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Chronograph

von

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„Ein Wächter ist so etwas wie ein Beschützer für den Menschen, mit dem er verbunden ist. Er hat besondere Fähigkeiten, die ihm bei dieser Aufgabe helfen sollen und er erlebt körperliche Zustände des Menschen zeitlich verzögert?“

 

Zum Ende des Satzes hin ging meine Stimme leicht nach oben. Das waren so ziemlich die Informationen, die ich bisher über die Wächter hatte.

 

„So könnte man das zusammenfassen“, bestätigte Sarutobi. „An dem Tag, an dem ein Mensch geboren wird, wird auch irgendwo auf der Welt ein Wächter geboren. Natürlich kann man von einem Baby noch nicht erwarten, dass es in der Lage ist einen anderen Menschen zu beschützen – deswegen sind in den ersten Lebensjahren die Wächter der Eltern für dieses Kind verantwortlich. Mit dem dreizehnten Lebensjahr jedoch erwacht das Chakra des Wächters und die Verantwortung geht auf den Wächter über.“

 

Mit einem Klirren ließ Sarutobi den Löffel in die Tasse fallen und er machte eine ausladende Geste mit seinen Armen, die einer Explosion glich.

 

„Es geschieht tatsächlich von einenm auf den anderen Tag“, er riss die Augen auf und sah mich eindringlich an. „Genauso wie es auch bei dir passieren wird. Nur sieben Jahre später.“

 

Bis zu meinem Geburtstag waren es nur noch wenige Wochen, doch ich konnte mir nur schwer vorstellen, wie sich so plötzlich alles ändern sollte. So wie der Schulleiter davon berichtete, klang es, als würde man sich komplett in einen anderen Menschen verwandeln. Wieder begann er mit seinem Löffel den Tee umzurühren und ich starrte wie hypnotisiert auf die kleinen Zuckerkristalle, die er dabei immer wieder aufwirbelte.

 

„Wie genau funktioniert das eigentlich mit dem Chakra?“, erkundigte ich mich neugierig.

 

„Das“ – er hielt mir seinen Zeigefinger direkt unter die Nase – „ist eine ausgezeichnete Frage!“

 

Er stand auf und ging zu einem seiner endlos hohen Regale. Eine gefühlte Ewigkeit blieb er reglos davor stehen und ließ seinen Blick über die Bücherrücken schweifen. Dann endlich schien er gefunden zu haben, wonach er suchte, und zog ein besonders dickes und offensichtlich sehr altes Exemplar aus dem Regal. Er schlug es auf und legte es vor mir auf die Tischplatte, wobei er beinahe seine eigene Teetasse umgekippt hätte.

 

„Das hier ist eine Zeichnung, die die verschiedenen Formen von Chakra abbildet.“

 

Die Buchseite, die er aufgeschlagen hatte, zeigte mehrere Personen, wobei sich immer zwei gegenüberstanden. Zwischen ihnen waren jeweils unterschiedliche Linien gezeichnet. Einige waren wellenförmig, andere gestrichelt, eckig oder auch gerade durchgezogen. Es gab auch strudelförmige Bewegungen und der Weg, den die Linie zwischen den Personen zurücklegte, war nur selten der direkte. Auf der zweiten Seite waren einzelne Personen abgebildet, die von unterschiedlichen Linienarten umgeben waren. Darunter standen in kursiver, bereits leicht verblichener Schrift Worte in einer fremden Sprache.

 

„Chakra ist eine Art Energie und wie du siehst, kann sie ganz unterschiedliche Formen annehmen und Wege zurücklegen“, fasste Sarutobi zusammen. „Das ist zum einen abhängig davon, in welchem Zustand sich der Mensch befindet und zum anderen davon, was der Wächter aus dem Chakra macht, das ihm zur Verfügung gestellt wird. Die Fähigkeiten, die ein Wächter besitzt, basieren zum Großteil darauf, wie er sein Chakra einsetzen und kontrollieren kann. Ein weiterer Teil wird dadurch bestimmt, welche Art von Chakra er von dem Menschen empfängt, mit dem er verbunden ist.

