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Surprise, Surprise

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Surprise, Surprise

Miyavi stand vor dem Spiegel und musterte sich eingehend von allen Seiten, blieb dann mit seinem Blick an seinem Bauch hängen. In den letzten Wochen musste er eindeutig zu viel Süßigkeiten gefuttert haben, so wie er zugelegt hatte. Andererseits hatte er auch jeden Morgen treu und redlich den Porzellangott in seinem Badezimmer angebetet hatte. Er rieb mit einer Hand über den Bauch und dachte nicht weiter darüber nach. Er putzte sich die Zähne und verließ dann das Badezimmer, um sich anzuziehen. Sein Blick fiel aufs Bett, wo Kai zusammengerollt lag und noch tief und fest schlief. Der GazettE-Drummer war erst mitten in der Nacht von der Tour nach Hause gekommen und nach einer sehr leidenschaftlichen Begrüßung, die nach zehn Wochen Trennung zu erwarten war, war er friedlich in den Armen des Solokünstlers eingeschlafen.
 

*~*~*~*
 

Kai hatte sich Miyavis Morgenritual einige Tage nach seiner Rückkehr mehrfach mit angesehen und entschieden, dass es so nicht weitergehen konnte. Auch an diesem Morgen kniete er neben dem Sänger und hielt ihm die langen schwarzen Haare aus dem Gesicht, während dieser sich übergab, und half ihm danach auf die Beine. Als er schließlich beim Zähneputzen war, sagte Kai dann endlich was. "Myv … so geht es nicht weiter … du hängst jeden Morgen über dem Klo und … du hast trotzdem zugenommen … ich hab gesehen, dass du deine Hosen mittlerweile schon nicht mehr zumachen kannst … geh zum Arzt … bitte", bat er ihn und erschrak, als er sah, dass Miyavi Tränen über die Wangen kullerten. Verwirrt sah er seinen Lebensgefährten an und nahm ihn in den Arm. "Shhh…nicht weinen … das ist keine Kritik an dir … ich möchte nur sichergehen, dass du gesund bist", sagte er und streichelte ihm durchs Haar.
 

*~*~*~*
 

Als Miyavi später am Tag vom Arzt nach Hause kam, war er blass und schloss sich im Musikzimmer ein. Er spielte eine lange Zeit auf seiner Gitarre, bevor er sie wegstellte und sein Handy ergriff und seine Mutter anrief. Als diese endlich den Anruf entgegen nahm, fiel er mit der Tür ins Haus. "Warum hast du es mir nie gesagt?" Sie musste nicht einmal überlegen, worum es ging. "… ich wollte dich damit nicht belasten, Takamasa … du warst so glücklich als Junge und hast nie irgendwie deutlich gemacht, dass du lieber ein Mädchen gewesen wärst … deswegen hab ich damals beschlossen, alles so zu belassen, wie es war … vielleicht hätte ich es dir erzählen sollen … aber du wirktest immer so glücklich … ich wollte einfach nicht, dass du in eine Krise gestürzt wirst, weil du dich entscheiden musst, ob du ein Mann oder eine Frau sein willst …", erklärte sie und Miyavi konnte hören, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte. "…Mama…ich…verdammt…wenn Ich davon gewusst hätte, wäre ich vorsichtiger gewesen …", stieß er hervor und ging zwischen seinen Instrumenten auf und ab. "… ich bin mit einem Mann zusammen … du kannst dir vorstellen, vor welchem Problem ich jetzt geradestehe …", sagte er nach einem Moment des einvernehmlichen Schweigens.
 

"Oh Takamasa…das tut mir … es tut mir so leid … und gleichzeitig … freue ich mich …", sagte sie schließlich mit von Tränen erstickter Stimme. Miyavi schüttelte seinen Kopf und atmete tief durch. "… ich muss Yutaka erklären, dass er Vater wird … und dass ich nicht das bin, was ich immer gedacht habe …Funk…Mum…mein ganzes Leben ist eine Lüge…" Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit.
 

