzuschlafen, wenn dich jemand ununterbrochen anstarrt.“

„…Tut mir Leid.“

„Macht nichts.“

„…“

 

Keiner von beiden wusste so recht, was er sagen sollte.

 

Yuu versuchte über etwas nachzudenken, was er ihm sagen konnte, nachdem er all das gehört hatte…Etwas, dass ihn überzeugen könnte, dass es überhaupt nicht seine Schuld war und Mika schaffte es einfach nicht sich noch einmal bei ihm persönlich zu entschuldigen. Er versuchte die richtigen Worte zu finden, die er ihm sagen konnte.

 

„…Hör mal…es-„

„Sag es nicht.“

„…“

„Hör endlich auf, dir die Schuld an dem zu geben, was vor vier Jahren passiert ist. Es war nicht deine Schuld.“

„…War es.“

 

Sagte Mika traurig und schaute weg von ihm.

 

„War es nicht.“

„Natürlich war es das...“

„Nein, war es nicht.“

„…Es war meine Idee.“

„Ja, war es. Aber trotzdem…Du konntest unmöglich wissen, dass es eine Falle war. Du wolltest einfach aufhören als bloßes Vieh zu leben. Du wolltest so nicht länger leben…Du wolltest, dass keiner von uns so lebt…Du hast es für uns getan.“

„…“

„Hör endlich auf dir für ihren Tod die Schuld zu geben. Sie würden das auch nicht wollen.“

„…Verstehst du das denn nicht? Sie haben mir vertraut…und ich…habe sie geradewegs in ihren Tod geführt.“

„Ich sagte hör auf-„

„Ich…konnte nichts tun…Alles, was ich tun konnte war…einfach rumzustehen…und…zuzusehen…wie jeder einzelne von ihnen getötet wird…direkt vor meinen Augen…“

 

Schaffte Mika zu sagen, während er sein Bestes versuchte nicht zu weinen.

 

„Ich konnte sie nicht beschützen…Ich…konnte niemanden retten…Jeder ist gestorben…wegen mir…“

 

Yuu sah ihn für ein paar Sekunden an bevor er seufzte und nach seine Hand griff. Überrascht von dieser plötzlichen Berührung, schaute Mika ihn wieder an und beobachtete still wie Yuu seine Hand auf seine Brust legte.

 

Sie blieben eine Weile so ohne etwas zu sagen.

 

Mika wusste nicht, was er damit versuchte zu sagen. Aber er konnte in diesem Moment auch nicht darüber nachdenken. Er war zu konzentriert auf die Wärme seiner Hand…und seinen Herzschlag, den er gegen seine Handfläche schlagen spüren konnte, durch den Stoff seiner Kleidung hindurch.

 

…Sein Herzschlag…Ich…kann jeden einzelnen Schlag spüren…Obwohl es ungewöhnlich schnell schlägt…ist es beruhigend…Ich…habe noch nie zuvor so etwas Beruhigendes gespürt…

 

„…Ich bin immer noch hier.“

 

Sagte Yuu leise und riss ihn aus seinen Gedanken. Mika sah ihn wieder an und sah seinen traurigen Blick.

 

„Dieses schlagende Herz ist Beweis genug…dass ich noch lebe…Ich lebe…weil du mich gerettet hast.

„…“

„Sag nicht so etwas wie, dass du niemanden retten konntest…Das hast du. Wenn du nicht gewesen wärst…wäre ich damals gestorben. Du…hast dich für mich geopfert…damit ich leben konnte…auch wenn ich…das überhaupt nicht verdient hatte…“

„…“

„Weißt du…Ich war daran gewöhnt, dass…sich keiner einen Dreck um mich schert…Es gab niemanden…den es interessierte, ob ich lebe oder sterbe.“

 

Er lächelte ihn traurig an.

 

„…Niemals im Leben hätte ich gedacht, dass ich…jemanden so viel bedeuten könnte…dass…er sein Leben…für meines gibt…“

„…“

 

…Immer…Ich würde immer…mein Leben für dich geben…Immer…

 

„…Ich…weiß, dass es komisch klingt, aber…Danke. Ich…verdanke dir mein Leben, Mika.“

„…“

 

Mika sah ihn für einige Sekunden an, bevor er traurig seinen Blick abwand.

