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Die Legende der Kristall- Geister

von

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Eine besondere Gabe

Die Nacht mit Rubin war wirklich wesentlich besser, als die Nacht mit Pharaoh davor, wobei Johan einfiel, dass er den Kater in der Villa gelassen hatte, aber bei Judai war er bestimmt gut aufgehoben.

Müde schälte er sich wieder aus seinem Bett, während Rubin einfach auf seine Schulter sprang.

"Oh, guten Morgen Rubin", grüßte er sie noch immer schlaftrunken, bevor er sich streckte. "Ich muss heute noch mal ins Dorf und ich weiß nicht, ob ich es schaffe... Kannst du ihm Bescheid sagen?"

"Bii!", gab sie nur von sich, sprang von seiner Schulter und kurz darauf aus seinem Fenster.

Er sah noch mal entschuldigend zur Villa Yuki rüber, bevor er schließlich zum Frühstück runter ging. Nach dem Essen zog er sich um und machte sich noch etwas frisch, bevor er auf dem Wunsch seiner Tante hin zur Bäckerei des Dorfes fuhr.

Dort war noch ein reges Treiben und Familie Tenjoin war arg damit beschäftigt die Kunden zu bedienen, sodass er warten musste, bis alle wieder gegangen waren. Währenddessen fragte Johan sich warum Asuka ausgerechnet mit ihm, einem völlig Fremden sprechen wollte. Als schließlich der Letzte gegangen war betrat Johan die inzwischen so gut wie leere Bäckerei und sah sich um. Fast alles war verkauft worden. Nur noch ein paar der normalen Sonntagsbrötchen und ein Laib Brot waren da, sodass der Bäcker für heute schließen konnte. Hinter den Tresen musste ohne Zweifel Asukas Vater stehen, der sich gerade die Hände rieb. Er hatte wie seine Tochter blonde Haare, allerdings konnte man schon eine Glatze sehen und blaue Augen. Außerdem war er ein großer, kräftiger Mann, der keinen Bierbauch hatte, so wie Johans Vater.

"Jens-", kam nun eine Frau, anscheinend Asukas Mutter dazu, sie war etwas kleiner als ihr Mann und hatte dunkle, braune Haare, die leicht lockig waren und Asukas Augenfarbe.

"Hallo", grüßte Johan die beiden.

"Möchtest du noch etwas kaufen?", fragte Bäcker Tenjoin nach. "Wir sind so gut wie ausverkauft"

"Ich möchte gern zu Asuka", erwiderte Johan nur leicht nervös, da der Vater die Augen verengte.

Die Mutter allerdings lächelte. "Sie ist oben"

"Danke", bedankte Johan sich noch und bemerkte noch, dass Asukas Mutter genauso schlank war wie ihre Tochter.

Seine Eltern dagegen waren fett und faul...

"Sag uns doch noch deinen Namen, junger Mann", bat die Frau, als Johan auf dem Weg nach oben war.

"Johan. Johan Andersen", antwortete er nur, bevor er weiter ging und das Zimmer der Blondine aufsuchte.

Die Tür stand zwar offen, aber dennoch klopfte der Blauhaarige an, sodass sie von ihrem Brief aufschreckte.

"Johan...", entschwendete sie überrascht ihn zu sehen.

"Guten Morgen", grüßte er zurück und betrat das Zimmer. "Amelie hat mir gestern noch erzählt, dass du mit mir sprechen wolltest?"

"Ja", sagte sie dann und drehte sich auf ihrem Drehstuhl zu ihm um.

"Warum ich? Wir kennen uns doch kaum?", wollte Johan noch wissen und weil er in diesem Moment doch lieber bei Judai wäre.

"Ich brauche eine unparteiische Meinung", sagte sie dann, was den Blauhaarigen doch etwas überraschte. "Die anderen kennen mich zu gut"

"Ich verstehe", sagte er dann ernst und setzte sich auf ihr gemachtes Bett. "Worum geht es denn?"

"Es geht um Ryo und mich", sagte sie, als sie sich zu ihm gesetzt hatte.

"Deinen Freund aus dem Ausland?", fragte Johan noch mal nach, worauf sie nur nickte.

"Er kommt nächsten Monat nach Sonnheim zurück und ich hatte ihn gefragt, den anderen von der Beziehung zu erzählen, da ja keiner davon weiß", erklärte Asuka ihm ihre Situation.