 

Chakra ist aber nicht nur für die speziellen Fähigkeiten notwendig, sondern auch für das Wohlbefinden eines Wächters. Überträgt der Mensch nicht mehr genug Chakra an seinen Wächter oder wird die Übertragung aus irgendeinem Grund gestört, verliert der Wächter immer mehr Energie und das kann bis zur Bewusstlosigkeit führen. Chakra reagiert sehr empfindlich auf alles, was dem Menschen widerfährt. Ein Wächter sollte also möglichst früh lernen, wie er negativen Einflüssen vorbeugen kann. Natürlich lässt sich längst nicht alles vermeiden, aber wir haben im Laufe der Jahre einige Tricks entwickelt.“

 

Sarutobi zwinkerte mir vielsagend zu. Ich musste zugeben, dass das, was er da sagte, nicht gerade fair klang. Wenn ich mir vorstellte, dass bereits dreizehnjährige Kinder die Verantwortung für ein ebenfalls dreizehnjähriges Kind zu tragen hatten, konnte ich nur innerlich mit dem Kopf schütteln. Egal, welche Tricks die Wächter in dieser Hinsicht entwickelt hatten, diese Wächter-Mensch-Beziehung war in meinen Augen mehr als suboptimal. Sarutobi schien meinen Unmut zu spüren, denn er begann sofort mich zu beschwichtigen, noch bevor ich auch nur ein Wort dazu gesagt hatte.

 

„Du musst dir die Wächter wie eine große Gemeinschaft vorstellen – unsere Kinder werden mit ihrer Verantwortung natürlich nicht alleine gelassen. Vielmehr kümmern wir uns alle darum. Die Abhängigkeit zwischen Mensch und Wächter wahrt ein gewisses Gleichgewicht und sorgt dafür, dass die Menschheit sich nicht irgendwann aus Hass und Neid selbst zerstört. Die Wächter haben eine wichtige Aufgabe und tragen eine große Verantwortung. Dieser Verantwortung ist es geschuldet, dass eine Akademie wie diese hier überhaupt eine Daseinsberechtigung hat, denn hier werden unsere Kinder darauf vorbereitet, ein Teil dieser Gemeinschaft zu werden, die alles dafür tut, Frieden zu erhalten und Frieden zu schaffen.“

 

Gemeinschaft. Frieden. Das alles klang wahnsinnig positiv und schien alles in allem auch irgendwie Sinn zu ergeben, doch tief in mir drin spürte ich noch immer einen leisen Widerstand. Die Erhaltung des Friedens an eine Abhängigkeit zu koppeln, war in meinen Augen verantwortungslos, wenn nicht sogar gefährlich. Insbesondere fiel es mir schwer mir vorzustellen, dass jeder Wächter nichts als den Frieden im Sinn hatte und mit seiner Rolle als Beschützer der Menschen einverstanden war.

 

„Ich könnte mir vorstellen, dass einige Wächter mit ihrer Aufgabe nicht gerade zufrieden sind“, warf ich vorsichtig ein.

 

Sofort trat ein betretener Gesichtsausdruck auf Sarutobis Gesicht und sein Kiefer spannte sich kaum merklich an. Anscheinend hatte ich bei ihm einen wunden Punkt getroffen.

 

„Da hast du leider Recht“, räumte er ein. „Allerdings nennen wir sie nicht mehr Wächter, denn sie haben unsere Gemeinschaft verlassen. Wir nennen sie Schatten.“

 

Bei dem Wort lief mir unwillkürlich ein kleiner Schauer über den Rücken. Vor meinem inneren Auge tauchten die Bilder der Männer auf, die uns im Park angegriffen hatten. Auch sie hatten zu den Schatten gehört.

 

„Was bedeutet, sie haben die Gemeinschaft verlassen?“, fragte ich.

