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Das Fest der Liebe und des Friedens

Wenn Weihnachten eine neue Geschichte schreibt
von

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Ein heißes Bad

Gemeinsam mit dem gefallenen Engel Mogre, also meiner Mutter und meinem neuen Vater Lord Baelfire wurden wir durch die dichten Wälder und Felder von Merula gezogen. Ich hatte einen Wunsch frei und wollte unbedingt, dass wir vor dem geplanten Chaos einen Familienausflug machten. Ich wusste, dass meine Eltern keine Zeit mehr für so etwas haben würden, wenn sie die Weltherrschaft an sich rissen. Also beschloss ich, sie zu den Heißen Quellen zu befördern.

In einer Kutsche saßen wir auf dem Weg dahin, während ich fröhlich Lieder sang. Ich war aufgeregt und wollte einfach nur einen tollen Tag mit ihnen verbringen. Er sollte perfekt werden! Außerdem hatten beide es verdient, sich auch mal eine Ruhe zu gönnen. Morgen konnten sie immer noch Ernst machen. Von mir aus durften sie Merula zerstören, solange wir heute eine Familie waren. Umso trauriger war ich, dass mein geliebter Bruder nicht mitkommen wollte. Angeblich hatte er zu tun. Obwohl ich der Meinung war, dass er sich nur drücken wollte, weil er schon damals lieber Zuhause hockte als mit uns den Tag zu verbringen. So etwas Dummes aber auch! So ein Familienausflug konnte doch Spaß machen. Sein Pech. Er verpasste den ganzen Spaß, den wir nun haben würden.

Endlich dort angekommen hielt mein Haustier Cerberus direkt vor Ort an und ließ uns aussteigen. Zufrieden streichelte ich dem mittleren den Kopf, während meine Mutter den anderen beiden einige Leckerlis in Form von frischem, rohem Fleisch zuwarf. Woher sie diese Brocken gerade hervorholte, war wohl eine andere Frage. Seufzend drehte ich mich zu ihr um, verschränkte meine Arme und schüttelte mahnend den Kopf. Sie sollte doch niemanden töten. Nicht heute. Nicht jetzt. Und erst recht nicht hier! Dann drehte ich mich wieder von ihr weg, rannte zu Papa Baelfire und zerrte ihn zu den Kratern, die gefüllt mit heißem Wasser waren. Begeistert von der Gegend ließ ich ihn wieder los, machte einige Umdrehungen und ließ mich dann zu Boden fallen. Es war perfekt. Einfach der beste Ort für eine Exkursion für die Familie. Und weil ich darauf bestand, erhob ich mich auch gleich, winkte sie beide zu mir und lachte munter. Wir mussten alle zusammen ein Bad nehmen. Schon immer wollte ich in einen der vielen Löcher in dem heißen Wasser sitzen. Demnach zog ich mich bis zu meiner Unterwäsche aus. Meine pinken, langen Haare ließ ich in den zwei Zöpfen gebunden. Gerade wollte ich in die Quelle hüpfen, da warf mir der Gatte meiner Mutter auch schon ein weißes Handtuch entgegen. Verwundert blickte ich ihn an. Er hingegen nickte nur. Nun verstand ich, was er von mir wollte. Ich wickelte mich also in dem Tuch, zog meine Unterwäsche noch aus und huschte dann ins heiße Bad. Dort drinnen angekommen lehnte ich mich zurück. Ich genoss das Wasser förmlich, was mir auch Jeder sofort ansehen konnte.

„Hm?“, gab ich überrascht von mir, „Wo ist Papa Baelfire?“, und sah mich um, während sich nur meine Mutter zu mir gesellte.

„Er muss noch etwas erledigen, denke ich. Nun denn, kleine Rei Hanso-Kashira, was hast du vor, wenn wir mit dem Bad hier fertig sind?“

„Aber Mutter! Wir werden natürlich warten, bis Vater wieder zurückkommt! Er hat es mir versprochen, also wird er bestimmt auch wieder zurückkommen, da bin ich mir sicher...“

„Wenn du das sagst, stimmt das ganz sicher“, entgegnete meine Mutter lustlos.

Im Gegensatz zu mir entkleidete sie sich nicht. Selbst ihre zerfetzten Flügel ließ sie ausgebreitet, als ob sie nur auf eine Gelegenheit wartete, bis sie davonfliegen könnte. Warum wurde ich das Gefühl nicht los, dass sich meine ganze Familie nicht genauso sehr freute wie ich es tat? Traurig darüber, dass nun sogar mein Vater mich verließ, senkte ich meinen Blick und seufzte. Er war der Letzte, der mich auf irgendeiner Art und Weise verletzen würde, das wusste ich, aber wieso kam es mir dann so vor, als ob der Tag gar nicht mehr schön werden konnte? Als Nächstes ging noch meine Mutter und ließ mich hier allein. Was sollte ich dann großartig tun? Die Heißen Quellen wollte ich doch mit ihnen zusammen genießen...
 

Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde die unangenehme Stille endlich gebrochen. Nur hatten wir nichts weiter gesagt. Ein lauter Knall unterbrach meine Gedanken, das alles lieber doch abzublasen. Gerade wollte ich mich erheben, während meine Mutter ihren Ingwer-Tee mit Zitrone genoss, als mein Vater dann vor mir auftauchte und mich mit seiner rechten Hand zurückwies. Durch die Schlitzen seines Eisenhelmes sah ich, wie seine Augen förmlich funkelten. Erleichtert lächelte ich, weil er doch nicht von mir ging. Dabei bekam ich sogar glasige Augen, da ich wusste, dass er Mutter und mich beschützen wollte. Gespannt beobachtete ich, wie Vater sich dem merkwürdigen Objekt näherte. Erst beim zweiten Hinsehen erkannte ich eine Art roten Schlitten mit bizarren Huftieren an den Zügeln. Sie hatten komische Geweihe auf dem Kopf, welche mich nicht schlecht staunen ließen. Dann trat eine kleine Gestalt hervor, wohingegen der mutige Mann in der schweren Rüstung sein verfluchtes Schwert zog. Er wartete noch, bis er die Lanze direkt auf das Wesen schwenkte.

„Sprecht! Wer seid Ihr und was wollt Ihr?“, wollte der Schattenkrieger wissen, während ich darauf hoffte, dass ihm nicht gleich etwas passieren würde und meine Mutter noch immer an ihren Gebräu schlürfte, als ob es sie nichts anging.

„Frohe Weihnachten auch, Fremde aus einer anderen Welt! Ihr habt nicht zufällig einen alten, fetten Mann mit einem weißen, langen Bart, rotem Umhang und schwarzen Stiefeln gesehen? In vier Tagen ist schon Heilig Abend. Wir müssen unbedingt wieder zum Nordpol zurück, damit die Kinder auf der Erde reichlich beschenkt werden können. Sonst verlieren sie noch ihren unschuldigen Glauben an ihn“, kam von der kleinen Elfe, die einen grünen Pyjama mit rotem Kragen und goldenen Knöpfen, eine grüne Wichtelmütze, dazu grüne Schuhe mit goldenen Perlen und weiß-rote Ringelsocken trug.

„Wie?“

„Oh, anscheinend ja nicht. Sonst würdet ihr ganz sicher anders reagieren. Naja, da kann ich nichts machen. Dann muss ich den Sankt Nikolaus wohl selber suchen gehen.“

Gerade wollte die Elfe an ihnen vorbeilaufen, da winkte ich ihn aber zu mir und rief: „Warte doch! So warte! Wir haben deinen Freund zwar nicht gesehen, aber was genau ist das denn? Weih- nackten? Heilig Abend? Und was meinst du damit, dass Kinder sonst den Glauben verlieren werden? Warum wollt ihr sie beschenken? Was hat das alles zu bedeuten?“

„He!“, begann der Zwerg, „Nicht so viel auf einmal, Kleines!“, und sprang auf den Rand des Kraters, in dem Mutter und ich noch saßen, „Erstens heißt das Weihnachten. Und zweitens: Willst du mir wirklich erzählen, dass du keine Ahnung von Weihnachten hast? Dabei ist das doch die schönste Zeit des Jahres! In dieser Zeit geht es um Nächstenliebe, die Familie, den Glauben und die Hoffnung! Jedes Jahr aufs Neue kommt der heilige Sankt Nikolaus und belohnt all diejenigen, welche das Jahr über brav waren, mit Geschenken.“

„Jedes Jahr?“

„Ja ich weiß, die Kinder wünschten sich, dass er öfters als nur einmal im Jahr vorbeischaut“, lachte der Kleine.

„Hä? Und warum genau feiert ihr Weihnachten?“

„Was fragst du mich? Wenn wir den Sankt Nikolaus finden würden, dann könnte er dir das alles bestimmt erklären. Ich frage mich sowieso, in was für einer grauenhafte Welt ich hier gelandet sein muss, dass du nicht einmal den Weihnachtsmann kennst. Das ist ja schon fast traurig...“

„Oh... Verzeih... Du bist hier in Merula und nein, ich habe noch nie von ihm gehört. Wenn ich dir helfe, ihn zu finden, können wir ja jetzt auch immer Weihnachten feiern, wenn du das möchtest? -Mutter? Vater? Darf ich ihm bei der Suche helfen?“

„N e i n“, kommt sofort von beiden gleichzeitig.

