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Es ist was es ist

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hi,

Ich wünsche allen Lesern ein gesundes neues Jahr. :) Komplett anzeigen

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... Ende?

Silvester und das neue Jahr
 

Mit einem mulmigen Bauchgefühl folgte Harry Severus und dem Makler durch das Haus, von dem sie bereits den Mietvertrag unterschrieben hatten. Mit jedem Schritt, den Severus wortlos durch das Haus ging, war er glücklicher, dass er den Mietvertrag auf einen Monat beschränkt hatte. Wenn das Haus ihnen nicht gefiel, konnten sie sich in Ruhe nach etwas Anderem umsehen. Und so, wie Severus den Blick prüfend durch die leeren Räume schweifen ließ, war er sich sehr sicher, dass er das falsche Haus ausgesucht hatte. War es zu hell? Zu weitläufig? Doch zu klein für sie Beide? Harry seufzte innerlich, er hatte gehofft, dass es ihm gefiel.
 

„Nun, wie gefällt es Ihnen?“, fragte der Makler, dessen Name sich Harry ehrlich gesagt nicht gemerkt hatte. Ihm war der schweigsame, schwarz gekleidete Mann unheimlich.

„Können wir uns kurz unter vier Augen besprechen?“, fragte Harry.

Der Makler nickte und sagte, „ich habe leider gleich einen weiteren Termin aber Sie haben das Haus ja sowieso für einen Monat gemietet. Sie können sich in aller Ruhe besprechen und mich dann kontaktieren. Ist das für Sie so in Ordnung?“

„Das passt“, war alles, was Severus sagte, eher knurrte und schon machte sich der Makler lieber aus dem Staub.
 

„Das war nicht nett aber egal, wie gefällt dir das Haus?“, fragte Harry.

„Es ist leer.“

„Das war nicht meine Frage. Also, gefällt es dir? Oder willst du, dass wir uns was Neues suchen?“, fragte Harry.

Sie standen im Wohnbereich, der durch eine halbhohe, schmale Mauer von der Küche abgetrennt war. Eine große, bodentiefe Fensterflucht ließ viel Licht hinein und gestattete einen Ausblick auf die Terrasse und den Garten, der sich hinter dem Haus befand. Von dem Teil, der die Küche werden könnte, führte eine breite, gläserne Schiebetür in den Anbau, der für ein mögliches Tränkelabor gedacht war.

„Weder deine noch meine Möbel passen hier rein, wir müssten uns komplett neu einrichten“, sagte Severus.

„Dein Schlafzimmer passt doch.“

„Genau diese Möbel würde ich gerne zurücklassen. Was hältst du von ein paar Umbauten?“

„Es gefällt dir? Wir bleiben?“, fragte Harry euphorisch.

Severus ließ den Blick nochmal schweifen und sagte dann, „mit ein paar Umbauten könnte ich mich hier wirklich wohl fühlen. Aber dir muss es auch gefallen.“

„Tut es. Was für Umbauten?“

„Wollen wir das hier im Stehen besprechen? Oder wollen wir lieber erst mal wieder nach Hause und dort in aller Ruhe planen?“, fragte Severus ruhig.

„Dann können wir aber mögliche Änderungen nicht gleich ausmessen oder per Zauber ausprobieren“, warf Harry ein.

„Das lässt sich ändern.“

„Wie?“

Statt einer Antwort zog Severus seinen Zauberstab und eine leere Phiole aus seiner Tasche, mit einem Schwenk des Stabes verwandelte er die Phiole in eine gläserne Kugel und ließ sie in der Luft schweben. Dann begann er einen langen, Harry völlig unbekannten Zauberspruch zu murmeln. Die Kugel begann langsam zu glühen und begann dann durch den Räume zu schweben, helles Licht ging von ihr aus.

„Was ist das?“

„Die Kugel zeichnet das Haus auf. Wir können daheim ein Modell davon machen und jede Änderung, die uns vorschwebt, an dem Modell vornehmen. Da sehen wir wie es wirkt und ob es passt“, erklärte Severus.

„Genial. Wie lange braucht die Kugel?“

„Etwa zehn Minuten.“

„Dann seh ich mich noch etwas um.“

Severus nickte nur und schon war Harry verschwunden.
 

„Was hältst du davon?“, fragte Harry und veränderte die Wand im Wohnzimmer mit einem Schwenk des Zauberstabes.

Sie waren wieder in Spinner's End und planten die Umbauten an ihrem neuen Haus, denn Beide waren sich einig, dass sie es kaufen wollten. Die Kaufanfrage war bereits per Eule auf dem Weg zum Makler. In dem Modell des Hauses veränderte sich jetzt die Wand, bis zur Hälfte hoch wurde aus der weißen Wand eine Holzvertäfelung in hellem Holz. Severus sah es sich einen Moment an, tippte das Modell dann mit dem Zauberstab an. Die Holzvertäfelung ging jetzt über die unteren zwei Drittel der Wand und war eher rotbraun als hellbraun.

„Das ganze Zimmer?“, fragte Harry skeptisch, „wird das nicht zu dunkel?“

„Es gibt nur zwei Wände, auf der dritten Seite sind Fenster und auf der vierten Seite ist die offene Küche. Wenn wir die hüfthohe Wand noch mit vertäfeln, passt sich das Bild gut an“, erklärte Severus und zeigte am Modell, was er meinte.

„Dann müssen wir die Möbel etwas heller aussuchen.“

„Wäre ja kein Problem, die Küche müsste auch angepasst werden.“

„Auch rotbraunes Holz?“, fragte Harry, der die Küche einfach mal umfärbte. Er schüttelte aber sofort den Kopf, „das sieht furchtbar aus.“

„Stimmt. Was hältst du davon?“, fragte Severus, der Küche jetzt in die Farben schwarz und rot tauchte.

Schwarze Fronten und rote Arbeitsplatten, alles in Hochglanz. Harry besah sich das Ganze eine Weile, tippte dann das Modell an und vergrößerte das vorhandene Fenster auf die komplette Wandbreite. Damit gab es jetzt ein großes Fenster direkt über der Arbeitsplatte, die gläserne Front, die die Tür zum Anbau enthielt und sonst zum Garten hinausführte und eine dritte Wand mit einem durchgängigen Fenster. Wieder viel Licht.

„So würde es mir definitiv gefallen“, sagte er.

Severus nickte sofort und unterbreitete den nächsten Vorschlag. Es war abzusehen, dass es noch eine ganze Zeit dauern würde bis sie sich durch das gesamte Haus gearbeitet hatten.
 

Drei Tage vor Silvester traf sich Harry mit seinen Freunden um sie endlich von seinen Plänen zu unterrichten denn noch wusste keiner was er vor hatte. Er war sich absolut sicher, dass sie versuchen würden es ihm auszureden doch es war zu spät. Der Kaufvertrag für ihr neues Haus war gestern gekommen, genau wie die Auroren, die den Grimmauldplatz auf schwarzmagische Artefakte durchsuchten. Auch bei Severus hatte sich etwas getan, er hatte angefangen Spinner's End renovieren zu lassen damit er es vernünftig vermieten konnte. Schließlich war das Haus alt und so würde er es wohl nicht vermietet bekommen. Verkaufen wollte er es nicht, dazu hing er zu stark daran. Seine Gedanken kehrten ins Hier und Jetzt zurück als sich die Tür des Cafés öffnete und seine Freunde geschlossen eintraten. Mit einem Lächeln trat er ihnen entgegen und begrüßte alle.
 