"Du schaffst das…du bist stark, mein Junge." "Eben nicht…ich bin kein Junge…und auch kein Mädchen…ich weiß nicht mal, was ich bin…ich…ich…es tut mir leid…aber…ich muss erstmal selbst klarkommen…", sagte er und legte auf. Dann rollte er sich auf dem kleinen Sofa in der Ecke ein und weinte, bis er schließlich einschlief.
 

*~*~*~*
 

Kai hatte Miyavi heimkommen und sich im Musikzimmer einschließen gesehen, aber da er noch Termine hatte, war er zunächst gegangen. Jetzt aber war er wieder da und die Tür zum Musikzimmer war noch immer abgeschlossen. Normalerweise respektierte er es, wenn Miyavi sich darin einschloss und seine Ruhe haben wollte, allerdings machte er sich Sorgen.
 

Der Gitarrist war extrem blass gewesen, als er heimkam und Kai war sich sicher, dass er an diesem Tag noch nichts gegessen hatte. Daher nahm er den Zweitschlüssel zum Musikraum und schloss die Tür auf. Das Zweiwegeschloss war eine sehr gute Investition gewesen in seinen Augen. Vorsichtig schob er die Tür auf und starrte dann auf den Anblick, der sich ihm bot.
 

Miyavi lag auf dem Sofa in der Zimmerecke und hatte sich so klein zusammengerollt, dass Kai es kaum fassen konnte, dass ein Kerl von Miyavis Größe das hinbekam. Als er näher trat, sah er, dass Miyavi immer noch blass war und dass er geweint hatte. Besorgt kniete er vor dem Sofa nieder und tastete an Miyavis Handgelenk nach einem Puls, streichelte ihm dann über die Wange.
 

Nur langsam ließ Miyavi sich von den sanften Berührungen wieder in eine normale Bewusstseinsebene locken und blickte Kai aus verklebten und eindeutig verklärten Augen an. Er drückte seine Wange in die sanfte Berührung, sagte aber nichts. Er war sich auch nicht sicher, was er sagen sollte.
 

Ein schwaches Lächeln zeigte sich auf Kais Lippen und er half Miyavi sanft auf die Beine. "Komm…ab ins Bad…einmal Gesicht waschen…und dann essen wir was", sagte er und brachte den Gitarristen ins Badezimmer.
 

Miyavi ließ sich von Kai betüddeln und nickte einfach nur. Im Bad wusch er sich brav das Gesicht und tappste dann in die Küche, wo Kai ihnen je eine Portion Bratnudeln gezaubert hatte. Er setzte sich an den Tisch und stocherte lustlos in den Nudeln herum.
 

Eine Weile ließ Kai ihn gewähren, aß seine eigene Portion auf. "…was ist los, Takamasa? Hatte der Doktor schlimme Nachrichten?", fragte er ihn und legte eine Hand auf Miyavis. Er sprach seinen Schatz selten mit seinem Taufnamen an, aber so ernst, wie die Situation zu sein schien, wollte er ihn nicht mit seinem Künstlernamen ansprechen.
 

Der Gitarrist ließ seine Stäbchen sinken und starrte Kai eine Weile ausdruckslos an. Dann umklammerte er Kais Hand mit seiner und schüttelte leicht den Kopf. "Nicht direkt…nicht schlimm…aber…" Er atmete zittrig ein und erhob sich, zog Kai mit sich ins Wohnzimmer. Dort setzte er sich und umklammerte ein Kissen.
 

"Takamasa…rede mit mir…", bat Kai und ein wenig Verzweiflung klang mit. Miyavi wirkte vollkommen fertig und er hatte keine Ahnung, wie er ihm helfen sollte.
 

"…mein ganzes Leben ist eine verdammte Lüge, Yutaka…das ist los…", brach es aus Miyavi heraus. Seine Finger verkrampften sich in dem Kissen. "…meine Mutter hat mir…26 Jahre lang verschwiegen…dass ich nicht…nicht normal bin…ich bin eigentlich ein verdammtes Mädchen…"
 

Verwirrt starrte Kai ihn an, versuchte die Worte zu verarbeiten. "…aber du hast…eindeutig funktionsfähige, männliche Geschlechtsorgane, Takamasa…", sagte er leise.
 