"Außer mir weiß keiner davon?", fragte Johan verdutzt nach.

"Nein"

"Warum hast du es mir erzählt? Ich bin ein Wildfremder für dich!", wollte Johan wissen.

"Ich wusste irgendwie, dass du mich nicht verraten würdest", behauptete sie mit einem Lächeln.

Johan erwiderte das Lächeln schwach, da dieses Mädchen wohl eines ihrer größten Geheimnisse einfach so einem Wildfremden anvertraut hatte.

"Was hat er auf deine Bitte gesagt?", fragte Johan dann.

"Dass er die Beziehung nicht offen zeigen will", antwortete Asuka bedrückt und in ihren gelben Augen spiegelte sich eine tiefe Trauer wider, da sie ihren Freund wohl ziemlich vermisste und mehr wollte, als nur diese Briefe.

"Ich kann dich verstehen", meinte Johan darauf und sie sah ihm in seine grünen Augen. "Wenn ich so jemanden hätte würde ich die Beziehung auch zeigen wollen"

"Hier im Dorf hat ihn keiner gemocht", behauptete sie dann. "Obwohl er so nett ist und alles für mich machen würde"

Bei diesen Worten erfasste Johan ein leichter Wermutstropfen, da er ja niemanden daheim hatte, aber eigentlich bedauerte er es nicht, da er seine "Freiheit" genoss. Er wollte nicht unbedingt an jemanden gebunden sein, der das und das von ihm verlangte und auf der anderen Seite wollte der Blauhaarige auch mal spüren wovon seine Freunde zu Hause immer erzählten und Liebe nannten. Doch er wollte nicht so niveaulos enden und rum jammern, dass er keine Beziehung hatte. Da träumte er lieber still davon, bis es endlich soweit war und lebte sein Leben.

"Und wenn du es trotzdem einfach machst?", schlug Johan schließlich vor, worauf Asuka eine Augenbraue hob. "Du könntest ihn einfach vor allen anderen küssen und dann sagen, dass du gestolpert bist oder sowas"

Er hatte schließlich noch keine Ahnung wie dieser Ryo aussah und wie er so war, aber das war das erst beste was ihm einfiel.

"Und dann müsste ich uns natürlich erklären, wenn er den Kuss erwidert", murmelte Asuka nachdenklich.

"Es ist zwar etwas riskant, aber ich finde es ist einen Versuch wert", meinte Johan und sie sah ihn wieder an.

"Stimmt", stimmte sie ihm dann zu. "Ich werde es dann auch versuchen, danke"

"Kein Problem", meinte er nur abwehrend und stand auf. "Ich werd dann auch wieder, wenn das Okay für dich ist"

"Okay", sagte sie nur und Johan ließ sie schließlich allein zurück.

Unten verabschiedete er sich noch von ihren Eltern, bevor er die Bäckerei verließ und dann zu seiner Tante zurück fuhr. Als er am Haus seiner Tante vom Fahrrad stieg und zur Villa Yuki gehen wollte wurde er von Rei und Kenzan aufgehalten.

"Johan!", rief Rei glücklich den Blauhaarigen zu sehen und lief auf ihn zu, der schon am Gartentor stand.

"Rei, Kenzan...", entschwendete er und seufzte innerlich auf, da er immer noch nicht zu Judai konnte.

Er wollte schließlich noch mehr von diesem Haus sehen und die anderen Geister sehen, von denen Daitokuji- Sensei erzählt hatte.

"Hey Johan, wir wollen jetzt noch mal zu Jim und wollten dich fragen, ob du vielleicht mitkommen willst, damit du seine Karen kennen lernen kannst", sagte Rei dann mit einem Lächeln auf den Lippen und Johan musste an den Cowboy mit dem einen Auge zurück denken.

"Das Krokodil?", fragte er mit einem etwas mulmigen Gefühl in der Magengegend.

"Genau", nickte die Blauhaarige, während Kenzan nur leicht verschmitzt lächelte.

Anscheinend war seine Freundin doch noch leicht kindisch.

"Komm, er wartet bestimmt schon auf uns!", meinte sie, griff nach Johans Hand und zog ihn weiter hinter sich her.

"Hey, ich hab doch noch gar nicht-", begann er und versuchte sich aus ihrem Griff zu befreien, doch es klappte nicht.