Als sie sich schließlich um den Tisch platziert hatten und für alle Getränke und Kuchen bestellt war, platzte Harry einfach mit der Wahrheit raus. „Also, ich habe euch heute her bestellt weil ich mich mehr oder weniger verabschieden will. Ich habe gestern, zusammen mit Severus, ein Haus gekauft, in einem Randbezirk von Paris. Unsere Kündigungen sind bereits in Hogwarts bei Minerva eingegangen, unser letzter Arbeitstag ist vor den Osterferien aber wir werden wahrscheinlich schon vorher umziehen. Wir reisen heute Nachmittag, nach diesem Treffen wieder nach Paris um uns die ersten Ladenlokale anzusehen und die ersten Bauarbeiter ins Haus zu lassen. Wir haben uns gegen die gewöhnlichen Verwandlungszauber entschieden und lassen alles von Profis umbauen, dann müssen wir die Verwandlungszauber nicht ständig erneuern. Ich werde wohl nicht mehr so oft in London sein aber wir freuen uns, nachdem wir die Umbauarbeiten beendet haben und uns eingerichtet haben, über Besuch“, sagte Harry während er seinen Freunden in die geschockten Gesichter lächelte.

Es war Luna, die ihre Stimme als Erste wieder fand und fragte, „wieso gerade Paris?“

„Weil es eine schöne Stadt ist, das magische Viertel wirklich ansprechend ist und weil wir einen Schlussstrich unter unsere Vergangenheit ziehen wollen, zumindest unter die hässlichen Dinge“, erklärte Harry, „und ja, Ron, mit Severus. Also spar dir bitte die Frage in diese Richtung.“

Ron schloss sofort den Mund und trank einen Schluck Kaffee, den die Bedienung gerade auf den Tisch stellte. Alle Anwesenden schwiegen während die Bedienung die Getränke und den Kuchen abstellte doch Harry war der Einzige, der mit großem Appetit zugriff, der Rest sah ihn nur fassungslos an.

„Ist das alles dein Ernst?“, fragte Hermine schließlich.

„Ja, ist es. Warum sollte ich es sonst erzählen?“

„Verspäteter Aprilscherz?“, fragte Ron hoffnungsvoll.

„Im Dezember? Wohl kaum. Ich meine es todernst.“

„Ich dachte, das mit Snape hat sich längst erledigt“, sagte Ron leise.

„Wie kommst du darauf?“, fragte Harry wirklich interessiert.

Sein bester Freund zuckte mit den Schultern und sagte etwas hilflos, „naja, ich hatte gehofft, dass das nur so ein Hirngespinst von dir ist und du schnell einsiehst, dass das Blödsinn ist. Nach dem was du immer erzählt hast, war das doch eh keine richtige Beziehung oder so was in der Art. Konnte ja keiner ahnen, dass du wirklich ernst mit der Fledermaus machst und dann gleich so. Du haust einfach ab.“

„Falsch, ich verabschiede mich doch gerade also haue ich nicht einfach ab. Und ja, mir ist es ernst mit Severus, ich wäre dir sehr verbunden wenn du ihn nicht Fledermaus nennen würdest, auch wenn es manchmal schwierig ist“, sagte Harry.

„Aber das ist Snape.“

„Das hast du mir vor einem Jahr schon gesagt, genau in diesem Tonfall und ich dachte eigentlich, dass du dich langsam daran gewöhnt hast.“

Wieder zuckte Ron mit den Schultern und wollte etwas sagen, schüttelte aber dann den Kopf und schwieg.

„Ron?“

„Nein Harry, ich kann das nicht. Das ist Snape. Der Snape, der uns immer fertig gemacht hat, die schleimige Oberschlange, ein Slytherin, das kann doch alles nicht dein Ernst sein. Und jetzt willst du auch noch mit ihm zusammen ziehen, nach Paris und ihr wollt scheinbar ein Geschäft zusammen auf ziehen, das ist doch alles irreal. Der Typ ist zwanzig Jahre älter als du und eine wahre Schönheit ist er auch nicht“, sagte Ron.

„Ich bin seit einem Jahr mit ihm zusammen und das alles fällt dir jetzt erst auf?“, fragte Harry fassungslos.

„Nein, das wusste ich schon von Anfang an aber bis jetzt wolltet ihr nicht zusammenziehen oder das Land verlassen. Harry, bitte, das ist doch nicht ein Ernst. Überleg es dir nochmal, du kannst jemand viel besseren finden. Du hast doch bestimmt nur Schuldgefühle wegen dem, was dein Vater Snape angetan hat, das ist doch alles nicht echt“, brauste Ron jetzt auf.

Harry starrte ihn sprachlos an und keuchte schließlich, „das meinst du nicht so.“

„Doch, meine ich. Das ist alles ein Hirngespinst, du solltest dich ins St. Mungo begeben und dich untersuchen lassen, vielleicht hat dir Snape auch irgendeinen Trank unter geschoben.“

„Ron“, keuchte Hermine doch ihr Mann erhob sich so ruckartig, dass sein Stuhl mit einem lauten Scheppern nach hinten fiel.

„Nichts Ron, seit einem Jahr muss ich mir das jetzt ansehen und anhören. Jedes Mal wenn Harry zu uns gekommen ist, haben wir uns über Snape unterhalten. Snape hat dies, Snape hat das und wenn man gewagt hat, etwas dagegen zu sagen, hieß es immer, jetzt hab doch Mitleid mit ihm, er hatte es nicht leicht“, höhnte Ron laut, „das ist doch alles nicht normal. Harry, der Typ könnte dein Vater sein, das ist doch fast schon pervers. Ich kann mir nicht mit ansehen wie mein bester Freund in sein Unglück rennt. Bleib hier, bleib in London, schick den Typen in die Wüste und such dir einen vernünftigen Mann. Ich werde garantiert nicht nach Paris kommen, womöglich noch mit dem Ekel Kaffee trinken, vergiss es.“

Als keiner reagierte, schnaubte er nochmal wütend und verließ das Café dann schimpfend und fluchend.

Alle sahen ihm fassungslos nach bevor Neville leise sagte, „das war nicht unbedingt nett.“

„Aber es ist seine Meinung“, sagte Harry, „denkt ihr alle so?“

„Nein“, kam sofort von Hermine und Luna, doch Neville schwieg.

„Neville, denkst du auch so?“, fragte Harry traurig.

„Ich versteh dich einfach nicht. Ron hat schon in ein paar Punkten Recht. Snape ist wesentlich älter als du und er ist wirklich keine Schönheit, von seinem Charakter mal ganz abgesehen. Du hast dich im letzten Jahr wirklich oft und viel über ihn beschwert. Ihr passt nicht wirklich zusammen“, sagte Neville vorsichtig.