"Ja…das ist richtig…aber innen drin…ist alles da, was eine Frau ausmacht…genetisch bin ich…eine Frau…und meine Mutter hat es mir nie erzählt…weil ich als Junge immer glücklich war…und sie mich nicht verunsichern oder zu einer Entscheidung zwingen wollte…und jetzt…Gott…Kai…das ist ja nicht alles…wir haben seit Monaten ungeschützten Geschlechtsverkehr…ich bin schwanger…im vierten Monat…und ich hab keinen Plan, was ich machen soll…ich mein…meine Karriere…ich steh kurz vor der Tour…und du…und GazettE…das könnte alles kaputtmachen…"
 

Kai richtete sich neben Miyavi ein wenig auf. "…du bist…schwanger?", fragte er. Mit vielem hatte er gerechnet, aber damit definitiv nicht. Er hatte nie damit gerechnet, in diese Situation zu kommen. Immerhin war er schwul und Schwule bekamen keine Kinder. Und jetzt stand er vor dieser Situation. Miyavi war vollkommen fertig und Kai wusste nicht einmal, wie er reagieren sollte. Jetzt war er vollkommen verunsichert.
 

Miyavi nickte leicht. Es tat ihm leid, dass er Kai gerade diese Information so brüsk vor den Latz geknallt hatte, aber sie wollte einfach raus. "Ich…tut mir leid…bist du böse?", wollte er wissen, sah mit verweinten Augen zu Kai.
 

"Ich…ich weiß im Moment nicht mal, was ich dazu sagen soll…aber nein…böse…nein…das nicht…verunsichert…überfahren…überfordert…", sagte er und fuhr sich durchs Haar. "Ich…Gott…Miyavi…ich muss erst mal raus…an die frische Luft", sagte er und stand auf, ging hinaus auf ihren Balkon und steckte sich dort eine Kippe an, rauchte sie zittrig.
 

Der Gitarrist nickte nur schwach und sah Kai hinterher, rollte sich dann auf dem Sofa zusammen und weinte abermals.
 

*~*~*~*
 

Drei Tage herrschte eine merkwürdige Stimmung zwischen ihnen. Keiner wusste, wie er mit dem Partner umgehen sollte. Schließlich fasste Kai sich ein Herz und umarmte Miyavi am Morgen, küsste seine Schläfe und lächelte. "…ich werde also Papa?", fragte er ihn sanft, streichelte über Miyavis sanft geschwollenen Bauch.
 

Erschrocken zuckte Miyavi zusammen, nickte dann aber. "Hai…", murmelte er und sah über seine Schulter, um den etwas kleineren Mann unsicher anzusehen. Seine Hände legten sich instinktiv über Kais und er lehnte sich nach kurzem Zögern in Kais Arme.
 

Kai lächelte sanft und hauchte zarte kleine Küsse auf Miyavis Nacken. "Jetzt wo der Schock weg ist, freue ich mich…wir werden Eltern, Miya…wir haben Leben geschaffen…", murmelte er und schmuste mit seinem Schatz.
 

"Hmm…das haben wir…aber ich hab Angst, Kai…wahnsinnige Angst…ich kann unmöglich auf Tour gehen…nicht, wenn man sieht, dass ich schwanger bin…und ich…ich mag es ein Mann zu sein…ich will nicht, dass sie…dass sie mich operieren…ich will einfach so bleiben, wie ich bin…Miyavi sein…und mich nicht festlegen müssen…ich will, dass es so wie früher wird…", sagte Miyavi nach einer Weile, drehte sich und vergrub sein Gesicht an Kais Schulter, wurde von leisen Schluchzern geschüttelt.
 