 

…Obwohl…es meine Schuld war…und…ich sie habe sterben lassen…und sogar…ihn diese vier Jahre allein gelassen habe…es zugelassen habe, dass diese Menschen…solche schrecklichen Dinge mit ihm gemacht haben…ihn in etwas nicht-menschliches verwandelt haben…und trotzdem…dankt er mir…Warum?

 

Ich habe etwas Unverzeihliches getan, aber…er gibt mir für nichts die Schuld…Ich hätte es lieber gehabt, wenn er mich angeschrien hätte…mir gesagt hätte, dass es meine Schuld ist…aber stattdessen…sagt er, dass ich an nichts schuld bin…

 

…Er behandelt mich…viel zu gut…Ich verdiene das nicht…ich weiß das…aber…warum macht es mich dennoch…so glücklich? Es macht mich sogar glücklich…von ihm wie einen Menschen behandelt zu werden…Nicht einmal hat er mich wie einen Vampir behandelt…

 

…Ich verdiene es nicht so…von ihm behandelt zu werden…

 

Er war zu sehr in Gedanken versunken um zu bemerken, dass Yuu ihn immer noch ansah.

 

…Er zerbricht sich schon wieder über irgendwas den Kopf…Er sollte wirklich aufhören sich die Schuld daran zu geben…

 

Ernsthaft…Er hat sich überhaupt nicht verändert. Er versucht immer noch alle Probleme auf sich zu nehmen…

 

…Vielleicht sollte ich versuchen das Thema zu wechseln…

 

„…Und…auch danke dafür, dass…du heute Nacht hier bleibst. Ich weiß, dass ich, was das angeht, ein bisschen nervig wurde und du absolut nicht hier schlafen wolltest, aber du bist trotzdem geblieben, also…Danke.“

„…“

 

Er sah ihn immer noch nicht an, sondern schien immer noch über etwas nachzudenken.

 

Das…hat nicht so gut funktioniert…verdammt. Vielleicht etwas anderes versuchen? Andernfalls kann ich nicht schlafen…

 

Ich meine…Wenigstens starrt er mich nicht mehr so an wie vorhin, aber dennoch…Ich kann einfach nicht schlafen, wenn ich weiß, dass ihn was beschäftigt…und wenn ich weiß, dass er schon wieder dieses traurige Gesicht macht, das einfach nicht zu ihm passt…Ich-

 

„Yuu-Chan?“

 

Wurde er plötzlich aus seinen Gedanken gerissen, als er seinen Namen von Mika hörte, der ihn nun ansah.

 

„…Hm?“

„…Warum…wolltest du eigentlich…unbedingt, dass ich hier schlafe?“

„…“

„Du warst so hartnäckig deswegen…Warum?“

 

Er wartete eine kurze Weile, aber bekam keine Antwort. Er nahm an, dass Yuu ihm einfach nicht den wahren Grund sagen wollte. Aber er hatte nicht vor so leicht aufzugeben. Er wollte den Grund wissen, egal wie lang es dauerte eine ehrliche Antwort von ihm zu bekommen.

 

„Ich…konnte einfach nicht gut schlafen die letzten paar Wochen und dachte, dass…es besser werden würde, wenn ich ein bisschen Gesellschaft hätte…das ist alles.“

 

Sagte Yuu, da er befürchtete, dass er keinen Schlaf in dieser Nacht finden würde, wenn er ihm keine Antwort gibt.

 

„…Und warum ausgerechnet ich?“

„…“

„Hättest du nicht auch einen von diesen Men-…einen deiner Freunde fragen können?“

 

Yuu war überrascht, dass er sie seine Freunde nannte. Normalerweise würde er sie als „Menschen“ bezeichnen, nicht „Freunde“, nicht mal „Bekannte“ und ganz sicher nicht „Familie“. Er fragte sich, ob er sich an sie gewöhnt hat oder sogar angefangen hat ihnen zu vertrauen in diesen drei Monaten, in denen er immer noch von seinem Dämon besessen war.

 

Er hoffte es.