 

Sarutobi überlegte einen Moment. Er hatte die Stirn in tiefe Falten gelegt und strich sich immer wieder mit dem Daumen über den Bart. Er schien mit seinen Gedanken weit weg zu sein.

 

„Es gibt eine Möglichkeit, die Verbindung zwischen Mensch und Wächter zu trennen“, setzte er schließlich an. „Das bedeutet dann, dass keinerlei Zustände mehr übertragen werden können – allerdings kommt so auch kein Chakra mehr beim Wächter an.“

 

„Das heißt, es muss noch eine andere Möglichkeit geben, um an Chakra zu kommen“, schlussfolgerte ich.

 

Wieder dachte ich an die Männer, die uns überfallen hatten. Mit den Ausleitern war es ihnen gelungen, Sakura Chakra zu entziehen.

 

„Man kann es stehlen, oder?“, es war nur geraten und doch war ich mir ziemlich sicher, dass ich Recht hatte.

 

Sarutobi deutete wieder auf das Buch, das noch immer aufgeschlagen vor mir lag.

 

„Wie du hier sehen kannst, kann Chakra in den Körper eines Wächters eintreten und genauso auch wieder austreten“, er zeigte auf die Bilder auf der zweiten Seite. „Allerdings passiert das im Normalfall nur durch den Wächter selbst, wenn er entweder Chakra aufnimmt oder freisetzt. Mithilfe von Ausleitern ist es jedoch möglich, einem Wächter Chakra gegen seinen Willen zu entziehen. Diese Technik ist verboten und ihr Einsatz gegen einen Wächter wird streng bestraft. Das Stehlen von Chakra bringt das Gleichgewicht durcheinander, das wir alle zu erhalten versuchen.“

 

Ich fragte mich, wie viele Wächter es wohl geben mochte, die die Verbindung zu den Menschen aufgelöst hatten und nun auf diese Art und Weise Chakra beschaffen mussten. Es war ja nicht gerade unauffällig, wenn man mitten auf der Straße mit einer Eisenstange auf einen anderen Wächter losging. Ich konnte mich jedoch nicht daran erinnern, in den Medien jemals von einem solchen Fall gehört zu haben.

 

„Diese Angriffe“, setzte ich an. „Fällt das nicht auf?“

 

Sarutobi erhob sich von seinem Chefsessel und ging um den Schreibtisch herum zu der Vitrine mit der goldenen Teekanne. Sein Gang war leicht schlurfend, als würden unsichtbare Gewichte ihn zurückhalten. Gemächlich griff er nach der Kanne und goss sich erneut Tee nach, während sein Blick missbilligend auf meine noch volle Tasse fiel. Schuldbewusst rührte ich einmal um und nahm dann einen großen Schluck. Der Tee schmeckte scheußlich. Vielleicht hätte ich mir mehr Zucker nehmen sollen.

 

„Genau das ist der Knackpunkt“, stimmte Sarutobi mir dann zu. „Wie du richtig erkannt hast, würde es auffallen, wenn permanent Angriffe auf Wächter stattfinden würden. Um also an fremdes Chakra zu gelangen, muss man es abfangen, bevor es beim Wächter angekommen ist. So vermeidet man einen direkten Angriff.“

 

Ich versuchte mir das Ganze bildlich vorzustellen. Die Zeichnungen in dem Buch hatten den Chakrafluss vom Menschen zum Wächter dargestellt, wobei das Chakra viele unterschiedliche Wege nehmen konnte. Dennoch hatte ich mir die Übertragung immer als einen sehr direkten Prozess vorgestellt. Dass es möglich war Chakra einfach abzufangen, überraschte mich.

 

„Wie funktioniert sowas?“, wollte ich wissen. 