Der Drummer hielt Kai fest, streichelte ihm beruhigend über den Rücken. "…dann bleib so, wie du bist, Miya…niemand verlangt von dir, dass du dich änderst, auch wenn du jetzt weißt, dass du genetisch eine Frau bist. Wichtig ist, dass du dich wohlfühlst…ich liebe dich, so wie du bist, aber wenn du dich je entscheiden solltest, dass du als Frau leben willst…dann würde ich dich auch dabei unterstützen…es wäre zwar eine wahnsinnige Umstellung für mich, aber ich würde es tun", sagte er sanft, ruhig. Er sah Miyavi ernst an. "Aber das Wichtigste ist erst einmal, dass du unser Kind gesund zur Welt bringst…sag die Tour ab…verschiebe sie, was auch immer. GazettE haben eine Tour hinter sich und die Nächste findet erst Ende nächsten Sommers statt. Dazwischen sind wir im Studio beziehungsweise haben frei…das heißt, ich werde hier sein und dir helfen, so gut ich nur kann…also nicht aufgeben…", sagte er und lächelte aufmunternd.
 

Miyavi lauschte Kais aufmunternden Worten und versuchte die Tatsache zu verstehen, dass Kai ihn wirklich ohne Wenn und Aber akzeptierte und ihn unterstützen würde, obwohl er ihn in den letzten drei Tagen fast vollkommen ignoriert hatte. Unsicher sah er ihn an. "Wirklich? … ich darf…ich bleiben? Obwohl ich ein Baby bekomme?"
 

"Natürlich…du bist Miyavi…du darfst so bleiben, wie du bist…dich verändern, wie du willst…auch wenn du ein Baby bekommst…das gehört jetzt zu dir." Kai grinste leicht und zwickte ihn sanft in die Wange. "Dass du Babys bekommen kannst, ist einfach nur eine weitere deiner Besonderheiten…eine wunderschöne…wenn ich das so sagen darf…du trägst ein neues Leben unter dem Herzen…und es ist eines, dass wir gemeinsam mit viel Liebe geschaffen haben…"
 

"Okay…", murmelte er nur und kuschelte sich dann gegen Kai. Die ganze Anspannung der letzten Tage wich aus seinem Körper, als sich die Erleichterung über Kais Akzeptanz in ihm breitmachte.
 

*~*~*~*
 

Ein im siebten Monat schwangerer Miyavi war etwas, an das Kai sich erst noch gewöhnen musste. Sein Bauch war jetzt mehr als nur deutlich zu sehen und brachte Miyavi immer öfter aus dem Gleichgewicht, was Kai dazu veranlasste ihn zu bemuttern und wie eine Glucke um ihn herumzurennen. Kai machte sich auch wegen Miyavis zunehmenden Rückenschmerzen trotz Sport und Übungen Sorgen, aber der Arzt hatte ihm gesagt, dass das alles vollkommen normal war, da sich das Bindegewebe in Miyavis Körper veränderte und auch sein Becken sich langsam, aber sicher auf die bevorstehende Geburt vorbereitete, was auch zu Schmerzen für den Gitarristen führte.
 

Miyavi hingegen war im siebten Himmel. Kai kümmerte sich rührend um ihn und der Arzt war vollauf zufrieden mit dem Entwicklungsstand des Babys. Das Einzige, worauf Miyavi sich nicht freute, war die Tatsache, dass die Geburt per Kaiserschnitt erfolgen musste, da seine 'Vagina' keinen Zugang nach außen hatte, sondern in seinem Rektum endete und der Arzt ihm klar gemacht hatte, dass eine Geburt dadurch zwar möglich war, er danach aber ein Leben lang inkontinent sein würde, da sein Schließmuskel dafür einfach nicht geschaffen war. Also hatte er widerwillig zugestimmt und schon jetzt begonnen, sich mental darauf vorzubereiten.
 