 

Er wollte, dass Mika sich mit ihnen verstand. Er wusste, dass es schwierig für ihn war Menschen zu vertrauen, nachdem er so lange mit Vampiren zusammengelebt hatte und gesehen hat, was die Menschen getan hatten, aber…er wollte es noch einmal sehen.

Er wollte dieses Lächeln wieder sehen, dass er immer hatte, als sie Kinder waren.

 

Heutzutage sah er ihn kaum lächeln, und wenn er mal lächelte war Yuu meistens der einzige, der es sah. Als ob er sein Lächeln nur ihm zeigen würde.

Aber er wollte, dass er bei den anderen auch lächelt. Er wollte, dass er sie als Familie ansieht, auch wenn er wusste, dass das nicht leicht werden würde.

 

„…Naja…Du weißt wie schrecklich ich sein kann, wenn ich schlafe. Ich wollte ihnen das nicht antun. Du bist daran gewöhnt. Deshalb hab ich dich gefragt…“

 

Antwortete er und vermied dabei Augenkontakt.

 

„…Du bist immer noch ein schlechter Lügner.“

„…“

 

Keiner von beiden sagte etwas für eine Weile. Yuu sah im Augenwinkel, dass Mika ihn immer noch ansah und auf eine Antwort wartete. Er hatte gehofft, dass er das nicht fragen würde oder ihm wenigstens glauben würde, weil er ihm die Wahrheit nicht sagen wollte.

 

Als er nach einigen Minuten immer noch seinen Blick auf ihm spüren konnte, wusste er, dass er ihm etwas Glaubhafteres erzählen musste, wenn er etwas Schlaf finden wollte.

Mika brauchte immerhin keinen Schlaf, also war Wachbleiben für ihn kein Problem, aber Yuu konnte absolut nicht einschlafen, wenn er ihn so anstarrte. Es machte ihn nervös.

 

„…Okay. Du hast Recht. Ich hab gelogen. Das war nicht der Grund.“

 

Sagte er und vermied immer noch Augenkontakt.

 

„…Ich…hab dich gefragt, weil…ich dachte…dass du…auch etwas Gesellschaft vertragen könntest…da du jede Nacht alleine da draußen sitzt…Ich…hab mich schlecht deswegen gefühlt. Ich wollte einfach nicht, dass du alleine bist.“

„…“

 

Sekunden vergingen, aber Mika fragte nicht weiter.  Yuu dachte, dass er ihm endlich geglaubt habe, aber dann sagte er:

 

„…Weißt du, ich glaub dir nicht.“

„…“

 

Mika sah, dass Yuu langsam nervös wurde. Er konnte nicht anders als sich in die Ecke gedrängt zu fühlen von seiner Fragerei und ihm gingen die Ausreden aus.

 

„…W-warum nicht?“

„Weil ich immer weiß…wenn du lügst.“

„…“

„Also sag mir endlich die Wahrheit. Warum ich? Warum nicht einen von denen?“

„…“

„Du bist mir nicht den ganzen Tag hinterhergelaufen, nur weil du einsam warst und ein bisschen Gesellschaft wolltest.“

„…“

„Du hättest jeden fragen können, nicht nur mich.“

„…“

„Und du hast mich auch nicht gefragt, nur weil ich ganz allein da draußen saß. Du hast mich förmlich angefleht. Du kannst mir nicht erzählen, dass…es einfach nur deswegen war, weil du ein schlechtes Gewissen hattest wegen mir.“

„…“

„Du warst viel zu hartnäckig für solch einfache Gründe…Also was ist der wahre Grund?“

„…“

„Warum? Warum wolltest du mich unbedingt hier bei dir haben? Warum hast du niemand anderen gefragt? Warum-„

 

„Weil ich mich bei dir wohl fühle.“

 

Sagte er mit lauter Stimme und unterbrach ihn.

Es war einen Moment still, nachdem Yuu diese Worte sagte. Als er realisierte, was er da gerade gesagt hatte und Mika nichts sagte, aber stattdessen schwieg, schaute er zögerlich zu ihm hinüber und bemerkte, dass er leicht rot im Gesicht war, dass ihn ebenfalls rot werden ließ bevor er schnell seinen Blick abwand.