Obwohl meine Mutter mit der Schulter gezuckt hatte. Trotzdem traute sie dem Wichtel nicht so ganz, schmiss ihre Tasse einfach hinter sich und räusperte sich. Traurig senkte ich meinen Blick. Das mit dem Weihnachtsmann hörte sich wirklich sehr toll an. Außerdem würden alle glücklich sein. Wenn ein einziger dafür sorgen konnte, dass alle Kinder auf der ganzen Welt artig waren, warum konnten wir das in der Unterwelt dann nicht auch einführen? Dort waren wir Zuhause. Einmal in einer Mondfinsternis* konnten wir doch so ein Fest der Liebe und des Friedens feiern. Darauf bestand ich und genau aus diesem Grund wollte ich den Sankt Nikolaus auch finden.

Meine Mutter stand auf. Komischer Weise hielt sie wieder eine Tasse mit neu aufgebrühtem Tee in der Hand. Lord Baelfire hielt sich einfach nur wortlos im Hintergrund auf. Er schien nicht, sich weiterhin einmischen zu wollen, solange mir niemand etwas zu Leide tun wollte. Außerdem schob er seine Waffe wieder in die Scheide und setzte sich zu mir. Schließlich versprach er mir, dass er bei allem mitmachen würde, was ich mir auch wünschte. Dies bewies er mir nun. Noch immer war ich etwas traurig darüber, dass ich der Elfe nicht helfen durfte, ihren Partner zu finden. Dann mischte sich meine Mutter jedoch ein: „Wie schafft es dein Freund, jedem Kind auf der Welt Geschenke zu überliefern? Ist er ein Illusionist? Ein Schwarzmagier? Oder woher hat er seine Fähigkeit?“

„Ihr habt echt noch nie was von dem Zauber der Weihnacht gehört, oder? Er ist kein Magier, Illusionist oder sonst etwas!“, rechtfertigte der Kleine sich fast schon genervt.

„Für wie dumm hältst du mich, du kleiner Zwerg?“, knurrte der gefallene Engel jedoch nur, packte den Fremden am Kragen und zog ihn hoch, „Ich lass dich leben, wenn du mir deinen Partner bringst, damit ich ihm seine Kraft entziehen kann!“

„Äh was? Dem Weihnachtsmann die Kräfte entziehen? Aber das geht doch nicht! Er bekommt seine Kräfte doch auch nur durch seinen Mantel und die Spielmaschine! Und wenn du mich jetzt nicht loslässt...“

Im nächsten Augenblick hörte man nur noch ein „Ho ho ho“, weswegen allesamt zurückschreckten. Auch ich musste sofort in die andere Richtung gucken. Den Weihnachtsmann gab es ja wirklich, dachte ich mir. Ich beobachtete, wie er mit einem rotbraunen Sack nähertrat. Tatsächlich hatte ein einen dicken Bauch, darüber einen roten Mantel mit weißem Pelz, schwarze Gummistiefel, einen weißen, langen Bart, schwarze Handschuhe und eine rote Mütze mit einem weißen Pelz. Mit seinen roten Wangen sah er doch glatt so aus, als ob er ständig am Lachen wäre. Wie jetzt, während er uns immer näher kam. Direkt vor uns hielt er dann an, nahm seinen Partner, welcher ihm „Weihnachtsmann!“ zurief, an sich und verteilte drei schön eingepackte Pakete an uns. Ich öffnete mein Geschenk zuerst, während Mama und Papa dem Ganzen noch immer misstrauten. Nachdem ich alles aufgemacht hatte, hielt ich eine goldene Kette mit einem roten Herzanhänger in der Hand. Als ich näher heranging, roch ich einen zimtigen Duft, der mich ziemlich glücklich machte. Dieser Geruch ging auch in die beiden Nasenhöhlen meiner Eltern, die nun verspielt und vollkommen glücklich ihre Geschenke öffneten. Meine Mutter bekam die legendäre Träne der Urdrachen in Form eines wunderschönen Juwels geschenkt, während mein Vater ein kristallnes Herz aus Gold in der Hand hielt. Begeistert klatschte ich in die Hände. Der Weihnachtsmann tätschelte mir noch den Kopf, bevor er sich umdrehte und zu seinen Rentieren ging. Gemeinsam mit seinem Gehilfen setzte er sich in den Schlitten und fuhr los. Vorher fiel ihm noch auf: „Du bist ein gutes Kind, Rei. Genießt noch euer Bad und haltet diesen Tag auf ewig in Ehren. Bring Frieden und Liebe wenigstens für einen Tag lang nach Merula und verliere niemals den Glauben an das Gute in den Wesen!“ Nickend lächelte ich ihn an. Er wusste meinen Namen. Nicht nur das beeindruckte mich, sondern auch, weil er meine Eltern so glücklich machte. Wie lange hatte ich mir schon gewünscht, dass wir alle Spaß zusammen hatten? Diesen Traum erfüllte mir der Weihnachtsmann.
 