„Welche Beziehung ist schon perfekt? Jeder hat doch etwas, was ihn an dem Anderen aufregt und ich dachte immer, dass Freunde dazu auch mal da sind, sich bei ihnen auszukotzen“, sagte Harry, „ich wusste nicht, dass ich euch damit so sehr nerve. Ihr hättet ja nur etwas sagen müssen.“

„Naja, jedes deiner Gespräche hat sich irgendwann um Snape gedreht“, kam von Hermine, jetzt wurde sie fassungslos angesehen bevor Harry traurig nickte, seinen Kaffee austrank und sich dann erhob.

„Harry?“, fragte Luna.

„Es tut mir leid, dass ich euch so genervt habe, das wird in Zukunft nicht mehr vorkommen. Ich hätte eure Freundschaft nicht so strapazieren sollen, tut mir leid. Ich gehe lieber, ich schick euch eine Einladung wenn wir fertig mit renovieren sind, vielleicht möchtet ihr ja kommen“, sagte Harry mit einem traurigen Lächeln. Und noch bevor irgendeiner von seinen Freunden etwas sagen konnte, hatte er das Café verlassen.
 

Severus erwartete ihn bereits denn sie hatten einen Termin doch er sah auf den ersten Blick, dass etwas nicht stimmte. „Wollen wir uns den Laden noch ansehen?“, fragte er.

Das Lächeln, welches ihm geschenkt wurde, war mehr als gezwungen doch Harry nickte dennoch.

„Jetzt nochmal die Wahrheit“, forderte Severus, „was ist schief gegangen?“

„Ich habe meine Freunde das ganze letzte Jahr über genervt und sie halten mich für bekloppt“, sagte Harry, der langsam näher kam.

Er sehnte sich in diesem Moment nach Nähe, nach Zuneigung, nach einem Zeichen, dass es sich lohnte sich für diese Beziehung gegen seine Freunde zu stellen. Dennoch blieb er knapp vor Severus stehen, er hatte ihn noch nie wirklich von sich aus umarmt und er rechnete auch jetzt nicht damit. Er wurde sehr überrascht als sich plötzlich Arme um ihn legten und er in eine tröstende Umarmung gezogen wurde. Mit einem leisen Schluchzen schlang er die Arme um ihn und drückte sich an ihn.

„Du bist ja auch bekloppt“, sagte er leise, „du bist ein Gryffindor.“

Gegen seinen Willen musste Harry kichern, er schmiegte den Kopf an Severus' Brust und sagte, „Gryffindors sind nicht bekloppt.“

„Doch, sind sie. Also, möchtest du dir den Laden heute noch ansehen oder wollen wir den Termin verschieben?“, fragte Severus.

„Lass uns los flohen, je eher wir einen passenden Laden finden, umso eher können wir mit allem anfangen“, sagte Harry.

„Allem?“

„Naja, wir müssen den Laden einrichten, es fehlt bestimmt auch noch einiges im Labor um in so großen Massen zu produzieren. Einige Zutaten haben eine lange Lieferzeit, es geht alles nicht von heute auf morgen und wir wissen ja auch nicht ob uns der erste Laden sofort zu sagt“, sagte Harry, der sich nochmal an ihn kuschelte und dann die Umarmung auflösen wollte.

„Wir können auch normale Verwandlungszauber benutzen, dann geht es schneller“, sagte Severus, der die Arme nicht von ihm nahm, „dann brauchen wir weniger Zeit für den Umbau. Die Zutaten können wir schon vorher per Eule bestellen.“

„Dann müssen wir die Verwandlungszauber immer erneuern, das ist nervig und wenn wir es vergessen, steht wahrscheinlich plötzlich eine Badewanne mitten im Verkaufsraum. Ich weiß, wie ungern du Zutaten per Eule bestellst, du siehst sie gerne vorher. Du suchst dir nur die besten Zutaten aus und das kannst du nur persönlich“, sagte Harry, „dazu brauchen wir Zeit. So gerne ich hier mit dir stehen bleiben würde oder eigentlich noch viel lieber auf die Couch wechseln würde, wir sollten los.“

Severus legte kurz den Kopf schief, gab ihm aber dann frei und ging zum Kamin. Harry folgte ihm und kurz darauf waren sie in den grünen Flammen verschwunden.
 

Selbst Harry sah, dass der Laden nicht passte. Sie hatten zwar ein Labor in ihrem Haus geplant aber viele Tränke mussten auch frisch zubereitet werden. Sie dauerten zwar oft nicht lange aber dazu brauchte man auch ein voll ausgestattetes Labor. Dafür reichte der Platz im Hinterzimmer dieses Ladens einfach nicht aus, zumindest nicht wenn sie noch eine kleines Büro und einen Vorratsraum einbauen wollten.

„Das passt alles nicht“, sagte er daher als der Makler sie gerade zum dritten Rundgang führen wollte.

„Wie meinen Sie das?“, fragte der Mann.

„Das Hinterzimmer ist zu klein für unsere Bedürfnisse und der Laden selbst ist zu klein und dunkel. Wenn wir da zwei, drei Regale rein stellen, können die Kunden sich nicht mehr in Ruhe umsehen ohne sich gegenseitig breit zu treten. Wir brauchen mehr Platz“, erklärte Harry.

Der Makler sah fragend zu Severus, der nur nickte und sagte dann, „Ich hätte noch einen größeren Laden im Angebot aber der liegt etwas außerhalb der belebten Einkaufsstraße. Ich weiß nicht, ob die Lage Ihnen zu sagt.“

„Sehen wir ihn uns an“, schlug Severus vor.

Ihm war der Laden an sich wichtiger als die Lokalität, sollte das wirklich funktionieren würde ein guter Ruf die Leute schon zu ihnen führen. Der Makler nickte und bedeutete ihnen ihm zu folgen.
 

Bereits beim ersten Rundgang stellte Harry fest, dass der Laden fast perfekt war. Der Verkaufsraum war groß, hell und bot genug Platz für einige Regale, einen Verkaufstresen und dennoch würden sich die Kunden nicht zu eingeengt fühlen. Die Hinterzimmer waren groß genug für das Labor und den Vorratsraum aber ein Büro müssten sie wirklich rein quetschen oder sie bauten einen der Räume zu Hause um.

„Severus?“

„Passt“, war alles, was Severus sagte doch Harry sah an seinem Blick, dass er die Räume bereits einrichtete.

Mit einem leisen Lachen schüttelte Harry den Kopf bevor er sich zu dem Makler umwandte, „wir nehmen ihn.“

„Sehr schön, ich habe den Pachtvertrag gleich mitgebracht. Der Verpächter hat, angesichts der etwas unglücklichen Lage, sein Einverständnis gegeben, dass Sie bei der Laufzeit des Pachtvertrages wählen können. Er hat zwischen einem Jahr und fünf Jahren vorgeschlagen“, erklärte der Mann, der einige Pergamente aus seiner Mappe holte.