Er konnte nur noch mal hilflos zur Villa aufsehen, während Rei ihn wieder weiter ins Dorf zerrte. Er sah nur noch aus den Augenwinkeln wie dieses ungleiche Augenpaar sie beobachtete. Kurze Zeit später kamen die drei an einem etwas älteren Ein- Familien Haus an, das wohl ein Gewächshaus, statt einen Garten hatte, doch Johan konnte sich denken wer oder was in diesem Gewächshaus lebte. Er musste einmal schlucken, als er an das Krokodil und Jim dachte. Ob das Tier wirklich so zahm war wie er gesagt hatte?

Rei drückte schließlich auf die Klingel und nur wenige Sekunden später wurde ihnen von Jim die Tür geöffnet.

"Ich habe euch schon erwartet!", meinte Jim, bevor sein Blick auf Johan fiel. "Ah, du bist auch hier, Johan?"

"Ja...", gab der Teenager nur vorsichtig von sich.

"Du bist bestimmt hier, weil du Karen kennen lernen willst! Kommt rein!", bat er die drei schließlich hinein, wobei Rei Johan voraus schob.

Die Gedanken des Blauhaarigen waren trotz allem eher bei Judai und dabei wie er vor diesem Krokodil Weibchen fliehen konnte. Er wollte doch nur endlich seinen Freund wieder sehen...

"Geht am besten schon mal ins Gewächshaus, ich mach uns noch einen Tee", meinte der Cowboy und deutete auf einen Weg zum Gewächshaus.

Johan schluckte darauf nur, da das ja sein erster Besuch bei Jim war, während Rei und Kenzan einfach auf das Gewächshaus zu gingen. Hatten sie denn keine Angst?!

Langsam folgte er den beiden zu dem Gewächshaus und betrat es auch nur zögerlich. Doch kaum hatte er das Gewächshaus betreten kam er sich wie in einer anderen Welt vor. Vor allem hätte er sich, kaum dass die Tür ins Schloss gefallen war am liebsten sämtliche Klamotten vom Leib gerissen, da die Luftfeuchtigkeit drückend war und es mussten über dreißig Grad Celsius sein! Es war einfach furchtbar... Doch was er sah war unbeschreiblich. In diesem Moment kam er sich wirklich wie in einem tropischen Dschungel vor und nicht mehr wie mitten in Deutschland.

"Wow...", bekam er über seine Lippen, als ein riesiger blauer Schmetterling an ihm vorbei flog.

"Ja, nicht wahr?", meinte auch Rei vor ihm. "Jim züchtet hier Schmetterlinge"

Johan sagte nichts darauf, sah sich nur weiter beeindruckt um, als ihm ein kleiner Teich auffiel und das Krokodil wieder einfiel. Das musste hier ja auch irgendwo sein...

Weiter hinten im Gewächshaus stand ein runder weißer Tisch mit ein paar Stühlen, den die drei etwas zurecht rückten, bevor sie sich an den Tisch setzten und weiter auf Jim warteten. Währenddessen begannen die vielen Schmetterlinge Johan zu um schwirren, als wäre dieser aus Zucker, einer setzte sich sogar auf dem Zeigefinger der linken Hand des Blauhaarigen ab und öffnete seine Flügel. Seine großen Flügel trugen einen schönen Blauton, der Johan besonders gefiel.

"Ah, du musst ein besonderer Mensch sein", ertönte dann die Stimme von Jim und der Schmetterling flog weiter, dem Johan stumm nach sah, bevor er den Einäugigen ansah.

Er stand vor ihnen am Tisch und hatte ein Tablett mit vier Tassen Tee bei sich.

"Ein besonderer Mensch?", fragte Johan den Cowboy verwirrt.

"Ja, du musst eine besondere Gabe haben", meinte dieser und stellte die Tassen auf dem Tisch ab.

Johan blinzelte ein paar Mal, bis ihm die Villa Yuki und die Geister einfielen. Vielleicht war das seine besondere Gabe. Dass er Geister sehen und mit ihnen sprechen konnte. Dann bemerkte er, dass auch Jim von den ganzen Schmetterlingen umflattert wurde. Hatte auch er eine besondere Gabe wie er es ausgedrückt hatte?

"Ich bin nur ein ganz normaler Mensch aus Australien", behauptete der Cowboy und Johan horchte auf.