*~*~*~*
 

Zufrieden betrachtete Miyavi das Kinderzimmer, welches sie gemeinsam eingerichtet hatten. Die Wände waren in einem hellen grün gestrichen und Winnie The Pooh Motive zierten die Wände. Eine Wickelkommode, Regale und ein Schrank mit zarten Rosa-, Blau-, Grün- und Gelbtönen vervollständigten den Raum, ebenso das Babybett, welches am Fenster stand und dessen hellgrüner Himmel sanft im Wind flatterte.
 

Kai, der am Babybett stand und einen kleinen Teddybären hineinsetzte, wandte sich um und strahlte Miyavi an. Er konnte es kaum abwarten, dass ihr Nachwuchs endlich das Gesicht der Welt erblickte. Ihre Freunde wussten noch immer nichts von dem Babyglück, nahmen sie doch an, dass Miyavi bis über beide Ohren in Arbeit für ein neues Album steckte, weswegen er auch seine Tour auf unbestimmte Zeit verschoben hatte.
 

*~*~*~*
 

Schwer stützte Miyavi sich am Türrahmen des Musikzimmers ab, hielt sich seinen Bauch mit der anderen Hand. "Kai?", rief er über die Musik hinweg. Heute war Kais 27ter Geburtstag und GazettE waren zu Besuch, um mit ihm zu feiern. Miyavi hatte sich schon vor ihrem Eintreffen ins Musikzimmer zurückgezogen, aber das konnte er jetzt knicken. In den letzten Stunden waren die Vorwehen immer schmerzhafter und vor allen Dingen regelmäßiger geworden und er war sich sicher, dass jeden Moment die Fruchtblase platzen würde.
 

Als er Miyavi rufen hörte, entschuldigte Kai sich bei seinen Bandkollegen und trat in den Flur. "Miyavi? …ist es soweit?", fragte er ihn und stützte ihn, versuchte jetzt nicht in Panik zu verfallen.
 

Miyavi nickte. "Hai…die…Fruchtblase platzt gleich…glaub ich…wir müssen los…hab den Doktor schon angerufen…sie warten auf uns…", keuchte er hervor. Kai nickte und griff mit der freien Hand nach der Tasche, die neben der Tür vom Musikraum stand.
 

"Jungs…ich muss weg…mein Baby kommt!", rief er in Richtung Wohnzimmer und begann dann sich auf den Weg nach unten zu machen. Er ignorierte die verwirrten Rufe seiner Band, war aber dankbar, als Reita die Tür offenhielt und anbot sie zum Krankenhaus zu fahren, auch wenn die Situation ihn verwirrte.
 

*~*~*~*
 

Reita hielt vor dem Krankenhaus, dessen Adresse Kai ihm genannt hatte, und der Drummer stieg aus, nahm den wesentlich größeren und deutlich runden Sänger auf seinen Arm, trug ihn ins Krankenhaus hinein, wo ihm eine Krankenschwester mit einem Rollstuhl entgegenkam und ihn fragte, wie weit die Wehen auseinander waren.
 

Kai sah Miyavi fragend an und dieser keuchte ein 'zwei Minuten' hervor und ebenso, dass die Fruchtblase gerade das Zeitliche gesegnet hatte, was Kai mit einem Blick auf seine nassen Schuhe nur bestätigen konnte. Dann setzte er Miyavi in den Rollstuhl und gemeinsam mit der Schwester brachte er Miyavi in den OP, wo der Kaiserschnitt stattfinden sollte. Es musste jetzt alles sehr schnell gehen, das wusste Kai, also zog er sich zurück und wartete einfach ab, wo man ihn haben wollte, denn dass er dabei sein wollte, stand außer Frage. Schließlich wies eine OP-Schwester ihn an sich umzuziehen und seine Hände sauber zu schrubben und brachte ihn dann zu Miyavi, den man inzwischen umgelagert und teilbetäubt hatte.
 