Harry warf Severus einen kurzen Blick zu, dieser trat jetzt näher und sah sich die Pergamente durch während er sagte, „es wird dauern bis wir einen ausreichenden Kundenstamm aufgebaut haben. Kann der Pachtvertrag verlängert werden wenn es notwendig ist?“

„Wenn Sie Ihre Pacht regelmäßig zahlen, dürfte da nichts dagegen sprechen“, sagte der Mann.

„Werden wir. Wie sieht es mit Umbauarbeiten aus?“, fragte Harry, der jetzt so neben Severus trat, dass er mitlesen konnte.

„Kommt wohl darauf an ob sie permanent umbauen wollen oder per zeitlich begrenztem Zauber“, sagte der Makler unsicher, „das müsste ich mit dem Besitzer besprechen.“

„Wir lassen Ihnen schnellstmöglich einen Umbauplan zukommen und Sie legen ihn dem Besitzer vor. Er soll entscheiden ob und was wir umbauen dürfen“, schnarrte Severus.

Der Makler lächelte sofort und nickte, mit dem Vorschlag konnten alle gut leben. „Wollen Sie dann mit der Unterschreibung des Pachtvertrages so lange warten bis der Besitzer Ihre Liste erhalten hat?“, fragte er.

„Nein, wir unterschreiben sofort. Wir werden uns mit dem Besitzer schon einig“, sagte Severus und sofort wurde ihm vom Makler eine selbstschreibende Feder gereicht.

„Wir nehmen erst einmal drei Jahre, das müsste reichen um zu zeigen ob das Geschäft hier möglich ist oder nicht“, schlug Harry vor, Severus nickte nur und schrieb die Zahl in das dafür vorgesehene Feld.

„Wollen Sie einen Hauptpächter eintragen lassen?“

„Nein, gleichberechtigte Pächter. Das sollte möglich sein.“

„Natürlich“, lächelte der Makler, „einfach beide Namen in das Feld eintragen. Natürlich die Nummer der Verliese, von denen das Geld für die Pacht abgeht.“

Jetzt sahen sich Harry und Severus etwas ratlos an, darüber hatten sie noch nicht geredet und das schien auch der Makler zu sehen denn er lenkte sofort ein, „Sie können das Geld auch monatlich per Eule schicken, die Adresse des Besitzers steht auf dem Pachtvertrag, von dem sie natürlich eine Kopie erhalten. Sie können jederzeit die Art der Bezahlung ändern.“

„Dann machen wir das am Anfang so“, sagte Harry und genau das schrieb Severus auch in den Vertrag. „Noch etwas?“, fragte Harry.

Der Makler warf einen Blick in den Vertrag, schüttelte aber dann den Kopf denn Severus hatte bereits alles eingetragen. „Es fehlen nur noch die Unterschriften“, sagte er schließlich. Auch das erledigte Severus sofort bevor er Harry die Feder reichte und auch er unterschrieb. Zufrieden besah sich der Makler das Dokument nochmal bevor er nickte, es weg steckte und sagte, „Sobald der Besitzer unterschrieben hat, bekommen Sie eine Kopie. Sollte der Besitzer noch etwas ändern wollen oder etwas auszusetzen haben, wird er Sie kontaktieren. Hier steht, dass Sie per Eule und per Flohnetzwerk in England zu erreichen sind aber ein Umzug geplant ist. Wo kann man Sie am besten erreichen.“

„Bis Sie etwas Gegenteiliges hören, ist unsere Adresse in England. Das Haus in Paris muss erst umgebaut werden. Sobald wir dort einziehen, bekommen Sie Bescheid“, gab Severus zurück, „der Schlüssel?“

„Bekommen Sie mit der Kopie des Pachtvertrages. Haben Sie sonst noch Fragen?“

Wieder sahen sich Harry und Severus bis der Zweitere den Kopf schüttelte und Harry sagte, „nein, ich denke im Moment sind alle Fragen beseitigt. Sollten sich neue Fragen ergeben, wissen wir ja wie wir Sie erreichen können.“

Der Makler nickte lächelnd, ihm war Harry eindeutig der beliebtere Geschäftspartner. „Ich habe leider einen weiteren Termin und muss Sie bitten, das Lokal zu verlassen. Sobald der Besitzer mit allen einverstanden ist, können Sie den Laden natürlich jederzeit betreten“, sagte der Makler, der Richtung Tür deutete.

Ohne weitere Worte verließen sie den Laden wobei Harry der letzte sehnsüchtige Blick von Severus auffiel aber er kommentierte ihn nicht. Das Wichtigste war, dass sie einen Laden gefunden hatten und sie würden den Rest auch schaffen.
 

Pünktlich am Morgen des 31. Dezember verließ ein leise vor sich hin schimpfender Streifenkauz das Haus in Spinner's End und machte sich auf den Weg nach Paris. An seinem Bein befand sich ein komplett ausgearbeiteter Umbauplan für den Laden, gegen das Wetter verzaubert und verkleinert, um es ihm leichter zu machen. Harry sah ihm kurz nach bevor er sich seufzend an den Fensterrahmen lehnte und einfach die kühle Luft genoss. Seit sie aus Paris zurückgekommen waren, hatten sie an diesem Umbauplan gearbeitet, von früh morgens bis spät in die Nacht und heute morgen waren sie endlich fertig geworden.

„Willst du krank werden?“

„Nein, nur etwas durch schnaufen. Dann kuscheln wir uns noch etwas auf die Couch, wir müssen früh genug wieder los“, sagte Harry, der das Fenster schloss und sich zu Severus umdrehte.

„Willst du wirklich zu Draco?“, fragte dieser skeptisch.

„Ja, Weihnachten war doch ganz nett. Er und ich sind erwachsen geworden und seine Frau hat ihn zum Besseren geändert“, sagte Harry, der langsam auf ihn zutrat und ihn in die Arme schloss. Die Umarmung wurde sofort erwidert.

„Dann bleiben wir also auf der Couch bis wir los müssen?“

„Naja, was essen zwischendurch ist auch noch in Ordnung und irgendwann müssen wir uns auch fertig machen aber ja, so hatte ich mir den letzten Tag des Jahres vorgestellt“, grinste Harry an seiner Brust.

Es dauerte einen Moment bis Severus antwortete, „Gerne.“
 

Eine knappe halbe Stunde zu früh tauchten Severus und Harry in dem netten, modernen Cottage im Süden von England auf. „Wir hätten noch warten sollen“, sagte Severus.

Doch Harry zuckte nur mit den Schultern und sagte, „auf die halbe Stunde wird es nicht ankommen. Hallo Astoria.“

„Was macht ihr schon hier?“, fragte die Frau des Hauses, die gerade das Wohnzimmer betrat und verdächtig gehetzt aussah.

„Das ist doch nur eine halbe Stunde“, sagte Harry verwirrt.

„Draco verabschiedet gerade seinen Vater und dessen Freund“, gab Astoria zurück während sie auf die Tür zur Küche deutete, „kommt bitte mit, es wäre besser wenn ihr euch nicht begegnet.“

„Ist es“, sagte Severus, der sehr blass geworden war und sich sofort in Bewegung setzte doch es war zu spät.