 

„Dazu musst du erstmal wissen, wie genau Chakra vom Menschen zum Wächter übertragen wird“, erklärte Sarutobi. „Neben den Ausleitern gibt es noch einige Gegenstände mehr, die gezielt Chakra aufnehmen, speichern und abgeben können. Weitaus mächtiger als diese Gegenstände allerdings sind die sogenannten Jinchuriki – zu denen auch du gehörst. Und natürlich deine Mutter. Alles Chakra, das von einem Menschen zu seinem Wächter fließt, fließt vorher durch die Jinchuriki hindurch. Jinchuriki sind das Verbindungsstück zwischen den Menschen und den Wächtern und gehören somit keiner der beiden Gruppen an. Ihre Aufgabe ist es, stets das Gleichgewicht zu halten und dafür zu sorgen, dass das Chakra seinem geregelten Fluss folgt.“

 

Unwillkürlich blickte ich auf meine Handflächen. Das gesamte Chakra, das von den Menschen auf die Wächter übertragen wurde, sollte also durch mich hindurchfließen? Das konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

 

„Du spürst davon noch nichts“, Sarutobi schmunzelte belustigt. Meine Blicke waren ihm offenbar nicht entgangen. „Das Chakra in dir erwacht erst mit dem zwanzigsten Lebensjahr, was übrigens auch einer der Gründe dafür ist, warum die Schatten dich bisher noch nicht aufspüren konnten. Genau genommen ist es auch nicht dein eigenes Chakra, sondern das der Menschen und Wächter, das durch dich hindurchfließt und dabei kanalisiert wird. Es ist sehr viel mächtiger als das Chakra eines Wächters.“

 

Ich schluckte. Mächtiger als das eines Wächters? Nur zu gut erinnerte ich mich an Sasukes kleine Machtdemonstrationen und ehrlich gesagt hatte mir das bereits mehr als nur imponiert.

 

„Was genau heißt das, mächtiger als das eines Wächters?“, fragte ich vorsichtig.

 

„Nun, wie das bei dir genau aussehen wird, das kann ich dir leider nicht sagen“, Sarutobi strich sich durch das ergraute Haar. „Das kommt auch immer ganz darauf an, wie gut du dein Chakra unter Kontrolle bringen kannst. Je mehr Chakra, desto schwerer lässt es sich natürlich auch kontrollieren.“

 

„Klingt logisch“, räumte ich ein.

 

Mein Blick fiel wieder auf die Zeichnungen in dem Buch. Es waren jeweils ein Mensch und ein Wächter abgebildet, nirgendwo wurde so etwas wie ein Verbindungsstück erwähnt. Wenn die Menge an Chakra, die ein Wächter zur Verfügung hatte, solche Fähigkeiten freisetzen konnte, wie Sasuke und Sakura sie hatten – was war dann erst möglich, wenn einem das gesamte Chakra, das von den Menschen auf  die Wächter übertragen wurde zur Verfügung stand?

 

„Wie hat meine Mutter das hinbekommen?“, fragte ich. „Ihr Chakra zu kontrollieren, meine ich.“

 

Ein Lächeln stahl sich auf Sarutobis Lippen.

 

„Oh, sie war ein wahres Naturtalent! Im Gegensatz zu dir ist sie bereits mit sechzehn Jahren an die Akademie gekommen und hat alles an Büchern verschlungen, was sie in die Finger bekommen hat. An den Trainingseinheiten der Wächter konnte sie noch nicht teilnehmen, aber sie hat sich alles genau angesehen und daraus bereits gelernt. Als mit zwanzig ihr Chakra erwacht ist, hat sie weniger als eine Woche gebraucht, bis sie es unter Kontrolle hatte. Beeindruckend!“

 

Sarutobi sah in meine Richtung, doch seine Gedanken waren längst abgeschweift und es war, als würde er durch mich hindurch sehen. Die Erinnerung an meine Mutter spielte sich vor seinem geistigen Auge ab. Ob er wohl derjenige gewesen war, der mit ihr trainiert hatte, als ihr Chakra schließlich erwacht war?  Ich musste zugeben, dass es mich mit Stolz erfüllte zu hören, dass sie ihre Kräfte so gut unter Kontrolle gehabt hatte. Gleichzeitig jedoch hatte ich große Angst davor, dass es mir nicht gelingen würde.

