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Briefe aus dem Trommelfeuer

[Erwin Smith x Levi Ackerman] || Wenn ich dich nicht sehen kann, lass mich in Gedanken bei dir sein
von
Koautor:  KawaiiBlueHero

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Brief von Levi Ackerman an Erwin Smith. Paris, 25. Dezember 1914

Paris, der 25. Dezember 1914
 

Mr. Smith,
 

es ist eigentlich an Ihnen, mir zu antworten, kann ich nicht anders, als Ihnen einige Zeilen zukommen zu lassen. Die vergangenen Tage waren zermürbend, und habe ich hier niemanden, dem ich mich anvertrauen kann. Ich darf gegenüber Farlan und Isabel keine Schwäche zeigen. Nicht jetzt. Vielleicht werde ich diesen Brief ins Kaminfeuer werfen, sobald ich ihn beendet habe. Es wäre sicherlich besser, denn Ihr habt wahrlich genug eigene Probleme und ich will Ihnen keinen Kummer machen. Und doch gibt es gerade nichts, was ich mir mehr wünsche, als nur eine Stunde in Ihrer Nähe zu sein, damit Sie mich an den Schultern packen und mir zusichern können, dass sich alles bald wieder zum Besseren wenden wird. Nicht einmal vier Monate hat es gedauert, und von dem Leben, das ich einst kannte, ist kaum mehr etwas übrig geblieben. Ich will erst einmal erzählen, was sich zugetragen hat; meine Worte müssen in Ihren Ohren reichlich wirr klingen.
 

Am 15. Dezember, fünf Tage, nachdem mich Ihr Brief erreichte, betrat ich die Stube, die Post des Tages in der Hand. Isabel strickte, Farlan saß am Tisch und las Zeitung. Zwei Briefe waren angekommen und Farlan forderte mich auf, sie zu öffnen und vorzulesen. Mich ergriff eine schlechte Vorahnung. Mit jeder Silbe, die ich las, blieben mir die Worte zusehends im Halse stecken. Es war mein Einberufungsbefehl, den ich in den Händen hielt. Das zweite Schreiben richtete sich an Farlan. Wir konnten es nicht fassen und starrten einander an, unfähig, etwas zu sagen, bis Farlan die Zeitung zerknüllte. „Sie können dich nicht in diesen Krieg schicken, Levi“, sagte er. „Nicht mit deinem Herzen.“ Dann brach Isabel in Tränen aus und eilte auf ihr Zimmer. Ich folgte ihr. Es brauchte lange, bis ich sie beruhigen konnte. Ich musste ihr versprechen, nicht fortzugehen und alles zu tun, um Farlan hier zu behalten. Sie war außer sich. Am 20. Dezember wurden wir gemustert; Ihr kennt das Prozedere sicherlich. Es wird Sie nicht überraschen, dass man mich untauglich musterte, Farlan jedoch für voll kriegstauglich befand. Auf dem Rückweg sprach niemand von uns ein Wort. Als wir daheim eintrafen, verstand Isabel sofort. Sie fiel uns in die Arme und wir standen lange still im Flur, bis Farlan es nicht länger ertrug und in sein Zimmer verschwand. Es war der schwärzester Tag in unserem gemeinsamen Leben. Bis heute habe ich versucht, mir nichts anmerken zu lassen. In zwei Tagen wird Farlan uns verlassen. Die Taschen sind bereits gepackt. Niemand von uns hätte damit gerechnet, dass der Krieg uns so rasch erreichen würde. Isabel ist weinerlich. Oft verlässt sie die Stube, stumm und mit feuchten Augen. Farlan ist gereizt. Er verbringt die meiste Zeit vor dem Grammophon und hört sich die Platten an, immer wieder, wissend, dass diese Musik durch das Donnern der Granaten abgelöst wird. Ich will ihm sagen, dass alles gut wird, doch ich kann es nicht. Ich kann ihm nicht in die Augen blicken, wo er gehen muss und ich nicht. Ich habe kein Recht, auch nur irgendetwas zu ihm zu sagen.
 

Ich wünsche mir, dass Ihr Weihnachten ein angenehmes ist. Dass die Waffen ruhen und auch die Soldaten für einen Abend Frieden finden können. Dass Sie Post von Ihrer Familie und von Ihren Liebsten erhalten. Dass Sie bekommen, was Sie sich wünschen.
 

Habe ich Ihnen erzählt, dass der 25. Dezember mein Geburtstag ist? Man sagt, man solle ihn im Kreise der Familie verbringen und etwas besonderes daraus machen. Ich schicke Ihnen daher das ein oder andere, was Sie mit Ihren Kameraden teilen können. Es wird Sie zu spät erreichen, aber wen kümmert das. Ich war so frei, Ihnen eine Photographie beizulegen, damit Sie mein Gesicht nicht vergessen. Wer weiß, wann wir uns das nächste Mal wiedersehen werden.
 

Was auch immer Sie tun mögen, geben Sie auf sich Acht. Wenn nicht für sich selbst, dann für mich. Und verzeihen Sie mir, dass ich Ihnen meine Sorgen aufbürde, wo Sie selbst mit genügend Problemen zu kämpfen haben. Es wird das erste und letzte Mal sein. Von nun an werde ich Ihnen heitere Gedanken zukommen lassen.
 

Lassen Sie mich nicht zu lange warten. Schreiben Sie mir bald.
 

- Levi



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Jared
2016-02-02T20:34:18+00:00 02.02.2016 21:34
Ich hoffe das Erwin ihm schreibt! Q-Q
Mhm... das ganze lässt mich etwas rätseln... ich hätte mir auch vorstellen können, das Levi an Farlan stelle gehen wird, unter seinen Namen oder so. Wäre eine Möglichkeit.... oh man.... ich mag weiter lesen. ♥
Jedenfalls kann ich mir wirklich gut vorstellen wie Levi diesen Brief geschrieben haben muss, das er sich mitteilen will, ist wirklich süß... ich hoffe das Erwin lebt und zu ihm zurück kehren wird.

Liebe Grüße,
P.


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