 

„…Du…fühlst dich bei mir wohl?“

 

Fragte Mika verwirrt und bemerkte nicht, dass Yuu noch roter wurde bei dieser Frage.

 

„…Was meinst du damit?

„…“

 

Yuu konnte nicht glauben, was er gerade gesagt hatte. Er wollte einfach, dass er endlich aufhört ihn mit diesen Fragen zu belästigen, aber er hatte nicht vor ihm die Wahrheit zu sagen. Es ist ihm einfach so rausgerutscht.

 

„…Yuu-Chan?“

„…“

„…Wenn…das wirklich der Grund ist, warum du mich gefragt hast…dann verstehe ich immer noch nicht, warum du nicht deine Freunde gefragt hast…Du fühlst dich auch bei ihnen wohl, oder?“

„…“

 

Nach einer kurzen Weile gab er es auf weiter zu fragen, da es nicht so schien, als ob er ihm irgendeine Antwort geben würde.

 

Mika wand seinen Blick von ihm ab und dachte immer noch über seine Worte nach. Er bemerkte nicht, dass Yuu für eine kurze Zeit zu ihm rüber sah, bevor er wieder wegschaute.

 

…Er macht schon wieder dieses traurige Gesicht…

 

„…Es ist anders…“

 

Flüsterte er nach ein paar Sekunden so leise, dass Mika nicht verstand, was er gesagt hatte.

 

„Huh?“

 

Er sah ihn wieder an.

„…“

„…Was? Ich konnte nicht verstehen, was du gesagt hast…“

 

Yuu holte tief Luft bevor er sprach.

 

„…Es…fühlt sich einfach…anders an…bei dir…deshalb…“

„ „Anders“?“

„…“

„Was…fühlt sich anders an?“

„…Dieses…Wohlfühlgefühl…es ist…nicht dasselbe wie…bei meinen Freunden…“

 

Sie schwiegen für eine kurze Weile. Mika dachte über seine Worte nach, während Yuu nicht glauben konnte, was er da gerade gesagt hat.

 

„…In…welcher Weise…fühlt es sich anders an?“

„…Ich…kann es nicht beschreiben. Alles, was ich weiß ist, dass…es sich einfach…nicht genauso anfühlt…“

„…Und…wie fühlt es sich an?“

„…Ich…weiß es wirklich nicht…es ist einfach…anders…“

„…“

„…Könntest du…mich jetzt schlafen lassen? Ich bin müde, weißt du?“

 

Fragte Yuu und schloss die Augen.

 

„Aber-„

„Mika. Ich bin wirklich müde…Lass es einfach für heute Nacht gut sein, ja? Lass…mich einfach schlafen.“

„…“

 

Mika konnte an seiner Stimme erkennen, dass er sehr erschöpft sein musste. Er wollte ihn nicht länger vom Schlafen abhalten, da er das ohnehin nun schon lange genug getan hatte. Aber er konnte nicht anders, als ihn anzustarren, auch wenn Yuu gesagt hatte, dass er nicht schlafen könne, wenn er so angestarrt wurde.

 

Er wird wahrscheinlich sauer werden, wenn ich ihn noch länger wachhalte…Aber um ehrlich zu sein…Ich weiß wirklich nicht, was ich bis morgen früh tun soll…

 

…Aus irgendeinem Grund kann ich mich nicht auf’s Denken konzentrieren…Es ist nicht dasselbe, wie draußen alleine zu sitzen…wo es einfacher war über etwas nachzudenken…aber trotzdem…auch wenn ich meine Ruhe hatte…fühlte ich mich unruhig…Aber…hier zu sein…beruhigt mich irgendwie…auch wenn ich nicht weiß, warum…

 

„Mika.“

 

Unterbrach er plötzlich seine Gedanken.

 

„Hör. Auf. Zu. Starren.“

„T-tut mir Leid. Wollt ich nicht.“

 

Sagte Mika und wand schnell seinen Blick ab.

 

„…“

„…Wie bemerkst du das eigentlich?“

„…Tue ich einfach…Ich kann es spüren…Es macht mich nervös, wenn du das machst…deshalb.“

 

Sagte Yuu schläfrig.