 

„Also, wie ich bereits sagte, war deine Mutter wie du ein Jinchuriki und stand dadurch zwischen Menschen und Wächtern“, fuhr er fort. „Das Chakragleichgewicht zu halten ist nicht gerade einfach und zudem gibt es natürlich auch einige politische Herausforderungen, denn wie du bereits festgestellt hast, ist nicht jeder mit der Aufteilung, so wie sie jetzt ist, zufrieden. Deswegen waren an der Seite deiner Mutter zwanzig Wächter, die zum inneren Rat gehörten, sie unterstützten und bei schwierigen Fragen berieten. Sie alle genossen ihr vollstes Vertrauen und mit Stolz darf ich verkünden, dass auch ich mich zu dieser Elite zählen durfte.“

 

Er legte sich eine Hand auf die Brust und senkte ehrfurchtsvoll den Kopf. Dunkle Schatten legten sich auf seine Augen, als er den Blick wieder hob und mich nun direkt ansah.

 

„Auf einer ihrer Reisen lernte deine Mutter schließlich deinen Vater Minato kennen. Die beiden verliebten sich sofort unsterblich ineinander, doch das Tragische daran war, dass er bereits zu diesem Zeitpunkt nur noch wenige Jahre zu leben hatte. Minato litt an einer unheilbaren Krankheit, die ihn von Jahr zu Jahr schwächer werden ließ, bis er schließlich wenige Monate vor deiner Geburt starb. Die Trauer raubte deiner Mutter jegliche Energie und doch schwor sie sich durchzuhalten – deinetwegen. Natürlich ist dieser Umstand nicht lange geheim geblieben und es verbreiteten sich Gerüchte. Ein Jinchuriki, der kein Chakra einsetzen kann und zudem auch noch schwanger ist, trägt praktisch eine riesige Zielscheibe auf dem Rücken. Es war von Anfang an klar, dass der Moment der Geburt sie noch mehr schwächen würde und so war es dann auch. Allerdings war es niemand von außerhalb, der diesen Umstand ausnutzte – es waren Mitglieder des inneren Rates, die Wächter, denen sie am meisten vertraut hatte.“

 

Bisher hatte ich immer nur einen Teil der Geschichte gekannt. Kakashi hatte mir immer erzählt, dass meine Mutter bei einem Angriff der Wächter ums Leben gekommen war, weil sie versucht hatte mich zu schützen. Nun all diese Details zu hören, zu hören, dass der Verrat aus den eigenen Reihen gekommen war, machte mich krank.

 

 „Warum hat ihr keiner geholfen?“, meine Stimme bebte vor unterdrückter Wut.

 

 „Glaub mir, wir alle haben unser Bestes gegeben“, versicherte Sarutobi. „Ich hörte Geräusche aus dem Zimmer deiner Mutter. Ungewöhnliche Geräusche. Natürlich bin ich so schnell ich konnte zu ihr gerannt, doch wie ich bereits gesagt habe, kam der Feind aus unseren eigenen Reihen und so habe ich keinen Verdacht geschöpft als mir jemand aus dem inneren Rat in den Weg trat und versicherte, dass alles in Ordnung sei.“

 

Seine Stimme bebte leicht bei diesen Worten und seine Hand umschlang den Griff der Teetasse so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.