Er stand neben Miyavis Schulter und streichelte die nicht vom Anästhesisten belegte Hand, sah dabei über das Tuch, welches Miyavi den Blick auf seinen Bauch verwehrte. Kai wechselte die Gesichtsfarbe, als der Arzt Miyavis Bauch mit gezielten Skalpellbewegungen aufschnitt und dann mit den Händen in dessen Bauchhöhle verschwand. Einige Sekunden und heftiges Geruppel später zerrte der Gynäkologe ein unwillig schreiendes Baby ans Licht der Welt, klappste es nochmals auf den Po und winkte Kai dann zu sich, damit dieser die Nabelschnur durchtrennen konnte. Kais Augen leuchteten vor Stolz, als die OP-Schwester ihm seine Tochter mitsamt dem grünen, blutverschmierten OP-Tuch in den Arm legte und zählte als erstes Mal die kleinen Finger und Zehen, tappste dann verstrahlt lächelnd zu Miyavi.
 

"Ein Mädchen, Miya…ein süßes, kleines, perfektes Mädchen", sagte er und legte die kleine Maus auf Miyavis Brust ab, drückte Miyavi dann einen Kuss auf die verschwitzte Stirn und sah voller Stolz auf die beiden herab, schoss auch gleich ein erstes Foto mit dem Smartphone von den beiden liebsten Menschen in seinem Leben. Schon jetzt war er verliebt in das kleine Mädchen, das noch keinen Namen trug und kaum zwei Minuten auf dieser Welt weilte.
 

Einen Moment lang ließ die Schwester zu, dass Miyavi seine Tochter streichelte und in der Welt willkommen hieß, dann nahm sie ihm das Baby allerdings ab, um es zu wiegen und vermessen und im Anschluss mit Kai gemeinsam zu baden, während er Arzt Miyavi wieder zusammenflickte.
 

"Wie soll die Kleine denn heißen? Weil sonst muss ich hier Baby Ishihara eintragen", fragte die Schwester, die der OP-Schwester und Kai assistierte. Kai blickte zu Miyavi hinüber und lächelte. "Sakuya…Sakuya Ishihara", sagte er, nachdem sein Liebster ihm zugenickt hatte. Sie hatten lange überlegt und sich dann für einen Unisexnamen entschieden, für den Fall, dass das Baby unter der selben Laune der Natur litt wie Miyavi.
 

*~*~*~*
 

Eine knappe Stunde später lag Miyavi in einem Bett auf der Wöchnerinnenstation und stillte Sakuya, während Kai neben ihm saß und die beiden einfach nur betrachtete. Er streichelte Miyavi durchs Haar und nickte leicht, als dieser ihn bat, Sakuya das Bäuerchen machen zu lassen. Behutsam nahm er seine Tochter auf den Arm und klopfte ihr sacht auf den Rücken, damit die Luft, die sie beim Trinken sicherlich geschluckt hatte, entweichen konnte. Für seine Mühen wurde er mit einem feuchten Fleck bestehend aus Muttermilch belohnt, aber er lachte nur gutmütig und wiegte Sakuya in den Schlaf, legte sie dann in das Beistellbettchen. Er blickte zu Miyavi und stellte fest, dass dieser ebenfalls schlief. Es war also an der Zeit sich seiner Band zu stellen, welche laut Auskunft der Stationsschwester in einem der privaten Raucherzimmer untergebracht worden waren.
 

Er sagte am Stationszimmer Bescheid, wo er zu finden war und das sowohl Miyavi, wie auch Sakuya friedlich schliefen und am besten nicht gestört werden sollten. Dann betrat er das Raucherzimmer und sah sich seinen Bandkollegen gegenüber, die ihn alle misstrauisch beäugten.
 

"Du bist doch mit Miyavi liiert, oder?", fragte Ruki ihn und klang sehr streng dabei. Kai nickte. Was für eine bescheuerte Frage war das bitte. "Und warum genau musste Reita euch dann in Windeseile zum Krankenhaus fahren und wir befinden uns jetzt auf einer Station für Frauen und Babys?"
 

"Jetzt lass ihn doch mal zu Wort kommen, Ruki!", mischte Reita sich ein und sah seinen besten Freund an, der vor Freude und Stolz zu platzen schien.
 