Die Tür öffnete sich erneut und hintereinander traten Draco, Lucius und Remus ein, die mitten im Schritt stockten als sie Severus samt Begleitung sahen.
 

„DU! DU hast mir Severus weg genommen?“, fauchte Remus.

„Genau genommen hast du Severus nie besessen also kann ich ihn dir nicht weg nehmen“, gab Harry unsicher zurück.

„Wie kannst du nur? Warum hast du das getan?“, rief Remus, der jetzt auf ihn zukam.

„Solltest du solche Dinge vor deinem Lebensgefährten sagen?“, fragte Harry mit einem Blick auf Lucius, der mit Sohn und Schwiegertochter etwas abseits stand und das Ganze scheinbar gelangweilt beobachtete.

Jetzt stockte Remus und sah unsicher zu den Malfoys doch Lucius zuckte nur mit den Schultern und sagte, „ich kann Liebe und Sex durchaus voneinander unterscheiden und ein bisschen Abwechslung hat noch niemanden geschadet. Es ist schade, dass manche Menschen so ein Drama daraus machen.“

„Wie meinen Sie das?“, fragte Harry.

Wieder ein Schulterzucken und die Antwort, „wenn Remus so gerne mit einem anderen Mann ins Bett möchte und Severus ihn nicht mehr will, soll er sich halt jemand Anderen suchen. Es ist ja nicht so als hätte er keine Auswahl.“

„Das ist wirklich Ihr Ernst, oder?“

„Natürlich. Aber nein, daraus wird ein Drama gemacht. Mir wird über ein Jahr die Ohren voll geheult über die Ungerechtigkeit dieser Welt“, seufzte Lucius theatralisch.

Alle starrten ihn mehr oder weniger geschockt an und es war gerade Severus, der zuerst die Stimme erhob und sich an Remus wandte, „diesen Mann hast du mir immer vorgezogen? Für was? Für Geld und Ansehen? Für die Bequemlichkeit des Lebens? Kaltes, hartes Geld gegen warme Liebe? Ihr habt euch wirklich verdient. Lebe mit deiner Entscheidung, ich habe meine Entscheidung bis heute nicht bereut und heute, jetzt in diesem Moment wird mir bewusst, dass ich diese Entscheidung schon vor vielen, vielen Jahren hätte treffen müssen.“

Dann wandte er sich an Lucius, der ihn einfach nur ansah denn er war sich keiner Schuld bewusst und wenn Harry genauer darüber nachdachte, hatte er auch keine Schuld. Er hatte immer mit offenen Karten gespielt auch wenn Harry seine Auffassung von einer Beziehung nicht wirklich gut heißen konnte.

„Lucius, ich wünsche dir ein gesundes neues Jahr und weiterhin viel Erfolg in deinem Beruf und deinem Privatleben“, sagte Severus gerade höflich, Lucius starrte ihn zwar verwirrt an, nickte aber.

„Gut, dann wollen wir euch nicht vom Aufbruch aufhalten. Astoria, wir haben dir etwas mitgebracht“, wandte sich Severus an die einzige Frau im Raum.

Diese sah ihn genauso verwirrt an wie der Rest doch sie fing sich schneller wieder, deutete auf die Tür zur Küche und sagte, „ich hoffe, ihr habt euch nicht so viel Arbeit gemacht.“

„Nein, nur eine Kleinigkeit“, sagte Severus lächelnd. Er drehte den Kopf nochmal kurz zu Harry und sagte, „lass dich nicht zu lange aufhalten.“ Und ging dann mit der Hausherrin die Küche.
 

Es war Draco, der zuerst wieder die Stimme erhob und sagte, „Dad, ich glaube, es ist besser wenn ihr jetzt geht. Wir haben den Abend mit Severus und Harry geplant und möchten einen ruhigen Abend verleben.“

„Natürlich, mein Sohn“, sagte Lucius lächelnd. Er umarmt seinen Sohn nochmal und ging dann zum Kamin, wo er scheinbar auf Remus wartete. Dieser schien absolut fassungslos denn sein Blick ging immer wieder zwischen ihnen umher bis Lucius sagte, „Remus, kommst du bitte? Wir haben heute noch eine Einladung, der wir folgen wollten.“

„Aber...“

„Es ist wirklich besser wenn ihr jetzt geht“, sagte Draco nochmal.

„Du hast mir Severus weggenommen“, sagte Remus verzweifelt.

„Nein, ich biete ihm das, was er schon längst verdient hatte“, sagte Harry, der kurz zu Lucius sah und sagte, „Mr. Malfoy, einen guten Rutsch ins neue Jahr und viel Erfolg bei allem, was Sie sich so vornehmen.“

„Ihnen auch, Mr. Potter“, sagte Lucius höflich und mit einem Lächeln, bei dem sich Harry sehr sicher war, dass es ernst gemeint war.

Er erwiderte es kurz und sagte dann zu Draco, „entschuldige mich bitte, ich will mal sehen was die Zwei so in der Küche anstellen.“

Damit drehte er sich um und verließ einfach den Raum ohne Remus noch eines Blickes zu würdigen. Er hatte dem Werwolf nichts mehr zu sagen, für ihn war die Freundschaft zu Remus in dem Moment gestorben als er erfahren hatte was dieser mit Severus gemacht hatte. Er war nicht mehr der Freund seines Vaters und seines Paten, er war nur noch ein Mann, wegen dem sein Freund wahrscheinlich immer eine Störung zurück behalten würde und das war etwas, was er ihm niemals verzeihen würde.
 

Draco tauchte nur ein paar Minuten nach Harry in der Küche auf und fand seine Frau mit Harry und Severus am Tisch sitzen und große Augen machen. „Was ist denn los?“, fragte er.

„Die wollen nach Paris ziehen“, sagte Astoria empört.

„Wie? Paris? Wieso Paris? Was wollt ihr da?“, fragte Draco, der sich setzte und sie fragend und verwirrt ansah.

Harry lachte leise und begann zu erklären während die Malfoys einfach nur zuhörten. Severus schwieg den Großteil der Zeit, er hing mehr oder weniger seinen Gedanken nach und versuchte wieder ein paar Stränge der Vergangenheit zu trennen.
 

Leise trat Harry auf die Terrasse, die er mit wenigen Schritte überquerte und dann langsam die Arme um Severus legte, der den Blick in die Sterne gerichtet hatte. „Ich soll dich zum Essen holen“, sagte er in seinen Rücken.

„Hm.“

„Alles in Ordnung? Wir können auch nach Hause und es uns gemütlich machen“, sagte Harry.

„Es ist schwer.“

„Ich weiß, Severus. Deswegen frage ich ja.“

„Ich hätte nicht gedacht, das es mich noch so mitnimmt“, gestand Severus leise.

Harry strich mit den Händen über seine Brust und sagte, „du sitzt jede Nacht alleine im Wohnzimmer und wunderst dich, dass dich das noch so mitnimmt? Severus, du bist noch lange nicht über ihn hinweg und das wissen wir Beide.“

„Du nimmst das so hin?“, fragte Severus skeptisch.