Noch immer in der Heißen Quelle sahen wir wieder den Schlitten des Weihnachtsmannes, der über ganz Merula in der Luft von den Vierbeinern gezogen wurde. Er winkte uns zu und wünschte uns ein „Frohes Fest“, weswegen ich ihm auch zuwinkte und mich zu dem Lord drehte, um ihn direkt zu fragen: „Papa? Können wir jetzt jede Mondfinsternis* Weihnachten feiern? Genau an dem Tag? Nur können wir das ja so machen, dass wir uns einfach gegenseitig beschenken. Sonst hat doch der Sankt Nikolaus viel zu viel zu tun, wenn er in mehreren Welten Geschenke verteilen muss.“

„So langsam verstehe ich, warum Kyu Familienausflüge vermeidet!“, nuschelte er, sodass ich kaum etwas verstehen konnte.

„Wie bitte? Was hast du gesagt, geliebter Vater?“

„Aber na sicher doch, mein hübsches Kind! So tragen wir den heutigen Tag als Tag der Liebe und des Friedens ein. Frohe Weihnachten.“

„Fröhliche Weihnachten, thihi!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2015-12-20T10:28:39+00:00 20.12.2015 11:28
Das Warten hat sich wirklich gelohnt. Die Geschichte ist richtig herzerwärmend, bedenkt man was für giftige Kotzbrocken Mogre und Baelfire in-time eigentlich sind. Rei ist wirklich ein Herzchen. Sie versteht es ihrem Vater den Kopf zu verdrehen ;)
Ich musste stellenweise herzhaft lachen. Schon im ersten Absatz, als Rei erzählt, dass ihre Eltern keine Zeit mehr für Familienausflüge hätten, sobald die Weltherrschaft erst mal im Gange war. Als Mogre den Wichtel schließlich packt und dem Weihnachtsmann droht seine Kräfte zu rauben, hattest du mich. Allein die Vorstellung wie Mogre dieses fremdartige Wesen so unbeholfen bedroht, macht sie in meinen Augen fast schon etwas menschlich. So ist es bei den Menschen ähnlich. Was man nicht versteht, bekämpft man so leicht, obwohl es einem vielleicht gar nichts Böses will. Auch sehr schön finde ich, wie du es geschafft hast in einer kurzen Sequenz so viel Liebe reinzubringen. Du vermittelst die winterliche Kälte auf der einen Seite wie eine Metapher für die Kälte der Unterwelt, aber auch die Freude, die der 24.12. mit sich bringt, als Symbol, dass noch keine Hoffnung auf Besserung verloren ist. Der Weihnachtsmann selbst wirkt auf mich fast schon überirdisch, mit welcher Güte und Verständnis er selbst den schrecklichsten Unterweltlern ihre Taten für einen Tag verzeiht.
Jetzt, wo Mogre und ihr Gatte Drachenträne und Glasherz haben, können wir ja im RPG unsere Koffer packen und zu den heißen Quellen fahren ;)
Jeder hat das bekommen, was er sich am innigsten wünscht. Doch was hat es mit der Herzkette von Rei auf sich? Ist es Liebe, Güte und etwas Greifbares, was sie sich wünscht? Oder war es ihre negative Seite, die sich einfach nur schmücken wollte, welche bei der Geschenkauswahl berücksichtigt wurde? Vielleicht eine Mischung aus beidem? Vor allem das hat mich zum nachdenken angeregt. Ich hoffe Rei findet, was sie sucht, im RPG. Ich freue mich schon auf weitere, tolle Postings von dir und gern auch auf solche kleinen Sidekicks in Form vom FF-Kapiteln.^^
 
Nur eine kleine Anmerkung, weil ich mich selber immer noch gerne dabei verzettel. Der Sankt Nikolaus und der Weihnachtsmann sind zwei grundverschiedene Personen. Das eine ist ein Bischof aus dem 4. Jahrhundert, das andere eine Symbolfigur, die angelehnt an den Nikolaus ist, aber zweifelsfrei nicht derselbe. Vielleicht hilft dir das^^
 
Vielen Dank noch mal für diese wirklich schöne FF. Ruhig mehr davon :)
Und ich gebe mich sogleich an meinen Teil der Aufgabe ^^


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