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Paralysed

von

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Schlechtes Ende

Plötzlich löst sich Ryohei auf. Meine Augen weiten sich. „Ryohei? Ryohei! Du darfst mich nicht verlassen!“ Tränen treten aus meinen Augen. „Nicht Ryohei! Nicht schon wieder!“ Schweißgebadet und weinend wache ich auf. Es ist dunkel in meinem Zimmer. Die Tür öffnet sich. „(s/n)?“ Tsuna steht im Türrahmen. „Tut mir Leid, habe ich dich geweckt?“ Er schweigt. „W-was ist los?“ „Es ist Ryohei.“ „Ist er wieder da?“, frage ich begeistert. Mein Freund gilt seit einiger Zeit als verschollen. Ich habe daran festgehalten, dass er wieder kommt. Anscheinend lag ich richtig. „Wo ist er?“ Schnell schwinge ich mich auf meinen Rollstuhl. Doch etwas macht mich stutzig. Wieso ist Tsuna nicht froh darüber, dass Ryohei wieder da ist? Ich schiebe meine Zweifel zur Seite. „Willst du ihn sehen?“ Eifrig nicke ich. Er deutet mir mit einer Kopfbewegung an, dass ich ihm folgen soll. Ich lenke meinen Rollstuhl durch die Gänge, bis wir schließlich auf der Krankenstation ankommen. „E-er ist da drin.“ In Tsunas Stimme liegt ein Zittern. Sein Gesicht wirkt verzerrt. Jetzt kann ich meine Zweifel nicht mehr zur Seite schieben und meine Freude verschwindet. Langsam fahre ich in das Zimmer. Es befindet sich niemand anderes hier. In der Mitte des Raumes steht ein Bett, auf dem jemand liegt und bis oben zugedeckt ist. Daneben ein Rolltisch, wo Medikamente und anderes Medizinzeugs liegt. Dies lässt mich darauf schließen, dass er vor kurzem noch benutzt wurde. „R-Ryohei?“ Keine Reaktion. Ich rolle auf das Bett zu. So langsam wie möglich ziehe ich die Decke vom Gesicht. Nach wenigen Sekunden schreie ich auf. Tränen strömen mir aus den Augen. „Nein. Bitte nicht. Das kann nicht wahr sein. Nein! Bitte nicht, Ryohei! D-du hast mir versprochen wieder zu kommen! Wir wollten noch so vieles machen! Ryohei!“ Meine Stimme versagt und ich schlutze nur noch. Aus dem Grund lege ich meine Kopf auf seinen Körper. Er ist kalt, also liegt Ryohei schon länger tot hier. „Wie lange?“, frage ich. Es ist einiges an Zeit vergangen, weswegen meine Stimme rau und brüchig klingt. „Es tut mir Leid, (s/n).“ „Wie lange, Tsuna?“ „Bianchi hat schon seit zwei Tagen alles versucht, aber er war schon fast tot als er hier ankam.“ „Und ihr habt mir nicht Bescheid gesagt? Ich hätte mich von ihm verabschieden können! I-ich hätte bis zur letzten Sekunde bei ihm gesessen und gesagt, dass alles wieder gut wird. W-wieso Tsuna?“ Meine Stimme versagt wieder. „Es tut mir …“ „Das holt ihn nicht wieder zurück! Wieso konnte ich meinem Freund nicht auf wiedersehen sagen und eine Antwort erwarten? Ryohei war seit Monaten nicht mehr hier und jetzt … jetzt wird er nie wieder hier sein! Erst Hideko und jetzt Ryohei.“ Schritte ertönen. „Was ist los?“ Yamamoto erscheint neben Tsuna. Erschrocken entdeckt er seinen Freund. „Ist das Ryohei?“ Bei seinem Namen treten mir wieder mehr Tränen in die Augen. „Er kann nicht tot sein“, stammelt der Sportler. Sein Blick fällt auf mich. „Konnte er dich noch einmal sehen?“, fragt er mitfühlend. „Nein“, hauche ich. Erst wirft Yamamoto Tsuna einen bösen Blick zu, dann kommt er zu mir. Er drückt mich fest, so wie es Ryohei immer getan hat und getan hätte. Mit dem einzigen Unterschied, dass er es nie wieder machen wird. Diese Tatsache bringt meinen Körper zum Zittern. „Es tut mir so Leid, (s/n). Hätte ich gewusst, dass es so bald passiert hätte ich dir was gesagt.“ Beruhigend streicht er mir über den Rücken und flüstert mir ins Ohr. Nach und nach kommen auch die anderen. Sie weinen und sprechen mir ihr Beileid aus. Ich sitze da, nicke hin und wieder, aber in meinem Inneren bin ich leer. Es ist, als hättte man mir alles genommen. Irgendwann fährt Yamamoto mich weg von Ryoheis Leiche. „Weißt du, (s/n). Ryohei hat nicht aufgehört von dir zu reden. Bis zur letzten Sekunde.“ „D-danke, Yamamoto. Das ist lieb von dir.“ „Hat dir Tsuna dir wirklich nichts gesagt?