„Ich liebe dich und ich habe zu lange gekämpft um jetzt aufzugeben“, gab Harry zurück, „und ich soll dich zum essen holen.“

Severus lachte leise und rau auf, drehte sich in seinen Armen um und umarmte ihn. „Du bist zu gut für mich“, sagte er leise.

„Nein, ich bin perfekt für dich. Los komm, sonst holt uns Astoria noch persönlich und dann dürfen wir uns noch eine Moralpredigt anhören“, sagte Harry grinsend.

„Das wollen wir natürlich nicht.“ Damit löste sich Severus von ihm, legte aber einen Arm um seine Schultern und schob ihn Richtung Haus. Sie wollten Silvester feiern und das sollte nicht von seinen düsteren Gedanken verdorben werden.
 

Die Schule hatte wieder angefangen und mit ihr kam der Stress für Harry und Severus. Denn sie pendelten zwischen Hogwarts, um ihrer Arbeit nachzugehen und Paris, um ihre Umbauten zu überwachen. Harry, der noch nie auf diese Art und Weise ein Gebäude umgebaut hatte, war erstaunt wie langwierig und schwierig es war aber allein der gewünschte Umbau ihres Wohnzimmers dauerte fast eine Woche. Was auch garantiert daran lag, dass Severus eine Liste mit Schutzzaubern angefertigt hatte, die die Bauarbeiter mit einbauen mussten. Wobei einige dieser Zauber Harry die Stirn runzeln ließen und so beschloss er seinen Freund zu fragen.
 

„Severus?“, rief Harry in die leeren Räume hinein.

„Zukünftiges Schlafzimmer“, kam zurück und so machte er sich auf den Weg über die provisorische Treppe nach oben.

Ein Bauarbeiter nickte ihm lächelnd zu bevor er die nächste Treppenstufe magisch verarbeitete und verzierte. Schnell durchquerte Harry den oberen Flur, wich zwei weiteren Bauarbeitern aus, die gerade an der Decke arbeiteten und fand Severus schließlich wirklich im Schlafzimmer, wo dieser gerade persönlich einige Zauber sprach.

„Sollten das nicht die Experten vom Bau machen?“, fragte Harry lächelnd.

„Diese Zauber nicht.“

„Hast du irgendwelche Liebeszauber hier eingebaut?“

„Soll ich?“, fragte Severus grinsend.

„Wenn du meinst, dass das notwendig ist, bitte aber deswegen bin ich nicht hier. Ich habe gerade von einem der Männer eine Liste bekommen und wurde gefragt auf welches Zimmer sie die Kinderzauber sprechen sollen“, sagte Harry, mit einem Blick auf die Liste bevor er aufsah und fragte, „möchtest du mir irgendetwas sagen?“

Severus stand mit dem Rücken zu ihm, atmete mehrfach tief durch und drehte sich dann zu ihm um. „Harry, wie alt bist du?“, fragte er.

„Ähm, fast vierundzwanzig, wieso?“

„Hast du nie über Familie nachgedacht? Du bist noch jung, du willst doch garantiert irgendwann Kinder haben, willst du das Haus dann nochmal umbauen?“, fragte Severus ruhig. War er der Einzige, der weiter gedacht hatte? Der länger als ein oder zwei Jahre geplant hatte?

„Wir sind beides Männer, wie soll das gehen?“, fragte Harry.

„Leihmutterschaft, Adoption, Pflegeschaft, es gibt einige Möglichkeiten“, war die vorsichtige Antwort, „ … außer du willst keine komplette Familie.“

„Familie?“

„Ja, Familie. Wir Zwei sind ein Paar, keine Familie“, sagte Severus, dessen Stimme immer verzweifelter klang.

Harry starrte ihn einfach nur an, er war absolut überwältigt von der Sache, dass er keine Worte dafür fand. Doch Severus fasste sein Schweigen falsch auf denn er nahm ihm die Liste ab und machte Anstalten an ihm vorbei zu gehen. „Wo willst du hin?“, fragte Harry während er ihn blitzschnell am Arm festhielt.

„Ich sage den Arbeitern, dass die Kinderzauber unnötig sind“, sagte Severus ohne ihn anzusehen.

„Dann müssen wir irgendwann nochmal umbauen, das ist sinnlos. Lass sie doch gleich alles umbauen, das passt doch so“, sagte Harry.

Langsam drehte sich Severus zu ihm um, ein skeptischer Blick traf ihn doch Harry nahm ihm einfach die Liste ab.

„Ich glaube, du hast mich eben falsch verstanden. Ich habe nichts gegen Kinder und natürlich wünsche ich mir mit dir eine Familie aber ich war einfach überwältigt. Ich hätte nie gedacht, dass du diese Möglichkeit auch in Betracht ziehst“, sagte Harry schniefend.

„Warum?“

„Weil du Remus immer noch liebst.“

„ …., ich könnte sagen, es tut mir leid“, sagte Severus leise.

„Aber es wäre nicht ganz die Wahrheit und nicht ganz gelogen. Ich weiß das alles und ich kann warten. Also? Wo willst du das Kinderzimmer hin bauen?“, fragte Harry.

Statt einer Antwort deutete Severus aus dem Schlafzimmer raus und führte Harry in den Flur um es ihm zu zeigen. Das Thema war vorläufig erledigt und die Worte hatten Severus tief im Herzen getroffen. Auf eine sehr angenehme Art und Weise.
 

Das letzte Wochenende vor den Osterferien, die Abschiedsfeier des Lehrerkollegiums in Hogwarts war vergangenen Freitag gewesen und der Umzug nach Paris war für kommenden Samstag angesetzt. Draco und Astoria würden sie unterstützen, wobei in Astorias Fall keiner damit einverstanden war denn sie war im fünften Monat schwanger. Doch die Hexe hatte sich sehr erfolgreich gegen die drei Männer durchgesetzt und so war Harry heute zu ihnen gefloht um die letzten Einzelheiten zu besprechen. Severus selber hatte sich in die Winkelgasse begeben, er hatte vor knapp drei Wochen ein Geschenk für Harry bestellt und wollte es abholen.
 

Zufrieden mit sich, der Welt und vor allem dem Geschenk, welches sich in seiner Tasche befand, verließ Severus den Laden und blieb erst einmal mitten auf der Straße stehen. Sein Blick wanderte über die Winkelgasse, Zauberer und Hexen, die ihren Geschäften nachgingen, alles so normal wie immer. Er würde diesen Ort wahrscheinlich lange nicht mehr sehen also konnte er noch etwas Zeit hier verbringen und so beschloss er noch etwas bummeln zu gehen. Sein erstes Ziel war die alte, kleine Apotheke, die er immer besuchte, vielleicht fand sich ja noch die ein oder andere brauchbare Zutat.

„Severus?“

Ein kalter und heißer Schauer lief über Severus' Rücken bevor er sich langsam umdrehte und in honigbraune Augen und ein warmes, weiches Lächeln sah. „Remus“, war alles, was er raus brachte.

„Hallo Severus, wie geht es dir?“, fragte Remus mit einem Lächeln, dass Severus' Knie weich werden ließ.

„Was willst du?“, fragte er betont eisig.