Jim kam aus Australien? Er hatte ihm gar keinen englischen Akzent oder etwas in der Art angehört... Aber das würde auch das mit dem Krokodil erklären. Lebten nicht auf Australien auch Krokodile?

Aber machte Jim das zu einem besonderen Menschen? Er hatte bestimmt eine Menge erlebt, oder... Johan verengte leicht seine Augen und nippte an seinem Tee. Da musste noch mehr hinter diesem jungen Mann stecken.

"Erzähl mal ein bisschen was über dich, Johan!", sprach Jim ihn dann an. "Hast du eine Freundin?"

Bei dieser Frage verschluckte nicht nur Johan sich an seinem Tee, auch Rei hustete ein paar Mal und sah dann wie die anderen zwei Johan erwartungsvoll an.

"Nein", sagte dieser, nachdem er sich etwas erholt hatte auf Jims Frage. "Aber ich habe ein paar Freunde in Meringen"

"Die du wegen dem Funkloch hier nicht erreichen kannst?", vermutete Jim, doch Johan nickte nur. "Das wird schon. Du hast doch uns"

Johan lächelte darauf leicht. "Ja"

Dabei dachte er auch an Judai, der bestimmt immer noch auf ihn wartete, auch wenn es schon halb zwei war. Doch dann kam ihm plötzlich die Frage auf warum er zu Judai gehen sollte und wer dieser überhaupt war. Er hatte mit einem Mal furchtbare Kopfschmerzen, sodass er sich den Kopf halten musste, da er das Gefühl hatte sein Kopf würde gleich platzen und die Hitze des Gewächshauses machte das auch nicht gerade besser.

"Johan? Ist alles in Ordnung?", fragte Rei plötzlich besorgt und er sah sie an. "Du siehst auf ein Mal so furchtbar blass aus"

"Kopfschmerzen", zischte der Blauhaarige nur und sprang auf.

Er musste unbedingt aus diesem Gewächshaus raus, bevor ihm womöglich doch noch der Schädel platzte. Kaum war er draußen und die Tür zu lehnte er sich erschöpft an die Tür und rutschte mit vor Schmerz pochenden Schädel an ihr runter.

Was war das nur gewesen? Wo waren nur diese plötzlichen Schmerzen her gekommen? Und was war das nur für ein ekliger Blick gewesen, der ihm gefolgt war? Es war beinahe so gewesen, als ob er durch ihn hindurch gesehen hatte... Als der Schmerz komplett abgeklungen war machte er sich einfach auf den Weg nach Hause, wo er sich als erstes unter die Dusche stellte, da das Klima des Gewächshauses wirklich widerlich feucht gewesen war.

Als er danach auf die Uhr blickte war es bereits kurz vor drei Uhr, was ihn schockierte, da er schon lange irgendwo sein wollte... Aber er hatte vergessen wo. Wo wollte er noch mal sein? Wenn es denn so wichtig war warum hatte er es dann vergessen? Unruhig tigerte er stundenlang durch sein Zimmer und versuchte verzweifelt erfolglos sich daran zu erinnern was er heute vorgehabt hatte. Es musste furchtbar wichtig gewesen sein, denn aus irgendeinem Grund hatte er ein schlechtes Gewissen und er hatte keine Ahnung wieso.

Kurz vor Mitternacht saß er auf seinem Bett und dachte immer noch darüber nach, da es ihm furchtbar auf der Seele lag, während er sein Kopfkissen fest an sich presste.

"Miau", hörte er dann das Maunzen einer Katze vom Fenster aus, das er offen gelassen hatte.

Dort auf dem Fensterbrett saß der dicke Kater Pharaoh und ließ seinen Schwanz nach draußen hängen. Das Gesicht des Katers sah für Johan in diesem Moment ziemlich missbilligend aus, was er sich nicht erklären konnte. Der Kater sprang vom Fensterbrett und ging auf Johan zu, der sich dem Kater zu gedreht hatte und sein Kissen beiseite legte. Dann hob er das dicke Tier auf seinen Schoß, das mit einem Mal ein Halsband trug, unter das ein Stück Papier geklemmt worden war. Er zog das Papier unter dem Halsband vor und faltete es neugierig auseinander.

"Verräter", stand dort geschrieben, was den Blauhaarigen nun völlig verwirrte.