"…vielleicht, weil ich Papa geworden bin, Ruki? Schon mal daran gedacht?", erwiderte Kai trocken.
 

"Ehm…Miyavi ist aber…", hier unterbrach Kai ihn direkt. "Eben doch. Genetisch ist er eine Frau…und kann deswegen eben auch Babys bekommen…aber das wussten wir bis vor fünf Monaten auch noch nicht…und Gott…ich bin Papa…und mein Baby hat am selben Tag wie ich Geburtstag…Sakuya hat wie ich Geburtstag", fiel es ihm erst jetzt auf und er sprang Reita an. "Meine Tochter hat heute Geburtstag."
 

Reita pattete ihn sanft. "Herzlichen Glückwunsch, Kai…im doppelten Sinne…zu deinem Geburtstag und zu dem deiner Tochter…ich versteh zwar nicht genau, wie das möglich ist…aber ich freue mich für dich", murmelte er dem jetzt vor Glück weinenden Papa ins Ohr, bevor er ihn dann an Aoi und Uruha weiterreichte, die bisher geschwiegen hatten, ihn aber jetzt ebenfalls beglückwünschten.
 

Dann stand Ruki vor ihm, sah ihn ein wenig misstrauisch an, aber als Kai ihm das Bild von einer blutverschmierten Sakuya und einem vollkommen erschöpften Miyavi auf dem OP-Tisch zeigte, glaubte auch der Sänger endlich, dass Kai Papa geworden war, und beglückwünschte ihn.
 

*~*~*~*
 

Sakuya hatte ihre beiden Papas von Anfang an um den kleinen Finger gewickelt. Die beiden Männer lasen ihrer Tochter jeden Wunsch von den Augen ab und endlich konnte sie sich dafür bedanken. Sie war jetzt wenige Wochen alt und zeigte zum ersten Mal ein bewusstes, zahnloses Lächeln, als Kai sie auf den Arm nahm.
 

Er und ihre Mama weinten vor Freude bei diesem Anblick und machten ganz viele Bilder von ihr.
 

*~*~*~*
 

Als Sakuya das erste Mal krank war, vergingen ihre Eltern vor Angst. Sie hatte hohes Fieber und hustete ganz schlimm, aber der Kinderarzt beruhigte ihre Eltern, dass alles wieder gut werden würde und tatsächlich war sie einige Tage später schon wieder quietschfidel.
 

*~*~*~*
 

Krabbeln und robben konnte Sakuya schon seit einer Weile gut, aber sie wollte sich endlich so fortbewegen wie Mama und Papa. Also übte sie in ihrem Bettchen und dem Laufstall sich hochzuziehen und auf eigenen Füßen zu stehen. Als ihre Mama das sah, begann sie auch ihr außerhalb des Laufstalls dabei zu helfen. Immer wieder hielt sie sie an den Händen und lockte sie. Versuchte sie dazu zu bringen selbst zu laufen und schließlich konnte sie an der Hand laufen. Ihr Papa konnte das nicht sehen, denn Kai war mit ihren Onkeln weg. Aber dann kam der Tag, an dem er wieder da war und Mama hatte so fleißig mit ihr geübt, wollte jetzt mit ihr auf ihren Papa zulaufen, aber Sakuya schüttelte sie ab und machte mit 10 Monaten ihre ersten Schritte ohne Mamas helfende Hand auf ihren Papa zu, bevor sie auf dem Popo landete und mit einem unwilligen Quietschen ihre kleinen Arme nach ihrem Papa ausstreckte, der sie mit einem strahlenden Lächeln auf den Arm nahm und sie lobte. Als sie dann auch noch ein 'Pa' herausbrachte, hätte ihr Papa den Raum auch ohne Lampe hell machen können.
 