„Aber Severus, warum so böse? Wir hatten eine so schöne Zeit, meinst du nicht, wir könnten uns etwas unterhalten?“, fragte Remus, der langsam näher kam, immer noch mit einem sanften, verführerischen Lächeln.

Severus schluckte trocken, senkte den Blick um diesen verführerischen Augen zu entkommen. Die Versuchung war wieder da, die Gefühle waren plötzlich wieder da. Er steckte die Hände in die Taschen, versuchte das Zittern zu verstecken als seine Finger an die Verpackung von Harrys Geschenk stießen. Zuversicht durchflutete ihn, genau wie damals zu Weihnachten doch diesmal war es stärker, intensiver. Hatten sich seine Gefühle so geändert? Ein Blick in Remus' Gesicht zeigte ihm, dass es wirklich anders war. Da war immer noch diese verzweifelte Sehnsucht, dieser Drang ihn zu umarmen, ihm alles zu vergeben aber irgendwo war da noch etwas Anderes. Dieses Wissen, dass da ein Mann war, der eine Zukunft mit ihm wollte, eine Familie mit ihm gründen, sein Leben mit ihm leben. Nein, er liebte Harry nicht, dass wusste er aber er hatte sich langsam in sein Herz geschlichen und Severus war sich sicher, dass daraus noch Liebe werden könnte. Wenn er diesen Mann vor sich endlich vergaß. Seine Finger schlossen sich um das Geschenk während er den Blick hob und Remus' Blick ernst erwiderte. Sofort runzelte Remus die Stirn.

„Wir haben nichts miteinander zu bereden, Remus. Weder jetzt noch irgendwann anders. Du hast mich immer wieder abgelehnt, immer wieder vertröstet, immer wieder das Herz gebrochen und jetzt hast du mich endgültig verloren. Harry liebt mich, er liebt mich wirklich und er will mit mir sein Leben verbringen und eine Familie gründen. Du willst Geld von dem einen Mann und Liebe von dem anderen Mann und das hast du Jahre lang genossen. Das ist vorbei also lebe damit. Nimm Lucius' Rat an und such dir jemand Anderen für die Liebe oder lerne den Mann zu lieben, den du mir immer vorgezogen hast. Das mit uns ist endgültig aus und vorbei. Nächstes Wochenende ziehe ich mit Harry in ein neues Haus auf dem Festland, wir verlassen England und lassen unsere Vergangenheit hinter uns. Du bist Teil dieser Vergangenheit. Ich will von dir nichts mehr wissen, weder persönlich, noch per Eule, per Flohnetzwerk oder über Dritte. Ich will dich nie wieder sehen und auch nie wieder von dir hören. Wir sind fertig miteinander und jetzt entschuldige mich, ich habe ein Leben und habe vor dieses auch zu führen“, sagte Severus ernst und ruhig. Er wurde einfach nur fassungslos angestarrt doch er reagierte nicht darauf sondern nickte ihm nochmal zu und sagte, „Auf Wiedersehen, Mr. Lupin.“

Damit konzentrierte er sich und verschwand mit einem Knall. Einen fassungslosen und langsam begreifenden Werwolf zurück lassend.
 

Der Umzug war geschafft und Harry und Severus auch. Müde, erschöpft und einfach nur dankbar darüber endlich fertig zu sein, saßen sie im Wohnzimmer ihres Hauses in Paris vor dem Kamin und stießen mit einem Glas Sekt an. Dann ließ sich Harry in die schwarze Polsterung sinken und schloss die Augen. Er bemerkte so den Blick von Severus nicht, der ihn musterte und dann einfach nur lächelte. Ihm gefiel dieses Bild denn es bedeutete irgendwo ein Stück Heimat und er war sich sicher, dass er mit Harry eine Zukunft haben könnte. Er hatte in den letzten Tagen, nach seiner letzten Begegnung mit Remus, über seine Gefühle für Harry nachgedacht.

Er liebte ihn nicht, er mochte ihn aber auch nicht nur. Es war eine Art Verliebtsein, nur ohne die berühmte rosarote Brille. Er sah die Probleme, die auf sie und Harry zukamen und teilweise sogar schon da waren. Keiner von Harrys Freunden hatte sich nochmal gemeldet und auch wenn er nichts sagte, es setzte Harry doch sehr zu. Und eigentlich war das alles seine Schuld. Hätte er Harry weiter abgewiesen, hätte er weiter ein normales Leben führen können.

„Worüber denkst du nach?“, fragte der Mann, um den sich seine Gedanken drehten, plötzlich.

„Dass du ohne mich ein normaleres Leben führen könntest“, sagte Severus sofort ohne groß darüber nachzudenken.

Harry sah ihn seltsam an, rückte dann näher bis er sich an seine Seite kuscheln konnte und sagte, „ich finde unser Leben schon ganz normal. Wir wohnen als ganz normales Paar zusammen und wir eröffnen morgen ein ganz normales Geschäft, für das wir jetzt schon für die nächsten zwei Monate ausgebucht sind. Was daran ist nicht normal?“

„Deine Freunde reden nicht mehr mit dir.“

„Das ist ihre Sache. Jede Freundschaft wird immer wieder auf die Probe gestellt und das hier ist nur eine weitere Probe für unsere Freundschaft. Vielleicht hält sie, vielleicht nicht. Severus, denk nicht länger darüber nach. Ich bereue absolut gar nichts“, sagte Harry, der sich mit geschlossenen Augen an ihn kuschelte, „ich habe das, was ich mir immer gewünscht habe.“

Als Severus nicht antwortete, öffnete Harry die Augen weil er ihn einfach ansehen wollte, stattdessen sah er allerdings auf eine kleine Schachtel mit einer silbernen Schleife.

„Was ist das?“, fragte er stirnrunzelnd.

„Ein Geschenk für dich“, war die verhaltene Antwort.

Ohne sich groß aufzusetzen, nahm Harry das Päckchen und fragte, „warum?“

„Weil ich es dir schenken will.“

„Guter Grund“, bestätigte Harry grinsend während er die Schleife löste und das Päckchen öffnete. Sein Stirnrunzeln vertiefte sich als die Schneekugel zum Vorschein kam, die er Severus geschenkt hatte. Jetzt setzte er sich doch auf und sah ihn fragend an. „Gefällt sie dir nicht, dass ich sie zurück bekomme?“, fragte er leise.

„Sieh genauer hin“, forderte Severus ihn auf.

Etwas verwirrt blinzelte Harry ihn an, sah aber dann auf die Schneekugel, die etwas größer war als er sie in Erinnerung hatte.