Wieso sollte er ein Verräter sein?

"Verstehst du das?", fragte er sogar das Katzentier, doch Pharaoh sprang nur von seinem Schoß und wieder auf das Fensterbrett.

Anscheinend wollte er wieder dahin zurück wo er her gekommen war. Schließlich war der Kater durch das Fenster verschwunden und Johan wieder allein, mit nichts weiter als einem Zettel in der Hand, auf dem "Verräter" stand. Dann fiel auch sein Blick aus dem Fenster, was er diesen Tag irgendwie nicht gemacht hatte und als er die Villa Yuki sah fiel ihm endlich alles ein. Aber warum hatte er es vergessen? Er hatte doch vorher noch gewusst wer Judai war und wo er hin wollte. Doch das war jetzt auch egal. Er musste auf der Stelle zu Judai, bevor das noch mal passierte. Also zog er sich schnell was an und schlich sich schließlich aus dem Haus und brauchte wegen dem Wald im Vorgarten ziemlich lange bis zum Haus. An der Tür wurde er von Rubin erwartet, die ihm entgegen sprang.

"Rubin", meinte er nur glücklich. "Es tut mir leid"

"Bii", sie schmiegte sich an ihn und kletterte wieder auf seine Schulter, was wohl hieß, dass sie ihm verziehen hatte.

Ob das bei Judai auch so einfach war?

Er ging schließlich ins Haus und zielstrebig auf Judais Zimmer zu, dessen Tür offen stand. Auch der Brünette war noch wach und konnte wohl nicht schlafen, wobei er auf seinem Bett saß und sich an die Wand gelehnt hatte. Mit den Gedanken schien er in dem Moment trotzdem weit weg zu sein, was sein verträumter Blick verriet.

"Judai?", fragte Johan doch recht außer Atem von der Treppe, doch der jüngere rührte sich nicht. "Judai, bist du wach?"

Darauf ging er einfach auf Judai zu und setzte sich zu diesem auf sein Bett, was ihn endlich in die Realität zurück holte.

"Johan", wisperte er, als er den Blauhaarigen neben sich erkannte.

"Hallo Judai", erwiderte dieser nur leicht unbeholfen.

"Wo warst du?", war die erste Frage Judais mit der Johan ja hätte rechnen müssen.

Doch gerade als er etwas sagen wollte fiel ihm der Blick des anderen auf und hielt inne. Dann wurde es ihm wieder bewusst. Er hatte sich über seine Schlafklamotten nur eine Jacke geworfen und hatte sich noch ein Paar Schuhe angezogen... Auf seiner Hose waren rosa Herzchen abgebildet.

"Ähm", gab er verlegen von sich und sah von Judai ab, hatte völlig vergessen was er denn sagen wollte.

Auch sein Herz schlug ein bisschen schneller, es war doch ein recht peinlicher Moment.

"Trägst du gerne solche Hosen?", sprach der Brünette es auch noch an und Johan wünschte sich im Moment diese rosa Herzchen wären weg, einfach nur weg.

"Ähm, ja", behauptete er dann einfach, worauf Judai allerdings schwieg.

Schließlich schien dem Brünetten etwas ein zu fallen.

"Was hast du heute gemacht?", wollte er von Johan wissen.

"Ich war im Gewächshaus von Jim", antwortete der ältere und dachte an die beinahe brutalen Kopfschmerzen zurück. "Ich-"

"Geh da nicht noch mal hin!", unterbrach Judai ihn einfach und der Blauhaarige sah seinen Freund total verwirrt an.

Warum sollte er aus der Sicht des Brünetten nicht noch mal da hin gehen? Er hatte zwar seine eigenen Gründe, aber...

"Komm diesem Typen am besten gar nicht zu Nahe", sagte Judai noch.

"Was? Warum das?", wollte Johan wissen und braune Augen sahen ihn an. "Jim ist doch ein netter Kerl"

Judai sagte nichts darauf, sah nur wieder von seinem Freund ab, bevor er aufstand. Natürlich. Er konnte nichts davon wissen, da Jim erst später ins Dorf gezogen war.

Er ging auf das offene Fenster zu, während Johans Blick ihm folgte und blieb schließlich am Fenster stehen.

"Es ist seine besondere Gabe", behauptete er dann und drehte seinen Kopf leicht zu Johan, dessen Augen sich leicht geweitet hatten.