 

„…Tut mir Leid.“

 

Sagte er abermals. Auch wenn er ihn nicht direkt ansah, konnte er ihn dennoch aus dem Augenwinkel sehen.

 

…“Hör auf zu starren“. Leichter gesagt als getan, wenn wir so nah beieinander liegen…

 

„…Sag…Bin ich zu nah?“

„…Nein…ist schon in Ordnung…“

„Bist du sicher? Ich kann ein bisschen Platz für dich machen, wenn du willst.“

„…Nein…Bleib so…“

„Ist es wegen der Decke? Mir macht das wirklich nichts au-“

„Ich mag es.“

„Huh?“

„…Ich mag es…so nah bei dir zu liegen…“

„…“

„…Es fühlt…sich so angenehm an…Wie machst du das…dass es sich so anfühlt?“

 

Fragte er fröhlich und mit einem Lächeln.

 

„…“

 

…Redet er im Schlaf? Er klingt…seltsam. Extrem seltsam…Normalerweise würde er nicht solche Dinge sagen…Es ist ein bisschen unheimlich so etwas von ihm zu hören…

 

Yuu schlief nicht wirklich, aber er war auch nicht wirklich wach. Er hatte absolut keine Ahnung, was er in diesem Moment sagte.

Mika wusste nicht, was er tun sollte.

 

…Soll ich ihm antworten oder nicht? Er sagt sowieso wahrscheinlich etwas, dass er ohnehin nicht ernst meint, also-

 

„Mika~“

„…“

 

...Ernsthaft…Warum muss ich mich damit rumärgern?!

 

„Du weißt wie schrecklich ich sein kann, wenn ich schlafe. Ich wollte ihnen das nicht antun.“

 

…Vielleicht war das wirklich keine Lüge…

 

„…Hey, Mika~“

„…Hm?“

„Es ist so schön…dich hier bei mir zu haben~“

„…“

„Es ist wie…in alten Zeiten, huh?“

„…“

„…Weißt du…ich…mochte es immer…bei dir zu sein…“

„…“

„…Ich…weiß nicht warum, aber…ich…mag es jetzt sogar noch mehr…Du hast…diese beruhigende…Aura…Ich…mag das…wirklich…wirklich sehr…“

„…“

„…Ich…kann wirklich nicht erklären warum, aber…ich…fühl mich so verdammt…wohl bei dir…Mika…wohler…als bei…jeder…anderen…Person…Ich…“

 

Bevor er den Satz beenden konnte, schlief er ein. Mika sah ihn nur nach seinen letzten Satz überrascht an und wurde sogar noch roter, als beim ersten Mal, als er das zu ihm sagte.

 

…Hat er…endlich aufgehört zu reden?

 

Er wartete einige Sekunden, weil er dachte Yuu würde weiterreden. Als er bemerkte, dass er friedlich schlief, atmete Mika tief aus und wandte seinen Blick ab. Er hatte nicht mal bemerkt, dass er seinen Atem bis dahin angehalten hatte.

 

Wirklich…Er hätte es nicht zweimal sagen brauchen…Es ist nicht so, als ob ich ihm nicht geglaubt hätte oder…es nicht gemocht hätte…was er gesagt hat…Überhaupt nicht…Es ist nur…

 

Er schaute wieder zu ihm rüber.

 

…Niemand…hat mir so etwas zuvor gesagt…Wusste nicht so recht…was ich dazu sagen sollte…Ich…hab nicht erwartet, dass…ausgerechnet er…so etwas…sagt…

 

…Damals hat er…nie so offen über seine Gefühle geredet…Er war nie die Art Mensch dafür…Ich wusste das…

…Aber jetzt…

…Er hat sich wirklich verändert seit den letzten vier Jahren, was?

 

Plötzlich rutschte Yuu in seinem Schlaf etwas näher an ihn und lächelte kurze Zeit später.

 

…“Sich wohl fühlen“, huh? Ich frage mich…was es genau ist…das du fühlst…wenn du bei mir bist…Warum es sich so anders anfühlt bei mir…Was du mit anders meintest…

 

…Wusstest…du es wirklich nicht, oder…wolltest du es mir einfach nur nicht erzählen?