Der altbekannte Winterwald, in dem es sanft schneite. Kein wütender Schneesturm sondern ein romantisches, sanftes Rieseln. Ein heller Schimmer tauchte zwischen den Bäumen auf und langsam kam die Hirschkuh zum Vorschein, die schließlich stehen blieb und ihn offen ansah. Bis ein Ohr zuckte, sich zur Seite bewegte und schließlich wandte das Tier den Kopf um und jetzt sah Harry auch das zweite Schimmern, das näher kam. Seine Augen weiteten sich als sich langsam und fast schon schüchtern ein hell schimmernder Hirsch zwischen den Bäumen näherte. Er konnte den Blick nicht abwenden, die Tiere näherten sich unendlich vorsichtig doch der Hirsch sprang weg noch bevor sie sich berühren konnten. Doch er rannte nicht weg, er blieb halb versteckt hinter einem Baum stehen und beobachtete die Hirschkuh. Diese sah ihn noch einen Moment an bevor sie begann mit dem Huf das bisschen Schnee vom Gras zu kratzen und schließlich begann zu grasen. Ihr Blick ging immer wieder zum Hirsch, ruhig und wartend. Der Hirsch wiederum legte den Kopf schief, man sah ihm seine Zerrissenheit förmlich an. Er wollte zu ihr und konnte doch nicht und Harry verstand.

„Es ist wunderschön“, seufzte Harry, dem die Tränen in den Augen standen, „ich glaube, ich verstehe es.“

„Du glaubst?“, fragte Severus vorsichtig.

Harry schniefte leise, warf nochmal einen Blick auf die zwei hellen Tiere in der Schneekugel und sah ihn dann an. „Ich verstehe es. Es ist wunderschön“, sagte er bevor er die Schneekugel vorsichtig auf den Glastisch stellte und sich dann eng an ihn kuschelte. „Ich verstehe es“, wiederholte er, „und ich kann warten.“

„Bist du sicher?“, fragte Severus, der die Umarmung zögernd erwiderte.

Wie zur Bestätigung drückte Harry ihn enger an sich und wiederholte erneut, „ich kann warten.“

Erst jetzt verstärkte Severus die Umarmung, einfach nur glücklich und sprachlos angesichts dieses Verständnisses.
 

Lange saßen sie einfach nur aneinander gekuschelt auf der Couch bis Harry gähnte und sagte, „lass uns ins Bett gehen. Wir haben morgen viel Arbeit vor uns.“

„Wer hätte auch ahnen können, dass uns dein Ruf sogar hier in Paris verfolgt? Wüssten die Leute, dass du grottenschlecht in Zaubertränke warst, wären sie vorsichtiger bei ihren Bestellungen gewesen“, sagte Severus.

„Hey, ich habe einen erstklassigen Zaubertränkemeister an meiner Seite und als Geschäftspartner, das kann nur funktionieren“, gab Harry grinsend zurück, „ich habe jedem Kunden offen gesagt, dass nicht ich die Tränke braue sondern mein Geschäftspartner. Ich bin für die Vermarktung, den Kundenkontakt und den Schreibkram zuständig. Das wussten alle und alle waren damit einverstanden, und ja, sie wussten deinen Namen.“

„Aber mein Name ist hier in Frankreich zum Glück nicht so verbreitet wie deiner“, gab Severus zurück während er sich schon erhob und Harry mit sich hoch zog.

Dieser kuschelte sich kurzerhand im Laufen an ihn und meinte, „Gib den Menschen zwei, drei Jahre, dann ist dein Name hier berühmter als meiner.“

„Dann hoffentlich im Guten“, gab Severus zurück.

„Du bist ein hervorragender Tränkebrauer und das werden die Leute schnell merken. Das wird schon, wir haben zumindest für die nächsten Wochen genug Arbeit und die Qualität der Tränke wird sich rum sprechen. Du wirst sehen aber für heute reicht es von dem Thema, ab ins Bett.“
 

Geraume Zeit später lag Severus wach im Bett und starrte die Decke an, es war kurz nach Mitternacht und wie immer war er wach. Normal würde er jetzt aufstehen und ins Wohnzimmer gehen um zu warten. Doch er hatte für sich selbst entschlossen, dass er damit aufhören würde. Es war endgültig Zeit einen Schlussstrich unter die Vergangenheit und diese unselige Liebe zu ziehen. Er sah auf den schwarzen Haarschopf auf seiner Brust, warmer Atem strich sanft über seine nackte Haut und ließ sein Herz schneller schlagen. Dieser Mann hatte so viel für ihn aufgegeben, so viel für ihn geopfert und erwartete eigentlich so wenig von ihm.

Er seufzte leise, drückte Harry kurz an sich und schloss dann die Augen. Auch wenn er nicht schlafen konnte, würde er hier bleiben. Bei dem Mann, mit dem er seine Zukunft beschreiten wollte und er würde nicht ins Wohnzimmer gehen um auf den Mann zu warten, der ihn nie wirklich gewollt hatte. Hier und heute, in diesem Haus, an diesem Ort, sollte die Vergangenheit abgeschlossen werden und eine neue Zukunft beginnen. Irgendwie würden sie das schon schaffen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hoffe, dass es jemand gelesen hat. :) und es gefallen hat.

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Omama63
2016-01-02T10:49:42+00:00 02.01.2016 11:49
Ein super Kapitel und ein schönes Ende.
Ron musste sich natürlich wieder aufführen.
So wie es aussieht, ist keiner von seinen Freunden mehr gekommen, aber für Harry wird es nicht so schlimm sein, weil er ja Severus hat.
Ich fand es so klasse, dass Severus sogar an Kinderzimmer gedacht hat. Harry war da ganz schön baff.
Deine Fortsetzung hat mir sehr gut gefallen.
Wie immer Klasse geschrieben.

Lg
Omama63
Antwort von:  demona1984
12.01.2016 19:49
Hi,

Ich antworte mal auf beide Kommis gleichzeitig, nicht böse sein. :)

Beide hoffen darauf, dass es in Paris besser wird. Harry hofft, dass er endlich eine Chance darauf hat einen Platz in Severus' Herzen zu erlangen und Severus hofft, dass er mit seiner Vergangenheit abschliessen kan, dass er eine Zukunft hat. Zusammen mit Harry.

Harrys Freunde sind bis zum Umzug wirklich nicht wieder gekommen, sehr schade aber im Moment nicht zu ändern. Harry muss irgendwie damit klar kommen und Severus wird ihm dabei helfen.

Ja, er hat auch an Kinderzimmer gedacht, er will irgendwann eine komplette Familie und da gehören für ihn Kinder dazu. Und so abgeneigt war Harry der Idee ja nicht. ;)

Es wird wohl noch einen dritten Teil geben, mir sind das noch zu viele lose Enden, zu viel Unklares, da braucht es noch ein paar Worte um alles zu beenden. Aber in der Tradition der Geschichte erst wieder an Weihnachten. :)

Lg demona
Antwort von:  Omama63
13.01.2016 09:30
Ich würde mich sehr über einen weiteren Teil freuen und hoffe, dass die Beiden dann richtig zusammen kommen und Severus sich in Harry verliebt.

Lg
Omama63
Von:  mayochiki
2016-01-01T16:55:24+00:00 01.01.2016 17:55
einfach super klasse deine geschichte,hoffe das du bald wieder eine neue geschichte schriebst
mayochiki
Antwort von:  demona1984
12.01.2016 19:44
Hi,

Vielen Dank für deinen Kommi. :)

Die nächste, längere Geschichte ist in Arbeit, dauert aber noch. :)

Lg Demona


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