"Er hat etwas von einer besonderen Gabe gesagt", hauchte Johan, worauf Judai nur schwieg. "Aber nur, dass ich eine besitze"

Darauf drehte Judai sich wieder zu Johan um. "Er verheimlicht seine Gabe, aber erkennt es bei anderen, sodass sie von den anderen abgegrenzt werden"

"Wie du...", schloss Johan darauf, worauf Judai nur nickte.

"Er ist sonst der Beliebteste des Dorfes", sagte Judai nur noch, als Johan gähnte.

Es war doch schon sehr spät.

"Bist du müde?", fragte der Brünette seinen Freund.

"Ja", meinte dieser nur. "Du nicht?"

Judai mied den Blick seines Freundes eine kleine Weile.

"Ich schlafe schlecht", sagte er dann.

"Ich... kann auch hier bleiben", schlug Johan dann einfach vor und ließ sich auf das Bett fallen. "Vielleicht kannst du dann schlafen"

"Was- Nein!", meinte Judai, doch als er in die Augen seines Freundes blickte stockte er.

Er hatte mit einem Mal das Gefühl, dass sie wie Smaragde funkelten, was einen unglaublichen Effekt auf ihn hatte.

"Okay", stimmte er dann doch zu und ging auf das Bett zu, bevor er zu seinem Freund ins Bett kletterte.

"Und jetzt schlafen wir", meinte Johan noch und warf die Decke über sie.

Judai sagte nichts darauf, spürte nur mit einem Mal, dass sein Herz etwas schneller schlug, da er sich auf einmal so geborgen neben Johan fühlte. Er rückte noch etwas näher an den anderen heran und schloss seine Augen, bevor er tatsächlich nach zwei Jahren in einen ruhigen Schlaf fiel.

Als Johan am nächsten Morgen wieder wach wurde lag Judai noch immer schlafend neben ihm und hatte im Schlaf einen Arm über Johan geworfen. Er musste doch recht gut schlafen. Aber hatte er nicht gesagt, dass er schlecht schlafen würde? Vielleicht lag es ja daran, dass er so lange allein gewesen war. Müde richtete er sich auf, wobei Judais Arm von seinem Körper rutschte und sah aus dem Fenster. Die Sonne schien schon hell am Himmel und seine Tanten mussten schon lange bemerkt haben, dass er verschwunden war. Doch das war ihm im Moment so ziemlich egal, als er zu dem schlafenden Judai sah und daran dachte, dass er den Tag mit diesem verbringen konnte. Da war es ihm auch egal, dass er wohl den Tag in seinen Schlafklamotten verbringen musste und dass auf seiner Hose rosa Herzchen waren.

Schließlich öffnete auch Judai seine Augen und müde braune Augen sahen Johan an.

"Guten Morgen", grüßte Johan den jüngeren mit einem Lächeln. "Gut geschlafen?"

"Hm?", gab der Brünette schlaftrunken von sich und richtete sich mit zerzausten Haaren und augenreibend auf.

"Anscheinend hast du sogar sehr gut geschlafen", lachte Johan leicht, als er Judais Gesicht sah.

"Was ist passiert?", fragte Judai müde.

"Ich habe bei dir übernachtet", antwortete Johan lachend, dass Judai das wohl verpennt hatte. "Also, was wollen wir heute machen?"

Der Brünette sah den anderen nur stumm an, dass er wirklich den Tag mit ihm verbringen wollte, genau wie früher.

"Daitokuji- Sensei hat mir von den anderen Kristall- Geistern erzählt", sagte Johan schließlich, als Rubin zu ihnen auf das Bett sprang.

"Du hast ihn getroffen?", fragte Judai gleich nach.

"Ja, im Kaminzimmer", war Johans Antwort lächelnd. "Lass uns doch nach den anderen Kristall- Geistern suchen!"

Judai schwieg auf den Vorschlag seines Freundes hin. Er war sich nicht wirklich sicher, ob er nach diesen Geistern suchen wollte, da etwas in ihm ihm sagte er solle es lassen. Auf der anderen Seite wollte er wirklich gerne wieder Zeit mit seinem Freund verbringen, der nach 13 Jahren einfach so eine Nacht bei ihm verbracht hatte.