 

…Trotzdem…hat es mich glücklich gemacht…das von dir zu hören. Das du mir gesagt hast…was du für mich empfindest.

 

…Was mich angeht, Ich…mag es…bei dir zu sein…Selbst als wir Kinder, empfand ich das gleiche.

…Damals…als wir uns das erste Mal trafen…da warst du dieses verletzte Kind, das keine Familie wollte, weil du nicht noch einmal von jemanden verletzt werden wolltest, der dir was bedeutete…

 

…Ich verstand dich…weil ich wusste, wie es sich anfühlt, von seinen eigenen Eltern weggeworfen zu werden…Allein gelassen zu werden von jemanden, von dem du dachtest, er würde das nie tun…

 

Du hast nur so getan, als ob du dich nicht um andere kümmerst…In Wahrheit…hat es dich gekümmert, aber du hattest zu große Angst, um es zu zeigen…weil du nicht wieder verlassen werden wolltest.

 

Darum hast um dich eine Mauer gebaut, ohne je jemanden an dich ran zu lassen. Aber über die Jahre hast du dich uns geöffnet…Du fingst an uns zu vertrauen…mir zu vertrauen.

 

…Ich hatte das Gefühl, dass du dich mir mehr geöffnet hast, als den anderen…Vielleicht, weil wir im selben Alter waren…weil wir beide von unseren Eltern verlassen wurden, oder vielleicht war es wirklich einfach nur mein Gefühl, aber trotzdem…hab ich mich von dir gebraucht gefühlt…

 

Es hat mich glücklich gemacht…von jemanden gebraucht zu werden…von dir gebraucht zu werden.

 

…Aber…bald begriff ich, dass es eigentlich anders herum war…Ich war es, der dich brauchte.

 

Ich brauchte deine Worte…dein Lächeln…deine Wärme…deinen Trost…

 

…Du warst meine Stärke.

 

Ich bin nicht so stark, wie ich immer tue. Ich konnte nur so stark sein wegen dir.

 

Ohne dich…hätte ich an irgendeinem Punkt aufgegeben…Ich hätte nie daran geglaubt, dass es einen Weg gibt in die Außenwelt zu entkommen…wegen dir konnte ich träumen…wegen dir konnte…ich hoffen…Du hast mir so viel Hoffnung in diesen vier Jahren gegeben…

 

Und sogar, als wir voneinander getrennt waren…warst du derjenige, der mir genug Kraft gab um am Leben zu bleiben…Ohne dich wäre…ich nicht dazu imstande gewesen bis jetzt zu leben. Nur wegen dir hab ich die Kraft gefunden zu leben, auch wenn ich ein Vampir geworden war.

 

Ich brauchte dich…und das tue ich noch immer. Mehr als alles andere…sogar mehr als Blut…ich brauche dich so sehr…

 

Sein Blick fiel auf seine Hand, die Yuu immer noch festhielt, auf seine Brust gelegt. Er hatte nicht mal bemerkt, dass er seine Hand nicht losgelassen hatte.

 

…Die Wärme seiner Hand…menschliche Wärme…Hab das seit Jahren nicht mehr gespürt…Ich…hab fast vergessen…wie schön sich das anfühlt…solche Wärme zu spüren…seine Wärme zu spüren…

 

Er spürte wie Yuu leicht seine Hand drückte, während er schlief, als ob er befürchtete, dass er ihn verlassen würde, wenn er loslassen würde.

 

…Ich…kann immer noch…seinen Herzschlag…spüren…Es…schlägt nicht mehr so schnell, aber…es ist…immer noch beruhigend…es zu spüren…

 

Langsam schloss er seine Augen und konzentrierte sich nur noch auf das Schlagen seines Herzens.

 

…Ich…hab das…noch nie zuvor gemacht…Ich wusste nicht, dass…es sich so schön anfühlt…den Herzschlag von jemanden…zu spüren…oder dass…ich das so…mögen würde…Ich…hab mich noch nie so entspannt gefühlt…oder…so gewollt…von jemanden…Ich mag wirklich…das Geräusch…seines…Herzens…

 

Er war so auf seinen Herzschlag konzentriert, dass er nicht einmal bemerkte, dass er langsam einschlief.

 

 



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