 

„Und dann ging es los. Ich habe noch nie in meinem Leben so einen gewaltigen Donner gehört“, Sarutobi erschauerte und musste für einen Moment die Augen schließen. „In dem Moment wussten alle, dass etwas nicht stimmte. Der Anblick war grausam. Neun tote Wächter, deine Mutter die ebenfalls tot im Bett lag und du. Du warst einfach verschwunden. Das Kinderbett war leer. Deine Mutter hat es nicht geschafft, die Angreifer länger aufzuhalten. In dem Moment, als sie dich in Sicherheit gewusst hat, ist sie bis ans Äußerste gegangen. Sie hat die Angreifer mit sich in den Tod gerissen.“

 

Augenblicklich tauchten die Bilder aus meinen Träumen vor meinem inneren Auge auf. Schon immer hatte ich mich gefragt, wie viel verdrängte Erinnerung möglicherweise in ihnen steckte und hier hatte ich nun die Antwort darauf. Offenbar hatte sich tatsächlich alles so abgespielt, wie ich es immer und immer wieder vor mir sah. Es war nicht nur ein Traum. Diese Menschen waren wirklich gestorben. Sarutobi räusperte sich und lenkte somit wieder meine Aufmerksamkeit auf ihn.

 

„Das Wichtigste ist aber, dass es uns gelungen ist, dich zu retten. Erst fünf Jahre später habe ich erfahren, dass es dich noch gibt und dass es dir gut geht. Du kannst dir nicht vorstellen, wie erleichtert ich war!“

 

Ich spürte, wie zunehmend Wut in mir hochkochte. Wut auf die Wächter, die meine Mutter angegriffen hatten und Wut auf die Wächter, die es versäumt hatten sie zu beschützen. Dass es ihnen gelungen war, mich zu retten, bedeutete in meinen Augen gar nichts. Den Bruchteil einer Sekunde lang erwog ich sogar, ob es nicht besser gewesen wäre, die Schatten hätten mich ebenfalls erwischt.

 

So viele waren gestorben und das alles nur um mich zu schützen. Es kam mir so sinnlos vor. War das das Schicksal von allen, die mir nahestanden? Sofort musste ich an Sakura und Sasuke denken. Ihre Aufgabe war es ebenfalls, mich zu schützen, und bisher hatte ich keine Ahnung gehabt von den Hintergründen. Jetzt wo ich sie kannte, hatte ich plötzlich das Gefühl, Sasukes ablehnende Haltung mir gegenüber besser verstehen zu können. Er hatte keine Wahl. Von Geburt an wurde von ihm erwartet, dass er bereit war sein Leben für mich zu geben.

 

„Der Mann der dich gerettet hat, Obito, wusste nicht, wem er noch trauen konnte, deswegen hat er niemandem gesagt, wohin er ging und ist untergetaucht. Auch für mich war es schwierig herauszufinden, wem ich noch trauen konnte. Fünf Mitglieder des Rates, die an dem Angriff beteiligt waren, sind durch deine Mutter ums Leben gekommen. Zuvor haben sie vier Wächter ausgeschaltet, die versucht haben deine Mutter zu schützen. Der innere Rat wurde zerschlagen und Obito war völlig auf sich allein gestellt.“

 

Ich atmete tief durch. Das alles war so surreal. Den Namen Obito hatte ich noch nie zuvor gehört und nun erfuhr ich, dass er es war, der mir das Leben gerettet hatte. Er war der Mann, dessen Gesicht ich in meinen Träumen niemals erkennen konnte.

 

„Was ist mit ihm passiert?“

 

„Er hat dich zu einem guten Freund gebracht – Kakashi. Kurz darauf wurde er von den Schatten gestellt und getötet.“

 

 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen guten Abend ihr Lieben,

ich hoffe, die vielen Erklärungen haben euch nicht verschreckt, aber jetzt ist schon mal ein bedeutender Teil von Narutos Vergangenheit geklärt. ;) Falls irgendwas immer noch unklar ist oder missverständlich formuliert, zögert nicht zu fragen.
An dieser Stelle muss ich noch eine Ankündigung machen: Da ich im Februar einige Klausuren schreibe, werde ich leider keine neuen Kapitel hochladen können. Ich lege also eine kleine Pause ein und bin dann ab dem 3. März wieder frisch für euch da. Ich hoffe, das nimmt mir niemand krumm. ;)
Ich freue mich auf euer Feedback zum Kapitel und wir lesen uns dann hoffentlich im März wieder.

Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-


Nächste Woche:

„Los!“, rief Itachi.

Er drückte mehrere Knöpfe auf dem komischen Gerät, das er in der Hand hielt und trat dann sofort noch einen Schritt zurück. Nur den Bruchteil einer Sekunde später, nahm ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung war und in dem Moment war es auch schon wieder vorbei. Eine der Puppen schräg hinter Sasuke, hatte mit irgendetwas auf ihn geschossen, doch er hatte die Bewegung sofort gestoppt und umgekehrt. In der Brust der Puppe steckte eine Metallstange. Erschrocken drehte ich mich zu Sakura um.

„Ist das…?“

„Ein Ausleiter, ja“, bestätigte sie. „Sasuke trainiert immer so.“
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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Levelstricker
2016-02-26T17:04:53+00:00 26.02.2016 18:04
Waaaaaaaan komp ändlich dieeee neude ÄISODÄÄ????? ISCH BIEN VOOOOL SÜCKTISCH! MAÄCH BIETE SCHNELÄR JA? Damit wäre ich dir sehr verbunden!かdanke ;)
Antwort von:  -Zerschmetterling-
03.03.2016 17:29
JETZT. :D
Danke für die Rückmeldung und
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Von:  BrokenPride
2016-02-02T15:30:06+00:00 02.02.2016 16:30
:D ich stimme Eismann zu, irgendwie kommt beim lesen dieses Dumbledore-feeling auf wenn Es um Sarutobi geht :D aber das gefällt mir, auch die Lösung mit Narutos Totem Vater und der Beschreibung der Jinchuriki, das hast du wirklich sehr gut gelöst! Ich bin schon gespannt, wie es weiter geht (:
Antwort von:  -Zerschmetterling-
03.03.2016 17:28
Wahrscheinlich hab ich jetzt beim Schreiben auch jedesmal Dumbledore vor Augen. :'D
Das liegt wahrscheinlich auch ein bisschen daran,
dass Naruto wie Harry Waise ist und vom Schulleiter ein bisschen unter seine Fittiche genommen wird.
Naja, Dumbledore ist ja jetzt nicht gerade die schlechteste Assoziation :D
Vielen lieben Dank für dein Feedback
und ich wünsche dir noch einen entspannten Abend. :)
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Von:  Eismann
2016-02-01T23:39:00+00:00 02.02.2016 00:39
Iwie stelle ich mir den Den guten alten Sarutobi die ganze Zeit sie Dumbledore vor ^^
Außerdem wirft sich jetzt die Frage auf ob Obito auch in deiner Geschichte überlebt hat, hoffen wir mal das der Februar schnell vorüber geht ;)

Lg Eismann
Antwort von:  -Zerschmetterling-
03.03.2016 17:26
Das ist wahrscheinlich der Schulleiter-Effekt :D
Aber jetzt, wo du es sagst, sehe ich auch ein paar Gemeinsamkeiten.
Der Februar ist zumindest der Monat mit den wenigsten Tagen
und ich bin auch so unglaublich froh, dass er jetzt endlich vorbei ist. ;D
Vielen lieben Dank für die Rückmeldung
und vielleicht bis gleich beim neuen Kapitel. :)
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Von:  ChailaMing
2016-02-01T06:44:27+00:00 01.02.2016 07:44
Ich bin schon gespannt, wie sich Naruto entwickeln wird.
Schönes Kapitel, weiter so!

LG Chaila
Antwort von:  -Zerschmetterling-
03.03.2016 17:14
Vielen Dank. :)
Da kommt auf jeden Fall noch einiges auf ihn zu. ;)
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-
Von:  Scorbion1984
2016-01-29T07:01:03+00:00 29.01.2016 08:01
Tolles Kapitel !
Antwort von:  -Zerschmetterling-
29.01.2016 09:14
Danke dir :)
Herzliche Grüße
-Zerschmetterling-


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