“ Ich schüttle leicht den Kopf. „Es tut mir Leid. Ich dachte du wüsstest es. Sonst hätte ich es dir erzählt. Das ist nicht fair.“ Wir verlassen das Gebäude. Es regnet, als würde auch der Himmel um meinen verstorbenen Freund trauern. „Sollen wir …“ Ich schüttle meinen Kopf heftig. Im Regen sieht man meine Tränen nicht, da sie sich mit den Regentropfen mischen. Doch merke ich sie selber nicht. Weine ich oder ist das nur der Regen? „Das Leben, Yamamoto, ist nie fair. Wäre es das, wären dein Vater, Hideko und Ryohei noch am Leben.“ Bei der Erwähnungs seines Vaters bremst der Regenwächter für einen Moment ab. „Ich würde nicht im Rollstuhl sitzen … Ich weiß nicht, ob ich es schon gesagt habe, aber es tut mir leid Yamamoto.“ „Du kannst nichts dafür, (s/n).“ „Das Lebeb hat Höhen und Tiefen. Manche haben mehr Höhen, andere mehr Tiefen. Menschen, die durch und durch böse sind, leben länger, als Menschen, die nur gutes tun. Wieso sterben gute Menschen immer zuerst?“ Er bremst ganz ab und geht vor mich. „Du solltest dir selber nicht die Schuld geben.“ „Wieso? Wieso Ryohei?“, schluchze ich. Yamamoto beginnt etwas in seinen Taschen zu suchen, doch ich zittere nur vom Tränenstrom. „(S-s/n). Ryohei wollte, dass ich dir das hier gebe.“ Der Sportler reicht mir ein kleines Döschen. Noch immer schluchtzend, aber neugierig, nehme ich das Döschen entgegen. „W-was ist das?“ „Mach es doch auf“, lacht er. Vorsichtig öffne ich es. Drinnen steckt ein Ring. Silber und ganz simpel. „Er hat dich geliebt. Jede noch so kleine Macke.“ Ich nehme eine Hand vor den Mund. „W-woher weißt du das?“ „Ich war sein bester Freund. Und außerdem …“ Er stockt und guckt weg. War da Schmerz in seinen Augen? „W-was ist Yamamoto?“ „Ich weiß genau, wie er sich bei dir gefühlt hat. Wie er dich geliebt hat.“ „W-wo …“ Er unterbricht mich. „Weil ich es auch tu. Als ich dich zum ersten Mal sah, an diesem Samstag vor all den Jahren. Aber ich wusste auch direkt, dass ich für dich nie mehr als dein bester Freund sein konnte. Diese funkelnden Augen, die du Ryohei gezeigt hast. Dieses breite und überglückliche Lächeln.“ Mit jedem weiteren Satz fühle ich mich schlechter. Wenn ich so darüber nachdenke hätte es mir klar sein können. Meine Tränen treten stärker aus den Augen. „T-tu mir bitte einen Gefallen. Verlass mich bitte nicht auch nicht. Ich kann es nicht ertragen, noch einen Menschen zu verlieren, den ich liebe.“ Er streicht mir leicht über den Kopf. Meine nassen Haare kleben an seiner Hand. „Habe ich dich die Jahre über schon mal verlassen? Nein, also keine Sorge. Außerdem habe ich mich schon sehr früh damit abgefunden, dass du mit Ryohei zusammen bist.“ Yamamoto beginnt zu lachen. So unbeholfen, wie er es immer macht. Ich bringe ein leichtes, kurzes Schmunzeln zustande, aber die Tränen lassen nicht nach. „Danke, Yamamoto.“ Er drückt mich leicht. „Wollen wir wieder rein?“ „K-können wir machen.“ Langsam und stillschweigend fährt er mich rein. Wo ich sonst immer die Stille verachte, genieße ich sie diesmal. Ich würde mich zwar nicht über eine kleine Unterhaltung ärgern, jedoch ist es vermutlich besser so. Denn ich wüsste nicht, was ich meinem besten Freund sagen sollte. Es würde sehr lange dauern, bis ich ihm vernünftig in die Augen blicken kann, aber dass werde ich mir nicht anmerken lassen. All die Jahre war er neben Ryohei mein Beistand. Ich kann es mir nicht leisten, Yamamoto deswegen zu verlieren. Immerhin ist er wirklich mein bester Freund. Er fährt mich direkt in mein Zimmer. „Kann ich dir noch irgendetwas bringen?“ „Nein, danke. Du hast schon genug für heute getan.“ Yamamoto nickt und wendet sich zum gehen ab. „Danke, Yamamoto.“ Er wendet seinen Kopf zu mir. „Für dich doch immer, (s/n).“ Danach schließt er die Tür und in meinem Zimmer herrscht vollkommende Dunkelheit. Ich verstecke mich unter meiner Decke und mache mich ganz klein. Aber es hält die Tränen und den Schmerz nicht fern. Ryohei ist tot und das wird so bleiben.



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