Nach einigem hin und her nickte er dem anderen schließlich zu, wobei sein Herz vor Freude lauter schlug, da er wusste, dass er nicht mehr allein war.

"Toll!", freute Johan sich darauf und grinste leicht.

Dass er bei seinen Tanten und auch im Dorf vermisst wurde interessierte den Blauhaarigen in diesem Moment nicht im geringsten.

Danach standen die beiden auf, wobei auch Johans Magen knurrte.

"Hab ich einen Hunger... Hast du vielleicht was zu essen?", fragte er dann den Brünetten und sah ihm in seine schokoladenbraunen Augen.

"Ich glaube im Garten stehen noch ein paar Obstbäume", sagte Judai dann, was Johan etwas verwirrte.

Er glaubte? Aber wovon lebte der Brünette denn, wenn er ganz allein in dieser Villa wohnte? Aber anscheinend hatte Judai gar keinen Hunger, was Johan sich nicht erklären konnte. Aber Johan wollte nicht extra zu seinen Tanten rüber gehen, um dort etwas zu essen, da es ja sein konnte, dass er von jemandem aufgehalten wurde, wenn er auf dem Weg zurück war. Daher entschied er sich dagegen etwas zu essen, der Hunger würde irgendwann bestimmt vergehen...

"Und du hast wirklich alles vergessen?", fragte Judai plötzlich und Johan überkam ein schlechtes Gefühl.

"Ich fürchte schon", gab er zu und kratzte sich verschmitzt und mit einem mulmigen Gefühl im Magen am Hinterkopf.

"Wir haben früher oft mit den Geistern gespielt", behauptete der Brünette leise. "Sie sind irgendwo im Haus, an den Orten, wo wir oft gespielt haben"

Johan schluckte erst nur. "Dann... zeig mir diese Orte!"

Der jüngere sah seinem Freund darauf wieder in die Augen, die trotz allem Unsicherheit ausstrahlten.

"Damit ich mich wieder an früher erinnern kann", meinte Johan dann und legte seine Hände an Judais Schultern. "Zeig mir doch das Haus!"

Judai lächelte darauf noch mal, bevor er seinem Kindheitsfreund noch mal sein Heim zeigte. Obwohl überall Staub lag und an allen Enden und Ecken Spinnenweben hingen fand Johan das dunkle Haus furchtbar interessant. Irgendwann hörte er allerdings in dem sonst so stillen Haus ein komisches Geräusch und blieb vor einer Tür stehen, die schon etwas mitgenommen aussah.

"Was ist das für ein Zimmer?", wollte er von Judai wissen, der auch stehen geblieben war.

Er sah den Brünetten neugierig an, der wieder auf ihn zu kam und wartete auf eine Antwort.

"Das war das Schlafzimmer meiner Eltern", behauptete der Brünette etwas verwirrt. "Was ist damit?"

"Ich habe etwas gehört", meinte Johan darauf. "Ich glaube das kam aus diesem Zimmer"

Judai sah darauf zu dem Zimmer und öffnete die staubige und dreckige Tür, die sogar leise quietschte, bevor die beiden in das dunkle Zimmer linsten. Es war wie überall sonst auch im Haus mit einer dicken Staubschicht bedeckt und an den Wänden und in den Ecken des Zimmers hingen Spinnenweben. Im Zimmer stand ein großes Ehebett aus Leder zu dem sogar noch eigene Nachttische gehörten. Dort standen sogar noch ein paar Habseligkeiten von Judais Eltern und auf der Seite wo anscheinend sein Vater geschlafen hatte stand nur ein Bild seiner Frau und ein Wecker, der stehen geblieben war. Dann stand dort noch ein riesiger Spiegelschrank, sodass das halbe Zimmer ein Spiegel war.

"Wahnsinn", brachte Johan wegen des Spiegels über seine Lippen.

"Ja, meine Mutter war eine Online- Shopping Queen", erwiderte Judai nur und öffnete die Tür ein bisschen weiter, sodass sie ins Zimmer treten konnten.

Trotz der Dunkelheit im Zimmer konnten die beiden immer noch einander sehen und auch noch mehrfach im Spiegel des Kleiderschranks, da er einmal um eine Ecke ging und ein zweiter, kleinerer Teil hinter der Tür stand.

"Wenn es nicht so staubig wäre würde ich glatt auf dem Bett rum springen", lachte Johan und Judai sah ihn an.