*~*~*~*
 

Der erste Tag im Kindergarten war doof. Ihr liebster Spielkamerad, der kleine Sabu-chan, das Hündchen von Onkel Ruki, war nicht bei ihr und so äußerte sie ihren Unmut nur zu deutlich. Normal war sie ein fröhliches, aufgewecktes Kind, aber wenn sie ihren Willen nicht bekam, dann kam eine kleine Zicke zum Vorschein, die ihresgleichen suchte.
 

Die Betreuerin der Sternchengruppe vom Kindergarten war von Sakuyas Verhalten so verunsichert, dass sie ihren Papa anrief, der auch sofort vorbeikam und ihr abermals erklärte, dass sie Sabu-chan am Nachmittag sehen würde, jetzt aber hier mit den Kindern spielen sollte. Nachdem sie noch ein Küsschen und ein Bonbon abgestaubt hatte, ließ sie sich endlich dazu herab auch mit anderen Kindern zu spielen.
 

*~*~*~*
 

"Hast du Sakuya gesehen?", wollte Miyavi von Kai wissen.
 

"Also gerade eben war sie noch im Wohnzimmer", erwiderte der und stand vom Küchentisch auf, um seine fünfjährige Tochter zu suchen. In ihrem Zimmer war sie nicht, aber als er am Musikzimmer vorbeilief, begann er zu lachen und winkte Miyavi her, schob die Tür auf und man konnte die schlanke, für eine fünfjährige große Gestalt ihrer Tochter hinter dem Drumset ausmachen, wo sie versuchte einen gleichmäßigen Rhythmus zu spielen.
 

Leise betrat Kai den Raum und kniete sich neben sie. "Soll ich dir helfen?", fragte er sie, und als sie nickte, nahm er sie auf den Schoß und begann ihr beizubringen, wie man Schlagzeug spielte. Miyavi hatte ihr lediglich noch Ohrenstöpsel verpasst, bevor er sich aufs Sofa setzte und die beiden beobachtete.
 

*~*~*~*
 

Der erste Schultag war nicht so schlimm, wie Miyavi befürchtet hatte. Als er Sakuya am Nachmittag abholte, plapperte sie fröhlich vor sich hin und fragte, ob sie ihre neue Freundin zum Spielen einladen durfte.
 

*~*~*~*
 

Schlimm hingegen war es, als Sakuya mit 16 ihren ersten festen Freund mit nach Hause brachte. Miyavi hatte Stunden damit zugebracht Kai gesundzubeten, damit er dem jungen Mann nicht schon an der Haustür den Hals umdrehte, aber als dieser dann ihre Wohnung betrat und es sich herausstellte, dass Ryo der Sohn von Daisuke Andou, seines Zeichens Rhythmusgitarrist von Dir en grey, war, da war es beinahe um den Weltfrieden geschehen.
 

Sakuya stand kopfschüttelnd neben dem ihrem Freund. "Stör dich nicht dran…war ja bei deinen Eltern nicht anders", sagte sie trocken und zuckte mit den Achseln.
 

Ryo lachte. "Wie gut, dass er nicht weiß, wer meine Mutter ist", erwiderte er.
 

~Owari~



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  myamemo
2015-12-08T20:46:21+00:00 08.12.2015 21:46
Ja, die Vorstellung ist wirklich sehr komisch, aber trotzdem voll niedlich geschrieben ^^
Und das Ende ist eh der Hammer xD
Gefällt mir ^-^ö
Antwort von:  ScarsLikeVelvet
08.12.2015 21:47
Hihih
Danke sehr
Von:  Gedankenchaotin
2015-12-08T20:25:14+00:00 08.12.2015 21:25
Ähmja.. eine süße Story, auch wenn ich mir Myv nicht unbedingt schwanger vorstellen kann und auch nicht will.
Aber süß die beiden. ^^

und danke für die Widmung.
Antwort von:  ScarsLikeVelvet
08.12.2015 21:27
ehm...ich konnte es mir auch nicht vorstellen...und wollte auch nicht wirklich...
aber wie heißt es schon in dem Witz "...Wunsch ist Wunsch und jetzt bück dich, Fee, ne ^.~"
Aber immer wieder gerne *knuddel*


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