"Das würde ich aber nicht machen wollen", hörten die beiden dann eine weibliche Stimme und sahen sich um, bis eine relativ große rosa Katze hinter dem Bett hervor kam.

Sie hatte an ihren Pfoten seitlich noch goldene Schützer und auf ihrer Brust trug sie auch einen goldenen Brustpanzer auf dem ein großer schöner Amethyst prangte. Außerdem waren auch ihre Augen violett, was Johans Meinung nach zu ihrem Kaugummi Fell passte.

"Bist du... ein Kristall- Geist?", fragte er dennoch, auch wenn es offensichtlich war.

Sie sah in die grünen Augen des Teenagers, den sie seit 13 Jahren nicht gesehen hatte und als diese kurz smaragdgrün aufleuchteten erkannte sie ihn.

"Johan", schnurrte sie leicht und ging auf ihn zu. "Ich bin die Amethyst- Katze, falls du das vergessen hast. Wo warst du die ganze Zeit?"

Im Gegensatz zu Rubin konnte Amethyst also mit ihm sprechen, aber Amethyst war auch wesentlich größer als Rubin... Wo war Rubin eigentlich?

"Seine Mutter hat ihm verboten her zu kommen", antwortete Judai für Johan und Amethyst sah den Brünetten an, wobei sie die Augen verengte.

"Du kommst auch mal wieder aus deinem Zimmer gekrochen, Judai?", sie hörte sich verächtlich an, was Johan nicht ganz verstand, da Judai doch gesagt hatte, dass sie Freunde waren.

War vielleicht etwas vorgefallen?

"Dass du es überhaupt noch wagst aus deinem Zimmer zu kommen!", fauchte die Katze. "Nach dem was passiert ist solltest du am besten da drin bleiben und zwar für immer!"

"Was!?", stieß Johan total verwirrt aus, während Judai sich auf seine Lippen biss und seine Hände zu Fäusten ballte. "Was ist denn passiert?"

"Das fragst du am besten deinen besten Freund, Johan", erwiderte Amethyst und Johan sah den Brünetten an, der nun ziemlich reuevoll aussah.

Sie waren beste Freunde?

"Judai?", fragte er vorsichtig, doch er bekam von dem jüngeren keine Antwort mehr.

Ehe er sich versah war Judai aus dem Zimmer verschwunden und Johan mit Amethyst allein. Hilfesuchend sah er sie an.

"Ich werde dir nichts sagen", sagte sie auf den Blick hin nur, worauf Johan nur erschöpft seufzte.

Irgendetwas stimmte doch da mit seinem angeblich besten Freund nicht!

"Ich glaube ich gehe nach Hause", sagte er dann und sah Amethyst an. "Willst du vielleicht mitkommen?"

Sie schnurrte darauf nur zustimmend.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Jitsch
2016-01-24T18:40:48+00:00 24.01.2016 19:40
Hui, es bleibt super spannend. Ob Jim irgendwie Johans Gedächtnis manipuliert hat? Das wäre ganz schön fies. Das mit den Schmetterlingen fand ich übrigens eine interessante Idee. Weißt du, dass Johan im Manga ein Schmetterlingsdeck hat?
Ach ja, und immer noch so viele Fragen. Was hat Judai bloß angestellt? Am Ende ist er irgendwie für den Tod seiner Eltern (mit)verantwortlich oder so was, kann ich mir zumindest gut vorstellen, vor allem wenn Amethyst Cat ihm solche Vorwürfe macht.
Und immer Johans lustige Schlafanzughosen :D Dafür war es schön, dass Judai durch ihn endlich mal wieder zum Schlafen gekommen ist ^^

Freue mich auf die Fortsetzung :)
Antwort von:  Sakurachan57
24.01.2016 22:14
Ja, ich weiß, dass Johan im Manga ein Schmetterlingsdeck hat, auch wenn ich den Manga nicht gelesen habe. :D
Darauf ist das ganze auch ein bisschen aufgebaut, aber eben nur ein bisschen.
Und was das ganze mit Johans Kopfschmerzen auf sich hat, hat wirklich Jim etwas damit zu tun, aber was genau kommt erst später. Kümmern wir uns erst mal um die anderen Kristall- Geister... und noch andere Probleme.

Die Fortsetzung folgt... bald


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